Wunschstern

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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  • © Cyndaquil (15.08.13)


    Wunschstern



    Jedes Mal, wenn Absol sich den Menschen zeigt, endet dies in einer Katastrophe
    wie Erdbeben oder Sturmflut. Deswegen ist es auch als das Desaster-Pokémon bekannt.


    PokéDex Eintrag aus Omega Rubin


    für @Rusalka


    Klappentext


    Kōun lebt in einer Höhle in den Bergen; allein und abgeschieden, wie es seine Rasse seit sehr langer Zeit schon tut. Er kennt kein anderes Leben und doch fragt er sich, wie es wohl wäre seine Zeit mit jemandem zu teilen. Die Tage des Absol sind gefüllt mit der Futtersuche und dem stetigen Umherstreifen in der Berglandschaft. Er vermeidet jede Begegnung mit Menschen, denn diese wäre für ihn lebensgefährlich. Aber auch um den Kontakt zu anderen Pokémon bemüht er sich nicht. Dafür fehlt ihm das Vertrauen.
    Eines Tages reagiert sein Sichelhorn und er beschließt der Ahnung nachzugehen, obwohl er diese schon so oft ignoriert hat. Daraufhin trifft er auf ein Vulpix und diese Begegnung ändert mit einem Mal das Leben der beiden Pokémon.



    Vorwort


    Willkommen zu Wunschstern!
    Ursprünglich sollte diese Geschichte eine zweiteilige Kurzgeschichte werden, doch während dem Arbeiten wurde die Sache immer länger und länger. Die Geschichte hat weiterhin zwei Teile, aber diese können nicht mehr als Kurzgeschichte gelten.
    Die Idee kam mir im Herbst 2014. Ich hatte schon eine ganze Weile mit dem Gedanken gespielt, mir das Leben eines Absol näher anzusehen. Sie haben ja doch eine ganz eigene Beziehung zu den Menschen und noch dazu eine besonders negative. Im Saisonfinale 2012 hab ich ein Gedicht geschrieben, in dem ein Absol zu Wort kommt. Seitdem hat mich die Idee gereizt, aber einen wirklichen Plot hatte ich nicht. Das kam erst Herbst 2014 zustande, wo ich anfing die ganze Geschichte zu plotten und schließlich aufzuschreiben. Das Ergebnis möchte ich jetzt hier gern veröffentlichen.



    Inhaltsverzeichnis


    Teil eins: Feuerfuchs Teil zwei: Desaster
    1. Update
    2. Update
    3. Update
    4. Update
    5. Update
    6. Update
    1. Update
    2. Update
    3. Update
    4. Update
    5. Update
    6. Update
  • Teil eins: Feuerfuchs


    Each friend represents a world in us,
    a world possibly not born until they arrive,
    and it is only by this meeting
    that a new world is born.
    — Anaïs Nin


    Meine Rasse ist verhasst. Deshalb leben wir abgeschieden von anderen für uns selbst. Wir bilden keine Gruppen, denn das würde nur die Gefahr für unser Leben erhöhen. Einige bilden Paare, leben gemeinsam an Orten, die so weit weg von unseren Feinden sind, dass sie uns nicht erreichen können. Die Einsamkeit hat mein Volk stolz und stark gemacht. Und misstrauisch. Ich erinnere mich daran, wie meine Eltern die Vögel fürchteten, weil sie Späher sein könnten. Wir begegnen jedermann mit Vorsicht. Unser Vertrauen muss hart erkämpft werden und manchmal reicht es nicht einmal für unsere eigenen Artgenossen.
    Ich sollte sie gewöhnt sein, diese Lebensweise. Die ständige Einsamkeit, das fehlende Vertrauen in andere. Aber ich bin es nicht. Mein ganzes Leben kenne ich nichts anderes und doch scheine ich als einziger darunter zu leiden. Jedenfalls denke ich das, eigentlich bin ich mir gar nicht sicher. Ich weiß nicht, wie es ist Gesellschaft zu haben, aber manchmal frage ich mich, wie es wäre. Aber vielleicht ist das auch nur ein Ausdruck von Schwäche.


    Tintene Dunkelheit erfüllte den Himmel. Ein fast voller Mond glühte zwischen den Wolken auf, die vom Wind weiterbewegt wurden. Scheu funkelten einige Sterne zwischen den Fetzen hervor, nur um im nächsten Moment verdeckt zu werden. Stille lag über den schroffen Berggipfeln und die Kälte sammelte sich in den Tälern. Schließlich erhob sich ein Lichtschein im Osten und schickte sein Strahlen über den Himmel. Die Finsternis verblasste langsam und aus dem tiefen Schwarz wurde ein unwirkliches Grau. Einige Zeit verging und ein goldener Schimmer breitete sich aus und färbte die Wolken purpur. Je stärker das Licht wurde, desto kräftiger wurde die Farbe, wandelte sich in ein zartes Rosa und schließlich in ein kräftiges Orange. Die tintene Schwärze wich aus dem Himmel, wurde an den Rand des Westens gedrängt, als der Mond sein Glühen verlor und das Funkeln der Sterne überstrahlt wurde. Doch noch schirmten die gewaltigen Berggipfel das Licht von den Tälern ab, während die Farbe des Himmels von der Dunkelheit ausgewaschen wurde und wieder in einem hellen Blau leuchtete.
    Die Sonne kämpfte sich ohne Hast vor und als ein Stück von ihr schließlich zwischen zwei Gipfeln hervorlugte, strahlte ihr Licht über die Berge. Weißer Schnee glänzte auf den höchsten Zinnen und ein goldener Schimmer überzog das graue Gestein. Die Unebenheiten im Fels warfen harte Schatten und die Dunkelheit verkroch sich in den Tälern. Als die Wolken ihre Farbe verloren und rein gewaschen über den Himmel zogen, wurden die bewaldeten Berghänge und die Wiesen in Licht gebadet und auch die letzte Finsternis musste weichen. Mit der Sonne kam die Wärme und die Kälte stieg als Nebelwolken aus den dunklen Wäldern. Mit fröhlichem Gezwitscher begrüßten die Vögel den neuen Tag, sangen Lobgesänge an das Licht und Liebeslieder an das Leben. Das geschäftige Treiben in den Dörfern war jedoch zu weit weg, um von ihm gehört zu werden. Die Weiden des Viehs zu weit entfernt um die Ruhe seines Schlafes zu stören. Erst als die Sonne seine Pfoten kitzelte und er die Gesänge der Vögel wahrnahm, erwachte er. Ein weiterer Tag war angebrochen.
    Er hob den Kopf und gähnte mit weit aufgerissenem Maul. Noch etwas schlaftrunken erhob er sich auf seine vier Pfoten und streckte seine Glieder. Mit langsamen Bewegungen trat er aus dem Schatten in die frühe Morgensonne vor seiner Höhle. Er reckte sich noch einmal und genoss für einige Herzschläge die Wärme auf seinem schneeweißen Fell.
    Vom Eingang seiner Höhle aus hatte er einen guten Blick auf das Tal. Der Wind wehte das Geräusch mehrerer Glocken zu ihm hoch und er erkannte eine Gruppe kleiner Punkte, die einen Hang hinaufgeführt wurde. Vom Klang her, konnte er sagen, dass es eine Herde Miltank sein musste.
    „Damit gibt es heute keine Magobeeren. Schade”, ging es ihm durch den Kopf, als er den schmalen Weg von seiner Höhle zu einer Anhöhe hinunter ging. Einige Nagelotz steckten die Köpfe aus ihren Erdhöhlen und beäugten ihn aus aufgerissenen Augen, blieben aber stumm. Die Kleinstein ließen sich noch die Sonne auf ihren Körper scheinen und regten sich selbst dann nicht, wenn ein Rattfratz über sie hinüberlief. Die kleinen Nager huschten immer wieder durch das Gras auf der Suche nach Essbarem. In einem leichten Lauf überquerte er das Plateau — die anderen Bewohner ignorierten ihn, so wie er sie großzügig übersah. Er hatte vor langer Zeit aufgegeben ihnen zu misstrauen, aber das bedeutete nicht, dass er ihnen vertrauen konnte. Und ihr Vertrauen hatte er sich auch nicht verdient. Aber so wie es war, empfand er es als gut. Zumindest kannte er es nicht anders.
    Er wusste von einem steilen Pfad, der von dem Plateau in einen Wald führte, der in der Nähe des Tals lag. Der Forst war ungenutzt, da ihn eine hohe, steile Felswand von der Ebene abgrenzte die schließlich ins Dorf hinabfiel. Die Menschen hatten kein Interesse an den alten Bäumen dort und das kam den Pokémon nur sehr gelegen. Vor allem ihm — ein Zusammentreffen mit einem Menschen würde für jemanden seiner Art nicht gut ausgehen. Mit sicheren Schritten folgte er dem schmalen Pfad bergab, sprang über größere Felsbrocken und war auf der Hut vor gelockerten Steinen. Obwohl er diesen Weg kannte, so war er jedes Mal vorsichtig und konzentriert. Aus wachsamen roten Augen musterte er die Umgebung, beobachtete den Vogelflug am Himmel und die Bewegungen an den entfernten Bergweiden der Menschen. Auf halbem Weg zum Wald entsprang eine Quelle und er hielt dort für einen Moment, um zu trinken. Das Wasser war ganz kalt als er es gierig aufleckte. Er erhob sich und wollte weiter dem Pfad folgen, als ihn etwas stoppen ließ. Verwundert hob er den Kopf und schnüffelte. Der Wind hatte sich gedreht und trug eine merkwürdige Ahnung mit sich, wie er das Gras bewegte.
    Sein schwarzes, sichelförmiges Horn schien auf die Veränderung zu reagieren und etwas drängte ihn zu einem bewaldeten Hang in der Nähe der Bergweiden. Er kannte solche Gefühle — er hatte sie oft. Es lag in seiner Art Dinge zu spüren die geschehen werden. Nur konnte er selten sagen, wann sie geschehen würden. Seine Eltern hatten ihm erzählt, dass es einige seiner Rasse schafften genau vorherzusehen wann etwas passierte, aber darin hatte sich schon lange niemand mehr geübt. Wozu auch? Diese Fähigkeit war immerhin der Grund für den Hass der auf seiner Art lag. Er wollte es ignorieren. So wie er schon mehrere Male zuvor der Ahnung nicht nachgegangen war. Doch dieses Mal schien es stärker als jemals zuvor zu sein. Das konnte nur bedeuten, dass etwas besonders Schlimmes passieren würde oder aber, dass es sehr bald geschah. Obwohl sein Hunger ihn zu dem bekannten Wald trieb, schlug er einen anderen Weg ein und hielt auf den Hang zu, zu dem es ihn zog.


    Die Umgebung raste an ihr vorbei, als sie sich ihren Weg durch das Unterholz bahnte. Ihr Herz klopfte wild, während sie immer weiter lief. Sie konnte ihre Verfolger hinter sich hören, wie ihre schweren Schritte Zweige zerbrachen und das trockene Laub aufwirbelten. Geschwind schlug sie ein paar Haken, versuchte sie in einer Gruppe dichtstehender Birken abzuhängen oder zu verlangsamen, aber ihre Versuche schienen nicht erfolgreich zu sein. Sie konnte immer noch die verzerrte Stimme hinter sich hören, die unbekannte, aber laute Befehle gab. Vor ihr tauchte plötzlich ein umgestürzter Baumstamm auf, der ihr den Weg versperrte. Für einen schnellen Herzschlag dachte sie daran anzuhalten und um ihn herum zu laufen, aber das würde ihren Verfolgern nur die Möglichkeit geben, sie zu erwischen. Also gab es nur eine Möglichkeit.
    Sie versuchte noch etwas schneller zu laufen und stieß sich kurz vor dem Stamm vom Waldboden ab. Für einen kurzen Moment schwebte sie in der Luft, unter ihr die verwitterte Borke und vor ihr der Weg aus dem Forst. Ihr goldgelbes Fell setzte sich deutlich von der Umgebung ab und ihre sechs Schweife folgten ihr wie eine Schleppe. Im Augenwinkel bemerkte sie plötzlich ein helles Licht, welches sich schnell auf sie zubewegte.
    Der Schmerz explodierte in ihrer Flanke, als die sichelförmige Energie sie im Sprung traf und mehrere Sprünge von dem Baum fortschleuderte. Voller Pein jaulte sie auf und blieb für einige Herzschläge zitternd am Boden liegen. Wimmernd rappelte sie sich auf die Pfoten, ihr rechtes Hinterbein angehoben, um es nicht zu belasten. Keuchend stand sie zwischen zwei Fichten und sah ihre beiden Verfolger auf sich zukommen.
    „Jetzt haben wir dich”, wandte sich das Klingen-Pokémon an den Fuchs. Abwehrend knurrte sie ihr Gegenüber an und stellte ihre sechs Schweife auf.
    „Du hast es erwischt! Gut gemacht, Galagladi”, lobte der Mensch seinen Begleiter, welcher daraufhin kurz nickte. „Also gut, wie machen wir das jetzt am Besten …”, begann der Trainer und fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch die Haare. Er schien unsicher über sein weiteres Vorgehen zu sein.
    Sie verstand nicht was dieser Mensch von ihr wollte und warum er sie so lange mit seinem Galagladi gejagt hatte. Aber die Attacke machte deutlich, dass er kämpfen wollte — nur wollte sie es nicht. Während ihre Verfolger bewegungslos dastanden testete sie vorsichtig, ob sie ihr rechtes Hinterbein belasten konnte. Es tat etwas weh, aber das konnte sie aushalten. Mit einem entschlossenen Ruf spie sie den Beiden etwas Feuer entgegen und nutzte die Überraschung um zu fliehen. Geistesgegenwärtig stellte sich Galagladi vor seinen Trainer und beschwor einen schützenden Schild auf, der sie vor der Attacke abschirmte. Nachdem die Flammen sich aufgelöst hatten, sprintete das Klingen-Pokémon auf Befehl seines Trainers nach vorn, um die Verfolgung wieder aufzunehmen.
    Sie kam langsamer voran als zuvor, hatte sich aber einen guten Vorsprung durch ihre Attacke verschaffen können. Doch ihr Weg endete abrupt vor einer Felswand, die hinter einigen Bäumen aufgetaucht war. Sie bremste scharf ab und stand schwer atmend vor dem Hindernis. Die Schritte ihrer Verfolger und ihre Rufe wurden wieder lauter.
    „Wohin? Wohin?”, schoss es ihr durch den Kopf. Ihre Beine zitterten und Erschöpfung machte sich in ihrem Körper breit. Sie fühlte sich so müde, dass sie nicht wusste, ob sie überhaupt noch die Kraft hatte weiterzulaufen. Aber hatte sie dann überhaupt die Kraft zu kämpfen? Dem Fluchtinstinkt folgend sprintete sie nach rechts — irgendwo musste es doch einen Weg geben! Doch im Augenwinkel blitzte ein helles Licht auf und eine Energiesichel schoss auf sie zu. Sie bremste scharf und rannte zurück, während die Attacke in das Gestein krachte. Aber auch der Weg nach links wurde ihr versperrt, als eine weitere Psychoklinge sie beinahe getroffen hätte und sie zum Umkehren zwang.
    „Es ist zwecklos, du sitzt in der Falle”, sagte das Galagladi triumphierend, welches nun einige Sprünge von ihr entfernt auftauchte. Seine grünen Klingen leuchteten, aber sie war unsicher, ob das noch von den Psychoklingen zuvor war oder bereits auf die nächsten Attacken hindeutete. Sie kauerte sich auf den Boden und knurrte ihr Gegenüber mit zurückgelegten Ohren feindselig an.
    „Verschwindet endlich und lasst mich in Ruhe!”, bellte sie aufgebracht, aber das schien den Krieger vor ihr gar nicht zu beeindrucken.
    „Haben wir dich!”, bemerkte der Trainer entschlossen, als er den Platz vor der Felswand erreichte.


