Die Leute, die die AfD gewählt haben, weil sie von den bisherigen Parteien enttäuscht waren (und das zeigten ja die Umfragen und Analysen nach der Bundestagswahl) werden doch nicht plötzlich ebenjene Parteien wählen, nur weil die Sondierungen jetzt gescheitert sind. Sie haben die AfD ja nicht aus Taktik gewählt, sondern um die Enttäuschung zu entladen - und da kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie nun auf einmal eine der „etablierten Altparteien“ taktisch zu irgendwelchen Mehrheiten verhelfen wollen.
Du wärst überrascht wie große Teile der Bevölkerung zu Wahlentscheidungen kommen. Neuwahlen sind noch dazu ein ganz anderes Paar Schuhe als reguläre Wahlen. Bei regulären Wahlen geht es mehr um Themen (etwa Flüchtlinge) und Personen (etwa Merkel), bei unvorhergesehenen Neuwahlen geht es oftmals eher um die Etablierung von stabilen Regierungsmehrheiten.
Die frustrierten AfD-Wähler sind ja nicht ewig AfD-Wähler gewesen. Die waren früher (fast) alle Union/SPD-Wähler.
Natürlich wollen sie eine Änderung der Politik, aber wenn wegen nicht vorhandenen Mehrheiten keine Änderungen geschehen können, weil es gar nicht erst zu einer Regierung kommen könnte, werden sich die Prioritäten bei vielen rasch ändern.
Wie gesagt, es ist noch zu früh für Prognosen, aber wenn ich damit falsch liegen sollte, dann frage ich mich wieso gerade die AfD, die doch sonst keine Chance auslässt, ihre Konkurrenten zu kritisieren, seit Monaten keinen Mucks von sich gibt.
Wenn ich mit meiner Annahme richtig liege, dann hat die AfD möglicherweise am meisten Angst vor Neuwahlen. 13% riskiert man als Newcomer auch nicht gerne.