[Skyrim] Legenden sterben nie

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  • Legenden sterben nie



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    Fyluriel. (Als mein Mod noch funktioniert hat. RIP)


    Serafin Schwarzfell ist vieles: Dieb, Söldner, selbsternannter Frauenheld...alles, nur nicht das, was die Götter gerne hätten. Er ist ein Tunichtgut und Taugenichts, der es seinen beiden Cousins Farkas und Vilkas recht schwer macht, einen "ehrlichen" Mann aus ihm zu machen...Und dann kommt da noch die Sache mit dem Drachenblut. Serafin sträubt sich mit Händen und Füßen dagegen. Bis er auf jemanden trifft, den man für längst ausgestorben hält: Fyluriel, eine Schneeelfe. Was sie sucht, woher sie kommt, verrät sie nicht. Aber anscheinend ist sie der gleichen Meinung wie die Götter: Serafin MUSS Himmelsrand retten. Erst dann, kann sie selbst ihre Aufgabe erledigen.


    Was ist Skyrim?



    The Elder Scrolls V: Skyrim ist ein RPG von Bethesta und ist - wie die Zahl schon verrät - Nummer 5 in der Elder Scrolls Reihe. Es erschien im November 2011.
    Die Geschichte spielt in einer der Provinzen Tamriels, nämlich in Himmelsrand (englisch: Skyrim). Himmelsrand ist die Heimat der Nord, einem Menschenvolk. Dort gibt es Legenden über ein sogenanntes Drachenblut. Das Drachenblut hat die Fähigkeit, die Seelen von Drachen aufzunehmen und dadurch stärker zu werden - es stammt von Drachen ab. Im Spiel selbst ist man eben dieses Drachenblut und muss - wie soll es auch anders sein - die Welt retten. Dabei benutzt man nicht nur Waffen und Magie sondern auch die Sprache/Stimme der Drachen. Das ist nämlich die natürliche Gabe des Drachenblutes: Statt diese Sprache jahrelang zu lernen, muss man nur die einzelnen Wörter finden und man kann sie dann auch benutzen. Diese sogenannten Thu'ums bestehen aus 3 Worten, die zusammen eine Art Zauberspruch abgeben und mit denen man wahlweise Feuer speien, Eis speien, jemanden umwerfen, Drachen vom Himmel holen kann und so weiter und so fort.
    Neben der Hauptstory gibt es natürlich auch noch unzählige Nebenquests, Bürgerkriege, Quests von Daedra (so etwas wie die Götter bzw Dämonen, mehr dazu unten), Berufe, Dungeons, hässliche Spinnen, noch hässlichere Krabben und so weiter und so fort. Auf einige der Questlinse, Fraktionen, Städte, Dungeons etc. werde ich hier eingehen, weil meine Geschichte eben dort spielt.


    Von Spielern selbst gibt es auch zigtausend Mods, um die Grafik zu verbessern, tollere/gruseligere Sounds einzupatchen, neue Waffen/Rüstungen/Reittiere/Begleiter, My little Ponies statt Drachen, Pokémon statt Drachen... ihr seht - alles.


    Warum schreibst du das?



    Die Idee zu meiner Geschichte kam mir beim Zocken. Ich spielte anfangs eine Nordkriegerin, dann habe ich einen Frostelfenmod entdeckt und die kleine Fyluriel wurde geboren. Und mein Hirn hat sich Geschichten ausgesponnen, die hier (oder auf anderen Plattformen) veröffentlicht werden.


    Es kann sein, dass die eine oder andere Kampfszene etwas seltsam klingt, aber ich musste diese Szenen für das BisaBoard etwas umschreiben. Die Story hat eigentlich ein 18+ Rating, weil ich mich doch etwas ausgetobt habe, was Kämpfe und Beschreibungen von Gewalt angeht.


    Kleines/großes Glossar



    Falls ich irgendetwas vergesse, hier einzutragen (oder ihr etwas nicht versteht), dann gebt Bescheid, dann wird das hier noch eingefügt. Mir fällt wahrscheinlich das Meiste nicht auf, weil ich alle Begriffe kenne :D Nein, es ist nicht alphabetisch geordnet.



    Drachensprache



    Übersetzungen der einzelnen Wörter folgen noch!


    • Yol Toor Shul - Feueratem
    • Fus - "Macht"
    • Dovahkiin - Drachenblut
    • Kaan - "Kyne" in der Drachensprache

    Inhaltsverzeichnis



    Prolog
    Kapitel 1
    Kapitel 2
    Kapitel 3
    Kapitel 4


    Abonnenten



    • Sheogorath

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    Viel Spaß beim Lesen!

  • Prolog


    Tief hatte sie die Kapuze ins Gesicht gezogen, den Kragen ihrer Tunika hoch geschlagen. Der dicke Pelzmantel umhüllte ihre schlanke Gestalt wie ein Kokon aus Bärenfell, der nur ein paar Zentimeter über dem Boden aufhörte. Ihre Füße steckten in ledernen Stiefeln. Flauschiges Kaninchenfell lugte am oberen Rand heraus. Handschuhe, Hose und Wams waren ähnlich gearbeitet. Waffen konnte man dank der Vermummung keine sehen.


    So spazierte sie durch den dichten Schneefall, beobachtete den Tanz der Flocken aufmerksam. Leise lächelte sie vor sich hin. Sie mochte den Schnee, das kühle Kribbeln, das er auf der Haut hinterließ. Zu gerne würde sie sich das Bärenfell von den Schultern werfen und ihre nackten Arme dem Himmel entgegen recken – aber das war unmöglich. Zumindest dann, wenn sie unerkannt bleiben wollte. Und das wollte sie, so lange wie möglich. Vielleicht nahmen die Nord es ihr ja ab, dass sie eine Altmer war, eine etwas kranke Altmer. Immerhin war sie eine Mer. Auch wenn ihre blaugraue Hautfarbe sie nicht als Altmer durchgehen ließ. Eine Dunmer? Das passte schon eher. Aber ihre grauen, fast weißen Augen passten nicht zu Dunmer. Die hatten doch, nach allem, was sie gelesen hatte, rote Augen. Verdammt! Eine blinde Dunmer? Aber warum war sie dann alleine unterwegs? Warum war sie dann überhaupt unterwegs?
    Fluchend ließ sie sich auf einem Felsen nieder, legte ihr Waffenbündel ab. Der eisblau schimmernde Bogen und die ebenso blau schimmernden Pfeile waren in einem großen Stück Leder eingeschlagen, damit sie nicht so auffielen. Sie strich sich die Kapuze nach hinten, schüttelte den langen, weißen Zopf aus. Das Gesicht hob sie dem Schnee entgegen, genoss seine kühle Berührung.



    Ja, was machte sie denn jetzt? Sie hätte sich besser vorbereiten sollen. Dieser Ausflug an die Oberfläche stellte sich als komplexer heraus, als sie bisher angenommen hatte. Schon allein das Zusammentragen der ganzen Felle und Stoffe und Leder, damit sie sich eine möglichst hochgeschlossene Rüstung hatte machen können…


    „Fylu, Fylu, was hast du dir nur dabei gedacht. Von wegen ‚nur mal nach oben gehen‘ … die wollen dich hier sowieso nicht …“


    Frustriert pustete sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. Sie kramte in ihrer kleinen Umhängetasche herum, zog einen kleinen Bergkristall hervor und suchte nach ihrem Spiegelbild. Nein, als blinde Dunmer käme sie auf keinen Fall durch. Oder doch? Vielleicht fand sie ja irgendeinen Einfalltspinsel, den sie etwas bestechen konnte, damit er ihren Führer spielte. Irgendwo in einem Gasthaus müsste sich doch jemand finden lassen! Und bei dem Wetter fiel es sicherlich nicht auf, wenn sie ihre Kapuze tief im Gesicht hatte.



    Mit neuem Mut zog sie sich besagte Kapuze wieder tief ins Gesicht, hängte sich den eingewickelten Bogen wieder um und setzte ihren Weg fort.



    Nach und nach ließ der Schneefall nach, die Sonne kroch hinter den Gipfeln der Berge hervor. Das Lied der Vögel setzte ein,
    untermauert von Bienengesumme. Fyluriel stapfte am Wegrand weiter in Richtung Norden. Sie war immer noch bester Laune, summte sogar ein leises Lied vor sich hin.


    Die Zweifel über ihre Reise waren wie weggewischt. Zwar blendete die Sonne sie ein wenig, aber dennoch genoss sie das Schauspiel. Sie liebte es, die Sonne beim aufgehen und untergehen zu beobachten, sich vorzustellen, wie es wäre, in der Oberwelt zu leben und nicht so zurückgezogen bei den Wegschreinen. Wie es wäre, an einem Fest teilzunehmen, in einem Gasthaus zu sitzen, ja … auf den Markt zu gehen. Oder auf einem der Tiere zu reiten, die die Nord Pferde nannten. Mit einem Hund spielen. Oder einer Katze kuscheln. Fyluriel hatte sich viel vorgenommen. Sehr viel. All das wollte sie machen. Gelebor hatte sie nur ausgelacht. Der Ritter-Paladin nahm seine Aufgabe etwas zu ernst, war der Meinung, sie solle Auri-El dienen und nicht in Gefilden herumschleichen, in denen sie nichts mehr zu suchen hatte.



    Die Welt um die Falmer herum wurde lebendiger. Der Schnee nahm ab, die Winterwelt ging in Tundra über. Mit einem leisen, freudigen Quietschen beobachtete sie Kaninchen und Eichhörnchen beim herumhuschen. Sie blieb stehen. Sollte sie ihr Glück versuchen? Bisher war sie immer eine geschickte Jägerin gewesen. Doch das war in weniger bewohnten Gebieten. Sie hatte nicht darauf achten müssen, was sie tat und wie sie dabei aussah. Sollte sie entdeckt werden …



    Weiter kam sie nicht. In ihrem Staunen und dem Träumen hatte sie nicht mehr darauf geachtet, was sich hinter ihr abspielte. Sie spürte etwas Hartes an ihrem Kopf, sah noch eine schwarz vermummte Gestalt – dann war dar nur noch Schwärze.

    ~


    Dieses Weib war ein leichtes Ziel. Er hatte sie schon eine ganze Weile verfolgt, nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um zuzuschlagen. Grob stieß er die Bewusstlose an, so dass sie ins nächste Gebüsch rollte. Von ihrem Gürtel löste er das, was er als Geldbeutel identifizierte. Prüfend schüttelte er das Beutelchen kurz, lächelte bei dem vertrauten Klang von Goldmünzen. Ein Blick hinein verriet ihm, dass das Weibsbild dümmer war, als er dachte. Zwischen den Münzen lagen Edelsteine! Na das war doch wunderbar, Brynjolf würde ihn vor Freude küssen. Endlich brachte mal wieder jemand etwas Beute in den Rattenweg. Vielleicht verzieh er ihm den Beitritt zu den Gefährten ja irgendwann.




    Er steckte seine Beute ein, schlenderte den Weg weiter entlang, ganz so, als wäre nichts gewesen. Ein Gefangenentransport zuckelte an ihm vorbei Richtung Helgen. Arme Schweine … Gelassen setzte er seine Reise fort, pfiff vor sich hin.



    Ein seltsames Geräusch erklang. Er sah sich um, entdeckte aber nichts.


    Da, wieder das …


    „Was, beim Reich des Vergessens, ist DAS?!“




    Er blieb auf dem steilen Weg stehen, hatte so also eine gute Aussicht auf die Siedlung und…das Ding. War das wirklich ein Drache? Zumindest sah es so aus … und … es spuckte Feuer … und wirkte wütend … ziemlich wütend … und … es brüllte irgendwas. Egal, was es war, er sollte weg, wenn er nicht als Drachenfutter enden wollte.

  • Kapitel 1


    Ruhelos lief er quer durch den Wald. Die Schreie des Drachen hallten noch immer in seinen Ohren.
    Yol Toor Shul!
    Diese Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Genauso wenig das Inferno, das er von Weitem erblickt hatte. Bevor er sich verwandelt und seine Sachen gepackt hatte. Jetzt wartete er auf die Dunkelheit, damit er durch den Geheimgang der Tiefenschmiede zurück nach Weißlauf und Jorrvaskr konnte.
    Um sich abzulenken gab er sich der Bestie hin – wie so oft. Er war in seine Höhle gegangen, dort ließ er seine Sachen liegen. Die Jagd konnte beginnen. Am Höhleneingang hob er die Schnauze in die Luft, witterte. Ein Kaninchen, ein Elch … ein Fuchs. Nein, das reizte ihn alles nicht. Er wollte jagen, nicht spielen, wollte die musikalischen Klänge menschlicher Angstschreie in seinen Ohren haben. Banditenlager. Irgendwo hier waren doch immer welche. Erneut hob er die Schnauze in die Luft – und witterte seine Beute.


    Die Glutsplittermine, natürlich. Hier war schon seit Ewigkeiten kein ordentlicher Bergmann mehr gewesen. Ein Rothwardone, der ziemlich grimmig dreinblickte, stand vor dem Eingang. In seinem zotteligen Bart waren zwei Zöpfe geflochten. Der Werwolf roch seinen ungewaschenen Körper. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, sich anzuschleichen. Mit einem tiefen Grollen stürzte er sich auf den Mann, biss ihm in den Hals. Er warf die Leiche beiseite, brach durch die marode Holztür, die den Minenschacht verdeckte. Krachend flog das Holz in den Schacht, die Bestie eilte weiter.

    Weitere Banditen trafen seinen Weg. Sie konnten sich nicht zwischen Wut und Entsetzen, schossen Eisenpfeile auf das Monster, das ihnen da entgegen kam. Und das störte das Vieh auch noch nicht mal! Brüllend warf sich einer der beiden mit gehobener Axt in den Kampf. Sekunden später kippte sein Körper einfach um. Das Monster hielt den Kopf noch in den Pranken, warf ihn nach dem noch lebenden Banditen. Dieser kreischte wie ein Mädchen, rannte los. Ein Heulen begleitete ihn, während er hastig einen Hebel nach oben zog, um die Brücke herunterzuklappen. Seine einzige Fluchtmöglichkeit bestand darin, es noch vor diesem Biest über die Brücke zu schaffen und mit den anderen zu fliehen. Ratternd krachte die Anreihung von Latten, die sich Brücke schimpfte, nach unten, blieb in ihrer Halterung liegen. Der Bandit dachte gar nicht daran, sich nach dem Monster umzusehen, sondern rannte um sein Leben.

    Der Werwolf folgte seiner Beute auf leisen Sohlen. Vor Freude und Erregung tropfte Geifer von seinem Maul auf den erdigen Boden. Wie er es liebte! Nichts, nichtmal die heiße Vereinigung mit einer Frau konnte ihn so erregen und befriedigen wie die Jagd. Zumindest fühlte es sich so an. Angst und Schweiß stiegdn ihm in die Nase. Seine Beute hatte ihre Freunde erreicht. Panische Schritte ertönten, Waffen klirrten. Möbel wurden verrückt. Bauten sie sich etwa eine Barrikade? Der Werwolf gab ein Geräusch von sich, was sich als Kichern interpretieren ließ. Die kleinen Menschlein bereiteten ihm also einen herzlichen Empfang. Da durfte er sich ja gar nicht mehr anschleichen, sonst wär die Mühe ja umsonst gewesen. Mit einem tiefen Grollen, das seiner Kehle entwich, stürmte er los.

