Dachsbau

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  • \ Dachsbau /


    Herzlich Willkommen im Dachsbau!
    Ob du nun gewollt oder ungewollt in diese unterirdischen Gänge hier gestolpert bist, du bist nun hier. Das Licht ist etwas schummrig, dafür entschuldige ich mich - ich mag es gern etwas dunkler. Zum Lesen sollte es aber allemal reichen und dazu möchte ich dich einladen.
    In diesem Bau werde ich nach und nach eine kleine Sammlung an Geschriebenem zusammenstellen. Kurzgeschichten, Gedichte und was mir sonst noch so einfällt, alles soll hier nach und nach seinen Platz finden und ich freue mich, wenn du dich dazwischen einnistest. Hin und wieder wirst du vielleicht ein etwas älteres Textlein finden. Das stammt dann aber nicht etwa aus den Vorräten meiner vergangenen Winterruhen und wurde vergessen nach draußen zu bringen... Vielmehr habe ich besonders liebgewonnene Schriftstücke aus meiner früheren Heimat mit in diesen Bau gebracht. Du darfst sie dir gerne ansehen, aber bitte sei vorsichtig: Die Seiten sind alt und ausgetrocknet und könnten brechen.
    Ansonsten fühl dich ganz wie zuhause. Dort hinten steht noch eine kleine Schale mit Nüssen, an der du dich - falls dir mehr nach essbarer, als literarischer Kost ist - gerne bedienen kannst.
    Den Ausgang findest du da drüben, es würde mich allerdings freuen, wenn du mir vor dem Benutzen dessen, ein kleines Feedback zum Gelesenen hinterlassen würdest. :)



    Liebe Grüße,
    Dachs




  • Heimatlos


    „Gartenstraße.“
    Lars stand auf. Dies war seine Haltestelle. Er wankte kurz, als der Bus abbremste, hielt sich aber sogleich an einer der zahlreichen Schlaufen fest, die von der Decke baumelten. Zischend öffneten sich die Türen und entließen den jungen Mann in die kalte Nachtluft. Er machte sich auf zu seiner Wohnung.
    „Wohnung.“
    Noch immer nannte er sie so. Nicht „Zuhause“, nicht „Heimat.“ Seine Heimat war bei seinen Freunden, sein Zuhause bei seinen Eltern.
    Diese Wohnung war ihm bisher nicht viel mehr als ein Dach über dem Kopf gewesen, ein Mittel zum Zweck, eine Bleibe, die er nun mal brauchte, nachdem er die Ausbildung fern von Zuhause angetreten hatte.
    Lars ging an einer Straßenlaterne vorbei, die den Gehweg erleuchtete. Kurz musste er lächeln: In der Heimat wäre es zu dieser Zeit stockfinster gewesen: Die Straßenlaternen erloschen, die Menschen in ihren Betten und nur selten ein Paar Autoscheinwerfer, die über die Gärten strichen.
    Diese Stadt hingegen schien nie zu schlafen. Zusammen mit ihm waren noch ein paar andere Menschen aus dem Bus ausgestiegen und hatten sich schnellen Schrittes entfernt. Sie wurden überholt von Taxen, die nun vornehmlich das Straßenbild dominierten.
    Nein, diese Stadt schlief nicht, sie ruhte sich allenfalls kurz aus, wenn sie sich einen Moment lang unbeobachtet fühlte.
    Ein Passant kam Lars entgegen. Ohne einander ins Gesicht zu blicken, nur darauf bedacht, den anderen nicht zu berühren, gingen sie aneinander vorbei. Wo Lars herkam, grüßte man sich, kannte sich, wusste wo der andere stand und was ihn gerade umtrieb. Manchmal war ihm dieser Mangel an Privatsphäre zuwider gewesen, doch hier fehlte es ihm. Hier war er vollkommen anonym. Nur ein Schild neben einer Türklingel, dessen Austausch wohl niemand bemerkt hätte.
    Lars bog um die nächste Ecke, nur noch wenige Schritte trennten ihn von seiner Wohnung.
    Er kramte in seiner Jackentasche bereits nach dem Schlüsselbund.
    An ihm hing mittlerweile eine Vielzahl an Schlüsseln. Zwei für seine Arbeitsstelle, einer für seinen Briefkasten, zwei weitere für Haus- und Wohnungstür und ein letzter, einzelner Schlüssel für das Haus seiner Eltern, für seine Heimat.
    Dieser eine Schlüssel stach unter den anderen hervor: Er war farbig lackiert.
    Als Kind hatte Lars diese Farbe sehr gemocht, also hatte er sich beim Anfertigen des besagten Schlüssels diese Färbung herausgesucht. An den Zähnen blinkte bereits silbernes Metall hervor. Die Lackierung war aufgrund der häufigen Verwendung stellenweise abgenutzt.
    Im Licht der Laternen, glänzten die Schlüssel für seine Wohnung hingegen noch immer wie neu. Sie hatten keine Kratzer, keine Lackierung und sie wirkten genauso anonym, wie Lars sich fühlte. Sie verrieten nichts über ihren Besitzer, nichts über das Schloss, in welchem einer von ihnen nun steckte. Doch Lars zögerte, bevor er ihn zur Seite drehte.
    Der Weg zur Wohnung hatte ihn nachdenklich gestimmt.
    Er könnte die Haustür aufschließen. Er könnte die Treppen zum zweiten Stock erklimmen, seine Wohnung betreten und nach einer kurzen Dusche, in seinem spärlich möblierten Zimmer ins Bett fallen. Er könnte einige Stunden Schlaf finden, nach denen er sich dennoch müde fühlen würde. Er könnte dann irgendwie die Zeit totschlagen, um etwas später wieder zur Spätschicht aufzubrechen. Er könnte.
    Er könnte all das tun, doch mit einem Mal wurde ihm bewusst: Er könnte auch anders. Er blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk. Nicht mehr allzu lang und es würden wieder erste Züge fahren.
    Lars zog den Schlüssel wieder ab, drehte sich um und trat den Heimweg an.