    Schneller als gedacht erreichte er den Wald. Das Gefühl war zunehmend stärker geworden und zog ihn regelrecht den Abhang hinunter in Richtung Tal. Sein Instinkt wehrte sich dagegen, denn der Geruch von Menschen stieg ihm überall in die empfindliche Nase. Es war eindeutig, dass hier öfter Bewohner aus dem Tal vorbei kamen und, dass dieser Forst bewirtschaftet wurde. Deutliche Trampelpfade schlängelten sich den Hang hinauf und an den Borken einiger Bäume waren Markierungen die von keinem Pokémon stammen konnten. Er rümpfte angewidert die Nase, als an einem der unteren Äste einer Fichte ein großes, helles Laken hing. Ob der Wind es hierher getragen hatte oder ob es hier vergessen wurde, war ihm egal: allein der schale Geruch versetzte seine Muskeln in Anspannung und ließ sein Fell unangenehm prickeln.
    Plötzlich hallte eine Stimme durch den Wald. Er begann zu laufen und sprang über einige Bodenwellen, immer weiter den Hang hinunter. Es konnte nicht mehr weit sein, er war fast da! Er war so konzentriert darauf, sein Ziel zu erreichen und den Ursprung seiner Ahnung herauszufinden, dass er beinahe übersehen hätte, dass der Weg vor ihm endete. Erst kurz vor dem Abgrund bemerkte er, dass die Baumkronen plötzlich so viel tiefer waren und er bremste scharf. Vor ihm fiel eine Felswand einige Sprünge tief hinab. Die Bäume wuchsen ungerührt bis an den Rand und schienen sich mit ihren Wurzeln fest verankert zu haben. Für einen kurzen Moment stand er mit klopfendem Herzen da und starrte auf die Spitzen der unter ihm wachsenden Waldriesen. Ob es einen Weg gab, diesen Abgrund zu umgehen und zum Tal zu gelangen, wusste er nicht und der Gedanke war auch schon verschwunden, als es in der Nähe laut krachte. Die Ahnung war wieder da, mit ungeahnter Intensität überfiel sie ihn und machte deutlich, dass er am Ziel war. Ein weiteres Mal traf etwas das Gestein unter ihm und er vernahm eine Stimme.
    „Es ist zwecklos, du sitzt in der Falle.”
    Sie gehörte einem Pokémon, das erkannte er sofort und der triumphierende, sogar zufriedene Unterton in den Worten erschreckte ihn. Was passierte da nur?
    „Verschwindet endlich und lasst mich in Ruhe!”
    Eine zweite Stimme, hell und aufgebracht klang zu ihm hinauf. Die Ahnung überkam ihn wieder und er spürte, dass dies der Ort war, wohin es ihn gezogen hatte. Und er wusste, dass was immer hier geschehen würde, er verhindern musste. Er war zu nah, um jetzt noch guten Gewissens umzudrehen.
    „Haben wir dich!”
    Diese dritte Stimme veranlasste ihn dazu, sich augenblicklich zu ducken. Sie gehörte einem Menschen und was immer dieser vorhatte, es bedeutete nichts Gutes für die zweite Stimme. Mit dem Bauch nah am moosigen Waldboden schlich er an den Rand des Berghangs und spähte hinunter. Er sah einen Menschen und ein Galagladi — beide standen vor der Felswand und blickten auf etwas, was vor ihnen war, er jedoch nicht sehen konnte. Dass es ein Pokémon war, wusste er aber genau. Und er wusste auch, dass er jetzt schnell handeln musste. Aber was sollte er tun?


    „Okay, Galagladi, wird Zeit für deinen Trugschlag”, befahl der Trainer und sein Partner machte einen Schritt auf sie zu. Sie knurrte ihn noch einmal an, entblößte ihre spitzen Zähne, aber der Krieger näherte sich ihr weiterhin.
    „Dagegen kannst du ohnehin nichts machen”, bemerkte das Klingen-Pokémon, bevor es die Schwerter an seinen Ellbogen verlängerte und sich auf sie stürzen wollte. Reflexartig spie sie ihm einen Schwall Feuer entgegen, aber er rollte sich zur Seite und entging der Attacke. Als sie ihren Flammenwurf einstellte, traf sie das Galagladi mit seinem linken Schwert zielsicher an der Schulter und stieß sie von sich. Sie jaulte laut auf, aber nicht, weil der Schlag so schmerzte, sondern weil sie fühlte, wie ihre Kraft schwand. Es machte ihr Angst, dass sie sich kaum noch bewegen konnte und so lag sie wimmernd auf dem Boden. Sie schloss die Augen und wartete mit klopfendem Herzen und keuchendem Atem darauf, was als nächstes geschehen würde.


  • Hallo Cynda,


    jetzt hat es ja doch länger gedauert, bis Wunschstern veröffentlicht wurde, aber umso schöner, dass es endlich so weit ist. Einen Teil des Prologs kenne ich ja bereits durch die Vorschau im anderen Thema, was hier aber auch gleich eine gute Gelegenheit darstellt, alles nochmal zu lesen. Manchmal entgeht einem ja das ein oder andere Detail.


    Jedenfalls: Übermäßig großartige beschriebene Umgebung am Anfang? Check. Das macht dich mittlerweile aus, dass am Anfang eines Kapitels (oder zumindest am Anfang einer neuen Geschichte) so eine ausschweifende Beschreibung der näheren Umgebung stattfindet, die schon beinahe filmreif inszeniert ist. Immer wieder schön, das zu lesen und du legst damit auch eine unheimlich dichte Atmosphäre fest, in der man sich sofort heimisch fühlt und weiß, was einen erwartet. Dabei waren wir noch gar nicht bei den Charakteren, die das sonst immer definieren.
    Absol als Protagonist ist interessant, vor allem, weil man es sonst eher als Gastcharakter sieht und du auf diese Weise recht genau auf ihn eingehen kannst. Generell ist die Geschichte aus Sicht der Pokémon toll, weil da ganz andere Möglichkeiten vorhanden sind, als wenn die Menschen im Mittelpunkt stehen und die Pokémon quasi nur Begleiter sind. Da wirkt die Gleichgültigkeit ob Absols Umwelt und wie die anderen über ihn denken gleich mal umso verbitterter, obwohl da keine großen Hintergedanken sind und es baut Spannung auf, um zu sehen, wie sich das im weiteren Verlauf entwickelt.
    Vulpix als Gegenpart ist auch interessant, noch dazu, weil sie ein Shiny ist. Hat man ja auch nicht so oft, erklärt aber, warum der Mann hinter ihr her ist und sie schnappen will. Die Verfolgungsjagd liest sich flüssig und ich hab mich dabei erwischt, wie ich mitgefiebert habe, selbst als sie schon in die Enge gedrängt war. Galagladi macht allerdings generell einen recht kühlen Eindruck, ohne mit Vulpix zu sprechen. Das mag an der Situation liegen und ich hatte mir ja eigentlich schon erhofft, da ein etwas längeres Gespräch zu sehen. Vielleicht beim nächsten Mal, oder wenn Absol schließlich hinzukommt und sie rettet. Auf jeden Fall ein toller Anfang.


    Wir lesen uns!

  • Heute gibt's einen weiteren Teil. (: Zuerst aber mal das Rekommi für @Rusalka -- vielen Dank dafür, hast mir damit eine große Freude gemacht!




    Galagladi hatte sich aus seinem Blickfeld bewegt und den Geräuschen nach zu urteilen, hatte er seinen Gegner auch getroffen. Er wusste um den Trugschlag, eine Attacke die zielsicher schwächen konnte und somit gern von Trainern eingesetzt wurde. Der Mensch unter ihm bewegte sich, kramte in seinem Rucksack und holte schließlich einen Pokéball hervor. Ganz entschlossen hielt er diesen in den Händen und schien zum Werfen bereit zu sein.
    Er knurrte leise und begann Energie in seinem sichelförmigen Horn zu konzentrieren. Diesen Fang würde er zu verhindern wissen.
    „Dann wollen wir das mal beenden”, meinte der Trainer und holte aus, um den Ball zu werfen. Eine weiße Energiesichel schoss plötzlich auf ihn zu und traf den Pokéball im Flug, der fortgeschleudert wurde.
    „Hä?”, entkam es dem Menschen, als er der Kapsel hinterher sah. „Galagladi, warum hast du das gemacht?”
    Sein Partner blickte sich verwundert zu ihm um und wusste nichts darauf zu antworten, da er gar nicht bemerkt hatte, was geschehen war.
    „Du kannst doch nicht einfach den Pokéball mit deiner Psychoklinge wegschießen! Ich hab nicht so viele”, wandte sich der Trainer verärgert an den Krieger. Doch bevor dieser reagieren konnte, kam eine weitere Energiesichel auf ihn zu und er stolperte erschrocken zurück, als diese vor ihm in den Boden schlug.
    „Ah! Was ist hier los?!”
    Drei weitere Psychoklingen surrten durch die Waldluft, doch bevor diese den Menschen treffen konnten, hatte sich sein Galagladi mit einem schützenden Schild vor ihn gestellt.
    „Wo kommen die her?”, wollte der Trainer verwirrt wissen und sah sich hektisch um.
    Die Verwirrung war gelungen, nun musste er die beiden nur noch vertreiben. Er konzentrierte sich stark und erzeugte einige Illusionen seiner selbst. Vielleicht würden diese ausreichen, den Menschen zu vertreiben und sein Partner würde ihm dann natürlich folgen. Er verstand die Verbindung zwischen ihnen nicht, aber das war auch unwichtig. Nachdem er einige Doppelgänger von sich generiert hatte, schickte er sie mit einem wilden Kampfschrei den Abhang hinunter. Sie sprangen aus dem Schutz der Bäume und landeten vor dem Trainer, der vor lauter Schreck aufschrie.
    Von seiner erhöhten Position konnte er sehen, wie das Galagladi kampfbereit auf Befehle wartete, aber keine erhielt, da sein Mensch sich hektisch umblickte und anscheinend nach einem Ausweg suchte.
    „Das sind viel zu viele! Die können wir unmöglich besiegen. Los, lass uns abhauen, Galagladi!”, rief der Trainer schließlich und rannte durch den Wald hinunter ins Tal. Der Krieger wechselte einen verdutzten Blick zwischen seinem fliehenden Partner und den vielen Absol, die sich vor ihnen aufgebaut hatten und schien einen Moment zu zögern. Schließlich wandte er sich jedoch um und folgte schnell dem Menschen.
    Erleichtert atmete er aus und ließ seine Kopien verschwinden. Er erhob sich, ging auf den Rand des Abhangs zu und blickte nach unten. Es war weiterhin zu tief für ihn, also suchte er mit seinen roten Augen rechts und links von sich ein Anzeichen dafür, dass der Berghang dort weniger steil war. Tatsächlich entdeckte er zu seiner Linken nach mehreren Sprüngen einige tieferliegende Bäume und ging schnell darauf zu. Hier fiel der Hang weniger steil ab und ließ ihn sicher den tiefer gelegenen Teil des Waldes erreichen. Sogleich lief er zu der Stelle, wo zuvor der Trainer und sein Pokémon gewesen waren. Schon von mehreren Sprüngen Entfernung konnte er dort eine Gestalt liegen sehen. Das goldene Fell hob sich deutlich von dem braunen Waldboden ab, doch erst kurz bevor er es erreichte, war er sich sicher, um welches Pokémon es sich handelte. Er blieb etwas außer Atem vor ihm stehen und sah auf das Vulpix herab.


    Sie hatte alles gehört. Nichts gesehen, denn sie konnte die Augen nicht mehr offen halten, aber kein Geräusch war ihr entgangen. Der Trainer und sein Partner waren fort; geflohen vor etwas, das sich völlig lautlos bewegt hatte. Dann war es eine Zeitlang still gewesen und sie hatte nur ihren eigenen Herzschlag gehört. Ihre Muskeln taten weh und die Unfähigkeit sich zu rühren machte ihr Angst. Doch schließlich hatten sich Schritte genähert, wenn auch sehr leise. Und nun war jemand bei ihr und sie konnte nicht einmal die Augen öffnen, um zu sehen, wer es war. Vielleicht war es sogar derjenige, der sie gerettet hatte?


    Er überlegte nicht lange und beugte sich zu dem Feuerfuchs hinunter, hob ihn vorsichtig am Nackenfell hoch und ging zurück den Berg hinauf. Vor der Felswand war es zu ungeschützt und er wusste nicht, ob der Trainer nicht doch nach einer Weile zurückkommen würde, um seine Jagd mit einem Fang zu beenden. Während er vorsichtig über den Waldboden ging und darauf achtete nicht über Unebenheiten oder umgestürzte Bäume springen zu müssen, versanken seine Gedanken in Fragen. Warum hatte seine Ahnung bei einem Pokémonfang angeschlagen? Er hatte schon ab und an einige Fänge aus der Ferne beobachten können und konnte sich nicht erinnern das Gefühl verspürt zu haben, diese zu verhindern. Warum also dieses Mal? Und aus welchem Grund so weit weg? Jahrelang hatte er diese Fähigkeit mehr oder weniger ignoriert, sodass sie in den letzten Jahren nur noch sehr schwach war. Ob es damit zusammenhing, dass dieses Vulpix diese außergewöhnliche Fellfarbe besaß? Oder aber war der Mensch kein guter Trainer und würde es nicht richtig behandeln? Oder hing das vielleicht mit etwas Größerem zusammen? Vielleicht wollte der Trainer es gar nicht für sich selbst fangen, sondern für jemand anderen und der würde dieses goldfarbene Vulpix schlecht behandeln?
    Er hatte keine Vorstellung davon wie weit seine Ahnungen in eine mögliche Zukunft gingen. Er wusste nur, dass sein sichelförmiges Horn immer Gefahr spürte. Also musste dieser Fang eine größere Gefahr für das Vulpix gewesen sein, als für andere Pokémon — auch wenn er nicht sagen konnte warum.
    Der süße Duft von Beeren und das sanfte Plätschern von Wasser lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf das verletzte Pokémon in seinem Maul und er entschloss sich dorthin zu gehen. Etwas außerhalb des Forstes floss ein schmaler Bach und einige Beerenbäume standen am Ufer. Sie schienen mit ihren Blättern die Sonnenstrahlen zu genießen und ihre Blüten verbreiteten dabei ein süßes Aroma. Vorsichtig legte er das geschwächte Vulpix in das Gras in der Nähe des Bachs. Er wartete einige Herzschläge, um sicherzugehen, dass sie noch atmete. Ein wenig bereitete ihm die lange Bewusstlosigkeit Sorgen und so stupste er sie behutsam mit der Pfote an, darauf bedacht, sie nicht mit seinen schwarzen Krallen zu berühren.
    „Geht’s dir gut? Der Mensch und sein Partner sind fort, ich hab dich von der Stelle wo sie dich fangen wollten hierher gebracht. Es ist alles gut, hier bist du sicher”, wandte er sich mit leiser Stimme an den Feuerfuchs, doch dieser reagierte nicht. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in seinem Magen aus, aber er versuchte es zu ignorieren. Vielleicht war dieses Vulpix noch nicht oft in Kämpfe geraten und deshalb besonders erschöpft nach dem Angriff. Oder vielleicht war das auch eine Taktik, um nicht weiter angegriffen zu werden? Anstatt sich weiter Gedanken zu machen ging er auf die Beerenbäume zu. Er wollte sehen, welche Sorten hier wuchsen und ob eine dabei war, die dafür bekannt war stärkend zu sein.