    ~


    Etwas Kratziges strich ihr übers Gesicht. Etwas Kratziges, Feuchtes und Warmes. Fyluriel schlug die Augen auf. Sie erkannte nur verschwommene, sich drehende Umrisse, dann war es wieder dunkel. Das Licht war viel zu grell, der Schnee glitzerte viel zu sehr in der Morgensonne. Langsam, schwankend richtete sich die Falmer auf, hielt sich stöhnend den Kopf. Vorsichtig öffnete sie die Augen. Sie musste ein paar Mal blinzeln, bis sie sich ans Sonnenlicht gewöhnt hatte. Das Tier, das sie geweckt hatte, war verschwunden. Eine Hufspur führte ins nächste Gebüsch. Das war jetzt aber das geringere Problem. Stöhnend hielt Fyluriel sich den Kopf. Warum schmerzte der denn so? Und warum war da eine Beule an ihrem Hinterkopf? Langsam kamen die Erinnerungen wieder.

    „Wenn ich dich erwische, du dreckiger kleiner Dieb, dann gnade dir Auri-El, aber ich werd’s nicht tun!“

    Schwankend kam die Falmer auf die Beine. Ihre Waffen fand sie nicht weit von sich ebenfalls im Gebüsch liegend. Ein Glück hatte der Dieb darauf verzichtet, sie genauer zu filzen, sonst wären ihm die kostbare Waffe und der aufwendig gearbeitete Köcher aufgefallen. Erleichtert fasste sie sich an den Hals – und schrie darauf wütend. Dieser Mistkerl hatte ihr Amulett von Auri-El geklaut! Das war sein Todesurteil. Jetzt würde sie ihn jagen. Jagen, bis sie ihn fand und sich rächen konnte. Bogen und Köcher wurden wieder geschultert, dann zog die Mer weiter.

    Nach einer Weile entdeckte sie Rauchschwaden am Himmel. Brannte es hier etwa? Mitten im Schnee? Fyluriel beschleunigte ihren Schritt. Vielleicht gab es ja verletzte, denen sie mit ihren Heilkräften helfen konnte! An ihr andersartiges Aussehen und ihre Ausrede dachte sie in dem Moment überhaupt nicht. Sie wunderte sich nichtmal mehr über die fehlenden Tiere und die stummen Vögel. Im Laufschritt eilte sie dem Rauch entgegen, nur um festzustellen, dass sie vor den verkohlten Überresten einer Siedlung stand.


    „Was, in Auri-Els Namen, ist hier geschehen?“

    Schockiert hielt die Mer an, sah sich um. Nichts, als rauchendes Holz, rauchende Steine, rauchende Leichen. Dieses Dorf musste einem Inferno zum Opfer gefallen sein. Ob es jemand niedergebrannt hatte? Aber…wer brannte denn schon ganze Dörfer nieder? Fyluriel begann, zwischen den Trümmern nach Überlebenden zu suchen, aber ohne Erfolg. Alle waren sie bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Sie wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Trauer, Mitgefühl und Wut trieben ihr die Tränen in die Augen. Mit einem leisen Gebet für die Verstorbenen auf den Lippen verließ sie das Trümmerfeld, begab sich weiter Richtung Norden. Vielleicht fand sie ja irgendwann heraus, was hier geschehen war.

    ~


    „Oh, wie schön, dass der werte Herr Schwarzfell mal wieder Aufträge alleine macht.“


    Aelas schneidende Stimme riss ihn aus seinem Blutdurst. Die rothaarige Nord stand mit verschränkten Armen vor ihm und seinem Blutbad. Farkas stand hinter ihr, starrte ihn böse an. Der Werwolf ließ die Hand, die er dem Banditenführer gerade abgerissen hatte, fallen. Schuldbewusst senkte er den Kopf, die Ohren hingen nach unten, ja sogar sein Schwanz wedelte etwas.


    „Für die reumütige-Welpen-Nummer bist du ein wenig zu groß und zu alt, Serafin Schwarzfell.“


    Oh, sie hatte ihn beim Namen genannt. Mit etwas Willenskraft schaffte er es, die Bestie in sich zu beruhigen, seine menschliche Gestalt wieder anzunehmen. Nun stand er nackt in der knöcheltiefen Mischung aus Blut und Innereien, schenkte der Jägerin seinen schönsten Dackelblick.

    „Aela, meine Lieblingsschildschwester, ich wusste nicht, dass diese Halunken hier ein Auftrag waren. Ich kam gerade aus dem Süden, als mich die Jagdlust packte …“

    Zum Dackelblick kam jetzt noch sein versöhnlichstes Lächeln. Seine sowieso schon sehr tiefe Stimme versuchte er, noch etwas tiefer und ruhiger klingen zu lassen. Die Nord schnaubte jedoch nur, machte dann einen großen Bogen um das Massacker.


    „Zieh dir was an, Welpe. Tilma hat dir eine extra Portion Süßkuchen aufgehoben, weil sie weiß, dass du den so gerne hast … .Dass du immer so eine Sauerrei hinterlassen musst …“


    Serafin blickte sich um. In einem Regal fand er eine schöbig aussehende Fellrüstung. Sie passte sogar so halbwegs. Seinen ursprünglichen Plan, wieder zu seiner Höhle zu gehen, konnte er nun auf Eis legen. Aela, Farkas und Tilma hatten ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wobei …


    „Aela, Farkas, ich komme nach. Holt ihr das, was ihr holen müsst. Wir treffen uns in Jorrvaskr.“


    Ohne auf eine Antwort zu warten stürmte er los. Er hörte zwar noch, wie Farkas ihm etwas hinterher brüllte, achtete aber nicht darauf. Sein erstes Ziel war seine Höhle. Glücklicherweise war seine Beute noch da, genauso seine Rüstung. Dann schwebte er förmlich nach Jorrvaskr und zu den Süßkuchen.

  • Kapitel 2


    Da, dieses Dorf sah doch ganz annehmbar aus. Und intakt. Also war hier kein Kampf. Oder was auch immer in der anderen Siedlung geschehen war. Abwartend blieb sie unter einem großen Baum stehen, betrachtete das Stadttor. Irgendetwas hatte die Bewohner dieses Dorfes in Angst und Schrecken versetzt, sonst würden sie keine kleinen Palisadenzäune vor dem Tor aufbauen.
    Fyluriel wich noch etwas weiter in den Schatten
    der Bäume und beobachtete weiter. Entweder, sie wartete hier bis es dunkel wurde, oder sie stellte sich dem Problem mit ihrem Äußeren und ging in das Dorf hinein. Dann müsste sie sich aber eine Geschichte ausdenken, warum wie so aussah. Und warum sie kein Gold bei sich hatte. Naja … sie konnte ja ehrlich sein und den Leuten erzählen, dass sie überfallen worden war. Die Falmer holte tief Luft. Sie war doch kein Feigling! Früher oder später musste sie sich so oder so den Bewohnern Himmelsrands zeigen. Dann konnte sie das genauso gut jetzt tun und vielleicht noch etwas über das Dorf erfahren.


    „Na dann, wollen wir mal. Auri-El, steh mir bei …“


    Mit gestrafften Schultern trat sie aus dem Schatten und schritt den Weg entlang zum Tor des Dorfes. Zwei Männer waren gerade dabei, eine weitere kleine Palisade aufzubauen. Eine Wache stand daneben und beobachtete Fyluriel.


    „Halt! Ihr da! Wer seid Ihr?“


    Die Wache baute sich mit verschränkten Armen vor der fremden Gestalt auf, musterte sie von oben bis unten. Von der Statur her könnte es eine Mer sein. Trotz der Felle war ihre schlanke Gestalt zu erkennen. Aber Mer waren doch größer? Die Gestalt blieb vor ihm stehen. Sie war tatsächlich ziemlich klein.


    „Ich bin eine einfache, reisende Dunmer, mehr nicht. Doch sagt, was ist mit dem Dorf dort oben geschehen? Und warum baut Ihr diese Palisaden auf?“


    Fyluriel senkte den Blick ein wenig. Hoffentlich fiel es ihm nicht auf, dass ihre Augen nicht rot waren! Aber der Wachposten schien das zu schlucken. Nach ein paar Minuten nickte er und winkte sie hindurch. Er fragte auch gar nicht weiter, sondern zeigte ihr das Gasthaus. Dann widmete er sich wieder seiner Aufgabe, den Palisadenbau zu bewachen.
    Die kleine Siedlung war wirklich schön, direkt an einem glitzernden Fluss gelegen mit einem wunderschönen Blick ins Tal und auf eine größere Stadt, die sich weiter Nordwärts erstreckte. Geschäftig liefen die Bewohner herum. Links von ihr hämmerte ein Schmied unaufhörlich auf einem Stück Metall herum. Vor einem Haus, mit einem Gemischtwaren-Schild davor, standen zwei dunkelhaarige Kaiserliche und stritten miteinander. Es ging um Gold und etwas Gestohlenes, so viel konnte Fyluriel mithören, während sie an ihnen vorbei ging.


    ‚Der schlafende Riese‘ lag am anderen Ende des Dorfes. Lautlos ging die Falmer die Stufen hinauf. Für einen kurzen Moment zögerte sie. Sollte sie wirklich da rein? Die Nord hier draußen waren alle zu beschäftigt gewesen, um großartig auf sie zu achten. Aber hier drin, würde sie zweifellos die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.


    „Ach, was solls …“


    Schwungvoll öffnete sie die Tür und betrat das Gasthaus. Der Innenraum war geräumig, in der Mitte befand sich eine große Feuerstelle. Es waren nicht viele weitere Gäste anwesend. Ein Barde saß an einem Tisch und schaufelte einen Eintopf in sich hinein. Seine Laute lag neben ihm auf der Bank. Er war viel zu sehr in seine Mahlzeit vertieft, als auf den Neuankömmling zu achten.
    Gemächlich schritt sie auf die Theke zu, an der eine Bretonin und ein Nord stehen, über irgendetwas diskutieren. Fyluriel trat näher, räusperte sich ein wenig. Die Bretonin fuhr herum, sah erst etwas ärgerlich aus, dann glättete sich aber ihr Gesicht und sie lächelte freundlich.

    „Willkommen im ‚schlafenden Riesen‘, was kann ich für Euch tun?“


    „Nun, ich … ich bin auf der Durchreise, und wollte eigentlich eine Rast machen. Doch oben auf dem Berg wurde ich überfallen. Mein Gold fehlt.“


    Fyluriel ließ den Kopf hängen. Ja, das traf sie doch tatsächlich mehr, als sie gedacht hatte. Monatelang hatte sie eisern gespart, immer wieder im Verborgenen Handel getrieben oder sich um die Opfer der Betrogenen gekümmert.
    Die Bretonin schlug die Hände überm Kopf zusammen. So schnell konnte die Mer gar nicht schauen, da wurde sie schon am Arm genommen und in ein Zimmer geschleift, auf ein Bett gesetzt.


    „Seid Ihr verletzt?“


    Doch bevor Fyluriel antworten konnte, hatte die Frau ihr schon die Kapuze herabgezogen. Der schneeweiße Haarschopf der Mer kam zum Vorschein, gebändigt zu einem lockeren Zopf, der ihr über die linke Schulter fiel. Die etwas kürzeren Strähnen rahmten ihr Gesicht ein, verdeckten so ein wenig die drei Tätowierungen, die aus kleinen, ineinander geschlungenen Linien bestanden, die sich diagonal über die feinen Gesichtszüge der Mer zogen. Mit ihren grauen, leicht schräg stehenden Augen starrte sie die Bretonin erschrocken an. Diese Blinzelte zwar etwas irritiert, zuckte aber mit den Schultern. Sie tat Fyluriels Aussehen wohl als mertypisch ab. Auch wenn sie immer wieder zu den grauen Augen schielte. Als sie jedoch die Platzwunde am Hinterkopf der jungen Frau entdeckte, war jegliches Misstrauen weg. Sie brauchte Hilfe. Und die würde sie hier bekommen.
    Der Nord, den die Bretonin als Orgnar bezeichnete, brachte eine Schüssel mit Wasser, Lappen und Verbände. Außerdem noch ein wenig Heilsalbe. Doch statt dann einfach wieder zu gehen, starrte er Fyluriel fasziniert an, ließ seinen Blick über ihr Gesicht gleiten. Sie wusste sofort, warum er plötzlich so lächelte. Gelebor fand ihre Stupsnase auch zum Schreien niedlich, wie er immer betonte. Sie selbst hasste es. Daher warf sie dem Nord auch einen finsteren Blick zu.

    „Orgnar, geh und richte dem Mädchen etwas zu Essen.“


    Die Bretonin wedelte so lange mit der linken Hand, bis der Mann sich brummend verzog. Mit geschickten Handgriffen säuberte sie die Platzwunde und das weiße Haar darum vom Blut, schmierte etwas Salbe drauf und verband es dann.


    „In ein, zwei Tagen ist das verheilt, Mädchen. Du bekommst gleich noch etwas zu essen, dann kannst du dich hier ausruhen.“


    Fyluriel nickte dankbar. Sie sah die Bretonin mit großen Augen an. Sie hatte Gewissensbisse. Diese frau hier nahm sie einfach auf, versorgte sie – und sie würde sie anlügen müssen. Sicherlich wollte die Bretonin ihre Geschichte hören. Aber welche Geschichte sollte sie ihr denn erzählen? Sie hatte sich immer noch keine ausgedacht.


    „Das ist zu freundlich von Euch, …? Ich weiß gar nicht, wie ich Euch das vergelten soll. Ich besitze außer meinem Bogen doch nichts mehr.“


    „Delphine. Ich bin Delphine. Und da du einen Bogen besitzt, wirst du sicher mit ihm umgehen können. Dann kannst du deine Schulden mit Wild abbezahlen, wenn du möchtest. Aber erst, wenn es dir besser geht.“


    Orgnar brachte eine Schüssel mit Eintopf, auf dem ein Stück Brot schwamm. Dazu stellte er einen Becher dampfenden Met. Nach einem kurzen Blick zu Delphine wünschte er Fyluriel einen guten Appetit und verschwand wieder im Schankraum. Auch die Bretonin ließ der Mer ihre Ruhe beim Essen und brachte die Verbandsmaterialien wieder weg. Kurze Zeit später kam sie wieder, was Fyluriel irgendwie erwartet hatte. Doch statt nach ihrer Geschichte zu fragen, fragte die Mer sie nach dem verbrannten Dorf. Delphine blickte sie ernst an.


    „Das war ein Drache, Mädchen. Er hat Helgen komplett zerstört. Viele Überlebende gab es nicht.“


    Fyluriel verschluckte sich an ihrem Met, von dem sie gerade einen Schluck nehmen wollte.


    „Drachen?! Ich dachte, die seien ausgestorben!“


    Delphine nickte ernst.


    „Das dachten wir auch …“

    ~


    Unruhig lief Serafin in der Met-Halle hin und her. Dabei stopfte er sich einen Süßkuchen nach dem anderen in den Mund, ohne auch nur in seiner Bewegung innezuhalten. Farkas beobachtete ihn nun schon seit einer geschlagenen Stunde bei seinem Tun. Dabei polierte er in aller Seelenruhe sein Schwert. Mittlerweile nervte ihn die Unruhe des Jüngeren aber gewaltig. Polternd stand er auf, legte die Waffe auf seinem Stuhl ab und packte Serafin an den Schultern, drückte ihn gewaltsam auf einen Stuhl.


    „Junge, hör endlich auf, Tilmas Süßkuchen in dich reinzustopfen und sag endlich, was mit dir los ist. Seit wir aus der Glutsplittermiene zurück sind, bist du so rastlos. Liegt es an der Bestie?“


    Serafin schüttelte den Kopf, kaute trotzig weiter. Er hasste es, wenn Farkas ihn wie einen kleinen Jungen behandelte, obwohl er nur ein paar Winter älter war als er selbst.


    „es ist … nichts, Farkas … wirklich.“


    Farkas setzte sich neben ihn. Der riesige Gefährte starrte ihn grimmig an, ließ sogar ein leises Knurren ertönen. Serafin schluckte. Farkas ließ sich normalerweise durch nichts aus der Ruhe bringen. Dass er jetzt knurrte hieß nichts Gutes. Der junge Nord schluckte seinen letzten Bissen Kuchen herunter, sah Farkas aus seinen grünen Augen etwas entschuldigend an.


