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    „Lieber einer Bärin begegnen, der man die Jungen geraubt hat,
    als einem Toren in seinem Unverstand.“

    – Buch der Sprichwörter 17,12



    Wie die meisten sicherlich wissen, habe ich meine Schreiberkarriere auf Bisafans eigentlich mit Sachtexten begonnen, die allesamt anderswo gesammelt werden. Lange habe ich in mir gar nicht so den großen kreativen Schreiber gesehen, doch der Forenbereich ist mir mit der Zeit sehr ans Herz gewachsen. Mittlerweile passiert das mit dem kreativen Schreiben nun öfter und landet von anschließend irgedwann in dieser Sammlung. Feedback ist dann gern gesehen, denn wozu schreibt man, wenn es am Ende keiner liest? In jedem Fall wünsche ich euch eine gute Auseinandersetzung mit dem, was aus meinem Kopf aufs Papier plätschert.


    In diesem Sinne, herzlich willkommen,
    Euer Wenlok


     Inhalt
     Gedichte
    Kategorie: Gefühle

    Kategorie: Klamauk

     Drabbles

     Erzählungen

     Dramen

     Sachtexte

  • Wie alle wissen, die nicht bei drei auf dem Baum waren, habe ich vor knapp einem halben Jahr eine Trennung nach langjähriger Beziehung durchgemacht. Das hinterlässt natürlich emotionale Spuren und vorgestern Nacht ist es mir gelungen, die in einem Gedicht auszudrücken. Denn: Was bleibt hinterher? Das sehen wir gleich.
    Da das jetzt quasi ein Freifahrtschein direkt in die Tiefen meines Kopfes ist und obendrein noch mein erstes Mal hier: Please be gentle. Beziehungsweise: Ich bin sensibel, ihr Penner ;)
    Quasi als Encore gibt es noch ein ganz kleines Werk obendrauf, das eine Feststellung behandelt, die ich wiederum sehr früh nach der Trennung gemacht habe.




     Was bleibt
     Bestandsaufnahme in drei Akten

    Schau
    die Küche
    In der wir zusammen Spaghetti Carbonara gekocht haben
    Du bist nicht mehr hier
    Mein Topf ist es immer noch
    Heute gibt es Chili con Carne
    Carbonara schon lange nicht mehr.


    Hör
    den Song
    Von dem wir beide zwei Wochen lang einen Ohrwurm hatten
    Sweet Dreams.mp3 wurde erfolgreich in den Papierkorb verschoben
    Ich weiß noch
    Wie sich damals deine Lippen von meinen lösten, um zu sagen
    Das läuft jetzt zum zwanzigsten Mal, wir können auch mal was anderes anmachen
    Heute höre ich Love is a Stranger
    Möchten Sie diese Erinnerung wirklich unwiderruflich löschen?


    Fühl
    Das Bett
    Das so warm wurde, wenn du darin einschliefst
    Was wir in diesem Bett nicht alles getan haben
    Heute Nacht liege ich allein
    Die Wärmflasche
    Deren Bezug du bestickt hattest mit dem Wort
    Schatzersatz
    Habe ich fachgerecht entsorgt
    Ich habe jetzt eine neue, graue
    Von Rossmann.



    Frag mich
    Was bleibt
    Nach sechseinhalb Jahren
    Von unserem Lachen
    Die Erinnerung an unsere tränenverschmierten Gesichter
    Ich hatte dich noch nie so fertig gesehen
    Was bleibt
    Von unserer Zärtlichkeit
    Die Erinnerung wie du mich im Schlaf von dir stießt
    Ich wusste, diese Nacht würde die Letzte sein.


    Was bleibt
    Von unserer Liebe
    Ist jener Raum am Ende meiner Gedankengänge
    Wo sich beim fahlen Licht flackernder Neonröhren weder Trauer noch Freude hinwagen, weder Schmerz noch Genuss
    Hinter der Tür die große Leere
    Und ganz hinten an der Wand ein Aktenschrank
    Der auch heute nicht geöffnet wird.



    Stell dir vor
    Was bleibt
    Das bin Ich
    In einem Haufen gelernter Lektionen
    Ich setze einen Fuß vor den anderen
    Ich sehe, ich höre, ich fühle
    Ich lerne
    Die Dunkelheit ist auch nicht furchteinflößender
    Als der erloschene Glanz in deinen Augen, wenn du mich ansahst
    Die Stille ist auch nicht Schlimmer
    Als dein Schweigen, wenn ich dich fragte ob alles in Ordnung ist
    Die Einsamkeit ist auch nicht unerträglicher
    Als das Gefühl, das alles, was ich tue, falsch ist
    Ich lerne
    Dass ich schön sein kann
    Dass ich Interessantes zu sagen habe
    Dass ich gute Gesellschaft bin
    Auch mir selbst, wenn es sein muss
    Ich wachse
    Doch wessen Liebe war es
    Die mich klein gehalten hat
    Meine oder deine
    Heute spielt das keine Rolle
    Bis zum nächsten Mal.




    Wer?
       Wenn.
          Nicht du!

  • Wenlok, Wenlok, auch wenn ich das Werk im Vorfeld schon einmal grob kommentiert habe, gebe ich dir das jetzt noch einmal geordnet und ausgeschrieben :)


    Zunächst mal: Ich stehe auf Untertitel und zwar total! Deswegen nutze ich deinen tollen Untertitel und gehe das Gedicht quasi Akt für Akt durch und gebe den Akten dabei auch direkt noch Namen, einfach weil ich das kann!


    Akt 1: Die Sinne
    Das sind ja quasi drei kleine Gedichte, die jeweils schön mit einem Wort, quasi einer Aufforderung beginnen, dann jeweils direkt gefolgt von etwas, worauf sich diese Aufforderung bezieht. Drei kleine Stationen in einer langen Beziehung, die ja oft von gewissen Kleinigkeiten und Routinen leben. Daher auch passend diese eigentlich "langweiligen", vollkommen alltäglichen Sachen wie Essen, ein Lied oder eine Wärmflasche, von denen sicherlich wirklich nur ihr beide wissen könnt, wie bedeutsam das jeweils war. Mir gefällt der schlichte Vergleich zwischen damals und heute sehr. Du schreibst schnörkellos und sachlich, fast schon ein bisschen resigniert. Aber es kommt auch durch, dass die Vergangenheit jeweils noch nicht ganz abgeschlossen ist. Der gleiche Topf wird immer noch benutzt, die Erinnerung an das Lied ist noch nicht endgültig gelöscht, die neue Wärmflasche wird mit der alten, bestickten assoziiert.
    Auf diesen Akt habe ich mich vorhin hauptsächlich bezogen, als ich von der "Realness" in deinem Gedicht gesprochen habe. In meinen Augen ist es eine Kunst, ein Werk so "platt" auf die Realität gelegt schreiben zu können, wie du es hier (vielleicht unbeabsichtigt) getan hast. Bestes Beispiel dafür die letzten beiden Worte in dem Akt "Von Rossmann". Einfach so hingeworfen und in meinen Augen so perfekt passend.


    Akt 2: Die Konfrontation
    Du gehst über von einer sachlichen Betrachtung der Lage zu einer Art emotionalem Ausbruch. "Frag mich", direkt die ersten beiden Worte, wirken für mich unglaublich kraftvoll. Eventuell interpretiere ich hier über, aber es schwingt für mich fast ein wenig Verzweiflung mit, wenn du diese Aufforderung aussprichst. Die titelgebende Frage "Was bleibt?" stellst du in diesem Akt wiederholt und mit jedem Mal wird der Gegenstand der Frage in der Intensität gesteigert, bis schließlich alles umspannt wird mit "Was bleibt von unserer Liebe?" Und dann diese Metapher vom Aktenschrank, am Ende eines großen Raumes, hinter einer Tür irgendwo in deinen Gedanken. Die Beziehung und die Erinnerungen daran, immer noch präsent aber verdrängt und weggesperrt, aber nie ganz verarbeitet.


    Akt 3: Die Antwort
    Im letzten Akt scheint endlich eine Art Heilungsprozess einzusetzen. Das ganze Gedicht über redest du fast durchweg entweder von "wir" oder "uns", erst jetzt kommt eine Strophe, die sich fast durchgehend auf dich selbst bezieht. Denn das ist die Antwort auf die Frage, die du selbst gestellt hast. DU bleibst. Und das stellst du hier auch ganz richtig fest. Und es wird ganz wunderbar deutlich, was auf einen zukommt, wenn eine so lange Beziehung zu Ende geht: Man muss seinen eigenen Wert erst wieder ganz neu entdecken und merken wie es ist, nicht länger an diese eine Person gebunden zu sein. Und dann am Ende noch die größte Erkenntnis von allen:

    Zitat

    Doch wessen Liebe war es
    Die mich klein gehalten hat
    Meine oder deine

    Da hatte ich tatsächlich eine ganz kleine Gänsehaut!


    Ich hoffe wirklich, dass du das Thema hier nicht vollkommen verstauben lässt, denn du hast wirklich Talent (nicht nur bei Sachtexten!) und darum wäre es schade. Vielleicht beim nächsten Mal ein Werk, dass mich weniger deprimiert :P
    Bis dahin sei dir versichert, dass es genug Leute gibt, die dich gern haben, Beweisstück A: Ich ^-^

  • Hallo Wenlok Holmes! (:


    Ein neues Gesicht im Bereich sieht man gern — und an der Stelle oute ich mich mal als Fan deiner Sachtexte. Die Serie „Was für ein Pokémon bist du“ verfolge ich sehr gern. ;)
    Dass dein erstes Werk hier gleich in eine ganz andere Richtung geht, ist da schon überraschend — ist ja nicht so, als dürfte man hier nicht auch Sachtexte veröffentlichen — aber ich kann nachvollziehen, dass gewisse Dinge irgendwann aus dem Kopf rausmüssen. Oder aus dem Herzen. Ich kenn so was.
    (An der Stelle weiß ich jetzt nicht, ob ich sagen darf, dass es mir leid tut, dass deine Beziehung in die Brüche gegangen ist. Falls doch, hab ich das jetzt gesagt, falls nicht, überlies den Satz einfach großzügig.)


    Was bleibt
    Eine Frage oder eine Feststellung — natürlich fehlt das Fragezeichen, also ist es eine Feststellung und der Untertitel sagt es ja auch, dass du hier eine Bestandsaufnahme machst. Andererseits wäre es auch als Frage zu verstehen, denn ich kann mir vorstellen, dass so etwas durchaus im Kopf rumspuken kann.
    Wenn man sich das Gedicht so ansieht, merkt man gleich, dass du hier eine freie Form gewählt hast und doch glaub ich, dass da ein Muster drin ist. Im Grunde ist es ja ohnehin so: das Gedicht muss sich dem Inhalt fügen und nicht der Inhalt dem Gedicht.
    Normalerweise würde ich jetzt Strophe für Strophe mir das Ganze ansehen, aber dieses Mal mach ich’s anders, einfach, weil das Gedicht einen zu speziellen Charakter hat.
    In den ersten drei Strophen beginnst du jeweils mit einem Sinn: Sehen, hören und fühlen. Du sprichst in dem Gedicht jemanden persönlich an und das überträgt sich auf mich als Leser, obwohl ich weiß, dass ich gar nicht gemeint bin. Die Bestandsaufnahme merkt man schon in der ersten Strophe. Die Küche ist noch da, der Topf auch, aber die Spaghetti Carbonara hast du schon lang nicht mehr gekocht, stattdessen gibt’s Chili. Der Topf ist da, das Du nicht mehr. Sich vom Topf zu trennen wäre unklug, da macht es mehr Sinn sich von einem Gericht zu trennen.
    Die zweite Strophe geht um das Hören und hier finde ich es interessant, wie du Gegenwart und Vergangenheit hier sich abwechseln. Das kommt hier fast noch mehr heraus, als in der ersten Strophe. Musik ist ja auch so ein quälendes Ding — manche Lieder begleiten einen durch einen bestimmten Lebensabschnitt und sind dann unwiderruflich mit diesen Erinnerungen verknüpft. Da hilft dann oftmals wirklich nur löschen — und jedes Mal wenn’s im Radio gespielt wird zusammenzucken oder bewusst an was anderes denken. Die Gegenwart ist hier einmal das Zurückblicken in den ersten drei Zeilen, dann in der vierten Zeile der sachliche, technische Satz, dass das Lied in den Papierkorb verschoben wurde. Danach sind wir wieder in der Vergangenheit, dann in der Gegenwart, das Lied, was du nun hörst. Am Ende kommt dann wieder den Satz, den man vom Computer kennt. Ob sich die Erinnerung unwiderruflich löschen lässt … schwer zu sagen, aber man kann es immer versuchen.
    Ich weiß nicht, ob ich mich schämen soll, aber am Ende von Strophe drei musste ich kurz auflachen. Vielleicht aufgrund der sachlichen Nüchternheit in der letzten Zeile. In dieser Strophe sind wir ja beim Fühlen, auch hier wechseln sich Vergangenheit und Gegenwart ab, zuerst die Vergangenheit, dann die Gegenwart. Die letzten drei Zeilen sind dann so sachlich, dass sie zum Rest nicht passen wollen und wirklich wie eine Art „Revision“ klingen. Fachgerechte Entsorgung des Bezuges, klingt wie ein Schreiben von einem Amt. Und dann die Gegenwart: Du hast eine neue, graue Wärmflasche — von Rossmann. Und es tut mir leid, ich fand das beim Lesen schon witzig. Wegen diesem harten Bruch, weil die Strophe im Grunde sehr sanft angefangen hat und man am Ende wirklich so eine Art „Abrechnung“ drin hat. Ein bisschen schreit das: Ich brauch dich nicht, aber halt zwischen den Zeilen. Immerhin bin ich mir sicher, dass die Wärmflaschen von Rossmann auch sehr gut sind. Natürlich klingt das auch ein wenig nach Verbitterung, was nur verständlich ist.
    So, ich denke damit wäre Akt eins auch schon vorbei, denn die nächsten zwei Strophen unterscheiden sich von den vorherigen durch das Fehlen der „Sinne“ am Anfang. Ein bisschen denk ich mir, dass man dem ganzen mehr Ausdruck verleihen könnte, wenn du Satzzeichen verwendet hättest, andererseits sind gerade die fehlenden Satzzeichen hier sehr reizvoll. Hat was von Stream of Consciousness — was wiederum zu der Thematik gut passt.
    In der ersten Strophe von Akt zwei hast du wieder die Gegensätze — hier gibt es auf jeden Frage, leider nur schmerzliche Antworten. Und es ist schon traurig, das zu lesen. Wenn von Lachen nur die Erinnerung an Tränen bleiben und von Zärtlichkeit nur das Wegstoßen. Das tut beim Lesen irgendwie weh, wenn man sich das vorstellt, weil man durchaus annehmen könnte, dass nach so langer Zeit etwas schönes zurückbleiben sollte. Im Grunde ist es in Beziehungen aber schon so, dass ihr Ende mehr im Gedächtnis bleibt, als der Anfang. Besonders, wenn das Ende schmerzhaft ist.
    In der zweiten Strophe von Akt zwei sind wir dann tatsächlich in deinem Kopf, wenn du von dem Raum an Ende deiner Gedankengänge sprichst. Was interessant ist, dass du bisher nicht einmal vom Herz gesprochen hast. Denn hier sind wir ja im Kopf, in einem Raum, wo ich mal vermute Platz für die Liebe ist. Leider ist dieser Raum jetzt leer, bis auf den Aktenschrank. Fragt man sich schon was da wohl drin ist, doch die letzte Zeile, dass er nicht geöffnet wird, hört sich so an, als würde dort noch irgendwas drin sei, womit du dich momentan noch nicht beschäftigen willst. Vielleicht ja doch noch eine Reihe an Erinnerungen oder ein Haufen Fragen. Ich denke, Fragen bleiben da am Ende immer eine ganze Menge zurück, nur die Suche nach Antworten wird wenig bringen. Blöde Tatsache, aber manche Fragen haben keine Antworten.
    Ich denke, die letzte Strophe ist dann auch der letzte Akt dieser Bestandsaufnahme. Und es ist schön zu lesen, dass hier doch eine Menge positives drinsteht. Denn ja, am Ende bleibt man selbst nach einer Trennung übrig. Das ist schmerzhaft und ich kann mir vorstellen, dass es nach langer Zeit der Zweisamkeit nicht so einfach ist, wieder allein zu sein. Aber man hat immer noch sich selbst und, wie du auch schreibst, eine ganze Menge gelernt. Man muss die Schritte da auch langsam gehen, ein Fuß vor den anderen. In der Strophe steckt ne Menge Selbsterkenntnis und das ist gut so!
    Unterm Strich kann man hier sagen, dass du dich auch mit der Fragerei der Schuld nicht aufhältst, jedenfalls würde ich so die letzten paar Zeilen interpretieren. Würde auch nichts bringen, denke ich. Interessanterweise ist bei dir in dem ganzen Gedicht nicht einmal vom Herzen die Rede gewesen, was ich bei der Thematik eigentlich erwartet hätte. Auch mal interessant und ich wage da jetzt gar nicht dran herumzuinterpretieren, weil ich mir denke, das wird schon seinen Grund haben. (:


    Alles in allem ist dieses Gedicht durch seine freie Form und sein einnehmendes Thema dir auf jeden Fall gelungen. Obwohl es im Grunde hier auch nicht darum geht, ob es „gut“ oder „schlecht“ ist — du hast ja geschrieben aus einem Bedürfnis heraus und da darf im Grunde auch niemand groß dran ruminterpretieren, weil es bei so einem Schreiben — man könnte sagen therapeutischen — darum geht, dass man sich selbst besser fühlt, weil man eine Sache verarbeitet hat. Und das hoffe ich an der Stelle natürlich!