    Sie hatte seine Worte gehört, auch wenn sie nicht wusste, wer da zu ihr gesprochen hatte. Inzwischen fühlte sie sich nicht mehr so schwach, aber sie wollte lieber abwarten was passieren würde, denn der Geruch des Fremden war ihr unbekannt. Es war kein Mensch, so viel war sicher, aber auch kein ihr bekanntes Pokémon. Sie öffnete vorsichtig die Augen und blinzelte einige Male, um sich an das helle Sonnenlicht zu gewöhnen. In wenigen Sprüngen Entfernung plätscherte ein schmaler Bach den Hang hinunter und das Wasser funkelte. Zögerlich hob sie den Kopf und sah sich um, bis sie bei ein paar Beerenbäumen ein Pokémon entdeckte. Sein weißes Fell war so hell wie Schnee und es ging auf vier schlanken, mit schwarzen Krallen bewehrten Beinen. Den Kopf sah sie nur von hinten, aber sehr markant war das sichelförmige Horn, welches auf der rechten Seite herauswuchs. Sie blinzelte einige Male ungläubig und schaute noch einmal genauer hin, um sicherzugehen, dass sie sich das nicht nur einbildete. Aber das weiße Wesen blieb, bewegte sich um die Bäume herum, als würde es etwas suchen.
    Konnte das tatsächlich ein Absol sein?
    Sie hatte noch nie eines gesehen, aber es passte zu den Beschreibungen aus den Geschichten ihrer Mutter. Deshalb war ihr auch der Geruch nicht bekannt gewesen. Es roch ein wenig nach Felsen und Staub. Vielleicht lebte es in einer Höhle weit fort von hier? Im Wald lebte es jedenfalls nicht, dann würde es anders riechen, da war sie sich sicher.
    Vorsichtig stand sie auf und bewegte sich auf noch schwachen Pfoten auf den kleinen Wasserlauf zu. Ihr rechtes Hinterbein tat noch mehr weh, als ihre restlichen schmerzenden Muskeln. Sie kauerte sich erleichtert am Rand des Bachs auf den Boden. Durstig leckte sie das vorbeifließende Wasser auf und fühlte sich innerhalb weniger Herzschläge erfrischt. Die letzten Tropfen von ihren Lefzen leckend hob sie den Kopf und blickte wieder zu dem weißen Pokémon, welches sich noch immer bei den Beerenbäumen aufhielt. Sie setzte sich auf die Hinterbeine und sah ihm eine Weile zu, unschlüssig, ob sie zu ihm gehen oder warten sollte, bis es zurückkam. Ihre sechs Schweife zuckten von einer Seite zur anderen, wie sie so nachdachte, was passiert war.
    Es war für sie offensichtlich, dass dieses Pokémon ihr zu Hilfe gekommen war, aber nachdem es nicht nach Wald roch, konnte sie das nicht verstehen. War es zufällig vorbeigekommen? Oder war es in der Nähe gewesen und hatte die Jagd gesehen? Und wenn es wirklich ein Absol war, wieso hatte es sie überhaupt gerettet? Diese Rasse von Pokémon war als Einzelgänger bekannt, die sich nur sehr selten anderen zeigten und fast nie die Gesellschaft anderer suchten. Nicht einmal unter ihresgleichen. Für sie eine sehr seltsame Lebensweise.
    Zögerlich und auf schwankenden Beinen bewegte sie sich auf die Beerenbäume zu und als sie vor diesen ankam, drehte sich das weiße Pokémon ruckartig zu ihr um. Im Maul trug es eine runde, blaue Beere.
    Beim Anblick des erwachten Vulpix fiel ihm vor Erstaunen die Sinelbeere aus dem Mund. Sein Gegenüber legte den Kopf schief und sah ihn aus bernsteinfarbenen Augen an.
    „Du bist wach”, bemerkte er erleichtert und schob dem Feuerfuchs die Beere mit der Pfote hin. „Hier, die wird dir helfen wieder zu Kräften zu kommen.”
    „Danke”, erwiderte sie freudig und biss hungrig in die blaue Frucht. Schnell war diese verspeist und sie leckte sich zufrieden ihr Maul.
    „Sehr gut, nachdem es dir jetzt besser geht, kann ich ja gehen”, meinte er zufrieden und wollte gerade weiter den Berghang hinaufgehen, als sie ihn ansprach.
    „Aber du kannst nicht einfach gehen!”
    Er blickte über die Schulter zurück und fragte: „Warum nicht? Du brauchst mich nicht mehr, den Weg von hier findest du bestimmt auch zurück, also wozu soll ich noch hierbleiben?”
    „Na, weil … weil ich mich noch gar nicht bei dir bedankt habe”, erwiderte sie schnell. Er drehte sich um und sie senkte dankbar den Kopf. „Vielen Dank, dass du mich gerettet hast.”
    „Bitte, gerne”, war seine knappe Antwort, als er sich wieder zum Gehen umwandte.
    „Aber … willst du mir gar nicht sagen, wie du heißt?”, wollte sie wissen und er blieb stehen. Sie möchte wirklich seinen Namen erfahren. Es dauerte einige Herzschläge, bis er verstand, was das bedeutete. Und trotzdem war er sich nicht sicher, ob er das wollte. Was brachte es ihm, ihr seinen Namen zu verraten? Sie kannten sich doch gar nicht, waren nichts weiter als Fremde. Welchen Nutzen hatte das dann? Würden sie sich überhaupt wiedersehen? Es verband sie nichts, dem Ereignis heute maß er nicht viel Bedeutung bei. Das war nichts um eine Verbindung herzustellen, jedenfalls nicht in seinen Augen. Aber wenn er sich ihr jetzt vorstellte, dann würde sie etwas wissen, was sonst keiner von ihm wusste. Er schwang seinen schwarzen, sensenartigen Schweif kurz von einer Seite zur anderen, bevor er sich erneut zu ihr umdrehte.
    Sie saß mit erwartungsvollen bernsteinfarbenen Augen ein paar Sprünge von ihm entfernt im Gras und wartete auf eine Reaktion. Er kniff seine roten Augen etwas zusammen, da ihm die Situation nicht behagte. Sollte er ihr wirklich seinen Namen nennen? Es wäre nicht schwer für ihn einfach wegzulaufen und sie zurück zu lassen. Er kannte sich in diesem Gebiet sehr gut aus, außerdem war er größer und schneller als sie. Aber sie wartete dort so geduldig auf eine Antwort, dass er sich nicht dazu überwinden konnte, einfach fortzugehen.
    „Ich bin Kōun”, erwiderte er schließlich und sah weg. Es fühlte sich seltsam für ihn an, sich vorzustellen.
    „Das ist ein schöner Name, freut mich sehr! Ich heiße Hoshiko”, meinte das Vulpix fröhlich und sprang auf.
    „Hoshiko …”, murmelte er kaum hörbar. Er kannte nun tatsächlich ihren Namen, aber er wusste noch nicht, was ihm das brachte. Ein Teil von ihm sträubte sich plötzlich gegen die Gesellschaft des Feuerfuchses.
    „Nun denn, Hoshiko, leb wohl”, verabschiedete er sich entschieden und ging fort. Innerlich nahm sich Kōun vor, sich dieses Mal nicht noch einmal von ihr aufhalten zu lassen. Er würde sich nicht noch einmal umdrehen. Er würde zurück zu seiner Höhle gehen, ohne, dass sich irgendetwas geändert hatte. Für einige Herzschläge passierte nichts, somit fühlte er sich bestätigt und ging einfach weiter.
    Hoshiko ließ die plötzliche Verabschiedung von Kōun erstarren. Sie sah ihm erstarrt dabei zu, wie er sich von ihr den Hang hinauf entfernte. An der Art, wie er ging, war sie sich sicher, dass er sich nicht umdrehen würde. Er würde sie hier einfach zurücklassen. Ihr Herz begann vor Angst etwas schneller zu schlagen. Wo sollte sie denn hin? Sie wandte sich kurz um und blickte auf den Wald den Hang hinunter. Aber sie wollte nicht dorthin zurück, denn sie war es leid allein zu sein. Und Kōun hatte sie immerhin gerettet. Sie musste etwas tun, um sich bei ihm zu revanchieren!


  • Hallo Cynda,


    zuerst ein paar Zitate.

    Er überlegte nicht lange und beugte sich zu dem Feuerfuchs hinunter, hob ihn vorsichtig am Nackenfell hoch und ging zurück den Berg hinauf.

    Ganz die Art der Tiere, finde ich gut, dass du das eingebracht hast.

    Sein Gegenüber legte den Kopf schief und sah ihn aus bernsteinfarbenen Augen an.

    Bei dem Satz hast du doch locker selbst gequietscht, nicht?


    So, was haben wir da: Dass Absol den Trainer und Galagladi so verwirrt, fand ich gut. Dass der Trainer die Attacke mit einer von Galagladi verwechselt hat, machte es umso besser, weil sie dadurch perfekt abgelenkt waren. Allerdings wundert es mich doch, dass sie so schnell Reißaus nehmen und nicht mal einen der Doppelgänger angegriffen haben. Zumindest eine schnelle Attacke auf einen wäre durchaus denkbar gewesen und ich denk mir halt auch generell, dass Pokémon nicht immer auf Befehle warten, sondern auch eigenständig agieren können. Hier ist das dann wohl anders.
    Schließlich, als Kōun Vulpix weggetragen hat, hat sich die Spannung sehr schnell wieder gelöst und das hätte an der Stelle auch genauso gut ein Tierfilm sein können, in dem ein Junges gerettet wird. Sehr authentisch. Dass Vulpix nicht sofort wach war, fand ich gut, weil dadurch auch eine kurze Leerlaufzeit entsteht und sie beim Aufwachen auch etwas über Absol nachdenken kann, ohne sofort mit der Tür (oder der Angst) ins Haus fallen zu müssen. Das eher gemächliche Pacing kommt da also der Annäherung der beiden zu Gute.
    Das Gespräch mochte ich. Ein typisch freundschaftliches Gespräch zwischen Fremden, eine leichte Naivität seitens Hoshiko (hübscher Name übrigens) und mit der Beere und der Frage nach dem Namen ein guter Aufhänger dafür, Kōuns Herz etwas aufzutauen. Fällt mir auch gerade auf, dass Vulpix an sich symbolisch agieren kann. Ich wage mal zu behaupten, dass sie ihn nun mindestens verfolgt und vielleicht sogar retten kann, sodass sie wieder zusammenkommen. Wir werden sehen und ich bleibe gespannt.



    Wir lesen uns!

  • Hoothoot, Feurigel!
    Eine neue Geschichte von der Meisterin der eingestreuten Details? Das muss ich mir doch mal direkt näher ansehen!


    Dein Startpost ist schön einfach gehalten - ich mags so mittlerweile eigentlich am Liebsten: DIe nötigsten Informationen, nicht zu viel ablenkender Schnickschnack. Das Coverbild ist auch sehr schön, allerdings verliert es bei einem dunklen Forenstil etwas an Wirkung:



    In der Vorschau des Screens wirds vielleicht schon deutlich, die Wirkung wird so leider etwas abgeschwächt.





    hachja, ein wirklich toller Einstieg in deine neue Geschichte! So etwa zu dem Zeitpunkt, als Kōun sich zum Gehen wendet, dämmerte mir dann, woran mich das Setting erinnerte. Kōuns Part ist dabei zwar ein etwas anderer Charakter, aber nichts desto trotz ... hast du dich mal im "Inu Yasha"-Fandom bewegt? Wenn ja, wirst du vielleicht schon erahnen, welches Setting mich hier so erinnert hat, wenn nicht: Ein einzelgängerischer und antagonistischer (ich sagte ja, charakterlich etwas unterschiedlich) Dämon rettet aus einer Laune heraus einem kleinen Mädchen das Leben - das sich daraufhin an seine Fersen heftet und zunächst widerwillig, dann immer selbstverständlicher als Anhängsel akzeptiert wird. Klar, es gibt Unterschiede, aber es geht ja in eine ganz ähnliche Richtung und ich bin gespannt, wie sich das bei "Wunschstern" entwickelt.
    Weißt du, was ich auch interessant fände? Wenn irgendjemand oder irgendwas aus EgA einen Cameoauftritt hätte oder es so Andeutungen gäbe! Das wäre irgendwie echt cool - das gewisse Kleinstein auf Reisen vielleicht? xD Keine Ahnung, aber das wär definitiv ein Schmankerl.


    Mit diesen Gedanken lasse ich dich erstmal zurück - bis zum nächsten Mal!


    ~ Deine Sheo

  • Guten Morgen, Cynda! :)


    Nachdem ich mich allmählich von den Strapazen der vergangenen Monate erholt habe und nun sowohl die Zeit als auch die Motivation habe, mich verstärkt dem Kommentieren von Geschichten zu widmen, dachte ich, dein Topic wäre für den Anfang die beste Anlaufstelle.
    Da ich in letzter Zeit das Gefühl habe, dich in meinen Topics mehr zu sehen, als mich selbst, wollte ich mich unbedingt für die netten Kommentare revanchieren und was sehe ich? Es gibt eine neue Geschichte von dir, die sogar noch fast ganz frisch ist! Diese hat auch gleich mein Interesse geweckt, weswegen ich nicht lange um den heißen Brei herumreden möchte, sondern mich gleich ins Eingemachte stürzen möchte!