    „Farkas, ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen. Aber … ich war in Helgen, als dieser Drache angegriffen hat. Ich bin ... etwas durch den Wind. Es ist also nicht die Bestie, keine Sorge. Ich habe sie unter Kontrolle.“


    Das war eine Glatte Lüge, und das wussten sie beide. Serafin verlor sich viel zu gerne in seinem Bestienblut, genoss die Jagd über alles – vor allem dann, wenn ihn etwas bedrückte. Normalerweise war er ein sehr braver Werwolf und jagte nur Bären und rottete keine Banditenlager aus. Doch dieses mal war er dem Jagdtrieb und der Gier nach Menschenfleisch nur zu gerne erlegen. Der Drachenangriff hatte ihn ziemlich aufgewühlt. Yol Toor Shul! Schon allein beim Gedanken daran schüttelte er sich. Farkas‘ Griff an seiner Schulter wurde fester.


    „Serafin, du bist wie ein kleiner Bruder für mich. Was ist es?“


    Seufzend legte Serafin seine Hand auf die von Farkas. Er versuchte ein aufmunterndes Lächeln, was ihm wohl nicht ganz so gelang.


    „Es ist wirklich nur der Drachenangriff gewesen, Farkas. Nichts weiter.“


    Doch bevor noch einer der beiden etwas sagen konnte, wurde die Tür zur Methalle aufgerissen und Ria, eine frisch gebackene Gefährtin stürmte herein.


    „Drachenangriff! Auf den westlichen Wachturm! Los kommt in die Puschen!“


    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren lief sie wieder raus. Farkas sprang sofort auf, packte seine Waffe und folgte ihr. An der Türschwelle blieb er aber stehen und nickte Serafin aufmunternd zu. Dieser packte ebenfalls sein Schwert und folgte ihm. Seine Knie fühlten sich dabei zwar an wie Wackelpudding, doch er biss die Zähne zusammen. Er war immerhin ein Werwolf! Er schaffte das. Entschlossen folgte er Farkas nach draußen.


    Neben Farkas, Ria und ihm brachen auf der Huscarl des Jarl, die Dunmer Irileth, und ein paar Weißlaufer Wachen auf, um den Wachturm gegen das Biest zu verteidigen. Farkas warf ihm immer mal wieder einen besorgten Blick zu. Er musste wirklich grauenhaft aussehen, wenn Farkas seinen großen-Bruder-Instinkt rausholte. Dabei waren sie doch nur entfernte Cousins oder sowas …


    Beim Wachturm schien die Lage ruhig. Zwar lagen ein paar Trümmer auf dem Boden herum, unter dem einen oder anderen bildete sich sogar eine kleine Blutlache, aber von dem fliegenden Monster war weit und breit keine Spur. Während die anderen die Gegend um den Turm auskundschafteten, stiefelte Serafin die zerschmetterte Rampe hoch und betrat das Gebäude. Doch außer den Schlafstätten der Wachen fand er nichts. Tisch, Stühle, eine paar herumliegende Waffen, eine Ausgabe der argonischen Maid…Halt, was war das? Der Nord spitzte die Ohren. Seine Wolfssinne schlugen Alarm. Nur Sekunden später hörte er erneut das dröhnende Brüllen und die Schreie der anderen. Das Biest war also wieder da, um mit ihnen zu spielen. Er schluckte kurz, zog dann seinen Zweihänder und stürmte wieder nach unten.
    Der Drache zog Kreise um den Turm, spie hier und da auf die Menschen und die Elfe. Pfeile flogen. Die meisten verfehlten ihn aber. Serafin stand etwas unschlüssig daneben. Sein eigener Bogen war in der ‚zersplitterten Flasche‘. Er sah sich um, packte kurzerhand ein paar kleinere Trümmerstücke und warf sie nach dem Drachen. Das jahrelange Ball spielen mit den Kindern der Familie schien sich bewährt zu machen. Er traf doch tatsächlich den Drachen am Kopf! Lange konnte er seinen Triumpf nicht auskosten, denn die riesige Flugechse nahm Kurs auf ihn. Er warf nochmal ein Teil und sprintete dann los, weg von den anderen. Und siehe da, das Viech folgte ihm tatsächlich! Und es kam immer näher, flog fast senkrecht auf den Boden zu. Stürzte es etwa ab? Hatte er den Drachen durch den Treffer etwa benommen gemacht? Es sah wirklich so aus, als würde der Drache eine Bruchlandung machen. Im letzten Moment begriff Serafin aber, was die Echse vor hatte. Er sprang gerade noch aus der Schussbahn, als der Drache auf dem Boden an ihm vorbei schlitterte. Ein Pfeilhagel begleitete ihn.
    Serafins Hirn schien sich irgendwie ausgeschaltet zu haben. Warum auch immer, er packte eins der Hörner des schlitternden Drachen und zog sich daran auf dessen Rücken. Dummerweise bemerkte der Drache, was er da tat und erhob sich wieder in die Lüfte. Serafin klammerte sich an ihm fest, währen der Kapriolen und Kreise flog, immer schneller wurde, ruckartig abbremste – alles tat, um seinen blinden Passagier wieder loszuwerden. Dieser hält sich jedoch eisern fest. Sein Schwert hat mittlerweile fliegen gelernt und ist irgendwo unter ihnen an ein paar Felsen zerschellt. Hoffentlich hat es niemanden getroffen. Vorsichtig zog er einen Dolch aus Vulkanglas aus seinem Stiefel. Kurz überlegte er, dann begann er, mit dem Dolch die Schuppen des Drachen zu bearbeiten. Mit der Spitze versuchte er, eine Schuppe zu lösen. Immer wieder stach er dabei zwischen zwei Schuppen. Den Drachen schien das zu stören, seine Bewegungen wurden wieder ruckartiger. Serafin klammerte sich mit den Beinen und seiner freien Hand an dem Biest fest. Er hoffte inständig, dass ihn keiner der Pfeile treffen würde, die die anderen auf den Drachen schossen.
    Nach ein paar schier endlosen Minuten – die anderen hatten wohl mittlerweile die Idee bekommen, auf die Flügel des Drachen zu schießen – ging der Drache zu Boden. Seine Flügel waren ziemlich gut mit Pfeilen gespickt. Das Biest fing sich aber noch so gut, dass es sich bei der Landung so drehte, dass Serafin ziemlich unsanft auf dem Boden landete. Noch während er sich wieder aufrappelte, stürmten Farkas und Ria mit erhobenen Schwertern auf den Drachen zu. Serafin folgte ihnen zügig. Während der Drache nun irgendwie gegen mehrere Gegner schnappte, kletterte Serafin wieder auf seinen Rücken. Das schien das Tier nicht zu bemerken, es war mehr damit beschäftigt, irgendwie aus Farkas Farkashäppchen zu machen. Also kletterte der junge Nord umständlich bis zum Genick des Monstrums. Zweifelnd starrte er seinen Dolch an, zuckte dann aber mit den Schultern. Er umfasste den griff der Waffe mit beiden Händen und holte aus, um die gläserne Klinge tief in das Genick des Drachen zu stoßen. Dort vermutete er die dünnsten Schuppen überhaupt. Und er hatte recht. Verzweifelt versuchte er, sich fest zu halten, während der Drache sich noch einmal aufbäumte. Doch es half nichts, der Nord fiel zu Boden. Er landete direkt neben dem Auge des Drachen, das ihn anstarrte. Kurz, bevor der Lebenswille darin erlosch, flüsterte der Drache etwas. Dovakhiin. Dann war er tot.
    Schwerfällig setzte Serafin sich auf, rieb sich die linke Schulter. Die beiden Stürze waren nicht sonderlich gesund gewesen. Das waren mindestens eine geprellte Schulter und zwei geprellte Rippen. Und gefühlte dreitausend blaue Flecken. Farkas kam ihm zu Hilfe, und zog ihn auf die Beine. Mitten in der Bewegung hielt er jedoch inne, starrte fast schon angsterfüllt auf den Drachen. Serafin stutzte.


    „Farkas, was ist los? Hast du den Geist deiner Großmutter gesehen?“


    Grinsend drehte sich Serafin um, um Farkas‘ Blick zu folgen. Als er jedoch sah, was Farkas und die anderen sahen, entgleiste ihm das Gesicht. Der Drache leuchtete! Ging er in Flammen auf? Nein! Irgendwie entstieg ihm ein Licht. Und dieses Licht formte sich zu einer Kugel, die Schnurstraks auf Serafin zuflog. Da Farkas ihn immer noch festhielt, konnte er nicht fliehen und bekam so die Kugel mit voller Wucht ab. Er taumelte, krümmte sich. Vor Schmerz keuchend klammerte er sich an seinen Schildbruder. Was auch immer gerade in ihn eingedrungen war, es löste etwas in ihm aus, das wieder raus wollte. Und zwar jetzt. Noch bevor er reagieren konnte öffnete Serafin den Mund und schrie. Und zwar so, wie er es noch nie im Leben zuvor getan hatte.

    „Fus!“

    Es riss Farkas von den Beinen. Der große Nord wurde ein paar Meter zurückgeschleudert. Mit aufgerissenen Augen starrte er den jüngeren Nord an, der ihn kreidebleich ansah, ehe er in sich zusammensackte. Ob er das donnernde „Dovakhiin!“ noch hörte, das kurz nach seinem Schrei einsetzte, konnte er nicht mehr sagen. Farkas rappelte sich wieder auf und stürzte zu Serafin, der bewusstlos und blutend am Boden lag. Neben ihm lag der Drache, der langsam zum Skelett zerfiel.
    Zögernd traten die anderen an die beiden Gefährten heran. Ria kniete sich neben Farkas, betrachtete den bewusstlosen Serafin etwas hilflos.


    „Farkas, was … war das?“


    Doch statt Farkas meldete sich ein Soldat aus Weißlauf zu Wort.


    „Wenn ich mich an die alten Geschichten erinnere, wird doch dort immer von einem Helden erzählt, der gegen die Drachen kämpft. Das Drachenblut. Es heißt, er habe selbst Drachenblut in sich und könnte die Seelen der Drachen in sich aufnehmen. Ich glaube, er ist so ein Drachenblut.“


    Serafin regte sich. Stöhnend öffnete er die Augen, blitzte den Soldaten an.


    „Ich bin ein Nord. Ich bin ein Gefährte. Ich bin Krieger, ich bin Söldner. Ich bin ein verdammter Weiberheld und ja, ich liebe Tilmas Süßkuchen. Aber ich bin kein verdammter legendärer Held aus alten Geschichten!“


    Damit schloss er die Augen wieder, murmelte nur noch etwas von wegen „nach Hause“ und dämmerte wieder weg.

  • Guten Morgen @Kea !


    Gerade eben habe ich damit begonnen deine Geschichte zu lesen. Endlich mal ein bisschen Fantasy! Hab schon seit längerem nichts mehr in der Richtung gelesen, weswegen es langsam mal wieder Zeit für mich wird. Da kommt deine Skyrim-FF eigentlich ganz gelegen. :D
    Ich selbst habe Skyrim auch gespielt, kenne also teilweise einige Hintergründe. Bin vermutlich da zwar nicht so tief drin, wie manch anderer, aber immmerhin, alles ist mir nicht unbekannt. Dennoch finde ich es gut, und damit komme ich zu deinem Startpost, dass du anfänglich die Leserschaft darüber aufklärst, was Skyrim überhaupt ist, worum es geht und das du auch die fremden Wörter, die man einfach so nicht kennen kann, aufgeschrieben hast und übersetzt. Damit man eine bessere Vorstellung davon erhält. Mir hilft das auch, weil ich mir bei Weitem einfach nicht alles merken kann. Besonders, wenn man seit längerer Zeit da nicht mehr drin steckt. :)
    Was ich dir raten würde, wäre dein Glossar vllt. in einen Spoiler zu stecken. Wenigstens die Worte. Besonders dann, sollte dieses noch länger werden. Damit der Startpost nicht überhand nimmt und man später nicht ewig scrollen muss.


    Komme ich nun zu deinem Prolog. Fantasy! Ich feiere das gerade so, weil ich das klassische Fantasy sehr gerne mag und Skyrim erfüllt da vieles, so dass man sich als Leser, wenn man das Genre mag, sehr wohl fühlt. Man muss das Spiel auch gar nicht kennen, besonders nicht, wenn man den Prolog liest. Ja, es kommen ein paar fremde Worte darin vor (Mer, Altmer, Dunmer etc.), aber dein Glossar hilft dem armen Leser weiter. Von daher ist das alles kein Problem.
    Positiv fallen mir deine Beschreibungen auf. Du hast dir echt Mühe gegeben auf Fell, Kleidung etc. einzugehen. Man bekommt ein gutes Bild und so wie du es auch schreibst, finde ich das schon sehr gelungen. Spricht mich auf alle Fälle an und ich bekommen nur noch mehr das Fantasy-Feeling, was ich an solchen Geschichten liebe. (Ich schwärme gerade ein bisschen. ^^')


    In deinem Prolog lernt man Fyluriel, eine Elfe kennen. Um es einfach mal frech mit diesem einfachen Wort auszudrücken. Oder liege ich da falsch? Sie überlegt sich, welche Geschichte sie für sich ausdenken könnte. Wen soll sie darstellen, denn ihre wahre Identität möchte sie verbergen. Warum? Weil Elfen nicht besonders hoch angesehen sind im Norden? Das bleibt dem Leser noch verborgen. Man kann nur spekulieren, aber das ist etwas, was später sicher noch näher erläutert wird. Auf jeden Fall ist es interessant, wie sie sich darüber Gedanken macht. Mer, Altmer oder doch Dunmer? Passt aber wegen der Augenfarbe nicht, also doch lieber blind? Aber als blinde Person sich auszugeben, wird sicher nicht einfach. Mal sehen, wofür sie sich später entscheidet, sollte es noch von Nöten sein.
    Fylu (es wird ne Weile dauern bis ich ihren Namen schreiben kann ohne immer wieder nachgucken zu müssen) scheint das alltägliche (menschliche) Leben nie selbst erlebt zu haben. Sie träumt, ja schwärmt fast davon, was sie alles gerne machen möchte. Reiten, Hunde haben, Katzen kuscheln usw. Das ist amüsant und lässt die Sympathie zunehmend für sie steigen.
    Dann will sie jagen gehen. Der Gedanke kommt auf, als sie Eichhörnchen und Kaninchen sieht. Ich erinnere mich während der Spielzeit ziemlich viele Tiere gesehen zu haben. Rehe, Hirsche, natürlich auch Krabben, sogar Säbelzahntiger und Bären, die gefährlicher sind. Ob sie denen später auch begegnet? Bestimmt! Jedenfalls will sie auf die Jagd und bekommt dadurch nicht mit, dass sie selbst zur Beute wurde.
    Ein Umschwung, ganz plötzlich. Dabei wirkte gerade noch alles so friedlich, wird sie im nächsten Moment bewusstlos geschlagen. Anstatt weiterhin aus ihrer Sicht (auch wenn sie gerade bewusstlos ist, man hätte auch springen können) zu schrieben, gehst du über zu dem lausigen Dieb, der sie einfach niedergeschlagen hat. Und damit beginnst du auch schon das eigentliche Problem einzufügen: Ein Drache taucht auf! Da ich die Hintergründe durch das Spiel kenne, ist das für mich leicht verständlich und kann mir die Situation gut vorstellen. Was ich aber ein klitzekleines bisschen vermisst habe, war ein bisschen mehr Beschreibung, als der Dieb sie niedergeschlagen hatte und weg gegangen war. Nichtsdestotrotz ist es nicht schlecht und am Ende fragt man sich, was wohl aus der armen Fylu wird. Beraubt und einfach liegen gelassen. Na hoffentlich frisst der Drache sie am Ende nicht. ^^


    Unterm Strich kann ich nicht klagen und werde auch deine weiteren Kapitel lesen. (Bist du auf Fanfiktion vertreten? Dann würde ich auch die 18+ Kapitel lesen, wenn es dazu kommen sollte.)