    Und damit das kleine Werk darunter nicht zu kurz kommt, widme ich mich dem auch noch. ;)
    „Wer?
    Wenn.
    Nicht du!“
    Es gibt ja diesen Ausspruch: „Wer, wenn nicht du.“ und ich vermute mal, dass du dich auf diesen hier beziehst. Andererseits zeigst du hier auch sehr simpel, was Satzzeichen so alles leisten können. Das „Wer“ ist hier eine Frage. Vielleicht war es ja die Frage nach der Schuld: wer hat Schuld. Wer hat einen Fehler gemacht, usw. Dann kommt das „Wenn“ und da musste ich erst mal ein bisschen überlegen. Aber ich denke, es passt zu der ersten Frage auch ganz gut: Wenn das oder das anders gewesen wäre, wenn dies oder jenes nicht passiert wäre, usw. Natürlich könnte man das ganze auch ganz buchstäblich nehmen. Da ist das Wort Wer das fragt in die Runde, es meldet sich das Wort Wenn, aber dann sagt entweder das Wer oder eine dritte Person Nicht du! Auch hier, das Nicht du! — durch sein Ausrufezeichen besonders energisch klingend — kann sich auf die Situation beziehen, auf die Fragen, die Wer und Wenn aufgeworfen haben. Ob du hier mit dem „Du“ dich selbst meinst oder eine andere Person, kommt vermutlich darauf an, was die Fragewörter zuvor für eine Aufgabe hatten — das lässt sich hier rein vom Lesen nicht feststellen. (Okay, sagen wir so: ich kann es nicht feststellen, das muss im Grunde nix heißen.) Nicht du! klingt für mich aber auch nach einer Ablehnung des Wortes „Wenn“. Ja, es wird nach dem „Wer“ gefragt, aber damit meinte der Fragesteller nicht das Wort Wenn als Antwort. So, denk ich mir das jedenfalls, aber hey, auch hier hast du ja gesagt, dass es eine persönliche Erkenntnis war, deshalb ist jeder Interpretationsansatz meinerseits sowieso nur wage. ;)


    Zum Schluss kann ich nur sagen: man merkt, dass dir der Umgang mit den Wörtern liegt und zwar nicht nur für Sachtexte. Wenn du also gern mehr zeigen möchtest, hast du mit diesem Topic schon mal einen Platz dafür.


    Und dann liest man sich vielleicht wieder mal hier. (:

  • So, erstmal vielen Dank euch beiden für diese ausführliche Auseinandersetzung mit meinen Gedanken und Gefühlen und natürlich auch allen anderen, die sich die Mühe gemacht haben zu lesen :)


    Jetzt möchte ich auf eure Gedanken auch nochmal eingehen, denn was gibt es Schöneres als sich selbst beim Reden zuzuhören, dann anderen dabei zuzuhören, was sie zum Geredeten zu sagen haben, und dann selbst wieder zu reden! :achtung: Nein, im Ernst, ich fand einige Feststellungen schon sehr interessant und daher nochmal erwähnenswert ^.^


    Zunächst also zum Titel: "Was bleibt" in der Tat Frage und Aussage zugleich, denn, was einen oder zumindest mich manchmal nachts umtreibt sind vor allem die Fragen "Wofür war das jetzt eigentlich gut? Und will ichs wieder machen??". Die Antwort auf beide lautet natürlich "Ja ...", aus diesen Fragen distilliert sich für mich aber vor allem eben die Frage "Was bleibt am Ende eigentlich? Was ist das für eine Situation, in der ich mich befinde?" und die gilt es eben zu beantworten, eine Bestandsaufnahme zu machen.
    Zur Form: Fehlende Satzzeichen simmt ja so auch nicht ganz. Es gibt sie, aber an ganz ausgewählten Stellen. Ich habe mich ganz bewusst mit denen schwer getan, insbesondere grammatisch Korrekte Kommas waren mir irgendwie ein Dorn im Auge. Ich glaube, das hat wirklich was mit Stream of Conciousness zu tun. Das ganze IST ja eine Reise in meinen Kopf und ich glaube, in Zeilenumbrüchen (die ersetzen ja ein bisschen die Kommas und Punkte hier) zu denken ist für mich selbst einfach viel natürlicher. Reise ist übrigens so ein Wort... Ich vergleiche dieses Gedicht lieber mit einer Kamerafahrt. Wir fangen an in Akt 1 mit so nem weit rausgezoomten Bild, das mich einfach in meiner realen Situation zeigt, dann zoomen wir in Akt 2 quasi rein, bis in meinen tatsächlichen Kopf, und dann fährt die Kamera in Akt 3 weiter, aus meinem Kopf raus, an mir vorbei in eine Zukunft. So visualisiere ich mir das gerne.
    Der erste Akt ist so ein bisschen ne Sache. @Cyndaquil hat schon irgendwie gemerkt: Das ist in seiner Struktur ein bisschen unstetig. Ja das hat diese Sinne als Rahmen, der Bezug von damals und heute ist eigentlich auch in jeder Strophe drin (kommt vllt mal stärker, mal schächer raus, ist aber immer da), aber dafür, dass die drei irgendwie eine Einheit bilden sollen, schien mir beim Schreiben immer, passen sie zumindest äußerlich (thematsich ja schon) irgendwie nicht so recht zusammen. Und da finde ich, hast du aber auch was sehr kluges gesagt:

    das Gedicht muss sich dem Inhalt fügen und nicht der Inhalt dem Gedicht

    Und das ist es irgendwie, insbesondere wenn man auf der von @Nexy so beschworenen Realität bleiben möchte. Die fügt sich nicht so in Muster. Jede Strophe repräsentiert ne reale Situation, in der ich mich wiedergefunden habe, reale Gedanken und Erinnerungen und Assoziationen ... und das lässt sich einfach nicht besonders gut in ein Schema quetschen. Und genau deshalb ist es eine "Bestandsaufnahme". Die Realität mit all ihren Ecken und Kanten, wie ich sie eben erlebe. Und genau deshalb darf man auch mal zum Schluss natürlich auch mal lachen (was wäre eine Pointe, wenn keiner lacht schließlich...). Denn so ist es im Leben: Manchmal kann man auch mal verbittert Sarkastisch sein, was heißt kann, man muss, sonst hält mans doch gar nicht aus. Auch DAS ist ein Gefühl in meinem Situationsinventar.
    Akt 2 ist dann so ein Ding. Ihr habt das beide schon iwie gut erfasst, das ist irgendwie traurig und verzweifelt. Und das isses auch. Also genau so fühlt sich das auch an. Ich möchte hier gar nicht zu viel Jammern oder so, weil das kein Therapie, sondern n Poesie-Thread ist, aber: Es IST traurig, sich in der Situation zu befinden, die ganzen positiven Erinnerungen auch einfach wegschließen zu müssen, weil die einfach weh tun. Weil man sich distanzieren MUSS. Und das isses, was bleibt. Und das ist ehrlich gesagt unendlich schade, weil einem 6 1/2 Jahre aufeinmal so... "verschwendet" vorkommen. Natürlich weiß man, dass sie's nicht waren, aber so richtig empfinden kann man das auch nicht.
    Vielleicht ist das einer der Gründe, warum wir uns hier am Ende im Kopf befinden und nicht im Herzen. Vielleicht ist das "Herz" auch einfach in diesem Aktenschrank, denn wenn ich ehrlich bin: Wir WOLLEN da gerade auch einfach nicht hin. Und mit wir meine ich mich. Denn auch das ist es, was bleibt: Wunden, an denen man nicht rühren mag. Das ist es ja, was ich irgendwo auch zu beschreiben versuche... n sehr rationaler, emotionsfreier Ort, weil die Gefühle da gar nicht mehr hin wollen. Neben dieser sehr persönlich-emotionalen hab ich aber auch eine stilistische Begründung dafür: Ich MAG "Herz" als Metapher einfach nicht. Vielleicht, weil ich zu viel Kingdom Hearts gespielt habe. Oder vielleicht, weil ich Gefühle auch einfach nicht im Herzen empfinde. Sondern im Bauch und im Kopf (Spoiler: Ich hab auch konstant Magenbeschwerden, dont try this at home, kids...). Herz ist für mich sowas unglaublich schwammig undefiniertes, dass ich dort eigentlich gar nix verankern mag. Und n bisschen kitschig. Ich hab irgendwie bewusst nen Bogen drum gemacht.
    Und damit kommen wir zum Schluss, der bewusst positiv ausfällt. Aus zwei Gründen, die irgendwie auch miteinander verwoben sind. Wie Cyndaquil schon richtig festellte: Das ganze hat auch was von therapeutischem Schreiben und daher steht dieses Gedicht da erstmal, wie es so ist. Umgekehrt fragt man sich als Autor dann "ok, aber muss ich dem jetzt auch ein Forum bieten?", denn, ich sags ganz ehrlich, wenn das jetzt verrissen worden wäre, hätte mir vermutlich in dem Moment nichts mehr weh getan als das. Insofern fragt man sich als angehender Poet hier auch "okay, fliegt mir dieses Gedicht gleich als attention whoring um die Ohren?". Daher wollte ich nicht nur jammern, sondern dem irgendwie nen positiven Ausblick am Ende geben. Und auch wenn das jetzt ne sehr forenspezifische Situaton ist, so lässt sie sich dann auch wieder aufs Leben übertragen. Man WILL ja nicht immer nur jammern, man WILL ja auch vorwärts kommen. Und genau deshalb denkt man dann die Gedanken, wie die letzte Strophe sie beschreibt. Worauf da übrigens niemand eingegangen ist (vllt weil ihrs einfach nicht so erwähnenswert fandet): "Ich sehe, höre, fühle" schlägt dann auch den Bogen zum Anfang zurück. Während zu Beginn bestimmte Situationen nur portraitiert werden, geht es jetzt darum "und was mache ich damit?". Interessant fand ich auch die Feststellung:

    Unterm Strich kann man hier sagen, dass du dich auch mit der Fragerei der Schuld nicht aufhältst, jedenfalls würde ich so die letzten paar Zeilen interpretieren

    Ich hätte gekonnt, denn irgendwann im letzten halben Jahr habe ich das ja auch einfach getan. Ich habe da durchaus Ansichten zu, wobei sich auch das so ein bisschen zusammenpuzzelt wie Akt 1, denn es hat ja nie jemand alleine die Schuld. Aber beim Schreiben ist einfach folgendes passiert, mir schoss dieser Gedanke durch den Kopf "ich hab echt keine Lust mehr, jetzt schließ das hier irgendwie ab". Und deshalb war ich ne Zeit lang mit dem Ende auch erstmal unzufrieden, weil es sich so hingeworfen anfühlte. Aber auch hier ist das vielleicht eigentlich auch Spiegelung meiner Einstellung: Natürlich stellt sich die Frage nach der Schuld ab und an, aber vielleicht bringt es jetzt auch nichts, darauf rumzureiten. Natürlich sollte man sich an die eigene Nase fassen und sich fragen "Was kann ich Zukunft besser machen?", aber der Teil steckt ja durchaus auch in den gelernten Lektionen schon drin, da ist ein Fokus auf Schuld vielleicht einfach nicht mehr nötig. Denn irgendwann will man das Ganze eben doch hinter sich bringen.


    Zuletzt noch zu meinem kleinen Dreizeiler. Dadurch, dass er so kurz ist und wenig definiert, kann man hier überhaupt nicht von richtigen oder falschen Interpretationen sprechen, insofern fand ich deine Einschätzung da sehr spannend, Cynadquil. Ich wollte aber jetzt auch mal die "Intention des Autors" zum Besten geben, denn was man beabsichtigt und was am Ende wirklich rauskommt, sind ja manchmal auch zwei Paar Schuhe - mal schauen, ob ihr mir also zustimmt, dass man das ebenso in diese Zeilen reinlesen kann.
    Wie oben beschrieben, ist dieses Gedicht relativ kurz nach der Trennung entstanden. Und wie ich aus Unterhaltungen mit Leidesgenossen weiß, bin ich nicht der einzige, der sich danach in all seinen negativen Gefühlen erstmal mit der Frage konfrontieren musste "Fehlt dir gerade eigentlich die Person oder die Tatsache, mit jemandem zusammen zu sein?". Und im Endeffekt sind diese drei Zeilen genau die Antwort darauf. "Definitiv nicht du(!), aber ich hätte gerne, dass es vielleicht so eintreten würde ("wenn."), dass jemand (wer?) vielleicht auftauchen und diese schrecklich schmerzhafte Lücke in meinem Leben füllen würde". Denn - gut empathiert - es ist ziemlich scheiße, allein zu sein nach so langer Zeit. Und man hat ne Tendenz zum "irgendwer ist besser als niemand" und muss sich doch schon sehr kritisch mit sich selbst auseinandersetzen. Manchen fällt das vielleicht leichter als anderen, aber ich persönlich bin ein massiver Beziehungsmensch (bzw. hoffnungloser Romantiker wie er im Buche steht) und da ist single zu sein natürlich gleichzusetzen mit den sieben Plagen Ägyptens und so.


    So, genug gesülzt, als nächstes möchte ich noch ein weiteres Werk präsentieren, tue das aber in einem separaten Post (und selbstverständlich steht es euch beiden und allen anderen frei, hierauf einzugehen)

  • Vielleicht beim nächsten Mal ein Werk, dass mich weniger deprimiert


    Euer Wunsch ist mir Befehl, Meister!


    Deshalb gibt es heute nichts mit feels, sondern dafür etwas aus der Kategorie "Klamauk". Ein Gedicht, das ich aus meinem Archiv gekramt habe, denn es wurde bereits im November 2011 von mir verfasst. Und ist eigentlich auch nur eine Neuauflage eines Gedichts, das ich ca. 2009 geschrieben haben muss (dieses ist damals allerdings bei einem Rechnercrash mitsamt der restlichen Dateien auf der Festplatte verschwunden). Ein Ur-Wenlok also quasi.


    Etwas wichtiger als die Schreibhistorie ist allerdings vielleicht der Hinweis darauf, dass es sich bei diesem Werk um eine Art Rätsel handelt. Mehr will ich gar nicht verraten, aber wer verstanden hat, worum es sich hierbei dreht, kann das ja z.B. verspoilert in die Antworten schreiben - oder mich fragen oder so. Oder sich einfach ins Fäustchen lachen. Unten habe ich außerdem ein paar Tipps platziert, die ihr für eure hart ersammelten Hinweismünzen erkaufen könnt.


