In diesem Thema habt ihr eine bestimmte Anzahl an Punkten zur Verfügung, die ihr den Texten im nächsten Beitrag geben könnt. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten, können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen, eure Wahl ausreichend begründen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten.
Es ist außerdem hilfreich, euch das "How to vote-Topic" anzusehen. Schreibt ihr in dieser Saison besonders viele Votes, habt ihr die Chance auf Medaillen. Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen und Regeln zu den Wettbewerben.
Zitat von AufgabenstellungPassend zum Valentinstag sollt ihr dieses Mal einen Liebesbrief verfassen. Ob jemand seinem Schwarm seine Liebe durch den Brief gesteht, jemand seinem langjährigen Partner schreibt oder auch ein Kind seinen Eltern schreibt. Die Möglichkeiten sind vielfältig und ihr könnt vollkommen frei wählen, solange es ein Brief ist, der anlässlich des Valentinstags an eine geliebte Person geschrieben wird. Ein Pokémonbezug ist dabei nicht verpflichtend.
Ihr könnt 11 Punkte verteilen, maximal 6 an eine Abgabe
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Achtet dabei darauf, bei der Schablone zwischen Doppelpunkt und ID/Punktzahl ein Leerzeichen zu machen, damit die Auswertung über den Voterechner ohne Probleme erfolgen kann. Wenn ihr nicht wissen solltet, wie ihr eure ID herausfindet, könnt ihr dies unter anderem hier nachlesen.
Der Vote läuft bis Sonntag, den 06.03.2016, um 23:59 Uhr.
Donnerstag, 16. 12.
Ace,
zunächst einmal habe ich absolut keine Ahnung, ob dich dieser Brief erreichen wird. Man sagt ja nicht umsonst, dass die Postvermittlung auf der Grandline schon bessere Tage gesehen hat. Also hoffen wir einfach mal, dass der Vogel unterwegs nicht von einer Kanonenkugel im Eifer des Gefechts erwischt oder anderweitig vom Himmel geschossen wird. Wobei du das eher lustig finden würdest, so wie ich dich kenne. Ja ja, hör auf so blöd zu grinsen, mein Lieber! Ich weiß doch, wie dein Humor funktioniert.
Was für ein guter Anfang für einen solchen Brief… ich bin immer so talentiert darin, wenn es darum geht, die richtigen Worte zu finden... Aber du kennst mich ja nicht anders; wenn es darum geht, dir zu erklären, was in mir vorgeht, kommt kein vernünftiges Wort raus. Vielleicht ist es daher ganz gut, dass ich dir einen Brief schreibe? Immerhin habe ich so die nötige Zeit, mir gescheite Sätze zu überlegen. Sowieso dürftest du dich im ersten Moment gefragt haben: „Ist sie krank? Was stimmt nicht, ist was passiert? Wieso schreibt sie mir einen Brief?“
Tja, um ehrlich zu sein, hat sich das einfach so ergeben. Alles Weitere wird sich dir schon noch erklären. Und wenn nicht… Gott verdammt, frag‘ einen von den Jungs; vorzugsweise Marco! Die werden dir das schon näher bringen können. Wobei ich ehrlich gesagt auf deinen eigenen Grips hoffe, wenn ich so darüber nachdenke, wie die ihr Privatleben unter Kontrolle bringen.
Wahrscheinlich fragst du dich noch immer, warum ich Pops darum gebeten habe, eine Zeit lang auf der ‚Orca‘ mitzusegeln, oder? Und wahrscheinlich denkst du noch immer, dass das was mit dir zu tun hat? Also grundlegend betrachtet stimmt das sogar: es hat was mit dir zu tun. Aber nicht so wie du denkst! Ich meine, die letzten Monate, die wir zusammen auf der ‚Moby Dick‘ verbracht haben, waren ziemlich einprägsam. Und lustig. Vor allem lustig! Aber das ist mit euch Chaoten auch keine Kunst (apropos, grüß mal Thatch und sag ihm, dass ich ‘n super Haarpflegeprodukt gefunden habe. Für ihn und seine Haartolle sicher genau das Richtige!), so viel Scheiße wie ihr baut. Mich wunderts, dass Marco euch noch nicht einmal quer über die Grandline gekickt hat. Aber unser Lieblingsphönix und Vizekäpitän ist ja gar nicht mal so böse, wie man denkt. ~
Jedenfalls war die Zeit mir dir toll. Und das sage ich, weil ich es genau so meine. Du bist ein Mensch, mit dem man gerne Zeit verbringt; mit dem ich gerne Zeit verbringe. Du schaffst es von jetzt auf gleich, dass ich mich besser und geborgen fühle. Bei dir bin ich Zuhause. Aber das sagte ich dir schon einmal. Mehrmals sogar! Du scheinst nur nicht wirklich eine Veranlassung gesehen zu haben, mir das zu glauben. Warum? Warum denkst du nur, dass du weniger wert seist als andere Menschen? Glaubst du wirklich, dass deine Herkunft oder deine Abstammung irgendwas über dich als Person aussagt? Verdammt, nein! Du selbst schreibst deine Geschichte und nur du selbst bestimmst, wer du bist. Niemand anderes! Das kann nicht einmal die Vergangenheit ändern. Und wird es auch nie…
… erinnerst du dich noch an den einen Abend, bei dem wir zusammen auf dem Deck saßen und in den Sternenhimmel gesehen haben? Du hast mich ja nach dem Zeitpunkt gefragt, wann es passiert ist. Nun, genau da. Zu dieser Zeit und an diesem Ort. Als du mir erzählt hast wer du bist und woher du kommst. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der so… ich weiß auch nicht. Der so ist wie du! Du bist wundervoll. Auch wenn das jetzt ein wenig seltsam klingt. Aber es ist die Wahrheit.
Ich meine, schau dich mal um. Um dich herum sind nur Menschen, die dich für das wertschätzen, was du bist. Es sind deine Nakama; deine Kameraden und Freunde! Glaubst du wirklich, sie würden dich die gesamte Zeit anlügen, indem sie dir sagen, dass sie dich gern haben so wie du bist? Glaubst du, dass ich dich vor einigen Wochen angelogen habe …? Nein, Ace. Ich meinte jedes Wort so, wie ich es gesagt habe. Und ich sage es dir gern auch noch einmal. Ich würde es dir sogar jeden Tag aufs Neue sagen, wenn das dazu beitragen würde, dass du endlich glaubst, dass man dich lieben kann. Denn das tue ich nach wie vor. Für das was du bist und für das, was du jeden Tag anderen Menschen gibst. Sei es auch nur ein Lächeln, ein gut gemeintes Wort oder ein lustiges Gespräch. Ich liebe es, wenn du beispielsweise einfach so bei einer Tätigkeit einschläfst. Das ist… ich weiß auch nicht. Klar, manchmal hätte ich dir am liebsten den Hals umgedreht, wenn wir gerade über etwas Wichtiges geredet haben... aber im Grunde genommen, sieht man dich selten so friedlich und es ist ein Stück weit auch einfach nur ein Bild für die Ewigkeit. Weißt du, die Macken von einem werden von anderen oftmals mehr geliebt als die normalen und alltäglichen Dinge, die ein jeder aufweisen kann. Und ich liebe im Übrigen auch dein Grinsen. Wenn man ganz genau weiß, dass du mal wieder Scheiße gebaut hast oder welche in Planung steht.
Ich weiß, dass du nie wolltest, dass sich jemand zu dir hingezogen fühlt. Ändern kann ich es aber nicht (und werde es auch nicht! Vergiss es!). Deine Angst, mich unter Umständen verletzen zu können, ist in Anbetracht der Tatsache, dass du das Feuer beherrschst, auch gar nicht mal so weit hergeholt. Gebe ich ja zu. Aber der Rest… der Rest deiner Ängste ist nicht nötig. Wirklich nicht. Du weißt, dass ich auf mich aufpassen kann. Und du weißt auch, dass ich ziemlich stur sein kann. Okay, zugegeben, du auch. Aber stelle keine Mauern auf, die keinen Sinn ergeben. Bitte…
Der Grund, warum ich für einige Zeit auf unserem Schwesterschiff mitsegel, ist schlicht und ergreifend der, dass ich Zeit zum Nachdenken brauch(te). Du mit Sicherheit auch, weil mein theatralischer Abgang nun nicht wirklich gut rübergekommen ist. Erst streiten wir uns über eine Nichtigkeit; dann schreie ich dir ins Gesicht, dass ich tiefgehende Gefühle für dich besitze; darauffolgend antwortest du nichts, fragst mich lediglich wann das passiert sei und dann… ja, drehe ich mich einfach um und gehe. Nicht unbedingt die Art und Weise, wie man über eine solche Sache redet, was? Ich weiß ja noch nicht einmal, wie du zu mir stehst. Und das macht mich wahnsinnig. Teilweise hatte ich das Gefühl, als wenn auch von deiner Seite aus… mehr war. Und teilweise habe ich mich nicht anders behandelt gefühlt, als andere. Ich weiß nicht, was genau ich für dich bin. Aber ich möchte es endlich in Erfahrung bringen und verstehen.
Aber hey, weil es mich so wahnsinnig macht, habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Die Gute: Ich komme wieder auf die ‚Moby‘. Die Schlechte: Ich werde dich erneut damit konfrontieren. Wenn ich es mir recht überlege, habe ich sogar noch eine schlechte Nachricht… Wenn ich es richtig berechne und der Brief auch wirklich ankommt, dann hast du, wenn du ihn in der Hand hältst, wahrscheinlich gar nicht mehr so viel Zeit, dir darüber Gedanken zu machen, weil wir bereits Kurs auf eure Position gesetzt haben. Und eventuell ist Marco doch nicht so lieb, wie ich am Anfang meinte… er hatte mir nämlich versprochen, dir davon nichts zu erzählen.
Auf baldiges Wiedersehen und ein etwas geregelteres Gespräch über und zwischen uns.
Ich liebe dich, Ace.
~ Reay
~
Etwas perplex stand er auf dem Deck der Moby Dick und starrte das Blatt Papier an. Er bemerkte nicht, wie sich ihm jemand näherte, kurz über seine Schulter blickte und wissend grinste.
„Oi, sag es ihr endlich.“
Verwirrt sah Ace auf. „Was?“
„Du weißt ganz genau was ich meine“, erwiderte Marco und schüttelte grinsend den Kopf, ehe er weiterlief und seinen Kameraden einfach stehen ließ. Am Horizont zeichnete sich vage die Silhouette der ‚Orca‘, ihrem Schwesterschiff, ab und Marco konnte nicht anders, als sich auf die bald nahende Situation zu freuen. Die Beiden würden es schon noch hinbekommen, das zu bestätigen und zu klären, was sowieso schon jeder auf dem Schiff wusste.
One Piece
Liebe über alles geliebte Alina!
Rosen sind rot.
Veilchen sind blau.
Wenn ich dich seh, wird mir ganz flau.
Wahrscheinlich wird dir flau, wenn du das liest. Ich bin nicht der Beste, was Worte angeht. Das kannst du sicher schon erkennen, doch ich lasse mein Herz für mich sprechen, da dieses es besser weiß.
Dein langes blondes Haar gleicht der feinsten Seide.
Deine Lippen sind wie Kissen, von Göttern selbst angefertigt.
Deine blauen Augen strahlen wie die Sterne am Himmel.
Und deine Haut ist zart und rein wie die eines Babys.
Deine Wimpern...
Naja, ich kenne dafür keine Metapher oder wie man das auch nennt, aber das ändert nichts daran, dass deine Wimpern dennoch unvergleichlich schön aussehen.
Wie ein Regenbogen nach dem Regen erhellt dein Lachen meinen Tag.
Jedes einzelne deiner Worte ist wie ein farbenfrohes Feuerwerk.
Wenn du lächelst, habe ich jedes mal meine eigene, kleine Sonne.
Umarmungen von dir fühlen sich an, als ob ich im Himmel wäre.
Einfach alles...
Jedes einzelne Detail an dir liebe ich einfach über alles und es gibt absolut nichts, was diese Perfektion überbieten könnte.
Deine Intelligenz übertrifft die der gewöhnlichen Menschen.
Dein Charm ist wie die Show eines sehr guten Zauberers.
Du bist so lebendig, dass die Natur wie Plastik aussieht.
Dein Selbstbewusstsein ist wie ein Berg, der allem standhält.
Alina...
Ich liebe dich einfach von tiefstem Herzen und würde für dich alles in meiner Macht stehende tun, nur um dich glücklich zu machen.
Ich liebe deine stark ausgeprägte kämpferische Ader sehr.
Jedes Mal wenn du mir in meine Geschlechtsteile trittst,
Dann ist das ein Beweis für mich wie unglaublich du bist.
Es zeigt mir nämlich wie viel Kraft du in Wahrheit besitzt.
Du...
All das, was ich hier schreibe, zeigt nicht ansatzweise wie ich über dich denke, denn wenn ich dich sehe, bin ich sprachlos und jetzt sehe ich dich immer noch vor meinem geistigen Auge.
Dein Wille ist ungehindert, in jeglicher Situation.
Denn egal wie viel ich unternehme für dich...
Du bleibst hart und ignorierst mich weiter.
Doch du bist ein Vorbild in dieser Sache.
Alina...
Ich werde nie aufgeben, um deine Gunst zu werben, denn ich liebe dich wirklich sehr, so sehr das man das Ganze nicht in Worte fassen kann. Deswegen will ich dir mit meinen Gefühlen zeigen, wie ich für dich fühle.
Dein Verehrer, der dich über alles liebt.
Mit leicht zitternden Händen und feuchten Augen, die ihre Wimperntusche verlaufen ließen, legte Alina den nach Rosen duftenden und auf rosa Papier geschriebenen Liebesbrief zu den anderen Exemplaren dieser Art. Sie alle waren von der selben Person verfasst worden im Laufe der letzten 3 Monate. Die Briefe waren noch das Erträgliche an dieser ganzen Sachen, jedoch waren da diese ganzen "zufälligen" Begegnungen in der Öffentlichkeit...
Ein Klopfen ertönte an der etwas älteren Holztür und kurze Zeit später wurde ein rechteckiges Stück Papier durch den kleinen Schlitz geschoben, der für Briefe gedacht war. Mit einem leisen Geräusch fiel dieser zu Boden, und die Blonde sank langsam zu Boden und schluchzte. Und da war auch schon der nächste Brief...
14.02.1795
Meine liebe Elisa,
es fällt mir schwer, diese Zeilen zu schreiben. Zum einen weiß ich, dass mich mit jeder Sekunde, die sich meine Bleistiftmiene auf das Papier senkt, gegnerisches Feuer treffen kann. Und zum anderen finde ich nicht die richtigen Worte. Du weißt, darin war ich noch nie der Beste.
Die Feinde sind stark. Kaum herrscht einmal Feuerpause, muss man mit einem Hinterhalt rechnen. Viele meiner treuen Gefährten mussten schon ihr Leben lassen. Es ist unglaublich brutal - ein Wimpernschlag nur, und, mächtiges Kanonengetöse im Ohr widerhallend, ist der nächste gefallen. So könnte es auch mir ergehen, während ich diese Zeile schreibe. Mit der Gefahr immer im Hinterkopf, zucke ich bei jedem noch so kleinen Geräusch zusammen, sei es auch nur das Geräusch der Pferdehufe oder das Knabbern der kleinen Maus an der Brotkrume.
Doch ich nehme diese Gefahr beinahe dankend in Kauf, um dir jetzt schreiben zu können, meine Schöne.
Seit der Krieg begonnen hat, komme ich nicht umhin, an dich zu denken. Ständig nimmst nur du meine Gedanken ein, streichelst sie sanft, küsst mich in meinen Träumen, bis ich erwache. Meine Sehnsucht nach dir zerreißt mich tagtäglich ein Stückchen mehr, und manchmal frage ich mich, wie ich noch als Ganzes wandeln kann, wo doch du, das größte Glück in mir, fehlst. So unvollkommen komme ich mir vor.