    Jetzt noch ein paar Worte zur Gestaltung der Postings. Du hast es gut geschrieben und mich stört die kleine Schrift nicht. Manch anderer könnte es als zu klein erachten und Probleme bekommen. Aber das ist gar nicht das, was mich so sehr stört. Es sind eher die vielen Absätze, die unnötig sind, vor allem weil sie teilweise sehr groß sind. Es wäre schön, wenn du das reduzieren könntest, damit der Text kompakter wirkt. Nicht alle Absätze sollen gelöscht werden, aber so wie es derzeit ist, sehen deine Posts etwas zerfleddert aus. Mir persönlich gefällt das nicht so gut beim Lesen. :/


    Des Weiteren möchte ich an dieser Stelle auf einen typografischen Aspekt eingehen (Mediengestalter lässt grüßen *räusper*)
    Punkte! Ja, die drei Punkte sind ein beliebtes Stilmittel und wie ich sehe, liebst du sie auch. Solange sie nicht überhand nehmen, ist das nicht schlimm. Aber nach jedem 3er-Punkt kommt immer ein Leerzeichen. Wenn man es jetzt sogar ganz genau machen möchte, dann unterscheidet man sogar noch, wann die Punkte direkt an ein Wort dran gehängt werden und wo doch ein Leerzeichen dazwischen kommt. Hier mal ein Beispiel:


    Er ging die Straße entlang und auf einmal flog ein Drache über ihn. Staunend stand er da ... konnte es kaum glauben.
    -> Hier haben die Punkte jeweils vor und danach ein Leerzeichen. Es entsteht eine Lücke, eine Art Denkpause für Dramaturgie oder was auch immer man auslösen will.

    Er konnte es nicht gla... Momemt! Der Drache schoss vom Himmel hinab.
    -> Hier sind die drei Punkte an das Wort dran gesetzt. Das Wort ist unvollständig, deswegen gehören die Punkte auch daran, denn sie zeigen diese Unvollständigkeit. Der Leser kann das Wort selbst ergänzen. Trotzdem folgen nach den drei Punkten ein Leerzeichen, weil dort ein neues Wort anfängt. Nur wenn innerhalb eines Wortes etwas fehlt, würden die Buchstaben mit den Punkten zusammengeführt sein, so: zusa...en
    Ich hoffe, du verstehst, was ich damit meine. Ist wie gesagt »nur« ein typografischer Aspekt, aber ich gucke selbst auf solche Kleinigkeiten. :D



    Das war's dann auch schon von mir. Wir lesen uns bestimmt wieder und dir wünsche ich weiterhin viel Spaß am Schreiben (und zocken)!


    Lieben Gruß
    Alexia Drael

  • Yeah! Eine FF zu Skyrim, das kann ich so nicht stehen lassen.
    Wie @Kiris Marionette ziemlich sicher bezeugen kann, suchte ich Skyrim in letzter Zeit ziemlich. Umso schöner, dass es diese FF gibt.


    Hab jetzt auf die Schnelle erstmal nur den Prolog gelesen, deshalb möchte ich auch nur dazu etwas sagen (und zum Startpost natürlich auch)


    Der Startpost ist schön strukturiert und erklärt auch Laien ziemlich gut, was Skyrim eigentlich ist. Auch die Idee mit dem Glossar finde ich gut, auch wenn ich dir nicht sagen könnte, was da noch fehlt (hab da ein ähnliches Problem wie du).


    Zum Inhalt des Prologs kann ich auch nicht viel sagen, außer: Gut gelungen. Die Charaktere und die Hauptsituation werden eingeführt. Was aber ein wichtiger Hinweis ist: Nicht jede Geschichte braucht einen Prolog, in einigen Fällen schadet der Prolog sogar mehr als das er nützt. Viele Leser überspringen den Prolog beim Lesen (warum auch immer) und wenn sie dann mühelos mitkommen, kann man den im Prinzip auch gleich weglassen und mit Kapitel 1 anfangen. Da ich dein erstes Kapitel nicht gelesen habe (bis jetzt), kann ich dir in deinem Fall nicht mehr dazu sagen. Richard Norden hat einen netten Artikel dazu in seinem Blog


    Was mir aber an Grammatik und Rechtschreibung aufgefallen ist:
    Einen Einfalltspinsel gibt es nicht -> Einfaltspinsel = Eine Person, von der man nicht zu viel erwarten darf. Mit dem Einfall hat das hier nichts zu tun.
    beim aufgehen und untergehen -> beim = bei dem, ein verstecker Artikel, demnach wird das nachfolgende Verb als Nomen verwendet und muss entsprechend mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben werden. Kleiner Tipp dazu: Statt beim Aufgehen und Untergehen würde ich lieber beim Auf- und Untergehen schreiben. Das klingt wesentlich eleganter und vermeidet eine Wiederholung. Die Textstelle ist allerdings auch etwas schwierig, da die Sonne ja wohl nicht auf- und direkt danach wieder untergeht.


    Das war es erstmal von mir, bald gibt es mehr.


    PS: Sorry Keks, dass ich dich jetzt angespammt habe, aber das musste sein :P

  • Kapitel 3

    „Wir wissen nicht, warum die Drachen wieder da sind.“


    Delphine hatte sich wieder zu Fyluriel in die Kammer gesetzt. Sie schien genauso begierig darauf zu sein, die Mer auszufragen, wie diese begierig darauf war, die Bretonin auszufragen. Schwerfällig streckte die Bretonin ihre Beine aus, trank einen Schluck aus dem Becher, den sie mitgebracht hatte. Die Falmer schnupperte neugierig. Es roch süßlich. Erst dann bemerkte sie den Becher, der neben ihr stand. Delphine hatte ihr auch einen hingestellt. Vor lauter Drachen hatte sie das gar nicht bemerkt. Neugierig nippte sie an dem Getränk. Sie wusste, dass es süß schmeckte. Aber nach was es genau schmeckte, das konnte sie nicht sagen. Noch einmal nippte sie daran, leckte sich dann über die Lippen, lächelte selig.


    „Ihr seht aus, als hättet Ihr noch nie heißen Met getrunken.“


    Delphine lächelte. Sie freute sich anscheinend, dass ihr das Getränk schmeckte. Fyluriel lächelte entschuldigend.
    „Nein, in meiner Heimat gibt es das nicht.“


    Hoffentlich fragte sie jetzt nicht genauer nach. Die Falmer betete inständig zu Auri-El. Doch dieser schien sie ärgern zu wollen, denn er erhörte sie nicht.


    „Ihr seid eine Dunmer, nicht wahr? Zumindest teilweise. Euch sieht man selten hier, was wohl an den Wirrungen des Krieges liegt, hm?“


    Erleichtert nickte Fyluriel. Es schien sich doch bewährt zu machen, dass sie – im Gegensatz zu Gelebor – eine recht dunkle Hautfarbe hatte. Und ihr Augenproblem hatte sich gerade ebenfalls in Luft aufgelöst! Hatte sie eben Nordfamilie, ganz einfach. Sie würde die Bretonin am liebsten küssen, wenn sie könnte.


    „Nun, ja…Mutter…sagte, mein Vater sei ein Nord. Aber sie starb, bevor sie mir mehr über ihn erzählen konnte. Also … dachte ich, da ich in Morrowind sowieso niemanden mehr habe, ich gehe nach Himmelsrand. Vielleicht finde ich ja Familie.“


    Klang wohl nicht sonderlich überzeugend, das Ganze. Delphine runzelte die Stirn, nickte dann aber. Sie fragte nach Namen, doch die konnte Fyluriel ihr natürlich nicht geben. Aber die Bretonin schien sich mit der Geschichte zufrieden zu geben. Sicher, sie hatte auch andere Sachen im Kopf als eine Falmer, die an der Oberfläche herumschlich. Da draußen waren schließlich Drachen!


    „Warum sind die Drachen wieder da?“


    „Ich weiß es nicht, Mädchen. Aber ich hoffe, nein ich bete, dass mit Erscheinung der Drachen auch ein Drachenblut auftaucht und uns rettet.“


    Fragend legte die Mer den Kopf schief, strich sich eine weiße Strähne hinters Ohr.


    „Drachenblut?“


    Delphine nickte.


    „Drachenblut. Ich vergaß, ihr in Morrowind kennt unsere alten Legenden nicht. Nun, das Drachenblut ist ein Held, in dem das Blut der Drachen fließt. Nur das Drachenblut ist in der Lage, einen Drachen vollständig zu vernichten. Es kann die Seele eines Drachen in sich aufnehmen, gewinnt dadurch an Stärke. Nur das Drachenblut kann Alduin, den Weltenfresser, zerstören.“


    Gespannt lauschte Fyluriel der Geschichte, nickte immer wieder mal. Eigentlich kannte sie die Sage vom Drachenblut ja. Sie hatte schließlich in einer Siedlung ein Exemplar von Himmelsrands Sagenbuch gefunden und mitgenommen. Sie wollte gerade etwas erwidern, da zuckte sie zusammen, Draußen donnerte es urplötzlich – und das bei strahlendem Sonnenschein! Delphine sprang sofort auf, leichenblass im Gesicht.


    „Das … die Graubärte! Es gibt Hoffnung!“


    Die Bretonin ließ eine ziemlich verwirrte Fyluriel in der Kammer zurück, als sie nach draußen stürmte. Doch die Falmer zuckte mit den Schultern. Sie war noch viel zu verblüfft, dass ihre Dunmer-Geschichte funktioniert hatte, als sich um Drachen und Nordlegenden Gedanken zu machen. Genüsslich trank sie ihren heißen Met, lehnte sich auf ihrem Bett zurück und blickte aus dem Fenster. Die Geräusche des Gasthauses dämpfte sie ab, indem sie einen kleinen, eisigen Windhauch erschuf, der die Tür leise zuschlagen ließ. Schließlich stellte sie den Becher ab, zog einen Stuhl vors Fenster und holte die Felle vom Bett, baute sich so ein warmes, bequemes Nest und nistete sich ein, den Blick wieder nach draußen geheftet. Das gleichmäßige Fließen und Glitzern des Flusses war einfach traumhaft. Erneut ertönte dieses seltsame Grollen, das sie zusammenzucken ließ. Irgendwie war das fast unheimlicher als das Gekeuche der Betrogenen. Irgendwie war ihr die Lust am Fluss beobachten vergangen. Sie packte die Felle wieder auf die mit Stroh gefüllte Matratze, bastelte sich irgendwie eine kuschelige Höhle daraus. Schnell war sie aus ihren Stiefel geschlüpft und kuschelte sich samt Rüstung in die Felle. Die Erlebnisse der letzten Tage forderten nun doch ihren Tribut.


    ~


    Diese unsagbaren Schmerzen! Stöhnend rollte Serafin in seinem Bett herum. Als dabei die verletzte Schulter die Matratze berührte, schrie er auf, krümmte sich zusammen. Dabei meldeten sich seine Rippen.


    „Ah! Ist ja nicht zum aushalten!“


    „Da muss ich dir zustimmen, dein Gejammer ist nicht zum aushalten, Welpe.“


    Aela war zu ihm ins Zimmer gekommen, einen dampfenden Becher in der Hand. Sie nannte ihn immer noch Welpe. Er war zwar mittlerweile Teil des Zirkels, doch er war der Jüngste. Welpe für immer und ewig. Selbst Hircine würde ihn irgendwann so nennen!


    Er sah wehleidig zu der Jägerin, streckte die Rechte nach dem Becher aus. Dem Geruch nach zu urteilen war es Tilmas schmerzstillender Tee. Und den konnte er jetzt gebrauchen, bei den Neun! Er schmeckte zwar auch scheußlich, aber nicht ganz so scheußlich wie die Heiltränke, die Farkas ihm jedes Mal in den Rachen kippte, wenn er auch nur einen klitzekleinen Kratzer hatte. Der hünenhafte Nord war irgendwie in die großer-Bruder-Rolle geschlüpft. Er schien darin ganz aufzugehen. Und Vilkas machte auch noch mit! Aela reichte Serafin den Becher, setzte sich dann neben seinem Bett auf einen Stuhl, musterte ihn. Oh ja, er war ziemlich blau und grün und überhaupt. Er wirkte doch sehr erschöpft.


    „Ist es wahr, was Farkas und Ria von sich geben? Was die ganze Stadt plappert? Diese Drachenblut-Sache?“


    Der junge Mann verzog das Gesicht, kroch unter seine Felle. Er murmelte etwas von wegen „lass mich in Ruhe“.


    Den Kopf steckte er unter sein Kissen. Die Botschaft war eindeutig. Seufzend erhob sich Aela wieder, ließ ihn alleine.


    Die ganzen letzten zwei Nächte hatte er wach da gelegen und über das Geschehene nachgedacht. Das war doch einfach nur ein schlechter Scherz von den Neun. Etwas anderes konnte es nicht sein. Er, ein Dieb, Söldner, käufliche Klinge, Werwolf, Frauenheld … er konnte unmöglich der Held aus einer uralten Prophezeiung der Nord sein. UNMÖGLICH!
    Knurrend rollte sich der Nord zusammen, fluchte noch einmal wegen seiner Verletzung. Verdammter Drache. Verdammte Legende. Verdammte Schmerzen. Er schloss die Augen. Noch ein wenig schlafen, bevor er sich nach Rifton aufmachen würde. Seine Hand schloss sich dabei um ein Amulett, das aussah, als wäre es aus Glas gearbeitet. Das Material fühlte sich kühl an. Er hatte keine Ahnung, was das war, auch das Symbol kannte er nicht. Aber es gefiel ihm. Das würde er als Talisman behalten.


    ~


    Lautlos schlich er durch die Gänge Jorrvaskrs. Er trug die Rüstung der Diebesgilde, die ihn im Dunkel der Nacht verschwinden ließ. Weißlauf war im tiefen Schlaf versunken, für di e wenigen Wachen, die in der Nacht ausharrten, war er unsichtbar. Im Stall der Stadt schnappte er sich seinen Hengst, schwang sich auf dessen Rücken und trieb ihn an. Wenn er die ganze Nacht durchritt, wäre er im Morgengrauen wohl in Rifton. Zumindest dann, wenn alles gut ging. Sein Schwarzer war ein schnelles Tier, selbst nach Einsamkeit brauchten sie nicht mehr als aller höchstens drei Tage.


    Er hatte ausnahmsweise einmal Glück und kam ohne irgendwelche Zwischenfälle nach Rifton. Vor der Stadt überließ er Hofgrir seinen Hengst. Dann schlenderte er durch die Stadttore. Da ein paar Khajiithändler vor der Stadt ihre Stände aufgebaut hatten, waren die Tore offen. Mit in den Gürtelschlaufen eingehakten Daumen spazierte er durch die Stadt, pfiff ein Liedchen vor sich hin. Nach dem Schwarz-Dorn-Anwesen bog er nach links ab zum Mara-Tempel. Immer zwei Stufen auf einmal nehmen sprang er die Treppe hoch, bog nach rechts ab, nur um über das Geländer der Treppe zu hüpfen, die zum Friedhof von Riften führte. Links neben der Treppe stand ein steinerner Pavillon, in dem ein schneeweißer Sarg aus Marmor stand. Serafin sah sich schnell um, dann drückte er das Emblem, das auf der Seite angebracht war. Die beiden Dreiecke mit dem Kreis in der Mitte waren ein Schalter. Mit lautem Knirschen und Knarzen ruckelte der Sarg nach hinten in die Wand, gab eine Treppe nach unten frei. Die Stufen nahm Serafin wieder alle auf einmal. Unten angekommen zog er an einer metallenen Kette, damit der Sarg den Weg wieder verdeckte. Erst dann kletterte er in das Loch am Boden, um schließlich in den Räumlichkeiten der Diebesgilde zu landen.


