Seid gegrüßt.
Ich habe schon vor einigen Monaten eine Kurzgeschichte zu Fallout New Vegas geschrieben. Bisher hatte ich aber nicht den Mut, diese auch hier zu posten. Hier ist sie nun endlich:
„Hey, aufgestanden! Es geht auf Patrouille!“
Ich setzte mich auf. Wie üblich hatte ich verschlafen, und wie üblich fand das der oberste Paladin gar nicht lustig. Also wieder einmal ein ganz normaler Tag in der stählernen Bruderschaft. Routiniert legte ich meine T51B-Powerrüstung an und schulterte mein Maschinengewehr. Bevor ich den Bunker verließ, um mich meiner Einheit anzuschließen, stockte ich noch meine Vorräte an Med-X, Stimpacks und Munition auf. Ich hatte fünf Magazine zu jeweils neunzig Schuss bei mir, wie vorgeschrieben, davon vorsichtshalber jeweils eines mit panzerbrechenden beziehungsweise Hohlspitzgeschossen. Zuletzt setzte ich noch meinen Helm auf und öffnete die Bunkertür nach Hidden Valley. Der Mond schien herab, war durch den künstlichen Sandsturm, welcher unser Kommen und Gehen verschleierte, aber nur undeutlich zu sehen. Die meisten mieden das Tal wegen dieses 'Naturphänomens', welches durch eine Modifikation unserer Lüftungssysteme verursacht wurde, was außerhalb der Bruderschaft nur wenige wussten.
„Na, da ist ja unser Dornröschen!“, spottete einer meiner Kameraden.
Ich grinste und erwiderte trocken „Wenn Sie Ihre Ausdrucksweise nicht der Situation anpassen können, Paladin Harksen, dann werde ich Sie beim Ältesten melden müssen. Dann werden Sie für ein paar Wochen die Oberfläche nicht mehr sehen. Für Sie immer noch Hochpaladin Kramer.“
Lange konnte ich aber nicht ernst bleiben und prustete los. Jack und ich zogen uns gern gegenseitig auf, wobei ich meistens die Oberhand behielt, da ich technisch gesehen sein Vorgesetzter war.
Nach einer Weile machten wir uns dann zu viert auf den Weg, wobei wir dem Protokoll gemäß Funkstille wahrten. Unsere Runde sollte uns an der Justizvollzugsanstalt der RNK vorbei führen, um zu sehen, wie sich diese Bastarde dort machten. Viele konnten sich noch an die Niederlage bei HELIOS One erinnern, und die meisten davon hatten für die Republik schon vorher nicht viel übrig gehabt. Wir hielten uns bereit, sollten wir auf Späher treffen. Es durfte auf keinen Fall bekannt werden, wo sich der Hauptsitz der Bruderschaft befand. Der Befehl lautete, Zeugen schnell zu beseitigen und keine Spuren zu hinterlassen, sollten wir entdeckt werden. Zu diesem Zweck hatte einer von uns ein Scharfschützengewehr bei sich, um eventuelle Spähposten aus der Distanz ausschalten zu können. Trotz der ernsten Lage konnte ich nicht umhin, den Abend zu genießen. Seit McNamara Ältester wurde, kamen wir kaum noch an die Oberfläche. Er hatte eine Abriegelung verhängt, welche nur für Patrouillen und Versorgungszüge aufgehoben wurde. Mein letzter Aufenthalt an der Oberfläche war Wochen her. Äußerlich ließ ich mir nichts anmerken, das konnte ich mir als Anführer unseres Trupps nicht erlauben. Dennoch fühlte ich mich so gut wie seit Langem nicht mehr. Die Luft, mochte sie auch noch so verstrahlt sein, war frisch und kühl, ganz anders als dieses tausendfach aufbereitete Gasgemisch im Bunker. Meinen Kameraden ging es offenbar ähnlich, denn sie schienen zugleich entspannt und aufmerksam. Es versprach eine schöne Nacht zu werden.
„Alle Runter! Sie haben Dynamit!“ So viel dazu. Wir waren in einen Hinterhalt geraten. Das Gefängnis war noch nicht einmal in Sicht und trotzdem wussten wir jetzt schon, dass dort irgendetwas schief gelaufen sein mussten. Die Banditen, die uns überfallen hatten, trugen nämlich eine Mischung aus Gefangenenoveralls, Wärteruniformen und RNK-Rüstungen. Scheinbar hatte es einen Aufstand gegeben. Wie konnte uns das nur entgehen? Daran konnte nur die Abriegelung schuld sein. Damals unter Father Elijah hatte es regelmäßigere Patrouillen gegeben und wir hatten Zugriff auf Überwachungskameras überall im Ödland. Elijah mochte in Sachen Taktik nicht viel Ahnung gehabt haben, aber er war ein wissenschaftliches Genie gewesen. Früher hätten wir schon im Voraus über diese Aufständischen bescheid gewusst und uns entsprechend vorbereiten können.