Da dieser tiefe Schmerz mich seit Wochen nicht mehr loslässt, bin ich ein guter Soldat geworden. Ich muss gestehen, dass ich leichtfertiger mit den Schützen umgehe, da die Sehnsucht nach dir bisweilen gar unerträglich wird und ich mir, um meinen Schmerz zu lindern, fast mein Ableben herbeiwünsche. Das sind meine schwächsten und zugleich stärksten Momente. Denn alsbald denke ich an dein schönes Gesicht, sehe deine onyxfarbigen Augen vor mir, und ich spüre, wie stark ich werde und von innen erblühe. Und in den Momenten kann ich nicht sterben. Ich lebe schließlich für dich. Nur für dich, Elisa.
Nachts wird es am schlimmsten. Ich schließe die Augen, und sobald sich meine Lider senken, erscheint mir abermals dein Antlitz. Deine Augen, die Iris beinahe genauso schwarz wie die Pupille. Deine Haut, so weiß und weich wie Pergament, wenn man sie berührt, doch fehlt ihr nichts an Zärtlichkeit. Deine Lippen, voll und sinnlich, von der Farbe reifer Himbeeren. Und dein so perfektes Gesicht wird umrahmt von deinen goldenen Haaren, die in einem solchen Kontrast zu deinen Augen stehen. Liebste Elisa, wie sehne ich mich danach dich zu berühren. Ich will im Traume gerade die Hand nach dir ausstrecken, habe dich tatsächlich fast erreicht - und dann fällt der nächste Kanonenschuss, und dein Ebenbild geht mit einem lauten, ohrenbetäubenden Knall in Feuer auf und zergeht elendig zu Asche.
Selbst nun, wo ich diese Zeilen schreibe, brennen an den Gedanken, dich zu verlieren, Tränen in meinen Augen. Tränen eines Soldaten, der niemals erahnt hätte, wie es ist, ein solches Gefühl zu spüren, wie ich es momentan tue. Tränen voller Asche und Schießpulver, und doch voller Liebe und Hoffnung.
Elisa, ich schreibe diese Zeilen, um dir meine ewige und allgegenwärtige Liebe zu beteuern. Als ich noch daheim war und dich jeden gesegneten Tag um mich hatte, ergriff ich zu selten die Chance, dir zu sagen, was du mir bedeutest. Nun habe ich das Gefühl, dass es mit jeder Sekunde schneller auf das Ende zugeht. Die Schüsse werden lauter, die Tiere suchen Schutz im Wald. Nur wir sind auf dem Feld und kämpfen. Und doch ist mir nichts gewisser als deine Liebe. Dich zu lieben war dereinst die tiefste und reinste Glückseligkeit, die ein Mensch zu empfinden imstande ist. Mein Herz hat vom ersten Augenblick an dir gehört, und so wird es auch für immer das deine sein. Ich bin der glücklichste Mann, weil ich deine Liebe und Güte erfahren durfte. Meine Liebe, wenn ich aus dem Krieg zu dir zurückkehre, schwöre ich bei Gottes Gnade, dass ich dich zur Frau nehmen und dich mit ganzem Herzen mehr lieben werde, als du dir vorstellen kannst. Sollte der Krieg mich zu seiner Geisel machen und mich letztlich nicht mehr hergeben wollen, so sei dir versichert, dass mein letzter Atemzug dir gelten wird, nur dir. Gleichwohl sehne ich mich danach, meinen letzten Atemzug zu einem Kuss zu formen, der schließlich nur deine Lippen berührt und flüstert, wie sehr ich dich liebe.
Ich kämpfe für dich. Für uns. Ich werde heimkehren, Liebste. Und sobald es soweit ist, werden wir...
Doch da hörte der Brief auf. Er hörte immer da auf, egal, wie oft Elisa ihn las. Egal, wie sie an jedem vierzehnten Februar, jedes Jahr erneut, die alte, staubige Schatulle öffnete, auf denen Johns Initialien eingraviert waren. Und egal, wie oft sie darüber weinte, dass ihr John nicht mehr aus dem Krieg zurückgekehrt war.
an dich
Nur für dich schreibe ich diese Zeilen, diese Worte. Nur für dich – weil du mein Herz höher schlagen lässt. Immer dann, wenn ich dich sehe. Immer dann, wenn ich von dir höre. Ich kann nicht anders, als stets auf dich zu warten. Der unbändige Drang sitzt tief in mir. Die Ungeduld lässt nicht los, bis ich dich endlich wiedersehe. Dann platzt in mir die Freude, will raus und jubeln und dich am liebsten umarmen. Denn ich konnte es kaum erwarten.
Eifrig verfasse ich diese Worte, lese Tausend Mal darüber. Denn sie sollen perfekt werden. Kein Fehler darf darin enthalten sein und wenn es doch so kommt, dann weiß ich, dass du ihn findest. Gut oder schlecht? Jedes Mal aufs Neue frage ich mich das. Ich will perfekt für dich sein. Perfekt in meinem Wesen, in meiner Kunst, in einfach allem. Aber keiner kann perfekt sein, nicht wahr? Trotzdem bemühe ich mich. Denn du bist meine innere Kraft, die mich antreibt. Du bist das Zahnrädchen im großen Ganzen, ohne das einfach nichts mehr laufen würde. Ohne dich wäre ich verloren, das weiß ich. Deswegen sehne ich mich so sehr nach dir.
Diese Sehnsucht ist eine Sucht, die ich nicht mehr abstellen kann. Warum ist das so? So oft frage ich mich das. Denn seien wir mal ehrlich, wenn du es nicht gewesen wärst, der die ersten Schritte tat, wie wäre es dann wohl gekommen? Ich weiß, du würdest sagen, dass ich derjenige war, der begonnen hat. Den ersten Schritt gewagt mit einfachen kleinen Worten. Worte, die heran wuchsen zu etwas ganz Großem. Bis heute kann ich es kaum glauben, dass ich dich getroffen habe. Dass ausgerechnet du dich für mich interessierst. Immer noch. Was bin ich glücklich! Der glücklichste Mensch auf dieser Welt! Ohne dich wäre ich nie so weit gekommen. Ich brauche dich!
Mir vorzustellen, du könntest auf einmal verschwinden und mich allein zurück lassen, das ertrage ich kaum. Das will ich nicht. Wie könnte ich dann weiter machen? Du bist schließlich meine Motivation, selbst wenn es mir mal nicht so gut geht.
Ich wache jeden Tag auf und nicht immer denke ich sofort an dich. Nein, das nicht. Aber wenn ein paar Tage vergangen sind und ich merke, dass ich nichts von dir gehört habe oder mich mein Alltag von dir fern hält, dann spüre ich wieder diese innere Unruhe. Dann weiß ich, dass es Zeit wird mich bei dir zu melden. Natürlich tue ich das, denn schließlich bist du wichtig für mich! Es braucht nur ein kleines Lächeln, ein paar aufmunternde Worte, dann fühle ich mich wieder gut, voller Energie. Dann habe ich die Kraft weiter zu machen. Das verdanke ich dir! Ich weiß, du bist oftmals auch bescheiden, aber ich weiß auch, dass du dich darüber freust. Du hilfst mir und ich danke dir so sehr. Du ahnst nicht, was du alles für mich tust, wozu du mich antreibst. Wenn ich dir das doch alles nur sagen könnte. Doch … tue ich das nicht längst?
Ich kann mich noch daran erinnern, als es mir schlecht ging. Es waren nicht nur Wochen, sondern Monate. Da war ich tief niedergeschlagen, brachte nichts zustande. Es war eine Zeit, die ich nicht leiden mochte und heute am liebsten gar nicht mehr daran denken mag. Aber ich tue es, denn ein was Gutes hatte es. Du warst bei mir. Du hast gefragt, wie es mir geht, hast mich vom tristen Alltag abgelenkt, hast mir Sorgen und Kummer genommen, hast dich um mich gekümmert. Und, was das aller wichtigste dabei war, du warst immer so voller Begeisterung. Immer, wenn du davon gesprochen hast. Ich weiß noch, wie ich erstaunt dasaß und mich fragte, warum du so begeistert darüber warst. Ach was, die Vergangenheitsform passt an dieser Stelle nicht, denn auch in der Gegenwart zeigst du mir die Freude, die ich in dir auslösen kann.
Nicht nur Freude. Manchmal ist es auch Erschrecken und in ganz seltenen Momenten bringe ich dich sogar zum Weinen. Das sind Momente, die mir leid tun und wo ich mich gleichzeitig aber auch unglaublich stolz fühle. Ja, ich freue mich dich zum Weinen zu bringen, denn das zeigt mir, wie sehr du mitfühlst. Das ist genau das, was ich auslösen möchte. Diese Gefühlswelt, dieses Rütteln und Schütteln, diese Achterbahn, die einen erschreckt wie auch fröhlich stimmen lässt.
Und das nur mit ein paar Worten, die einfach an der richtigen Stelle gesetzt worden.
Das ist meine Welt, die ich mit dir teile.
Anfangs war es zwar nicht so, denn da kannten wir uns noch nicht. Aber irgendwann warst du aufgetaucht und dann nahm alles seinen Lauf. Dann fieberst du mit, kannst kaum erwarten, dass es weiter geht. Diese Begeisterung führt zu meiner Motivation, also beginne ich mich noch mehr anzustrengen. Ich will dir etwas bieten, worauf du dich freuen kannst. Also überlege ich stundenlang, bis mir der richtige Einfall kommt. Ich plane, ich handle, ich verwerfe so manche Dinge, um sie später doch wieder neu aufzugreifen. Kann ich sie nutzen oder lieber doch nicht? Würde es passen oder sollte ich nicht doch einen anderen Weg einschlagen? Es ist nicht immer einfach. Manchmal manövriere ich mich selbst in eine Sackgasse. Wenn du dann zu mir kommst und mir deine Meinung mitteilst, dann kommt nicht selten der helle Funke, der mich erleuchtet. Mögen es manchmal nur daher geworfene Worte sein, einfach um aufzumuntern, so hilfst du dabei mit, dass ich einen neuen Weg finde. Dann geht wieder alles wie von selbst. Mit größter Motivation bin ich wieder bei der Sache.
Manchmal sprudelt es so sehr aus mir heraus, dass ich mich kaum halten kann. Worte fliegen, Bilder entstehen und Ideen werden immer wieder neu geboren. Es gibt für mich gar kein Halten mehr und wenn ich dir dann alles zeigen kann, erwarte ich voller Sehnsucht dein Urteil.
Was würdest du dazu sagen? Würde es dir gefallen oder findest du etwas nicht so gut? Möglicherweise so schrecklich und das tatsächlich im negativen Sinne und nicht etwa, weil dich die Angst packt und du wieder mitfieberst?
Dann beginnt wieder mein Herz laut zu schlagen, dass ich glaube, jeder in meiner Nähe müsse es hören können. Dann sitze ich da, warte und warte und warte. Was würdest du sagen? Es spielt keine Rolle, was andere von mir und dem, was ich tue, halten. Es gibt nur dich. Weil du nicht wieder davon gelaufen bist, sondern geblieben. Du warst niemals nur eine kurze Begegnung gewesen. Du hast mich gefunden und bliebst und das macht mich so glücklich. Also sage mir, was hältst du davon?
Ich habe diese Welt am Anfang nur für mich erschaffen. Niemals dachte ich daran, dass sie einen anderen dermaßen begeistern könne. Ich habe geschrieben bis mir die Finger weh taten. Ich erschuf Charaktere, Probleme und Szenerien und beschrieb zwischendurch alles, was ging, ohne dabei zu übertreiben. Ich wollte und will es heute immer noch perfekt gestalten. Denn ich möchte, dass du begeistert bist. Dass du es liest und so fasziniert bist, dass du nicht anders kannst, als mir deine Meinung dazu zu sagen. Oh bitte, lass auch niemals die Kritik aus, denn genau die ist es, die ich am aller meisten herbei sehne.
Erinnerst du dich? Perfekt ist niemand und so bin ich es ebenfalls nicht. Deswegen sehne ich mich nach dir. Du, der meine Worte liest, dich davon verzaubern lässt, aber auch mit einem wachen Verstand erkennt, wo es noch hapert. Dann erfreue ich mich immer daran, wenn du mir schreibst, mich auf meine Fehler hinweist und dennoch ein paar liebenswerte Worte für mich übrig hast. Denn all das motiviert mich. Deswegen kann ich nicht mehr ohne dich.
Geliebter Leser. Diese Welt schreibe ich nur für dich.
dein Geschichtenschreiber
Liebe Marina,
Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was ich mir dabei denke, jetzt, wo ich diesen Text schreibe. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich überhaupt etwas denke. Immerhin ist es gut möglich, dass dich das hier gar nicht interessiert. Dass du dir danach denkst, was für eine Zeitverschwendung es doch war, bis zum Ende zu lesen. Oder dass du nicht einmal das tust und schon nach wenigen Zeilen abbrichst. Trotzdem, etwas in mir will, dass ich es mache. Geplant war das hier auf jeden Fall nicht. Sicher, ich habe schon überlegt, ob ich dir etwas schenke. Was ich dir schenke. Aber das sicher nicht. Erst recht nicht heute Abend. Eigentlich wollte ich ja an meinem neuen Songtext weiterschreiben. Aber es will und will einfach nicht funktionieren. Ich bin zu unkonzentriert, mache Fehler, schreibe komplett sinnlose Passagen – wegen dir. Egal, was ich versuche, du schwirrst einfach in meinem Kopf rum. Bist omnipräsent. Egal, wo ich bin, was ich mache. An welchem Tag oder zu welcher Uhrzeit. Ich bekomme dich einfach nicht aus dem Kopf. Eigentlich ist das ja eine gute Sache. Vor ein paar Tagen habe ich es selber bemerkt, ich laufe ständig mit einem Lächeln im Gesicht herum. Ganz anders als sonst. Auch wenn ich es nicht will, selbst wenn ich total verzweifelt bin, mir wieder einmal im Bett die Haare raufe – sobald die Gedanken zu dir driften, beginne ich zu lächeln. Auch wenn es extrem ablenkt – es ist gut, dass du mir ständig im Kopf rumschwirrst. So vergesse ich meine eigenen Sorgen und Probleme. Du brauchst wohl zu viel Platz in meinem Kopf. Wobei, nicht nur da. Auch sonst glaube ich, dich überall zu sehen. Deine Umrisse in Wolken. Dein Gesicht in Pfützen. Manchmal bilde ich mir auch ein, du wärst gerade an mir vorbeigegangen, obwohl ich weiß, dass du komplett woanders bist.
Sicher, viele Leute haben schon Probleme dich so zu akzeptieren wie du bist. Zu kindisch, zu klein, zu ängstlich, zu blass… Die Liste mit Ausreden könnte ich jetzt noch lange weiterführen. Aber wie gesagt, es sind nichts anderes als Ausreden, zumindest meiner Meinung nach. Selbst wenn das ganze objektiv betrachtet stimmen sollte – für mich nicht. Wenn du nicht so wärst wie du bist, würde ich wahrscheinlich auch nicht hier sitzen und schreiben. Alles an dir passt genau so – lass dir ja nichts anderes einreden!
Ich weiß, das hier ist alles andere als ein normaler Liebesbrief. Im Normalfall strotzen die doch nur vor Kitsch, oder? Nachdem ich in so etwas aber alles andere als gut bin, will ich dir die Peinlichkeit eher ersparen. Sonst kannst du ja vor lauter Fremdschämen nicht weiterlesen. Also mache ich auf meine Art und Weise weiter.
Ich weiß auch nicht, wann die ganze Hexerei angefangen hat. Wobei es eher ein Zauber ist. Ein schöner Zauber. Ich denke, nach und nach hat sich das Ganze entwickelt. Und ich bin froh darüber. Am Anfang habe ich nie gedacht, dass ich überhaupt einmal Gefühle in die Richtung entwickeln würde. Du warst ja nur eine ganz normale Klassenkameradin. Zwar etwas schüchtern, aber von der Art fand und findet man genug an der Schule. Irgendwann sind wir dann einmal ins Gespräch gekommen. Das Thema weiß ich nicht mehr genau. Aber das ist hier auch unwichtig. So wurden wir von Klassenkameraden zu Freunden. Von Freunden zu besten Freunden. Und jetzt? Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass es noch weiter geht. Immerhin ist es mehr als unwahrscheinlich. Erst recht, wenn man dich näher kennt. Aber es ist besser, man ist traurig, weil man es versucht, aber einfach nicht geschafft hat, als man bereut es hinterher, dass man es nie versucht hat.