    Viele seiner Kameraden waren nicht da. Mercer Frey, der stets missgelaunte Leiter der Diebe, stand an seinem Schreibtisch, knurrte etwas vor sich hin und blätterte in seinem Notizbuch herum. Serafin ignorierte ihn. Er schlug den Weg nach links ein, um zur ‚zersplitterten Flasche‘ zu kommen.


    Lautes Gegröle empfing ihn in der unterirdischen Kneipe. Brynjolf, Vex und Delvin saßen an der Bar, ein kleines Weinfass stand vor ihnen. Vekel, der Besitzer der ‚zersplitterten Flasche‘ hing auf der anderen Seite der Theke. Seine Nase war tiefrot, er hickste, zeigte dann freudig auf Serafin.


    „Na schschau ma‘ aina ann, wea da gekomm’n isch!“


    „Heeeee, Kleiner! Komm schu mir!“


    Brynjolf schwankte ziemlich, als er aufstand, um auf Serafin zuzutaumeln, ihm einfach beide Arme um den Hals schlang und gegen den größeren Nord prallte. Etwas überfordert tätschelte Serafin ihm den Rücken, bugsierte ihn dann zu einem Tisch und setzte ihn auf einen Stuhl.


    „Du schiehsch scheische ausch.“


    „Bryn, halt den Mund, du stinkst wie eine ganze Kompanie besoffener Soldaten.“


    Schallendes Gelächter kam von der Bar, während Serafin sich etwas zurücklehnte. Seine empfindliche Nase tat ihm jedes Mal, wenn er hier unten war, ziemlich leid. Er löste den kleinen Geldbeutel, den er dem unvorsichtigen Weibsbild abgenommen hatte, und legte ihn vor Brynjolf ab. Dieser hob das weiche Ledersäckchen mit spitzen Fingern an und schüttelte es leicht. Ein seliges Lächeln legte sich auf seine Lippen, als der vertraute Klang von Gold ertönte.


    „Das Beste an dem Ding ist, da sind ein, zwei Juwelen drin. Hab das Ganze einem umherwandernden Frauenzimmer abgenommen. Die war auch noch so blöd, mitten im Nirgendwo einfach eines der Juwelen rauszuholen.“


    Erneut erntete Serafin grölendes Gelächter als Antwort auf seine Erzählungen. Schließlich wankte auch Delvin zu ihm und Brynjolf, stellte beiden einen riesigen Krug vor die Nase. Darin befand sich ein ziemlich nach Essig schmeckender Wein. Serafin verzog das Gesicht, musste aber wohl oder übel mittrinken, sonst würden sie ihm einen Trichter in den Hals stecken. Das Spielchen hatte er einmal mitgemacht und wollte es nicht wiederholen.


    ~


    Immer wieder tänzelte das Pferd nervös herum. Diese Graubärte riefen immer noch ihr donnerndes „Dovahkiin“. Und das seit mittlerweile zwei Tagen! Genervt pustete sich Fyluriel eine Strähne aus dem Gesicht. Der Kutscher hatte alle Mühe, sein Tier wieder zu beruhigen. Dass dieses verdammte, egoistische Drachenblut nicht einfach zu diesem verdammten Kloster gehen konnte, damit endlich wieder Ruhe herrschte? In Gedanken machte sie sich eine Notiz, dieses Drachenblut einmal ordentlich zusammenzustauchen, falls sich ihre Wege jemals kreuzen sollten.


    Trotz scheuendem Pferd kamen sie gut voran. Selbst die drei Banditen, die meinten, Kutscher und Mer ausrauben zu müssen, waren kein großes Hindernis. Fyluriel hatte bewiesen, dass sie mit Dolchen ebenso gut umgehen konnte wie mit dem Bogen. Die drei Kerle waren schnell in die Flucht geschlagen, so dass Fyluriel und ihr nordischer Kutscher ihre Fahrt nach Riften wieder aufnehmen konnten. Diesen Tipp hatte sie von Delphine bekommen. Nachdem sie den gestrigen Tag mit Jagen verbracht hatte, um ihre Schulden im ‚schlafenden Riesen‘ zu begleichen, hatte sie sich doch dazu durchgerungen, der Bretonin von ihrem vermeintlichen Erbstück zu erzählen, das der Dieb ebenfalls gestohlen hatte. Diese erzählte ihr, dass die Diebesgilde in Rifton ihr Heim hatte. Vielleicht erwischte sie ja einen von ihnen und brachte ihn dazu, ihr mehr über ihr Amulett zu erzählen. So hatte sich die Falmer aufgemacht, nach Riften zu reisen. Nahe Weißlauf war sie auf den Kutscher getroffen, der ebenfalls in diese Richtung musste. Sie einigten sich schnell auf einen Handel: Fyluriel sorgte für seine Sicherheit, dafür brachte er sie in die Stadt am südöstlichen Ende des Rift.


    Sie waren jetzt einen Tag unterwegs, hatten gerade die Grenze vom Fürstentum Weißlauf zum Rift überquert. Unter ihrer Kapuze hervor beobachtete Fyluriel die Veränderung der Umgebung. Weißlauf war karg und felsig gewesen, der Rift jedoch … er war bunt. So viele Farben hatte sie noch nie au feinem Fleck gesehen. Dazu das Glitzern de Weißflusses, der neben der Straße vor sich hinplätscherte. Die Elfe wusste gar nicht, wo sie alles hinschauen sollte. Überall huschten Tiere durchs Gebüsch, flogen Schmetterline herum. Vor lauter Herumschauen rutschte ihre Kapuze herunter. Sie kreuzte ihre Arme auf dem Rand des Wagens, legte den Kopf darauf. In dieser Position verharrte sie die nächsten Stunden, saugte jedes noch so kleine Detail in sich auf. Später, wenn sie in der Stadt waren, würde sie sich irgendwo Schreibsachen besorgen und alles aufschreiben. Dann hatte Gelebor auch etwas von ihren Abenteuern!

    ~


    Rifton selbst war eine hübsche kleine Stadt, direkt an einem schönen See gelegen, umgeben von den bunten Wäldern und hohen Bergen. Sie war augenblicklich verliebt. Von wegen, was Wetter wär hier zu warm, es war genau richtig! Und selbst wenn es hier von Dieben wimmeln sollte, wie Delphine gesagt hatte, tat das der Schönheit dieses Ortes nicht ab. In Fyluriels Kopf setzte sich ein Entschluss fest. Sie würde sich eine Arbeit suchen und sparen. Sparen bis sie sich ein kleines Häuslein hier in Rifton leisten konnte. Der Entschluss verstärkte sich noch, als sie an einem Haus direkt am See vorbeischlenderte, das zum Verkauf angeboten wurde.


    „Das hol ich mir.“


    Noch ein wenig verträumt stand Fyluriel am Steg herum, starrte auf das Wasser. Eine Bootsfahrt wäre sicher auch ein schönes Erlebnis. Voller Tatendrang wendete sie sich ab und sah sich um. Nach einem kleinen Bisschen Suchen fand sie schließlich das Gasthaus ‚Bienenstich‘. Die Wirtin und ihr Mann waren für die Falmer ein kleiner Schock. Sie hatte noch nie im Leben einen Argonier gesehen. Leise lachend schalt sie sich einen Dummkopf. Wie denn auch, die reptilienartigen Wesen kamen nicht so einfach zu den Wegschreinen gestolpert. Fasziniert trat sie an den Tresen heran, sprach aber mit leiser Stimme.


    „Werte Wirtin, ich suche ein Zimmer für eine Nacht.“


    „Ein Zzzzzimmer für eine Nacht, ssssagt Ihr? Dasss macht zzzehn Goldsssstücke.“


    Fyluriel schluckte kurz, zog dann aber ihren Geldbeutel hervor. Der Besitzer des Gemischtwarenladens in Flusswald hatte ihr glücklicherweise etwas Gold für ein paar erlegte Kaninchen gegeben. Das reichte jetzt gerade für das Zimmer und eine kleine Mahlzeit.


    Die Argonierin verstaute die zehn Goldstücke in ihrem eigenen Geldbeutel und führte Fyluriel dann in den ersten Stock des Gasthauses. Wie auch unten bestand hier alles aus Holz, auch wenn es etwas anders eingerichtet war als der ‚schlafende Riese‘. Die Mer konnte nicht genau sagen, was für eine Art das war, doch was war ihr ziemlich egal. Hauptsache, sie hatte ein Bett und etwas zu essen. Morgen würde sie sich dann nach Arbeit umsehen.
    Das Zimmer war nicht groß, aber ordentlich und sauber. Ein Bett, eine Truhe und eine kleine Kommode befanden sich dort drin. Auf der Kommode stand eine kleine Schale mit kaltem Wasser, daneben lagen zwei Lappen. Fyluriel freute sich, dass sie sich etwas frisch machen konnte. So schön die Reise durch den Rift auch gewesen war, so sehr sehnte sie sich nach dem eiskalten Tümpel, in dem sie zu Hause immer badete. Schnell hatte sie sich ihrer Waffen und Rüstung entledigt, tauchte das Gesicht einfach in die Schüssel ein und genoss das kühle Wasser. Einen der Lappen schmiss sie ebenfalls in die Schüssel und wusch sich dann, so gut es ging. Beim Anblick ihrer Tätowierungen an Armen und auf dem Bauch verzog sie etwas das Gesicht. Ob Nordfrauen oder Dunmer sich solche Sachen stechen ließen? Immerhin hatten die Nord Kriegsbemalungen im Gesicht! Bis sich diese Sache geklärt hatte musste sie eben aufpassen. Nicht, dass irgendwer doch noch auf die Idee kam, sie zu hinterfragen.


    Erfrischt und hungrig stiefelte sie die Treppe wieder nach unten in den Schankraum, suchte sich ein kleines Tischchen. Talen-Jei, der Wirt, kam zu ihr, um ihre Bestellung aufzunehmen. Sie wollte nur eine kleine Portion des so gut duftenden Eintopfes, den der Nord da am anderen Tisch hatte. Und etwas Brot. Der Argonier schien etwas verwirrt, brachte ihr aber kurz darauf das Gewünschte. Genüsslich, ja fast ehrfürchtig, begann die Falmer mit dem Essen. Es war ungewohnt für ihren Gaumen, der sonst doch eher nur einfachere Mahlzeiten ohne viel Gewürz und Extras gewohnt war. Akribisch fischte sie jeden Bestandteil des Eintopfes einmal einzeln mit ihrem Löffel aus der Schale heraus, betrachtete ihn genau und schnupperte kurz daran, ehe sie davon probierte.
    Dass sie beobachtet wurde, fiel Fyluriel erst auf, als sich jemand zu ihr an den Tisch setzte und zwei Met bestellte. Fragend, mit einem Stückchen Wild im Mund, sah sie den Nord an. Er hatte eine Halbglatze, ein etwas eingefalleneres Gesicht. Seine restlichen Haare waren sehr ausgedünnt, hingen ihm über die Schultern. Er trug einfache, graue Kleidung. Als Talen-Jei die beiden Methumpen brachte, beugte sich der Bretone vor, lächelte Fyluriel an. Dabei zeigte er eine reiher verfaulter Zähne. Mit schief gelegtem Kopf schaufelte sich die Elfe noch einen Löffel Eintopf in den Mund.


    „Verzeiht, wenn ich so dreist bin und mich zu Euch setze, werte Dame, aber Ihr seht so aus, als wäret Ihr neu in der Stadt.“


    Seine Stimme kratzte wie ein Chaurus, der über eine Dwemerplatte krabbelte. Fyluriel bekam augenblicklich eine Gänsehaut von dem Geräusch. Sie schluckte ihren Eintopf herunter.


    „Ich komme aus Morrowind und bin auf der Durchreise.“


    Der Bretone nickte eifrig, zupfte an seinem nicht vorhandenen Bart herum.


    „Nun, ich könnte Eure Hilfe gebrauchen.“


    „Hilfe? Wobei? Ihr kennt mich doch gar nicht.“


    Empört brach Fyluriel ein Stückchen Brot ab und tunkte es in den Eintopf. Der Bretone schob ihr einen der beiden Methumpen hin, prostete ihr zu.


    „Und kein anderer hier. Nun, mein Name ist Louis Letrush. Wenn Ihr mir helft, Mädchen, werde ich Euch eine Belohnung zukommen lassen. In Münzform, versteht sich.“


    Kauend musterte sie diesen Louis Letrush genauer. Eigentlich kam ihr dieses Angebot ganz gelegen, schließlich brauchte sie Gold. Sie schluckte ihr Brot hinunter, spülte dann mit etwas Met nach. Dabei verzog sie etwas das Gesicht. Warm war ihr das Zeug definitiv lieber. Sie nickte dem Mann schließlich zu.


    „Was soll ich tun, Louis Letrush?“


    „Nun, ich wollte ein Pferd kaufen. Einen Prachtkerl. Frost. Aber der Verkäufer, Sibbi Schwarz-Dorn, sitzt im Gefängnis. Ich will, dass Ihr zu ihm geht und ihn nach der Abstammungsurkunde des Hengstes fragt. Ich will dieses Tier haben. Ich belohne Euch auch reich dafür.“


    Leise klimpernd legte er einen kleinen Beutel vor Fyluriel auf den Tisch. Misstrauisch starrte sie das kleine Ledersäckchen an.


    „Fünfhundert Goldstücke jetzt. Wenn ich das Tier habe, bekommt Ihr die anderen fünfhundert. Morgen Abend, vor der Stadt.“


    Damit ließ er eine nun doch etwas verdutzte Fyluriel am Tisch sitzen und ging weg. Schulterzuckend packte sie das Beutelchen ein, beendete ihr Mahl und ging zurück auf ihr Zimmer.


    ~


    Ins Gefängnis zu kommen war als Frau mit einem hübschen Augenaufschlag gar nicht so schwer gewesen. Und aus diesem Sibbi Schwarz-Dorn herauszubekommen, wo Tier und Urkunde waren, auch nicht. Fyluriel hatte gar nicht gewusst, dass sie so einschüchternd sein konnte. Jedenfalls wusste sie, dass sie nun zum Anwesen der Schwarz-Dorns, das sich außerhalb der Stadt befand, begeben musste.


    Anwesen und Pferd waren schnell gefunden. Die Elfe hatte eigentlich nur um die Stadtmauer herumlaufen müssen, um dorthin zugelangen. Frost war wirklich eine Augenweide. Ein großes, kräftiges Tier, mit einer wunderschönen cremefarbenen Farbe. Der bullige Nord, der Wache hielt, war dagegen weniger eine Augenweide. Fyluriel zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und legte an, spannte die Sehne durch und schoss den Pfeil auf den Nord. Sie traf ihn an der Schulter. Fluchend zog er die Luft ein, lief zwei Schritte auf die Schützin zu – und kippte dann um. Fyluriel grinste. Ihre Frostbissgiftmischung wirkte also auch bei Menschen so gut wie bei den Betrogenen. Sie schlich auf leisen Sohlen zu ihm hin und verpasste ihm sicherheitshalber noch einen leichten Schlag gegen die Schläfe. So war er ersteinmal beschäftigt und konnte keinen Alarm schlagen. Dann filzte sie ihn kurz. Ein Geldbeutel, ihren Pfeil und einen Schlüssel. Na hoffentlich war es der für das Anwesen. Und wie er passte. Leise klickte das Schloss, als sie es öffnete. Genauso leise schlich die Elfe in das Haus. Im Keller war die Urkunde, hatte Schwarz-Dorn gesagt. Also würde sie den Keller suchen. Auf dem Weg dorthin begegneten ihr weitere bullig aussehende Nord, ein Bosmer und ein Rothwardone. Die Schwarz-Dorns mussten einiges an Septimen in die Bewachung ihrer Besitztümer gesteckt haben. Etwas erschöpft ging Fyluriel vor dem Tresor, in dem die Urkunde sein sollte, in die Knie. Sie hatte ganz vergessen, nach dem Schlüssel zu suchen! Aber jetzt nochmal hochgehen und riskieren, dass jemand kam? Nein. Bei einem der Wächter fand sie zwei Dietriche. Mit ein bisschen Geschick und Glück würde der Tresor sicherlich aufgehen.