    Fangen wir mit dem Startpost an


    Der erste Blickfang ist natürlich das dezente, aber thematisch passende Titelbild, das ein schönen Sternenhimmel präsentiert. Zur meiner Überraschung habe ich dann noch festgestellt, dass du das Bild sogar selbst geknipst hast. Das finde ich wirklich toll, macht das Topic gleich viel persönlicher. 100% Cynda sozusagen, lol.
    Sterne sind immer schöne Motive, sowohl beim Schreiben als auch beim Fotografieren. Dementsprechend frage ich mich gerade auch, welche Rolle sie in der Geschichte spielen, denn ein Blick auf den Titel lässt diese gar nicht mal so unwichtig erscheinen (sonst würden sie wohl auch nicht den Startpost zieren, oder?). Was mich auch schon zum Titel selbst führt:
    Wunschstern. Das erste, was mir da in den Sinn kommt, ist eine Sternschnuppe. Im Pokémonkontext vielleicht sogar ein Meteno? Wobei Wunschstern und Pokémon eigentlich eine viel naheliegendere Assoziation hervorruft: Jirachi. Könnte es sich bei der Geschichte vielleicht um eine Reise zum Wunschpokémon handeln? Schauen wir doch mal, was der Klappentext für mich bereithält.


    Kein Jirachi, dafür aber ein Absol. Ok, was noch nicht ist, kann ja noch werden. :D
    Alleine schon die Tatsache, dass das Desaster Pokémon im Mittelpunkt stehen wird, lässt in mir allerlei wilden Theorien aufkommen. Es meidet die Menschen, das ist verständlich. Zwar ist Absol nur ein Vorbote von Unglücken und versucht (wenn man dem Anime trauen kann) lediglich vor diesen zu warnen, wie es aber bei Menschen nun mal üblich ist, sehen sie nur die kurzmöglichste Verbindung zwischen zweien Ereignissen und machen das arme Pokémon dafür verantwortlich. Ich bin gespannt, in wie weit diese unglückliche Rolle Kōun beeinflussen wird. Völlig egal kann ihm seine Fähigkeiten wohl nicht sein, denn immerhin entscheidet er sich einem Gefühl nachzugehen, die dann die ganze Geschichte ins Rollen bringt. Ok, ich habe den Köder geschluckt und muss jetzt unbedingt sehen, wie es weitergeht.



    Daher auf zum ersten Update!


    Angefangen mit einem schönen Zitat, was mich schon gleich eine Vermutung aufstellen lässt, in welche Richtung dieses Update gehen wird. Vielleicht interpretier ich ja zu viel in das Zitat hinein, aber für mich hört es sich so an, als würde Kōun auf jemanden treffen, der sich recht bald als ein Freund für ihn herausstellt und ihm eine ganz neue Seite an sich offenbaren wird. Etwas, was er vorher von sich selbst nicht erwartet hätte und ihn wohl überraschen wird. Aber genug der Spekulationen, es kitzelt mich schon sehr, endlich mehr zu erfahren!
    Ein Monolog zu Anfang bestätigt mir, was ich mir bereits anfangs gedacht habe: Absol leben ein einsames Leben in Abgeschiedenheit und leiden mehr oder weniger darunter. Oder tun sie das? Die gleiche Frage stellt sich auch der noch namenslose Erzähler und gibt gleich einen Ausblick darauf, dass er etwas Kontakt zu anderen Pokémon vielleicht nicht bewusst, aber zumindest unterbewusst gar nicht so sehr ablehnen würde.
    Und oh wow! Das war wohl mit einer der eindrucksvollsten Beschreibungen eines Sonnenaufgangs, die ich bisher gelesen habe. Man hätte auch schreiben können, „die Sonne geht auf“, aber das hätte nicht einmal ansatzweise die ganzen schönen Bilder in meinem Kopf projiziert, wie es deine Beschreibung getan hatte. Angefangen mit „tinterne Dunkelheit“ (was mich unwillkürlich an mein E&S Topic denken ließ, lol) über einen prächtigen Übergang von Grau, zu Purpur und schließlich Blau. Der Kontrast, den ich mir dabei vorstelle, ist wirklich eindrucksvoll, aber dieser sanfte Übergang hat eine noch viel beeindruckendere Wirkung. So stelle ich mir Sonnenaufgänge in den Bergen vor. Verbunden mit der Natur, abseits von jeglichem menschlichen Einwirken. Hach ja, das war ein schöner Einstieg. Das letzte Mal, dass ich etwas von dir gelesen habe, was nichts mit Wettbewerben zu tun hatte, war so um 2012, 2013, wenn ich mich nicht irre. Schön zu sehen, dass du deinen tollen Schreibstil noch weiter ausbauen konntest. :)
    Als du so beschrieben hast, wie der Tag anbrach und das Treiben der Pokémon in den frühen Morgenstunden abläuft, wirkte das sehr friedlich und ungestört auf mich. So sehr, dass ich aus irgendeinem Grund Bachs Air in meinem Kopf hören konnte. ;D
    Und aus der Idylle werden wir gleich herausgeschmissen, als es plötzlich einen Erzählerwechsel gab und wir uns in einer hektischen Verfolgungsjagd wiederfinden. Heieiei, das kam plötzlich. Aus welchen Grund der Mensch und sein Partner die Erzählerin verfolgen bleibt noch ungewiss, dass sie es aber auf einen Kampf anlegen wird schnell klar. Und auch hier muss ich deine Schreibkünste loben. Der gesamte Abschnitt ist flüssig genug geschrieben um sowohl durchgehend die Spannung aufrecht zu halten, gleichzeitig aber auch nichts an der Dynamik einbüßt, die in der Verfolgung schön zur Geltung kommt. Das gefällt mir sehr.
    Ich hatte eigentlich angenommen, dass ich jetzt ein wenig was zu Vulpix zu lesen bekommen, die Beschreibung des Fells hat mich dann aber etwas verwirrt. Goldgelb? Nicht rotbraun? Ein goldenes Fell lässt mich eher an ein Vulona denken. Oh, oder aber an ein schillerndes Vulpix, kann das sein?
    Naja, schauen wir mal.
    Und die Spannung lässt nicht nach! Nachdem Absol den Ort des Geschehens erreicht hat und seine Vorahnungen noch stärker werden, stellte sich mir die Frage, ob der Mensch direkt am Unglück beteiligt sein wird, oder aber, ob es nur indirekt hervorruft. Vielleicht führt ein unbedachter Angriff zu so etwas wie einem Steinschlag? Oder aber das Resultat des Kampfes ist die Quelle für Kōuns Vorahnungen? So viele Ideen und Fragen und da hört das Update einfach so auf!! Was für ein Cliffhanger (Pun not intended)! Ich werde mich leider noch etwas gedulden müssen, bis ich mir den nächsten Post vornehmen kann, da heute noch einiges auf meiner Agenda steht, sei aber gewiss: Du hast mich am Haken und ich werde schnellst möglich wiederkommen um den Ausgang dieser Situation beizuwohnen.


    Alles in allem geht es schon ordentlich zur Sache und du versteht dich gut darin, den Leser bei der Stange zu halten. Mich hast du jedenfalls für deine Geschichte gewonnen und wir werde mich auch bald wieder zu Wort melden, bis dahin:


    Bis bald!


    PS: Als ich diesen Kommentar angefangen habe, war es noch morgens. Inzwischen wäre ein "Guten Tag" aber wohl angebrachter. :D

  • Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, außer vielen, lieben Dank an @Rusalka, @Sheogorath und @Obscuritas. Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt mir Feedback zu schreiben, das freut mich wirklich sehr!





    Und damit wünsche ich viel Spaß beim Lesen des nächsten Parts! (:




    „Kōun, warte!”, rief sie ihm hinterher und rannte los. Das Absol blieb nicht stehen sondern ging weiterhin seines Weges, als hätte es sie gar nicht gehört. Doch er hatte sie gehört, war aber nicht bereit erneut zu stoppen. Hoshiko hatte große Mühe damit den Hang hinaufzulaufen, gab aber nicht auf, bis sie schließlich an der Seite des Absol ankam.
    „Was willst du noch?”, fragte Kōun scharf, ohne sie anzusehen.
    „Ich … ich wollte fragen, ob ich bei dir bleiben kann”, antwortete das Vulpix verunsichert. Sie war sich nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war ihm zu folgen.
    „Nein. Und hör auf mir zu folgen. Geh dahin zurück, wo du herkamst!”, erwiderte er harsch und blieb plötzlich stehen. Hoshiko stoppte ebenfalls und sah ihn eingeschüchtert an.
    „Aber … ich weiß doch gar nicht wohin …”, entgegnete sie zögerlich. Ihre Stimme bebte etwas, als sie sich unter seinem harten Blick auf den Boden duckte.
    „Ist das mein Problem? Nein, also verschwinde. Ich habe meine Gründe warum ich allein lebe.”
    „Aber ist das nicht … einsam?”, wollte sie wissen und erhob sich etwas.
    „Nein!”, knurrte er laut, was sie eingeschüchtert zurückweichen ließ. Hoshiko drückte sich auf den Boden und legte ihre Ohren ängstlich an. Ihre sechs Schweife klemmten zwischen ihren Hinterbeinen und sie musste ein Winseln unterdrücken. So sehr das Absol ihr zu Verstehen gab, dass er ihre Gesellschaft nicht wollte, so war ihre Angst davor allein zu sein doch größer, als ihre Angst vor ihm.
    Kōun wusste, dass er gelogen hatte und stellte sein Knurren ein. Es war einsam jeden Tag allein zu sein, aber er kannte es nicht anders. Die Vorstellung jemanden bei sich zu haben, reizte ihn so sehr, wie sie ihn ängstigte. Er konnte mit der Situation einfach nicht umgehen. Aber niemals hätte er gedacht, dass ihm Hoshiko folgen würde. Es wäre einfach für ihn sie davon zu jagen, aber etwas in ihm sträubte sich dagegen. Vielleicht wäre ihre Gesellschaft für eine Weile ganz angenehm? Möglicherweise würde sie früh genug herausfinden, dass er furchtbar war und dann würde sie ganz von selbst wieder gehen? Er war noch nicht völlig überzeugt von seiner eigenen Idee, aber er wusste, dass er sich entscheiden musste.
    „Nun gut …”, lenkte er schließlich ein. „Du kannst mitkommen, wenn du möchtest. Aber erwarte nichts, wie gesagt, ich bin es gewöhnt allein zu leben.” Er schenkte dem Vulpix keinen weiteren Blick, sondern ging weiter seines Weges. Hoshiko erhob sich vorsichtig. Sie benötigte ein paar Herzschläge um zu begreifen, was gerade geschehen war. Schließlich breitete sich so eine Erleichterung und Freude in ihr aus, dass sie aufsprang und ihm hinterher lief.
    „Vielen Dank! Ich mache auch bestimmt keine Umstände, versprochen!”, wandte sie sich fröhlich an ihn, als sie zu ihm aufgeschlossen hatte. Kōun erwiderte nichts, da ihm bereits kurz nach seiner Entscheidung mehrere Zweifel durch den Kopf gingen. Doch um diese wollte er sich später kümmern. Sein Magen verlangte nach etwas Essbarem und er hatte bisher noch gar keine Zeit gehabt etwas zu finden. Als er kurz zum Himmel sah, fiel ihm auf, dass es bereits etwas über Mittag war. Sein Frühstück war somit mehr als überfällig.
    Er ging mit Hoshiko an seiner Seite durch eine Bergwiese, während sie den Hang immer weiter hinauf gingen. Die Sonne schien heiß auf sie herab und keine Wolken bedeckten den strahlend blauen Himmel. Der Geruch der wilden Kräuter und Wiesenblumen stieg beiden in die feinen Nasen und vor allem das Vulpix genoss diesen Duft. Sie war das feuchte, scharfe Aroma des Waldes gewöhnt und so war für sie der leichte, würzige Geruch der Bergwiese ein neues Erlebnis. Mit vor Begeisterung geweiteten Augen ließ sie ihren Blick über die Landschaft streifen. Vor ihnen erhob sich der Berg immer weiter in den Himmel. Wie weit, konnte sie nicht erkennen, da ein weiterer Wald sich vor ihnen erhob. Hinter ihnen konnte sie bis ins Tal blicken, wo die Häuser der Menschen winzig und unwirklich aussahen. In einiger Entfernung flatterten einige Papinella über die bunten Wiesenblumen. Und für einen Augenblick hatte Hoshiko sogar gedacht, dass sie ein Flabébé zwischen den vielen Farben entdeckt hätte, wie es auf dem Kopf einer roten Blüte stand. Aber bereits im nächsten Moment war sie nicht mehr sicher, ob sie sich die winzige Fee nicht nur eingebildet hatte. Das Gezwitscher von einer Gruppe Staralili erfüllte die Luft als diese über sie hinwegflogen und ein paar Kramurx krächzten lautstark in den Ästen einiger sehr alter Eichen. Von fern erklangen gleichmäßige Glockenschläge und sie blickte hinunter in das Tal. Sie hatte sich schon immer gefragt, warum man manchmal diese Geräusche hören konnte und welchen Zweck sie für die Menschen hatten.
    „Kōun?”
    „Mh?”, raunte er ungehalten. Der Hunger nagte in seinem Magen und das machte ihn reizbar.
    „Weißt du, wozu die Menschen diesen Klang brauchen?”, wollte sie neugierig wissen und schaute zu ihm auf.
    „Keine Ahnung, woher auch? Wer weiß schon, warum die Menschen etwas tun oder nicht. Interessiert mich auch wenig”, war seine gereizte Antwort. Das Letzte worüber er sich unterhalten wollte waren Menschen.
    „Schade”, erwiderte Hoshiko enttäuscht. „Ich würd’s gern wissen …”
    Sie näherten sich dem Wald und tauchten bald in den Schatten der vielen Tannen ein, deren Nadeln den Boden bedeckten. Zwischen ihnen wuchsen einige Birken und wenige Buchen, aber vor allem viele Fichten. Das Vulpix fühlte sich sofort heimisch in der von Zwielicht und dem scharfen Geruch von Nadeln geprägten Umgebung. Mit wippenden Schweifen schritt sie neben dem Absol her, der sich nicht die Mühe macht sich umzusehen. Er kannte den Weg genau und schon nach kurzer Zeit stieg ihm der süße Duft von blühenden Beerenbäumen in die empfindliche Nase. Sein Hunger war inzwischen größer als seine Vorsicht, sodass er ohne auf seine Umgebung zu achten auf die Quelle des Geruchs zuhielt. Zwischen zwei Tannen tat sich eine Lücke auf und gab den Blick frei auf eine kleine Lichtung auf der einige Beerenbäume wuchsen. Kōun stoppte abrupt und als Hoshiko zu ihm aufgeschlossen hatte, folgte sie seinem erstarrten Blick.
    Unter einem der Bäume saß ein Muntier und schob sich genüsslich eine Frucht nach der anderen ins Maul. Mit seinen langen Krallen spießte es die blauen Morbbeeren auf und der Saft hatte das weiße Fell an den Pfoten schon dunkel verfärbt.
    Der Magen des Absol knurrte laut und verbreitete ein schmerzhaft leeres Gefühl. Doch die Anwesenheit des Wildaffen ließ ihn zögern. Diese Pokémon waren immer voller Energie und somit würde es nicht lange dauern, bis es mit dem Essen fertig sein musste. Das Warten zehrte an Kōuns Nerven, aber er wollte auf keinen Fall das Risiko eingehen sich mit dem Wildaffen zu streiten. In dieser Gegend hatte er noch keines dieser Pokémon gesehen, weshalb er noch vorsichtiger war. Falls es einen menschlichen Partner hatte, konnte dieser nicht weit entfernt sein.
    Hoshiko blickte von den erstarrten Gesichtszügen des Absol zu dem laut essenden Muntier und wieder zurück. Warum blieb Kōun einfach stehen? Sie hatte doch gehört, dass sein Magen geknurrt hatte. Doch sie traute sich nicht ihn zu fragen und setzte sich wartend auf den Waldboden. Irgendetwas würde schon passieren früher oder später.
    Quälend lange schien der Wildaffe sich den Bauch vollzuschlagen und schließlich setzte sich auch das Absol hin. Sein Schweif peitschte vor Ungeduld von einer Seite zur anderen und er bearbeitete mit den Krallen den weichen Waldboden. Viele Herzschläge später gab das Muntier einen zufriedenen Laut von sich, schlug sich einmal kräftig auf den gewölbten Bauch und stapfte leicht torkelnd in den Wald. Kōun wartete weiter, bis der Geruch des Wildaffen nicht mehr so dominant und er sicher war, dass dieser sich weit genug entfernt hatte. Mit einem verstimmten Knurren erhob er sich und trat auf die Lichtung, Hoshiko sprang ebenfalls auf und folgte ihm.
    Auf dem kurzen Gras rund um die Beerenbäume lagen noch einige, wenige Beeren verstreut, die sich wie bunte Punkte von dem hellen Grün abhoben. Das Absol sah sich nicht lange um, sondern kauerte sich bei der erstbesten Beere nieder, um zu essen. Es ging ihm bei seinem Hunger nicht mehr darum, was er aß, sondern nur noch darum, dass er etwas in den Magen bekam und dieser aufhörte zu schmerzen. Obwohl das Vulpix ebenfalls sehr hungrig war, nahm sie sich die Zeit, um zu sehen, welche Früchte die Bäume trugen. Direkt vor ihr lagen einige rote Himmihbeeren im Gras, aber diese mochte sie nicht so gern, deshalb ging sie noch ein wenig weiter zum nächsten Baum. Unter diesem entdeckte sie eine rosafarbene Beere und ihre Augen weiteten sich vor Freude. Glücklich ging sie auf die Pirsifbeere zu und nahm einen Bissen. Die Frucht war reif und saftig und erinnerte Hoshiko an zu Hause. Nachdem sie die Beere verspeist hatte, suchte sie nach weiteren, aber alle anderen hingen noch unreif in den Ästen des Baumes. Etwas enttäuscht ging sie weiter und blieb schließlich bei ein paar Tsitrubeeren, die in der Nähe lagen.
    Kōun fraß, was sich in seiner unmittelbaren Nähe befand und er schaute immer wieder wachsam in den Wald, ob sich nicht jemand näherte. Doch bis auf das Zschirpen einiger Dartiri, die in einer Buche saßen, schien niemand sonst bei der Lichtung zu sein. Er verspeiste noch zwei Himmihbeeren und eine rosafarbene Persimbeere, bevor er satt war. Erst danach suchte er Hoshiko und stellte mit einer ihm unbekannten Erleichterung fest, dass sie ebenfalls noch bei den Beerenbäumen war. Kōun konnte gar nicht sagen, warum ihn das beruhigte, war er sich doch immer noch nicht sicher, ob er ihre Gesellschaft überhaupt wollte. Sie erhob sich gerade nach dem Essen einer gelben Tsitrubeere und leckte sich noch über das Maul, als das Absol an ihre Seite trat.
    „Ah, jetzt geht’s mir besser”, meinte Hoshiko zufrieden und blickte zu Kōun auf.
    „Ja, das war definitiv nötig”, erwiderte er mit einem leichten Lächeln. Seine Stimmung hatte sich durch den vollen Bauch gebessert und das freute das Vulpix. Sie war immerhin dankbar, bei ihm bleiben zu dürfen und wollte ihm unter keinen Umständen eine Last sein.
    „Und was machen wir jetzt?”, wollte sie neugierig wissen und legte den Kopf schief.
    „Zurück zur Höhle”, antwortete Kōun nur. „Der Weg zurück ist lang und es wird wahrscheinlich bis zum Einbruch der Dunkelheit dauern, bis wir dort ankommen werden. Vor allem, weil ich meinen täglichen Rundgang noch gar nicht machen konnte.”
    „Einen Gang durch dein Revier?”, fragte das Vulpix interessiert nach.
    „So ähnlich”, gab er kurz zurück. „Aber wir sollten gehen, sonst wird’s nur noch später.”
    „Ist gut!”