Solche Gedankengänge haben mich wohl auch dazu bewogen, diesen Brief hier anzufangen. Anscheinend war es doch keine so schlechte Idee. Zumindest sitze ich jetzt mit einem Lächeln vor diesem Blatt Papier, und werde es einfach nicht mehr los.
Trotzdem überlege ich immer wieder, ob ich das auch wirklich so schreiben kann. Oder ob ich das Blatt nicht einfach zusammenknüllen und wegwerfen soll. Obwohl…das wäre keine so gute Idee. Der Papierkorb ist schon überfüllt mit den kläglichen Versuchen von gestern und den Tagen davor. Aber selbst wenn es irgendwie unpassend ist – würde ich etwas anderes als meine Gedanken schreiben, wäre das ja nicht ich, und das will ich auf keinen Fall. Der Brief soll von mir kommen, nicht von jemand anderem.
Der andere Grund, warum ich angefangen habe zu schreiben, ist, dass bald Valentinstag ist. Eher, sobald du diesen Brief (hoffentlich) liest, ist Valentinstag. Das ist wohl die perfekte Gelegenheit, um so etwas auszudrücken. Mittlerweile sollte es ohnehin schon klar sein, dass dies der Fall ist. Dennoch will ich es noch einmal schwarz auf weiß niederschreiben: Marina, ich habe mich in dich verliebt. So richtig.
Ich hoffe, du wirst morgen auch noch mit mir reden, selbst wenn du diese Gefühle nicht erwidern kannst. Das kann ich durchaus verstehen. Aber alleine deine Anwesenheit macht mich überglücklich, also bitte: hasse mich jetzt nicht dafür.
So oder so wünsche ich dir noch einen wundervollen Valentinstag und auch wunderschöne weitere Tage, falls wir uns nicht sehen.
Andreas
Liebster Jack
Du warst alles für mich. Und das ist dir klar. Aber weißt du was? Ich habe es satt, mir ins Gesicht spucken zu lassen. Ich habe es satt, von dem Menschen, dem ich alles gegeben habe, jeden Tag aufs Neue eine ausgewischt zu bekommen. Ich habe mich wahrscheinlich noch nie in meinem Leben so sehr in einer Person geirrt. Niemals hätte ich gedacht, dass du zu so etwas fähig bist, dass du so egoistisch sein kannst.. und so herzlos. Jeden Tag frage ich mich, was ich falsch gemacht habe, wie ich so etwas verdient habe, warum du mir das antust. Ich verstehe dich nicht mehr. Ich habe dich immer verstanden, konnte mich in dich hineinfühlen und nachvollziehen, was du tust, weil wir uns so ähnlich waren. Du warst immer für mich da, wenn es mir schlecht ging, und es war mir so wichtig zu wissen, wie es dir geht, damit ich dir in jeder Situation hätte helfen können.. Ich war so glücklich, in meinem Leben jemanden zu haben wie dich, jemanden, der mich versteht, mir zur Seite steht, egal was passiert. Das warst du doch auch schon vor unserer Beziehung. Unsere Freundschaft ging so tief, dass ich mir sicher war, dass wir alles überstehen würden. Aber anscheinend warst du der Meinung, dass eine Beziehung eine tolle Möglichkeit wäre, unsere Freundschaft zu zerstören.
Es ist okay, dass du mit mir Schluß gemacht hast, ich verstehe ja den Grund mit der Entfernung und alles. Aber mittlerweile kann ich dir nicht mehr glauben, dass das der einzige Grund war, denn dann wärst du jetzt nicht so. Wenn ich dir genauso wichtig war wie du mir, dann wäre dir unser Verhältnis zueinander und unsere Freundschaft noch genauso wichtig, dann könntest du mich jetzt behandeln wie einen normalen Menschen und immerhin mit mir reden. Aber du gehst mir aus dem Weg, behandelst mich wie Müll. Es ist noch nicht einmal ein Monat seit unserer Trennung vergangen und ich bin dir komplett egal geworden. Eineinhalb Jahre lang waren wir Bekannte gewesen, fast ein Jahr beste Freunde, drei Monate ein Paar, und einen Monat später bin ich dir egal. Es tut so weh, Jack. Es tut so verdammt weh. Jedes Mal aufs Neue. Natürlich, es war eine Qual als du mit mir Schluß gemacht hast, aber das war wie ein Schuß, kurz und schmerzvoll. Ich habe unsere Trennung verarbeitet, das ist es nicht. Ich will nicht mehr unbedingt deine Freundin sein, ich bin bereit mich umzusehen, ob ich sonst wen für mich finde, und mich für dich zu freuen, falls du jemanden finden solltest. Das ist absolut nicht das Problem.
Das Problem ist, dass ich mich so unglaublich verraten fühle, als hättest du mich drei Jahre lang nur hintergangen. Was du im Moment tust, hätte der Jack, den ich gekannt habe, niemals gekonnt. Entweder hast du dich innerhalb des letzten Monats unfassbar verändert, oder ich hatte die ganze Zeit ein falsches Bild von dir. Für mich ist an dem Tag, an dem du Schluß machtest, jemand gestorben.. Der Jack, den ich einmal kannte. Der rücksichtsvoll ist, dem das Schicksal und die Gefühle seiner Freunde am Herzen liegt. Der Jack, mit dem man durch Dick und Dünn gehen kann, mit dem man lachen und manchmal auch weinen kann, der offen ist und mit dem man sprechen kann. Einfach der Jack, mit dem ich drei Jahre meines Lebens verbracht habe. Dieser Jack existiert nicht mehr, oder er hält sich einfach nur vor mir versteckt. Warum er das tun sollte, verstehe ich nicht, aber im Moment gibt es so oder so viel zu viel, was ich nicht verstehe.
Du hast es in letzter Zeit geschafft, mich wütend zu machen, und du weißt, wie schwer das bei mir zu schaffen ist. Weißt du, als du in meiner Situation warst, da habe ich dir geholfen, da war ich rund um die Uhr für dich da. Ich habe mein ganzes Leben vernachlässigt um dir über deinen Trennungsschmerz hinwegzuhelfen, und auch das hat meine eigene Beziehung damals kaputt gemacht. Aber das war es mir wert, denn die Freundschaft zu dir war mir so viel wichtiger als die Liebe, wenn ich dir nur irgendwie helfen konnte. Und du weißt genauso gut wie ich, dass ich dich damals noch nicht geliebt habe.
Und jetzt, wo ich in dieser Situation bin und verlassen wurde, da lässt du mich nicht nur im Stich, sondern trampelst immer weiter auf mir herum. Was habe ich falsch gemacht? Was habe ich dir jemals angetan, Jack, wann habe ich jemals ein Wort gegen dich erhoben, dir irgendetwas verweigert oder dir auch nur ansatzweise geschadet? Alles, was ich dir angetan habe war meine Liebe, und du warst doch selber schuld, dass es so weit kam.. Du hast mich dazu gebracht, meine damalige Beziehung für dich zu beenden, nur damit ich drei Monate später allein dastehe, ohne Freunde, ohne Partner, mit nichts, was noch übrigbleibt. Wenn du es so siehst, dann hast du mir zweimal die Liebe und eine verdammt wertvolle Freundschaft weg genommen.. die wertvollste, die ich jemals hatte. Du hast meinen besten Freund umgebracht, Jack, und ich habe noch keinen Tod so sehr bedauert. Ich trauere um das Bisschen von dem alten Du, das vielleicht noch in dir versteckt ist, und genau dieses Bisschen hindert mich daran, dich hassen zu können.
Mir fällt gerade auf, wie lang dieser Text eigentlich schon ist. So viele Zeilen, und da steht noch nicht ansatzweise alles, was ich dir gerne sagen würde. Ich frage mich, warum ich das hier überhaupt schreibe. Ich bin dir so egal, dass du diesen Brief wahrscheinlich nicht einmal lesen würdest, wenn ich ihn ausdrucken und dir per Post schicken würde. Vielleicht kopiere ich ihn eines Tages mal für dich auf Skype, falls du irgendwann mal fragst, was mein Problem ist oder ob es mir gut geht. Aber meine Hoffnung ist klein, dass das irgendwann noch geschehen wird. Trotzdem, sie ist vorhanden. Doch selbst wenn du das hier lesen würdest.. ich bezweifle, dass das irgendwas ändern würde, dass diese Worte dich auch nur ansatzweise berühren. Den alten Jack hätten sie berührt, der alte Jack hätte sich nach so einem Brief Sorgen gemacht und darüber nachgedacht. Der neue Jack wird vielleicht darüber lachen oder sich fragen, ob ich denn nun komplett übergeschnappt sei. Wer weiß, vielleicht bin ich das ja auch.
Weißt du, ich habe oft über Suizid nachgedacht und niemals mit irgendwem darüber gesprochen. Denk doch mal nach, habe ich noch irgendetwas, wofür es sich zu leben lohnt? Ich sehe da nur noch sehr wenig. Im Moment habe ich wahrscheinlich gar nichts. Ich habe eine zerstörte Familie, alkoholkranke Eltern, die maßlos enttäuscht von mir sind, eine depressive beste Freundin und einen alten, kranken Hund. Das war’s auch schon. Trotzdem gibt es da noch diese Hoffnung, durch die ich mich an mein Leben klammern kann. Ich bin keine Optimistin. Ich glaube nicht, dass bald alles wieder gut sein wird, dafür hat mich das Leben schon zu oft enttäuscht. Aber ich glaube, dass wenigstens die ein oder andere Sache irgendwann nicht mehr ganz so sehr weh tut und vielleicht etwas passieren wird, das die Schmerzen ein wenig lindert oder mich wenigstens davon ablenken wird. Das ist einer der Gründe, warum ich mich nicht schon lange von derselben Brücke gestürzt habe, wie vor ein paar Jahren mein bester Freund.
Ich wünschte nur, du würdest es nicht jeden Tag nochmal schlimmer machen. Ich versuche stark zu sein, und ich versuche immer wieder, dir zu zeigen, dass ich gern wieder eine Freundschaft mit dir hätte, wie sie einmal war. Ich ignoriere es, dass du mir teilweise nicht zurückschreibst, und bleibe gut gelaunt, während du mich mit einsilbigen Antworten wegdrücken willst. Ich hätte es schon lange aufgegeben, wenn du mir nicht einmal gesagt hättest, dass auch du noch eine Freundschaft haben wollen würdest, selbst wenn wir uns trennen sollten. Eben weil unsere Freundschaft davor so unfassbar tief ging. Warum sträubst du dich denn dann so dagegen? Hast du deine Meinung geändert und willst mich einfach nur noch aus deinem Leben streichen? Warum sagst du mir das dann nicht verdammt nochmal in mein Gesicht, dass ich noch eine Ohrfeige einpacken und dann verschwinden kann? Glaub mir, das wäre mir lieber als jeden Tag einen kleinen Stich von dir versetzt zu bekommen, einen Mund voll Spucke in mein Gesicht. Denn das zieht mich langsam, aber sicher zu Boden, und eines Tages vielleicht so tief, dass ich plötzlich unter der Erde liege. Innerlich bin ich mittlerweile eh schon so gut wie tot. Es wäre nur schön zu wissen, dass irgendwer versuchen würde, mich wiederzubeleben.
die Videospiel-Reihe Metroid, welche von den Abenteuern der Weltraum-Kopfgeldjägerin Samus Aran handelt
Hallo, Samus!
Ich bin mir ziemlich sicher (okay, relativ sicher), dass meine Nachricht dich vier oder fünf Tage nachdem ich sie abgeschickt habe, erreichen wird. Je nachdem, wie viele Weiterleitungssonden sich in den zwei Sonnensystemen zwischen uns befinden. Ähm, heute ist ein besonderer Tag für mich, weshalb ich wohl etwas emotional geworden bin und es für nötig halte, dir durch die Weite des Weltalls eine Nachricht zu schicken, aber dazu später mehr. Passend zum großen Ereignis kann ich nicht aufhören, in Erinnerungen zu schwelgen. Du weißt ja, wie unglaublich nostalgisch ich manchmal sein kann.
Willst du ein Geheimnis hören? Ich habe dir nie von unserer allerersten Begegnung erzählt. Hauptsächlich, weil mir das zu peinlich war, und teils, weil ich damals noch fast ein Kind war und nicht wollte, dass du mich so siehst. Erinnerst du dich, wie du vor einigen Jahren auf SB943 den Anführer einer Bande von Rohstoff-Schmugglern gestellt hast? Während der Jagd bist du durch unsere kleine Stadt gekommen. Ich hatte noch nie in meinem Leben einen Power Suit gesehen (wobei die auch extrem selten sind). Bis mir das erklärt wurde, dachte ich wirklich, dass du ein Roboter wärst! Bis heute erscheint es mir unfassbar, dass du die Jagd auf den Schmuggler-Boss überlebt hast. Irgendwie habt ihr es damals geschafft, einen halben Berg in die Luft zu sprengen. Seither nennen wir ihn nur noch 'den Geköpften'. Tja, wieder was gelernt, nicht wahr, meine Liebe?
Diese Nachricht schicke ich dir übrigens von meinem eigenen Schiff, der Piziu. Seit mittlerweile einer Woche bin ich ebenfalls offizielle Kopfgeldjägerin! Falls in unserem Metier überhaupt etwas 'offiziell' sein kann, haha. Zumindest hatte ich vor einem guten Monat endlich genug Geld verdient, um mir ein eigenes Schiff besorgen zu können. Daraufhin habe ich umgehend den künstlichen Planeten verlassen, auf dem du und ich uns vor ein Paar Monaten das letzte Mal getroffen hatten. Ich habe mich einige Wochen in allen möglichen Spelunken herumgetrieben und schließlich vor drei Tagen meinen ersten Auftrag bekommen. Ich soll irgendeinen entflohenen genetischen Hybriden einfangen, den sich ein Superreicher als Schoßtier für seinen Privatplaneten hat basteln lassen. Scheinbar ist das gute Tierchen ausgebrochen und hat prompt die Bediensteten zu seinem neuen Grundnahrungsmittel erklärt. Aber für mich ist das nichts, was ich nicht mit einigen Kilogramm zünftiger Kältemunition erledigen könnte.
Natürlich ist mein Auftrag im Vergleich zu deiner ersten Mission ein Kinderspiel. Damals hast du den ganzen Planeten Zebes Kaverne für Kaverne durchforstet und alles Leben darauf ausgerottet. Das muss übel gewesen sein, sich immer weiter in den Kern einer Welt (auch wenn es ein künstlicher Zwergplanet war, das muss Monate gedauert haben) vorzuzwängen. Ich kann solche eingeschlossenen Orte gar nicht ausstehen und mich kilometerweit irgendwo hineinzukämpfen liegt mir auch nicht. Wenn du damals auch so gedacht hättest wie ich und den Auftrag nicht erledigt hättest, wäre natürlich das Mother Brain mit seinen Heerscharen über den Kosmos hergefallen. Ich schätze, so wie es sich letztendlich entwickelt hat, war es am besten für das Universum. Und für dich und mich.
Offiziell haben wir uns immerhin kurz nach deinem Abenteuer auf Zebes kennengelernt. Mittlerweile war ich Kellnerin auf einem Weltraumhafen (wieso ich enge Gebäude nicht mag, außer, wenn ich drumherum Fenster habe durch die ich ins Weltall sehen kann, verstehe ich übrigens immer noch nicht) und die Hauptqualifikation war nicht, dass ich sonderlich gute Drinks mixen konnte, sondern mein Talent im Umgang mit Energiewaffen. Wenn ich so darüber nachdenke war ich eher eine Rausschmeißerin, die nebenbei gekellnert hat. Oder so.