    Nach einer gefühlten Ewigkeit machte es endlich „klick“ und das Türchen zum Tresor sprang auf. Fyluriel schnappte sich die Urkunde, faltete sie zusammen und steckte sie ein, ehe sie fluchtartig das Haus verließ. Vorsichtig näherte sie sich dem Stall. Frost schnaubte, beobachtete die Fremde genau, schnupperte schließlich an ihr. Sie schien keine Gefahr auszustrahlen, denn der Hengst blies ihr sanft warme Luft ins Gesicht. Fachmännisch und etwas unbeholfen sattelte die Elfe das Tier. Sie war noch nie geritten, hatte sich aber ein Buch über Reiterei angeschaut. So schwer konnte das gar nicht sein. Steif schwang sie sich schließlich auf Frosts Rücken und trieb ihn an.


    „Bei Auri-Els glitzernden Arschbacken, wackelt das. Mach mal langsam, Junge!“


    Da sie es nicht gewohnt war, auf einem Pferd zu sitzen, musste sie sich am Sattel festhalten. Die Zügel baumelten irgendwo auf dem Hals des Tieres herum. Irgendwie schafften es die beiden zu dem vereinbarten Treffpunkt. Fyluriel ließ sich mit wackeligen Beinen aus dem Sattel gleiten und führte Frost zu einem kleinen Felsen, auf dem sie sich niederließ. Und so warteten die beiden, bis zur Dämmerung. Aber Louis Letrush tauchte nicht auf. Kurz nach Sonnenuntergang hatte Fyluriel genug. Sie packte Frosts Zügel und führte ihn ein Stückchen Richtung Rifton.


    Nach ein paar Schritten stolperte sie allerdings über etwas. Es fühlte sich etwas weich und kalt an. Im fahlen Licht des aufgehenden Mondes erkannte die Mer einen Menschen.


    „Letrush!“


    Da lag der Kerl hier einfach herum! Sie tastete ihn ab. Er schien ziemlich tot zu sein. Seufzend untersuchte sie den Bretonen. An seinem Hals war es feucht. Irgendwer hatte ihm die Kehle aufgeschlitzt. Fyluriel sah sich um. Niemand zu sehen. Vielleicht war der Mörder ja schon weg? Kurzerhand beschloss sie, ihm den Geldbeutel abzunehmen, immerhin hatte er ihr noch Septime versprochen! Doch da war nichts mehr …


    „Dreckige Diebe! Wenigstens hab ich die erste Hälfte bekommen. So lässt es sich hier doch ein bisschen leben. Komm, Junge, wir suchen dir einen Stallplatz.“


    ~


    Markt! Überall Trubel und Hektik. Beste Gelegenheiten, um jemanden um ein paar Septime leichter zu machen. Serafin quetschte sich durch die Menge. Mit der einen Hand schob er ein paar Leute zur Seite, mit der anderen hielt er seinen Süßkuchen. Der war zwar nicht so gut wie der von Tilma, aber immerhin, es war ein Süßkuchen. Sein Ziel war die Mauer vorm ‚Bienenstich‘. Dort ließ er sich nieder, kaute auf seiner Beute herum und ließ den Blick über das Geschehen wandern. Dabei spielte er mit dem seltsamen Amulett herum, das er dem Weibsbild vor ein paar Tagen abgenommen hatte. Es stellte einen menschlichen Kopf dar, gleichzeitig aber auch einen Drachenkopf. Es kam ihm vage vertraut vor.
    Mit einem Mal kam ihm ein Geruch in die Nase, den er schon einmal gerochen hatte. Es war eine Mischung aus frisch gefallenem Schnee und dem Duft nach Frau. Verdammt, das war das Weibsbild! Möglichst gelassen sah er sich um und entdeckte sie hinter sich. Sie verließ gerade das Gasthaus. Und ging direkt auf ihn zu! Vor Schreck verschluckte er sich an seinem Gebäck, ließ es fallen und hustete. Sekunden später klopfte ihm jemand zaghaft auf den Rücken. Als er aufsah, bemerkte er, dass es das Mädchen war. Besorgt sah sie ihn an. Er verstand gar nicht, was sie da redete. Zu sehr war er von den Linien in ihrem Gesicht fasziniert. Solch eine filigrane Arbeit hatte er noch nie gesehen. Und er selbst hatte schließlich einige Tätowierungen am Körper.
    So bemerkte er auch nicht, wie ihr Blick tiefer glitt und auf seiner Brust hängen blieb. Wie er sich verfinsterte. Er kam erst wieder zu sich, als er Schmerzen an seiner Wange verspürte.


    „Du bist das gewesen! Du hast mir mein Amulett geklaut!“


    Dieser kleine, zierliche Zwerg hielt die Kette in der Hand, starrte ihn bitterböse an. Er rieb sich etwas schief grinsend seine Wange. Mann, konnte die gut zuschlagen.


    „Ehm, sieht wohl so aus. Aber du hast es ja wieder, also …“


    „Nichts also! Du dreckiger, mieser, kleiner Dieb, du!“


    Dreckig? Serafin sah an sich herunter. Gut, ja, da hatte sie recht. Mies? Auch damit lag sie nicht verkehrt. Aber klein? Er stand auf. Fast schon sanft umfasste er die Handgelenke des Mädchens und hielt sie davon ab, gegen seine Brust zu trommeln. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um zu ihm aufzuschauen. Ja, er war wirklich sehr groß. Leise lächelte er.


    „Sei froh, dass ich dich nicht umgebracht habe, und jetzt verschwinde, Mädchen, bevor ich es mir anders überlege.“


    Doch bevor noch einer der beiden etwas sagen konnte, erklang erneut ein donnerndes „Dovahkiin!“. Diese verdammten Graubärte riefen immer noch nach ihm. Er musste hier weg, schleunigst. Weit kam er aber nicht. Die Kleine verfolgte ihn hartnäckig, obwohl er sie etwas grob von sich gestoßen hatte. Und Farkas war urplötzlich aus der Menge aufgetaucht und mit verschränkten Armen vor ihm stehen geblieben. So kam es, dass er, Serafin, gegen den Gefährten prallte und das Mädchen gegen ihn. Unsanft landete sie auf dem Boden, was ihr einen neuerlichen Schwall Beschimpfungen entlockte, die er nicht verstand. Farkas hielt ihn fest, blickte dann an ihm vorbei zu der schimpfenden jungen Frau auf dem Boden.


    „Ohhh, was hast du denn da? Bei Ysgramor, ist die niedlich! Serafin, alter Junge, was hast du ihr angetan?“


    Farkas ließ Serafin los, half dann dem Mädchen beim Aufstehen. Ärgerlich pustete sie sich eine schneeweiße Strähne aus dem Gesicht, funkelte Serafin an.


    „Ausgeraubt hat er mich! Geschlagen hat er mich!“


    „Hey, so grob war das gar nicht!“


    Serafin funkelte sie genauso böse an. Langsam ging sie ihm wirklich auf die Nerven. Normalerweise störte es ihn ja nicht, wenn ihm die Frauen hinterherrannten. Aber die waren nicht so nervig und penetrant wie die hier. Doch statt hinter ihm zu stehen, fiel Farkas ihm in den Rücken. Er schnalzte mit der Zunge, legte dem Mädchen freundschaftlich den Arm um die Schultern und führte sie zum ‚Bienenstich‘. Grummelnd folgte Serafin. Er konnte sich denken, was jetzt kam. Farkas mit seinem großen Herz würde sich für ihn ungezogenen Welpen entschuldigen – und dabei genau diese Worte benutzen – und dem Mädchen dann ein Fass Met spendieren. Schweigend rutschte er neben Farkas auf einen Stuhl, beobachtete die Kleine. Diese ignorierte ihn, starrte aber auch Farkas grimmig an.


    „Es ist mir egal, ob er Ärger bekommt oder nicht. Er hat meine ganzen Ersparnisse geklaut! Wie soll ich denn meine Reise jetzt finanzieren?“


    Bei den Neun, bitte, Farkas, halt die Klappe! Stumm betete Serafin vor sich hin. Er kannte seinen Cousin gut genug, um zu wissen, was jetzt kommen würde.


    „Weißt du, wir sind von den Gefährten. Wir könnten jemanden wie dich brauchen. Du hast ganz schön viel Mumm bewiesen, weil du Serafin so angeschrien hast.“


    „Mumm? Er saß da und hat ausgesehen wie ein kleines Kind mit seinem Kuchen …“


    Der Gefährte lachte leise, trank dann einen Schluck Met. Wie vorausgesagt hatte er ganze drei Metkrüge bestellt, für jeden einen. Das Mädchen hatte seinen bisher nicht angerührt.


    „Er hat eben eine Schwäche für Süßes, unser kleiner Welpe hier.“


    Serafin verschluckte sich an seinem Met. Das lag nicht nur an Farkas‘ Worten, sondern auch daran, dass der Hüne ihm auf die Schulter schlug.


    „Komm schon, Mädchen. Sieh dabei zu, wie er seine Schulden bei dir abarbeitet.“


    „Schulden? SCHULDEN? Bei Ihr? Was soll das? Wollt ihr mir meine Anteile kürzen?“


    Wütend knurrte Serafin seinen Cousin an. Dieser setzte einen strengen Blick auf. Und nickte.


    „Kodlak hat schon vor einiger Zeit beschlossen, dass er dir einen Zögling zur Seite stellt. Und hier hätten wie die perfekte Anwärterin für dich, mein Junge. Die lässt dir nichts durchgehen, oder?“


    Das Mädchen beobachtete die Zwei stirnrunzelnd, nickte aber schließlich.


    „Ich hab nichts zu verlieren. Ich brauch nur ein paar Septime …. Warum … nicht.“


    Serafin starrte sie an. Entsetzt. Wie konnte diese Hexe es nur wagen, auf Farkas‘ Angebot einzugehen?! Das ganze artete in einen wahrgewordenen Alptraum aus. Erst diese Drachenblut-Sache, jetzt diese kleine, keifende Zwerg und sein Wachhund namens Farkas. Schweigend nahm er den Metkrug von dem Mädchen und leerte ihn mit einem Zug.





    @Alexia: Viiiiielen Dank für dein Feedback! Fantasy ftw! Und du darfst ruhig schwärmen, das freut mich :) Ich habe die Schrift jetzt etwas größer gemacht und auch versucht, alle Pünktchen in Leerzeichen einzufügen. Hoffentlich habe ich nichts übersehen. Irgendwann muss ich das auch noch im Word-Dokument machen, aber bei fast 100 Seiten hab ich doch ein wenig Angst davor :'D


    @Nocturnex: Dir auch viiiiielen Dank für dein Feedback! Ich hab versucht, die Rechtschreibfehler zu finden und auszumerzen, aber wahrscheinlich nicht alle gefunden. Word streicht mir auch nichts mehr an, das mag mich nicht mehr :( Oder es hat sich an die vielen Fantasy-Wörter gewöhnt und denkt sich einfach nur noch "ach, lasse machen."


    Kurz zu den Riesenabsätzen: Im Dokument und auch auf Fanfiktion.de sieht das gar nicht sooo riesig aus. Ich selbst hab vor allem nach jeder wörtlichen Rede einen Absatz, weil ich die Reden sonst nicht mehr finde :'D


    Memo an mich: strukturier endlich das Dokument und markiere die Kapitel gescheit!

  • Hallo Kea,


    ich weiß ja nun schon einige Zeit von deiner Skyrim-FF und heute hab ich mich mal durchgerungen, sie zu lesen. Vorab, ich kann dem Spiel selbst nicht viel abgewinnen, kenne mich aber mit den Umgangsformen und Beziehungen dort aus und weiß daher auch schon einiges von der Welt. Wie ich gemerkt habe, ist Vorwissen aber (fast) nicht nötig, sodass man auch als Neuling jederzeit einsteigen kann, weil du entsprechende Begriffe auch rechtzeitig in der Geschichte oder in dem Glossar im Startpost erklärst.
    Und so nebenher erwähnt, ich mag das Aussehen deiner Fylu!


    Okay. Ich musste mich im ersten Kapitel dran gewöhnen, dass du ja aus der Sicht von zwei Charakteren zu schreiben scheinst. Das hatte ich so nicht erwartet und war daher überraschend, als du zu einem anderen übergegangen bist, aber wenn man das einmal verinnerlicht hat, gehen die Wechsel gut von der Hand. Und vor allem mag ich es, wie sich die Geschehnisse aus der Sicht der beiden Charakteren auch sehr unterschiedlich lesen, was das Lesevergnügen auch während eines Kapitels auflockert. Gut gelöst auf jeden Fall! Fyluriel als die wesentlich ruhigere und besonnenere Person weiß daher auch mit ihrem Redetalent umzugehen und konnte ja nicht nur einmal Profit daraus erschlagen oder sich in eine günstige Position bringen. Das macht sie aber auch interessant, weil ihre Beweggründe noch nicht vollständig sichtbar sind, sie aber trotzdem beständig einem Weg folgt. Man merkt irgendwie, dass du die Geschichte auch auf sie ausgelegt hast und dass es wie direkt aus dem Spiel genommen wirkt. Das meine ich im positiven Sinn, weil man sich so als Fan oder Spieler auch direkt damit arrangieren kann, weil man das ja so kennt. Und das finde ich überhaupt auf Basis eines Spiels sehr gelungen. Bei Serafin hatte ich dieses Gefühl noch nicht, aber er hat sowieso mit einigen anderen Problemen zu kämpfen. Nicht nur, dass er wohl ein Werwolf ist, ist er auch noch ein Drachenblut und die Kombination auf einmal ist doch ziemlich interessant. Mal sehen, was daraus wird und wie er sich in Zukunft beherrschen kann. Zumindest mit der Zwergin hat er es sich ja etwas verscherzt.
    Stilistisch gefällt mir die Geschichte bisher auch ziemlich gut. Du hast dich nicht nur darum gekümmert, dass jedes Volk eine möglichst eigenständige Ausdrucksweise hat (auffällig sind hier eben die Argonier) und man merkt dir in dieser Hinsicht auch die Wortgewandtheit an. Das kannst du gerne so beibehalten und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis Fylu und Serafin endlich zueinanderfinden!


    Übrigens, wegen des Word-Dokuments: Du kannst dir damit helfen, indem du die Kapitel in einzelne Dateien legst und diese dann in einem Ordner sammelst. Das macht es sehr übersichtlich, wenn du gerade ein bestimmtes Kapitel suchst und Word kann auch mit der Fehlersuche wieder besser anschlagen.


    In diesem Sinn: Bis dahin!

