Ein Eissturm zog sich über den nördlichen Teil des Torrent Kontinent, dem kleinsten der acht Kontinente der Digiwelt. Genau im Herzen dieses Sturmes befand sich Deimos, ein großer experimenteller Forschungskomplex, dessen Bevölkerung fast nur zivile Digimon beherbergte, also Digimon die nicht fürs Kämpfen geschaffen waren . Auf den ersten Blick mochte die Einrichtung auch nicht besonders groß wirken, da sie Oberflächlich nur aus wenigen flachen Zylindern und einigen teslaspulenartigen Gebäuden bestand, aber unterhalb der Oberfläche befindet lag ein riesiger nahezu labyrinthartiger Bunkerkomplex, der mehrere tausend Digimon beherbergte. Ein kleiner Teil, grob geschätzt vielleicht zwanzig Prozent davon, war zuständig für alltägliche Aufgaben oder den Anbau von Lebensmitteln in unterirdischen Gewächshäusern, aber der Großteil der in der dort beheimateten Digimon bestand aus Forschern und Wissenschaftlern, welche sich mit einem Projekt beschäftigten, welches im Idealfall wieder etwas mehr Hoffnung in die Digiwelt bringen sollte.
In Raum 27, in dem ebenfalls zu genannten Projekt Forschungen betrieben wurden, befanden sich zwei Maschinendigimon, deren äußeres an eine Mischung aus Taser und Insekt erinnerte. Sie waren damit beschäftigt sonderbare Obstbäume von einer Plattform, in der Mitte des Raumes, nach draußen zu transportieren, während sie sich unterhielten.
"Sag mal, hast du eine Idee warum wir bisher immer nur diesen Mist aus der anderen Welt holen? Ich dachte wir brauchen die Hilfe von irgendwelchen Lebensformen die dort leben." Mit einem Seufzer und sichtlich genervt , antwortete das Kokuwamon seinem Kollegen.
"Hast du etwa bei den letzten Einsatzbesprechungen nicht zugehört? Diese Lebensformen sind anders als wir. Wenn wir vorher nicht ausgiebige Tests vornehmen, könnte es sein, dass wir ihr Bewusstsein zerstören. Und wir brauchen ihr Bewusstsein, Hohlkopf! Ansonsten ist das, als würdest du ein hohles Digi-Ei ausbrüten, komplett fruchtlos! Wir können uns absolut keine Fehlschläge mehr erlauben. Also wirklich, wegen solchen Traumtänzern wie dir bekommen wir nie die interessanten Aufgaben, weil Digimon wie du nicht aufpassen!"
Als die beiden Kokuwamon mitsamt des Baumes durch die automatische Tür schritten, war der graue Raum, von ein paar Kisten und etwas Dreck von dem raus getragenen Baum einmal abgesehen, leer. Von der Größe her war der Raum etwa so groß wie ein Klassenzimmer und man könnte ihn glatt für einen unterirdischen Lagerraum halten wenn da nicht diese Kreisrunde Plattform in der Mitte des Raumes wäre. Diese war ungefähr zehn Zentimeter hoch und hatte einen Durchmesser von grob geschätzt fünf Metern. Auf ihr befanden sich etwa ein dutzend silberne Kreise die in gleichmäßigen Abständen auf der ansonsten schwarzen Plattform angeordnet waren. Das einzig andere Auffällige in dem Raum war ein Spiegel, den man aber eher als eine Mischung aus einseitig durchsichtigen Fenster und Monitor bezeichnen könnte. Auf der anderen Seite eben jenes *Fensters* gab ein zahnradartiges Wesen mit rot-oranger Färbung dem obersten Leiter der Anlage den aktuellen Statusbericht.
"Meister Datamon, die Kalibrierungstest sind zu 100% abgeschlossen. Wenn die bisherigen Daten stimmen konnten wir das Unfallrisiko des Transmat Vortex auf unter 1% senken", verkündete Solarmon hocherfreut. Datamon, welches optisch einer riesigen Elektronenröhre auf vier Beinen ähnelte, strahlte förmlich unter seiner Glaskuppel und hatte ein breites Grinsen auf seinem Gesicht. Das waren nach einigen anfänglichen Fehlschlägen die besten Nachrichten seit langer Zeit. Mit einem Knopfdruck aktivierte er die Lautsprecher und ratterte wie ein Computer, also so emotionslos wie möglich, die Befehle an seine Untergebenen runter. "Gebt eine Meldung an die zivilen Einrichtungen heraus dass es zu Energieschwankungen kommen kann und erhöht die Energiezufuhr des Vortex-Manipulators zur Sicherheit auf 115%. Aktiviert die blauen Stabilisatoren der Typ 40 stellt die Zielerfassungssysteme des ZigZag Plotters auf Modus 3 und erweitert den Umkreis der Zufallserfassung auf die maximale Größe. Falls diese *Menschen* sich in bestimmten Regionen ihrer Welt verändert haben und für uns nutzlos sind haben wir so zumindest eine bessere Chance mehr verwendbare Subjekte zu finden. Alle Mitarbeiter unter Sicherheitsstufe Gamma 7 und Zivilisten verlassen jetzt bitte sofort die Räume 16 bis 35 und den dazugehörigen Korridor. Gebt außerdem den Freiwilligen bescheid das sie sich hierher begeben sollen. Sobald alle Anweisungen erledigt sind beginnen wir mit dem Transport."
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Robin hatte jetzt endgültig die Schnauze voll. Dieses Jahr sollte anders verlaufen, diesmal würde er wirklich von hier abhauen. Klar, er müsste auf viele Sachen für eine ganze Weile verzichten aber dafür müsste er nicht länger diese andauernden Blicke und das Tuscheln hinter vorgehaltener Hand ertragen. Und der endgültige Grund für die Flucht: Eine verdammte Ratte. Wobei das so nicht ganz richtig war, es war vielmehr eine Verkettung unglücklicher Zufälle.