Auch egal. An jenem Abend ging es ziemlich heftig zu. Mein Boss hatte sich schon vor einer Stunde in seinem Büro verbarrikadiert und wir Mitarbeiter durften uns auf eine Schlägerei mit einer Gruppe betrunkener Söldner einlassen. Und die waren auch noch betrunken, weil sie bereits die letzten zwölf Stunden bei uns verbracht hatten, weshalb wir uns sicher waren, dass wir ihnen danach sowieso kaum Geld abknöpfen könnten. Das war echt die sinnloseste Schlägerei meines gesamten Lebens. Dann hat einer von denen auf einmal eine Gravitations-Bazooka ausgepackt. Damit hätte der Idiot wirklich das gesamte Schiff zerstören können! Und plötzlich hast du dort gestanden (Ich weiß nicht, wie du da so schnell hingekommen bist. Warst du eventuell den ganzen Abend schon da?) und ihm eine gute alte Portion Weltraum-Gerechtigkeit verpasst. So einen Kinnhaken hat in unserer Kneipe davor und danach niemand mehr hinbekommen.
Natürlich habe ich dich sofort wiedererkannt. So einen Power Suit erkennt man überall. Und als du danach seelenruhig an die Bar zu mir gekommen bist, um einen Drink zu bestellen, bin ich endlich, nach all den Jahren durch einen Zufall dazu gekommen, dein Gesicht zu sehen – und war nur ein ganz kleines Bisschen überrascht, dass du tatsächlich kein Roboter warst, Samus.
Machst du das eigentlich immer noch nach jedem abgeschlossenen Auftrag? In Bars gehen? Ich habe gehört, dass das unter Kopfgeldjägern so was wie Tradition ist. Aber ich habe zu lange selbst an solchen Orten gearbeitet (und gesehen, wie hygienisch es dort in den Küchen zugeht) um nicht mehr Zeit als unbedingt nötig dort zu verbringen. Obwohl ich auch schon Ideen habe, wie ich mich später für meinen ersten erledigten Auftrag belohnen will. Und bei meinen Fantasien ist deine Anwesenheit vonnöten, hrrhrr.
Auf jeden Fall, aus dem zögerlich begonnenen Gespräch wurde schließlich eine immer längere und angeregtere Unterhaltung (hin und wieder hast sogar du etwas gesagt) und eines führte zum anderen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich noch genau so gut an die Episode erinnerst, wie ich. Ich sage nur eines: JUSTIN BALEY! Boah, das war die mit Abstand bescheuertste – und beste – Nacht meines Lebens.
Über die Jahre hast du mich hin und wieder mitgenommen, wenn du ein zweites Paar Hände bei einer Mission gebraucht hast und die Zeit mit dir war unglaublich schön.
Aber, letzten Sommer, als du dein größtes Geheimnis mit mir geteilt hast, da erst ist mir klar geworden, wie viel du mir tatsächlich bedeutest.
Wir waren zusammen bei dieser Ungezieferentsorgung auf... SR388, glaube ich? Das Benennungssystem in dem Teil des Universums hat mich schon immer verwirrt. Auf jeden Fall standen wir beide nach mehreren Stunden Kampf wortwörtlich knietief im Gedärm von Würmern, Schlangen und anderen ekligen Kreaturen, als du urplötzlich deinen Helm ausgezogen und mit mir gesprochen hast. Und das war für dich ziemlich ungewöhnlich, schließlich bist du nicht sonderlich gesprächig und wir haben schon Tage miteinander verbracht, ohne, dass du etwas gesagt hättest. Was die Szene bei den Ungeziefern in dir ausgelöst hat, das weiß ich nicht, aber, dass du mir dein großes Geheimnis anvertraut hast, hat mich unglaublich glücklich und stolz gemacht. Dass du mich als eine Person siehst, der du so etwas anvertrauen kannst, das ist für mich eine größere Belohnung als das größte Kopfgeld des Universums. Und das hat mir gezeigt, dass ich dir auch mein Geheimnis anvertrauen konnte. Es war so absurd ironisch, dass wir beide uns so dermaßen ähnlich waren, dass wir all die Zeit miteinander verbracht haben, ohne zu wissen, dass die Person, die da schlafend neben uns lag, die gleichen Probleme hatte wie wir selbst.
Mein ganzes Leben habe ich das mit mir herumgetragen. Egal, wen ich kennengelernt habe, es gab nie eine Person, mit der ich das teilen konnte. Zu groß war die Scham, die Angst. Und dann kamst du und hast mir von alleine offenbart, dass du genau wie ich bist. Natürlich habe ich mich hin und wieder gefragt, ob du etwas geahnt hast. Menschen wie wir lernen sich zu verstellen, aber wenn man von sich aus weiß, worauf man achten muss, sind die Zeichen eventuell zu erkennen.
Hoffentlich erreicht diese Nachricht dich ganz, ganz schnell! Und hoffentlich sehen wir uns bald wieder!
Du fehlst mir so sehr! Deine festen Umarmungen fehlen mir so sehr, genauso wie der rhythmische Puls deines Herzens und das Gefühl deines seidigen Haars zwischen meinen Fingern.
Ich... Ich liebe dich, Samus.
Und, bevor das ganze hier noch peinlicher wird, fliege ich jetzt wohl besser los und fange diesen genetischen Hybriden ein, sonst heule ich hier noch mein schönes neues Schiff voll.
Das ist kein Liebesbrief!
Das soll nun kein Liebesbrief werden. Ich möchte nur etwas klären. Wenn du das denkst, kennst du mich kaum… was ich verstehen könnte, bei dem, was ich von mir erzählt habe – oder besser gesagt: nicht erzählt.
Ich will’s sowieso so schnell wie möglich hinter mich bringen. Nun weiß ich aber nicht, ob du morgen tatsächlich schon abreist und ob ich mich noch vorher mit dir aussprechen kann. Das sag ich genauso ungern, aber besser, wir bleiben Freunde, als dass du später von mir denkst, ich wäre nur eine weitere Enttäuschung gewesen. Wie deine vorigen Idioten. Ich bin nicht unbedingt so scharf darauf mich in diese Gruppe einzureihen. Außerdem bin ich auch zu stolz, um in deiner Liste an Exen zu landen; nur Arceus weiß, wie lang die werden könnte.
Du hast schließlich gemeint, du würdest endlich wissen, ob du dich nur verknallt hast oder es wirklich ernst meinst. Beweis es. Ich bin eben dabei, ich schreib hier diesen verdammten Brief.
Achja: Ich hab für dich extra auf meine Rechtschreibung geachtet und einiges nochmal nachgeschlagen. Eure Sprache ist mir immer noch sehr fremd. An sich mag ich sie gar nicht, aber ich muss mich ja damit arrangieren. Wenn du Fehler findest, dann betrachte sie einfach als meine persönliche Note.
Sowas Kitschiges zu schreiben passt nicht zu mir. Sowie mir die Klamotten, die du mir einige Mal auf’s Auge drücken wolltest, nicht stehen. Auch, wenn du anderer Meinung bist. Arceusverflucht, ich bin ein Kerl. Mehr als Jeans und Shirt im Sommer und Jeans, Shirt, Hoodie und Jacke im Winter brauch ich nicht. Wenn du das nächste Mal mit jemandem shoppen gehen willst, hast du immer noch Barbies Nummer. Oder einen der anderen Bonzen.
Noch eine Kleinigkeit: Nein, das Papier wird nicht wie in einem schlechten Film nach Parfum und Rosenblättern duften. Ich bin kein dreizehnjähriges Mädel. Selbst ein Blinder mit Krückstock sieht, dass du auch nicht mit einem zusammen sein willst und ich meine nicht nur das Alter. Das wäre… seltsam. Du weißt, wie ich es meine. Ich will jetzt auch nicht mit Klischees um mich werfen, was auch sehr eigenartig wäre, ich bin jetzt auch ganz und gar nicht der heterosexuellste Kerl im ganzen Universum, aber du wirkst schon etwas weiblich. Das weißt du, oder? Es ist unmöglich, dass du das nicht weißt. Einige deiner Klamotten sehen aus, als wären sie für Frauen geschnitten. Sind sie vielleicht auch. Als du im November in die Disko mitgekommen bist, hab ich mir wirklich gedacht, dass du etwas affektiert oder tuntig aussiehst – und dich ein klein wenig so benimmst. Welcher Kerl sitzt schon mit überschlagenen Beinen da?
Verdammt nochmal, und es stört mich noch nicht einmal! Dabei weiß ich selbst nicht, wieso es so ist. Vielleicht hast du mir mit einem geheimen Bio- und Chemiemittelchen die Gedanken gewaschen. Auf den Gedanken könnte man unter Umständen wirklich kommen, aber dir trau ich sowas nicht zu.
Du kannst noch nicht ‘mal ein Weberak töten, sondern trägst es hinaus, damit es ja wieder den Weg in die Freiheit zurückfindet, obwohl Fukano es grillen könnte. Ich kann nicht nachvollziehen, warum du diese Dinge tust und ich mag Nettigkeiten gegenüber Weberaks nicht, aber … an dir schon. Das Fukano passt zu dir. Nimm diese Aussage auf, wie du willst. Manchmal so sehr, dass ich’s kaum aushalte und dir dafür eine scheuern will. Nur Arceus weiß, wieso ich gerade das mag und es natürlich nicht tu.
Vielleicht hatte Barbie ja doch mal Recht und es fügt sich einfach, dass man mit jemandem zusammensein möchte, der nicht „dem Typ“ entspricht, auf den man eigentlich steht.
Jetzt kannst du nicht von mir erwarten, dass ich meine Klappe halte, wenn du dich von mir trennst (also, ich weiß nicht, ob wir zusammen waren, aber man konnte ja nichts anderes dabei denken, oder? Schaff wenigstens Klarheit und verarsch mich und dich nicht die ganze Zeit über). Das tust du, indem du den Schwanz einziehst und sogar in ein anderes Land abhaust. Sag mal, merkst du noch was? Du flüchtest dich zu deinen Eltern nach Orania, du Schisshaspiror. Von mir aus, tu es, aber dann steh wenigstens zu deiner Feigheit. Sprich mit mir. Verabschiede dich.
Allerdings kann ich gar nicht glauben, dass du es so handhaben wolltest. Andererseits tun Leute immer wieder Dinge, die nicht zu ihnen passen. Ich beispielsweise sitz an einem Brief, der die Situation klären soll. Keine Angst, ich fühl mich dabei schon dämlich genug. Sprich mich danach einfach nie wieder darauf an und erzähl es ja keinem!
Um fair zu sein: Ich war genauso ein Feigling. Selbst wenn ich’s selbst hasse es zuzugeben. Würde ich‘s nicht tun, wäre ich noch feiger.
Genau aus diesem Grund muss ich mich entschuldigen (nicht für das ‚Schisshaspiror‘, das bist du), sondern für alle Lügen und dass du wegen mir, uns, in Gefahr geraten bist. Das wollte ich nie. Allerdings werde ich dir auch nicht zu Füßen fallen. Ich hoffe, dass du meine Entschuldigung annimmst. Wenn nicht, muss ich wohl oder übel damit leben. Nur bin ich sehr gerne bei dir. Ich will nicht deinen Humor und alles, was deine gesamte Art ausmacht, vermissen.
Oh wow, verdammt, dass ich das gerade echt geschrieben hab! Die zwei Bier ham’s ja echt gebracht. Weiter im Text…
All die Lügen sind im Nachhinein gesehen wirklich nur Ausflüchte gewesen, weil ich nicht wusste, wie und wann ich meinen neuen Freunden die gesamte Geschichte erzählen sollte. Eigentlich wollte ich euch am Anfang gar nicht zu nahe kommen, weil ihr in einer anderen Welt lebt. Ich kenne sie zwar, aber es ist nicht mehr meine.
Außerdem gehör ich nicht zu den Menschen, die dutzende Freunde haben. Wer erzählt Bekanntschaften, die er gerade kennengelernt hat, schon, dass er gestohlen, eineinhalb Jahre auf der Straße gelebt hat und seine Familie ermordet wurde? Ja, zum einen liegt’s mir einfach nicht. Zum anderen hab ich meinen Eltern (vielleicht auch der ganzen verfluchten Region und meinem Heimatland) gegenüber eine Verantwortung. Über das Warum haben wir genug gesprochen. Ich möchte und muss sie meiner verstorbenen Familie zu Ehren tragen.
Später hab ich nicht so recht gewusst, wann der richtige Zeitpunkt für die Wahrheit gekommen ist und wer sie erfahren sollte. Da hab ich gedacht, zumindest mein Freund (denke ich?), mein bester Freund und zwei recht gute Freundinnen hätten die Wahrheit verdient und würden einen nicht ablehnen, weil man viel Scheiße erlebt hat. Ich bin auch nicht eines Tages aufgewacht und fand es cool mich auf der Straße durchzuschlagen.
Du hast doch auch eine sehr enge Bindung zu deinen Eltern und Geschwistern. Stell dir vor, sie würden ermordet werden. Es würde dir genauso wenig ums Finanzielle gehen, dass du immer dein neuestes iPhone und zum Achtzehnten einen Luxusschlitten geschenkt bekommst. Ich weiß, dass du denkst ohne diese Dinge nicht zu können, aber für so oberflächlich halt ich dich nicht.
Du solltest mittlerweile genauso bemerkt haben, dass ich nun nicht gerade Herzen in meine Umgebung sprüh und positive Gefühle für eine Person frei zeige. Auch darin unterscheiden wir uns eben. Solange wir auf einen Nenner kommen, hab zumindest ich kein Problem damit. Wenn du wirklich mit mir zusammensein willst, dann akzeptier es, dass du nicht andauernd Liebesbekundungen bekommst. Nur weil ich fünfzehn bin, muss ich mich nicht wie ein verliebter Teenager benehmen. Aber genau deshalb würde ich keine Beziehung mit jemandem eingehen, der mir nicht wirklich etwas bedeutet.
Du brauchst mich auch nicht mehr fragen, was ich „an dir lieben würde“. Lass es. Ich werde bestimmt keine Lobreden schwingen und dich seitenlang beschwärmen. Dafür weiß ich, dass ich mit dir zusammensein will. Für mich sagt das alles aus, was man wissen muss. Alles andere sind nur verschwendete, überflüssige Worte.
Dafür darfst du kitschen. In Maßen. Hinter verschlossenen Türen, einmal im Monat oder so.
Worüber willst du dir denn bitte überhaupt im Klaren werden? Vor allem, wenn du davonläufst. Das ist doch eine ziemliche Verarsche, zu sagen, du müsstest „mich neu kennenlernen“ und dann abhauen, weil du plötzlich kalte Füße bekommst.
Ich versteh es, wenn du dich aus jeder Gefahr raushalten willst und das kannst du gern tun, aber ich will wissen, was Sache ist. Mit einer klaren und deutlichen Ansage. Ich gebe mich nicht mit einer „Vielleicht ja, vielleicht nein“-Beziehung zufrieden, die dann höchstens ein Jahr hält.
Achja, dazu noch: Du musst mich nicht „neu kennenlernen“. Du stellst mich in einem Licht dar, als hätte ich mich in jeder Sekunde, seitdem ihr mich kennengelernt habt, verstellt. In gewissen Aspekten trifft das vielleicht dazu, aber deswegen werde ich mich in Zukunft nicht komplett anders verhalten oder sein.
Dafür, dass du geschockt warst, nachdem du die ganze Geschichte erfahren hast, geb ich dir auch keine Schuld.
Ich war ein Idiot, du warst einer. Ich war halt der Größere.
Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich eine deutliche Antwort haben möchte. Ja oder nein? Hab wenigstens den Mumm und sag‘s mir ins Gesicht, wenn ich die Eier hatte einen solchen Brief zu schreiben.
Dafür musst du nur voll und ganz hinter deiner Entscheidung stehen. Ich tu’s.