  • Heyho, Khem @Kea!
    Wie versprochen kommentiere ich hier nun auch einmal. Was nur natürlich ist, immerhin geht es hier um ein Spiel, das ich ziemlich suchte und sehr zu schätzen gelernt habe (ist anhand meines Namens im BB so gaaaar nicht ersichtlich, oder? :D). Nun denn, fahren wir fort/beginnen wir das Spiel! ò.ó
    Zunächst muss ich sagen, dass dein Stil gar nicht so schlecht ist; du bemühst dich sehr um eine nachvollziehbare und mitnehmende Beschreibung des Geschehens und scheinst viel Freude am Schreiben an sich zu haben. Das schlägt in deinen Texten nieder und ist sehr schön zu lesen! Was du evtl. noch verbessern könntest, schreibe ich bei der genaueren Analyse des dritten Kapitels, das zuletzt erschienen ist :3
    Auch die zwei Perspektiven, die du zum Schreiben deiner Geschichte verwendest, sind sehr interessant. Gerade, dass du nicht nur das Drachenblut, sondern auch eine geradezu ungewöhnliche Figur in Form einer Falmer gewählt hast, ist sehr spannend! Weshalb ist sie eigentlich so anders als die, denen man in den Zwergenruinen begegnet? Die könnten an der Oberfläche niemals als andere Mer durchgehen, egal, was sie sich anziehen. Vielleicht doch noch anderes Blut? Hm ...
    Dein Startpost ist auch sehr nett anzusehen. Er ist schlicht gehalten und enthält alles, was Wichtig ist, sowie zusätzliche nützliche Informationen. Auch der Glossar ist eine sehr schöne und nützliche Idee, gerade zum Nachschlagen. Bei Auriel solltest du aber eher "eine Aedra" sagen bzw. ihre Bedeutung kurz beschreiben (sie hat ja nicht für das allgemeine Pantheon eine Bedeutung, wenn ich mich nicht täusche). So, wie es momentan da steht, denkt man eher, dieser Name ist synonym für Aedra (auch, wenn das später noch einmal anders erklärt wird). Der Vollständigkeit halber (wenn du Tamriel und Skyrim schon erwähnst) würde ich Nirn da aber auch noch mit aufnehmen, damit das Ganze rund ist und da du den Begriff verwendest :)
    Bei der Drachensprache hast du Fus noch nicht erläutert, ist das Absicht?
    Ich möchte für den Startpost noch zwei Anregungen mit auf den Weg geben: Eine Abonenntenliste (sofern du so etwas einbauen möchtest) und Dateianhänge deiner Geschichte. So kann man sich das gleich runterladen und bequem unterwegs lesen!
    Sehr schön finde ich im Übrigen den Titel und die Farben der Überschriftenhintergründe. Ersteres ist beinahe klassisch, erweckt aber direkt einen epischen Charakter für die kommende Erzählung. Letzteres macht einen frostigen, kühlen Eindruck, was sehr gut zu der eisigen Umgebung Himmelsrands passt


    So, da wären wir! Ich würde mich wirklich sehr freuen, wieder mehr von dir zu lesen! Und vor allem: BittebittebitteBITTE mach mal was mit Daedrafürsten! ;A;
    Mr. Cheese, Glubschie und die anderen würden sich sicherlich über einen Gastauftritt freuen! :'D


    In freudiger Erwartung auf das nächste Kapitel,


    ~ Sheo


    P.S.: Ich hätt gern Benachrichtigungen bei Neuerscheinungen! o/

  • Lalalalalala, Lang lang ist's her, dass es hier mal weiterging :'D Ich entschuldige mich. Dabei müsste ich einfach nur die Kapitel, die ich bisher habe (10), einfach nur nach und nach posten. Aber ich vergess es. Böse Uni.


    Ich habe mit @Rusalkas Rat zu Herzen genommen und mal meine ganzen Kapitel in eigene Word-Dateien verfrachtet. Ich werde sie auch nochmal korrigieren und dann entweder als pdf oder ePub bereitstellen (und hier ersetzen) - letzteres, sobald ich mich damit auseinandergesetzt habe. Im Moment scheitert es daran, dass mein Virenschutz ihn nicht durchlassen will. Chip ist eine böse Seite. Aber das krieg ich auch noch hin :3


    Auch @Sheogoraths Idee mit der Abonenntenliste ist toll. Ich versuche, dran zu denken. Wer möchte. soll sich bitte melden!


    Und nun noch kurz Kommentare zu den Kommentaren . das Nächste Kapitel folgt dann.



  • Kapitel 4


    Siebentausend Stufen. SIEBENTAUSEND! Das war doch ein Witz! Siebentausend Stufen diesen beschissenen Berg hoch durch diesen beschissenen Schnee, nur um zu diesen beschissenen alten Säcken mit grauen Bärten und Kapuzen zu kommen. Und warum?! Weil er eine beschissene Drachenseele in sich aufgenommen hatte! Den Neun musste es wirklich Spaß machen, ihm sein ganzes Leben zu vermiesen. Erst lassen sie seine Mutter jämmerlich an einem Fieber verrecken, dann darf er ins Waisenhaus, weil ihn sonst niemand will. Und dann, als er endlich seine neue Familie bei den Dieben gefunden hatte – da tauchten Farkas und Vilkas auf und behaupteten, er sei ihr Cousin! Ohne auf seinen Protest einzugehen hatten sie ihn rechts und links gepackt und nach Weißlauf geschleppt. Zu Kodlak. Und der hatte ihn für würdig empfunden. Das Ganze war jetzt fünfzehn Jahre her. Und nach diesen scheiß fünfzehn Jahren konnte er doch von Farkas erwarten, dass er mit ihm ging, oder? Wenn er ihn schon da hin schleifte. Aber nein, der beschäftigte sich ja lieber mit diesem Weibsbild. Nicht mal richtig Reiten konnte die! Dabei hatte sie ein Prachtexemplar von Pferd. Wie auch immer sie an dieses Tier gekommen ist. Schneeweiß und kräftig. Damit könnte man eine ganze Stange Septime verdienen, wenn man ihn als Zuchthengst einsetzen würde. Beim Gedanken an das Tier musste Serafin doch etwas lächeln. Der Anblick von der kleinen, zierlichen Frau und dem Riesentier war ein wahrer Augenschmaus gewesen, fast schon niedlich, wie Farkas es bezeichnet hatte. Er hatte schließlich ihre Zügel genommen und das Tier geführt. Aber mehr als ein dankbares Lächeln hatte er nicht bekommen. Verdammt, sie hätte genauso gut mitgehen können. Von da oben hatte sie einen viel besseren Ausblick auf Himmelsrand als von Ivarstatt aus. Das war das Einzige, das sie aus ihr herausbekommen hatten. Dass sie sich Himmelsrand ansehen wollte. Woher sie kam, wie sie hieß…all das hatte sie ihnen aber verschwiegen.


    „Zum Teufel mit dir, Weibsbild! Und zum Teufel mit dir, Farkas!“


    Knurrend trat er gegen eine Felswand. Diese rächte sich mich einem Schwall Schnee, der ihm ins Gesicht fiel. Einen Fluch auf den Lippen nahm er die nächste Kurve und stiefelte durch den Schnee weiter nach oben. Er spürte zwei Wölfe hier oben, doch die schienen ihn und seine Wut genauso zu spüren, denn sie hatten sich in einer Höhle verkrochen. Ja, so ist’s richtig, reizt den Werwolf nicht noch mehr. Ein Eistroll jedoch wollte den Werwolf reizen, was er bitter bereute. Die schwarze Gestalt riss ihn auseinander. Er konnte jedoch ein paar gut platzierte Schläge setzen und ihm die linke Schulter aufreißen, jedoch erlag er dem Werwolf dann doch. Blutend und weiterhin fluchend schleppte sich Serafin die restlichen Stufen hoch zum Kloster. Wobei Steinklotz eher passte. Genervt öffnete er einfach die Tür, eine Schneewehe wehte ihn hinein in das dunkle Gemäuer. Er war überrascht, wie still es hier war. Da draußen tobte ein Schneesturm und hier drin…Ruhe und Frieden. Und Dunkelheit.


    „Wer seid Ihr? Was denkt Ihr Euch dabei, hier einfach hereinzuschneien?“


    Eine kratzige Männerstimme ertönte. Serafin brauchte einen Moment, um festzustellen, dass vor ihm ein alter, bärtiger Mann in einer grauen Kutte stand. Am liebsten würde der junge Nord seine ganze Wut an dem Mann auslassen, ihn anbrüllen, sein Gebiss in dessen Nacken schlagen… Dann kamen ihm Farkas‘ Worte ins Gedächtnis. ‚Diese Drachen sind gefährlich. Du hast gesehen, was so ein einzelnes Mistvieh anrichten kann. Serafin, wenn du dieses Drachenblut bist, dann musst du dich dieser Aufgabe stellen! Wir können nicht gleichzeitig gegen die Drachen und die Silberne Hand kämpfen. Du bist nicht alleine, Vilkas und ich stehen hinter dir. Und Kodlak und Aela und Skjor ebenso. Du bist NICHT allein‘. Er räusperte sich.


    „Ich bin dem Ruf gefolgt.“


    Der alte Mann musterte ihn. Serafin stellte sich vor, wie er auf den alten Mann wirken musste. Groß, dunkle Lederrüstung, die an der linken Schulter zerfetzt war, blutig, schmutzig, nass und voller Schnee. Und dazu ein Gesichtsausdruck zum schreiend Davonlaufen. Er hatte sich schon seit Tagen weder gewaschen noch rasiert noch die Haare gekämmt. Sah sicher zum Fürchten aus.


    „Ihr behauptet also, Ihr seid das Drachenblut? Dann folgt mir, ich werde Euch einem Test unterziehen.“


    Brummend folgte Serafin dem Mann tiefer ins Kloster hinein, in eine Art Eingangshalle. Drei weitere Kapuzenmänner kamen gerade die Treppe herunter. Der alte Mann zeigte auf einen der Neuankömmlinge.


    „Nun, dann zeigt Bruder Borri Euer Thu’um, Euren Schrei, Junge.“


    Der Angesprochene trat hervor, verneigte sich kurz vor Serafin. Etwas hilflos sah er den Mann an, ehe er sich konzentrierte. Wie lautete dieses Wort nochmal? Achja…


    „Fus!“


    Der donnernde Schrei klang in den Hallen des Klosters noch donnernde und tiefer, als er sowieso schon war. Borri taumelte zurück, ebenso Serafin. Dabei stieß er mit der verletzten Schulter gegen eine Säule und fluchte laut.



    ***


    Arm um Hals standen Fyluriel und Frost neben dem kleinen Bach, der sich in einem kleinen Wasserfall den Berg hinunterstürzte, und betrachtete den Rift unter sich. Es war so schön hier und von hier oben konnte man alles wunderbar sehen. Frost graste friedlich, das Wasser plätscherte leise, der Wind rauschte sanft in den Blättern – Fyluriel verlor erneut ihr Herz an diesen Fleck von Himmelsrand. Vielleicht sollte sie sich ein Häuschen hier oben im Dorf kaufen und doch nicht in der Stadt? Nachdenklich kraulte sie den Hengst am Hals. Er schien sie zu mögen oder sehr gutmütig zu sein, denn er verzieh ihr jeden versehentlichen Tritt, den sie beim Reiten von sich gab. Serafin hatte zwar versucht, ihr in den letzten beiden Tagen etwas beizubringen, aber sie fühlte sich noch etwas unsicher. Trotzdem lehnte sie sich an ihren neuen Freund und vergrub das Gesicht in dessen Mähne. Sie liebte dieses Tier schon nach zwei Tagen.


    „Wir zwei werden viele tolle Abenteuer erleben, nicht wahr, Frosti? Und dann, wenn ich zu den Wegschreinen ins Tal zurückkehre, nehme ich dich mit. Dort gibt’s sicher ein Plätzchen für dich. Und Gelebor überzeugen wir auch. Er MUSS dich einfach lieb haben.“


    Sanft drückte sie ein Küsschen auf das weiche Fell, ehe sie wieder ins Tal hinabblickte. Sie würde definitiv einen Weg finden, den Hengst mitzunehmen.




    Farkas stand nun schon eine ganze Weile mit verschränkten Armen an einen Baum angelehnt und beobachtete das Mädchen. Die Sonnenstrahlen ließen ihre weißen Haare richtig aufleuchten. Sie schien sich unbeobachtet zu fühlen, denn bisher hatte sie ihre Kapuze nicht einmal abgezogen. Er wusste, dass sie eine Mer war. Statur und Bewegungen sprachen dafür. Auch das bisschen Hautfarbe, das er erhaschen konnte, zeugte von Mer. Und zwar Dunmer. Niemand sonst hatte eine graue Haut. Warum auch immer sie so ein großes Geheimnis daraus macht? Schulterzuckend kam er näher, und räusperte sich. Die Mer zuckte zusammen und fuhr herum. An ihren Händen schimmerte es weiß und blau, es wirkte, als seien sie gefroren. Eine Magierin?


    „He, kein Grund, mich zu frosten, Kleine. Ich hab Arbeit für uns.“


    „Arbeit?“


    Bei den Neun, war die niedlich! Diese Stupsnase und die großen Augen! Wenn er könnte, würde er sie fressen. Sein Blick schien das zu sagen, denn sie zog die Augenbrauen zusammen, drückte sich an das Pferd. Die komischen Eishände verschwanden nicht.


    „Ja, Arbeit. Der Wirt sagt, dass es im Hügelgrab dort hinten spukt. Komm, wir sehen uns das an.“


    Die Kleine musterte ihn misstrauisch, nickte dann schließlich. Sie klopfte Frost sanft an den Hals und das Tier wendete sich, trabte ihr schnaubend hinterher. Farkas beobachtete sie aus den Augenwinkeln heraus. Die Eishände waren weg, stattdessen hatte sie ihre linke Hand an den mächtigen Pferdehals gelegt.


    „Ich hoffe, du hast keine Angst vor Geistern oder einem Draugr.“




    Fyluriel sah sich um. Sie hatte sich diese nordischen Hügelgräber etwas prunkvoller vorgestellt. So von wegen Grabbeigaben und Totenverehrung. Aber das hier wirkte ziemlich heruntergekommen und verlassen. Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Der Nord, Farkas hieß er, ging voraus. In der einen Hand hielt er eine Fackel. Er lauschte gespannt auf jedes Geräusch. Bei jedem Geheule zuckte er zusammen. Der Wirt hatte den Verdacht, dass dieses Grab hier verflucht sei. Nun, sie konnte keine Anzeichen dafür erkennen, sie störte sich aber auch nicht an dem Heulen. In den Höhlen der Betrogenen war das Heulen der Opfer viel schlimmer. Das hier waren nur ruhelose Geister.


    Sie kamen an eine Art Kreuzung. Rechts ging der Weg weiter, wurde aber durch ein Tor versperrt. Links war ein Raum, dort befanden sich vier Hebel. Farkas betrat den Raum und zog am ganz rechten Hebel. Vor seiner Nasenspitze senkte sich ein Gitter zu Boden. Er fluchte laut. Fyluriel legte nur den Kopf etwas schief, pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht und richtete den Stirnreif, den sie immer trug. Sie setzte sich auf einen Felsen – oder ein Stück heruntergefallene Decke – und sah Farkas zu, wie er immer wieder irgendeinen Hebel zog, bis sich schließlich das gewünschte Tor öffnete.


    „Wurd‘ aber auch mal Zeit, hier. Verdammte Rätsel.“


    Brummend betrat Farkas den geöffneten Gang. Die Fackel hatte er in dem anderen Raum vergessen. Fyluriel holte sie und folgte ihm. Bisher waren sie noch keinem einzigen Geist oder Draugr begegnet. Das Heulen hörte man trotzdem. Vor einer Tür blieben sie stehen. Farkas nickte ihr zu, zog seine Waffe. Fyluriel steckte die Fackel in einen leeren Fackelhalter, löste ihren Bogen von ihrem Rücken und zog einen Pfeil aus ihrem Köcher, legte ihn an. Mit einem lauten Brüllen trat Farkas die Tür ein und stürmte auf den elfenhaften Geist, der an einem Schreibtisch gesessen hatte, zu. Fyluriel schoss ihren Pfeil ab, der knapp an Farkas vorbeiflog und den Geist mitten in der Brust traf. Kurz darauf erwischte ihn auch Farkas‘ mächtiger Zweihänder. Knurrend fuhr der Nord zu der Elfe herum.