    Ich wünsche allen viel Spaß ^.^




     Meiner Anatinae jede
     Ein Reim für Anspruchsvolle


    Der Anatinae jede ist präsent!
    Sogar der Cygnus und glorreich Gemahlin
    Und Gülden-Aug, schwarz-weiß die Konventalin
    Darum ekdemisch sein ist Detriment


    Und Aquas Akkumulation wühlt auf,
    Wo sie schassierend Grazien Gloria bringen,
    Wo auf liquidem Nasse gleiten Schwingen
    Und Huygens‘ Welln interferiern zu Hauf


    Das Caput unter Exteriorität
    Gesenket zu visieren Phänomene,
    Mirakel, pythisch enigmatsche Szene
    Niemals geschaut ward solch Amönität!


    Ihre Superiorität Proleten zu belegen
    Strecket Anas süffisant den Anus uns entgegen.




  • Eigentlich wollte ich als nächstes ja etwas politisches posten, aber akut drängt mich wieder der eigene Kopf zum Schreiben, so dass ich heute mit einem neuen Werk aus der Kategorie "Gefühle" aufwarte - sorry, Nexy, gibt auch solche Tage.


    Enjoy!




     Frauen :rolleyes:

    Du hast mich angelächelt,
    Und drei andere auch.
    Und Du hast jede wache Minute des Tages mit mir geteilt,
    Ohne mir je zuzuhören.
    Und Du hast die ganze Nacht mit mir gelacht,
    Während dein Freund nebenan schlief.
    Und Du hast dich von mir jagen lassen,
    Ohne dass ich je Beute nach Hause getragen hätte.
    Und Du hast dich mir gezeigt,
    Und dich am Funkeln meiner Augen gelabt.
    Und Du hast mir deine geheimsten Fantasien verraten,
    Ich war stets Teil davon.
    Und du sagtest, wie sehr du es liebtest, bei mir zu sein,
    Und bist doch nie zurückgekehrt.
    Du liebtest meine Aufmerksamkeit
    Und mich doch nicht genug.
    Und Du. Und Du. Und Du.



    Märchen lehren uns
    Wahre Liebe zeige sich in ihrem ersten Kuss
    Das ist natürlich ausgewachsener Bullshit
    Versteht mich nicht falsch, der Kuss ist sicher schön
    Aber wahre Liebe zeigt sich lange vorher



    Ich bin gelaufen
    Hinterher
    Gerannt
    Ich bin gefallen
    Und habe mir das linke Knie aufgeschlagen
    Ich bin aufgestanden und weitergerannt
    Ich bin wieder gefallen
    Und habe mir das rechte Knie aufgeschlagen


    Während ich hier kauere
    Die Knie aufgeschürft
    Kraftlos und außer Atem
    Ist es da so viel verlangt
    Dass jemand
    Mir
    Die Hand reicht?

  • Hallo Wenlok!


    Eigentlich wollte ich mich um deine Anatinae jede kümmern — wo ich zu meiner eigenen Überraschung sogar herausgefunden hab, um was es geht, da bin ich schon stolz drauf! — und dann kommst du mit einem anderen Werk daher.
    Doch bevor ich damit anfange will ich noch mal kurz — im Spoiler, weil ich zu WoTs neige — auf das eingehen, was du als Rekommi geschrieben hast.


    Irgendwie hab ich hier als Frau so das Bedürfnis mich deines Gedichtes anzunehmen, allein schon wegen der Überschrift. Auch wenn ich noch gar nicht weiß, was mich da jetzt erwarten wird.
    In diesem Sinne, fang ich mal an!


    Frauen
    Ich würde mal sagen, der Smiley ist nicht umsonst gesetzt und obwohl es ja im Grunde unpassend ist, sagt er mehr aus, als man meint. Find ich interessant, weil das hätte ich nicht gedacht, dass mir mal ein Smiley sagen würde, wie eine Überschrift gemeint ist. Aber hier krieg ich gleich das Gefühl: jetzt kommt etwas entnervt geseufztes mit gerollten Augen über das weibliche Geschlecht. Well, bring it on.


    Was zuerst wieder auffällt, ist das fehlende Reimschema und ich muss sagen, ich mag das immer mehr. Hab mich in letzter Zeit bissl mehr mit solchen freien Gedichten beschäftigt und find die Möglichkeiten, die sich da bieten, sehr spannend. Vielleicht sollte ich mich irgendwann auch mal dran versuchen.
    In der ersten Strophe beschreibst du das Verhalten einer wohl weiblichen Person, was ich mir im Grunde aus der Überschrift hergeleitet hab. Das „Du“ bewirkt hier eine gewisse Vertrautheit und ich denke, es ist gar nicht so falsch, wenn ich behaupte, dass das hier an eine ganz bestimmte Person gerichtet ist. Hier wechseln sich verschiedene Aussagen ab. Zum einen ihre Verhaltensweisen, zum anderen die vom lyrischen Ich erlebte Wirklichkeit. Du beschreibst das nicht immer durchgehend konträr, aber hauptsächlich, wie schon die ersten zwei Zeilen sagen: Du hast mich angelächelt, / Und drei andere auch.
    Das „Du“ beschreibst du als freundlich, aufmerksam und definitiv die Nähe des lyrischen Ich suchend und trotzdem bleibt sie immer auf Abstand. Das ist die Diskrepanz in ihrem Verhalten, was auch schön in den Zeilen Und du hast dich von mir jagen lassen, / Ohne dass ich je Beute nach Hause getragen hätte. zum Ausdruck. Im Grunde ist das alles also ein ziemlich mieses Spiel. Da macht jemand — im Grunde ist das Geschlecht in dem Moment egal — einer anderen Person, wie man so schön sagt, „schöne Augen“ und lässt sich doch nicht auf den anderen ein. Das lyrische Ich ist in der ersten Strophe ziemlich passiv, es stellt nur fest, relativiert die Aussagen oder fügt Dinge hinzu, wie etwa bei Und Du hast mir deine geheimsten Fantasien verraten, / Ich war stets Teil davon. Gerade hier wird die Sache halt richtig bitter im Nachgeschmack, weil man anfangs durchaus noch das Gefühl kriegen könnte: „Okay, vielleicht wollte da jemand einfach nur austesten, ob es der andere ernst meint.“ So was gibt es ja, ist im Grunde ein Schutzmechanismus. Sollte halt nur nicht ausarten, weil es ja doch irgendwie dazu gehört, dass man halt nicht genau weiß, ob der andere dasselbe fühlt und es ist immer ein Sprung ins kalte Wasser so etwas dem anderen zu enthüllen. Klar ist man dem anderen ausgeliefert, aber mei, so ist es halt.
    Besonders wütend machen mich ja die letzten drei Zeilen.
    Du liebtest meine Aufmerksamkeit / Und mich doch nicht genug. / Und Du. Und Du. Und Du.
    Weil es tatsächlich Leute gibt, die so sind. Logisch ist es schön, wenn man die ungeteilte Aufmerksamkeit von jemandem hat, ich denke, das gefällt jedem. Aber man sollte halt nicht damit spielen. Seh jedenfalls ich so.


    Märchen lehren uns
    Wahre Liebe zeige sich in ihrem ersten Kuss
    Das ist natürlich ausgewachsener Bullshit
    Versteht mich nicht falsch, der Kuss ist sicher schön
    Aber wahre Liebe zeigt sich lange vorher

    Das muss ich hier jetzt als Ganzes zitieren, weil ich’s so gut finde. Mal ganz davon abgesehen, dass die allgemeine Darstellung von Liebe sowieso relativ fehlerhaft ist. Liebe und Verliebtheit wird gleichgesetzt, was genauso großer Bullshit ist, wie, dass sich wahre Liebe im ersten Kuss zeigen soll. Ich würde sogar sagen, dass der erste Kuss nicht unbedingt immer schön sein muss, eigentlich sind die Küsse danach die wichtigeren. Bei der Aussage, dass sich wahre Liebe lange vorher zeigt, kann ich dir nur beipflichten. Liebe beginnt, wenn die Verliebtheit abgeklungen ist, sie ist praktisch die nächste Stufe. Am Anfang kommt die Verliebtheit, rosarote Brille und so, aber die Liebe kommt erst, wenn man dieses realitätsverzerrende Ding endlich mal abgenommen hat. Schaffen nicht alle, wird gern verwechselt und manch einer schiebt dann Panik und zweifelt gleich an der Liebe, weil die Verliebtheit abgeklungen ist.
    Die letzte Zeile hier könnte aber auch anders gemeint sein. Im Hinblick darauf, dass sich diese Liebe vor dem Kuss zeigt. Also vor Körperkontakt. Und das ist ein interessanter Aspekt, den vielleicht Fernbeziehungspaare eher nachvollziehen können, als andere. Weil man da wirklich auf den ersten Kuss oftmals länger warten muss. Denn es ist ja gut möglich, dass es eine Weile dauert bevor man sich überhaupt sieht. Und natürlich sollte die Beziehung und somit die Liebe bereits ab dem Punkt „gelebt“ werden, wo man sich für die Beziehung entschieden hat und nicht damit gewartet werden, bis man sich küssen kann. (Sag ich mal, so als Teil einer Fernbeziehung.)
    Insofern: Liebe an einer bestimmten Handlung wie dem ersten Kuss festzumachen ist Bullshit — anders kann man’s nicht sagen.


    In der dritten Strophe beschreibst du das Hinterherlaufen. Und ich kann mir nicht helfen, diese ganzen Beschreibungen von dir erinnern mich an einen Artikel über Beziehungsunfähigkeit, den ich vor längerer Zeit mal gelesen habe. Einer der Partner rennt dem beziehungsunfähigen hinterher, während sich der Beziehungsunfähige immer mehr entzieht, weil er die Nähe nicht aushält. Ein ziemliches Dilemma, allein die Vorstellung tut weh. Bei manchen ist das wirklich krankhaft, also es ist nicht so, als wäre die ganze Geschichte von wegen „Beziehungsunfähigkeit“ nur so ne Ausrede. Ist halt schwer herauszufinden, wer nicht anders kann und wer es ganz bewusst macht. Das lyrische Ich ist gelaufen, direkt gerannt und ist dabei hingefallen. Dass er sich dabei das linke Knie aufgeschlagen hat, deute ich mal als Metapher für eine Verletzung der Gefühle. Für einen Rückschlag oder vielleicht eine Ablehnung? Aber das lyrische Ich gibt nicht auf, steht auf und rennt weiter, nur um erneut hinzufallen und sich nun auch das rechte Knie aufzuschlagen.


    In der vierten Strophe merkt man dann, dass die Erlebnisse aus der dritten Strophe dem lyrischen Ich die ganze Kraft genommen haben. Da kauert es nun verletzt und kraftlos und fragt, ob da nicht jemand ist, der ihm die Hand reicht. Was nach all dem, was das lyirsche Ich durchgemacht hat, nur verständlich ist und da merkt man auch das Sehnen nach einer Person, die aufhilft und sich als das Gegenteil von dem Du aus der ersten Strophe erweist.
    Wenn ich jetzt noch mal über die Überschrift nachdenke, dann frag ich mich gerade, ob das „Du“ in der ersten Strophe nicht vielleicht sogar mehrere Personen waren. Beim ersten Lesen kam es für mich nicht so herüber, aber jetzt wo ich das noch mal lese, könnte das sein. Da bekommt die letzte Strophe noch einen stärkeren Ausdruck, wenn man sich die „Du“ aus der ersten Strophe als mehrere Frauen vorstellt, die alle mit dem lyrischen Ich nur gespielt haben. Da wundert es wirklich niemanden mehr, wenn am Ende die Frage steht, ob nicht jemand dem lyrischen Ich mal die Hand reichen will. Die Frage ist natürlich: welche Hand darf's sein? Denn ich denke mir, dem lyrischen Ich wird bestimmt jemand die Hand reichen: Freunde, Familie. Bis es wieder auf die Beine gekommen ist -- und dann kündigt sich die nächste Partnerschaft vielleicht auch an?


    Soweit zu meinen Gedanken dazu. Bei Gedichten bin ich ja immer ein wenig überfordert, weil bei mir eigentlich nur der Inhalt für einen Kommi herhält, weil ich von der Form nicht so viel versteh. Und nachdem du ohnehin eine freie Form gewählt hast, bleibt da für mich als Laie noch weniger zu sagen. Aber ich wollte es mir nicht nehmen lassen, wieder ein paar Bemerkungen da zulassen. (:
    Bin gespannt, was du als nächstes zeigen wirst!

  • Ganz kur in eigener Sache: Der Thread hat einen neuen Titel. Der alte hat mir nicht mehr gefallen und absurde Variationen wie "Wenloks wundersame Welt woller wunderbarer Werke, WOW!" sagten mir akut nicht zu. Womöglich wird sich der Titel auch in Zukunft ändern, Kunst ist so etwas fließendes.


    Nun zu dir, meine liebe @Cyndaquil! (klingt drohender als es soll). Erstmal vielen lieben Dank nochmal für deinen Kommentar, es ist immer sehr interessant zu lesen, wie das eigene Werk aus fremden Augen heraus aussieht. Was die Anatinae angeht, habe ich eigentlich gar keine Kommentare erwarten, denn was außer der Auflösung würde man da kommentieren? (Und insofern wäre ich eben doch gespannt, was du dazu zu sagen hättest, also bitte nur zu :D )


    Jetzt also ran an die Frauen! (höhö) Das mit dem Smiley war ne sehr spontane Entscheidung beim posten, aber :rolleyes: gehört hier ohnehin zu meinen Lieblingen und gab, wie du schon festgestellt hast, genau die nötige Stimmung effektiv wieder. Und warum nicht, es ist schließlich ein modernes Mittel der Kommunikation - ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte, wie wir wissen. Was ich hieran jetzt anknüpfen möchte ist die Erkenntnis, dass es innerhalb des Gedichts, wo es um die Frau(en) geht (also in der ersten Strophe), ja doch eigentlich ziemlich egal ist, obs nun Frauen sind oder nicht. Das stimmt nämlich schon irgendwie und irgendwie aber auch nicht so ganz; es ist eine Frage des Blickwinkels. Auf der zwischenmenschlichen Interaktionsebene ist das Geschlecht des "Du" eigentlich egal und genau deshalb spezifiziert das Gedicht selbst auch gar nicht genauer. Wenn wir jetzt aber aus nem autobiographischen Ansatz heraus schauen, dann ist der Autor eben doch männlich. Und obwohl es nicht unmöglich ist, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass ein Mann mich auf dieser emotionalen Ebene berühren würde. Und dann haben wir da noch so einen Ansatz aus dem Klischee heraus: Den genervten Ausruf "Frauen :rolleyes: " oder "Männer :rolleyes: " hab ich ja offensichtlich nicht erfunden, sondern greife ihn hier auf. Für mich ist er mit unglaublicher Stereotypisierung und zehntausend Klischees verbunden, weshalb ich ihn eigentlich nicht mag. Aber genau hiermit wollte ich spielen. Als Kind der 90er bin ich mit 500 Liebeskomödien aufgewachsen, die alle nach dem Schema gestrickt sind: Frauen reden zu viel und geben zu viel Geld aus, sind aber total sozialkompetent, während Männer irgendwie begehernswert sind (anscheinend), aber an sich gar keine guten Eigenschaften haben (siehe Homer J. Simpson) - und vor allem haben sie keine Ahnung von Beziehungen. Und dann drehen sich anderthalb Stunden darum, wie der Mann zu seinen Gefühlen findet, die die Frau ja schon immer empfunden hat - sie is ja ne Frau, die können ja mit Gefühlen und Beziehungen und Zwischenmenschlichkeit. Das ist irgendwie so ne Rollenverteilung, die mir (und Generationen vor und nach mir, wage ich zu behaupten), sehr früh eingeplfanzt wurde. Das (weibliche!) Du, bzw. die vielen Du's (denn du hast Recht, es sind mehrere, darauf soll der letzte Vers der ersten Strophe aufmerksam machen) sind aber eben nicht so unglaublich beziehungstauglich. Deine Assoziation ist total richtig. Und weil das ganze ohnehin autobiographisch ist, kann ich hier ja auch sagen: Alle diese Zeilen geben irgendeine reale Erfahrung wider, die ich gemacht habe. Frauen können genauso beziehungsuntauglich und selbstsüchtig sein wie Männer auch. Man unterstellt es ihnen nur nicht so schnell. Und genau darum geht es im Titel wie in der ersten Strophe (es ist so ne Kombination, das eine lebt vom anderen um umgekehrt).