Meine ewige Rivalin…
…die Hügel kennen unsere Ahnen und erzählen noch heute von alten Schlachten. Die Landschaften haben sie geprägt und noch heute üben wir das Handwerk aus, als läge es in der Natur des Menschen. Können Eltern Kampfeslust vererben oder wird es uns schon in frühster Kindheit ins Gedächtnis eingepflanzt? Seit ich denken kann, habe ich das Geräusch von klirrenden Schwertern im Gedächtnis und die Kampfeslust war schon immer ein Trieb in meinem Inneren. Ständig in Gefahr, dadurch entwickelt jeder Kämpfer ein Gespür für annähernde Feinde und du weißt genau, wovon ich hier spreche. Unsere Clans haben sich seit Anbeginn der Zeit bekriegt und jetzt ist aus einem verständlichen Grund ein simples Prinzip herausgewachsen, dass es Tradition geworden ist, sich gegenseitig zu bekämpfen. Es wird erst enden, wenn ein Sieger über den Besiegten thront. Ein ziemlich interessantes Schauspiel für die Götter, oder? Wir haben Flüsse in rote Verzweiflung getaucht und die Melodie des Krieges neu geschrieben. Wir beide werden das Ende nicht miterleben, da bin ich mir sicher, aber seit geraumer Zeit ist mir bewusst geworden, dass wir trotzdem unsere Geschichten in das weite Land schreiben können und dazu benötigen wir nicht mehr Bluttinte. Erinnerst du dich noch an unsere erste Begegnung, Juvillia? Wie zum Mittagessen, begegneten sich unsere Clans in der Nähe des Grenzflusses und standen sich lüstern gegenüber. Aufgeregt bauten sich beide Gruppen voreinander auf und ich versuchte zu erspähen, wer mein neuer Rivale sein würde. Ich müsste lügen, wenn ich behaupte, dass ich im ersten Moment nicht enttäuscht war, aber du hast mich schnell eines Besseren belehrt. Eine kleine Narbe zierte deine rechte Wange und die langen, braunen Haare waren zum Zopf zusammen gebunden, der mir wie eine Zweitwaffe vorkam. Du weißt sicherlich, wie du selbst deine Haare zur Gefahr umfunktionieren könntest. Nicht angespannt, sondern mit Stolz getränkt standst du vor mir. Die Klingen lechzten nach Fleisch, unsere Geister waren geschärft und Kampfeslust brodelte in unseren Körpern. Spannung flutete die Luft und ließ gefühlt alles in dem Gefühl der Endlosigkeit schwimmen. Sekunden wirkten wie Stunden, dennoch genoss ich jede Sekunde davon, die ich in dein willensstarkes Gesicht sehen konnte.
Dann trafen sich endlich unsere liebsten Begleiter, während die Gruppen unser Schauspiel bejubelten. Die Schwerter hatten bereits mehr Menschen in die Arme der Götter getrieben, als dass sie für eine Lösung gesorgt hatten. Es war uns trotzdem egal. Es war uns egal, dass wir uns schnitten und unser Blut sich vermischte, denn es gab nur uns. Ein Tanz voller Schweiß und Nervenkitzel entwickelte sich, aber ohne einen Moment des Schmerzes oder der Reue. Waren wir vom Kampfgetümmel benebelt? Oder hatten wir uns in den feurigen Augen des Gegenübers verloren? Ich weiß es nicht mehr genau, aber was ich dir sagen kann, ist, dass der Moment in meinen Erinnerungen die Oberhand gewann und nächtelang den Schlaf vertrieb. Dabei wollte ich dich in meinen Träumen weiter bekämpfen, jedoch blieb es mir verwehrt.
Die Fragen tummelten sich in mir und rangen um eine Antwort, aber ich konnte keine finden. War es ein Test meiner Göttin? Eine Falle deines Gottes, der mich mit Schönheit verwirren wollte? War es Schicksal, dass wir für den Kampf gegeneinander bestimmt waren? Wenn du willst, kannst du deine Antworten darauf in mein Grab legen, damit sie mir die Götterboten eines Tages zuflüstern.
Leider habe ich heute eine Wunde erlitten, die mich mit Scham erfüllt. Nach unserer aufregenden Begegnung, wollte ich nie wieder von einem Fremden verwundet werden. Ich habe in der Hinsicht versagt. Jetzt liege ich hier, benommen von Heilkräutern und verfasse meine fiebrigen Gedanken. Irgendwas hat mich befallen und du kannst dir denken, wie es ausgehen wird. Der Kampf lässt mich schwächeln und die Krankheit, von einem der zwielichtigen Götter entsendet, nagt nun an meinen letzten Kraftreserven. Der Verband kommt mir schon wie eine Schlange vor, die sich um meine Brust schnürt und immer fester wird. Ob du mich nach diesem Brief noch ernstnehmen kannst, kann ich mir nicht vorstellen.
Allerdings ist heute der Tag der Liebenden, nämlich Valentinstag, und somit ein Wink der Weltenlenker, dass die Zeit reif ist.
Wir sind in diesem angelehrten Schwarz- und Weißdenken gefangen und sich davon zu befreien, ist eine Heldentat an sich, denn dadurch trennen wir uns von den Wurzeln unserer Existenz. Für mich fühlte es sich wie Verrat an meinen Eltern an, denn ich bin in die Feindin mit angeblich unreinem Blut verliebt, aber die Göttin lehrte mich, dass es in Ordnung sei. Nach all den Jahren klärte sie mich nämlich auf, dass das rote Blut für Menschlichkeit steht und keine Täuschung eines Gottes irgendwas daran ändern könnte. Selbst Könige besitzen kein blaues Blut, dafür nutzen sie aber die blauäugigen Bürger, um die Herrscherposition zu reservieren.
War es Dummheit oder Naivität, dass ich das Lebenswasser deiner Brüder und Schwestern immer falsch wahrnahm? Wusch mich nach den Auseinandersetzungen für Stunden, weil jene Unreinheit wie ein Virus fungierte. Trotzdem kann auch ein stumpfer Kämpfer meinesgleichen geschärft werden und von alten Wunden ablassen, um neuen Erfahrungen entgegenzublicken. Meine Brüder und Freunde lachten, denn für sie ist es unverständlich - kommt fast Verhöhnung unserer Geschichte gleich -, dass mich eine Feindin derartig beeindruckt. Deine Beinbewegungen, der unbändige Glaube an eure Werte und der Wunsch, der tief in dir brennt, haben mich in den Bann gezogen. Der Wunsch nach einem Ende von alldem, aber du weißt genau, dass die Tradition des Hasses schwer zu brechen ist. Über uns ziehen höhere Mächte die Fäden und wir Marionetten tanzen ein bemitleidenswertes Schauspiel. Vielleicht wäre alles in einer fremden Zeit, mit unterschiedlichen Clans und einem anderen Spiel anders. Vielleicht hätten wir in einem anderen Spiel mehr Chancen, denn die Fäden können wir nicht durchtrennen. Eines Tages kannst du dir sicher sein, dass unsere Nachkommen nicht in den Trümmern nach einer Zukunft suchen müssen, sondern belehrt von unserer Vergangenheit aufwachsen. Sie werden lernen, dass sie unsere Fehler nicht weiterführen müssen, damit wir oder irgendein Wesen stolz ist. Ich betrachte die Zukunft von einem Ort, an dem ich dich erwarten werde. Ich werde den ersten Stein legen, den du in das Gesicht der ignoranten Clanführer schmeißen wirst.
Es wird Zeit, sich auf den Weg zu machen. Du kannst dir sicher sein, dass ich aus gutem Grund nun bei dir war, wenn du all diese Zeilen gelesen hast. Habe mich durch die trügerischen Steppen gewagt, an den Wachen vorbeigeschlichen und bin in dein Zimmer eingebrochen, um dir diesen Brief zu übergeben – auf meine Weise. Ein Duell zwischen dir und mir, aber mit nur einem möglichen Ausgang. Du nennst es im Nachhinein unfair, ich nenne es den letzten Wunsch. Mit mir ging es zu Ende und das hat mir auch die Himmelsschönheit geflüstert, welche über mich aufwacht. Ich weigere mich, gegen eine gesäte Krankheit oder einen feindlichen Niemand zu sterben. Du wirst den letzten Hieb gegen meinen schwächelnden Körper getan haben, denn dir gebührt mein letzter Gedanke sowie Atem. Ich hoffe, dass das letzte Geräusch dein Herzschlag war, der meinen übertönte. Wage es nicht, eine Träne an mich zu verschwenden. Mein einziger und letzter Brief war letztendlich ein Liebesbrief an die altbekannte Rivalin, die ich einfach nicht vergessen konnte. Traurig bin ich keineswegs. Ich bin…glücklich. Es wird die einzige Niederlage sein, die einen Erfolg für uns beide birgt.
Lebe lang genug, um eine Veränderung zu erkennen.
Lebe lang genug, um in einem Kampf gegen jemand würdigen zu sterben.
Lebe lang genug, bis du glücklich in das Reich der Götter treten darfst.
Juvillia, ich liebe dich und werde in den Hallen der Krieger auf dich warten. Es wird Zeit, dass ich mich aufmache, denn Justitia erwartet mich bereits. Leb wohl…
...gezeichnet, dein Rivale im Geiste, Valero
Liebste Valerie,
Ich schreibe dir dies, weil ich dich daran erinnern will, dass du nicht allein bist. Ich bin bei dir.
Es ist zwar noch nicht sehr lange, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, aber wie sehr ich dich vermisse ...
Vier Monate sind wir nun schon zusammen, nicht? Vier Monate, und genau ein einziges Mal haben wir uns in der Zwischenzeit gesehen.
Ich wusste, dass es nicht einfach sein würde, eine Fernbeziehung zu führen. Aber warum müssen sie uns auch noch Steine in den Weg legen?
Ich wusste, dass es nicht einfach sein würde, eine Beziehung zu führen, wenn deine Eltern derart homophob sind. Aber warum müssen sie uns, auch ohne davon zu wissen, solche Steine in den Weg legen?
Ich würde dir zu gerne raten, einfach wegzulaufen. Aber was würde uns das auf lange Sicht bringen, außer noch mehr Probleme, noch mehr Verbote?
Ich würde zu gerne zu dir kommen, dich mitnehmen und irgendwo verstecken, bis du endlich alt genug wärst, selbst zu entscheiden, wo du bleiben willst. Wenn es doch nur so einfach wäre.
Ich will, dass du bei mir bist.Lauf weg.
Warum können wir deinen Eltern nicht einfach in ihre homophoben Ärsche treten?Lauf weg.
Warum können wir nicht einfach zusammen die Welt bezwingen?Lauf weg.
Warum können wir nicht einfach glücklich sein?Lauf weg!
Nur du und ich, zusammen ...
Warum hassen sie dich nur so sehr dafür, dass du so bist, wie du eben bist? Warum hassen sie dich für das, wofür ich dich liebe?
Komm zu mir.
Warum lassen sie dich nicht gehen, wenn sie dich eh nicht wollen?
Valerie, komm zu mir.
Warum können sie nicht einfach Eltern sein? Warum können sie keinen Ort der Geborgenheit bieten? Warum können sie dich nicht an einen Ort der Geborgenheit lassen?
Warum lassen sie dich nicht die warmen Umarmungen erfahren, die du dir so sehr wünschst? Warum lassen sie dich nicht die zärtlichen Küsse erfahren, warum nicht meine Gegenwart, nach der du dich so sehr sehnst?Lauf weg!Lauf weg!Lauf weg!Lauf endlich weg!
Du bist mein Stern, meine Sonne, mein Ein und mein Alles.
Du bist die Liebe meines Lebens, alles, was ich mir je gewünscht habe.
Ich will, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin, so weit ich auch entfernt sein mag. Siebenhundertfünfzig Kilometer sind nichts gegen unsere Liebe.
Valerie, ich liebe dich.
Wenn du mich brauchst, dann denk an mich, dann werde ich bei dir sein.
Valerie, pass auf dich auf. Tu nichts Dummes. Ich brauch dich noch.
Valerie, ich liebe dich. Mehr als alles andere. Unendlich.
Pass auf dich auf.
In Liebe,
Lucia
Hallo,
mein Name ist Smartie Gelb. [….]
Gut,nachdem du nun fertig bist, dich über meinen Nachnamen tot zulachen, würde ich es äußerst nett finden, wenn wir zum ernst der Lage zurück kehren könnten. Immerhin hast du – wer auch immer du bist – diesen Brief geöffnet. Woher ich weiß, dass du nicht die Person bist, an die er adressiert war? Weil ich diesen Brief nie abgeschickt habe. Solltest du also in den Genuss dieses kommen, so bitte ich dich um gebührenden Respekt. Immerhin bist du einer der Wenigen, die gleich etwas höchst persönliches über mich erfahren werden.
Sag mysteriöser Fremder, glaubst du an Seelenverwandschaft? Nein? Nun, ich tue es. Ich glaube daran, dass zwei Seelen bestimmt sind einander zu finden, um eins zu sein. Nicht unbedingt um sich zu ergänzen, denn jede der beiden allein ist für sich schon vollkommen, weil sie existiert, sondern um zusammen etwas neues und größeres zu erschaffen. Wieso ich dir das erzähle? Sei Geduldig mein fremder Freund.
Ich war fünf Jahre alt, als ich Vane Londsriv über den Weg lief. Wobei, eher lief sie mir über den Weg, wobei, nein, dass trifft es auch nicht. Sie lief den Kindern über den Weg, die mich im Kindergarten in eine Ecke gedrängt hatten, während sie mir meine Barbie Puppe entrissen und auf einen Baum geworfen hatten. Besagten Kindern – ich war schon immer ein Außenseiter – machte es Spaß mir beim weinen zu zu sehen. Ja, Kinder sind nicht nur süß und niedlich. Kinder sind meist Biester. Die tun nur immer so, als wären sie kleine Schokobonbons. Aber, wenn du die Schokoglassur entfernst, sind sie wie Marzipan. Ja, ich mag Marzipan nicht, ein Problem?
Aber zurück zum Thema. Ich saß da also – weinend und allein – als auf einmal dieses Mädchen auftauchte und sie mit einem riesen Haufen Dreck und Matsch bewarf. Vielleicht, war es auch die Schaufel, die diese bedrohlich hin und her schwang, die sie letzen Endes in die Flucht trieb.
Sie strecke Ihnen die Zunge heraus, bis sie bei den Erziehern angekommen waren. Erst dann, wandte sie sich mir zu. Ich weiß nicht wieso, doch irgendwie glaubte ich nicht, dass sie mich angreifen wollte. Wenn doch, hätte sie mich ebenso mit Schlamm beworfen.
„Sorry, wegen deiner Barbie. Willst du mit mir und meiner spielen. Sie hat zwar keinen Kopf mehr, aber sie ist trotzdem wunderschön“. Nun letzen Endes durfte keine von uns – ja ich bin auch ein Mädchen – mit der Barbie spielen, weil wir beide für den Rest des Tages in der Ecke stehen mussten.
Dennoch, seit diesem Tag waren Vane und ich unzertrennlich. Sie war meine beste Freundin, auch später, als wir auf die Realschule gingen und geköpfte Barbies gegen Schulbücher austauschten. All die Jahre, war sie an meiner Seite, so wie ich an der ihren war. Viele meinen, Schulfreundschaften sind nicht dazu bestimmt zu halten, da man sich nicht mehr täglich sieht, da die Arbeit und das Leben einen zu überholen scheinen. Doch wir hielten. Auch wenn wir uns nicht täglich schrieben, wenn wir nicht alle paar Minuten zusammen klebten. Die Beziehung die uns verband, war stärker.
Auch, als ich mich ihr gegenüber als asexuell outete, verließ sie mich nicht, wie all meine anderen Freunde, die zuerst mal absolut keine Ahnung hatten was zum Heck dass sei, bevor sie dann besserwisserisch über mich zu urteilen gedachten.
„Und?“, fragte ich sie damals.
„Und was?“
„Und ändert das was?“
Sie sah mich lange an, ohne mit einem Muskel zu zucken, bevor sie ihre Hände in die Hüften legte und mir eine Kopfnuss gab.
„Das ist die dümmste Frage der Welt! Natürlich nicht! Wieso zum Teufel sollte es etwas ändern?“, lächelte sie schließlich liebevoll.
Ja, sie war wirklich ein Freund, auf den man sich verlassen konnte.
Und weil sie das Beste war, was mir je passiert war, schwieg ich, als ich merkte, dass sie wirklich DAS Beste war, was in meinem Leben je passiert war. Ich schwieg, wenn sie sich von mir Dating Tipps geben ließ – auch wenn ich echt die letzte war, die davon eine Ahnung hatte – und ich schwieg, als sie mir ihren Verlobungsring präsentierte, wissend, dass an diesem Tag ein sehr, sehr großer Teil in mir gestorben war. Dennoch, setzte ich ein Lächeln auf und gab vor mich zu freuen, behauptete glücklich zu sein.
Ich log.