    Sie verließen beide die Lichtung und gingen noch eine Weile durch den Wald, bis sie wieder aus diesem herauskamen und auf einer weitläufigen Bergwiese ankamen. Ein wenig vermisste Hoshiko den Forst, als sie aus dessen Schatten heraustraten und die heiße Sommersonne ihr auf das goldgelbe Fell schien. Sie war den Schutz von Bäumen so gewöhnt, dass sie sich auf der offenen Ebene unsicher fühlte. Kōun nahm die Veränderung der Umgebung nur beiläufig wahr, da er stets wachsam und darauf bedacht war, was um ihn herum geschah. Das Keckern einiger Pachirisu am Waldrand ließ ihn kurz innehalten und seinen Blick über die Bergwiese schweifen.
    „Runter!”, raunte er und duckte sich tief in das hohe Gras. Hoshiko tat es ihm reflexartig gleich und drückte sich auf den Boden. Sie konnte zwischen den vielen hohen Grashalmen und Wiesenblumen fast nichts sehen, weshalb sie genau darauf achtete wie Kōun neben ihr reagierte.
    In einiger Entfernung schlenderte ein Mensch über die Ebene. Er trug einen langen Stab bei sich und blickte immer wieder hinter sich. Dem Absol fiel auf, dass der Wind aus ihrer Richtung kam, weswegen er den Fremden nicht gerochen hatte. Schließlich erfüllte ein vielstimmiges Geläute die Umgebung, zusammen mit unregelmäßigen Blöcken. Der Mensch gab laute, aber für Kōun unverständliche, Befehle und ab und an bellte etwas.
    „Mähikel und Chevrumm?”, fragte sich das Absol und tatsächlich kamen die ersten Ritt-Pokémon in ihr Sichtfeld. Die Glöckchen um ihren Hals erzeugten das Geläute und nun erkannte er auch woher das Bellen kam: ein Bissbark rannte neben der großen Herde her. Aufmerksam sah das Großmut-Pokémon sich um und schließlich genau in die Richtung, in der sich Kōun und Hoshiko ins Gras duckten. Er wusste, dass das Bissbark sie riechen konnte, der Wind war günstig, aber solang es sie nicht sehen konnte, war er sich sicher, dass es sie nicht suchen würde. Es hatte eine andere Aufgabe und er kannte diese Pokémon genau, sie verließen ihre Posten so gut wie nie. Dafür war ihnen die Verantwortung für die Herde und die Anerkennung ihres Herrn viel zu wichtig. Die Herde zog mit viel Lärm an ihnen vorbei, doch gerade, als sich Kōun wieder erheben wollte, kam noch ein Nachzügler. Ganz am Ende der Gruppe schlenderte ein Luxtra entspannt durch die Bergwiese. Das Glühauge-Pokémon ließ seinen Blick über die Ebene schweifen und das Absol wusste genau, dass es sie gesehen hatte. Bissbark diente dem Menschen somit als Hütehund, während Luxtra für das Sehen der Gefahren zuständig war. Dieses schätzte jedoch die beiden Pokémon, die sich dort auf den Boden drückten, nicht als Risiko ein und ging weiter. In diesem Moment hätte Kōun sich gerne bedankt. Das war eines der wenigen Male, wo er tatsächlich versehentlich auf einen Menschen in dieser Gegend getroffen war. Allerdings war er auch immer noch in der Nähe des Tals unterwegs, was für ihn untypisch war. Normalerweise verbrachte er die meiste Zeit des Tages in der Gegend seiner Höhle, wo es so felsig war, dass sich dort kein Mensch hin verirrte.
    Angespannt wartete er noch einige Herzschläge, lauschte angestrengt nach dem immer leise werdenden Geläute und Blöcken, bis er sich wieder sicherer fühlte und erhob. Hoshiko tat es ihm vorsichtig gleich.
    „Was war los?”, wollte sie leise wissen. Seine angespannte Haltung verunsicherte sie etwas, da sie ja durch das hohe Gras nicht sehen konnte, was passiert war.
    „Ein Mensch mit einer Herde von Mähikel und Chevrumm. Aber er hat uns nicht gesehen. Wird Zeit, dass wir endlich weiter den Berg raufkommen”, erwiderte er kurz angebunden und ging schnell weiter. Das Vulpix rannte hinterher und hätte ihn gerne gefragt, warum er sich vor dem Menschen versteckt hatte.


  • Good morning, @Cyndaquil!



    Insbesondere hat mir bei diesem Part gefallen, dass du die Charaktere der beiden Akteure vertieft hast. Ich bin schon sehr gespannt darauf, zu sehen, was die beiden noch erleben werden und wie sich ihre Beziehung entwickeln wird - eine tolle Geschichte beginnst du da zu zeichnen, ich freu mich drauf!


    ~ Sheo

  • Hey Cynda,


    zuerst mal ein paar Quotes zur Einstimmung.



    Eigentlich hätte ich mir denken können, dass die beiden einen Besuch bei den Beerenbäumen planen. Das war bisher auch so ein regulärer Anlaufpunkt in EgA und bietet sich hier aufgrund dessen, dass beide Hunger haben, durchaus an. Vor allem aber, dass Hoshiko die Himmihbeere bewusst ablehnt, zeigt halt auch, welche Präferenzen sie hat und dass ihr die Pirsifbeere weitaus lieber ist. Diese kleinen Details mag ich und geben der Geschichte so viel Leben. Heck, du hast schon so viel über die Charaktere erzählt, ohne es direkt zu sagen. Das ist eine Kunst.
    Jedenfalls, den Eindruck auf andere Pokémon und auch Menschen zu zeigen hat das Kapitel dominiert, da an sich nicht viel passiert ist. Die Unterhaltung bleibt ja eher einseitig und darauf bedacht, zur Höhle zu kommen. Mal sehen, was sich bis dort hin noch alles ergibt, nachdem der Weg ja doch recht lang ist.


    Wir lesen uns!

  • Eigentlich hätte dieser Part schon vor zwei Wochen online kommen sollen, aber irgendwie hab ich’s dann doch verplant. Dafür kommt er jetzt. (:
    Aber zuvor noch die Rekommis für @Sheogorath und @Rusalka — vielen lieben Dank an euch beide! <3






    Die nächste Zeit liefen beide still nebeneinander her, auch wenn Hoshiko ihre Mühe hatte mit dem schnellen Schritt von Kōun mitzuhalten. Denn das Absol hatte nur noch seine Höhle vor Augen und kümmerte sich gar nicht um seine Begleitung. Ihn trieb die aufkeimende Angst auf einen Menschen zu treffen immer weiter voran, sodass er sich für seine Umgebung sensibilisierte und auf jedes Geräusch achtete, aber das Vulpix darüber komplett vergaß. Sie durchquerten einen lichten Wald, der hauptsächlich aus Nadelbäumen bestand, bevor sie trockenen Boden unter den Pfoten hatten. Hier war das Gras nur noch kurz und an einigen Stellen steckten Nagelotz die Köpfe aus ihren Löchern. Sie betrachteten das Absol aus vorsichtigen Augen und obwohl Kōun ihnen recht nahe kam, blieben sie erhoben stehen. Voller Bewunderung betrachteten sie die Feuerfüchsin mit dem goldfarbenen Fell, welches zwar etwas dreckig war, aber in der schwächer werdenden Sonne zu leuchten schien.
    Hoshiko schnappte nach Luft und stolperte auf wackligen, erschöpften Beinen hinter Kōun her, der sein Tempo noch erhöhte, war doch jetzt die rettende Höhle ganz nah. Bald hatte er das Plateau überquert und atmete erleichtert aus, als er schließlich im Schatten seines Zuhauses stand.
    „Endlich in Sicherheit”, ging es ihm durch den Kopf. Das Vulpix kam hechelnd neben ihm zum Stehen und ließ sich erschöpft auf den harten Boden fallen. Sie lag ausgestreckt da, am ganzen Körper zitternd und mit Flanken, die sich schnell hoben und senkten. Das Absol blickte besorgt zu dem Feuerfuchs hinab und ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Er hatte gar nicht auf sie geachtet, sich nicht einmal nach ihr umgesehen und nie nachgesehen, ob sie überhaupt mitkam.
    „Alles … in Ordnung?”, fragte Kōun vorsichtig und senkte den Kopf.
    „Es … geht … schon. Keine … Bange”, erwiderte sie nach Luft ringend und hob lächelnd den Kopf. „Ich muss … mich … nur kurz … ausruhen.”
    Trotzdem blieb sein schlechtes Gefühl und deshalb schlug er schnell vor: „Mach das, ich geh los und besorg uns was zu essen, ja?” Es war das einzige was ihm einfiel, dass er für sie tun konnte und er erhielt von dem Feuerfuchs ein kurzes freudiges Nicken. Damit sprintete er schnell über das Plateau und den Abhang hinunter. Hoshiko konnte ihm nur staunend nachsehen und sich darüber wundern, wie er nach dem anstrengenden Marsch und Aufstieg noch so viel Energie haben konnte. Sie legte den Kopf wieder auf den Boden und hörte ihren heftigen Herzschlag in den Ohren. Erschöpft schloss sie die Augen und streckte ihre schmerzenden Beine von sich. Sie war zu ausgelaugt, um auf ihre Umgebung und eventuelle Gefahren zu achten. Aber nachdem das vorsichtige Absol hier wohnte, war sie sich sicher, dass sie hier nichts zu befürchten hatte. Sie atmete tief ein und aus und genoss die Stille, die sich mit dem schwindenden Sonnenlicht immer mehr ausbreitete.
    Kōun sprang leichtfüßig über einen großen Felsen, der vor ihm auf dem schmalen Pfad lag und landete sicher auf dem breiten Stamm eines umgestürzten Baumes. Die Früchte für die er sich entschieden hatte, waren nicht leicht zu erreichen, aber lagen näher als alle anderen Beerenbäume, die er in der Umgebung kannte. Mithilfe seiner Krallen ging er den Stamm hinauf zu einem etwas höher gelegenen Abhang. Von dort musste er nur noch einen recht steilen Hang hinauf, um die Beerenbäume umgeben von einer Gruppe Birken zu erreichen. Erleichtert stand er schließlich vor den mit reifen Früchten behangenen Bäumen, die aufgrund ihres jungen Alters noch nicht besonders groß waren. Er konnte die Morbbeeren leicht erreichen, in dem er sich auf die Hinterbeine stellte und mit seinem sichelförmigen Horn diese herunter pflückte. Eine der Früchte nahm er ins Maul, die andere spießte er sich auf sein Horn. Viel war es nicht und das Absol fühlte sich etwas unwohl, wenn er daran dachte, wie erschöpft die Feuerfüchsin nach ihrem Aufstieg war. Aber er versprach sich selbst, dass das Frühstück am nächsten Morgen reichlicher ausfallen würde. Nur kurz blitzte in seinem Kopf der Gedanke auf, dass er sich nun doch um Hoshiko kümmerte, obwohl er das eigentlich nicht wollte. Aber er beschäftigte sich nicht damit, sondern machte sich eilig auf den Rückweg.
    Nachdem sich ihr Herzschlag wieder normalisiert hatte und ihr Atem nicht mehr keuchend ging, streckte sich die Feuerfüchsin kurz auf dem Boden aus, bevor sie sich auf den Bauch drehte und die Hinterbeine anzog. Mit großen, bernsteinfarbenen Augen sah sie sich in ihrer Umgebung um. Das Plateau, welches sich vor ihr erstreckte, war von spärlichem Gras überzogen, bis es zum Tal hin abfiel. Ein paar Nagelotz und Rattfratz huschten über den Boden und die herumliegenden, kleineren Felsen stellten sich als Kleinstein heraus. Ein Schwarm Dartiri zog über sie hinweg und zwitscherte freudig. Rings herum sah sie Berggipfel, der Horizont war eingenommen von gezackten Zinnen, die in der Ferne in den Himmel ragten. Auch hinter ihr erhob sich das Gestein in die Höhe, bis die Bäume schwanden und der Schnee glitzernd die Gipfel bedeckte. Staunend betrachtete sie die Berge, denen sich die Sonne immer mehr näherte und lange Schatten von dem Gebirgsmassiv geworfen wurden. Ihr ganzes Leben hatte Hoshiko bisher im Wald gelebt, umgeben von Bäumen und Farnen, mit Moos und alten Blättern unter den Pfoten. Und nun war sie hier, hoch auf einer Berganhöhe unter ihr das Tal und über ihr der blaue Himmel. Sie sog tief die Luft ein, die trocken und warm war und doch für sie etwas kälter und staubiger roch, als das feuchtwarme Waldaroma, das sie gewöhnt war. Langsam erhob sie sich und ging auf die Höhle zu, deren Eingang einige Sprünge entfernt lag.
    Der Boden unter ihren Pfoten veränderte sich, wurde härter, bis sie schließlich blankes Gestein spürte. Wie ein großes Loch erhob sich der Eingang vor ihr. Mit gespitzten Ohren und wachen, bernsteinfarbenen Augen ging sie hinein. Die Wände waren furchig und der Boden völlig blank. Hoshiko wunderte sich. Sie hatte Blätter oder etwas anderes erwartet, worauf Kōun schlafen würde. Aber es befand sich nichts hier.
    „Schläft er einfach so auf dem Boden?”
    Neugierig senkte sie den Kopf und suchte mir ihrer empfindlichen Nase den Untergrund ab. Sie bewegte sich noch etwas tiefer in die Höhle, bis sie einen Geruch wahrnahm, der sich von dem allgegenwärtigen staubig, kalten Aroma unterschied. Es war ein schaler Rest, aber sie war sich sicher, dass es Kōuns Duft war.
    „Ich würde gerne wissen, was er hier macht, so ganz allein. Schläft auf dem blanken Boden, ohne Unterlage. Einsam hier oben auf dem Berg. Kann man so leben?”