    Und es geht auch gleich weiter mit gesellschaftlich verwurzelten Erwartungen und Klischees in der zweiten Strophe. Von der mich überrascht (du bist nicht die Erste, die's sagt), dass die so positiv aufgenommen wird. Die bricht das ganze Gedicht ja iwie auf, geht von der Ich-Ebene auf so ne Meta-Ebene, ist irgendwie n bisschen pampig formuliert...
    Was ist wahre Liebe und wie zeigt sie sich? Ich hab darauf auch keine einfache oder eindeutige Antwort. Aber was ich feststelle ist (und hier kommt der Bezug zur ersten Strophe): Ob jemand *überhaupt* für wahre Liebe geeignet ist (und ich lasse mal offen, ob das "allgemein" oder "mit einer bestimmten Person" heißen muss), zeigt sich viel früher als bevor man zusammenkommt. Nämlich in dem, was in Strophe Eins passiert. Im gegenseitigen Umgang. Und das gerne auch schon nach 20 Minuten. Ich merke ja, ob jemand ein verantwortungsbewusstes und rücksichtiges Verhalten an den Tag legt oder ob jemandes Welt nur um sich selbst kreist. Nicht *immer* nach 20 Minuten, aber ich merke es längst, bevor ich in eine Situation komme, in der es zum Kuss kommen würde. Und wenn man jetzt klug ist, dann merkt man das und verfolgt das Ziel des Kusses nicht. Oder man ist dämlich oder auch blind, wer weiß und gelangt... zu Strophe Drei.


    Was es dazu und zur vierten Strophe zu sagen gibt, hab ich eigentlich schon fast alles aufgegriffen, interessant ist natürlich die Frage nach der Hand. Denn als ich das Gedicht meiner besten Freundin zeigte, war die Reaktion auch "ich bin doch immer für dich da". Das stimmt und diese Frage "welche darfs sein?" muss das lyrische Ich sich an dieser Stelle auch gefallen lassen. Tragische Erkenntnis aber (die so im Gedicht nicht aufgegriffen wird): Irgendwie kommt Freundschaft zumindest für mich eben doch nicht an eine Beziehung heran. Und wo ich so drüber nachdenke... vllt wäre das stärker ausgedrückt worden, wenn ich statt "jemand" dann "du" geschrieben hätte und somit den Bogen zu meinen "Frauen" zurückspanne... Müsste ich nochmal drüber nachdenken, aber der Gedanke scheint mir zumindest interessant. Ist aber eben vielleicht auch das Dilemma. "Trying too hard" ist so ein Stichwort hier, das hast du ja auch schon aufgegriffen. Vllt kündigt die nächste Partnerschaft sich an, wenn man erstmal die Hände akzeptiert, die da sind? Ist natürlich auch alles so leicht gesagt. Der richtige Partner taucht ja nicht magisch aus dem Nichts auf, bloß weil man seine Lebenslektionen gelernt hat. So gerecht ist das Universum leider nicht :rolleyes:


    Und damit genug WoT von mir - ich hoffe, es war... erkenntnisreich :D

  • Nun mal wieder was klamaukiges aus einem Forenspiel: In Am Anfang war das Wort ging es darum, zu einem vorgegeben Begriff zu dichten und anschließend den nächsten vorzugeben. Eine der größten Herausforderungen dabei besteht irgendwo darin, schneller zu posten (und das heißt auch schneller zu dichten) als andere Interessenten. Das folgende Gedicht entstand binnen ca. 10-15 Minuten als Reaktion auf @Nexys Vorgabe "Highway" (er lacht übrigens bis heute noch über meinen Ausspruch "Stör nicht, ich dichte gerade"). Sein Hochseehaiku zum Stichwort "Piratenkönig" kann ich übrigens auch wärmstens empfehlen!




     Highway

    Nijuuuuuuuuuuuuung
    Nijuuuuuuuuuuuuung
    Nijuuuuuunijuuuuuuunijuuuuuung
    NIJUUUUUUUUUUUUUUUUUNG


    Rrrrtttttttttt
    RRRR RRRRR
    wwwwwWWWW wwwwwWWWWW wwwwWWWWW


    WWWWWWWWWWWWWWW
    ÜuÜuÜuÜuÜuÜuÜuÜuÜuÜuÜu
    WWWWWWwwwwwwwwwww
    RRRrrrrrrrrrrr klong
    zzzzzzzzzzzzzzz


    „Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte.“

  • Hallo zusammen, es ist wieder Zeit für was neues aus Wenloks wunderbarer Welt wundersamer Werke. Dieses Mal handelt es sich um einen Beitrag, den ich eigentlich für den Pokémon-Märchen-Wettbewerb geschrieben habe. Meine Idee: Nimm ein Märchen und schreib es um, aber damit es ein wenig interessanter wird (wenn man Märchen nämlich schreibt, wie sie klassischerweise aufgeschrieben wurden, sind sie kurz und sehr trocken, finde ich), schreib es in gereimten Versen - da Märchen ursprünglich ja nun primär mündlich übertragen wurden, bis die Gebrüder Grimm sie alle mal niederschrieben, könnte man sich ja durchaus vorstellen, dass der ein oder andere qualifizierte Barde, sie nun durchaus in dieser Form vorgetragen hätte. Das stieß der Moderation allerdings sauer auf, ein Märchen stünden im Prosa, so hat es schließlich jemand in den Wikipediaartikel geschrieben, so dass sich also herausstellte, dass mein Beitrag nicht angenommen werden würde. Ob das nun eine sinnvolle Entscheidung ist und was genau ein Märchen auszeichnet, sei mal dahingestellt. Verstehen können werdet ihr aber sicherlich, dass es eine frustrierende Erfahrung ist, wenn die eigens erbrachte Leistung nicht anerkannt wird, so dass ich nach dieser Ansage beschlossen habe, von dem Werk erstmal Abstand zu nehmen; reimen ist sehr zeitaufwändig. Dadurch ist es zwar unvollendet, was ich fertiggestellt habe, will ich euch aber trotzdem nicht vorenthalten, so dass ein jeder selbst hier und jetzt urteilen kann, ob es sich zum Märchen eignet oder nicht. Über eure Kommentare freue ich mich natürlich immer. Wer weiß, vielleicht bin ich irgendwann auch motiviert, es zu vollenden - oder vielleicht ist es auch wer anders, wär ja auch was! Ich wünsche viel Spaß beim Lesen ^.^




     Von der Suche nach einer wahren Prinzessin

    Es war einmal vor langer Zeit in einem fernen Land
    Da war man nun alsbald soweit, dem Prinzen an die Hand
    Eine Prinzessin zu vermählen, davon will ich euch gern erzählen.
    Zu einem stattlich Galagladi ward er herangekommen
    Und jede Frau, ob jung, ob alt, hätt ihn zum Mann genommen.
    Drum ordnete der König an, ein Fest veranzustalten,
    Und lud jederfrau ein zum Ball, den er gedacht zu halten,
    Damit die Königstöchter all zum Schlosse herbeizögen,
    Dem Prinzen sich als Bräute dann zu präsentieren mögen.


    Heut ist der große Tag gekommen, für den die Brautschau ward ersonnen
    In Scharen strömt zum Schloss der Adel, Snobilikat und Swaroness,
    Lady Serpiroyal sogar, dazu Lord Wai hat Interess.
    Graf Flattrimir von Golbat auch, der sonst die Sonne meidet,
    Ist heute hier und äußerst schick, so ganz in schwarz gekleidet.
    Und drüben hält ne Kutsch am Rand, dort steigt aus dem Fuhrwerkel
    Die Herrscherin vom Nachbarland, es ist Tangela Merkel.
    Kurzum es kommt mit Rang und Nam Gehoben und Gediegen
    Zu schaun, welche Prinzessen kam’n, den Prinzen rumzukriegen.


    Es ist ein ausgelassnes Fest in königlichen Hallen
    Allein der Prinz schaut grimmig drein, zieht fast ne Schnute gar
    »Zu jung, zu alt, zu groß, zu klein, für Heirat undenkbar!«
    Von all den Damen, die er sieht, will keine ihm gefallen.
    Hier kommt Prinzessin Snubbull an, macht einen höflich Knicks
    Hat Schleifchen sich ins Haar getan und doch so scheint’s wird’s nix.
    »Mein Prinz, so gebt ihr eine Chance!«, rufts’s aus der hintren Ecke
    Wer kommentiert da die Avance? Wer ist der forsche Jecke?
    Der Hofnarr Pandir ist’s und sagt: »Ich will’s Euch expliziern:
    Ne sicherheitspolitische Investition ist so ne Braut
    Wenn schon die Herrin der Nation, solch grimmig Fratzen schneidt, wer traut
    Sich dann den Hauptemann unsrer Armee gar erst zu attackiern?
    Hat die Prinzess solch eine Fress, machen die Feinde keinen Stress!«


    Es lacht der Saal, es johlt die Menge, schon kommt die Nächst aus dem Gedränge
    Es bahnt den Weg sich, stapft herbei – owei! – Prinzessin Machomei.
    Das Prinzgesicht vor Schreck fast starr, meldt sich auch gleich der Hofenarr
    Zu Wort und fährt mit seiner „Weisheit“ fort:
    »Was für ein schöner Körper, Mann! Ich meine Frau, verzeiht, ich kann
    Es kaum erst fassen. Doch eins muss ich euch lassen:
    Als Königspaar wärt Ihr die Ersten, die Möbel schleppen, selbst die schwersten
    Den Saal nicht nur zu dekorieren, sondern vier Bizepse auch zu trainieren.
    Mein Prinz, ich seh‘s schon kommen, Dude, das Schloss wird so zur Muckibud!
    Doch tät’s mir um die Hochzeit leid; wer trägt zur Kirch das weiße Kleid,
    Wenn Eure maskuline Braut, den Stoff Euch um die Ohren haut?
    Kommt sie lieber im Frack, mein Prinz, so muss ich es Euch sagen,
    Bleibet am Ende ja nur Ihr, den Brautschleier zu tragen.
    Und jeder weiß, wie sehr das Reich bei so etwas dann leidet,
    Wenn man des Königs Männlichkeit auf diese Art beschneidet!«
    Und wieder lacht die ganze Schar, beschämt schaut nur ein Herr,
    Er ist ein Morbitesse, ihn reut die Kleiderwahl heut sehr.


    Für unsern Prinzen gibt es heute einfach kein Entrinnen,
    Unendlich schier scheint ihm die Zahl all der Bewerberinnen.
    Tritt auf Prinzessin Wolwerock, es wehet ihr die Mähne
    »Oh Großmutter«, ruft da der Narr, »warum so große Zähne?«
    Aber, aber, Pandirbärchen, bist du etwa im falschen Märchen?
    Ein jeder lacht laut los jedoch dem Prinzen platzt der Kragen
    »Genug«, schreit er ganz wutentbrannt, »Ich werd euch mal was sagen.
    Worüber ihr hier Späße macht, das ist die Zukunft mein
    Und keine dieser Frauen dort, scheint gut für mich zu sein.
    Der Königstöchter seh ich viel, ja aber doch ich meine
    Ne wirkliche Prinzessin muss es sein, nicht irgendeine.
    Da wart ich lieber tausend Jahre auf meine Braut, die einzig wahre.«
    Der Prinz stürmt fort, die Königin besänftigt ihre Gäste
    Es war schließlich ein langer Tag, vielleicht wäre das Beste,
    Ein andermal es zu probiern und niemands Nerv zu strapaziern.
    Man endet’s Fest und geht nach Haus, es war ne schöne Feier
    Die Sonne geht nun unter auch und legt sich in die Heia.


    [...]


    Man öffnet’s Tor und siehe da es ist Prinzessin Guardevoir
    Die Kutsche überfallen, oh, von räuberischen Digdrio.


    [...]


    Wem reicht der Titel mehr zur Ehre als der Prinzessin auf der Grindobeere.


    [...]


    Und wenn sie nicht gestorben sind, so steht es hier geschrieben,
    Dann sind sie munter und wohlauf und werden sich noch lieben.

  • Eigentlich hatte ich vor, jetzt da meine Klausuren alle überstanden sind, meinen To Do Roman der Reihe nach abzuarbeiten. Zwar steht in diesem auch ein Besuch in deinem Topic geschrieben, es gibt allerdings auch deutlich dringendere Dinge zu erledigen. Dein neuestes Werk kann und will ich aber nicht unkommentiert stehen lassen, immerhin hat es mich drei Mal zum Lachen und vier weitere Male zum schnellen Ausatmen durch die Nase gebracht. Ich habe mitgezählt. Und so etwas will natürlich gewürdigt werden. Also ohne weitere Umschweife ran ans Werk:


    Sagte er und machte doch noch ein Schwenker zur deiner Einleitung. Schade, dass das Komitee die Auslegung von Märchen so eng sieht, hätte ich dein Werk im Wettbewerb gelesen, wären da mit Sicherheit ein paar Punkte für rausgegangen (was mich daran erinnert, dass Votes schreiben auch irgendwo im To Do Roman steht).
    Hätte man mich gefragt, ohne einen Blick auf die Definition zu werfen, so hätte ich angenommen, das Märchen überwiegend gereimt sind. Zwar kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal ein Märchen gelesen habe, so habe ich aber sie aber immer mit Reimen verbunden. Ich kann es wirklich nur wiederholen: Schade!


    Jetzt aber wirklich zum Werk.
    Halt, eine Sache muss noch erwähnt werden! Ich kenne mich mit Gedichten, Versen, Reim und Maß nicht sonderlich gut aus. Ich der Schule konnte ich diese damals zwar recht gut analysieren und ich denke, das kann ich immer noch, mir wird aber wohl bestimmt etwas im Märchen entgehen, worin du wohl einiges an Arbeit reingesteckt hast. Sieh es mir bitte nach.
    So jetzt aber:



    Es war einmal vor langer Zeit in einem fernen Land
    Da war man nun alsbald soweit, dem Prinzen an die Hand
    Eine Prinzessin zu vermählen, davon will ich euch gern erzählen.
    Zu einem stattlich Galagladi ward er herangekommen
    Und jede Frau, ob jung, ob alt, hätt ihn zum Mann genommen.
    Drum ordnete der König an, ein Fest veranzustalten,
    Und lud jederfrau ein zum Ball, den er gedacht zu halten,
    Damit die Königstöchter all zum Schlosse herbeizögen,
    Dem Prinzen sich als Bräute dann zu präsentieren mögen.


    Es gibt gewisse Abläufe im Leben, an denen ändert man nichts. Wenn der Regler des Toasters auf zweieinhalb Minuten steht, dann fasst man den nicht mehr an. Ein Star Wars Teil fängt immer mit dem fliegenden Text und John Williams Musik an und ein Märchen leitet man am besten eben jenen Worten ein, die du da ebenfalls verwendet hast. Das hat sich seit jeher bewährt, man kann es fast schon Protokoll nennen.
    Die erste Strophe hat mich gleich vereinnahmt. Als Einleitung gedacht, die den Hintergrund der folgenden Erlebnisse schildern sollte, erzeugt der Erzähler mit den wunderbaren Reimen ein Gefühl, als sei das wirklich ein Werk, dass von einem Barden vorgetragen werden sollte. Persönlich finde ich es unfassbar schwer in Reimen zu schreiben, dir scheint das aber so natürlich wie Atmen zu liegen. Oftmals sehe ich, dass ein Gedicht, um den Reim aufrechtzuerhalten, die Erzählung um diese herumbeugt, das wirkt zumeist sehr aufgezwungen. Hier allerdings gehen die Reime natürlich von der Zunge, fügen sich perfekt in die Verse ein, an keiner Stelle kommt man beim Lesen ins Stolpern. Sehr beeindruckend!