Auch wenn ich ihr alles Glück der Welt wünschte, so brach es mir doch das Herz zu sehen, wie sie in ihrem weißen Kleid zum Altar schritt, wie sie und ihr Mann schwüre der ewigen Liebe miteinander austauschten und wie ihre Lippen die seinen und nicht die meinen trafen.
Aber was hatte ich erwartet? Meinen Seelenverwandten mit fünf zu treffen? Ja. Ja, genau das hatte ich. Dumm, nicht war?
Es ist nicht so, als hätte ich mich danach weinend in ein dunkle Kammer verzogen um diese nie wieder zu verlassen.
Ich ging auf Dates, versuchte mich von meinen Gefühlen für sie zu distanzieren, nur um zu versagen.
Ich habe dann einfach Kinder adoptiert und mir eine Horde an Hunden zugelegt. Ich fühlte mich nicht einsam, denn ich war es nicht.
Es war nicht so, als ob ich oft, über die „Was wäre, wenn“ in meinem Leben nachdachte. Doch jetzt, da man bei mir Krebs im Endstadium festgestellt hat, kann ich nicht behaupten, dass ich mich nicht doch damit beschäftigt hätte. Vor allem dieses eine „Was wäre, wenn“ ließ mich nicht los. Deshalb sind du und ich nun hier. Deshalb habe ich diesen Brief geschrieben, denn ich Vane-chan dann doch nie überreicht habe. Einfach, weil ich ein Feigling bin. Ich weiß, man müsste meinen mit Krebs im Endstadium gäbe es nichts mehr zu verlieren. Trotzdem.
Dieser Brief hier, ist meine Art mit dem „Was wäre, wenn ich Vane damals gesagt hätte, dass ich sie liebe, bevor sie ihren Ehemann fand?“ umgehe.
Ich schreibe einen Brief an dich Vane, in dem ich dir meine Gefühle gestehe. Naja, du hast ihn eh nicht gelesen, also ist es vielleicht etwas sinnlos, aber egal.
Da du, mein inzwischen nicht mehr ganz so fremder Fremder, diesen Brief nun in Händen hältst, nehme ich an, inzwischen verstorben zu sein. Dadurch könntest du eines meiner Kinder sein, welchem das Krankenhauspersonal meine Sachen übergeben hat.
Vielleicht bist du auch irgendwer, der zufällig an dieses Stück gelangt ist.
Egal, wer du auch sein magst, du kannst das hier ruhig verbrennen, wenn du willst. Es spielt nun eh keine Rolle mehr.
Dennoch, muss ich eine Sache noch los werden. Verzeih mein fremder Freund, doch dies ist ein Liebesbrief, also habe ich das Recht auf ein stummes Liebesgeständnis:
Vane-chan ich liebte dich damals, liebe dich heute und auch jetzt, wo mein Körper ein Haufen Matsch ist. Auch jetzt, da liebe ich dich noch.
Ich hoffe, wir sehen uns auf der anderen Seite wieder. Ich bin einfach schon mal vorgegangen. Ich habe eine Barbie mitgenommen, diesmal sogar, mit Kopf.
In diesem Sinne, danke ich dir Fremder, dass du dir die Zeit genommen hast, dies zu lesen.
Lebe Wohl
In ewiger Liebe
Smartie
Mit zitternden Händen legte ich den Brief wieder in die Schachtel zurück, bevor meine Finger über die brünette Barbie glitten, die sich ebenfalls darin befand. Zaghaft nahm ich nun auch sie in die Hand, bevor ich ihr im nächsten Augenblick den Kopf von der Schulter riss. Es kümmerte mich nicht, dass dieser unter mein Bett gerollt war, ich würde ihn vielleicht später holen gehen. Das Einzige, was mich im Moment interessierte, war der leblose Spielzeugkörper in meiner Hand, denn ich fest an mich presste, während ich anfing lauter zu weinen.
PS: Ich habe der Barbie den Kopf abgetrennt, sonst wäre sie nur schöner gewesen als du, und das konnte ich noch nie leiden, aber wenn du willst, kann ich den Kopf mitbringen, wenn ich dir hinterher komme.
PSPS: Du hättest es mir sagen sollen. Denn manchmal, da findet man seinen Seelenverwandten mit fünf!
Liebe Julia!
Es ist doch wirklich ein Jammer, dass der Valentinstag nicht in die Ferien fällt und wir uns entsprechend leider nicht sehen können. Was müssen wir auch so weit voneinander entfernt wohnen? Aber auch wenn ich an diesem Tag nicht bei dir sein kann, wollte ich dir doch diesen Brief schreiben.
Du weißt, dass es mir irgendwie immer schwergefallen ist, deutlich zu sagen, was ich empfinde, auch wenn es mir wesentlich leichter fällt, seit ich dich kennen gelernt habe. Ich war ja nur einer dieser schüchternen Idioten, die solange in ihrem Schneckenhaus leben, bis jemand kommt und sie da herauszerrt. Das Schlimme war, dass ich es fast schon genossen hatte, so allein zu sein. Ich hatte mir bereits eingeredet, dass ich so besser klarkommen würde, dass ich eigentlich niemanden wirklich brauchte. Und ich denke, dass dies einer der Gründe ist, warum ich dich so mag. Du hast diesen kleinlauten und sicher auch auf seine Art ein wenig unhöflich wirkenden Nerd gesehen und ihn nicht als den hoffnungslosen Fall abgetan, für den er sich selbst schon oft gehalten hatte. Nein, du hast mit mir gesprochen und das auch wirklich – die meisten Leute reden ja nur irgendein belangloses Zeug daher. Aber dir ging es um mehr. Du hast versucht, etwas in mir hervorzuholen, von dem ich selbst nicht wusste, dass es existierte. Du hast versucht, mein wirkliches Wesen zu erkennen. Und das Seltsame war, dass ich tatsächlich in der Lage war, es dir zu offenbaren. Denn weißt du, ich hatte nie das wirkliche Gefühl, der zu sein, der ich sein sollte und wollte. Aber in deiner Nähe, wenn ich mit dir sprach, da war ich jemand anders. Jemand, der einfach der sein konnte, der er war. Alles hat sich irgendwie … richtig angefühlt. Und das war ein Gefühl, das ich sonst niemals gehabt hatte. Du hast es auch geschafft, meinen Sinn für Kunst zu wecken und meine Freude an der Fantasie wiederzubeleben, welche ich irgendwann einfach verloren hatte. Dabei wusste ich noch, wie gern ich als Kind in fremde Welten abgetaucht war, bis sich diese irgendwann für mich verschlossen hatten. Du hast die Grenzen zwischen den Welten dann wieder niedergerissen. Bei alldem konnte ich aber auch nicht anders als zu bemerken, dass du wohl auf ähnliche Art allein gewesen bist, so wie ich. Nur eben auch anders. Ich war zu verschlossen, du warst für viele scheinbar zu offen. Du hast über so Vieles reden wollen, hast deine Gedanken und deine Fantasie mit deinen Mitmenschen geteilt. Und doch konnte bei dir irgendwie keiner so richtig verstehen, was du sagen wolltest, nicht wahr? Schon eine Ironie und dennoch so seltsam passend. Ich war ein Zuhörer, der nichts zu sagen hatte und du hattest etwas zu sagen, aber niemanden, der dir richtig zuhören konnte und sich wirklich auf das einließ, was du sagtest. Ich habe dir immer zugehört, ich konnte gar nicht anders. Es war interessant, den Geschichten zu lauschen, die du dir ausgedacht hattest – meine Lieblingsgeschichte war die von den drei zerstrittenen Kindern, welche in eine Welt voller bizarrer Kreaturen abtauchen und verschiedenste Abenteuer erleben, während sie allmählich Freunde werden. Du hast sie so lebendig erzählt, während wir auf der großen Wiese lagen, dass ich die Geschehnisse fast bildhaft vor meinem inneren Auge sehen konnte. Hoffentlich hast du inzwischen auch endlich mal damit angefangen, sie aufzuschreiben, denn ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die sie gerne lesen würden.
Und dann kam dieser eine Abend. Wir hatten uns von den anderen Leuten im Camp entfernt und waren allein am Rand des nahen Waldes. Die Sonne versank langsam und tauchte alles in goldenes Dämmerlicht, während der warme Sommerwind den rauchigen Geruch des Lagerfeuers zu uns herübertrug, wo er sich mit dem Duft des sattgrünen Grases und der harzigen Bäume vermischte. Einige Vögel zwitscherten noch munter und vermischten ihren Gesang mit dem sanften Rauschen der Blätter der Waldbäume, die sich sacht in der kleinen Brise bewegten. Ich weiß nicht einmal, wie lange wir nur dagestanden und einfach nur diese romantische Atmosphäre genossen haben. Irgendwann standen wir uns dann gegenüber. Deine braunen Augen leuchteten im letzten Licht der untergehenden Sonne und dein schwarzes Haar wehte sanft, während du mich auf deine bezaubernde Art anlächeltest. Und dann haben wir uns geküsst. Ich bin mir sicher, dass es in meinem Leben nie einen schöneren Moment gab als diesen, da ich dich auf diese besondere Weise spürte. Dieser Moment war einfach perfekt.
Aber wie das nun einmal mit Momenten ist: Sie dauern nicht ewig an. Und auch die Zeit, die wir noch zusammen sein konnten, bevor die Ferien endeten, war nicht unbegrenzt. Zum Glück konnten wir ja trotzdem in Kontakt bleiben. Und schließlich sahen wir uns auch wieder.
Obwohl es in den Herbstferien nicht mehr so schön warm war wie im Sommer, so denke ich auch sehnsüchtig an die Zeit zurück, in der wir durch das bunte Herbstlaub tanzten, welches im Sturmwind wirbelte. Aber als auch hier das Ende der Ferien nahte, mussten wir uns erneut trennen. Was mich aber auch diesmal tröstete, war die Aussicht auf ein Wiedersehen.
In den Weihnachtsferien warst du ja im Urlaub – ich gönnte es dir natürlich, es muss schließlich sehr schön sein, Weihnachten und Silvester in Paris zu verbringen. Natürlich war ich irgendwo auch enttäuscht, dass ich dich nicht sehen konnte, aber wie gesagt, ich hoffte einfach, dass du einen tollen Urlaub haben würdest.
Jetzt naht der Valentinstag, und wir können uns nicht sehen. Doof, nicht wahr? Also fasste ich vor einigen Tagen den Entschluss, dir zu schreiben, um dir zu sagen, was ich alles an dir liebe – und wie sehr.
Ich liebe deine Augen, deren Braunton an eine Mischung aus Bernstein und Haselnuss erinnert, ich liebe dein strahlendes Lächeln, ich liebe deine langen, dunklen Haare und ihren Glanz, ich liebe deine warmen Hände und deine weichen Lippen. Aber ich liebe auch noch so viel mehr an dir, ich liebe deinen Optimismus, deine leichte Verrücktheit, deine schier grenzenlose Fantasie und dein Talent, eine Geschichte mit deiner sanften Stimme so zu erzählen, dass sie jeden in ihren Bann schlägt, ich liebe deinen Humor und vor allem liebe ich dich dafür, dass du in mein Leben getreten bist und es gänzlich auf den Kopf gestellt hast. Ich hätte nie gedacht, dass mir ein Mensch so viel bedeuten könnte, wie du es jetzt tust.
Und jetzt habe ich das Problem, dass mir irgendwie kein runder Schluss für diesen Brief einfallen will, worüber du wahrscheinlich gerade jetzt schmunzeln wirst (erwischt!), aber ich versuche es einfach mal mit einem Klassiker, der gut zusammenfasst, was ich eigentlich sagen will:
Ich liebe dich.
Niklas
Aus reiner Routine öffnete sie den Briefkasten. So wie jeden Tag. Die Tür war schon wieder halb geschlossen, ehe ihr der einzelne Brief auffiel, der in dem kalten Metallkasten lag. Ihr Leben hatte in letzter Zeit nicht mehr viel von einem Leben gehabt, doch dieser Brief änderte alles. Selbst wenn es nur eine Rechnung war, es war eine Veränderung.
Mit dem Brief in der Hand stieg sie die Treppe hinauf, auf ihrem Stockwerk angekommen, öffnete sie ihre Tür und trat hinein in die Leere, die ihre Wohnung ausstrahlte. Ohne es wirklich zu bemerken, legte sie Tasche und Mantel ab; nur der Brief in ihrer Hand erhaschte immer wieder ihre Aufmerksamkeit. Er war wie ein Schneeglöckchen zum Frühlingsanfang. Etwas so Winziges, das man aber immer wieder sah, wenn man nur wusste, wo es war.
Später würde sie es bereuen, wie unsanft sie den Brief öffnete, nachdem sie in ihrem Sessel platz genommen hatte. Aber wie hätte sie denn wissen sollen, wie wichtig dieser Brief war, hatte er doch keinen Absender, und auch die gedruckte Adresse gab keine Auskunft über die Handschrift.
Sie zog den Brief aus dem Umschlag und faltete den Zettel auseinander:
Liebe Jordan,
Ihr Herz blieb stehen. Das konnte doch nicht – Aber diese leicht krakelige Handschrift war unverkennbar, auch wenn er sich bemüht hatte, sauber zu schreiben. Nur wie? Der Brief hatte kein Datum. Wann hatte er ihn geschrieben? Wieso …
Sie atmete, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. Sie konnte ihren Augen nicht trauen, aber es stand da, ganz unverkennbar.
du wunderst dich vermutlich, dass du diesen Brief von mir erhältst, aber ich wollte dir wenigstens noch einen Wunsch erfüllen, nachdem dir so viele verwehrt bleiben mussten. Ich hätte sie dir so gerne alle erfüllt. Jeden einzelnen, denn du verdienst nichts mehr als das Beste. Manchmal wünschte ich, ich hätte dich einfach geheiratet, ohne an die Zukunft zu denken. Manchmal wünschte ich, ich hätte dir deinen Traum in weiß erfüllt, dir gegenüber gestanden und dir ewige Liebe geschworen. Ich werde dich auch so ewig lieben, aber ich wusste, dass das Glück nicht von langer Dauer gewesen wäre. Und ich dachte praktisch. Du kennst mich. Das Geld, das wir für die Hochzeit ausgegeben hätten, kannst du jetzt sicherlich gut gebrauchen.
Manchmal tut es mir leid, dass ich dir nie etwas gesagt habe. Aber was hätte es dir gebracht außer noch mehr Kummer und Schmerz? Du wirst jetzt schon genug leiden. Du weißt, wie schlimm es für mich ist, dich traurig zu sehen. Ich wollte einfach, dass wir eine wundervolle Zeit zusammen erleben, ohne dass dieser Schatten über uns liegt. Ich hoffe, du bist mir deshalb nicht böse. Ich wollte immer nur das Beste für dich.
Erinnerst du dich noch an den ersten Dezember, nachdem wir zusammengezogen sind? Damals war eine teure Stromrechnung in der Post gewesen und du hast mich gefragt, warum du eigentlich nie Liebesbriefe bekommst. Die seien doch viel schöner. Es war nie eine Aufforderung an mich gewesen, nur der Wunsch nach etwas Schönem in dieser grauen Welt. Ich kann dir nicht sagen, warum ich dir nie einen Liebesbrief geschrieben habe. Vielleicht weil ich immer schon ein Problem damit hatte, die Initiative zu ergreifen, aber heute möchte ich dir deinen Wunsch erfüllen. Ich möchte dir in diesem Brief schreiben, wie sehr ich dich liebe. Und wie unendlich ich dich vermissen werde, wenn ich nicht mehr in deiner Nähe sein kann.
Du weißt, ich bin ein scheußlicher Dichter, deshalb probiere ich mich gar nicht erst an einer obligatorischen „Rosen sind rot“-Dichtung. Ich möchte ja, dass du dich an diesem Brief erfreuen kannst. Wie schön wäre es, könnte ich dich ohne Weiteres mit einem Sommertag vergleichen, aber bei Shakespeare zu klauen ist auch nicht das Wahre. Stattdessen möchte ich dir auf andere Art und Weise meine Liebe ausdrücken.