    03.02.2017
    - auf der Fahrt im Fernbus von Mainz nach München -

  • Träumer
    (eine leere Bühne, Auftritt Träumer)


    TRÄUMER: Wie? Was? Wo bin ich?
    Wo sind die Farben, wo das Licht?
    Oh es ist so dunkel hier,
    so trostlos und leer.
    Doch halt! Ich fühls in mir,
    es naht doch wer.


    (Auftritt Gedanke)


    TRÄUMER: Wer da?


    GEDANKE: Ich darf mich vorstellen?
    Meine Wenigkeit dir wohl bekannt,
    doch nie genannt.
    Ich bin die Idee, die du nie kommen magst,
    die zu denken, du nicht wagst.
    Doch jetzt stehen wir hier,
    ich bin bei dir.
    Träumer, sag was sollst du jetzt noch denken?
    In meine schrecklich Welt, will ich dich lenken.


    TRÄUMER: Nein!
    Bleib fern von mir, ich weiche dir!
    Ich kenne dich, du warst schon da,
    ich erinner mich, als ich dich zuletzt sah.


    GEDANKE: Ganz recht, doch warum so schlecht?
    War ich es nicht, der damals deinen Geist erfüllte?
    Als die Trauer so stark –


    TRÄUMER (unterbricht Gedanke): Du warst es, der mich in sie hüllte!


    GEDANKE: Du irrst.
    Sie war längst um dich herum,
    ihr Eindring’n längst gelungen.
    Sie ist mir Nährboden, ist mir Heim.
    Nur wo sie ist, kann ich sein.


    TRÄUMER: Aber sie ist nicht hier, hier ist doch nichts!


    GEDANKE: Du sprichst Wahres, hier ist wohl nichts.


    TRÄUMER: Ich verstehe nicht, weshalb dein Gesicht?


    GEDANKE: Hier ist nichts, mein lieber Träumer.
    Wie kann das aber sein, wenn du hier stehst und ich wohl bin?
    Die Antwort, mein lieber Träumer,
    Wenn du hier stehst, wenn ich wohl bin,
    dann du das Nichts, auf Rettung sinnst.


    TRÄUMER: Schweig!
    Wie kannst du es wagen?
    Oh, schon spüre ich die Zweifel nagen…


    GEDANKE: Träumen.
    Das ist alles, was du kannst.
    Seit SIE dich verließ.
    Träumen.
    Das ist alle, was nimmt die Angst.
    Deshalb, ich dich dann verließ.
    Doch ist sie fort, deine Gabe,
    und an ihrem Erbe ich mich labe.
    Sag Träumer, was dir bleibt,
    wenn nichts mehr weilt?
    Deine Liebe nicht.
    Deine Träume nicht.
    Mein lieber Träumer, es ist vorbei,
    die Zeit dich nun ereilt.
    Ich bin alles, was dir bleibt,
    eine hübsche Idee, die zur Vollstreckung neigt.


    TRÄUMER: Ich spüre meine Kräfte schwinden,
    lasse meine Wehr blad sinken.
    Willig gebe ich mich hin,
    das Lied der Liebe mit dir sing.
    Bald dein Sinnen mich erreicht,
    bald mein Körper ganz erbleicht.
    Oh könnt ich SIE noch einmal sehn,
    noch einmal ihr zur Seite stehn.


    GEDANKE: Nicht stehn.
    Gehen!
    Du wirst an ihrer Seite gehen,
    Folge mir, ich will dich zu ihr führen.


