Hallo zusammen,
da in letzter Zeit viele Diskussionen hier unter anderem als "Links gegen Rechts" zusammengefasst wurden, dachte ich mir, dass ich mal ein eigenes Thema zu Linksextremismus eröffne, nicht zuletzt um einfach mal aufzuzeigen, was man wirklich unter Linksextremismus versteht. Man kann schließlich auch gegen Nazis sein, Toleranz zeigen, Homophobie ablehnen und Rassismus verachten, ohne sich gleich als Linker abstempeln zu lassen.
Unter dem Begriff Linksextremismus fallen einem schnell weitere Begriffe wie Kommunismus, Sozialismus, Anarachie, Marxismus, Leninismus, Stalinismus ein, genauso wie man viele Namen wie eben Marx, Lenin, Stalin, aber auch Mao Zedong, Ho-Chi-Minh oder Che Guevara im Kopf hat, wenn man diese Wörter hört.
Aber erstmal setzt sich der Begriff Linksextremismus aus "Links" und "extrem" zusammen.
Unter "linker Politik" versteht man grundsätzlich eine Politik, die auf der Gleichheit der Menschen basiert. Kernelemente sind der Kampf gegen die soziale Ungleichheit oder die sozialen Strukturen, welche ebene jene Ungleichheiten verursachen. Dem gegenüber steht die politische Rechte als ideologischer Gegenentwurf. Linke Politik fängt allerdings schon viel eher an als beim Kommunismus. So ist die Sozialdemokratie beispielsweise ein nicht-extremes Ergebnis linker Politik.
Unter dem politischen Extremismus versteht man heute hauptsächlich drei Arten: Den Linksextremismus, den Rechtsextremismus und den religiösien Extremismus, welcher aktuell vor allem in der islamischen Hemisphäre als Islamismus zu finden ist.
Gemeinsamkeiten unter den drei Gruppierungen findet man dahingehend, dass sie die extremsten Ansichten ihres Spektrums vertreten. So gesehen kann die CDU / CSU als mitte-rechte Partei angesehen werden, ohne dass man hier gleich an Faschismus denken müsste. Genauso gilt die Sozialdemokratie als eine Form der linken Politik, hat in diesem Ausmaß aber noch nicht viel mit den extremen Ausführungen sozialistischer Regime zu tun. So sind auch nur die gläubigen Moslems, die den Islam auch als politische Verfassung haben wollen, als islamische Extremisten zu bezeichnen.
Als extremistisch werden sie auch dahergehend bezeichnet, da sie einige Gemeinsamkeiten wie die Ablehnung des Kapitalismus aufzeigen und demnach oft auch im Antiamerikanismus schwelgen. Ansonsten verfolgt jede Gruppe eigene Interessen und einer eigenen Ideologie.
Zunächst sollen noch knapp die verschiedenen bekanntesten Begriffe genannt werden:
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Kommunismus
Einerseits kann man darunter den utopischen Gedanken einer klassenlosen Gesellschaft verstehen, in dem es kein Besitztum mehr gibt. In diesem herrscht absolute Gleichheit. Die höchste Stufe des Kommunismus ist oftmals die Anarchie. -
Sozialismus
Der Sozialismus wird gerne als Vorstufe des Kommunismus gesehen. In ihm liegen die Besitztümer noch in den Händern der Arbeiter, bevor der Besitz dann im Kommuismus ganz abgeschafft wird oder kollektiviert wird. Der häufigste Kritikpunkt ist die fehlende wirtschaftliche Effizienz. Unter dem Realsozialismus versteht man Regime, die sich dem Kommunismus verschworen haben, wie zum Beispiel die Ostblockstaaten bis 1990. -
Anarchismus
Der Anarchismus sieht eine herrschaftslose Gesellschaft vor, die frei von Hierarchie ist, da diese als Unterdrückung von Freiheit angesehen wird. Dennoch findet man in der ebenso vorhandenen Gleichheit sozialistische Elemente. -
Marxismus und Leninismus
Aufgrund der in der Historie schlechten Situation der Arbeiter hätten diese selbst eine Revolution starten sollen, um sich aus ihrem Elend zu befreien, was die stark vereinfachte Idee hinter dem Marxismus ist. Da sich aber die Lage der Arbeiter verbesserte und es so nicht zu einer Revolution kam / kommen wollte, hat sich eine politische Elite die Aufgabe gegeben, dies für die Arbeiter zu übernehmen. Demnach gibt es im Leninismus eine politische Führung, die auf den Sozialismus hinarbeitet. An dieser Stelle kommen weitere Elemente wie Autokratie oder Totalitarismus ins Spiel. Eine extreme Form des Leninismus ist der Stalinismus, unter dem Totalitarismus und die Diktatur florieren, während der Staat Terror gegen Andersdenkende und Widerständler übt genauso wie er einen Personenkult um den Diktator führt. Eine andere Form der Diktatur findet man in China, wo sich vor allem Mao Zedong als Kommunist chinesischer Auslegung einen Namen machte. Unter Stalin (aber auch schon Lenin) und Mao verloren viele Millionen Menschen ihr Leben.