    Die Sonne war bereits hinter den Berggipfeln verschwunden und nur noch ihr schwacher Abglanz erhellte den Himmel im Westen, bis auch dieser schließlich schwinden würde. Tiefe Dunkelheit hatte sich über das Tal gelegt und doch erstrahlte aus beinahe jedem Fenster ein schwaches Licht. Von Kōuns Position sah es aus wie ein Meer aus dutzenden Lichtern. Erneut hallte das gleichmäßige Läuten vom Dorf herüber, doch er wandte sich ab und lief weiter den Berg hinauf. Als er auf dem Plateau ankam, war Hoshiko nicht zu sehen. Suchend blickte er sich um und eine leichte Angst befiel ihn. Mit eiligen Schritten ging er auf die Höhle zu und fühlte eine plötzliche Erleichterung, als er die Feuerfüchsin dort auf dem Boden zusammengerollt liegen sah. Eines ihrer Ohren zuckte und sie hob den Kopf, nachdem sie das Klackern seiner Krallen auf dem harten Untergrund gehört hatte.
    „Kōun! Willkommen zurück”, begrüßte sie ihn fröhlich und sprang auf die Pfoten. Ein unbekanntes Kribbeln zog bei den Worten durch sein Fell und er legte die Morbbeere ab.
    „Hallo. Hab ich dich lang warten lassen?”, fragte er, während er auf die Höhlenwand zuging, um die andere Beere von seinem Horn abzustreifen.
    „Oh nein, ich hab mich derweil ein wenig umgesehen”, war ihre freudige Antwort. „Warte! Lass mich dir helfen.” Sie kam schnell auf ihn zu, als er gerade im Begriff war, mit seinem sichelförmigen Horn die Wand zu berühren.
    „Es geht schon, danke”, versuchte er sie abzuwimmeln, aber sie stand bereits neben ihm.
    „Ich kann sie zwischen die Zähne nehmen und du musst dann nur noch dein Horn rausziehen. Das geht viel einfacher”, schlug sie lächelnd vor. Für einen Moment blickte er von ihr, zu der Wand und wieder zurück und nickte schließlich.
    „Von mir aus …”, war seine leise Erwiderung und senkte den Kopf. Hoshiko packte die Frucht mit ihren Fängen und stellte sich breitbeinig hin, während das Absol sein Horn herauszog.
    „Danke”, erwiderte Kōun kurz und ging zurück zu der Morbbeere, die er vorher auf dem Boden abgelegt hatte. Die Feuerfüchsin folgte ihm mit ihrer Frucht im Maul und gesellte sich zu ihm. Schweigend aßen sie und es kam Hoshiko so vor, als würde mit jedem Herzschlag das Licht weiter schwinden, bis sie schließlich in einer komplett dunklen Höhle saßen. Nur schwach erhellte der Mond das Plateau vor dem Eingang und sie blickte auf.
    „Wie die Nacht wohl hier oben aussieht?”, fragte sie sich, während sie den letzten Bissen kaute. Sie kannte die Nacht im Wald, dunkel und erfüllt von den Lauten der anderen Bewohner. Die sanften Melodien der Zirpeise und das xylophonartige Geräusch, wenn sich die Zirpurze in den frühen Nachtstunden unterhielten, manchmal unterbrochen von den schrillen Lauten einiger Zubat. Das Rascheln der umherwandernden Myrapla, die nach Löchern in der dichten Blattdecke suchen, um im Mondschein zu wachsen. In manchen Nächten hatte Hoshiko sogar ein scheues Paragoni gesehen, wie es ein paar der Unkraut-Pokémon eine der wenigen Stellen gezeigt hatte an denen das silberne Licht auf den Waldboden trifft. In der Dunkelheit war das sanfte Schlagen von Omotflügeln und der durchdringende Ruf eines Noctuh zu hören. Auch ohne Sonnenschein wimmelte der Wald voller Leben und die Feuerfüchsin war neugierig, ob das in den Bergen genauso war.
    Kōun streckte sich auf dem nackten Höhlenboden aus, legte den Kopf auf die Vorderpfoten und schloss die Augen. Dieser Tag war seit langem einer der ereignisreichsten und anstrengendsten gewesen, die er erlebt hatte. Viele Dinge beschäftigten ihn und doch wusste er, dass es nichts bringen würde darüber zu grübeln. Das konnte er morgen immer noch. Er atmete tief die kühle Nachtluft ein und ließ diese langsam aus seinen Lungen entweichen, danach entspannte er sich. Gerade als er sich von der Müdigkeit einlullen lassen wollte, hörte er leises Pfotentappen auf dem Boden und hob den Kopf. Er entdeckte die Feuerfüchsin dabei, wie sie auf den Höhleneingang zuging. Sie hielt an und setzte sich. Verständnislos blinzelte Kōun ein paar Mal und schüttelte schließlich den Kopf. Da draußen war nichts interessantes, das wusste er nur zu gut. Sämtliche Bewohner des Plateaus waren in ihren Höhlen verschwunden, vielleicht huschte noch das ein oder andere hungrige Rattfratz durch das kurze Gras, aber ansonsten gab es dort nichts zu sehen.
    „Egal”, ging es ihm durch den Kopf und legte diesen wieder auf seine Pfoten. Doch ganz ließ ihn der Gedanke nicht los, sodass er sich leise seufzend erhob.
    „Worauf hab ich mich da eigentlich eingelassen?”
    Langsam bewegte er sich auf die Feuerfüchsin zu, die inzwischen außerhalb der Höhle saß. Ihr goldenes Fell bekam einen kalten Glanz von dem silbernen Mondlicht und sie blickte voller Faszination in den Nachthimmel. Über ihr erstreckte sich ein samtschwarzes Band, von den gezackten Berggipfeln eingerahmt und mit unzählbar vielen Sternen übersät. Kōun setzte sich verwundert neben sie und folgte ihrem Blick in die Höhe.
    „Ich wusste gar nicht, dass es so viele gibt”, hauchte Hoshiko beeindruckt. „Im Wald sieht man nicht so viele von ihnen. Sind sie nicht wundervoll?”
    Das Absol legte den Kopf schief und sah das Vulpix überrascht an. Ihre bernsteinfarbenen Augen schienen nicht von dem Anblick weichen zu können.
    „Öhm, nun ja, ja, sie sind ganz … hübsch”, erwiderte Kōun schließlich immer noch etwas verständnislos.
    Die Feuerfüchsin blickte ihn beinahe erschrocken an, was ihm unbehaglich werden ließ. Er konnte nicht begreifen, was sie so sehr an den Sternen faszinierte. Was war so besonders an ihnen? Peinlich berührt sah er auf seine Pfoten herunter.
    „Hast du dir noch nie die Sterne angeschaut?”, wollte sie wissen. In ihrer Stimme lag kein Vorwurf, nur Neugierde und das bewegte ihn dazu zu antworten.
    „Nein, nicht wirklich. Ich schlafe nachts und genieße die Ruhe”, gab er zu und ihre Blicke trafen sich.
    „Ach so”, erwiderte Hoshiko verständnisvoll, „das würde ich bestimmt auch so machen, wenn ich hier allein leben würde.” Sie wandte sich wieder dem sternenklaren Nachthimmel zu in dessen Meer von Sternen der strahlend helle Vollmond leuchtete. Dem Absol war nie aufgefallen wie groß der Mond aussah und wie hell die runde Scheibe leuchtete.
    „Als ich noch klein war und bei meiner Mutter lebte”, begann die Feuerfüchsin leise, „da sind wir manchmal an wolkenlosen Nächten zu einer Lichtung gegangen und sie hat mir und meinen Geschwistern die Sterne gezeigt. Es gibt einen Stern, der zeigt einem an, wo Norden ist.”
    „Wirklich?”, fragte Kōun beeindruckt. „Das wusste ich gar nicht. Welcher ist es?”
    „Mhm, siehst du diesen hellen Stern dort? Neben ihm sind noch zwei weitere, die kannst du verbinden und dann bilden vier weitere Sterne eine Form, die wie der Schweif eines Minun aussieht. Siehst du ihn?”
    „Ja, ich glaub, ich hab ihn!”, erwiderte das Absol freudig, ganz begeistert davon den Stern gefunden zu haben.
    „Wenn man die Sterne miteinander verbindet, ergibt das ein Sternbild. Das mit dem Nordstern drin nennt man Teddiursa. Siehst du, dass in der Nähe eine ähnliche Formation der Sterne ist nur mit größeren Abständen? Das ist das Ursaring”, erklärte Hoshiko und zeigte mit der Pfote in den Himmel.
    „Genau, jetzt seh ich’s auch. Das war mir alles gar nicht bewusst”, musste Kōun zugeben und streckte sich vor dem Höhleneingang aus. Er wurde langsam sehr müde und wollte seine Beine entlasten. „Was gibt es sonst noch?”
    „Oh, sehr viele”, erwiderte die Feuerfüchsin. „Die drei Sterne dort, die so nah beieinander sind, erinnern mich an die Kette eines Traunfugil, aber ich glaube das Sternbild zu dem sie gehören nennt sich anders.” Sie musste gähnen und fuhr sich mit der Pfote kurz übers Gesicht. Das Absol schaute mit einem kurzen Seitenblick zu Hoshiko, die mit einem leisen Seufzer sich von dem Sternenhimmel abwandte und zu ihm ging. Mit schweren Schritten tappte sie an seine Seite und rollte sich neben ihm zusammen.
    „Gute Nacht, Kōun”, murmelte sie müde, bevor sie die Augen schloss. Die Schnauze von den Spitzen ihrer sechs Schweife bedeckt lag sie in Pfotenreichweite, was für Kōun ein fremder Anblick war. Das Bild war ihm so neu, dass er einige Herzschläge verdutzt die schlafende Feuerfüchsin anstarrte, deren Flanke sich gleichmäßig hob und senkte. Schließlich musste er sich selbst eingestehen, dass der Anblick etwas beruhigendes hatte und so legte er zögerlich den Kopf auf die Vorderpfoten. Eine Weile beobachtete er noch die entspannte Hoshiko an seiner Seite, bevor auch ihm die Augen zufielen und er in einen tiefen Schlaf fiel.
    „Gute Nacht, Hoshiko.”


  • Hallo Cynda,


    zuerst mal ein paar Zitate.



    Das Kapitel führt schön weiter, was du mit den letzten schon begonnen hast. Man erfährt beim Lesen noch etwas mehr über Koun und Hoshiko, mehr über letztere, die ihre Faszination gegenüber den Sternen am Nachthimmel äußert. Den Polarstern findet man ja übrigens am leichtesten über den Großen Wagen, manche machen das auch über die Cassiopeia.
    Jedenfalls definiert sich der Text dieses Mal weniger durch die Gespräche, sondern vor allem durch die Eindrücke, die du in Form beider Charaktere wider gibst. Während sich Koun um Hoshiko Gedanken macht (etwas, was er eigentlich nicht wollte, aber nun muss), ist Hoshiko von ihrer Umgebung fasziniert und auch sie macht sich Gedanken um Koun. Und obwohl die Suche nach dem Essen nicht mal zwingend notwendig gewesen wäre, um sie beide grübeln zu lassen, hast du damit Stille zwischen beiden vermittelt. Sie fragen sich Dinge über den jeweils anderen, aber bleiben dabei noch taktvoll genug, nicht alles zu hinterfragen. Besonders Hoshiko ist da hervorzuheben, die ja doch neugierig ist, aber sich zu benehmen weiß und dieses langsame Herantasten kam hier noch deutlich besser rüber als im letzten Part. Du überstürzt die wohl aufkeimende Freundschaft nicht und das macht den Text sehr interessant zu lesen.