    „Spinnst du? Du hättest mich treffen können!“


    „An so einem großen Objekt wie dir kann man gut vorbeischießen.“


    Sie lächelte ihn zuckersüß an, betrat dann den Raum und sah sich um. Es sah aus wie ein Studierzimmer mit dem riesigen Schreibtisch, dem Alchemielabor und dem Bücherregal. Sogar ein Kamin war hier drin! Neugierig inspizierte sie die Unterlagen auf dem Schreitisch, zog das braune, in Leder gebundene Buch, das dort lag, an sich. Farkas hingegen hatte sich zu ihrem Geist heruntergebeugt.


    „Das ist kein Geist, das ist ein Dunmer.“


    „Ein Dunmer? Aber er war durchsichtig.“


    Fyluriel beugte sich über den Schreibtisch. Tatsächlich, statt irgendwelcher geistlichen Überreste lag dort ein Dunmer, der aus seinen wunden blutete und den Boden rot färbte. Sie zog die Stirn etwas kraus.


    „Was ist das für eine Zauberei?“


    Sie zog sich zurück. Ihr Blick fiel auf eine kleine, bauchige Flasche, die auf dem Tisch stand. Kurzerhand nahm sie sie und öffnete sie, ließ einen Tropfen der Flüssigkeit auf einen Federkiel auf dem Schreibtisch fallen. Dort, wo die klare Flüssigkeit die Feder berührte, wurde sie durchsichtig.


    Farkas brummte nur unbegeistert, erleichterte den Mer dann um seinen kleinen Geldbeutel. Diesen warf er Fyluriel zu.


    „Du verwaltest das.“



    ***


    Zwei Tage lang warteten sie nun auf Serafin. Farkas wollte unbedingt nochmal in dieses Grab gehen. Der Wirt hatte ihnen als Belohnung eine Art Drachenklaue gegeben, die aus Saphiren bestand.


    „Man sacht, dass die Kralle hier, ´n Schlüss’l zur Schatzkammer vom Grab sein soll. Könnt’n haben. Ich geh da sicher nich‘ runter.“


    Farkas hatte schweigend die Kralle genommen und sich und Fyluriel ein deftiges Essen bestellt. Inklusive ein halbes Fass Met, das er selbst vernichtete. Dabei konnte er es sich nicht nehmen, sie wieder auszuquetschen. Das versuchte er nun, seit sie in Rifton aufeinandergetroffen waren. Bisher hatte Fyluriel sich immer rauswinden können.


    „Du hast keine roten Augen. Ich dachte, ihr Dunmer hättet alle rote Augen.“


    Kauend sah er ihr tief in besagte nicht rote Augen. Fyluriel senkte den Blick. Hoffentlich nahm er ihr die Geschichte ab, die sie Delphine schon aufgetischt hatte.


    „Mein Vater…soll ein Nord gewesen sein. Erzählte zumindest meine Mutter.“


    „Wie heißt er? Woher stammt er?“


    Hilfesuchend sah sie ihn an, zuckte mit den Schultern. Ihre Stimme war nicht viel mehr als ein verzweifeltes Flüstern.


    „Ich….weiß nicht…“


    Farkas schien das ganze falsch zu interpretieren. Sorge zeichnete sich in seinem Gesicht ab und ehe sie sich versah, saß sie auf seinem Schoß und wurde von seinen breiten Armen an seine breite Brust gedrückt. Tröstend streichelte er ihr über den Kopf.


    „Aber du brauchst doch nicht traurig sein, kleine Elfe. Du hast jetzt mich. Und Serafin. Und wenn wir wieder in Jorrvaskr sind noch Kodlak. Und Aela. Und, nicht zu vergessen, Vilkas…“




    Krachend flog die Tür zum Wirtshaus auf. Serafin betrat den Schankraum. Er sah ziemlich grimmig und verschneit aus. Mit einem Mörderblick ließ er sich neben Fyluriel auf die Bank sinken, starrte Farkas an. Der Nord und die Mer hatten gerade bei einem Süßkuchen und einer Tasse Tee (mit Schuss für Farkas) geredet. Die Mer starrte Serafin nur an, er war ihr ein bisschen unheimlich, so zerzaust und verschneit und schmutzig und unrasiert, wie er gerade war. Er zog sich einfach ihren Teller heran und biss in den Süßkuchen. Dabei ließ er seinen Cousin nicht aus den Augen.


    „Ich schwör dir, das zahl ich dir heim, dass du mich zu diesen Käuzen da oben geschickt hast. Die sind doch alle verrückt! Haben mir noch mehr von diesen komischen Wörtern beigebracht und dann gesagt, ich soll ihn irgend so’n beschissenes Grab steigen, um ihnen so ein beschissenes Horn zu holen, dass ihrem beschissenen Ordensgründer gehö…hey!“


    Fyluriel hatte ihren Kuchen wieder an sich gezogen und starrte Serafin finster an, ehe sie das, was er übrig gelassen hatte, aß.


    Farkas grinste nur vor sich hin. Mittlerweile hatte er die Geschichte der Elfe aus ihr herausbekommen. Es war zwar kaum zu glauben, was sie ihm da erzählt hatte, aber…Er schielte zu dem Amulett, das Serafin immer noch trug. Das war wirklich keine altmerische, bosmerische oder dunmerische Kunst. Das war etwas anderes. Sie hatte behauptet, es sei verzaubertes Eis. Vielleicht hatte sie Recht?


    „Serafin, wir werden morgen in das Grab hier gehen. Der Wirt hat uns etwas geschenkt. Vielleicht ist es ja wirklich ein Schlüssel zur Schatzkammer. Und dann gehen wir nach Hause. Und jetzt spendierst du Fyluriel noch einen Süßkuchen, wenn du ihren schon weggefressen hast. Ich glaube, ich gehe im Fluss baden.“


    Mit diesen Worten stand er auf, griff nach seinem Zweihänder und verließ das Wirtshaus. Verdutzt sahen Fyluriel und Serafin hinter ihm her. Der Wirt brachte den beiden eine neue Portion Süßkuchen und Tee. Die Falmer stöhnte ein wenig. So viel Essen war sie gar nicht gewohnt. Daher stocherte sie eher in dem Gebäck herum und aß nur klitzekleine Stückchen, während Serafin kurzen Prozess mit seinem machte. Kauend beobachtete er sie.


    „Fyluriel, also, hm?“


    Er schluckte, lächelte sie spitzbübisch an. Hoffte er, dass sie ihm verzieh? Grimmig starrte sie ihn an. Nein, so schnell würde sie ihm nicht verzeihen. Sie murrte nur als Antwort und beschäftigte sich dann mit ihrem Tee. Sollte er doch noch ein Weilchen schmoren, er hatte es verdient.


    „Da oben hat zwar ‚n Wind gepfiffen wie sonstwas, aber der Ausblick hätt‘ dir gefall’n, Fylu, wirklich. Man sieht fast ganz Himm’lsrand von da aus.“


    Immer noch lächelnd und dabei unauffällig nach ihrem Süßkuchen greifend sah Serafin sie an. Er wollte wohl tatsächlich Frieden schließen. Dennoch erntete er nur ein weiteres Murren als Antwort. Sie schob ihm aber ihren Teller hin. Mehr als das konnte er nicht von ihr erwarten.




    Ja, Farkas hatte irgendwie Recht. Die Kleine war verdammt niedlich. Vor allem, wenn sie diesen Schmollmund zog und ihn böse anblitzte, so wie jetzt. Hach, er würde sie am liebsten knuddeln. Kurz überlegte er, kaute auf ihrem Süßkuchen herum. Ja, warum eigentlich nicht? Er wartete, bis sie sich wieder mit dieser seltsamen Klaue aus Gold und Saphiren beschäftigte, ehe er ihr einfach einen Arm um die Taille schlang und sie sich auf den Schoß zog. Die Elfe wusste gar nicht, wie ihr geschah. Erst, als er sie richtig umarmte und knuddelte, schlug sie ihm auf die Finger – mit den Saphirkrallen voraus.


    „Autsch! Hey, lass das.“


    „Dann lass mich los!“


    Oh ja, dieser giftige Unterton – zum Schreien niedlich. Serafin grinste nur vor sich hin, vergrub die Nase in Fyluriels Haaren. Niedlich und nach Schnee duftend, das war gerade fast so schön wie seine drei Süßkuchen.


    „Farkas hat Recht, wenn du wütend bist, bist du verdammt niedlich.“


    Sie knurrte irgendetwas vor sich hin, es war wohl Dunmerisch, oder wie man das nannte. Er verstand es jedenfalls nicht. Er genoss einfach sein neues Kuscheltier. Umso erstaunter war er, als er plötzlich seinen eigenen Dolch am Hals hatte. Das kleine Luder hatte ihm doch tatsächlich die Waffe geklaut!


    „Ich schwör dir, wenn du mich nicht sofort los lässt, dann Gnade dir Auri-El, aber ich tu’s nicht.“


    Nun, sie schien es wirklich ernst zu meinen, also ließ er sie los. Blitzschnell rutschte sie so weit weg von ihm, wie es die Bank zuließ.



    ***


    Wir waren heute in einem Nordgrab. Es war sehr traurig, weil es so verlassen wirkte. Diese Klaue, die uns der Wirt gegeben hatte, war tatsächlich der Schlüssel zu einer Art Rätseltür, die sich in dem Grab befand. Danach ging es noch weiter. Dieses Mal trafen wir auf diese lebenden Toten. Das war wohl ein Draugr. Armselige Kreaturen. Ihnen ist die Ruhe nicht vergönnt, die sie im Tod eigentlich verdienen. Wir schalteten jeden Draugr aus, der uns begegnete. Ich weiß nicht, warum. Aber Serafin wirkte immer nervöser, je tiefer wir kamen. Farkas ermahnte ihn immer wieder, er solle sich zusammenreißen und daran denken. An was denken? Als ich nachfragte, wollten sie mir nichts sagen.


    Nun, warum auch? Schließlich war ich auch nicht ganz ehrlich zu ihnen. Wenigstens habe ich mein Amulett wiederbekommen. Ich würde dir ja sagen, was für einen Tag wir haben, aber ich kenne mich mit der Datierung der Nord nicht aus. Das hast du mir nie beigebracht, Gelebor. Aber, ich beginne nun mit meinen Aufzeichnungen. Vielleicht erreichen sie dich ja, fall sich nicht zurückkehren sollte. Wenn nicht…dann hat eben irgendjemand das Tagebuch einer Falmer gefunden. Auch wenn er es dann wohl nicht lesen kann.



    Mit der weichen Federspitze tippte sie sich ans Kinn. Sie lag bäuchlings auf ihrem Bett im Gasthaus von Ivarstatt, die Unterschenkel gekreuzt in die Höhe haltend und grübelte. Nach ein paar Minuten setzte sie die Feder wieder an.



    ‚Das Grab hatte tatsächlich einen Schatz gehabt. Erneut sollte ich das Gold aufbewahren. Farkas traute Serafin wohl nicht über den Weg. Kein Wunder, schließlich gehörte er zur Diebesgilde! In dieser riesigen Truhe war auch noch eine muffelige Lederrüstung gewesen, wenn man es denn so nennen konnte. Das Ding war zerfressen von Motten. Und dann…dann war da diese…Gedenktafelmauer. Oder was auch immer. Es war ein Relief darauf eingelassen, zeigte einen Kampf. Und dann war darunter ein Text geschrieben. Ich konnte ihn nicht lesen, diese Zeichen habe ich noch nie zuvor gesehen. Meine beiden Begleiter anscheinend schon. Sie standen ziemlich ehrfürchtig davor, Serafin wirkte sogar ziemlich verängstigt. Und dann geschah etwas, was ich nicht verstehe. Das muss uralte Nordmagie sein, anders kann ich es mir nicht erklären. Als Serafin vor dieser Mauer stand und seine Finger ausstreckte, fing ein Wort an, blau zu glühen. Vor der Mauer erschien eine blaue, leuchtende Kugel und flog direkt auf Serafin zu. Er zuckte zusammen, krümmte sich – und brüllte dann irgendein Wort, was ich nicht verstand. Kaan, wenn ich es richtig verstanden habe. Farkas ist zu ihm hingerannt, hat ihn gestützt und ihm dann auf die Schulter geklopft. Seit dem hat Serafin kein Wort mehr gesprochen, er wollte nicht mal seine Süßkuchen zum Nachtisch haben. Farkas selbst hat mir auch nichts mehr erzählt. Beide sind sie nach dem Essen ins Bett. Mir blieb dann auch nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen. Glücklicherweise habe ich ein Einzelzimmer. Farkas‘ Schnarchen höre ich trotzdem durch die Wand. Irgendwie tut Serafin mir ja leid. Wie kann er bei dem Lärm nur schlafen?‘


    Vorsichtig pustete Fyluriel über die Tinte, dann klappte sie ihr Lederbuch zu. Feder, Tintenfass und Buch hatte sie noch in Rifton erstanden, bevor sie nach Ivarstatt aufgebrochen waren. Sie setzte ihre Idee, ihre Abenteuer aufzuschreiben, also wirklich um. Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen legte sie sich hin. Gelebor würde eine ganze Bibliothek zu Lesen bekommen, wenn sie wieder zu Hause war.





    @Sheogorath (dich späm ich heute zu :P)

  • Hihooo


    Ich dachte mir ich kann hier im Fanfiction Bereich nicht einfach nur (Kommentare und Leser) nehmen ohne was zurückzugeben. Also hab ich nach einer Story gesucht die mir gefallen könnte. Ich habe zwar Skyrim eine Zeit lange gespielt, konnte mich aus irgendeinem Grund aber nicht mega mit dem Spiel anfreunden. Habe glaube ich nur 16h drauf oder so. es ist mir zu wenig persönlich etc Deshalb mag ich Dragon Age viel lieber und deshalb die Dragon Age Fanfiction xD


    Dennoch reicht das HIntergrundwissen und die Erinnerungen an das Setting von Himmelsrand um deine Geschichte gut genug zu verstehen. Ich habe bisher bis zu Kapitel zwei gelesen und es gefällt mir sehr sehr gut.
    Deine Figuren und deine Geschichte bringen mich näher an Himmelsrand als es das Spiel (zumindest für mich) je geschafft hätte. Sie sind schon jetzt persönlicher und bergen viel mehr Charakter in sich.
    Der Held ist glücklicherweise kein Abziehbild wie man es von tausenden Fanfiction erwartet xD
    Aber wenn das der Fall gewesen wäre, würde ich nicht hier sein. An der Heldin hab ich schon alleine aufgrund des Aussehens eine Riesen Freude.


    Ich bin mal gespannt wie die beiden aufeinander reagieren werden, wie sie miteinander umgehen werden.
    Ps. Falls du das doch machst, kannst du mir die PDF Dateien der unzensierten Version schicken xD
    Ich werde dann weiterhin hier im Topic Kommentare dazu hinterlassen.
    Falls es nicht möglich ist, bin ich auch mit den Texten hier zufrieden :)


    Lg aus dem Norden
    Northheart

  • Hey @Kea,


    sowas, ich dachte, ich hätte schonmal gepostet ... seis drum, dann hol ich das jetzt eben nach!




    Aaaaalso, für's erste wars das auch schonmal von mir. Ich hoffe, du findest die zeit, bald wieder zu posten - und vergiss mir meine liebsten Fürstenfreunde nicht, sonst fühlen die sich vernachlässigt und suchen dich heim!


    Alles Liebe,


    ~Sheeeeeoo

  • Cyndaquil

    Hat das Thema geschlossen.