Zu sämtlichen Begriffen lassen sich natürlich noch weitere Subformen finden beziehungsweise sind noch weitere Formen des Linksextremismus präsent, welche hier aber aufgrund der gerineren Relevanz nicht aufgenommen wurden.
Inhaltsfelder des Linksextremismus sind vor allem Antikapitalismus und Antifaschismus. Daneben lassen sich noch Themen wie Antiglobalisierung, Antiimperialismus oder sogar Antizionismus und damit in weiterer Konsequenz Antisemitismus als Komponente des Antiamerikanismus.
Anders als die rechtsextreme Szene ist die linksextreme weniger homogen. Auch wenn die Anarchie als höchstes Ziel des Kommunismus gilt, so gibt es doch viele Kontroversen unter Kommunisten und Anarchisten. Genauso polarisieren Gruppierungen wie die Antideutschen durch bedingungslose Solidarität zu Isreal oder der Ablehnung bestimmter Formen des Antiamerikanismus und Antikapitalismus diese extreme Szene.
Während realsozialistische Regime viele Todesopfer unter der eigenen Bevölkerung forderten, so gibt es auch militante Gruppen, die sich dem Linksextremismus verschrieben haben. Das bekannteste Beispiel in Deutschland ist die RAF. Heute sieht man die sogenannten Autonomen durch die Straßen der Städte marschieren. Es ist also linksextreme Gewalt präsent.
Symbole für den Linksextremismus sind beispielsweise Hammer und Sichel ☭ (steht für die Einheit der Bauern und Arbeiter). Dieses Symbol lässt sich in abgewandelter Form in vielen sozialistischen Regimen wiederfinden (zum Beispiel im China mit einer Sichel mit kurzem Griff oder Hammer und Zirkel für die DDR, Machete und Zahnrad für Angola, Hammer und Hacke ehemals in Kongo, Hacke und Kalashnikov in Mosambik, ...). Meistens wird mit den Farben Rot und Gold gearbeitet. Rot und Schwarz sind die Farben der Antifa.
Anarchie wird häufig durch ein "A" in einem Kreis symbolisiert.
Aus historischen Gründen ist Deutschland bei Rechtsextremismus viel empfindlicher als beim linken Extremismus. Dabei ist diese Form des Extremismus genauso eine Gefahr für die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
Noch so ein paar Fragen zum Anreiz:
Was haltet ihr von Linksextremismus?
Seht ihr in linksextremen Regierungsformen eine Alternative oder doch nur Regime, die sich hinter einer Ideologie verstecken und hauptsächlich am eigenen Machterhalt interessiert sind und Ideologie-technisch nur eine Farce?
Habt ihr selbst schon Erfahrungen gemacht mit Linksextremismus?
Wo fängt Links(extrem)sein an? Bereits beim Ablehnen des Faschismus, Rassismus, Homophobie oder doch erst beim Bekennen zu einer konkreten Form?
Wird der Rechtsextremismus zurecht schärfer verurteilt?
Wie müssten Anarchie oder Sozialismus tatsächlich aussehen, um als Alternative zum Kapitalismus zu dienen?
Sympathisiert ihr mit diversen Inhaltsfeldern des Linksextremismus (und würdet euch dennoch nicht dazu zählen) oder welche sind überhaupt nicht akzeptabel?
Werden linke Ikonen (Che Guevara, Ho-Chi-Minh, Marx, Lenin, ...) zurecht verehrt?
Sind Formen wie Marxismus nur Phänomene ihrer Zeit und heute überhaupt noch tragbar oder müsste man hier ebenso modernere Ansätze finden, um eine tragbare Ideologie zu haben?
Ich lasse mich gerne berichtigen und ergänzen bei Inhalten in diesem Post und hoffe auf eine interessante Diskussion.