    Wo ich schon mal dabei bin: Wir lesen uns!

  • Dieses Mal etwas pünktlicher als beim letzten Update, aber trotzdem mit etwas Verspätung. Aber jetzt geht's weiter! (:
    Zuerst aber noch das Rekommi an @Rusalka -- vielen lieben Dank, freu mich immer sehr deine Meinung zu lesen.





    Die ersten Sonnenstrahlen die ihren Weg über die Berggipfel fanden weckten das Absol. Warmes Licht traf sein schneeweißes Fell und das Geraschel der Rattfratz und Nagelotz im kurzen Gras ließ ihn müde den Kopf vom harten Boden anheben. Der Himmel über ihm besaß eine blasse, blaue Farbe und die wenigen Wolken waren noch orange verfärbt. Er streckte die Vorderpfoten von sich und gähnte mit weit geöffnetem Maul. Eine Bewegung an seinem Bauch ließ ihn augenblicklich erstarren. Vorsichtig blickte er über seine Schulter und sah wie Hoshiko ihre Schnauze in seinem weißen Fell vergrub. Ihre Hinterpfoten zuckten ein wenig und die sechs Schweife wischten kurz von einer Seite zur anderen.
    „Was sie wohl träumt?”, fragte sich Kōun und blieb ruhig liegen, um sie nicht aus ihrem Schlaf zu reißen. Es war für ihn eine ungewohnte Erfahrung, dass jemand ihm so nah war. Sein Fell begann zu prickeln und das war ihm so fremd, dass er noch nicht wusste, ob es angenehm war oder nicht. Die frühe Morgensonne ließ das Fell der Feuerfüchsin wie flüssiges Gold schimmern und er konnte sich nicht erinnern jemals etwas so schönes gesehen zu haben.
    Hoshiko blinzelte schließlich müde und hob schwerfällig ihren Kopf. Sie drehte die Ohren kurz in verschiedene Richtungen, bevor sie ihren Blick nach links wandte und ihre bernsteinfarbenen Augen in Kōuns rote sahen. In diesem Herzschlag wurde ihr bewusst, was passiert war. Hektisch erhob sie sich und trat einige Schritte zurück eine kaum verständliche Entschuldigung stammelnd.
    „T-tut mir leid. Ich wollte nicht … also, das … war ein Versehen. Ich …”, entkam es ihr schnell, als sie schuldbewusst auf ihre Pfoten schaute.
    „Wofür entschuldigst du dich?”, fragte das Absol ruhig. Er rollte sich auf die Seite und zog die Hinterbeine an.
    „Na … weil … ich”, begann sie zögernd und blickte vorsichtig auf. Ihr fiel keine Antwort ein. Es war ihr sehr unangenehm, dass sie ihm im Schlaf so nah gekommen war. Bei seiner zurückhaltenden Art war sie sich sicher, dass ihm das bestimmt nicht gefallen hatte. Sie wollte ihn doch nicht verärgern!
    Kōun erhob sich schließlich und meinte: „Du musst dich nicht entschuldigen.” Über die Selbstverständlichkeit seiner eigenen Worte war er selbst überrascht, ließ sich aber nichts anmerken und dehnte sich stattdessen ausgiebig vor dem Höhleneingang. Das war das erste Mal, dass er nicht im Schutz des Felsen geschlafen hatte und er konnte noch nicht einschätzen, ob er sich wohlfühlen sollte oder nicht. Hoshiko beobachtete ihn stumm; sie war immer noch verblüfft von seiner Aussage. Schließlich hellte sich ihr Gesicht auf, sie streckte sich auf dem warmen Gestein aus und blickte über das Plateau. Im Gras raschelten die Rattfratz, die trotz ihres lilafarbenen Fells durch ihre Geschwindigkeit kaum auszumachen waren. Ab und an hob ein Nagelotz den Kopf aus dem Grasteppich und blickte sich wachsam um. Als der Blick des Spähers auf Kōun traf, bewegte er kurz seine lange Rute und verschwand wieder zwischen den grünen Halmen. Am Rand des Plateaus in der Nähe des steil ansteigenden Berges lagen einige Kleinstein und sonnten sich. Ab und an kugelte eines von ihnen über das Gestein und das Geräusch klang in der warmen Luft zu Hoshiko und Kōun hinüber.
    Die Feuerfüchsin erhob sich und begann sich das Gesicht zu putzen, während das Absol sich von der Höhle entfernte. Er ging an den Rand des Plateaus und blickte hinunter ins Tal. Die Sonne hatte sich weit genug über die Berge gekämpft, sodass die roten Ziegeldächer der Häuser im warmen Licht leuchteten. Zwischen den Bergzinnen spannte sich ein strahlend blauer Himmel, nur ein paar weiße Wolken zogen kaum wahrnehmbar über ihn hinweg. Der Wind trug den würzigen Duft der Fichten und Tannen heran, die mit einigen Eichen und Ahornbäumen einen Mischwald an einer nahen Bergflanke bildeten. Mit jedem Herzschlag erschien es ihm als würde es wärmer werden, während die Sonnenscheibe immer höher stieg. Hoshiko erschien an seiner Seite und blickte erwartungsvoll zu ihm auf.
    „Hast du auch schon Hunger?”, fragte Kōun und sah zu ihr hinunter.
    „Ja, sehr sogar!”, erwiderte sie lächelnd.
    „Dann wollen wir mal sehen, dass wir was finden, ja?”


    Die Tage vergingen. Der Sommer überwand seinen Höhepunkt und langsam schien die Kraft der Sonne abzunehmen. In einigen Nächten krallten sich Blitze in pechschwarze Wolken und der Donner dröhnte im Gebirge, als wolle er den Himmel sprengen. Heftig prasselte der Regen inmitten des Sturms auf das Land. Doch wenn der Blick auf den Sternenhimmel frei war beobachteten Kōun und Hoshiko gemeinsam die Millionen Lichter über ihnen. Mit der Zeit gewöhnte sich das Absol an die Gesellschaft und begann sie zu genießen. Obwohl er weiterhin verschlossen blieb und nur wenig von sich preisgab, hörte er der Feuerfüchsin gerne zu, die bereitwillig ihre Gedanken mit ihm teilte. Er begann die Welt um ihn herum mit anderen Augen zu sehen, hörte auf an jeder Ecke Gefahr zu wittern und widmete sich mit mehr Interesse seiner Umwelt. Hoshiko erzählte ihm von ihrem Leben im Wald, von den Geschichten aus ihrer Kindheit und den Sternen. Sie aßen gemeinsam, wanderten zu zweit durch die Berge und beobachteten die Herden von Miltank und Chevrumm, die auf den Bergweiden grasten.
    Kōun kam das Leben auf einmal leicht vor. An manchen Tagen hatte er das Gefühl, als wäre eine Last von ihm genommen worden, von der er nicht gewusst hatte, dass er sie trägt. Er fühlte sich unbeschwert, redete mit der Zeit mehr als gewöhnlich und genoss es jemandem zu haben, der ihm zuhörte. Nachts schlief er mit der Feuerfüchsin an seiner Seite ein, manchmal mit dem Gedanken, wie er es vorher ohne sie überhaupt ausgehalten hatte.
    Schließlich verfärbten sich die Blätter der Laubbäume, die Tage wurden kälter und grauer. Nebel stieg aus dem Wald auf und in der Luft lag die Ahnung von Veränderung.


    Nebel stieg von den Wäldern auf und den Himmel bedeckten aschgraue Wolken, die das Sonnenlicht zurückhielten. Die Luft war feucht und kalt und hinterließ Tautropfen auf den Gräsern der Bergwiesen. Kramurx krächzten in der Ferne ansonsten herrschte eine drückende Stille vor. Das Fell an Kōuns Beinen war schon ganz nass vom Laufen durch das feuchte Gras. Er blieb stehen und blickte sich um. Ein seltsames Gefühl beschlich ihm beim Anblick der ersten Zeichen des kommenden Herbstes. In den Bergen war der Winter oft hart und er selbst hatte schon viele nur knapp überstanden. Er sah zu Hoshiko, die hinter ihm bis zum Bauch im nassen Gras stand, und fragte sich, wie sie diesen Winter wohl gemeinsam überstehen würden.
    „Vermutlich sollte ich mir nicht so viele Gedanken machen. Wir haben ja noch Zeit …”, ging es ihm durch den Kopf und er ging weiter. Die Feuerfüchsin folgte ihm schweigsam und betrachtete ihre Umgebung mit neugierigen Augen. Sie liefen im gleichmäßigen Tempo über die Bergwiese, stiegen schließlich etwas höher bis sie der dunkle Waldrand verschluckte. Kōun hatte etwas weiter unten die Stimmen von Menschen gehört und wollte ihnen so aus dem Weg gehen. Der würzige Geruch der Tannen hing in der feuchten Luft, zusammen mit dem Aroma von nassen Blättern. Sie erreichten die bekannte Lichtung an der einige Beerenbäume wuchsen gerade, als Kōun nicht nur seinen sondern auch Hoshikos Magen nach Essen verlangend knurrend hörte. Doch es lagen keine Früchte am Boden und in den Ästen hingen nur unreife.
    „Scheint als wären wir heute zu spät dran”, meinte das Absol verstimmt.
    „Wie kann das sein?”, fragte die Feuerfüchsin. „Gestern waren hier doch noch lauter Beeren zu finden.”
    „Die ersten Nager sammeln ihre Vorräte für den Winter. Vermutlich beginnen auch schon die einige damit sich Gewicht anzufressen.”
    Hoshikos Magen knurrte noch einmal deutlich und sie setzte sich in das feuchte Gras. Kōun konnte an dem Ausdruck in ihren bernsteinfarbenen Augen sehen, dass ihr die Sorge um Futter neu war.
    „Aber keine Sorge”, erwiderte er schnell und versuchte sich an einem Lächeln. „Ich kenne noch mehr Plätze, wir bekommen unser Frühstück schon noch.”
    „Ist gut”, gab die Feuerfüchsin zufrieden zurück und folgte dem vorausgehenden Absol.
    Sie durchquerten den Wald und stiegen somit immer höher den Berg hinauf, bis der Forst schließlich Platz machten für graues Gestein. Kurzes Gras wuchs zwischen den großen Steinen und nur vereinzelt standen einige Bäume zusammen. Kōun folgte einem schmalen Pfad, der sich am Rand des Gesteins hinauf schlängelte. Immer wieder blickte er hinter sich, um sicher zu gehen, dass Hoshiko ihm folgte. Die Feuerfüchsin schien bereits etwas erschöpft, aber sie ging tapfer weiter.
    „Wir sind gleich da”, meinte er aufmunternd über die Schulter und sie nickte. Ihr taten die Pfoten weh vom rauen Untergrund und der Hunger krallte sich in ihren Magen. Die Sonne hatte sich nicht durch die Wolken kämpfen können und der Himmel war weiterhin aschgrau. Doch die feuchte Luft wurde von heftigen Windböen durchschnitten, die das Fell der beiden immer wieder zausten. Hoshiko kniff die Augen zusammen und versuchte sich mit anderen Gedanken abzulenken. Sie blickte zu dem Absol auf und fragte sich, wie er es schaffte nicht erschöpft zu sein. Sein Gang hatte etwas eisernes, beinah verbissenes an sich, so als käme es für ihn nicht infrage jetzt aufzugeben. Der Wind fuhr grob durch sein schneeweißes Fell und trotzdem ging er einfach weiter.
    „Er ist wie der Berg”, dachte sie. „Niemals könnte der Wind einen Berg zu Fall bringen.”
    Der Weg begann sich an die Flanke des Berges zu schmiegen, sodass zu ihrer Linken das Gestein in die Höhe ragte, zu ihrer Rechten es jedoch mehrere Sprünge steil nach unten fiel. Sie machten sich keine Gedanken darum, denn sie waren solche Pfade auf ihren Erkundungstouren schon oft gegangen. Die Feuerfüchsin fürchtete sich nicht, obwohl sie kurz nach unten sah und danach ihren Blick wieder auf Kōun heftete, der unbeirrt weiterging.
    „Bald sind wir da”, ging es ihm durch den Kopf und er wusste, dass er sich selbst daran erinnern musste. Sie hatten schon einige Male länger nach Essen suchen müssen, aber nie hätte er gedacht noch mal so weit einen Berg hinauf gehen zu müssen. Die Ankunft des Winters bekam etwas Bedrohliches, doch er versuchte den Gedanken beiseite zu schieben. Ihm blieb auch keine Gelegenheit weiter zu grübeln, denn der Pfad hörte einfach auf. Kōun stoppte und Hoshiko tat es ihm verwundert gleich. Vor ihnen klaffte ein Abgrund, den vor einiger Zeit ein Steinschlag verursacht hatte. Mehrere Sprünge unter ihnen lagen die mächtigen Brocken, bereits von Moos bewachsen. Erst jetzt fiel ihm auf, wie lang es her war, dass er diesen Weg hatte gehen müssen. Er schätzte die Entfernung zum anderen Ende des Weges ab und war sich sicher, dass er sie überwinden konnte.
    „Was ist los?”, fragte die Feuerfüchsin, die nicht sehen konnte was er entdeckt hatte.