Meine Gedanken wurden von einer Stange Dynamit unterbrochen, die neben mir im Dreck landete. Zum Glück hatte der Werfer sich bei der Länge der Zündschnur verschätzt, sodass ich Zeit hatte, den Sprengstoff zurück zum Absender zu schicken und noch zwei weitere mit dem MG niederzumähen, bevor ich wieder in Deckung ging. Neben mir schlug eine Kugel in den Felsen ein, hinter dem wir uns verschanzt hatte. Verflucht, warum hatte ich keine Granaten mitgenommen? Natürlich hatte ich keine dabei, wer rechnet schon mit einem Überfall? Aber wir hätten es besser wissen müssen. Im Ödland der Mojave-Wüste konnte alles passieren.
Plötzlich wurde es merkbar ruhiger. Das kontinuierliche Krachen der Dynamitstangen verstummte, nur noch die leiseren Geräusche der Schüsse aus ihren Gewehren und Pistolen ertönte. Ich erhob mich, zeitgleich mit meinen drei Kameraden. Das jahrelange Training hatte sich gelohnt. In geschlossener Linie rückten wir vor, unsere Salven waren so abgestimmt, dass stets einer schoss, während ein anderer nachlud. Sie hatten ohne ihre Sprengstoffe keine Chance mehr, denn mit Schrot und kleinkalibrigen Kugeln kommt man durch keine Powerrüstung. Es dauerte keine fünf Minuten und alles war vorbei. Unser Scharfschütze schaltete die letzten Flüchtlinge aus, während wir den Toten ihre Waffen, Munition und alle anderen Wertgegenstände abnehmen, damit es aussah, als wären die Banditen miteinander oder mit einer Gruppe Söldnern aneinander geraten. Schnell überprüfte ich meine Munition, ich hatte noch ein normales Magazin und die beiden mit der Spezialmunition. Die Kugeln aus den Banditenwaffen waren für uns unbrauchbar, die würde der nächste Versorgungszug bei einer Karawane eintauschen. Ich entschied, dass wir weitermachen würden. Es gab keine Verletzten auf unserer Seite, sah man von Ohrensausen durch die Explosionen ab, und alle hatten noch genug Munition. Jack wandte ein, dass wir unbedingt im Bunker Bericht erstatten sollten und sich der Zug zur JVA nun erübrigen würde. Die anderen stimmten zu und nach einer Weile erklärte ich mich einverstanden. Dieser Hinterhalt hatte mir den Aufenthalt an der Oberfläche gründlich verleidet. Wir machten also Kehrt, wobei wir uns immer wieder nervös umschauten, ob wir auch nicht verfolgt wurden. Zum Glück kamen wir unbehelligt wieder in der Basis an, jedenfalls glaubten wir das.
Einige Stunden später...
Ich war gerade dabei, meine Rüstung zu reinigen, nachdem ich mich gewaschen hatte, als ein junger Paladin an mich heran trat. „Es tut mir leid, wenn ich störe, aber der oberste Paladin Hardin will Sie sehen, Sir. Jetzt gleich.“
Ich nickte und stand auf. „Danke, ich mache mich gleich auf den Weg.“
Zügig ging ich zu Hardins Quartier, denn den sollte man lieber nicht warten lassen. On es wohl um mein ständiges Verschlafen ging? Darüber hatten wir schon oft gesprochen, aber ich konnte mich einfach nicht aufraffen. Neugierig betrat ich das Quartier, wo Hardin mich schon erwartete, noch ernster als sonst.
„Harksen! Was haben Sie sich dabei gedacht?“
„Sir?“, erwiderte ich fragend. Ich hatte keine Ahnung, wovon er redete.
„Sie haben einen Außenseiter hergeführt! Sind Sie denn völlig bescheuert?“
Ich rnzelte die Stirn. „Einen Außenseiter? Das kann nicht sein. Ich bin sicher, dass wir nicht verfolgt wurden.“
Er musste sich sichtlich zusammnreißen, um mir nicht augenblicklich eine zu scheuern. „Wie kommt es dann, dass dieser Außenseiter, der übrigens gerade mit dem Ältesten spricht, behauptet hat, eine Patrouille hätte ihn auf den Bunker aufmerksam gemacht?“
Ich war ernsthaft überrascht. „Er lebt noch? Normalerweise hätte McNamara doch sofort die Erschießung befohlen.“
Hardin zuckte mit den Schultern und meinte „Weder Sie noch ich sind in der Position, die Entscheidungen des Ältesten anzuzweifeln. Also passen Sie auf, was Sie sagen! Fakt ist, Ihretwegen ist die Bruderschaft gefährdet, und Sie werden dafür geradestehen!“
Schluckend salutierte ich. Das könnte mein Todesurteil gewesen sein. „Natürlich, Sir. Irgendwelche Befehle?“
Zu meiner Erleichterung schüttelte Hardin den Kopf und entließ mich vorerst.
Es geht um einen nicht näher beschriebenen Paladin der Stählernen Bruderschaft, der aus seinem Alltag berichtet. Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen, schaut es euch einfach an. Vielleicht habt ihr ja sogar Ideen für weitere Kapitel.
Mit freundlichen Grüßen,
Cloud Striker