Es ist jetzt Jahre her. Wir waren sechzehn und ich war schon damals Hals über Kopf in dich verliebt, ich hatte mich nur nie getraut, es dir auch zu sagen. Aber das weißt du ja schon. Du sagtest einmal, du hattest damals schon den Verdacht, dass ich dich mag; und deshalb hast du die Initiative ergriffen. So wie immer. Und ich liebe dich dafür, dass du meine kleinen Macken alle ausgleichst. Du bist damals auf mich zugegangen und strecktest mir eine einzelne rote Rose entgegen. „Fröhlichen Valentinstag“, hast du gesagt. Ich habe bestimmt eine Ewigkeit gebraucht, um die Blume zu nehmen - es hatte schon zur nächsten Stunde geklingelt. Eine Woche habe ich gebraucht, bis ich endlich den Mut fand, dich einzuladen, ein Jahr, bis ich mich dir vollkommen geöffnet hatte. Du kanntest alle meine Geheimnisse. Alle bis auf zwei. Das erste hat sich inzwischen selbst gelüftet. Ich wünschte, ich hätte bei dir sein können, hätte dich trösten können, denn es gibt nichts Schlimmeres für mich, als dich weinen zu sehen. Deshalb hoffe ich, dass mein zweites Geheimnis dir dein Lächeln zurückbringt. Denn wenn du lächelst, bleibt die Zeit stehen und alles was noch zählt, ist dein wunderschönes Selbst. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass du dein Lächeln wiederfindest. Egal, was dafür nötig ist.
Weißt du, was meine Mutter immer gesagt hat, als ich sie nach meinem Vater fragte? Immer dann, wenn ich ihn so sehr vermisste, dass es fast wehtat, weil ich ihn nie wieder sehen konnte? Sie sagte, die Liebe sei wie eine rote Rose, die niemals welkt. Wenn die Rose welke, sei es keine Liebe.
Ich habe an diesen Satz gedacht, damals als du mir die Rose schenktest. Ich habe sie in mein Lieblingsbuch gelegt, damit sie niemals verwelken würde. Ich weiß nicht, ob dieser Brief pünktlich zum Valentinstag bei dir ankommt, aber ich möchte diese Chance nutzen, dir zu zeigen, wie sehr ich dich liebe. Diese Rose, Jordan, ist unsere Liebe. Sie wird für immer bestehen bleiben. Ich weiß nicht, wohin ich gehe, ich weiß nicht, ob wir uns jemals wiedersehen können, ich weiß nur, dass Liebe nicht sterben kann. Nicht, wenn sie so stark ist.
Ich wünsche mir, dass du glücklich bist; und wenn du eine neue Rose pflanzen möchtest, dann sollst du meinen Segen haben. Aber eines weiß ich: Unsere rote Rose wird niemals welken.
Ich liebe dich.
Ich werde dich immer lieben.
David
Der Name verschwamm, als eine Träne auf das Papier fiel. Schnell hielt sie es weg von sich, um diesen Schatz zu schützen, denn es fühlte sich nicht so an, als würden ihre Tränen bald versiegen. Viel mehr fühlte sie sich, als würde sie nie wieder aufhören können. Nur wusste sie dieses Mal nicht, ob sie aus Trauer oder aus Freude weinte.
Langsam schob sie den Brief zurück in seinen Umschlag, doch irgendetwas war im Weg. Vorsichtig drehte sie den Umschlag um und es fiel eine getrocknete Rosenblüte in ihre Hand. Sie war zart wie Pergament durch den Lauf der Zeit, ihr Rot war matt geworden, aber noch deutlich zu erkennen. In diesem Moment war nichts wertvoller als die zerbrechliche Blume in ihrer Hand. Zu gerne hätte sie ihre Hand darum geschlossen, aber sie hatte Angst, dass sie so ihre Verbindung zu ihm zerstörte. Die Umrisse der Blütenblätter verschwammen in ihren Augen und ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.
„Ich werde dich auch immer lieben“, flüsterte sie in den Raum und spürte, dass er sie hörte.
Legend Of Zelda - Ocarina Of Time
Sehr geehrt Mein lieberMein Hel Liebe Link
Schon bei der Anrede habe ich Probleme. Man sollte meinen, dass das Triforce der Weisheit in solchen Situationen helfen würde, doch anscheinen ist es bei Herzensangelegenheiten überfordert... Obwohl du diesen Brief vermutlich nie lesen wirst und trotz all meinen Bemühungen die Chance, dass er tatsächlich durch den Zeitstrom zu dir gelangt, äusserst gering ist, musste ich es versuchen.
Du verdienst die Wahrheit.
Am besten fange ich mit den sieben Weisen an, oder eher, denen, die noch leben. Das wären Ruto, Salia und… sonst niemand.
Salia lebt weiterhin unsterblich im Kokiriwald, immer noch aussehend wie zehn. Der Spross des Dekubaums ist inzwischen fast so gross wie der ursprüngliche Baum und um ein Fiasko wie das letzte Mal zu verhindern, hat sie eine Art Rankenschutzwall um ihn gelegt, der sich nur auf ihren Wunsch hin öffnet. Selbst ich hätte Schwierigkeiten, ihn zu brechen. Sie vermisst dich, aber sie ist glücklich.
Ruto… nun ja, sie sitzt momentan links von mir, also kann sie ihren Teil gleich selbst schreiben.
Link! Als Zelda mir sagte, sie habe einen Weg, einen Brief durch die Zeit zu schicken, dachten wir beide gleich an dich! Obwohl wir inzwischen auf die neunzig zugehen, kam ich mir in diesem Augenblick wieder wie zehn und frisch verliebt vor. Zoras Reich ist inzwischen wieder aufgetaut (logischerweise), ich wünschte, du könntest es sehen. Ein Teil der Eiskristalle ist jedoch geblieben, keiner weiss wieso, ausser mir, denn ich bin die, die sie heimlich gefroren hält. Es ist eine Art Tribut an dich, um mich daran zu erinnern, was du getan hast. Obwohl ich inzwischen verheiratet bin und bereits gelaicht habe, bleibst du trotzdem meine erste Liebe und mein Held. Enal (mein Mann) hat mir zwar einen Ring angelegt, aber du sollst diese Eiskristalle haben. Es ist nur fair, denn ich liebe euch ja beide.
Gezeichnet Königin Ruto IV
Hilfe... Hätte ich Ruto nicht gezwungen, sich kurz zu fassen, stünde da vermutlich noch viel mehr. Um zu denen zu kommen, die schon tot sind…
Darunia ist vor etwa dreissig Jahren gestorben, in Goronia, umringt von seiner Familie. Bis ins Alter hinein war er fröhlich, stolz und tanzte bei jeder Gelegenheit. Der Anführer der Goronen ist jetzt Link – nicht du, der andere. Sein grösster Wunsch ist es, eines Tages so zu werden wie du. Und meiner Meinung nach (er hat vor etwa einem halben Jahr eine Art übergrosse Skulltula besiegt, nur mit einer Liane) ist er auf dem besten Weg.
Impa wurde über hundert Jahre alt und war bis zum Schluss topfit. Nach langem Suchen haben meine Späher einige andere überlebende Shiekah und ich fragte Impa, ob sie bei ihnen leben wolle. Ihre Antwort: „Wenn schon, dann kommen sie zu mir!“ Das taten sie auch.
Impa war im Königreich mindestens so legendär wie du und ich, dank den Dingen, die sie vollbrachte, während du schliefst. Viele der überlebenden ihres Clans wollten ihre Schüler werden und nach etwa fünf Jahren machte sie eine Kampfakademie auf, nicht nur für Shiekah, sondern für alle. Sie wurde ein Symbol, eine leuchtende Gestalt, zu der jeder Rekrut der Armee aufsah.
Aus gutem Grund.
Rauru… ich fand nie heraus, was aus ihm wurde. Eines Tages ging ich in die Zitadelle der Zeit und er war einfach nicht mehr da. Ich glaube, dass die Göttinnen persönlich ihn zu sich geholt haben, verdient hätte er es.
Nabooru starb, wie sie lebte, wild und frei. Ein Leben lange blieb sie eine Diebin, Kämpferin und… der Schwarm aller Männer, um es höflich auszudrücken. Sie verliess die Gerudofestung um auf Abenteuer zu gehen, besuchte mich ab und zu und brachte exotische Gegenstände mit, die sie irgendwo gefunden oder geklaut hat. Eines Tages kam sie von einer Reise einfach nicht mehr heim, aber sie wollte das so. Sie lebte ein kurzes (46 Jahre) aber erfülltes Dasein.
Nun, kommen wir zu mir.
Ich bin jetzt 89 Jahre alt, immer noch Königin. Normalerweise würde inzwischen mein Erbe regieren, aber ich habe keinen, also bin ich weiterhin Monarchin, Königin Zelda VII von Hyrule. Die Jahre nachdem ich dich zurückschickte waren schwierig, ein Königreich aus Schutt und Asche neu aufzubauen braucht Zeit. Manchmal habe ich gewünscht, du wärst an meiner Seite, doch das Zeitportal ist zu, für immer. Ich hoffe, dich zurückzuschicken, war die richtige Entscheidung, erst im Nachhinein fiel mir auf, dass es vermutlich für dich schwierig wird, wieder in dein altes Leben zu finden. Was machst du wohl jetzt? Bestimmt hast du weiterhin anderen geholfen, Monster besiegt und bist ein Held gewesen, es liegt dir in der Natur. Doch unsicher bin ich mir, ob du glücklich bist.
Hast du ein Zuhause, das dich nach dem Abenteuer empfängt? Hast du Freunde, die mit dir in dem Kampf ziehen? Ist Navi immer noch bei dir? Was ist mit Epona? Den Weisen in deiner Zeit?
Der Prinzessin die ich ist und doch nicht?
Hast du mit ihr dein Glück gefunden?
Fragen über Fragen, alle ohne Antwort.
(Ruto hat gerade ihren Federkiel zerbrochen. Dreimal darfst du raten wieso…)
Um zu mir zurück zu kommen, ich habe nie geheiratet. Ich konnte es nicht. Meine Berater verlangten es oft, meinten, es wäre gut für Hyrule. Selbst das Triforce hielt es für eine weise Entscheidung, doch das war das eine, das ich meinem Land nicht geben konnte. Nicht, wenn ich mir vor dem Altar ständig dich an meine Seite gewünscht hätte.
Und ja, das heisst, dass ich dich liebe.
Eigentlich ist es eher komisch; Wenn ich mich frage, was deine Lieblingsfarbe war, kann ich nur sagen: „Am ehesten grün.“ Was magst du? Was hasst du? Wo gehst du hin, wenn du einfach nur allein sein willst? Was ist dein Lieblingsessen, wie fühlst du dich, wenn du dein Schwert ziehst, was waren deine Gedanken, als du erfuhrst, dass du kein Kokiri bist? Ich weiss nur aus Salias Erzählungen, dass das nicht von Anfang an klar war.
Wie kann ich jemanden lieben, den ich kaum kenne?
Ich weiss die Antwort selbst nicht.
Als du damals in meinen Garten gestolpert bist, war mir von Anfang an klar, dass du der Held aus meinem Traum bist, doch auf das sofortige Vertrauen, die Zweifel, die ich plötzlich hatte, jemanden, der kaum älter als ich war, eine solch schwere Bürde aufzulegen, war ich nicht gefasst. Ich hatte geplant, dir zu sagen, was Ganondorf vor hatte, was zu tun ist, dich loszuschicken und am Ende irgendwie zu belohnen, da das das klügste gewesen wäre (oder so glaubte ich damals). Sobald ich dir jedoch in die Augen sah, kam es mir wie ein Frevel vor, die Unschuld darin zu zerstören.
Ich tat es trotzdem und es war ein schreckliches Gefühl. Und noch schlimmer wurde es, als du das Masterschwert aus dem Stein zogst und mir klar wurde, dass ich Ganondorf damit in die Hände gespielt hatte.
Ich raubte dir die kindliche Ignoranz, die Unschuld, diese sieben Jahre umsonst. Wie konnte ich das jemals richtigstellen? Die Jahre unter der Eisenfaust des Gerudokönigs stand ich nur dank dem Gedanken an dich durch.
Naryu kam im Traum zu mir und erklärte, dass du im heiligen Reich schlafen würdest um alt genug zu werden für ein Leben als Held und dass es meine Aufgabe sei, sicherzustellen, dass es überhaupt noch eine Welt zu retten gäbe, wenn die Zeit reif sei. Sheik war Impas Idee, wie du wahrscheinlich bereits vermutet hast, und während du schliefst, war es einfach die Verkleidung aufrecht zu erhalten. Sieben Jahre Held spielen, bis der wahre Held bereit war. Als ich dann endlich vor dem Zeitportal stand und blaues Licht mir entgegenströmte, spürte ich, dass es sich gelohnt hatte.
Obwohl Rauru dich weckte, war ich die ganze Zeit im Raum, wartend. Dein perplexer Gesichtsausdruck als ich dir deinen Auftrag mitteilte war im Nachhinein betrachtet ein wenig lächerlich – doch für mich war es genug. Die grösste Schwierigkeit in den kommenden Monaten war, mich dir gegenüber nicht erkennen zu geben – ich wusste zwar, dass Ganondorf nur darauf warten würde, jedoch war es schwierig, dir beim Töten von tausenden Monstern zuzusehen, nur um mich zu finden, während ich die ganze Zeit hinter dir stand. Ich sah den Schmerz in deinen Augen, jedes Mal, wenn etwas unter deinem Schwert fiel.
Ich wollte dir sagen, dass es mir Leid tut, dich da hinein gezogen zu haben.
Dich in deine Zeit zurück zu schicken war vermutlich das Schwerste überhaupt. Ich hatte deine Reise begleitet, hatte den kleinen Jungen und den stolzen Held gleichermassen unterstützt, hatte mich in ihn verliebt. Zu seinem Besten musste ich ihn gehen lassen.
Das ist, was du für mich bedeutest.
Immer bedeuten wirst.
In einem Traum hat Naryu mir mitgeteilt, dass das heilige Reich sich nicht mit dem Zeitstrom in zwei geteilt hat, also werden wir uns wohl nach dem Tod wiedersehen. Momentan klammere ich mich an diese letzte Hoffnung.
Was ist wohl aus dir geworden?
Ich vermisse dich wirklich.
Irgendwann werden sich unsere Wege erneut kreuzen, doch jetzt trennt uns die Zeit.
Gezeichnet
Für immer deine Zelda
Liebesbrief,
Liebes Ich,
Ich wache morgens auf, du bist nicht da |
finde meinen Weg schon noch irgendwie ins Bad |
und mein Spiegelbild sagt mir du bist immer noch der King |
Ist schon klar, definierter Body wie Silverster Stallone |
Das ist kein Angeben, ich beschreibe hier nur meinen Gang zu dem Thron |
König von Xanten |
Weise den BBler lässig in die Schranken |
Denn diese Pokemon-Gamer können nyx, wie New York |
Schreiben Zweckreime Gedichte und kommen sich dann hart vor |
Aber ich bin King |
Ich liebe dich, mich, denn ich bin King |
Dominiere die Spitze, Lyrischer als Goethe |
Würde dich heiraten, wenn ich das nur könnte |
Aber egal, man ist sich immer selbst der Nächste |
Nächstenliebe, jetzt kriegen meine nächsten Hiebe |
In Punchlineform, denn das ist mein Liebesbrief an mich |
Mehr Mercedes als das Mercedeswerk |
So viele Autos, dass sich die Leute nun schon fragen |
„Wer stellt denn eigentlich diesen Mercedes her?“ |
Schau in den Rückspiegel und sehe den King, wie erMercedes fährt |
Und weiß, ich liebe dich |
Denn wir haben alles was wir brauchen, wir brauchen keine Frauen |
In dieser Welt gibt es ohnehin nur eine Art von ihnen |
Welche, die dich enttäuschen, wie Zeref Natsu |
Du bist einfach geil |
und ich kann dir auch dutzende Gründe nennen; weil |
Du einfach wunderschön bist |
Dein Stil unvergleichlich klingt |
Die Lyrik ist dir angeboren |
Du deine Gefühle nie vergessen hast, außer Angst und Zorn |
Du schaffst es meine Zweifel verschwinden zu lassen |
Sie in Gedichtsform findbar zu machen |
Zwischen den Zeilen |
So viel Selbstweihräucherung muss schon sein |
Denn das Volk muss wissen, wer der King ist |
Ich. Du. Wir
„Lieber Jonathan, ...“
Laura setzte den Stift vom Papier ab und grübelte wegen der Formulierung. Eigentlich hatte sie so viel auf dem Herzen, was sie ihrem Freund gern schreiben wollte und doch fiel es ihr schwer, es in Worte zu fassen. Vermutlich war es auch zu viel und sie wollte sich ja kurz halten.