    Heut ist der große Tag gekommen, für den die Brautschau ward ersonnen
    In Scharen strömt zum Schloss der Adel, Snobilikat und Swaroness,
    Lady Serpiroyal sogar, dazu Lord Wai hat Interess.
    Graf Flattrimir von Golbat auch, der sonst die Sonne meidet,
    Ist heute hier und äußerst schick, so ganz in schwarz gekleidet.
    Und drüben hält ne Kutsch am Rand, dort steigt aus dem Fuhrwerkel
    Die Herrscherin vom Nachbarland, es ist Tangela Merkel.
    Kurzum es kommt mit Rang und Nam Gehoben und Gediegen
    Zu schaun, welche Prinzessen kam’n, den Prinzen rumzukriegen.


    Wow! Während man in der ersten Strophe den Pokémonbezug nur leicht erahnen konnte, setzt du hier jetzt in die Vollen. Ich komme nicht darüber hinweg, wie clever du die Pokémonnamen in die Beschreibung eingebunden hast, das Spielen mit den Worten gibt den Märchen seinen eigenen teils neckischen Charm, wie ich es von deinen übrigen Werken ebenfalls gewohnt bin. Da wäre einmal die Umschreibung des Standes der Teilnehmer, der Snob in Snobilikat, der/die Baron/ness, die Briten lassen sich die Feier auch nicht nehmen und schicken Serpiroyal und mein persönlicher Favorit, das Wailord. Es scheint mir, du hast sein blaues Blut in der vergangenen Was für ein Pokémon bis du Ausgabe vergessen zu erwähnen. :P
    Ein wirklich witziger Einfall die Wordtrennung für sich arbeiten zu lassen. Nicht nur gibt das, wie bereits erwähnt, einen schönen Lacher her, es zeigt auch die vielen unterschiedlichen Wege, mit denen man Wortspiele betreiben kann. Das wiederum zeugt von reichlich Kreativität. Ich würde sogar behaupten, es wäre mir das liebste Wortspiel, wäre da nicht Und drüben hält ne Kutsch am Rand, dort steigt aus dem Fuhrwerkel / Die Herrscherin vom Nachbarland, es ist Tangela Merkel.
    Oh. Mein. Arceus. Ich habe buchstäblich gelol’t. Ich liebe es, wie sich das Märchen selbst nicht ernstnimmt und nicht davor zurückschreckt, aus der märchenhaften Pokémonblase auszusteigen und mit einem wilden Seitenhieb einen Witz hervorzulocken, der darauf basiert, dass man eben jene Sphäre verlassen hat. Zudem entsteht durch die Allusion auf Bundeskanzlerin Mutti Merkel ein versteckter inner-verslicher Reim zwischen Tangela und Angela, was dem Witz nochmals ein Stück weit ausbaut. Herrlich! Ich habe nun wirklich nicht genügen Arbeiten von dir gelesen um beurteilen zu können, was für deinen Schreibstil typisch ist und was nicht, nichtsdestotrotz ist das die Art von raffinierten Witz, den ich in einer deiner Werke erwarten würde. Ich ziehe meinen imaginären Hut vor dir.



    Es ist ein ausgelassnes Fest in königlichen Hallen
    Allein der Prinz schaut grimmig drein, zieht fast ne Schnute gar
    »Zu jung, zu alt, zu groß, zu klein, für Heirat undenkbar!«
    Von all den Damen, die er sieht, will keine ihm gefallen.
    Hier kommt Prinzessin Snubbull an, macht einen höflich Knicks
    Hat Schleifchen sich ins Haar getan und doch so scheint’s wird’s nix.
    »Mein Prinz, so gebt ihr eine Chance!«, rufts’s aus der hintren Ecke
    Wer kommentiert da die Avance? Wer ist der forsche Jecke?
    Der Hofnarr Pandir ist’s und sagt: »Ich will’s Euch expliziern:
    Ne sicherheitspolitische Investition ist so ne Braut
    Wenn schon die Herrin der Nation, solch grimmig Fratzen schneidt, wer traut
    Sich dann den Hauptemann unsrer Armee gar erst zu attackiern?
    Hat die Prinzess solch eine Fress, machen die Feinde keinen Stress!«


    Ne sicherheitspolitische Investition ist so ‘ne Braut. Da fehlt das Apostroph.


    Zwei Sachen sind mir hier besonders aufgefallen. Zu einem hat sich zum Ende der Strophe das Reimschema geändert. Anfangs noch im Paarreim geschrieben, schwenken die letzten Verse zum umarmenden Reim um, der letzte Vers verlegt den Reim noch in den selbigen. Der Effekt des veränderten Reimschemas lässt sich gut in meiner zweiten Beobachtung wiedererkennen. Anstelle von indirekten Witzen, also solchen, die der Leser durch Anspielungen, Wortspiele oder Reime für sich erkennt, taucht hier nun ein direkter auf, der nicht aus der Form, sondern aus dem Inhalt hervorgeht. Um genauer zu sein, wird er durch den Hofnarren initiiert. Und was soll ich sagen, er hat seine Aufgabe mit Bravur gemeistert, ich habe laut gelacht. Eigentlich erklärt man Witze nicht, da es aber Teil der Analyse ist (und ich die beiden Gedankenstränge, die ich angefangen habe, nun auch abschließen muss) muss ich diese undankbare Aufgabe dennoch erledigen.
    Der Humor in einem Witz entsteht für gewöhnlich in drei Schritten: Vorbereitung, Wendung und Pointe. Auf dem Hofnarren bezogen ergibt sich der eigentliche Witz dadurch, dass Snubbull nun wirklich nicht das schönste Pokémon ist. Selbst der Anime spielt mit eben diesem Witz herum. Erzielt wird der Lacher dadurch, dass der Hofnarr scheinbar ökonomisch-analytisch erklärt, es gäbe einen Vorteil in dieser Heirat. Das ist die Vorbereitung. Es folgt, dass der Vorteil mit Snubbulls unvorteilhaften Aussehen zu erklären ist; die Wendung. Die Pointe liegt dann darin, dass eben dieses Aussehen alle Feinde davor zurückschrecken lässt, einen Angriff zu starten. Wenn erst die Prinzessin so grausig daher schaut, dann müssen die Soldaten noch um einiges schlimmer aussehen. Wo zeigt sich jetzt das Reimschema darin? Nun, vergleicht man einen umarmenden Reim mit einem Paarreim, so hat man bei ersteren eine „Pause“ zwischen dem ersten Wort des Reims und dem zweiten. Ordnet man jetzt den einzelnen Reimbestandteilen einer der drei Schritte von Witzen zu, so hat man bei ABBA ebenfalls mit A die Vorbereitung auf den Reim, BB geben die Wendung wieder und A kehrt auf den ursprünglichen Reim zurück; die Pointe. Oder um es einfacher auszudrücken: Der umarmende Reim unterstützt den Witz des Hofnarren dadurch, dass er mit dem Reim die Pointe damit weiter nachhinten verlegen kann.



    Es lacht der Saal, es johlt die Menge, schon kommt die Nächst aus dem Gedränge
    Es bahnt den Weg sich, stapft herbei – owei! – Prinzessin Machomei.
    Das Prinzgesicht vor Schreck fast starr, meldt sich auch gleich der Hofenarr
    Zu Wort und fährt mit seiner „Weisheit“ fort:
    »Was für ein schöner Körper, Mann! Ich meine Frau, verzeiht, ich kann
    Es kaum erst fassen. Doch eins muss ich euch lassen:
    Als Königspaar wärt Ihr die Ersten, die Möbel schleppen, selbst die schwersten
    Den Saal nicht nur zu dekorieren, sondern vier Bizepse auch zu trainieren.
    Mein Prinz, ich seh‘s schon kommen, Dude, das Schloss wird so zur Muckibud!
    Doch tät’s mir um die Hochzeit leid; wer trägt zur Kirch das weiße Kleid,
    Wenn Eure maskuline Braut, den Stoff Euch um die Ohren haut?
    Kommt sie lieber im Frack, mein Prinz, so muss ich es Euch sagen,
    Bleibet am Ende ja nur Ihr, den Brautschleier zu tragen.
    Und jeder weiß, wie sehr das Reich bei so etwas dann leidet,
    Wenn man des Königs Männlichkeit auf diese Art beschneidet!«
    Und wieder lacht die ganze Schar, beschämt schaut nur ein Herr,
    Er ist ein Morbitesse, ihn reut die Kleiderwahl heut sehr.


    Prinzessin Machomei. Zwei Wörter deren Zusammenhang in Abstrusität wahrscheinlich nur noch von Präsident Trump oder Friedenspanzer übertroffen werden kann.
    Diese Strophe ist ein Paradebeispiel für das, was ich zur letzten Strophe beschrieben habe. Der Hofnarr fährt fort die Kandidaten zu verhöhnen, da Machomei im Gegensatz zu Snubbull jedoch deutlich mehr Potential bietet Witze zu reißen, werden diese Schlag auf Schlag noch innerhalb eines Verses geäußert, folgerichtig hier die Anwendung des Paarreims. Da man jetzt (noch) keine Pointe aufbaut, muss diese mit dem Reim auch nicht nach hinten verlegt werden, sondern kann so rausgehauen werden, wie sie dem Narren scheinbar einfallen. Erst mit den letzten vier Versen wird der Reim erneut auf zwei Verse aufgeteilt, da hier ein Umstand dem Witz als Vorbereitung vorrausgeht um die Punchline in den nächsten Vers folgen zu lassen.
    Der Schluss hat den langen Lacher, der sich über die gesamte Strophe zog dann letztlich vollendet, indem es ein Opfer für eben beschriebenen Umstand zeigt. Lachen kann darüber nur jemand, der um Morbitesses Aussehen Bescheid weiß. Der Leser muss sich sein Wissen also für den Witz selber mitbringen (bei Machomei und Snubbull genauso) und wird diesem nicht einfach ausgesetzt, was das Ganze weitaus cleverer macht.



    Für unsern Prinzen gibt es heute einfach kein Entrinnen,
    Unendlich schier scheint ihm die Zahl all der Bewerberinnen.
    Tritt auf Prinzessin Wolwerock, es wehet ihr die Mähne
    »Oh Großmutter«, ruft da der Narr, »warum so große Zähne?«
    Aber, aber, Pandirbärchen, bist du etwa im falschen Märchen?
    Ein jeder lacht laut los jedoch dem Prinzen platzt der Kragen
    »Genug«, schreit er ganz wutentbrannt, »Ich werd euch mal was sagen.
    Worüber ihr hier Späße macht, das ist die Zukunft mein
    Und keine dieser Frauen dort, scheint gut für mich zu sein.
    Der Königstöchter seh ich viel, ja aber doch ich meine
    Ne wirkliche Prinzessin muss es sein, nicht irgendeine.
    Da wart ich lieber tausend Jahre auf meine Braut, die einzig wahre.«
    Der Prinz stürmt fort, die Königin besänftigt ihre Gäste
    Es war schließlich ein langer Tag, vielleicht wäre das Beste,
    Ein andermal es zu probiern und niemands Nerv zu strapaziern.
    Man endet’s Fest und geht nach Haus, es war ne schöne Feier
    Die Sonne geht nun unter auch und legt sich in die Heia.


    [...]
    Man öffnet’s Tor und siehe da es ist Prinzessin Guardevoir
    Die Kutsche überfallen, oh, von räuberischen Digdrio.


    [...]


    Wem reicht der Titel mehr zur Ehre als der Prinzessin auf der Grindobeere.


    [...]


    Und wenn sie nicht gestorben sind, so steht es hier geschrieben,
    Dann sind sie munter und wohlauf und werden sich noch lieben.


    Auch hier wieder: ein Witz erzeugt durch eine Allusion. Dieses Mal macht der man dem Leser und den beteiligten Figuren diese Tatsache klar, wodurch man wieder auf direkteren Wege den Humor rüberbringt. Dem Prinzen wird das Casting nun zu viel und er kann über die Späße nicht mehr lachen. Scheinbar fehlt den Prinzessinnen, wie auch im Original, das gewisse etwas, nachdem es dem Prinzen verlangt. Er kann, genervt wie er ist, nicht mehr über die Witze lachen, fühlt sich selbst damit ein Stück weit angegriffen und beendet die Fete damit.
    Und gleichzeitig endete damit auch dein ausformulierter Teil des Märchens. Widmen wir uns aber doch noch kurz den Schnipseln, die ein Ausblick auf das geben, was wohl noch geplant ist (und hoffentlich nachgereicht wird). Eigentlich ja interessant einen Blick in deinen Schaffungsprozess werfen zu dürfen. Dass Guardevoir als Prinzessin herhält war mir schnell klar, ich hatte schnell vergessen, dass es sich beim Prinzen um ein Galagladi handelt. Auf Guardevoir bin gekommen, einfach, weil es etwas Prinzessinnenhaftes an sich hat. Kirlia wäre wohl auch noch in Frage gekommen, scheint aber zu jung zu wirken. Ich finde alleine die Idee toll Guardevoir und Galagladi als Prinz und Prinzessin auftreten zu lassen. Nicht nur, weil man deren Zusammengehörigkeit ähnlich wie bei einem Disney Film bereits ansehen kann, nein, die beiden übermitteln ebenfalls das Bild einer Prinzessin und eines Prinzen. Ihre Megaentwicklungen würden dann gut als König und Königin rüberkommen.
    Ich muss allerdings den Reim zwischen Guardevoir und Digdrio bemängeln. Wenngleich du erneut ein schönes Wortspiel zwischen Digdri und Trio erzeugt hast, braucht es einiges an Sprachvermögen um den Reim gut klingen zu lassen. Wahrscheinlich hättest du das früher oder später eh überarbeitet, allerdings braucht eine gute Kritik auch irgendwas zum kritisieren und bislang hast du mir diesbezüglich nichts gegeben. Schäm dich, so ein rundum tolles, fehlerfreies Werk zu schreiben!



    Ich muss es leider auch in meinem Schlusswort erneut erwähnen: Schade, schade, schade, dass deine Mühe nicht im Wettbewerb gewürdigt werden kann. Ich will natürlich nicht verfrüht urteilen, noch bevor ich die Abgaben gelesen habe. Ich hätte dir allerdings wirklich gute Chancen auf den Sieg zugeschrieben.
    Also, was bleibt noch zu sagen? Ich habe mich herrlich amüsiert und das meine ich, wie ich es schreibe. Für gewöhnlich erkennt man den Humor in Geschichten recht früh und schmunzelt darüber, hier habe ich aber tatsächlich laut losgelacht. Das gesamte Märchen ist so raffiniert verpackt und hatten diesen typischen Wenlok Charme (wenn ich denn in der Position bin das zu beurteilen), so dass ich mir fast sicher bin, ich hätte dir das Märchen zugewiesen, wäre es anonym im Wettbewerb eingereicht worden. Jeder Author hat seinen eigenen Schreibstil, das ist nur natürlich. Man schreibt auf die Art, die einem am meisten liegt, ohne nachzudenken äußert sich die Gedankenwelt im Stil. Allerdings schaffen es nur wenige Autoren, professionell wie hobbymäßig, dem einen Wiedererkennungswert zu geben. Und noch seltener fällt dieser so positiv aus. Persönlich sehe und schreibe ich gerne Humor in Geschichten hinein, ich sehe es auch unglaublich gerne, wie komplexe und kreative Gedanken im Resultat Früchte tragen. Und genau das hast du eindrucksvoll vorgeführt, nicht nur einfach Reime ins Spiel gebracht, diesen auch eine Natürlichkeit mitgegeben die den Humor nur noch weiter unterstreichen. Ich wünschte, dass Reimen würde mir ebenfalls so gut gelingen, dafür werde ich aber wohl mehr von den Meistern lernen müssen. In dem Sinne, bring mir doch bitte auch in Zukunft weiterhin so tolle Geschichten und Reime, auf dass es vielleicht ein wenig auf deine Leser abfärbt.
    Ich ziehe erneut meinen Hut vor dir!


    PS: Ich habe mich bei diesem Kommentar mal weniger um eine sachlich-analytische Sprache bemüht und lieber das Kommentieren in den Vordergrund gestellt. Das passt nicht nur besser zum Charakter des Textes, es ersparrt mir auch die Peinlichkeit mein Unwissen über Lyrik zur Schau zu stellen.

  • Mein Lieber Obscuritas! Zunächst vielen lieben Dank zum Ersten dafür, dass du dir die Zeit zum kommentieren genommen hast und zum zweiten für das viele, viele Lob :) Zu hören, dass meine Arbeit nicht angemommen wird war, weil es viel Arbeit war, ziemlich frustrierend und wie du schon beschrieben hast, zumindest diskutabel. Da sind deine Worte natürlich Balsam auf des Dichters Seele :) Auch freut es mich natürlich bestätigt zu sehen, dass nicht nur ich das hier als Märchen verstanden hätte. Ich bin also offensichtlich nicht auf den Kopf gefallen. Ich hätte es auch besser gefunden, wenn das Publikum selbst hätte entscheiden können. Wenn Wikipedia schreibt (und das habe ich in der Diskussion auch so erklärt), dass Märchen im Prosa stehen, ist das wie so oft in der Literaturwissenschaft eher eine Bestandsaufnahme als ne Definitionsvorgabe. Ich höre von Germanistikstudenten, dass die Profs auch nicht müde werden zu betonen, dass man diese Definitionen mit Vorsicht genießen sollte. Aber darum soll's hier eigentlich nicht gehen, der Zug ist ohnehin abgefahren und das Werk ist uns ja zum Glück dadurch nicht verlorengegangen.
    Ok, auf eine Sache muss ich noch eingehen, da du das selbst angesprochen hast: Was ist eigentlich ein Gedicht? Auch hier kann man wieder sicherlich lange nach ner Definition suchen. Ich selbst würde aber sagen: Was ich da fabriziert habe, ist es eigentlich nicht. Nicht alles, was Verse hat und sich reimt ist automatisch n Gedicht. Das ist ein Text mit ner Form, aber das wars auch. Ich finde, dem fehlt der poetische Gehalt. Und umso interessanter fand ich es dann doch zu sehen, wo du ihn zufällig doch gefunden hast. Obwohl, er da manchmal eher zufällig vorliegt :D Aber ich greife vor, widmen wir uns also deiner Analyse :)


    Wenn der Regler des Toasters auf zweieinhalb Minuten steht, dann fasst man den nicht mehr an.

    Wunderschöner Vergleich. Da soll einer sagen, ein Kommentar könne keine Poesie sein! Erschreckend eigentlich, dass ich eigentlich erst überlegt hatte, NICHT so zu beginnen. Aber dann dachte ich mir "der Leser wird dich nach den ersten 3 Versen schon beurteilt haben, gib ihm lieber ein Märchen!". Und so gab sich das.

    Persönlich finde ich es unfassbar schwer in Reimen zu schreiben, dir scheint das aber so natürlich wie Atmen zu liegen.

    AHAHAHAHAHAHAHAHAHHA. Nein. Absolut nicht. Aber ich greife vor. Die Kunst an jeder Kunst besteht darin, es am Ende unendlich einfach aussehen zu lassen. Aber das, was du da siehst war Arbeit von Samstag bis Mittwoch. Und ich habe teilweise quasi nichts anderes mehr gemacht :D Manche Verse sind leicht gewesen und andere sehr schwer. Besonders der Kommentar zu Prinzessin Machomei hatte mir Schwierigkeiten bereitet. Mein Eindruck war: Je genauer man weiß, was man sagen will, desto schwieriger wird es, einen guten Reim zu finden :D Während man bei so vagen Phrasen schon iwie rumschnörkeln kann :D

    Es scheint mir, du hast sein blaues Blut in der vergangenen Was für ein Pokémon bis du Ausgabe vergessen zu erwähnen.

    Stimmt gar nicht, ich hab extra gesagt, dass er der brüllende König der Wale ist! ;D Aber ja, du merkst, wo die Inspiration herkam. Alternativ gäbe es jedoch auch nur Lord Mor und den fand ich nicht ganz so klangvoll :D


    Ne sicherheitspolitische Investition ist so ‘ne Braut. Da fehlt das Apostroph.

    Stimmt. Vielleicht? Ich bin nichtmal sicher, ehrlich gesagt. Poetisches Deutsch stammt aus ner Zeit, wo Rechtschreibung noch im Auge des Betrachters lag. Wenn wir so anfangen, fehlen nämlich viele Apostrophe im Text. Ich hab vor allem der Übersicht halber beschlossen, sie nur da zu setzen, wo ich sie für definitiv nötig hielt. Und ich würde vage vermuten, Goethe und Schiller haben das auch so gemacht. Da ich aus dem Ruhrgebiet komme, sind "ne", "nen" und "n" für mich ohnehin ganz normale Wörter :D


    Als nächstes dann Pandirs Witz über Snubbul. Das ist zu viel zum zitieren. Erstmal: Ich habe mich noch nie schematisch mit einem Witz befasst. Vielen Dank, das war aufschlussreich! Interessant auch deine Beobachtung zum Reimschema. Hierzu muss ich zurückkommen zu dem, was ich eingangs gesagt habe: Das hier ist ein Text, der n Metrum hat und sich reimt. Und mehr eigentlich nicht. Oder zumindest hatte ich mir mehr nicht vorgenommen. Wenn da ein umarmender Reim ist, hat das zwei Gründe: Erstens, mir fiel kein Paarreim ein. Zweitens: Ich fürchtete, immer nur Paarreim würde zu langweilig werden auf Dauer also hab ich die Gelegenheit dankend ergriffen. Okay vllt gibts so ein "Drittens": Ich habe das also geschrieben und festgestellt "okay funktioniert doch super!" Kunst ist ja manchmal mehr etwas intuitives. Und eigentlich hast du jetzt die perfekte Erklärung geliefert, warum es funktioniert! Ich wollte nur betonen: Beim Schreiben hab ich da ehrlich gesagt nicht gesessen und mir erst das Reimschema überlegt, damit es möglichst funktional zum Text ist. Ich glaube, so würde echte Dichtung funktionieren, aber aufgrund der Deadline war für sowas gar keine Zeit.


    Zum Schluss also zur Planung: Den Inhalt des Märchens habe ich im Kopf natürlich schon von mir und eigentlich ist der Prinz ein Galagladi, weil die Prinzessin ein Guardevoir ist :D Und wiederum die beiden sind es tatsächlich wegen der Mega-Steine. Ich wollte diese noch ins Ende einbauen, vielleicht mache ich das irgendwann auch. Dass mein Werk hier auf Anklang stößt gibt mir zumindest Motivation zurück :)


    Ich muss allerdings den Reim zwischen Guardevoir und Digdrio bemängeln.

    Den gibts auch gar nicht. Die Verse folgen ehrlich gesagt nichtmal aufeinander, sondern stehen nur zusammen, wiel sie thematisch zusammengehören (und zumindest in ihrer Nähe auftauchen). GuardeVOIR (gesprochen: wua) reimt sich auf da und Digdrio reimt sich auf oh. Das sind beides so Einzeiler eigentlich. Da es sich hier offensichtlich um Schnippsel handelt, wolte ich sie nur nicht so megagetrennt aufschreiben. War vllt verwirrend ^^;


    Zum Schluss jedenfalls nochmal großes Dankeschön. Was der Wettbewerb von meiner Absenz nun hat - oder nicht hat - wird sich zeigen :D Wie gesagt, ich sehe mich zumindest schonmal wieder ein bisschen motivierter, das hier vielleicht - diesmal ganz ohne Zeitdruck - zu einem Abschluss zu führen. Es hat ja auch Spaß gemacht. Auch wenn ich befürchte, dass die zweite Hälfte des Märchens nicht ganz so lustig ausfällt.
    Ich weiß jetzt natürlich nicht, was andere Autoren abliefern werden für den Wettbewerb, aber meine Schwierigkeit beim Thema Märchen bestand darin: Geh mal hin und lies ein klassisches Märchen. Die sind ne halbe Seite lang und unendlich... erzählt. Also da ist null Interaktion oder sonstwas, oft auch wenig Dialog, stattdessen wird alles erzählt. Aus heutiger Sicht ist das miserable Literatur. Deshalb wollte ich hier zum Beispiel zur Auflockerung eben doch diese Brautschau-Szene einfügen. Die ist lustig und immerhin passiert auch was in dieser Geschichte. Sonst ist sie nämlich nach 3 Sätzen vorbei. Allerdings hab ich das für die zweite Hälfte nicht mehr sooo sehr geplant. Aber wer weiß, manchmal ergibt sich der Witz auch (unfreiwillig) aus dem Reim heraus, etwa wie bei Feier und Heia... :D

  • Hallo Wenlok!


    Bevor ich mich jetzt einem Werk widme, noch kurz ein paar Worte zu deinem Rekommi. Weil ich es mir halt nicht verkneifen kann.
    Als Frau kann ich dir sagen: ich hab keinen blassen Dunst wie ich mit meinen Gefühlen umgehen soll. Damals nicht und heute auch nicht. Obwohl, heut bissl mehr als früher, aber es ist nur etwas einfacher geworden, weil ich viel zu Selbstreflexion neige. Gerade Liebe ist aber auch so was … richtig großes irgendwie. Und es kursieren auch unglaublich viele Vorstellungen zu dem Thema Liebe und die muss man für sich selbst eigentlich erstmal ausräumen. Eigentlich müsste man diese ganzen Irrtümer ja allgemein ausräumen, aber wenn ich jetzt damit anfange, werden wir hier nicht mehr fertig. Deshalb nur so viel: die wahre Liebe von der du sprichst, ist ein dehnbarer Begriff. Erstens hat Liebe an sich schon mehrere Gesichter — Eros, Philia, Storge und Agape — und zweitens ist für jeden Liebe auch bissl anders definiert. Und dieses ganze Gerede von „der richtigen Person“ find ich auch so klischeehaft. Weil auch das abhängig von der Definition ist. ;)
    Eine Beziehung ist ja auch etwas, was sich jeder anders vorstellt und grundsätzlich ist die zu starke Fixierung auf den Partner sowieso nicht klug. Man findet nicht „alles“ in einer Person und im Gegenzug ist man auch nicht „alles“ für eine Person. (Das war so eine Erkenntnis, die ich selbst erstmal sacken lassen musste, weil meine Verlustängste der perfekte Nährboden für meine leider etwas zu stark ausgeprägte Eifersucht ist.)
    Ja, das klingt jetzt alles bissl nach Gscheidhaferl — sorry an der Stelle. Ich hatte nur so das Bedürfnis bissl weiterzugeben, was mir geholfen hat. Nicht, dass das universal anwendbar ist, aber ich denk mir: es schadet nie sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Und Liebe ist da besonders spannend.


    So, jetzt mach ich hier aber gleich mal eine 180° Wendung — oder sogar 360°? — und widme mich erstmal den Anatinae. (Das Märchen kommt wann anders dran, obwohl es mich in den Fingern juckt was dazu zu tippen.)


    Meiner Anatinae jede
    So, ich war ja durchaus stolz auf mich, als ich das „bekannte“ Vorbild da herausgefunden hab. Obwohl ich dafür die Hinweise gebraucht hab, ja ich geb’s zu!


    In der ersten Strophe stellst du gleich mal ein paar Protagonisten vor. Erstmal sind natürlich alle Anatinae präsent und das hat so was von Bühnenspiel, wo der Erzähler die Figuren vorstellt. Cygnus taucht natürlich mit Gemahlin auf, denn die sind ja monogam. So, was ein Gülden-Aug ist, weiß ich jetzt nicht, ich vermute mal eine Beschreibung der Gemahlin? Eine Konventalin konnte mir Google nicht geben, dafür eine Konventualin — vielleicht ein Schreibfehler?
    So viele Fremdwörter! Ekdemisch und Detriment hab ich ja mein Lebtag noch nicht gehört, aber ist lustig, wie hochtrabend man „Wegbleiben wär gefährlich“ ausdrücken kann.
    (Alle meine Entchen …)


    In der zweiten Strophe wühlt Aquas Akkumulation — okay, das ist mal richtig hochpoetisch für so was einfaches wie: das Wasser wirft Wellen. In der zweiten Zeile konnte ich dann tatsächlich die Anatinae auf dem See sehen, ganz grazil über das Wasser gleitend, lautlos eine Schleppe aus gekräuseltem Wasser hinter sich herziehen. Ach schön! Übrigens danke für die Erkenntnis, dass es ein Hyugenssches Prinzip gibt. Das war mir aufgrund mangelnder Bildung nicht bekannt. Faszinierend, wie du jetzt in vier Zeilen auf einem ganz eigenen Sprachniveau ein Bild gezeichnet hast. Für mich, die jedes zweite Wort nicht versteht ist das so, als würde ich eines der besonders abstrakten Bilder von Pablo Picasso ansehen. Dabei beschreibst du im Grunde einen Monet.
    (schwimmen auf dem See …)


    In der dritten Strophe geht es dann weiter — irgendwie komm ich mir jetzt vor wie beim Ballett — wo die Darsteller anfangen, sich ganz wunderbar in Szene zu setzen. Ich hab jetzt versucht mir alle Fremdwörter zu übersetzen, aber teils krieg ich kein wirkliches Ergebnis. Deshalb klingt das ganze auch so herrlich fremd in meinen Ohren. Jedenfalls wird hier das Haupt gesenkt, die Szene ist ganz dunkel und nie zuvor hat man so eine Lieblichkeit gesehen.
    (Köpfchen in das Wasser …)


    Zum Schluss noch die vierte Strophe, bzw. die letzten zwei Zeilen. Man denkt ja jetzt: mei, was könnte da noch kommen!
    Und da sieht man, die Anatinae sind von einem hohen Geschlecht, ja, beinahe adlig, müssen sie doch ihre Überlegenheit den ganzen Proleten belegen. Und wie tut man das am besten? Tja, man hebt das Schwänzchen — oder wie du hier schreibst, zeigt man dem anderen einfach mal den Hintern. ;) Ist natürlich ein klarer Bruch an dieser Stelle, wird aber ebenso voller Fremdwörter vorgetragen, dass man erst im Nachhinein merkt: Boah!
    Gut, ich hab jetzt erstmal einen Ohrwurm und muss dringend was dagegen tun — mhm … vielleicht erstmal Energia von Russkaja hören, um die ganzen Anatinae aus dem Kopf zu kriegen — kann dir aber an der Stelle ein Lob aussprechen: das war ein wirklich geniales Gedicht! Gut, vermutlich hätte jemand mit höherem Bildungsstand mehr Fremdwörter gekannt und für den würde das eventuell auch nicht so mysteriös und … pythisch klingen, aber wie schon gesagt, das macht für mich dieses Gedicht aus. Hut ab also! Und ich hab einiges gelernt, was ich einen netten Nebeneffekt finde. ;)


    So, dieser Kommi ist jetzt erstmal fertig — mein ich doch — und man sieht sich dann wieder beim nächsten Mal!

  • Hach Wenlok, welch amüsierendes Märchengedicht :D Es ist irgendwie die Mischung von allem, die mir so unfassbar gut gefällt: Es fängt bei der Sprache an. Man hat richtig das Gefühl, mitten in eines dieser sich reimenden Märchen einer alten, aber eleganten Sprache zu befinden. Wie hieß denn gleich noch das, was es da damals auf Super RTL gab... Naja, auch egal! Jedenfalls fand ich das schon großartig. Dann selbstverständlich der großartige Humor, für den man dich kennt, und der damit verbundene Einfallsreichtum, auf eine solche Sotry zu kommen. Ist ja nicht ohne, ein weibliches Machomei als potenzielle Braut auszuwählen xd Drittens natürlich auch sehr schön: Der Pokémonbezug. Der wurde gar nicht unelegant und sehr kreativ eingebaut, mit Namen wie:

    es ist Tangela Merkel.

    Einfach nice xD


    Hat mir viel Freude bereitet, das zu lesen!

  • Liebste @Cyndaquil,
    wie immer vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen und die Mühe gemacht hast.
    Ich war schrecklich beschäftigt und kommte daher erst jetzt dazu, darauf einzugehen. Aber steigen wir direkt ein:


    Rererererererekommi zum Thema Frauen, einfach weil ich gaaaanz kurz drauf eingehen will.

    Deshalb nur so viel: die wahre Liebe von der du sprichst, ist ein dehnbarer Begriff. Erstens hat Liebe an sich schon mehrere Gesichter — Eros, Philia, Storge und Agape — und zweitens ist für jeden Liebe auch bissl anders definiert. Und dieses ganze Gerede von „der richtigen Person“ find ich auch so klischeehaft. Weil auch das abhängig von der Definition ist. ;)

    Das stimmt alles, aber ich denke im Kontext des Gedichts ist es schon ersichtlich, dass es um romantische Liebe geht. Zumindest in den ersten 75% mindestens. Dass das danach schwammig und schwierig ist, hab ich ja schon gesagt.
    Was die "richtige Person" angeht verstehe ich dein Problem damit nicht ganz. Natürlich gibt es auf der Welt nicht die eine "richtige Person". Erstmal muss man sich ja selbstverständlich fragen: Richtige Person für wen und wofür? Das ist ja klar. Aber trotzdem wirst du doch zugeben müssen, dass dann eben nicht immer jede Person für alles geeignet ist. Wenn wir jetzt bei der Romantik bleiben, dann scheiden da ja auf ganz natürliche Weise schon ne ganze Menge Personen aus. Danach bleibt vielleicht mehr als eine übrig, aber trotzdem kann man doch sagen "es gibt einen Pool an Menschen, mit denen bin ich romantisch kompatibel". Und es ist ja nicht falsch, nach so jemandem zu suchen, oder?


    Und damit zu den Anatidae. Weil ich keine Lust habe, um den heißen Brei zu reden, verspoiler ich das einfach, so dass sich niemand den Spaß am Verstehen kaputt zu machen braucht ^.^

  • Update! Update!
    Ich habe beim Videospiel-Gedichtwettbewerb teilgenommen und tatsächlich den zweiten Platz belegt. Erwartet hatte ich beim Schreiben ehrlich gesagt den letzten. Nicht, weil es so schlecht wäre, sondern weil ich dachte, das Gedicht würde keiner verstehen. Aber lest selbst.
    Untendrunter finden sich die Reaktionen aus dem Vote-Thread (ggf. inklusive meiner Stellungnahme) sowie eine vollständige Erklärung aller Verse (extra für dich @Naoko!).




     A Link between Worlds

    Press Start, Insert Name
    Z E L D A
    Der Held im grünen Gewand.
    Kikeriki!
    Dämmerung des ersten Tags.
    It’s dangerous to go alone. Take this.
    Anti-allergene Hühner.
    Es verbleiben 72 Stunden.
    Stehlen Sie sie nicht.


    Kann ein Wald ein Irrgarten sein?
    ▼ ▶
    Das verstehe, wer will.
    HEY! LISTEN!
    Eichhörnchen fliehen, als der unbekannte Jüngling die Lichtung betritt.
    Die Wolken über dem Todesberg sehen bedrohlich aus.
    Zieh das Schwert aus dem Stein
    Wer das schafft wird schon bald König sein.
    Düdüdüdüüü!
    Sieben Jahre durch die Zeit
    Zurück in die Zukunft.
    Squadala! We’re off!


    The Master Blade goes snicker snack!
    1 Grasbüschel, 2 Grasbüschel, 3 Grasbüschel.
    1 Rubin, 2 Rubine, 3 Rubine.
    This peace is what all true warriors strive for.
    Drücke um eine Ausweichrolle auszuführen.
    They see me rollin‘ they hatin‘.
    Schepper, schepper, rumms!
    Ich bin ein Rasenmäher und Vasenwerfer.
    Und ein Fassreiter bin ich auch.
    Hallo DIEB!
    1 Huhn, 2 Huhn, 3 Huhn
    WATCH OUT!
    Können wir das nicht mit ein paar Rubinen lösen?


    Ich wandere
    Laufe, reite, segele
    Durch die Welt
    CHOO CHOO MOTHERFUCKERS
    Ich sammle
    Masken, Instrumente, goldene Dreiecke, goldene Käfer.
    Link senden an…
    Jetzt musst du noch mehr Zeug mit dir herumschleppen.
    Das geschieht dir recht.
    Ich rette
    Meine Schwester, die Prinzessin, die Welt,
    Eine andere Welt.
    But first –
    Let me take a #selfie!
    Ich rette mich.
    Es verbleiben 48 Stunden.
    I wonder what’s for dinner.


    Ich verbinde
    Die Welten, die Zeiten
    Ich wecke die Winde
    In meiner Brust der Odem der Wildnis
    Ich heule mit den Wölfen.
    Ich schlafe mit den Fischen.
    Ist Zelda nicht eigentlich ein Mädchenname?
    You have met with a terrible fate, haven’t you?
    Es verbleiben 24 Stunden.
    (Übersetzung) Es verbleiben 24 Stunden.


    Mut, Weisheit, Kraft
    Gib mir deinen Saft, ich geb dir meinen.
    Killa Ohmaz.
    Der Bösewicht hat eine Orgel
    Pachelbels Ganon.
    Spiel das Lied des Erwachens,
    Den Bolero des Sturms, das Requiem der Sonne.
    Du hast das Herz der Prinzessin erhalten
    Sammle 3 weitere, um einen neuen Herzcontainer zu bekommen.
    Ka-tschikka!
    Ein Gentleman schweigt und genießt.


    This is my story,
    The Legend of Zelda.
    Echte Männer leveln nicht.
    Hast du das alles verstanden?
    ▶ Nein     Ja







  • Morgen Wenlok!


    Zum Thema „richtige Person“ — ja, da stimm ich dir zu, dass man wohl nur mit einem gewissen Pool an Leuten romantisch kompatibel ist. Hab deine Aussage vorher vielleicht auch falsch aufgefasst, das weiß ich gar nicht mehr … (Ein bissl muss ich mir ja auf die Zunge beißen, weil ich die Thematik Liebe und Beziehungen so interessant finde, aber in diesem Topic geht's ja um deine Werke.)
    Wie angekündigt, kümmere ich mich nun um dein Märchengedicht. Denn ich bin richtig gespannt, was du hier gemacht hast. (:


    Von der Suche nach der wahren Prinzessin — Die Prinzessin auf der Grindobeere
    Zu Anfang bin ich erstmal verwirrt: welcher der beiden Titel überschreibt jetzt das Gedicht?
    Jedenfalls beginnst du ganz klassisch: es war einmal — aber nicht nur das, sondern auch die Einleitung ist altbekannt. Der Prinz ist im heiratsfähigen Alter und weil ein König seinen Thronerben natürlich vermählt sehen will — man weiß ja nicht was kommt — wird ein großes Fest veranstaltet. Erinnerte mich irgendwie gleich an Cinderella, obwohl das sicherlich nicht das einzige Märchen ist, in dem das so vorkommt.


    Jetzt kommt der Adel ins Schloss und du hast dafür besonders edle Pokémon ausgesucht. Snobilikat und Swaroness, passen perfekt in das Setting, Serpiroyal natürlich auch. Was Wailord dort tut … nun, das ist die Frage, aber amüsant wird’s bestimmt und ne Menge zu essen gibt’s auch also, kein Grund nicht zu kommen, gell? Graf Flattrimir hat mir sehr gefallen, schöne Sache, aber besonders genial war natürlich „Tangela Merkel“! xD Einfach awesome! Nun ist natürlich die Frage … in welchem Land befinden wir uns, wenn Tangela Merkel zu Besuch kommt … aber gut, das sind nur Gedankenspielereien meinerseits. Ich finde übrigens, dass es zu deinem Humor passt, so etwas hier einzubauen. ;)


    Nun kommen wir also zu dem Punkt: der Brautschau. Es ist ja schon ein altes Ding, dass die „Braut“ gewählt wird und weniger der Bräutigam, obwohl es auch dazu ein paar Märchen gibt. Natürlich ist der Prinz — wie es typisch für jemanden ist, der die Wahl hat — erstmal unzufrieden. Keine dabei, die ihm passt. Da hab ich mich gefragt, ob man zu seinen Ansprüchen noch etwas erfahren wird, aber wir sind ja noch sehr am Anfang.
    Snubbull macht einen höflichen Knicks und ich kann mir das sehr schön vorstellen, wie sie da mit Schleifchen an den Hängeohren vor dem Prinzen steht — den ich mir übrigens auf einem Thron sitzend vorstell aus irgendeinem Grund —, aber nja, passt dem Galagladi natürlich nicht. Unerwartet kriegt er da vom Hofnarren Pandir einen Rat, dass Snubbull gar nicht mal so verkehrt wär. Und ja, seine Argumentation ist logisch: wer würde sich bei einer grimmig dreinschauenden Königin — deren Gemütszustand schwer abzulesen ist, aber auf jeden Fall erstmal negativ gedeutet wird — schon einen Angriff auf das Königreich wagen? Sehr schön der letzte Satz: „Hat die Prinzess solch eine Fress, machen die Feinde keinen Stress!“ Einen Auftritt des Hofnarrs als Ratgeber hab ich gar nicht erwartet, fand ich aber gut gemacht, immerhin hat der Hofnarr am Hof immer eine besondere Stellung. Und darf dem König manchmal auch unbequeme Wahrheiten sagen, wenn sie gut genug verpackt sind.
    (an der Stelle will ich gleich mal was Formales anmerken und sagen, dass mir die Reime innerhalb der Zeilen sehr gefallen!)


    Eine weitere Prinzessin taucht auf: Prinzessin Machomei. Okay, jetzt rutscht das aber in Satire ab oder nicht? Obwohl ich natürlich nichts Negatives sagen möchte: ich hab nämlich den headcanon, dass gerade die „eindeutig“ in eine Geschlechterrolle designten Pokémon eine ganz eigene Art haben um sich beim anderen Geschlecht innerhalb ihrer Rasse hervorzutun. Niemand kann abstreiten, dass die besonders muskelbepackten weiblichen Machomei bei den Männchen besonders begehrt sind oder nicht? ;) Ebenso ist es bei den Schlapor, wo ich mir sicher bin, dass die femininen Männchen bei den Weibchen gute Karten haben. Möglich ist aber auch, dass die Pokémon da bei Weitem nicht so ein großes Ding draus machen, wie wir Menschen. Immerhin: so manche Dame im Tierreich lässt sich erst durch Geschenke beeindrucken, da ist das Aussehen des Zukünftigen wohl eher egal.
    Sei’s drum — ich schweif mal wieder ab —, es ist ein schönes Stilmittel, um die ganze Situation ins Extreme zu ziehen. Im Grunde steigert sich das hier ja an „No-Gos“ — zuerst Snubbull und jetzt Machomei! So kommt wieder Pandir zu Wort und zeichnet ein interessantes Bild der Zukunft: das Schloss als Muckibude ist eine herrliche Vorstellung! xD Aber ja, die Wahl des Hochzeitskleides könnte da bissl schwierig werden. Obwohl, im Grunde kann man nicht sagen, ob Machomei nicht doch gern Kleider trägt? Man weiß es nicht! Außerdem kann man auch gut im Hosenanzug als Frau heiraten — warum nicht? Aber das wäre vermutlich gegen die traditionalistische Etikette am Hof …
    Die Scham hat dann ein Herr Morbitesse — passt natürlich, immerhin trägt er ein Kleid, aber tragen Gothics männlichen Geschlechts nicht gern lange schwarze Mäntel, die ja im Grunde „kleidähnlich“ sind?


    Nächste Strophe und ja, ich merk grad, du hast wirklich versucht der Gattung Märchen eine eigene Note zu geben. Weißt du, woran mich das erinnert? An Walter Moers — ganz großes Kino! Empfehle hier „Ensel und Krete“, wenn wir schon bei Märchen sind. (Obwohl ich das selbst jetzt noch nicht gelesen hab, aber Moers’ Zamonien-Romane sind allesamt genial.)
    Der Prinz fängt hier nun an zu verzweifeln, da sind einfach zu viele Frauen! Was vor allem nachdem er mit der Auswahl so gar nicht zufrieden ist, besonders frustrierend sein muss. Dass der Hofnarr hier die Prinzessin Wolwerock mit dem berühmten Spruch aus „Rotkäppchen“ anspricht, ist ein schöner Verweis. Auch herrlich, dass der Erzähler selbst einen Auftritt kriegt — breaking the fourth wall? Ich mag’s!
    Der Prinz hält dann eine kleine Rede und stellt klar: er will eine richtige Prinzessin. Nicht irgendeine Königstochter, oh nein. Als Märchen gehört die Thematik der „wahren Liebe“ schon dazu. Was in Anbetracht des Franchises noch einen zusätzlichen Nebeneffekt bekommt: Galagladi kann ingame keinerlei „Gene“ weitergeben. Die Männchen vererben ihre Rasse nicht, lediglich Attacken. Die Weibchen sind ingame dafür zuständig, was aus dem Ei rauskommt. Da macht es Sinn, dass Galagladi die richtige Prinzessin möchte. Weil, well, Thronfolger und so. Lustigerweise sind in der Ei-Gruppe von Gala nicht besonders viele Pokémon mit weiblichen Attribute. Banette und Traunmagil sind hier zu nennen, vielleicht noch Pumpdjinn oder Woingenau. Aber klar, es läuft auf Guardevoir hinaus, auch wenn sie in der Strophe noch nicht genannt wird. (Und vermutlich bin ich die einzige, die da eine Verbindung zu den Games zieht, die im Grunde total unwichtig hier ist. Aber es fiel mir halt so ein.)
    Ja, ich bin da an der Seite der Königin — vermutlich auch ein Guardeovir? Auch wenn’s nicht wird ganz klar —, man sollte die Nerven nicht überstrapazieren und es später noch mal probieren. Ich mag übrigens den Reim von Feier auf Heia. :D


    Die nächsten paar Zeilen sind ja nur mehr Fragmente, die mich sehr neugierig drauf machen, was da noch kommen könnte. Das Ende hast du uns ja schon gesagt: es geht natürlich gut aus, aber wie es dazu kommt würd mich sehr interessieren. Vor allem, ob man beim Prinzen noch ein wenig Characterdevelopment findet.
    Ich find das ganze Märchen in jeder Hinsicht gut gemacht. Schöne Reime, schöne Umsetzung, geniale Ideen. Du streust viele Dinge hier rein, die man nicht erwartet und mir gefällt der Ton, der hier irgendwie die ganze Sache auf die Schippe nimmt und doch nicht ins Lächerliche abrutscht. Sehr schön!


    Ich teile also die Begeisterung der vorherigen Kommentatoren und sage nur: mehr davon. :D
    (Ah, bevor ich’s vergess: das kommt eventuell bissl blöd, aber wär’s möglich, wenn du die Ansprache „Liebste“ lassen könntest? Irgendwie fühl ich mich damit bissl unwohl, ist mir ein Stückchen zu persönlich. ^^“ Ich bin da bissl speziell.)

  • @Cyndaquil, frohe Ostern! Und entschuldige bitte, dass mein Re-Kommi so lang hat auf sich warten lassen. Ich war einfach schrecklich beschäftigt in den letzten zwei Wochen x.x
    Zunächst mal dir (und auch allen anderen, die sich dazu geäußert haben) vielen lieben Dank für das Lob. Wenn ich die Zeit dazu finde, werde ich diese Geschichte wohl beenden (ich kann aber schonmal sagen, sehr viel development gibts da nicht, das Märchen ist noch immer eine Parodie auf den Adel!), aber Reimen ist so time-consuming :D


    Nun zu einigen Details:

    Von der Suche nach der wahren Prinzessin — Die Prinzessin auf der Grindobeere
    Zu Anfang bin ich erstmal verwirrt: welcher der beiden Titel überschreibt jetzt das Gedicht?

    Ja. Haha. Also das ist so: "Die Prinzessin auf der Grindobeere" ist mein Arbeitstitel gewesen. Dann aber fiel mir auf, dass Grimms Märchen of mit "von" anfangen und außerdem haben beim Wettbewerb ja die Spoiler immer nen Titel drin. Da jetzt direkt den Leser drauf zu stoßen, um welches Märchen es sich hier handeln sollte, fand ich iwie zu doof. Das würde er beim Lesen schon selber merken, nämlich, wenn der Vers mit der Prinzessin und der Grindobeere käme. Daher also der zweite Titel. Da das Märchen jetzt aber nicht fertig ist und der Leser dieses Threads sich das also nicht mal eben herleiten kann, habe ich den Arbeitstitel dann doch wieder mit angegeben. Der Titel einer "offiziellen" fertigen Fassung wäre also "Von der Suche nach einer wahren Prinzessin".


    Was Wailord dort tut … nun, das ist die Frage

    Er ist ein Lord! Steht doch dran :D


    Nun ist natürlich die Frage … in welchem Land befinden wir uns, wenn Tangela Merkel zu Besuch kommt

    Das muss man natürlich, wie du feststelltest, gar nicht festlegen, aaaaaber ganz passend: Das Märchen ist ja von Hans Christian Andersen. Im Zweifel befinden wir uns also in Dänemark und dann passt es mit Tangela Merkel ganz gut!


    Einen Auftritt des Hofnarrs als Ratgeber hab ich gar nicht erwartet, fand ich aber gut gemacht, immerhin hat der Hofnarr am Hof immer eine besondere Stellung.

    Hier ein bisschen was zur Entstehungsgeschichte des Ganzen: Als Kind hatten wir eine Schallplatte(!) mit einem polnischen Hörspiel dieses Märchens drauf. Ich erinnere mich an herzlich wenig davon außer, dass der Erzähler des ganzen der Hofnarr war und sich permanent über die Prinzessinen, die angereist kamen lustig machte. Der Gedanke gefiel mir so gut, dass ich ihn sozusagen in meiner Geschichte weiterleben lassen wollte. Auch die Brautschau stammt von da: Im Originalmärchen ist es der Prinz, der durchs Land reist. Aber so herum erschien es mir sinniger, weil man eben auch die albernen Prinzessinnen so besser darstellen konnte.


    ich hab nämlich den headcanon, dass gerade die „eindeutig“ in eine Geschlechterrolle designten Pokémon eine ganz eigene Art haben um sich beim anderen Geschlecht innerhalb ihrer Rasse hervorzutun. Niemand kann abstreiten, dass die besonders muskelbepackten weiblichen Machomei bei den Männchen besonders begehrt sind oder nicht? ;)

    Haha, das ist eine sehr schöne Vorstellung und passt irgendwie ganz gut in die Pokéwelt. Konkret Machomei (und auch Morbitesse) hatte ich im Kopf aus unserer (der Zusammenhang wird offensichtlich) Galagladi-Ausgabe von WfePbd? Ich hatte die beiden da drin, um Pokémon mit absurden Geschlechtsverteilungen zu illustrieren (beide haben da 75:25). Daher auch ein bisschen Galagladi und Guardevoir, vor allem aber, weil Guardevoir so sehr offensichtlich ne perfekte Prinzessin abgibt und, weil ich am Ende auch noch ne Mega-Entwicklung drinhaben wollte (quasi als schicksalshaftes Zeichen, dass beide zusammengehören).
    Dass Prinzessin Machomei unter den Machomei sicher sehr begehrt ist, will ich gar nicht infrage stellen, aber - wir kommen an diesem Thema nicht vorbei - offensichtlich ist sie nicht die richtige für Galagladi! Das hast du ja wunderbar an den Spielen begründet :D Was ich im Übrigen sehr genial fand. Needless to say, dass mir DAS nicht vorschwebte beim Schreiben, wie gesagt, ich wollte nur zwei galante Pokémon, aber schön, dass das alles am Ende so zusammenpasst :D


    Wie gesagt, ich hoffe, ich schaffe es, irgendwann die zweite Hälfte fertigzustellen, aber momentan heißt es bei mir vor allem: Kolumne, Wettbewerb, Kolumne, Wettbewerb etc. etc. da capo ad nauseam :D

  • Zeit, ein weiteres Wettbewerbsprodukt ins Archiv aufzunehmen! Diesmal ging es um Reviews und es ist mir gelungen den dritten Platz zu belegen, gemeinsam mit @Kiriki-chan. Daran hab ich überhaupt nichts zu meckern, denn die anderen Abgaben auf dem Siegertreppchen waren wirklich sehr gut und der Abstand zu den Plätzen unter uns gewaltig. Dafür, dass ich (unter ziemlichen Zeitdruck durch eine doppelte WfePbd?-Ausgabe) eigentlich eine als Rezension getarnte Kolumne über eines meiner Steckenpferde aus der Geschichte abgegeben habe, ziemlich ordentlich!


    Untendrunter findet sich wieder das gesamte Feedback, das während der Votes abgegeben wurde. Da es beim letzten Mal zu etwas Verwirrung diesbezüglich kam, möchte ich erklären: Nicht alle Aussagen werden von mir kommentiert, teils, da sie ohnehin nur aus Lob bestehen, teils, weil ich an anderer Stelle schon Stellung dazu bezogen haben werde und wiederum teils, weil ich manchmal auch finde, man sollte Leuten halt ihre Meinung lassen und muss sich nicht an jeden gebrachten Kritikpunkt aufhängen.




     Final Fantasy VII - Ist alles, was glänzt, auch wirklich Gold?

    In der Videospielszene gibt es so einige große Namen, denen man als Fan einfach nicht ausweichen kann: Pokémon ist sicher einer, Mario, Zelda, aber auch Counter Strike oder League of Legends und nicht zuletzt – Final Fantasy. Mit nun fünfzehn Hauptspiele, zahlreichen Spinoffs und Ablegern hat sich die Reihe, die ihrerzeit die Produktionsfirma Squaresoft vor dem Ruin retten sollte, zum mittlerweile womöglich wichtigsten japanischen RPG gemausert. Viele der alten Klassiker haben mittlerweile ein Remake erfahren, aber eines noch nicht – ausgerechnet das wohl Populärste, Final Fantasy VII, sieht auch 20 Jahre nach seinem Release noch immer noch so aus wie früher. Noch. Denn das Remake kommt. Die Fans, deren Reaktion seit Jahren auf alles Neue lautete „Wo bleibt das FFVII-Remake?“ haben sich durchgesetzt und die RPG-Legende soll nun in absehbarer Zukunft in neuem Glanz erstrahlen. Doch was ist dran am FFVII-Mythos? Ist das Spiel wirklich so gut, wie alle sagen? Ist es das Beste und einzig Wahre unter den FFs? Ich habe für euch noch einmal meine PlayStation aus dem Schrank geholt, die alten CDs eingelegt und dem Klassiker auf den Zahn gefühlt. Aber lest selbst.


    • Spiel: Final Fantasy VII
    • Plattform: Sony PlayStation
    • Publisher: Squaresoft (mittlerweile Square Enix)
    • Erscheinungsjahr: 1997
    • Ausgabe: Deutsche Erstausgabe


    Für alle die das Kult-RPG nicht gespielt haben, hier eine kurze Zusammenfassung worum es eigentlich geht: Ein riesiger Energiekonzern, die ShinRa Inc., nutzt seine Monopolstellung aus, um die Welt zu regieren. Allerdings saugen derem Energiegewinnungsmethoden dem Planeten langsam aber stetig Lebensenergie ab. Deshalb leistet eine kleine Truppe von umweltaktivistischen Rebellen (Avalanche, unsere Party) Widerstand und versucht, dem Megakonzern das Handwerk zu legen. Dabei finden sie heraus, dass die Firma Genexperimente mit den Zellen eines planetenverschlingenden Aliens, Jenova, gemacht hat. Eines dieser Experimente, der große Krieger Sephiroth, befindet sich nun auf einem Rachefeldzug gegen die ShinRa und ermordet alles, was sich ihm in den Weg stellt. Beim Versuch, ihn aufzuhalten entdeckt Cloud, der Hauptcharakter, dass er selbst ein Produkt dieser Gen-Experimente ist und die Hälfte seines Lebens mit falschen Erinnerungen gelebt hat. Nachdem er seine Identität wiedergefunden hat, wird die ShinRa von Avalanche zerschlagen und der große Sephiroth, der versucht, die Welt mithilfe eines riesigen Meteors zu vernichten, schließlich besiegt.


    Wie so oft und ganz nach Star Wars, dem großen Vorbild der FF-Macher, geht es um Selbstfindung und Weltenrettung. Neun Charaktere, zwei von ihnen optional, werden dem Spieler dazu an die Hand gegeben. Das sind weniger als die vierzehn, die es im Vorgänger FFVI gab, aber unter den mal grüblerisch, mal als Comic Relief daherkommenden Gestalten, ist mit Sicherheit für jeden etwas dabei.


    Nach circa 30 Spielstunden ist man mit der Story durch, die das Spiel mal mehr, mal weniger gut erzählt. Besonders zum Ende hin wirkt die Narrative etwas verworren. Dass das den Entwicklern wohl selbst aufgefallen ist, sieht man daran, dass hier und da Szenen fürs internationale Release hinzugefügt wurden, um einige Ecken und Kanten abzurunden. Leider vergeblich, denn ich erinnere mich, wie ich das Spiel damals überhaupt erst Jahre später mithilfe des Internets und zahlreicher Fantheorien endlich verstanden habe … Mit Sicherheit nicht hilfreich ist hierbei die deutsche Lokalisierung des Spiels: Nicht nur ist sie eine minderwertige direkte Übersetzung der englischen Fassung, sondern es passiert auch mehr als ein Mal, dass der Spieltext unlesbar bleibt, da er einfach über den Rand der Sprechboxen hinausgeht.


    Viel Spaß macht indes das Kampfsystem des Spiels. Ja, wie bei allen klassischen FFs gibt es auch hier rundenbasierte Random Encounter (ein Spielprinzip, mit dem man heutzutage nur noch Pokémon-Fans hinterm Ofen hervorlockt), aber das war früher halt so – wir hatten ja nichts. Die wahre Freude entspringt dabei dem Substanzsystem des Spiels: Mit ausrüstbaren bunten Kugeln wird bestimmt, über welche Fähigkeiten ein Charakter verfügt. Damit kann man später im Spiel nicht nur so schöne Sachen basteln wie sechzehnmal Maximalschaden in einer Runde (9999 war damals noch das Limit), sondern auch schon nach nur wenigen Spielstunden mit dem richtigen Knowhow Attacken erlernen, welche die Bosse für die Hälfte des Spiels oneshotten. Die im internationalen Release eingeführten optionalen Superbosse geben Spielern dann gleich eine gute Gelegenheit, mithilfe des Substanzsystems im Kampf alle Register zu ziehen.


    Mit seiner klobigen „Legomännchen“-Grafik sieht Final Fantasy VII aus heutiger Sicht alles andere als zeitgemäß aus. Doch man muss sich vor Augen halten, dass wir hier Squares erste Schritte in Richtung 3D sehen. Nachdem Nintendo der Firma den finanziellen Zuschuss verweigerte, wandte man sich an Sony und seine damals hochmoderne PlayStation. Charaktere die aussahen wie aneinandergepappte Schuhkartons waren damals ein großer Wurf.


    Doch das war nicht die einzige Neuerung, die das Spiel mit sich brachte. Passend zur modernen Technologie spielt das Spiel als erstes FF auch in einem modernen Zeitalter. Auch bringt es neue Erzählmethoden ein: Die ersten drei bis vier Spielstunden verbringt man in derselben Stadt – und zwar ohne sich zu langweilen! Mit den winzigen Maps der Super Nintendo-Spiele wäre das undenkbar gewesen. Anders als von vielen Fans angenommen ist eine Sache jedoch keine Neuerung der FF-Reihe: Der Tod eines spielbaren Charakters – das gab es tatsächlich vorher schon.


    Dass das viele Fans gerade hierzulande aber nicht wissen, liegt vor allem daran, dass FFVII für viele (in Europa, aber auch den USA) ihr erstes Final Fantasy, wenn nicht sogar ihr erstes RPG überhaupt war. Gerade bei uns auf dem Kontinent hatten wir bis dahin ja auch nicht viel und sicher nichts mit einer derartigen Komplexität. Dieser Umstand und die damit einhergehende nostalgische Verklärung sind garantiert einer der Gründe, warum so viele Herzen gerade für Final Fantasy VII schlagen.


    Doch in der Pokémon-Community wissen wir bereits seit Gen.1, dass Nostalgie eine verblendende Meisterin ist, während Square weiß, dass es sich bei den wenigsten Gamern um Literaturkritiker handelt. Und so wurde FFVII zu einem „love the thing, hate the fanbase“, als es anfing mit zahllosen, teilweise lieblos produzierten Spinoffs auf geradezu kannibalistische Art und Weise anderen, besseren FFs ihr wohlverdientes Rampenlicht zu stehlen; in den Augen eines Konzerns ist ein „gutes“ Spiel eben eines, das sich verkauft.


    Das dadurch künstlich aufgeblähte FFVII-Universum ist jetzt aber zur Herausforderung angewachsen und das Remake müsste (und möchte wohl auch) mehr sein als ein bloßes Remake: Alle losen Handlungsstränge des Originals und der weiteren Spiele müssten nun schlüssig verknüpft, neu erschaffene Charaktere sinnvoll eingebunden werden – hier und da wird man um ein wenig Retcon nicht umhin können, aber das bitte möglichst ohne das ursprüngliche Spiel seiner Substanz (no pun intended) zu berauben und die eigentlichen Charaktere nicht wie in so manchem Spinoff zu Karikaturen ihrer selbst verkommen zu lassen. Müsste, sollte, könnte. Bleiben wir lieber bewusst im Konjunktiv, denn schon jetzt ist klar: Ganz egal, was Square Enix da bastelt, das Spiel wird sich ohnehin von selbst verkaufen.


    Was nun aber das Originalspiel angeht, gelange ich zu folgendem Schluss: Final Fantasy VII leistet sicher vieles – es macht Spaß, es hat Charaktere, die man ins Herz schließen kann, es erzählt (wenn auch auf etwas kryptische Art und Weise) eine interessante Geschichte. Es ist aber sicher nicht das, wozu einige Leute es hochstilisieren möchten: Gewiss nicht das Beste aller RPGs und schon gar nicht das beste Final Fantasy ever. Wer einen „trip down memory lane“ wagen möchte, kann diesen Meilenstein der Videospielgeschichte (zumindest in der englischen Fassung) gefahrlos in Angriff nehmen, wer das nicht tut verpasst zumindest aus heutiger Sicht aber auch nicht unbedingt etwas – in 20 Jahren haben auch ausreichend viele andere gute Spiele das Licht der Welt erblickt.


    Und all jenen, die primär daran interessiert sind, sich einfach mal ein klassisches FF zu Gemüte zu führen, möchte ich an dieser Stelle stattdessen die weitaus besser erzählten und Final Fantasys VI und IX ans Herz legen, die beide zum Beispiel auf Steam verfügbar sind. Gerade FFIX wird zu oft sträflich underratet, weiß aber mit liebevollen Charakteren, einer humorvoll erzählten Geschichte und vor allem einer genialen deutschen Lokalisierung bereits in der ersten Spielstunde zu bestechen.