    (Gedanke und Träumer ab. Auftritt Tod. Er bleibt in der Mitte der Bühne stehen, dann Black)



    26.01.2017
    - anlässlich des FF-Wettbewerbs 02/17, Thema: Freies Drama -

  • Hallo Dachs,


    ich mag die Einleitung im Startpost wegen ihrer liebevollen Umschreibungen. Man merkt hier, dass du dir einige Gedanken um die Formulierungen gemacht hast, um diesen Eindruck einer beschaulichen Wohnung zu vermitteln. Aber ich beschäftige mich mal eher mit der ersten Geschichte, die ganz entgegen der Einleitung einfach mal "Heimatlos" heißt. Und nachdem ich fertig gelesen hatte, wusste ich auch, was du damit meinst. Mir gefällt nämlich der zugrundeliegende Gedanke, dass du mit dem Umzug in eine neue Wohnung die Bedeutung des eigenen Zuhauses erklärst und dabei auch die Umgebung mit einbindest, in der sich Lars befindet. Also praktisch das, was du auch mit diesem Thema getan hast. Jedenfalls belässt du es nicht nur bei kurzen Erinnerungen oder Erwähnungen, sondern lässt aktiv auch andere Personen und Eindrücke in die Geschichte einfließen, um diese Fremde mitten in der Stadt zu erklären. In einer ländlichen Umgebung und besonders bei seinen Eltern wird diese Form des Miteinanderlebens ganz anders wahrgenommen und so erhalten Objekte auch eine besondere Bedeutung, weil es derer noch nicht so viele gab, wie wenn man Verantwortung hat. In gewisser Hinsicht wird damit auch die Übermächtigkeit der Gesellschaft porträtiert, die einen praktisch an jeder Stelle daran erinnert, dass man Aufgaben besitzt. In diesem Zusammenhang gefällt mir das Ende gut, da entgegen der Annahme, dass Lars sich seinem Schicksal ergibt, er einfach kehrt macht und seinem freien Willen folgt. Das war ein netter Twist, der schlussendlich auch zum Nachdenken anregt.


    Wir lesen uns!

  • Hey @Frechdachs!


    Ich möchte mal ein paar Gedanken zu dem zweiten Text loswerden, den du hier veröffentlicht hast! Drama sieht man als Textgattung ja nicht allzu oft, deswegen war es umso interessanter, sich einmal an eines heranzuwagen.
    Zuerst fällt auf, dass der Dialog lyrisch aufgebaut ist. Das ist ein schwieriges Unterfangen, könnte aber zur Thematik gut passen. Nur solltest du bei so etwas stärker auf das Versmaß achten: Manchmal sind die einzelnen Zeilen so abgehackt-kurz gegenüber dem Rest, dass man sich fragt, ob das eine bestimmte Bedeutung hat, das wiederum aber verwirft, weil im Allgemeinen keine einheitlichere Struktur vorhanden ist. Es wirkt so einfach alles ein wenig ungeordnet und durcheinander - das kann man zwar als passend zum Thema werten, für mich stört das aber den Textfluss zu sehr. Außerdem haben sich hier und da kleine Verschreiber eingeschlichen, wenn du nochmal drüberliest wirst du bestimmt verstehen, was ich meine.
    Der Inhalt dieses Textes bezieht sich auf etwas, das wohl fast jeder nachvollziehen kann: Der Streit von Kopf und Herz, Verstand und Gefühlen, Gedanken und Träumen. Zumindest ist das die erste Ebene dieses Textes. Durch das Drama hindurch bemerkt man, dass es um einen Verlust geht und denkt direkt daran, dass hier wohl eine Beziehung zuende gegangen ist und sich der Träumer-Teil in die sicherere und schmerzfreiere Welt der Träume flüchtet, während Gedanke-Teil ihn da rauszuzerren versucht. Und am Ende drängt sich einem doch eine ganz andere Interpretation auf. Der Plottwist mit dem Tod am Ende bietet einen überraschenden Bedeutungsschlüssel, der den Gedanken eher als Suizididee erscheinen lässt und einen dazu animiert, das Werk noch einmal unter einem ganz anderen Gesichtspunkt zu lesen. Schöner Twist (wenn thematisch auch tragisch), sowas liest man gern!


    Ein wenig kannst du technisch noch feilen, neben dem bereits Genannten kann man bei Dramen auch noch ein wenig mehr "Regieanweisungen" einflechten. Wie sprechen die Figuren den Satz, welches Erscheinungsbild haben sie/was macht sie aus usw.
    Ich hoffe, du findest wieder Motivation zum Schreiben, das letzte Mal ist ja leider doch etwas länger her!


    Wir sehen uns hoffentlich! :)


    ~ Sheo

  • Thrawn

    Hat das Label Sammlung hinzugefügt.