Immerhin hatte sie auch zu spät damit begonnen, diesen Brief zu schreiben. Sie beschloss, dies ebenfalls zu erwähnen und legte den Stift wieder an.
„Lieber Jonathan,
wie geht es dir? Entschuldige bitte, dass der Brief erst so spät kommt. Ich war die letzten Tage leider beschäftigt und konnte erst heute damit beginnen, ihn zu schreiben.
Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich dich vermisse, seit du damals einen neuen Weg eingeschlagen hast. Es kam für uns beide ziemlich plötzlich und hat unseren Kontakt recht stark beeinträchtigt. Aber zum Glück kann ich dir noch immer Briefe schreiben; das ist für mich ein enormer Trost!
Weißt du noch, als wir uns heute vor drei Jahren kennengelernt haben, genau am Valentinstag? Wenn ich ehrlich bin, hatte mich so etwas noch nie interessiert und doch ist dieser Tag für mich einfach besonders geworden. Weil du in mein Leben getreten bist.
Durch Zufall hatten wir uns auf dieser Anime-Convention getroffen, als du dich verirrt hast und sind ins Gespräch gekommen. Findest du nicht auch, dass wir damals die Rollen getauscht haben? Normalerweise verirren sich immer die Mädchen und werden dann von ihrem strahlenden Ritter ... okay, ich hör schon auf.
Am Ende des Tages habe ich dir in meiner Naivität meine Skype-Adresse gegeben. Damit wir uns weiter austauschen konnten. Ich schätze, du hättest auch nicht gedacht, dass wir uns einmal so nahe kommen würden, hm? Meine Eltern übrigens auch nicht, die nicht viel von solchen Bekanntschaften hielten und sich weiß Gott was ausgemalt haben. Ständig sind sie mir damit in den Ohren gelegen, aber irgendwann mussten sie das auch mal akzeptieren, dass ich erwachsen werde.“
Laura las sich den bisherigen Text noch einmal durch und seufzte. Scheinbar würde das alles doch länger werden als erwartet. Nicht weiter darüber grübelnd fuhr sie fort.
„Im darauffolgenden Jahr haben wir uns so viel erzählt. Alltägliches, Besonderes; ich kann es gar nicht an einer Hand abzählen, geschweige denn rezitieren. Aber das soll auch nicht so wichtig sein. Ich weiß nicht, ob du das geplant hattest, aber nach vielen weiteren spaßigen Treffen hast du mir ein Jahr danach offenbart, dass du mich liebst.
Ich möchte ehrlich sein: Ich wollte dir das an diesem Tag ebenfalls sagen! Mich hat deine Aussage aber so sehr verwirrt, dass ich dann kaum mehr ansprechbar war und irgendetwas Unverständliches gestottert habe. Ich konnte dir gar nicht mal verübeln, dass du gelacht und mich immer wieder damit aufgezogen hast, aber ... es hat mich einfach überwältigt. Schließlich habe ich dir auch die magischen Worte gesagt und unser Schicksal war besiegelt. Wie das jetzt klingt; aber ich hoffe, du weißt, was ich meine.“
Mit einem sanften Kichern unterbrach Laura ihren Gedankenfluss. So oft wie er dieses Erlebnis aufgegriffen hatte, konnte auch sie ihn mit so mancher Erinnerung zur Verlegenheit zwingen. Aber das behielt sie lieber für sich.
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich mich das alles gemacht hat. Ich hatte niemals damit gerechnet, überhaupt einen Freund zu finden und dann kamst du. Vor allem hat sich in meinem Privatleben auch einiges verändert und fortan habe ich jedes Beisammensein mit dir herbeigesehnt. Okay, nur manchmal. Wir müssen ja nicht in Kitsch abdriften. Aber du weißt ja sicher auch, wie Gefühle auf uns wirken.
Umso überraschender war für mich dann letztes Jahr, als du ...“, Laura stockte kurz, da ihr das richtige Wort nicht einfiel, „plötzlich weg musstest. Wir hatten beide nicht damit gerechnet und doch war es unausweichlich, dass wir uns an diesem einen Valentinstag trennen mussten.
Ich habe ja vorhin schon das Schicksal scherzhaft erwähnt; ich glaube nicht daran. Es kann nicht alles vorherbestimmt sein und ich glaube hingegen fest daran, dass wir uns wiedersehen werden. Vielleicht nicht in der nächsten Zeit, aber solange wir uns schreiben können, fühle ich, dass du da bist. Der Raum ist nicht wichtig, sondern das Herz und daran möchte ich festhalten.
Schlussendlich möchte ich dir noch einmal sagen, dass ich dich vermisse. Mir kommt es mittlerweile wie eine Ewigkeit vor, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Aber was auch immer du gerade machst: Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass wir uns bald wiedersehen.
Ich liebe dich.
Deine Laura.“
Mit einem zufriedenen Gesicht betrachtete Laura die mittlerweile drei Zettel, die sich über ihren Schreibtisch verteilt hatten. Sie las ihr Werk noch einmal durch, legte danach die Papiere übereinander und steckte sie zusammengefaltet in den bereitgestellten Briefumschlag. Die Adresse und das Porto hatte sie bereits vorbereitet und zur Dekoration malte sie noch ein kleines Herz und ein geschwungenes Muster auf den Umschlag.
Liebevoll betrachtete sie ihr Werk und befand es für perfekt. Mit diesem Wissen nahm sie den Brief und machte sich bereit, aus dem Haus zu gehen. Lauras Eltern waren aktuell nicht Zuhause und daher konnte sie sich so auch die Zeit vertreiben.
Mit Schuhen und Jacke bewaffnet trat sie aus der Haustür, nur um von leichtem Niesel begrüßt zu werden. Laura zog sich die Kapuze über und beachtete das Wetter nicht weiter. Stattdessen dachte sie darüber nach, was sie in den Brief geschrieben hatte, jedoch konnte sie sich kaum mehr an ihre eigenen Worte erinnern. Als ob sie sich eine große Bürde von der Seele geschrieben und in diese Zeilen eingraviert hatte.
Gedankenverloren schritt sie immer weiter, bis sie an ihrem Ziel angelangt war. Nur ein kleines unscheinbares Gebäude war in der Nähe zu sehen, doch lag Lauras Fokus auf einem angemessen großen, glatten Stein vor ihr. Mit bebendem Herzen zögerte sie einige Minuten lang, bis sie sich schließlich überwand und den Brief in die weiche Erde vor dem Stein legte. Danach trat sie einen Schritt zurück und betrachtete die Szenerie mit den bunten Blumen.
Mit einem Mal gaben ihre Knie nach und Laura konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Sie stützte sich mit den Händen auf dem Kies zu ihren Füßen ab und schluchzte. Bittere Tränen rannen über ihre rosigen Wangen und offenbarten ihre wahren Gefühle, die sie bis vorhin überspielen konnte. Mit der Wahrheit konfrontiert ließ Laura ihren Emotionen freien Lauf und weinte.
Sie würde ihren Jonathan nicht wieder sehen.
Guten Tag,
ja, ich habe es nun endlich geschafft, einen Stift in die Hand zu nehmen und dir zu schreiben. Ich will ehrlich sein: Meine Hand zittert ganz fürchterlich und mir ist inzwischen auch schon zwei Mal der Füller runter gefallen. Es ist ein seltsames Gefühl, dir nach all der Zeit und nach allem zu schreiben.
Es tut mir leid. Ich bereue, was geschehen ist und mich lassen die Gedanken daran seit damals nicht mehr ruhig schlafen. Zumindest habe ich es nun endlich geschafft, einen Brief anzufangen. Ich fühle mich so schrecklich. Ich weiß ja eigentlich auch, wie wichtig das alles ist, aber ich halte das einfach nicht aus. Ich hoffe du verstehst das. Ich wollte dich auch nicht beleidigen, aber mir liegt diese ganze Geschichte auf dem Herzen. Ich vertrage diese ständige Unwissenheit über deinen Verbleib einfach nicht!
Genug dazu: Wie geht es dir eigentlich? Hast sicher viel um die Ohren, was?
Ich würde mich über eine Antwort freuen,
Grüße, Ren.
Hallo,
ich freue mich ja so darüber, dass du mir geantwortet hast! Ich hatte schon Angst, du würdest mich aus Wut ignorieren. Klar, kann ich verstehen, dass deine Antwort etwas länger gedauert hast, immerhin musst du wichtige Sachen erledigen.
Ich bin ja so erleichtert darüber, dass du mir verzeihst, das letzte was ich will, ist dass wir zerstritten sind. Immerhin habe ich dich doch sehr lieb.
Ich verstehe, was du meinst und kann deine Meinung nachvollziehen. Ich werde einfach geduldig auf deine Rückkehr warten.
Mutter geht es übrigens wieder besser, vielleicht wird sie bald entlassen! Mir geht es auch gut. Die Schule ist hart, aber ich schaffe es schon.
Aber erzähl mal mehr über dich, wie läuft es bei dir?
Liebe Grüße, Ren.
Hallöchen,
dass du viel zu tun hast, ist nur verständlich. Mutter macht sich im Übrigen auch große Sorgen um dich, sie hat Angst, dich zu verlieren. Du weißt ja sicher, dass sie auch nicht gerade glücklich über deinen aktuellen Beruf ist. Und ich bin es genau so wenig. Zumindest einerseits. Andererseits weiß ich auch, dass es wichtig ist, dass du das tust, sowohl für unsere Familie als auch für den Rest des Landes. Aber wir hatten diese Diskussion ja bereits und beim letzten Mal sind wir zerstritten auseinander gegangen, deswegen führe ich es an dieser Stelle nicht fort.
Aber sag mal, wann wirst du eigentlich nochmal nach Hause kommen? Wir vermissen dich alle sehr!
Liebe Grüße, Ren
Huhu,
ja ich weiß auch, dass das Thema „dein Job“ inzwischen ziemlich ausgelutscht ist und wir uns dennoch immer noch alle darüber unterhalten, dass ein Job beim Militär für einen Familienvater doch eher unpassend ist. Aber ich denke, dass auch Mutter versteht, dass du den Job nicht einfach so schmeißen kannst, auch um ihre Krankenhauskosten zahlen zu können. Dennoch sind wir beide in stetiger Angst darum, dass du eines Tages gar nicht mehr zurück kommst.
Aber das wird ja schon recht bald sein, da können wir uns ja schon drauf freuen! Ich warte ungeduldig auf deine baldige Rückkehr! Ich nehme das übrigens als Versprechen dafür, dass wir uns bald wieder sehen werden!
In Liebe, Ren.
Er legt den Füller ab und überfliegt nochmal die, gerade trocknenden, Zeilen, ehe er sich selber zunickt und das Papier ordentlich faltet. Dann rutscht er von seinem Stuhl, spaziert fröhlich zum Regal und zieht einen Briefumschlag aus einem der Papierhaufen. Während er zurück zu seinem Schreibtisch geht, fällt sein Blick auf den stumm geschalteten Fernseher. Als er die Bildunterschriften der gerade laufenden Nachrichten liest, läuft ihm ein kalter Schauer über den Rücken und der Umschlag segelt aus seiner Hand.
Ein weiterer Brief wird niemals von seinem Empfänger gelesen werden.
Hallo Lisa,
du wirst dich wahrscheinlich fragen, weshalb dir dein bester Freund einen Brief schreibt, anstatt dich anzurufen oder zu besuchen. Nun, die Antwort ist: Ich kann es nicht mehr, ich bin tot. Ich werde dir nicht erzählen, wie ich mich umbringen werde, geschweige denn wo, ich will auf keinen Fall, dass du mich leblos daliegend sehen musst, aber ich will dir hier mitteilen, was ich dir niemals ins Gesicht sagen könnte. Ich liebe dich.
Nein, ich meine nicht diese Liebe unter besten Freunden, meine Gefühle für dich sind viel stärker. Ich weiß nicht genau, wann ich mich richtig in dich verliebt habe. Ich wusste aber schon nach dem ersten richtigen Gespräch mit dir in der neunten Klasse, dass du ein ziemlich besonderes Mädchen bist. Zwar hast du da im Physikunterricht mein selbst gebautes Solarauto mit Hakenkreuzen bemalt, nur um mich dann mit gespielter Empörung fragen zu können, warum ich denn ein Nazi sei, aber bei deinem zauberhaften Lächeln, dass ich damals zum ersten Mal gesehen habe, konnte ich dir nicht böse sein. Die Hakenkreuze waren ja auch nur mit Bleistift aufgemalt worden.
Auf jeden Fall habe ich die Zeit mit dir immer sehr genossen. Jedes Gespräch auf dem gemeinsamen Weg von der Schule zum Bahnhof war einmalig. Ich war zwar immer ein bisschen traurig, wenn du in deinen und ich in meinen Zug steigen musste, aber irgendwie konnte ich mir das Grinsen nie verkneifen. Ich war stets so glücklich, dass mir die Möglichkeit zuteil wurde, mit einem so speziellen und liebenswerten Mädchen wie dir Freundschaft zu schließen. Irgendwann ist mir dann klar geworden, dass ich gerne mehr als „nur“ dein bester Freund sein würde. Den Mut dazu, es dir zu sagen, habe ich aber nie aufbringen können. So haben wir also gemeinsam unser Abitur gemacht, sind studieren gegangen – du Bauingenieurswesen und ich Germanistik – und haben dabei nie den Kontakt zueinander abreißen lassen. Auch dafür bin ich unglaublich dankbar. Jetzt sind wir beide Ende Zwanzig, doch hier trennen sich nun unsere Wege. Ich möchte, dass du weißt, dass du keine Schuld an meinem Suizid hast. Ich war jahrelang auch als dein bester Freund glücklich.
Jetzt ist aber der Krebs da. Die Ärzte sagten, mit Chemotherapie hätte ich eine Überlebenschance von 8%. Ganz ehrlich, dass ist es mir nicht wert. Andere Menschen würden sich wahrscheinlich an diesen letzten Rest Hoffnung klammern, aber wir müssen alle mal sterben. Außerdem: Ich muss erst Suizid begehen, damit ich den Mut aufbringe, meiner einzigen großen Liebe zu gestehen, was ich für sie empfinde. Was sollte jemand wie ich in seinem Leben schon für große Wunder verbringen?
Als ich diesen Brief schreibe, haben wir den 12.02.2016. Das heißt, wenn die Post hält, was sie verspricht, kommt dieser Abschieds-Liebes-Brief am 14.02. bei dir an – Valentinstag. Auch wenn du bis jetzt immer Single warst, tu mir den Gefallen und genieß den Tag der Liebenden und auch dein weiteres Leben. Ich werde mein Leben selbstbestimmt und mit Würde beenden. Es war zwar relativ kurz, aber glücklich, man sollte nicht um mich trauern.
Ich erinnere mich noch besonders gut an eines unserer so herrlich verrückten Gespräche auf dem Weg zum Bahnhof. Du hattest die Idee von „Suizid-Ketten“. Du sagtest, wenn du dich einmal umbringen solltest, sollten sich alle, die dich gut kannten ebenfalls umbringen, damit niemand ein so großen seelischen Schmerz wegen des Verlustes spürt. Ich war kein Freund dieser Ketten, aber aus heutiger Sicht betrachtet, gefällt mir die Grundidee. Ich will auch nicht, dass die Menschen, die mich gut kennen und mit denen ich gerne meine Zeit verbracht habe, großen Schmerz verspüren, wenn ich freiwillig von der Bildfläche verschwinde. Deshalb schreibe ich diesen Brief. Ich hoffe er erfüllt seinen Zweck.
Ich konnte sagen, was ich noch sagen wollte. Somit verabschiede ich mich von dir, Lisa.
Ich hatte ein schönes Leben mit dir.