Schon seit Jahren war Robins Geburtstag der Tag an dem er es am meisten verfluchte in einem Heim zu sein und am liebsten abhauen wollte um den Druck zu entkommen. Früher hatte er mal sowas wie Freunde die ihm das ausredeten und nachdem diese verschwanden oder die Freundschaft kündigten flüchtete er sich in die MMO Welt wo er ebenfalls ein paar Leute fand die ihn aufmunterten und von diesen bescheuerten Fluchtgedanken abhielten. An diesen Geburtstag gab es ganze drei Gespräche mit potentiellen neuen Eltern und alle waren, wie üblich, zum Scheitern verurteilt gewesen. Gerüchte und Unterstellungen zählten halt mal wieder mehr als das was wirklich geschehen war. Robin brauchte unbedingt wieder mehr positive Aufmunterungen, um an dem Tag nicht noch etwas sehr bescheuertes zu tun. Am eigenen PC angekommen erwartete ihn allerdings in der unten rechten Bildschirmecke seines PCs die Meldung *Keine Internetverbindung*. Die einzigen Leute die ihn also sonst immer von seinen idiotischen Geburtstagsfluchtversuch aufhielten waren nicht erreichbar und das seit nunmehr als 2 Stunden!
Völlig unbemerkt von allen musste die Ratte seines Flurnachbarn während einem der Gespräche mit den Adoptiveltern aus ihrem Käfig abgehauen sein, sich in einem Loch in der Wand verkrochen und nur wenig später mit ihren Zähnen die digitale Lebensader des gesamten Hauses lahmgelegt haben. Der allgemeine Tumult und die Proteste über das fehlende Internet kamen wie gerufen. Während der ganzen Aufregung würde es gar nicht auffallen wenn jemand sich einen Rucksack schnappt, den er noch schnell mit seinen wichtigsten Besitztümern vollstopfte, und seelenruhig zum hinteren Teil des Gebäudes marschierte um einen Satz aus dem Erdgeschossfenster zu machen.
"Auf Nimmerwiedersehen ihr Trottel", flüsterte Robin und sprang aus dem Fenster, nur um mit erschrecken festzustellen, dass da unten anstelle des Grasbodens ein sonderbares Loch im Boden war in das er direkt rein stürzte. Es war für Robin unmöglich festzustellen wie lange genau er sich im freien Fall befand da seine Sinne Regelrecht verrückt spielten. Um ihn herum befand sich eine verschwommene Mischung aus Schwarz, Blau und Grün welche ab und an von weißen Streifen unterbrochen wurde. Dazu wirkte es für ihn so als würde er jede seiner Bewegungen doppelt und dreifach sehen, so als hätte er Phantombilder hinter sich hergezogen. Sein Verstand war völlig überfordert von alledem und er musste die Augen schließen um nicht komplett irre zu werden. Als er die Augen wieder aufmachte stand Robin in einem seltsamen, hellen, weißgrauen Raum. Wie oder wann er hier herkam wusste er nicht, er hatte ja nicht mal bemerkt wann der Fall aufhörte geschweige denn wie lange er seine Augen geschlossen hatte. Gerade als er sich vernünftig umschauen wollte bemerkte er das seitlich von ihm einige schwarze Säulen mit grünen Gitternetzen gerade dabei waren sich nach und nach in nichts aufzulösen und den Blick auf weitere Personen freigaben. "Was zur Hölle", fragte Robin laut auf Deutsch während er so langsam wirklich an seiner geistigen Gesundheit zweifelte.
Herzlich Willkommen in der Digiwelt, bzw. im Digi RPG.
Da es wichtig ist hier eine kurze Erklärung über die Portale:
In der echten Welt sind es kreisrunde, trichterförmige Löcher mit einem Durchmesser von ungefähr 1-2 Metern. Ihr inneres ist größtenteils Tiefschwarz mit einigen bläulichen, nebelartigen Flecken und weißen Punkten. Dazu gesellt sich noch ein grünes Gitternetz welches den inneren Rand darstellt und auch teilweise über das Loch hinaus sich ein paar cm weit auf dem jeweiligen Untergrund abzeichnet.
Die Portale können auf Böden oder Wänden auftauchen und ihr könnt auch selbstständig in sie reingehen. Nicht jeder muss so wie Robin rein springen bzw. fallen. Die Portale bleiben nicht sonderlich lange offen und tauchen eigentlich nur an Orten auf an denen sich außer euer Charakter sonst niemand weiter befindet. Außer es erwischt eine kleine Anzahl (max 3 Leute) auf einmal.
Den optischen Zeitverzerrungs, Motion Blur, Phantombildeffekt oder wie auch sonst immer man es nennen will erlebt jeder. Er soll eine Art Reizüberflutung hervorrufen bei der man jegliches Zeitgefühl verliert. Der eigentliche "Reise" Vorgang dauert nur wenige Sekunden an falls jemand auf die Uhr schauen sollte.
Noch ein kleiner Hinweis für die Leute die im Raum schon miteinander interagieren wollen. Momentan gibt es noch keine Sprachübersetzung und jeder spricht und versteht nur die Sprachen die er gelernt hat. Ihr müsst entsprechende Sätze natürlich nicht in der jeweiligen Sprache schreiben. Es genügt zu erwähnen welche Sprache ihr verwendet habt.
Viel Spaß im RPG wünschen euch: Cy-Res, Sheewa und Graue Eminenz
P.s. Hier ein link zu einen Youtube Video bei dem man, ab Minute 2:48, den Effekt während des Portal "Reisens" mal in Aktion sieht: