Wunschstern

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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  • Hey Cynda,


    zuerst einmal:

    Sie stellte ihre neun Schweife auf, sodass diese sie wie die Schleppe eines Ballkleides begleiteten.

    Hat sich Hoshiko in der Zwischenzeit entwickelt oder ist das hier ein Fehler? Falls es beabsichtigt war, kam das so nicht wirklich gut herüber.


    Jedenfalls: Diese gedrückte Stimmung hab ich jetzt erwartet. Auf beiden Seiten, obwohl es Koun sicher noch stärker trifft als Hoshiko, da er deutlich länger einsam lebte. Die Wochen und Monate im Sommer, die ins Land gezogen sind, haben zwar dafür gesorgt, dass er etwas aufweicht, aber genau das sorgt halt letzten Endes auch dafür, dass er sich, fernab jeglicher Pokémon, mit denen er sich unterhalten könnte, dass seine Gedanken nur um Hoshiko schweifen. Der Winter ist noch dazu eh schon trostlos und drückt damit noch stärker auf ihn ein, da er in gewisser Hinsicht auch ums Überleben kämpft.


    Auf Seiten Hoshikos, ja, sie hat ein Zuhause, aber warum sie nun dort gehalten wird, ist noch ein Rätsel. Warum läuft sie nicht einfach weg, wenn das Dorf ohnehin offen ist? Ich kann mir das maximal durch Instinkt erklären, wegen des Winters, dass man da einfach nicht zu viel Zeit draußen verbringen darf. Davon abgesehen sind ihre Wünsche zum Polarstern nachvollziehbar, passen auch zum Namen und überhaupt find ich es sehr gut, wie sie mit ihren Irrlichtern umgeht. Das sind nicht einfach irgendwelche Feuer, sondern sie scheinen tatsächlich ein Leben zu besitzen, wenn sie es so will. Angesichts der einen violetten Flamme, die in einer Laterne Zuflucht gesucht hat, könnte das sogar zutreffen.


    Zum Schluss des letzten Kapitels hast du noch mal eine Richtung vorgegeben, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Passender könnte eine Katastrophe nicht eintreffen und ich schätze mal, dass das alles nicht glimpflich ausgehen wird. Besonders nicht in Anbetracht dessen, dass Absol nach wie vor als Unheilsbringer gefürchtet sind. Ob dann vielleicht Koun gerettet werden muss? Wer weiß.


    Wir lesen uns!

  • Wird Zeit für ein längst überfälliges Update.

    Aber bevor's weiter geht, geh ich noch gern auf den Kommentar von Rusalka ein -- vielen Dank dafür! <(^.^<)




    Teilnahmslos starrte Hoshiko aus dem Fenster und betrachtete die herabfallenden Schneeflocken. Ab und an wirbelte der Wind sie umher , aber ansonsten rieselten sie lautlos auf den Boden. Sie kam nicht umhin an Kōun zu denken und wie es ihm wohl bei diesem Wetter ging. Ob er wohlbehalten in seiner Höhle schlief? Oder war er etwa draußen unterwegs? Vielleicht suchte er gerade nach Futter? Die Gedanken der Feuerfüchsin wirbelten in ihrem Kopf umher, ein Szenario löste das andere binnen eines Herzschlages ab und je mehr sie darüber nachdachte, desto unruhiger wurde sie.

    „Ich wünschte ich wüsste, wie es ihm geht … Ich hoffe, es geht ihm gut”, dachte sie besorgt. Ihre Machtlosigkeit riss sie von dem Fenster und ließ sie ruhelos in der Stube umher gehen.

    „Kann ich wirklich gar nichts tun?”

    Die Menschen am Küchentisch beobachteten sie dabei, reagierten jedoch nicht, zu viel Respekt hatten sie vor dem Feuer-Pokémon, welches mit nach hinten gelegten Ohren sichtlich ungehalten war. Frustriert knurrte Hoshiko und rollte sich schließlich auf ihrem Schlafplatz zusammen. Zur Untätigkeit gezwungen zu sein machte sie wahnsinnig. Sie atmete einmal tief ein und aus, um sich zu beruhigen und schloss ihre roten Augen. Trösten konnte sie niemand, also musste sie sich einfach wünschen, dass es Kōun gut ging. Mit Bildern aus ihrem gemeinsamen Sommer beruhigte sie sich schließlich und stellte sich vor, wie sie mit ihm durch die Bergwiesen streifte, den Geruch von wilden Kräuter und Blumen in der Nase.


    Der Wind schlug ihm die Schneeflocken ins Gesicht, doch das Absol ging unbeirrt weiter durch die verschneite Berglandschaft. Er konnte kaum Umrisse vor sich erkennen und seine Pfoten waren schon ein paar Mal ins Leere getreten oder tief eingesunken, sodass Kōun nur noch langsam voran kam. Je länger er unterwegs war, desto mehr ließ er sich von seiner Ahnung leiten und weniger von seinen Augen. Sein Sichelhorn schien genau zu wissen wo die Gefahr war und er vertraute darauf.

    „Schon seltsam”, ging es ihm durch den Kopf, „dass ich tatsächlich noch einmal diesem Gefühl folgen würde.”

    Als die Vorahnung ihn schließlich weiter den Berg hinauf zog, folgte er und schüttelte nur kurz den Schnee von seinem Rücken. Egal wie sehr seine Muskeln bereits schmerzten oder wie kalt ihm war, er musste unbedingt den Ort finden, an dem die Lawine hernieder gehen würde. Er musste es mit eigenen Augen sehen und versuchen etwas zu unternehmen. Auch wenn er sich fast sicher war, dass er allein nichts würde ausrichten können, so musste er sich trotzdem vergewissern.

    „Wer könnte eine Lawine wohl aufhalten?”, fragte er sich, als er auf einen völlig mit Schnee bedeckten Felsen sprang. Nur wenige Tannen wuchsen hier, etwas weiter unten wuchs ein Wald in einem Streifen an der Flanke des Berges. Er erkannte die Formation wieder — wenn seine Vorahnung sich bewahrheiten würden, würde von diesen Bäumen bald nichts mehr übrig sein. Er spürte, dass er nun ganz nah sein musste und quälte sich weiter den Berg hinauf, gegen die stärker werdende Erschöpfung ankämpfend. Schließlich erkannte er die Steigung, die Formation der steinernen Zinnen und die letzten, krummen Fichten bevor es selbst für die widerstandsfähigsten Bäume zu unwirtlich wurde.

    „Hier ist es”, hauchte er erschöpft in das Schneetreiben. Lautlos fielen die Flocken stetig vom Himmel, während Kōuns Atem in einer Wolke vor seinem Gesicht in der Luft hing. Er blickte sich um und versuchte eine Möglichkeit zu entdecken, wie man die Lawine abwenden könnte. Doch er wusste, es gab keine. Der viele Schneefall würde zu der Katastrophe führen und er war machtlos dagegen.

    „Kann ich wirklich gar nichts tun?”, ging es ihm durch den Kopf und schüttelte sich, um sich von den Schneeflocken auf seinem Fell zu befreien. Um ihn herum war es still, die Welt schien zu schweigen und ihm Zeit zu geben. Die Möglichkeit inne zu halten und sich zu entscheiden. Sein Herzschlag pochte in seinen Ohren und er keuchte immer noch von dem anstrengenden Aufstieg.

    „Ich habe die Lawine gesehen — ich kann nicht so tun als würde ich nichts davon wissen”, dachte er schließlich und sein Blick fiel ins Tal, welches durch den Schneefall kaum zu erkennen war. Trotzdem meinte er die Dächer auszumachen und den grauen Rauch zu sehen, der aus den Schornsteinen aufstieg.

    „Ich muss sie warnen. Ich muss es versuchen — wenn schon nicht für die Menschen, dann zumindest für die Pokémon die dort leben!” Plötzlich musste er an Hoshiko denken. Vielleicht war sie auch noch dort. Und wenn sie es war, so musste er sie unbedingt warnen. Sie musste sich in Sicherheit bringen!

    „Vielleicht hasst sie mich. Vielleicht will sie mich nicht wiedersehen. Aber ich kann sie unmöglich sterben lassen!”

    Entschlossen machte er kehrt und eilte so schnell er konnte den Berghang hinunter ins Tal — ins Dorf. Sein weißes Fell war vom Schnee bereits aufgeweicht und seine Beine schmerzten, aber für eine Pause hatte er keine Zeit. Mit großen Sprüngen pflügte er durch den Schnee, versank oftmals bis zum Bauch und kämpfte sich immer weiter.

    Als ihn nur noch ein kleiner Abstieg von dem Dorf trennte stoppte Kōun. Keuchend sah er hinab auf die Bauernhäuser und bekam mit einem Mal Angst. Er musste wieder an dieses schreckliche Geräusch denken, dass damals die Luft zerfetzt hatte. Dieser laute Knall, der in ihm einen so starken Fluchtreflex ausgelöst hatte, dass er Hoshiko nicht beschützen konnte. Was wenn ihn dort wieder so etwas erwartete?

    „Nein”, sagte er sich entschlossen. „Ich kann jetzt nicht mehr umkehren. Ich gehe in das Dorf, egal was dort auf mich wartet.”


    Schließlich stand er mit zitternden Beinen am Dorfrand. Sein keuchender Atem bildete eine stetige Wolke vor seiner Schnauze und unaufhörlich fiel der Schnee aus dem grauen Himmel. Mit vor Aufregung heftig schlagendem Herzen machte er den ersten Schritt auf das Dorf zu und näherte sich eine Pfote vor die andere setzend. Er ging mit eingezogenem Kopf und stetig um sich blickend durch die verschneiten Wege zwischen den Häusern. Doch nichts regte sich, je mehr sich die Gebäude um ihn herum aufbauten, desto mehr wich seine Angst einer unbekannten Neugierde. Interessiert musterte er ihre Größe, die Struktur der Türen und Fenster. Kōun hob seinen Kopf und stellte seinen Schweif auf.

    „Ich bin hier, um sie zu warnen. Als Überbringer einer Botschaft. Ich kann hier nicht herumlaufen, als würde ich mich scheu hineinschleichen wollen.”

    Unter seinen Pfoten knirschte der Schnee, aber sonst war es still. Ab und an vernahm er dumpfe Geräusche aus großen Gebäuden und er konnte den Geruch von Pokémon wahrnehmen. Aus den Glasfenstern schien Licht hinaus und manches Mal, wenn er an einem der Häuser vorbeiging, hörte er Stimmen. Helle und dunkle, hohe und tiefe. Sie klangen fröhlich und manches Mal ausgelassen.

    „Ob sie genauso unbeschwert wären, wenn sie wüssten, was auf sie zukommt?”, fragte er sich.

    Nach einer Weile, in der er durch die Wege zwischen den Häusern gewandert war, kam er an einen freien Platz an. Es erinnerte ihn an eine Lichtung im Wald; eine Stelle die bewusst von den Gebäuden freigehalten wurde. Glockengeläut erfüllte mit einem Mal die Stille und das Absol zuckte kurz zusammen, ob des plötzlich lauten Geräusches. Lange klangen die Glocken in der kalten Luft, während Kōun um sich blickte. Er überlegte wie er am besten auf sich aufmerksam machte und zögerte doch gleichzeitig selbiges zu tun. Es war eine Gefahr von den Menschen gesehen zu werden, aber wie sollte er sie warnen, wenn sie ihn nicht sahen? Wie sollte er versuchen ihnen begreiflich zu machen, dass sie von hier weg mussten und zwar so schnell wie möglich? Unschlüssig stand er auf dem Platz während der Klang der Glocken schließlich verstummte. Der Schneefall hatte nachgelassen, keine Flocke fiel mehr aus dem grauen Himmel.

    Plötzlich vernahm er ein Geräusch in der Nähe und wandte den Kopf. Einige Sprünge entfernt stand eine Frau vor ihrer geöffneten Haustür und starrte mit geweiteten Augen das Absol an. Sie rührte sich nicht, schien in der Bewegung erstarrt zu sein. Unsicher, wie er sich verhalten sollte, wartete Kōun auf eine Reaktion, die sogleich folgte. Blitzschnell trat die Frau einen Schritt zurück in das Haus, ihr langes Haar wehte ihr ins Gesicht und die hölzerne Tür knallte ins Schloss.

    „Ob das gereicht hat?”, fragte er sich verwirrt und setzte sich auf die Hinterbeine. Aufgeregtes Stimmengewirr erklang aus dem Haus, bevor sich in einem anderen Gebäude ein Fenster öffnete. Erneut starrten ihn ungläubige, menschliche Augen an und mit einem Mal ging alles ganz schnell.

    „Absol!”, erklang plötzlich eine tiefe Stimme bevor das Geräusch von geöffneten Türen und das Stampfen schwerer Stiefel durch den Schnee die Luft erfüllte. Sichtlich nervös begann Kōuns Schweif von rechts nach links zu zucken, als er spürte wie sich sein Herzschlag erhöhte. Im Ernstfall musste er fliehen, doch welcher Weg war der schnellste aus dem Dorf? Er versuchte sich nicht von dem Tumult aus der Ruhe bringen zu lassen, aber schließlich hielt er es nicht mehr aus und erhob sich. Die ersten erwachsenen Männer traten aus den Häusern und strömten aus den Wegen auf den Platz.

    „Vorsichtig, Leute, keine übereilten Bewegungen. Wer weiß wozu es fähig ist!”, mahnte einer der Männer und streckte die Arme in einer Geste weit von sich.

    „Warum bewegt es sich nicht?”, fragte eine andere, jünger klingende Stimme. Kōun stand mit allen vier Pfoten fest im Schnee. In einer geduckten Haltung behielt er die Menschen im Auge. Doch als sie sich nach mehreren Herzschlägen nicht auf ihn stürzten hob er seinen Blick und richtete sich zur vollen Größe auf. Weitere Menschen mit Pokémon erreichten die Szene, er konnte das Hecheln der Fukano und Bissbark hören. Würde es auf einen Kampf hinauslaufen? Oder würden sie verstehen?

    „Und was mach ich jetzt?”, schoss es dem Absol durch den Kopf, als er sich von allen Seiten umzingelt sah.


    Laute, hastige Geräusche weckten Hoshiko und sie hob verschlafen den Kopf. Sie sah wie der Mann hastig in seine Stiefel schlüpfte und seinen Mantel anzog.

    „Was ist auf einmal los?”, fragte sie sich, als sie von ihrem Schlafplatz aufstand und sich streckte.

    „Bist du sicher, dass es eines von denen ist?”, wollte die Frau wissen, die Arme um den Körper geschlungen.

    „Ich weiß es nicht, aber du hast doch gehört, dass sie ‚Absol’ gerufen haben”, erwiderte ihr Mann und blickte sich im Haus um als suche er etwas. Die Feuerfüchsin horchte auf und erstarrte in der Bewegung. Hatte sie das gerade richtig gehört?

    „Ab … sol?”

    „Ich werde mir das mal anschaun und dann werden wir schon sehen”, meinte der hochgewachsene Mensch und griff nach einem langen, glänzenden Stock. Hoshiko beobachtete mit klopfendem Herzen die Szene.

    „Kann es wirklich sein? Könnte das … Kōun sein?”

    „Ich komm zurück, sobald sich die Lage beruhigt hat.”

    „Ist gut”, erwiderte die Frau nickend als der Mann die Tür öffnete. Kalte Luft drang in die beheizte Stube, als der Mensch nach draußen trat. Die braunhaarige Frau wechselte einen Blick mit der Feuerfüchsin und bevor einer der Zweibeiner reagieren konnte rannte Hoshiko aus dem Haus. Sie blieb kurz vor dem Gebäude stehen, ignorierte die mahnenden Stimmen der beiden Zweibeiner und lauschte aufmerksam. In einiger Entfernung hörte sie einige Stimmen und das Gekläffe von Hunde-Pokémon. Sie rannte zur Quelle der Geräusche, denn dort musste Kōun sein!


    „Warum verschwindet es nicht?”, lärmte eine Stimme. „Los, hau ab!”

    Immer mehr Menschen scharten sich um das Absol, der für sie eine direkte Bedrohung darstellte. Nicht einen Schritt hatte Kōun getan, er hatte versucht sich so wenig wie möglich zu bewegen, denn bereits das Drehen des Kopfes ließ die Menschen ihre Knüppel, Harken und glänzenden Stöcke heben. Die Hunde-Pokémon knurrten verhalten in der Menge.

    „Sie wissen es. Sie wissen genau warum ich hier bin. Sie können nur noch nicht begreifen warum ihre Menschen es nicht sehen”, ging es dem Desaster-Pokémon durch den Kopf.

    „Was sollen wir machen, es geht einfach nicht weg!”

    „Je länger es hier ist, desto größer wird die Katastrophe sein!”

    „Warum läuft es nicht weg? Ich dachte, Absol wären so scheu?”

    „Wir müssen es los werden, sofort!”

    Die aufgebrachten Stimmen der Menschen wurden immer lauter. Ihre Angst schlug in Wut um, das konnte Kōun spüren. Mit seiner reglosen Haltung provozierte er sie, er handelte gegen ihre Vorstellung und machte sich damit für sie noch gefährlicher. Wenn er nun auch nur einen Schritt tat, irgendetwas was die Menschen als direkte Bedrohung wahrnahmen, war es vorbei. Er konnte das Klicken von Eisen hören, die ersten langen, glänzenden Stöcke wurden auf ihn gerichtet. Ein Terribark winselte irgendwo zwischen den Beinen der Menschen.

    Plötzlich schoss aus einem Seitenweg zwischen zwei Gebäuden ein silberner Streifen. Mit einem kräftigen Sprung setzte die Gestalt über die Köpfe der Menschen. Sobald ihre Pfoten den Schnee berührten, drehte sie sich in einer fließenden Bewegung zu ihnen um und spreizte alle neun Schweife fächerartig von sich. Aus tiefer Kehle knurrend und mit gefletschten Zähnen stand die Feuerfüchsin zwischen dem Absol und den Dorfbewohnern. Für einen Schlag hatte sein Herz ausgesetzt und Kōun starrte mit geweiteten Augen auf das Vulnona vor ihm.

    „Hoshiko?”


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  • Hallo Cynda,


    das Kapitel ist aus mehreren Gründen spannend. Zum einen, weil Absol die Menschen retten will, obwohl sie ihm in der Vergangenheit nichts Gutes wollten. Auch wenn er eher schlecht über sie denkt, kann er wohl doch nicht einfach zusehen, dass ihnen etwas passiert. Das spricht jedenfalls schon mal für seinen guten Charakter.

    Dass er sich dabei auch direkt ins Dorf begibt, ist an und für sich nobel, aber dass er keinen Plan hatte, wie er die Menschen jetzt darauf aufmerksam machen will, tut ihm in der Situation nicht sonderlich gut. Entweder hatte er nichts Gutes vorbereitet oder es ihm vor Panik entfallen. Das kennt man ja, wenn man sich auf etwas vorbereitet und dann nicht richtig weiß, wie einem geschieht oder was man tun soll.

    In diesem Sinn find ich's gut, dass sich die anderen Pokémon nicht einfach auf Absol stürzen. Andererseits wäre es an der Stelle ganz interessant gewesen, wenn man sie vielleicht tuscheln hört, was sie tun soll. Anhang ihrer Haltung kann man sicher einiges ausmachen, aber Absol kann sie ja verstehen. Solche Eindrücke inmitten der ablehnenden Haltung der Menschen kann Wunder wirken. Dass Hoshiko eingreift, setzt jedenfalls schon ein gutes Zeichen und mal sehen, was sich daraus ergibt.

    Er musste es mit eigenen Augen sehen und versuchen etwas zu unternehmen.

    Als er da so oben stand und dieser Satz fiel, dachte ich schon an foreshadowing. Mich würde es zumindest nicht wundern, wenn er selbst die Lawine auslösen wird.


    Wir lesen uns!

  • Heyho, Cyn!


    Ich will mich mal darin versuchen, kleinere Kommentare zu schreiben, und möchte mich dem neuen Kapitel von "Wunschstern" widmen!


    Ich war ja nun länger nicht hier, aber es ist ja verdammt fiel passiert! Das Motiv, dass sich entwickelt, gefällt mir sehr: Zwei Freunde, die getrennt werden, einer, der sich Vorwürfe macht, beide vermissen sich - und ein schwerwiegendes Ereignis bringt sie wieder zusammen. Noch dazu müssen sehr starke Ängste überwunden werden ... das sind, wie ich finde, sehr kräftige Thematiken, die das Potential haben, den Leser mit sich zu reißen (was dir bisher auch sehr gut gelingt)!


    Grundsätzlich gefallen mir deine Beschreibungen wieder sehr gut. Allein schon die Tatsache, dass du die Sicht der Pokémon sehr genau portraitierst ("glänzende Stöcke" statt "Gewehre"), aber auch diese von mir immer wieder (ja, ich weiß, ich wiederhole mich) bei dir vielgelobten kleinen Details sind wieder sehr präsent. Speziell denke ich da an die Art und Weise, wie Koun durch den Schnee läuft - oder es vielmehr nicht tut. Wir alle wissen, dass Schnee nicht wie fester Erdboden ist, über den man einfach drübertorkeln kann, und doch beschreiben wir das Versinken, die unstete Beschaffenheit sehr selten. Sehr schön, dass du darauf geachtet hast!


    Mir ist etwas aufgefallen, von dem ich nicht sicher bin, ob es beabsichtigt war, das aber eine interessante Wirkung entfaltet: Die kursiven Gedanken. Es ist ja schon beinahe Standard (zumindest hier, in diesen Breitengraden), Gedanken kursiv zu machen, um sie deutlicher und optisch von der wörtlichen Rede zu unterscheiden. Hier hat das aber noch einen anderen Effekt: Dadurch, dass wir genau zwei Charaktere haben, die denken (nicht bloß einen, das Kapitel tragenden, oder mehrere, die das folgende Bild aufweichen würden), verbindet sie die Struktur der immer wieder eingestreuten Gedanken. Man baut beinahe unwillkürlich eine Verbindung auch, zumindest ging das mir mir so, als wären die beiden speziell ausgesuchten Denkenden im Geiste verbunden. Ich weiß nicht, versteht man, was ich meine? xD"


    Der Plot entwickelt sich jedenfalls sehr spannend, und ich bin neugierig, wie der planlose Koun ('planlos' neutral gemeint, weil er ja überstürzt ins Dorf gerannt ist) und die feurige Hashiko die Situation lösen werden. Ich tippe ja darauf, dass sie die Pokémon des Ortes auf ihre Seite ziehen ... spannend, spannend! Es war mal wieder eine große Freude, deine Geschichte zu lesen!



    lg


    Sheo


    P.S.: Das mit dem Kurzfassen sollte ich üben xD"

  • Drei Jahre später … komm ich endlich mal dazu hier fertig zu veröffentlichen.

    Und damit: Hallo zusammen!

    Vermutlich sind die meisten Leser jetzt schon verschwunden, aber das macht nichts. Wer sich spoilern möchte, kann das gern auf ff.de tun, wo die Geschichte schon seit November 2018 vollständig veröffentlicht ist.

    Bevor aber der neue Part dieser Geschichte online geht, geh ich natürlich noch sehr gern auf die Kommentare ein. Vielen Dank Rusalka und Rex Lapis!





    Mit einem kurzen Blick um sich erkannte sie die stählernen Stöcke. Ihre roten Augen leuchteten kurz bedrohlich auf, bevor sie den Männern mit einer unsichtbaren Kraft ihre Gewehre aus den Händen schlug. Dumpf kamen die Waffen auf dem Schnee auf. Erschrocken wichen die Dorfbewohner ein paar Schritte von der Feuerfüchsin zurück.
    „Krümmt ihm ein Haar und alles steht in Flammen!”, rief Hoshiko den Menschen telepathisch entgegen. Die Hunde-Pokémon klemmten die Ruten zwischen die Hinterbeine und drückten sich leise winselnd auf den Boden. Verwundert drehten sich die Männer zu den Pokémon und merkten, dass das Vulnona es ernst meinen musste. Um ihre Worte zu untermauern ließ sie mehrere Irrlichter um sich und das Absol erscheinen, die sich schnell in einem großen Kreis drehten.
    „Tretet zurück! Legt die Waffen weg!”, erklang schließlich eine Stimme aus der Masse. „Oder wollt ihr die Neunschwänzige verärgern? Wisst ihr nicht, wozu sie in der Lage ist?” Augenblicklich fielen Stöcke, Harken und Knüppel in den Schnee. Zufrieden nickte die Feuerfüchsin und richtete sich auf, doch der Kreis aus Irrlichter drehte sich weiterhin mahnend. Sichtbar ehrfürchtig betrachteten die Dorfbewohner das Pokémon vor ihnen und warteten darauf, was als nächstes geschehen würde. Hoshiko ließ ihre neun Schweife sinken, deren Spitzen dasselbe Blau besaßen, wie auch die flammenden Irrlichter.
    Kōuns Herz schlug schnell, aber er konnte nicht sagen warum. Hatte er Angst? Er spürte wie seine Pfoten feucht wurden, es aber nicht am Schnee lag. War das vor ihm wirklich Hoshiko? Aus ihren sechs Schweifen waren neun geworden, die sie sichtlich stolz trug. Ihre einst kurzen Beine waren gewachsen, sie war nun nur unwesentlich kleiner als er. Auf ihrem Kopf trug sie einen wilden Fellschopf und längeres Fell bedeckte ihre Brust. Am meisten beeindruckte ihn jedoch ihr Fell. Das einst goldene Fell war einem kühlen Silber gewichen — eine Farbe, die er zuvor noch nie gesehen hatte. Selbst ohne Sonnenlicht besaß es einen edlen Schimmer. Fast wie das der Sterne.
    Schließlich drehte sie sich zu ihm um und als sich ihre Augen trafen, konnte Kōun kaum glauben, was er sah. Er hatte ungeheuchelten Zorn erwartet, Verbitterung und sich sogar auf blanken Hass eingestellt. Aber nie hätte er erwartet Erleichterung in ihrem Blick zu sehen. Und warum tat gerade das so weh?
    „Du bist wirklich da”, flüsterte sie, als sie einige Schritte auf ihn zukam. „Ich wusste, du würdest kommen.”
    „Sie wusste es? Sie hat auf mich gewartet?” Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass sie tatsächlich nach all der Zeit noch auf ihn warten würde. Sie war hier, die ganze Zeit und er hatte sich damit getröstet, dass sie ihn nicht mehr sehen wollte. Er hatte alles von sich geschoben und es damit gerechtfertigt, dass sie es hier besser hätte. Aber war dem wirklich so? Eigentlich wusste er es gar nicht und hatte es sich doch stetig eingeredet. Nicht einmal war er in all der Zeit in der Nähe gewesen und hatte nach ihr gesehen. Er hatte ihre Treue die ganze Zeit verleugnet, nur damit er leichter damit zurechtkam. Doch hier stand sie nun vor ihm, nach all den Tagen die seit ihrer Trennung vergangen waren und machte ihm keinerlei Vorwürfe. Er war zu überrascht von der Situation um etwas zu erwidern, er spürte nur, wie die Schuld sich schmerzhaft in sein Herz grub.
    „Ich bin so froh dich zu sehen!”, meinte die Feuerfüchsin als sie schließlich vor ihm stand. Dabei legte sie ihren Kopf ein wenig schief, sichtlich glücklich. Kōun spürte wie seine Augen feucht wurden und seine Beine zu zittern begannen. Er ertrug den Anblick ihrer roten Augen nicht mehr und senkte den Kopf.
    „Hoshiko … es tut … mir so … leid …”, brachte er mit Mühe hervor, als die ersten Tränen seine Schnauze entlang liefen und nasse Spuren in dem dunkelblauen Fell hinterließen. „Ich hab gedacht … du hättest mich vergessen … du würdest mich nicht mehr wiedersehen wollen … nachdem ich dich allein gelassen hatte. Hätte ich gewusst, dass du … auf mich wartest … wäre ich schon viel früher gekommen. Es tut … mir so leid … Bitte verzeih mir.”
    Sein ganzer Körper zitterte unter dem Schluchzen und am liebsten wäre er einfach verschwunden. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie es sein würde der Feuerfüchsin wieder in die Augen zu sehen. Die ganze Zeit war er zu sehr damit beschäftigt gewesen sie zu vergessen und als Teil seiner Vergangenheit zu akzeptieren. Kōun fühlte sich wie ein Verräter ihr gegenüber, die stetig darauf gehofft hatte, dass er zurückkommen würde. Und er hatte sie einfach im Stich gelassen. Die Schuldgefühle bohrten sich schmerzhaft in sein Inneres.
    Nie hätte Hoshiko gedacht, sie würde das standfeste Absol weinen sehen. Ihn so zu sehen tat ihr weh. Es war für sie nicht von Bedeutung was er gedacht hatte oder wie er annehmen konnte, sie würde ihn einfach vergessen. Was interessierte sie die Vergangenheit? Kōun stand hier, direkt vor ihr. Nichts anderes hatte in diesem Moment eine Bedeutung für sie. Vorsichtig machte sie einen Schritt auf ihn zu und überwand die letzte Distanz zwischen ihnen. Sie berührte mit ihrer Schnauze das weiße Fell auf seinem Kopf — es war ganz feucht von dem vielen Schnee und trotzdem konnte die Feuerfüchsin den ihr bekannten Geruch wahrnehmen. Ihr Herz schlug schneller, als sich eine wohlige Wärme in ihrem Inneren ausbreitete. War es die Erleichterung nicht mehr allein zu sein? War es die Freude ihn endlich wiederzusehen? Das Gefühl des Glücks, dass ihr Wunsch in Erfüllung gegangen ist? Hoshiko konnte nicht sagen, was es war, das sich wie eine behagliche Decke über ihren Schmerz legte. Sie hoffte bloß, dass Kōun es auch spürte.
    Als er die Berührung auf seinem Fell wahrnahm, hob er den Kopf und sie sahen sich in die Augen. Er schämte sich so sehr für alles, in diesem Moment aber besonders für sein tränenfeuchtes Fell. Ihr Blick hielt ihn jedoch davon ab wegzusehen. Waren sie sich schon jemals so nah gewesen? Es schien eine andere Nähe zu sein, als die, die sie zuvor gekannt hatten. Die Feuerfüchsin schloss die Augen und berührte mit ihrer Nase seine. Ein warmes Kribbeln zog durch sein Fell als sein Herz erneut schneller schlug. Er spürte wie kurz die Angst vor dem Unbekannten an ihm zupfte und schließlich einfach verschwand. Zögerlich begann er es zu genießen und ließ seine Augen zufallen, während ihr beruhigender Duft seine Nase erfüllte. So intensiv war dieser Moment für ihn, dass er kaum mitbekam als er endete. Erst als ihre Zunge über seine feuchte Wange fuhr, öffnete er verwundert die Augen.
    Sie war über ihre eigenen Taten erstaunt, aber es fühlte sich so richtig an. Vorsichtig leckte sie über das kurze, dunkle Fell, das sein Gesicht bedeckte in der Hoffnung, ihn damit von seiner Traurigkeit zu befreien. Er sollte nicht weinen oder sich für die Vergangenheit schuldig fühlen.
    Schließlich machte Kōun einen Schritt nach vorne und vergrub seine Schnauze in ihrem Hals. Im Gegenzug legte Hoshiko ihren Kopf auf seinen Nacken. So verharrten sie mehrere Augenblicke und mit jedem Herzschlag fühlten beide wie eine Last von ihnen genommen wurde. Die Schwere der Einsamkeit wurde Stück für Stück von ihrer Zweisamkeit abgetragen, bis nichts mehr davon übrig war.
    „Ich verzeih dir”, flüsterte die Feuerfüchsin und das Absol machte einen Schritt zurück, um in ihre roten Augen zu sehen. „Das Wichtigste ist, dass wir wieder zusammen sind.”
    Er konnte nur schlucken und lächelnd nicken. Die Beiden hatten die Menschen um sie herum vergessen, erst in diesem Moment wurde ihnen wieder bewusst, dass sie gar nicht allein waren. Unsicher blickte Kōun um sich, doch Hoshiko setzte sich in den Schnee und ließ ihre Irrlichter in der kalten Luft verharren. Gebannt starrte er auf die schwebenden blauen Flammen, die sich langsam eine nach der anderen auflösten, als hätte ein plötzlicher Windhauch sie gelöscht. Sein Blick fiel auf die Berge um sie herum und mit einem Mal kam die Vorahnung zurück. Vor seinem inneren Auge sah er, wie die Schneemassen sich von den Hängen lösten und ihren Weg Richtung Tal nahmen, umgeben von riesigen Wolken aus Pulverschnee. Die Feuerfüchsin bemerkte den plötzlichen Ausdruck von Angst in seinen Augen und fragte: „Kōun, was ist los?”
    „Wir müssen hier weg. Sofort!”, erwiderte er. „Eine Lawine wird hernieder gehen und das gesamte Dorf unter sich begraben. Wir müssen uns in Sicherheit bringen!”
    Und mit einem Mal wurde Hoshiko bewusst worüber die Menschen immer gesprochen hatten. Welchen Hintergrund all die Geschichten über die Absol hatten. Sie brachten keine Katastrophen herbei, sie sahen diese voraus! Schnell erhob sie sich und sah sich die umstehenden Menschen an, die weiterhin gebannt auf die beiden Pokémon starrten. Zwischen den Dorfbewohnern standen die Hunde-Pokémon, viele mit eingeklemmter Rute. Auch sie wussten was kam, konnten es aber nicht so klar sehen wie Kōun.
    „Packt eure Sachen!”, forderte die Feuerfüchsin die Menschen telepathisch auf. „Evakuiert das Dorf, sofort! Ihr dürft keine Zeit verlieren.”
    „Warum?”, murmelten einige und wechselten verwunderte Blicke.
    „Das liegt an dem Absol! Es war zu lange hier, jetzt wird eine Katastrophe über uns hereinbrechen!”, rief eine Stimme aus der Menge und die ersten griffen nach ihren Waffen im Schnee.
    „Seid nicht dumm!”, knurrte Hoshiko verärgert. „Das Absol ist gekommen um euch vor der Lawine zu warnen, die kommen wird. Wozu sollte er sein Leben aufs Spiel setzen hierher zu kommen, nur um euch ein Unglück zu bringen? Denkt nach!”
    Sie blickte in die Runde der unentschlossenen Dorfbewohner, die verwirrte Blicke wechselten. Die Hunde-Pokémon winselten leise. Eine Gruppe von Sniebel tauchte aus dem Schatten eines Gebäudes auf und überquerte schnell den Platz. Immer wieder starrten sie zu den Bergen, bevor sie zwischen zwei Häusern verschwanden.
    „Jeder hier spürt es. Es ist euer Ende, wenn ihr nicht flieht!”, rief die Feuerfüchsin noch einmal eindringlich. „Ich werde gehen. Ich vertraue ihm.” Demonstrativ wischte sie mit ihren neun Schweifen über den Schnee und ging in Richtung Dorfrand — Kōun folgte ihr in geringem Abstand. Er war neugierig, was die Menschen nun tun würden. Sie hatten die Warnung erhalten, sie wussten nun, was auf sie zukam. Aber würden sie wirklich auf ihn hören und Hoshikos Rat folgen?
    Sie hatte sich verkneifen müssen die Dorfbewohner anzuflehen. Obwohl sie sich zwischen den Gebäuden immer ein wenig eingesperrt gefühlt hatte, so waren die Leute hier doch gut zu ihr gewesen und hatten sie gesund gepflegt. Nie hatten sie ihr etwas anderes als Respekt und Freundlichkeit entgegen gebracht. Sie wusste, dass die Dorfbewohner in ihr ein besonderes Pokémon sahen und ihr mehr Macht zusprachen als sie besaß. Und gerade aus diesem Grund war die Feuerfüchsin sicher, dass sie diese Haltung bewahren musste. Ihr Vertrauen in Kōun war unerschütterlich und nur, wenn sie das auch deutlich zeigte würden die Menschen ihr folgen.
    Die Leute waren verwirrt, denn sie verstanden nicht, was gerade vor ihren Augen geschehen war. Sie alle kannten die Geschichten von den Absol, den weißen Unglücksbringern, die in den Bergen lebten und man nicht verärgern durfte. Es gab viele solcher Erzählungen, manche klangen glaubwürdiger als andere, aber ihnen allen war gemeinsam, dass die schneeweißen Pokémon gefährlich waren. Keiner wusste, warum sie Katastrophen über die Menschen brachten und jeder ging anders damit um. Die anfängliche Angst war schnell in Wut umgeschlagen, in den Wunsch sich vor dieser Rasse zu verteidigen.
    Doch nun war all das ins Wanken geraten, als die Neunschwänzige ihnen das genaue Gegenteil gesagt hatte. Mehr noch: sie vertraute diesem Absol! Vulnona waren schon immer verehrte Pokémon gewesen, jedes Kind wusste um ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten. Dass sie die menschliche Sprache beherrschten und sich in Form von Telepathie mitteilen konnten. Ihre Klugheit war allgemein bekannt, kaum einer würde wagen sie in frage zu stellen. Sie lebten lange und wurden deshalb sehr weise, da sich die magische Energie in ihren neun Schweifen sammeln soll. Aber sie waren auch gefährlich, sehr freiheitsliebend und viele Geschichten erzählten von ihrer nachtragenden Art und Rachsucht. Man sollte sich einem Vulnona niemals unvorsichtig nähern, denn sonst könnte man verflucht werden oder von ungezügeltem Feuer getroffen werden.
    Gab es für dieses mächtige und schlaue Pokémon einen Grund sie anzulügen? Wenn sie dem Dorf wirklich hätte schaden wollen, hätte sie das nicht schon längst getan?
    „Alle Mann zurück in die Häuser. Packt eure Sachen! Ihr drei dort drüben, holt die Miltank und Chevrumm aus den Ställen. Achtet auf die Mähikel! Beladet die Karren nicht mit zu viel, damit sie nicht zu schwer werden. Vorwärts, vergeudet keine Zeit!”, hallten schließlich die ersten Befehle über den Platz und die Menschen stoben in unterschiedliche Richtungen. Wild bellten die Hunde-Pokémon als sie ihren Besitzern folgten. Zufrieden blickte Hoshiko über die Schulter zurück auf einen leeren Dorfplatz.
    „Kōun”, wandte sie sich schließlich an das Absol neben ihr, „weißt du, wo das nächste Dorf ist? Wir müssen den kürzesten Weg für sie finden. Ich weiß nicht, ob sie eine Nacht draußen überstehen.”
    Er überlegte kurz und antwortete: „Genau weiß ich es nicht, ich war nur einmal in der Nähe und das war im Sommer vor einiger Zeit. Es ist etwas größer als dieses Dorf hier, deshalb bin ich nicht lange in der Umgebung gewesen, aber der Weg zwischen den beiden ist nicht weit. Die Bewohner hier reisen oft in den warmen Monaten dorthin, aber ich denke, sie haben ihre Gründe, dass sie es im Winter nicht tun.”
    „Das heißt, die Leute hier müssten den Weg eigentlich kennen?”
    „Eigentlich ja”, erwiderte Kōun, fügte aber hinzu, „Wir können sie ja dorthin begleiten, sie fühlen sich bestimmt sicherer, wenn du in der Nähe bleibst.”
    „Wahrscheinlich”, meinte die Feuerfüchsin leise. „Stört dich das nicht?”
    „Nein, warum sollte es?”, entgegnete er lächelnd. „Ich geh mit dir wohin du willst.”
    Hoshiko konnte nicht anders als ihm einen dankbaren Blick zu schenken und ihre Schnauze in seinem langen weißen Brustfell zu vergraben.
    „Gehen wir”, beschloss sie schließlich und ließ hinter sich einige Irrlichter erscheinen. Gemeinsam liefen sie Seite an Seite zum Dorfrand, hinter ihnen markierte eine Spur aus kleinen blauen Flammen den Weg. Die Feuerfüchsin wollte sichergehen, dass die Dorfbewohner nach ihren Vorbereitungen sie auch finden würden.


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  • Hallo,


    es ist tatsächlich eine Weile her, aber es war gar nicht so schwierig, wieder in die Geschichte reinzufinden. Innerhalb kürzester Zeit waren die Charaktere und ihr bisheriger Werdegang wieder verinnerlicht, was nicht zuletzt an ihrer guten Ausarbeitung liegt. Kōuns Verwirrung ob der Situation waren ebenso wie seine ausbrechenden Gefühle nachvollziehbar und Hoshiko tat ihr Möglichstes, um ihn zu beruhigen. Diese Innigkeit wurde über das gesamte Kapitel vermittelt und zeigte, dass Freundschaft für immer hält. Besonders zum Schluss gefiel mir, wie Hoshiko gemeinsam mit Kōun fort ging. Die skeptischen Menschen zu überzeugen sollte da ein Leichtes darstellen.


    Wir lesen uns!

  • Zeit für den vorletzten Part dieser Geschichte. (:

    Zuvor aber noch ein Danke an Rusalka für deinen Kommentar!


    Zuerst war es noch angespannt ruhig in den Straßen, als die Menschen begannen in den Häusern die wichtigsten Dinge einzupacken, doch schon bald erfüllten die Stimmen der Leute und die Laute der Pokémon die eiskalte Luft. Die Chevrumm standen eng beieinander im Schnee, zwischen ihnen blökten die Mähikel nervös. Das weiße, kalte Zeug unter ihren Hufen kannten die Pokémon nicht, da sie die Winter immer in ihren warmen Ställen verbrachten. Auch die Miltank waren sichtlich verunsichert, als sie aus den großen Gebäuden geführt wurden. Bissbark umkreisten die Herden, das ein oder andere Fukano bellte aufgeregt in den Straßen. Aus dem Gasthof traten ein paar reisende Trainer mit ihren Pokémon an der Seite. Gallopa und Pampross scharten im Schnee, als sie vor die Wagen gespannt wurden.
    Über dem Dorf begannen die ersten Vogel-Pokémon zu kreisen — Tauboss, Ibitak und Staraptor zogen über die verschneiten Dächer dahin. Der Ruf eines Washakwil hallte durch die Luft bevor die Glocken anfingen zu läuten und einige zusammenzuckten.
    „Beeilung! Beeilung!”, schrie jemand durch die Straßen. Die allgemeine Nervosität stieg sichtbar an, die Handgriffe wurden immer schneller und nachlässiger. Als eine Kiste mit Lebensmitteln von einem der Wagen zu kippen drohte, konnte nur die geistesgegenwärtige Psychokinese eines Morbitesse dies verhindern. Jedermann nahm so viel er tragen konnte und so viel gebraucht wurde. Die Trainer, die zu Besuch im Dorf waren, halfen tatkräftig mit und folgten gemeinsam mit den Bewohnern der Spur aus Irrlichtern zu Hoshiko und Kōun. Es dauerte eine ganze Weile bis sich alle dort versammelt hatten und bald standen die beiden einer großen Gruppe aus Menschen und Pokémon gegenüber.
    „Kennt ihr den Weg ins nächste Dorf?”, fragte die Feuerfüchsin telepathisch die Dorfbewohner.
    „Grundsätzlich ja”, gab jemand zurück, der sich aus der Menge löste und vortrat. Es war der Mann, in dessen Haus Hoshiko die letzten Monate gelebt hatte. „Aber der Weg ist im Winter beschwerlich und deshalb benutzen wir ihn nicht.”
    „Geh voran und zeig wo es lang geht”, erwiderte sie darauf. „Die Schwierigkeiten werden wir lösen, wenn sie auf uns zukommen. Hier sind genügend Leute und Pokémon um dabei zu helfen.”
    Niemand widersprach und Kōun war beeindruckt von der Zuversicht die Hoshiko ausstrahlte. Sie war gewillt die Dorfbewohner in Sicherheit zu bringen und langsam konnte er verstehen warum. Eine ganze Weile hatte sie bei ihnen gelebt und selbst, wenn es schwer für sie war, so gehörte es zu ihrer Art sich erkenntlich zu zeigen. So wie sie sich auch für die Rettung durch ihn dankbar gezeigt hatte.
    Der Mann ging an den beiden Pokémon vorbei und führte die Gruppe an, die sich nun nach und nach in Bewegung setzte. Flug-Pokémon schlugen mit ihren Schwingen, die Hunde-Pokémon bellten ab und an, um die Herden anzutreiben — einige Miltank muhten unsicher und auch die Chevrumm und Mähikel blökten aufgeregt. Doch das Vertrauen in die Menschen war für diese Pokémon genug und wiederum war das Vertrauen der Bewohner in Hoshiko und Kōun groß genug, um ihnen Glauben zu schenken. Die Kraft der Sonne schwand langsam hinter den grauen Wolken. Noch war von der Lawine nichts zu sehen, doch das Absol spürte, dass die Katastrophe nicht mehr fern war. Er und die Feuerfüchsin flankierten den Zug, obwohl er sich immer wieder ein wenig zurückfallen ließ um darauf zu achten, dass niemand zurückblieb. Eine angespannte Stimmung herrschte in der Menge und er konnte die Blicke auf ihm spüren. Noch wunderten sie sich über sein Verhalten; all das was passiert war. Kōun ertappte sich dabei, wie er sich die Lawine direkt herbeisehnte. Nicht, weil dadurch diese Menschen und Pokémon ihre Heimat verlieren würden, sondern um zu beweisen, dass er nicht dafür verantwortlich war. Dass er sie davor gerettet hatte. Doch schon im nächsten Herzschlag bereute er diesen Gedanken — viel lieber hätte er etwas gegen die Katastrophe unternommen, wenn er gekonnt hätte.
    Die kleinen Glocken, die die Chevrumm und Miltank um den Hals trugen, läuteten bei jeder ihrer Bewegungen und waren eine ganze Weile das einzige Geräusch. Der Mann an der Spitze führte sie auf einem Pfad einen Hügelhang hinauf. Aufgrund des vielen Schnees waren alle sehr konzentriert einen festen Halt zu haben. Die Trainer begannen die ersten Pokémon wieder zurück in ihre Bälle zu rufen, um sich ihrer Sicherheit gewiss zu sein. Plötzlich erklang ein Grollen in der Ferne und ließ alle erstarren.
    „Die Lawine”, hauchte Kōun, als er sah wie sich auf dem entfernten Berghang eine weiße Masse löste. Der aufgewirbelte Schnee bildete eine große Wolke, als wolle er das grausame Schauspiel verschleiern. Sie waren zu weit entfernt, um alle genau sehen zu können, doch als das dunkle Band von Bäumen auf dem Berg plötzlich nicht mehr da war, ging ein Raunen durch die Gruppe. Die Pferde-Pokémon begannen unruhig in ihren Geschirren zu tänzeln und die Hunde-Pokémon klemmten die Ruten zwischen die Hinterbeine. Das Grollen wurde immer lauter und die Lawine kam dem Dorf immer näher. Kōun und Hoshiko beobachteten von verschiedenen Positionen aus, wie die Menschen begannen sich gegenseitig an den Händen zu halten oder auf andere Art einen Halt zu finden. Schließlich trafen die Schneemassen auf den Dorfrand und ergossen sich wie eine riesige, weiße Welle über die Häuser mit den roten Ziegeldächern. Weißer Rauch verschluckte schließlich die Szenerie und es dauerte viele verängstigte Herzschläge, bis sich dieser verflüchtigt hatte und das Ausmaß des Schadens offenbarte.
    Die Wege zwischen den Häusern waren gefüllt mit Schnee und man sah nur noch wenige rote Häuserdächer. Die meisten waren von der weißen Masse verschüttet worden. Lediglich die Gebäude, die am äußeren Dorfwand und vom Berg am meisten entfernt waren konnte man noch erahnen. Betroffen blickten die Menschen und Pokémon auf ihr Zuhause zu dem sie nicht mehr zurückkehren konnten. Eine lange Zeit hatten viele von ihnen dort gelebt und die Älteren unter ihnen konnten die Tränen kaum zurückhalten, bei dem Anblick der Zerstörung. Nur noch schüchtern läuteten ein paar Glöckchen — auch den Pokémon war klar, was sie verloren hatten.
    Wie lange die Dorfbewohner und Trainer reglos auf dem Berg standen, sich gegenseitig trösteten und versuchten Mut zu machen, konnte Kōun nicht sagen. Es kam ihm wie eine endlos lange Zeit vor, aber es missfiel ihm sie anzutreiben. Obwohl es immer dunkler wurde musste er ihnen die Möglichkeit geben zu trauern. Er selbst wollte den Gedanken lieber nicht zulassen, wie er sich fühlen würde, würde man ihn seiner Höhle berauben. Und doch war ihm klar, dass es für ihn einfacher war ein neues Heim zu finden, als für die Menschen. Sie verbanden etwas anderes mit einem festen Platz, als er. Ganz verstand das Absol das nicht, immerhin nutzte er seine Höhle lediglich als Schlafplatz. Sein ganzes restliches Leben fand draußen in den Bergen statt, auf den Wiesen und in den Wäldern. Doch er konnte in den Augen der Dorfbewohner sehen, dass für sie mit der Zerstörung ihrer Heimat etwas geendet hatte. Sie hatten keinen Einfluss darauf und das machte ihnen Angst. Die Ohnmacht in ihren Gesichtern war ihm unangenehm und er versuchte den Anblick zu vermeiden. Er wusste sowieso nicht, wie er sie hätte aufmuntern sollen.

    Nach einer ganzen Weile erklang die Stimme des Mannes, der die Führung übernommen hatte. Kōun war in Gedanken gewesen und hatte seine Worte nicht verstanden aber daraufhin setzte sich die große Gruppe an Menschen zögerlich in Bewegung. Die eiskalte Luft war wieder erfüllt von dem Klang vieler kleiner Glöckchen und den verhaltenen Lauten der Pokémon. Blaue Flammen begannen neben den Menschen zu schweben und bäumten sich mit ihrem flackernden Licht gegen die aufkommende Dunkelheit. In dem Zug wurde eine Lampe nach der anderen entzündet, manche von Menschen getragen, andere hingen an den Wägen und schwangen hin und her. Je weiter sie gingen, desto mehr schienen alle auf ihr Ziel gerichtet zu sein. Das Tempo bekam eine Stetigkeit, die dem Absol gefiel. Zwar konnte er die Entfernung zum nächsten Dorf nicht gut einschätzen, aber hoffentlich würde so die Energie der Menschen lange genug für den Marsch reichen.
    Sie erreichten die Kuppe des Hügels, auf dem sich ein Forst ausbreitete. Kōun erkannte eine Schneise zwischen den Baumstämmen, die ihm ungewöhnlich breit erschien. Auf diese wanderte der Zug aus Menschen und Pokémon zu. Diese Gegend war ihm unbekannt, aber er machte sich nicht die Mühe diese genauer zu betrachten. Dieses Mal musste er wohl seinen einstigen Feinden vertrauen, dass sie den richtigen Weg wählen würden. Die Luft war erfüllt von dem Stapfen der Stiefel im Schnee und dem allgegenwärtigen Läuten der Glocken um den Hals der Chevrumm und Miltank. Die Gallopa und Pampross schnaubten ab und an, die metallenen Riemen ihrer Geschirren klirrten, wenn sie den Kopf bewegten. Das Absol war an das Ende des Zuges zurückgefallen und achtete darauf, dass niemand den Anschluss verlor.
    Hoshiko bedrückte die betretene Stille unter den Menschen. So ruhig kannte sie diese Leute nicht, schon gar nicht die Kinder. In ihren Augen sah sie den Schock, der ihnen die Stimme genommen hatte. Die Hunde-Pokémon, die den Menschen besonders treu ergeben waren, waren ebenso stumm geworden. Fukano und Bissbark liefen neben ihren Herren in derselben gebeugten Haltung her, wie diese es taten. Neugierig schaute die Feuerfüchsin zu dem Mann auf, in dessen Haus sie die letzten Monate verbracht hatte. Auch in seinem Gesicht saß eine Trauer, die sie nicht kannte.
    „Ist das schon einmal passiert?“, fragte sie ihn schließlich telepathisch. Es dauerte eine Weile, ehe sie eine Antwort bekam, der Mann schien tief in Gedanken gewesen zu sein.
    „Ja, ist es“, antwortete er schließlich. „Mein Urgroßvater hat davon erzählt. Als er in meinem Alter war, wurde das Dorf schon einmal durch eine Lawine zerstört. Damals war es noch kleiner gewesen, mit weniger Häusern. Ein paar Stunden, bevor die Schneemassen kamen, hatte er hier in diesem Wald ein Absol gesehen. Das war schon damals ein seltenes Ereignis. Er hatte seine Axt fallen gelassen und war sofort zurückgerannt um alle zu warnen. Deshalb war damals keiner zu Schaden gekommen. Sie hatten danach angenommen, dass es dem Absol missfallen hat, dass Bäume in diesem Wald gefällt wurden und es als Strafe die Lawine schickte. Deshalb wurde hier in all der Zeit kaum Holz geschlagen. Nur dieser Weg hier, die einzige Reiseverbindung zum nächsten Dorf, den haben wir in all den Jahren immer freigehalten.“
    „Aber das Dorf wurde wieder aufgebaut“, schlussfolgerte Hoshiko und erhielt daraufhin ein Nicken.
    „Als der ganze Schnee im Frühling geschmolzen war, sind alle zurückgekommen und haben getan was sie konnten, um das Dorf bis zum Winter wieder bewohnbar zu machen.“
    „Dann werdet ihr das dieses Mal sicherlich auch wieder schaffen“, versuchte die Feuerfüchsin den Mann aufzumuntern. Tatsächlich zeigte sich ein verhaltenes Lächeln auf seinen schmalen Lippen.
    „Auf jeden Fall. Wenn man hier lebt, weiß man, dass immer etwas passieren kann. In den ereignislosen Jahren, vergisst man das manchmal. Vielleicht werden nicht alle zurückkehren für den Wiederaufbau, so wie einst. Aber ich werde es tun“, erwiderte der Mann entschlossen. Er blickte hinter sich auf den Zug in der zunehmenden Dunkelheit und rief: „Bleibt zusammen, wir haben es bald geschafft!“
    Einige Hunde-Pokémon bellten daraufhin und ein paar Chevrumm blökten. Hoshiko sah über die Schulter und bemerkte, dass die Menschen anfingen miteinander zu reden und mehr und mehr Stimmen erklangen, die sich in das stetige Knirschen des Schnees unter ihren Füßen mischten. Die Bäume neben dem Weg blieben stumm, ihre Konturen verwischten in dem schwindenden Licht, bis ihre Stämme nur ab und an von den flackernden, blauen Flammen der Irrlichter erleuchtet wurden. Diese schwebten lautlos in einer langen Kette hinter der Feuerfüchsin und folgten ihr. Sie hätte gern Kōun an ihrer Seite gehabt, aber in der Menge an Pokémon und Menschen waren sie voneinander getrennt worden.
    „Er ist bestimmt weiter hinten“, dachte sie und versuchte sich damit zu beruhigen.

    Je mehr die Nacht an Stärke gewann, desto aufmerksamer wurde Kōun. Ohne viel nachzudenken half er Fukano und Terribark aus dem Schnee, wenn sie in eine Vertiefung geraten waren. Er schnappte nach Beuteln die von Wägen zu fallen drohten und wies neugierige Mähikel zurecht, die sich von der Herde entfernten. Obwohl es so unwirklich für ihn war unter all diesen Menschen zu sein, so selbstverständlich kam es ihm nach kürzester Zeit vor, dass er nicht mehr darüber nachdachte. Irgendwo weiter vorne ging Hoshiko und das war für ihn Sicherheit genug.
    Der Weg vor ihnen begann sich zu senken, als sie die Kuppe des Hügels überquert hatten und sich dem nächsten Tal näherten. Noch hörte der Wald nicht auf, weiterhin standen die Bäume stumm um sie herum, ließen nur den breiten, verschneiten Pfad frei, auf dem sie gingen. Er wand sich nach rechts, schlängelte sich den Hügel hinunter. Die Pferde-Pokémon schnaubte in ihren Geschirren, als sich das Gewicht der Wägen, die sie zogen nach vorn verlagerte. Sie gingen nun langsamer und vorsichtiger. Die ersten Menschen begannen die Feuerpferde zu führen und ihnen beruhigend auf den Hals zu klopfen. Immer öfter muhten die Miltank, denen es in ihrem kurzen, rosafarbenen Fell langsam zu kalt wurde. Mit energischem Bellen trieben die Bissbark sie weiter. Kinder wurden auf Schultern und Wägen gehoben, manch eines auch auf den Rücken eines Pampross, deren schwere Hufe tief in den Schnee einsanken, wodurch sie besonders langsam vorankamen. Kōun bemerkte, wie die Menschen immer langsamer wurden und begann sorgenvoll in den tintenschwarzen Himmel zu schauen. Doch dieser zeigte keinerlei Anzeichen eines baldigen Morgens. Ein wenig Angst bekam das Absol bei dem Gedanken, dass sie es zum nächsten Dorf vielleicht nicht für alle rechtzeitig schaffen würden. Gleichzeitig war er aber auch sehr beeindruckt von diesen Leuten. Auch wenn es für ihn merkwürdig war, dies zuzugeben.


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  • Hallo,


    angesichts der nahenden Katastrophe ist der Eifer der Menschen bewundernswert. Wie bereits erwähnt stellte Hoshiko wohl den größten Grund dar, sich aufzumachen, aber das dargebrachte Tempo ist trotz allem nicht selbstverständlich. Dass die Pokémon ohne Zögern mitgehen, zeigt die tiefe Verbundenheit. Jedenfalls empfinde ich die Aufteilung von Kōun und Hoshiko innerhalb der Gruppe symbolisch für die bisherige Trennung und ihre Gedanken zu verfolgen ist interesssant. Hoffen wir, dass sie gemeinsam sicher und gesund im nächsten Dorf ankommen und hinterher die von der Lawine verschütteten Gebäude wieder aufgebaut werden können. Die Erzählung des Mannes gibt Hoffnung darauf.


    Wir lesen uns!

  • Und damit bin ich auch schon beim letzten Part dieser Geschichte angekommen.

    Vorneweg vielen Dank an alle, die Wunschstern gelesen haben! Es hat mir viel Spaß gemacht an dieser Geschichte zu arbeiten und den Weg von Hoshiko und Koun zu begleiten.


    Danke noch mal an Rusalka für den lieben Kommentar. (:


    Hoshiko war von dem Leuchten im Tal vor ihnen so überrascht, dass sie es im ersten Moment gar nicht glauben konnte. Der Forst hatte plötzlich aufgehört und an seiner Stelle breitete sich nun eine weite Fläche aus Schnee aus. Immer flacher wurde der Hügel hier und an seinem Fuß leuchteten viele Lichter in der so dunklen Nacht. Neben sich hörte sie ein erleichtertes Aufatmen und fragte telepathisch den Mann: „Ist das das Dorf?“

    „Ja, das ist es“, erwiderte dieser sichtlich beruhigt. „Wir sind fast da.“ Er wandte sich um und rief hinter sich: „Gleich sind wir da! Seht ihr die Lichter? Gleich haben wir’s geschafft!“ Ein vielstimmiger Jubel antwortete ihm, in dem sich das Bellen der Hunde-Pokémon mit dem Muhen der Miltank und Blöken der Chevrumm mischte. Ein paar der Pferde-Pokémon wieherten ausgelassen. Das Ziel war für die ersten im Zug ersichtlich und das spornte alle an nicht aufzugeben. Kōun hatte die plötzliche Freude und Erleichterung vor sich bemerkt und das ließ ihn unweigerlich lächeln. Er vergaß seine eigene Erschöpfung und die unablässige Kälte für ein paar Herzschläge, auch, weil die Geschehnisse sich mit einem Mal so unwirklich anfühlten. Heute morgen hatte die Bedrohung der Lawine noch schwer auf ihm gelastet und nun waren all die Sorgen mit einem Mal fort. Obwohl er noch gar nicht wusste, was nun geschehen würde.

    Aus der Masse an Menschen lösten sich die Flug-Pokémon der Trainer und flogen durch die Nacht auf das Dorf vor ihnen zu. Hoshiko konnte ihre Flügelschläge in der kalten Luft hören, während sich die Dorfbewohner weiterhin dem Tal näherten. Immer mehr flachte der Hang des Hügels ab, sodass sich manche Wagenlenker sicher genug fühlten, um die Pferde-Pokémon zu einem schnelleren Gang anzutreiben. Die Mähnen der Gallopa flammten auf, als manche von ihnen in einen schnelleren Schritt fielen. Auch die schweren Hufe der Pampross stießen immer energischer aus dem Schnee. Schließlich hatten auch die letzten Leute des Zuges den Wald verlassen und Kōun sah die Lichter des Dorfes im Tal vor ihnen. Es waren so viel mehr, als er jemals zuvor gesehen hatte. Eine kleine Gruppe Lichter bewegte sich auf den Hügel zu und sammelte sich schließlich davor.

    „Scheinbar haben die Trainer-Pokémon die Dorfbewohner auf uns aufmerksam gemacht“, ging es dem Absol durch den Kopf. Er hatte nun einen weiten Blick und konnte auch den Anfang des Menschenzuges sehen. Dort schwebte eine Reihe blauer Flammen, von denen er wusste, dass es Hoshikos Irrlichter waren. Am liebsten wäre er zu ihr gerannt, aber noch wollte er seinen Platz hier nicht verlassen. Nicht, bis er sich sicher sein konnte, dass nichts Unerwartetes mehr geschehen würde.

    Die Feuerfüchsin blickte hinter sich den Hügel hinauf, auf dem die Lampen der Dorfbewohner den Verlauf des Zuges in die Nacht zeichneten. Unwillkürlich fragte sie sich, wo Kōun wohl gerade war. Für einen Moment keimte die Angst in ihr auf, dass er irgendwann den Zug verlassen hatte und erneut verschwunden war. Aber würde er das wirklich tun? Sie einfach wieder allein zurücklassen? Sie musste den Gedanken gewaltsam wegschieben, auch wenn das ihre Furcht kaum minderte.

    Als sie den Kopf wieder nach vorn wandte, sah sie ein einzelnes Licht auf sich und die Dorfbewohner zukommen. Hoshiko blickte kurz zu dem Mann auf, doch dieser schien sogar noch ein wenig schneller zu gehen. Das Licht kam immer näher, bis im Schein der Lampe ein grauhaariger Mann sichtbar wurde.

    „Was macht ihr denn alle mitten in der Nacht hier draußen?“, fragte er mit dunkler, verwunderter Stimme. Seine dunklen Augen schienen der Feuerfüchsin angstvoll geweitet, als habe er einen Verdacht, von dem er hoffte, dass dieser falsch war. Der Mann neben Hoshiko brauchte einen Moment, bevor er mit möglichst gefasster Stimme antwortete: „Eine Lawine hat unser Dorf erwischt. Vor Beginn des Frühlings können wir nicht dorthin zurück.“

    Der Kopf des alten Mannes sank nach unten, als er diesen traurig schüttelte. „Das tut mir so leid. Folgt mir, ich bringe euch zu den beiden Schulen, dort könnt ihr euch erstmal ausruhen. Eure Nutz-Pokémon werden sicherlich auch unterkommen. Wir finden schon für jeden einen Platz zum Schlafen und Aufwärmen.“

    „Vielen Dank, ich danke Ihnen vielmals“, brachte der andere Mann hervor. Die Feuerfüchsin blickte zu ihm auf und erkannte ein erleichtertes Lächeln in seinem Gesicht. Inzwischen hatten sich immer mehr der Dorfbewohner hinter ihnen versammelt. Sie konnte das Schnauben der Pferde-Pokémon hören und die vielen Glöckchen der Miltank und Mähikel. Die Pokémon des Dorfes hatten sich an den Schnee gewöhnt, sodass die Kälte sie nicht mehr nervös machte.

    Hoshiko entfernte sich von der Seite des Mannes und ging an den Rand des Zuges, sodass sie ihn überblicken konnte. Die Lichter formten nun nicht mehr eine schlängelnde Linie, sondern sammelten sich in einer großen unförmigen Fläche. Und irgendwo war Kōun. Die plötzlichen Befehle, die durch die kalte Winterluft hallten, nahm sie kaum wahr. Erst als sich die Lichter weiterbewegten drehte sie sich überrascht um. Hinter ihr standen der Mann und die Frau, in deren Haus sie die letzten Monate gelebt und sich entwickelt hatte.

    „Wir möchten uns im Namen des ganzen Dorfes bei dir bedanken, Mondfüchsin“, begann die Frau zu sprechen. „Wer weiß was passiert wäre, hättest du uns nicht vor der Lawine gewarnt.“

    „Genauer gesagt“, fuhr der Mann fort, „sind wir dem Absol für seine Warnung zum Dank verpflichtet. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wie es um uns stehen würde, hätte es sich nicht ins Dorf getraut.“

    „Ich weiß, dass du uns nicht weiter begleiten wirst“, setzte die Frau erneut an und ihre Stimme klang traurig. „Es war schön, dich bei uns zu haben, aber du wirst hier in den Bergen sicherlich glücklicher werden. Nimm bitte das hier, als Zeichen unserer Dankbarkeit.“ Sie ging einen Schritt auf Hoshiko zu und legte vor ihr ein Bündel in den Schnee. Neugierig schnüffelte die Feuerfüchsin und erkannte einen deutlichen Beerenduft.

    „Auch ich muss euch danken“, wandte sie sich telepathisch an die beiden Menschen. „Ihr habt euch in den vergangenen Monaten sehr um mich gekümmert und das werde ich euch nicht vergessen.“

    „Leb wohl, Mondfüchsin“, verabschiedete sich die Frau mit belegter Stimme.

    „Leb wohl und pass gut auf dich auf“, sagte der Mann und nickte Hoshiko entschieden zu. „Genieß dein langes Leben zusammen mit dem Absol. Wir werden euch und das, was ihr für uns getan habt nie vergessen.“

    „Lebt wohl, bis wir uns eines Tages wiedersehen“, erwiderte die Feuerfüchsin telepathisch und stupste kurz die Hände der Frau an. Dann nahm sie das Bündel auf und lief den Hügel hinauf. Ihre neun Schweife wehten hinter ihr her wie sie in der Dunkelheit verschwand. Lediglich ihre Irrlichter blieben bei den beiden Menschen zurück und leuchteten noch einige Augenblicke, bevor sie schließlich schwächer wurden und verschwanden.


    Kōun war viele Sprünge hinter dem Zug an Menschen und Pokémon stehen geblieben, als er bemerkte, dass sie sich zu sammeln begannen. Keiner achtete mehr auf ihn, niemand schien sich nach ihm umzusehen und es beruhigte ihn. Er hätte sowieso nicht gewusst, wie er sich von den Dorfbewohnern, die vor kurzer Zeit noch alles dafür getan hätten ihn fortzujagen, hätte verabschieden sollen. Da war es besser für ihn, dass sie so sehr mit der Ankunft in dem anderen Dorf beschäftigt waren, dass sie auf ihn einfach vergaßen. Er sah Hoshikos Irrlichter weiter unten im Tal und wartete auf ein Anzeichen darauf, dass sie sich bewegte.

    Doch die blauen Flammen blieben an derselben Stelle, mehr noch, sie verblassten schließlich, als die Lampen der Menschen sich den Lichtern des anderen Dorfes näherten. Für einen Herzschlag keimte in ihm die Angst auf, dass sie mit ihnen gegangen war, doch dann hörte er, wie etwas in einiger Entfernung durch den Schnee lief. Schließlich erkannte er die Umrisse der Feuerfüchsin und rannte auf sie zu. Vor lauter Freude gab Hoshiko ein Japsen von sich, ließ das Bündel aus ihrem Maul fallen und warf sich übermütig auf Kōun. Dieser war zu überrascht um auszuweichen, sodass beide im Schnee landeten. Fröhlich japsend vergrub Hoshiko ihre Schnauze in dem schneeverkrusteten Brustfell des Absol, der auf dem Rücken lag.

    „Ich bin so froh dich zu sehen“, sagte sie und zur Erwiderung leckte er ihr über das Fell auf ihrem Kopf.

    „Ich bin auch froh, dass du wieder da bist“, meinte er. „Jetzt müssen wir uns aber einen Platz zum Schlafen suchen, weil ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann.“ Die Feuerfüchsin ließ von ihm ab, sprang zurück zu dem Bündel und legte es vor Kōun ab, der sich wieder auf alle Viere aufgerafft hatte.

    „Mit leerem Magen werden wir heute nicht schlafen müssen. Die Menschen haben mir Futter zum Dank geschenkt.“

    „Sehr großzügig von ihnen“, erwiderte das Absol sichtlich überrascht. Mit einem Blick auf den Wald, der die Kuppe des Hügels überzog, meinte er: „Dort finden wir bestimmt eine geschützte Stelle um uns auszuruhen. Morgen gehen wir dann zurück in die Höhle.“

    „Ja, das machen wir“, stimmte die Feuerfüchsin ihm zu, als sie gemeinsam hinauf zum Forst gingen.



    Warmes Sonnenlicht weckte Kōun. Gähnend streckte er die Vorderpfoten von sich, bevor er seine Nase mit dem intensiven Duft der Wiesenblumen und Kräuter füllte. Der Schatten des Waldes hatte sich zurückgezogen, sodass er und Hoshiko nun in der sonnenüberfluteten Bergwiese lagen. Das Absol spürte den Kopf der Feuerfüchsin auf seinem Rücken liegen und blieb deshalb so ruhig, wie möglich.

    Der Schnee hatte sich schon lang auf die obersten Gipfel der Berge zurückgezogen und auch der Frühling neigte sich dem Ende zu. Mit jedem Tag der verging gewann die Sonne an Stärke und das läutete die Zeit der Sommergewitter ein. Doch soweit dachte Kōun in diesem Moment nicht. Mit dem Kopf auf den Vorderpfoten ruhend, betrachtete er die Blumen vor seiner Schnauze und lauschte dem fernen Zwitschern einiger Vogel-Pokémon. Die Augenblicke vergingen, die Sonne wanderte ein Stück weiter, bis Hoshiko sich schließlich bewegte.

    Sie hob ihren Kopf von Kōuns Rücken und gähnte mit weit geöffnetem Maul. Noch verschlafen, blinzelte sie, bevor sie ihre Schnauze in seinem weißen Fell vergrub.

    „Hast du gut geschlafen?“, fragte er und verlagerte sein Gewicht auf eine Seite, sodass er sich zu ihr wenden konnte.

    „Hab ich und du?“, erwiderte sie, als sie ihre Vorderpfoten von sich streckte.

    „Ich auch“, sagte Kōun lächelnd. „Und jetzt könnte ich was zu essen ganz gut vertragen. Geht’s dir auch so?“

    „Ja, das wär wirklich schön“, antwortete Hoshiko und erhob sich, woraufhin das Absol es ihr gleichtat. In stiller Übereinkunft gingen sie nebeneinander den Berg hinauf. Der Schatten der Bäume legte sich auf das Fell der beiden Pokémon, die im gleichmäßigen Lauf durch den Wald schritten. Um sie herum waren bekannte Geräusche, von denen keine Gefahr für sie ausging. Im Unterholz raschelten ein paar Pachirisu oder Rattfratz auf Nahrungssuche und die kleinen Nager-Pokémon beäugten die zwei neugierig, waren aber zu vorsichtig und zu beschäftigt, um sich ihnen zu nähern. In den Bäumen krähten ein paar Kramurx durch den Wald, sonst herrschte eine Stille vor, wie sie nur zur Mittagszeit an einem warmen Tag vorzufinden war.

    Es dauerte nicht lang, bis Kōun und Hoshiko eine der vielen Beerenbaumansammlungen erreicht hatten, die sie in dieser Umgebung kannten. Schweigsam fraßen sie sich satt, erkundeten noch ein wenig den Forst und machten sich schließlich auf den Weg zurück zu ihrer Höhle.

    Ihre Gewohnheiten hatten sich im Laufe der letzten paar Monate gefestigt, trotzdem verspürten beide keine Langeweile in diesem täglichen Rhythmus. Sie fühlten sich sicher und warteten nur auf den Sommer mit seinen warmen Nächten, bei denen sie viele Tage nicht zur Höhle zurückkehren würden. Nachdem der Schnee des letzten Winters endlich geschmolzen war, hatte Kōun es sich zur Aufgabe gemacht, der Feuerfüchsin so viel wie möglich von den Bergen, seiner Heimat, zu zeigen. Für den Sommer hatten sie sich vorgenommen selbst für das Absol unbekannte Gebiete zu erkunden, um zu sehen, was sich hinter der nächsten Bergkuppe befand.

    „Kōun, ist alles in Ordnung?“, fragte Hoshiko plötzlich und riss ihn aus seinen Gedanken.

    „Ja, natürlich“, erwiderte er lächelnd. „Ich hab mir nur gerade vorgestellt, wie es sein wird im Sommer durch die Berge zu ziehen.“

    „Darauf freu ich mich schon so!“, quiekte die Füchsin wie ein junges Vulpix.

    „Ich mich auch“, stimmte Kōun mit ein.

    Vor ihnen erhob sich der Berg und sie gingen den schmalzen Pfad zu dem Plateau hinauf, auf dem sich die Schlafhöhle befand. Der Himmel hatte sich bereits pfirsichorange gefärbt, der Wind wehte das Orchester der Vogel-Pokémon aus dem Wald zu ihnen hinauf. Als sie die Anhöhe erreicht hatten, blickte Hoshiko sich um und sah ins Tal, über das sich bereits die Schatten der nahen Nacht legten. Das Dorf war weiterhin an vielen Stellen zerstört, doch auf ein paar Dächern glänzten frische rote Ziegel.

    „Wann denkst du, dass das Leben im Dorf so sein wird, wie früher?“, fragte sie, als sie dem Absol den Kopf zuwandte.

    „Den Sommer über werden sie sicherlich noch brauchen“, meinte er. „Möglicherweise werden sie erst wieder nächsten Frühling dort einziehen.“

    Die Füchsin erwiderte nichts, wandte sich um und ging auf die Höhle zu. Vor dem großen Eingang setzte sie sich ins Gras, ihre neun Schweife hinter sich ausgebreitet und blickte auf die Bergzinnen, die den langsam dunkler werdenden Himmel einrahmten. Das Gestein war von Westen her noch von einem orangenen Schimmer überzogen und der Schnee auf den Gipfeln leuchtete in dem Licht. Kōun setzte sich neben sie und stumm betrachteten sie das Firmament, welches sich mehr und mehr dunkelblau färbte. Rattfratz und Nagelotz huschten raschelnd durch das Gras auf der Anhöhe, der durchdringende Ruf eines Washakwil durchschnitt die spätabendliche Stille für wenige Herzschläge.

    „Der Abendstern ist schon sichtbar“, meinte Hoshiko schließlich. Das Absol folgte ihrem Blick und erkannte den kleinen, leuchtenden Punkt, der schwerelos am dunklen Himmel stand. Die Sonne war im Westen hinter den Bergen verschwunden und nur noch ihr Abglanz war zu sehen.

    „Ich hab mich nie für die Sterne interessiert“, begann Kōun plötzlich und die Feuerfüchsin wandte ihm den Kopf zu. „Was gingen mich diese komischen Lichter an, die so weit entfernt sind. Ich brauchte sie nicht und sie brauchen mich nicht.“ Er sah nun Hoshiko an, die ein neugieriges Leuchten in ihrem rubinfarbenen Augen hatte.

    „Aber seit ich dich kenne, schau ich sie mir gerne an. Nicht, weil ich sie brauche, sondern weil sie mich an dich erinnern.“

    „Das hast du sehr schön gesagt“, meinte die Feuerfüchsin geschmeichelt und schaute hinunter zu ihren Pfoten. Das Absol hatte in der letzten Zeit sehr viele liebe Dinge zu ihr gesagt, aber das berührte sie doch besonders. Kōun beugte sich vor und vergrub seine Schnauze in dem Fell an Hoshikos Hals.

    „Ich bin dankbar, dich getroffen zu haben“, sagte sie schließlich leise. „Und dankbar dafür, dass wir immer noch zusammen sind.“

    Er hob den Kopf von ihrem Fell und die beiden schauten sich einen Moment in die Augen. Schließlich berührten sie sich an ihren Schnauzen.

    „Lass uns weiterhin zusammenbleiben“, flüsterte Kōun, als das letzte Sonnenlicht verschwand und der tintenschwarze Himmel mit Sternen übersät war.


    — Ende


    Und damit endet die Geschichte von Hoshiko und Koun. Vielen Dank an alle, die gelesen haben, ich hoffe, ihr hattet Spaß dabei!

    Und natürlich ein Dankeschön an alle, die bisher ein Review geschrieben haben, das hat mich jedes Mal sehr gefreut und ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen. (:

    Zum Schluss möchte ich noch ein paar Leuten Danke sagen, die mir bei dem Schreiben dieser Geschichte direkt oder auch indirekt geholfen haben.

    Als erstes gilt ein Dankeschön meiner langjährigen guten Freundin Lauriel die sich meine Ideen zu der Geschichte angehört hat und gleich davon begeistert war. Ein weiteres Dankeschön erhalten Rex Lapis und Obscuritas für eure Kommentare.

    Das nächste Dankeschön bekommt Lexi — auch bekannt als Alexia Drael —, die mir die wunderbare Chance gegeben hat, diese Geschichte drucken zu lassen!

    Zu guter Letzt möchte ich meinem Freund Rusalka danken. Weil er mich immer wieder motiviert, mir Mut macht und sich meine Gedanken zu dieser Geschichte -- und meinen anderen Ideen -- so geduldig anhört. Seine Kommentare und Anmerkungen freuen mich natürlich besonders. Danke dafür. <3

  • Hallo,


    die Ankunft im nächsten Dorf ist gelungen und ich find's gut, dass die Menschen Hoshiko nicht zurückhalten. Auch wenn sie bezüglich Kōun abergläubisch waren, so haben sie erkannt, dass sie ihn wohl aufsuchen wird. Das abschließende Geschenk war hier vielleicht etwas zu schnell vorbereitet. Die innige Zusammenkunft der beiden empfand ich als sehr schön geschriebene Szene und man merkt hier schließlich, dass sie sich wirklich vermisst haben. Es gilt viel zu erzählen, zu entdecken und womöglich auch die ein oder andere Nacht unter freiem Himmel zu verbringen, um die Sterne zu beobachten. Danke für die Geschichte!


    Wir lesen uns!