  • So Cynda, du hast es dir vielleicht schon gedacht ... Die Feuermaus bekommt jetzt einen Kommentar zum ersten Teil Feuerfuchs ihrer neuer Fanfiction. Ich habe nicht umsonst so überrascht reagiert, denn ich habe Evolis großes Abenteuer damals gelesen und mochte deinen Schreibstil schon immer, denn er ist irgendwie so anders als meiner. Du beschreibst Umgebungen so liebevoll und detailliert und findest irgendwie immer die richtigen Verben um Aktionen auszudrücken. Ich bin selbst mittlerweile überhaupt kein Freund mehr davon, genau zu erklären wo sich meine Charaktere gerade befinden, aber lese es trotzdem noch unglaublich gerne. Mir gefällt besonders, wie logisch sich deine Beschreibungen auch anhören: Kälte steigt als Nebelwolke aus dem Tal. Das war eine der vielen Umschreibungen, die ich so wunderschön finde, weil sie so simpel sind und das alles so zusammenhängend erklären. Was du ebenfalls wirklich herausragend machst, ist, dass man sich schnell mit deinen Charakteren verbunden fühlt. Du stellst sie so lebhaft und sympathisch dar, dass man selbst den Griesgram Kōun schnell ins Herz schließt. Übrigens habe ich mich mal ein bisschen schlau gemacht und finde die Namenswahl wirklich sehr clever, denn der offensichtliche Gegensatz zu seinem "Wesen" bzw. seiner Fähigkeit ist echt interessant und zeigt, dass Kōun mehr Facetten hat, als man zu Anfang vielleicht glauben mag. Das sieht man auch relativ schnell, denn scheinbar entwickelt er Hoshiko gegenüber schnell eine große Sympathie. Dass er diese nicht so richtig einzuordnen weiß ist natürlich klar. Irgendwie ging es mir sogar fast ein wenig zu schnell, dieses aufbauschende Mitgefühl. Ich kann mir das nur so erklären, dass er sich ein wenig ein Hoshiko verliebt hat und zwar "auf den ersten Blick". Aber andererseits wirkt die bisher geschilderte Beziehung auf mich eher etwas väterlich bzw. brüderlich, was aber auch daran liegen mag, dass Hoshiko sehr jung und verspielt wirkt, wohingegen Kōun einfach erwachsen und ernst erscheint. Ich bin mir da noch nicht so ganz sicher und will's auch ehrlich gesagt gar nicht von dir wissen, erzähl' es mir lieber! Hoshiko habe ich auch mal nachgeschlagen und auch diesen Namen hast du sehr passend gewählt. Kindlich wirkt sie auf jeden Fall - nicht unbedingt unreif, aber doch noch jugendlich und unvorsichtig - und ihre Liebe zu den Sternen hast du bereits ebenfalls aufgefasst. An der Stelle habe ich übrigens auf euer "berühmtes" Zitat gewartet, das hat mir früher immer so gut gefallen. Es ging in etwa "Willst du dir mit mir die Sterne ansehen? Sie haben uns viel zu erzählen", wenn ich mich richtig erinnere, bin mir des genauen Wortlauts aber nicht mehr bewusst. Wobei eine so direkte Frage für Hoshiko sogar schon etwas seltsam wäre, immerhin verhält sie sich bisher relativ zurückhaltend und versucht einfach nur zu co-existieren. Zumindest hatte ich das Gefühl zu Beginn, so wird es ja auch geschildert. Dann machst du aber einen Zeitsprung der wohl doch den ein oder anderen Monat umfasst und plötzlich landen wir also im Herbst. Eine interessante Wendung im fünften Teil dieses ersten Kapitels/Akts. Die anschließende Szene hat einen ganz anderen Vibe, als die zuvor. Das schaffst du allein schon durch deine aussagekräftigen Umgebungsbeschreibungen und das finde ich so toll! Du musst gar nicht so sehr Kōuns Denken und seine Sorgen umschreiben, weil diese Stimmung, die man damit erzeugen würde, so oder so schon durch die beschriebene Umgebung entsteht. Das ist toll und etwas, was ich ganz anders lösen würde, deshalb bin ich davon so begeistert! Jedenfalls finde ich es stilistisch ganz nett, dass die letzte Szene vor dem Zeitsprung und die Szene nach dem Zeitsprung eigentlich identisch sind bzw. gefühlt aneinander anknüpfen, aber dazwischen doch viel Zeit vergangen ist. Die beiden gehen also auf Frühstücks-Suche und währenddessen wird es Kōun immer mulmiger zu Mute. Das liegt an seinen Vorahnungen und Ängsten bezüglich des Winters und die Angst die er vor allem um Hoshiko hat, aber ist diese Angst für ihn überhaupt rational? Eigentlich dürfte er so ein starkes Gefühl gar nicht kennen, eventuell muss ihn das noch etwas stärker verwunden, verunsichern oder sogar verängstigen. Achtung, Witz der Woche: Der fünfte Teil endet - buchstäblich - mit einem Cliffhanger! Ich bin gespannt, wie sich die Charaktere weiterentwickeln. Ich denke, der Zeitsprung war ein gutes Mittel ein bisschen zu überbrücken, denn, dass sich die Beziehung eher positiv entwickeln würde über die Zeit, war nach den Schilderungen in den vorangegangen Teilen durchaus anzunehmen, weshalb der Zeitsprung einfach nur dafür gesorgt hat, dass du das nicht unbedingt alles ausschreiben musst, denn das hätte irgendwann langweilig werden können. Hier hast du gut die Kurve gekriegt und ich bin schon gespannt, vor welche Herausforderungen die beiden jetzt gestellt werden.
    Ich finde es sehr schön, dass du diese Geschichte schreibst und freue mich auf weitere Teile. Bis dahin nur das beste <3

  • Hallo Cynda,


    für den Anfang wieder mal ein paar Zitate:

    Nachts schlief er mit der Feuerfüchsin an seiner Seite ein, manchmal mit dem Gedanken, wie er es vorher ohne sie überhaupt ausgehalten hatte.

    Hach ja, junge Verliebte. Da bahnt sich doch locker noch was an.

    Niemals könnte der Wind einen Berg zu Fall bringen.

    Das Zitat hab ich deswegen hier, weil das später tatsächlich noch relevant werden könnte. Diese Verbissenheit ist bisher nicht so hervorgetreten, aber ich schätze, dass Koun in naher Zukunft ebenfalls zeigen muss, wie entschlossen er ist.


    So. Vieles in dem Kapitel ist wieder stark auf Kouns Gedanken bezogen, besonders nach dem Absatz im Zeitraffer, wo du einige Dinge im Schnelldurchlauf erzählt hast. Nachdem er sich anfangs eigentlich gar nicht um Hoshiko kümmern wollte, merkt man gegen des Parts, wie sehr sie mittlerweile in seinen Gedanken herumkreist und wie fürsorglich er geworden ist. Die schroffe Art vom Anfang ist wie weggeblasen und ich könnte mir vorstellen, dass er sie dank dieser langen Bekanntschaft nicht mehr missen möchte.
    Gleichzeitig zeigst du aber auch auf, wie wenig er eigentlich auf die Umwelt geachtet hat. Als wäre er selbst in einer Blase gefangen gewesen und würde erst jetzt wieder das volle Ausmaß der Zeit erkennen, die an ihm vorbeigezogen ist. Diese Veränderung zeigt ziemlich gut, wie die Zeit im Flug vergeht, wenn man Spaß hat und nicht immer nur seinem Alltagstrott hinterher geht. Mal sehen, ob das in Folge noch irgendwie wichtig wird.


    Wir lesen uns!

  • Heyho, Cyn!


    Das relativ friedliche und harmonische Leben neigt sich allmählich also einer schweren Prüfung zu: Dem Ende des Jahres. Ich hoffe mal, dass das nicht das Ende der beiden sein wird, auch, wenn die Symbolik klasse wäre :/
    Aber widmen wir uns erstmal etwas näher dem letzten veröffentlichten Teil!



    Also mir gefällt deine Geschichte ja immer besser. Nicht nur erhälst du deinen leichten, mit Feinheiten gespickten Stil aufrecht, den ich so bewundere, auch wird die Geschichte langsam spannend und man möchte unbedingt wissen, was als nächstes passiert.


    ich freu mich aufs nächste Mal!


    ~Sheo

  • Ich bin mal wieder ziemlich spät, mein Zeitplan funktioniert zurzeit irgendwie gar nicht. ^^" Aber jetzt kommt der nächste Teil von Wunschstern.


    Hab mich sehr über eure Kommentare gefreut, vielen Dank @Chess, @Rusalka und @Sheogorath. Bin ja immer wieder ganz verblüfft über all das Lob, mit dem ihr mich hier teilweise überschüttet. #^^#







    „Es scheint als würde unser Weg unterbrochen sein”, begann Kōun, „aber das ist kein Problem. Wir können einfach auf die andere Seite springen.” Er drehte den Kopf zu ihr um und schaute sie aufmunternd an. Hoshiko nickte, zu überrumpelt war sie, um etwas zu sagen. Das Absol bedeutete ihr, einige Schritte zurück zu gehen. Die andere Seite fest im Blick rannte er auf den Abgrund zu. Mit einem kräftigen Sprung setzte er hinüber und landete gekonnt auf dem Schotter. Er drehte sich zu der Feuerfüchsin um und meinte: „Es ist gar nicht so weit wie es aussieht.”
    Seine Worte sollten sie ermuntern, aber durch eine Windböe erreichten sie Hoshiko kaum. Sie versuchte die Entfernung abzuschätzen, blickte von ihrer Seite des Pfades über den Abgrund zur anderen Seite auf der Kōun stand. Vorsichtig ging sie zum Rand des Weges und blickte hinunter zu dem Geröll. Sie sah hinauf und ihre Augen trafen die des Absol. Er nickte ihr voller Zuversicht zu und ging ein paar Schritte zurück, um ihr Platz für die Landung zu machen. Sie ging ein wenig rückwärts und atmete einige Male tief durch. Eine Windböe strich grob über sie hinweg.
    „Es ist zu weit. So weit kann ich nicht springen.”
    Ihr Herz begann vor lauter Aufregung und Unsicherheit schneller zu schlagen, aber gerade das nutzte sie. Hoshiko kauerte sich kurz nieder, bevor sie nach vorne auf den Abgrund zu lief. Adrenalin flutete ihren Körper je kräftiger ihr Herz schlug und je näher das Ende des Weges kam. An der Kante angelangt stieß sie sich mit den Hinterpfoten so stark sie konnte ab und streckte sich nach vorne. Sie spürte wie der Wind ihr frontal entgegenschlug und sie dazu zwang die Augen zusammen zu kneifen. Die andere Seite schien auf einmal so nah, doch die Feuerfüchsin fühlte wie die Schwerkraft sie hinunter zog. Sie sah wie sich Kōuns Augen erschrocken weiteten.
    Ihre Vorderpfoten erreichten die Kante der anderen Seite und sie spürte den rauen Stein unter ihren Pfotenballen. Mit der vollen Wucht ihres Sprungs prallte ihr Körper gegen das Gestein. Sie versuchte sich festzuhalten, aber ihre Hinterpfoten rutschten immer wieder ab. Das Absol war in einem Augenblick bei ihr, aber er kam zu spät. Gerade als er den Kopf nach unten riss, um sie festzuhalten, verloren ihre Pfoten den Halt. Sie fiel rückwärts in die Tiefe. Hoshikos angsterfüllte Schrei hallte in den Bergen und in Kōuns Ohren. Er war wie versteinert und konnte nur untätig zusehen wie sie unten auf den Felsen aufschlug. Mit einem Mal pfiff nur noch der Wind um ihn.
    „Hoshiko!”, schrie er und seine Stimme überschlug sich fast dabei. Jegliche Vorsicht vergessend stürzte er sich hinterher und landete hart auf einem der größeren Brocken. Beinahe hätte er aufgrund des feuchten Mooses das Gleichgewicht verloren. Er sprang von dem Felsen herab und stand schließlich mit wild klopfendem Herzen auf harter Erde. Hinter ihm erhob sich der Berg und vor ihm fiel dieser nach einigen Sprüngen weiter herab, sodass Kōun auf Augenhöhe mit den Wipfeln der dort wachsenden Tannen war. Hektisch drehte er den Kopf, als der Wind ihm einen bekannten Geruch in die Nase wehte.
    „Hoshiko?”
    Er blickte in die Richtung, aus der die Böe gekommen war und erkannte schließlich das goldene Fell der Feuerfüchsin einige Sprünge entfernt. Sein wild schlagendes Herz machte einen freudigen Sprung.
    „Hoshiko!”, entkam es ihm erleichtert und er sprang schnell zu ihr. „Ist alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?”
    Sie lag mit dem Rücken zu ihm und reagierte nicht. Vorsichtig ging er um sie herum als sich die Angst in ihm ausbreitete.
    „Hoshiko?”, fragte er leise, bekam aber erneut keine Antwort. Mit geschlossenen Augen lag die Feuerfüchsin auf der blanken Erde, ihr goldenes Fell war zerzaust und ihre sechs Schweife lagen reglos aufgefächert neben ihr. Vorsichtig trat er näher und schnüffelte zögernd an ihr. Der Duft, den er über die letzten Wochen so gut kennengelernt hatte, hatte eine saure Note bekommen und doch fehlte die Nuance, von der er befürchtet hatte sie wahrnehmen zu müssen. Schließlich entdeckte er, wie sich ihre Flanke kaum merklich hob und senkte. Kōun spürte wie die furchtbare Ahnung ihn verließ, trotzdem blieben seine Sorgen.
    „Sie hat furchtbare Angst gehabt … Der Sprung war meine Idee gewesen … Was soll ich nur tun?”
    Unschlüssig stand er bei ihr und versuchte herauszufinden, ob sie verletzt war. Aber er wusste nicht, wie er das anstellen sollte, wenn sie nicht bei Bewusstsein war.
    „Hoshiko … bitte … wach auf.”


    „Ah, Absol!”, schrie mit einem Mal eine erschrockene Stimme hinter ihm. Kōun drehte sich augenblicklich um und erkannte drei Menschen — zwei Männer und eine junge Frau — in einiger Entfernung. Neben ihnen stand ein Fukano und begann mit gefletschten Zähnen zu knurren.
    „Wie kann das sein? Ich dachte, es gäbe keine Absol mehr in dieser Gegend?”, wunderte sich einer von ihnen. Die drei rührten sich vor Verunsicherung und Überraschung nicht, während sich in seinem Kopf alles zu drehen begann.
    „Menschen … hier! Was mach ich nur? Ich muss weg. Sofort! Aber ich kann Hoshiko nicht zurück lassen. Aber ich kann sie auch nicht bewegen. Was mach ich nur?! Was soll ich nur tun?!”
    Das Hund-Pokémon knurrte weiterhin, doch die Menschen reagierten nicht darauf. Kōun nahm das Fukano nicht als Bedrohung war, weil wer wusste, dass diese Rasse, wenn sie mit menschlichen Partnern unterwegs war, immer auf Anweisungen reagierte und nie eigenständig handelte. Eine Drohgebärde seinerseits war also unnötig und vielleicht würden die Menschen ihn eher in Ruhe lassen, wenn er sich ruhig verhielt. Mehrere Herzschläge geschah nichts und nur der Wind wehte über die Szene hinweg.
    „Am besten gehen wir wieder”, schlug einer der Männer vor. „Es tut uns scheinbar nichts und wenn wir jetzt gehen, haben wir es vielleicht auch noch nicht verärgert.” Er beugte sich zu dem Fukano herunter und strich ihm über den Kopf.
    „Gute Idee …”, erwiderte der andere und hielt mit einer Hand den Gurt fest, der über seiner Schulter hing. Kōun erkannte einen merkwürdigen langen Gegenstand der hinter dem Rücken des Menschen hinauf ragte. Selbst in dem trüben Licht dieses Tages erkannte er die glatte, glänzende Oberfläche. Es sah aus wie ein gerader Ast.
    „Wir können nicht gehen”, entgegnete die junge Frau ernst und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf das Absol.
    „Warum nicht?”
    „Schaut genau hin. Da, neben ihm. Seht ihr das?”
    „Ja, das sieht … das sieht aus wie ein Vulpix”, sagte der Mann neben dem Fukano.
    „Bist du sicher?”, wollte der andere wissen. „Das Fell ist so anders. Viel heller und irgendwie golden.”
    „Es ist ein Vulpix. Ein goldenes Vulpix, genau wie das in den Geschichten unseres Dorfes”, erwiderte die junge Frau und ging in die Knie. Sie hob einen kleinen Stein vom Boden auf und warf ihn auf das Absol. Kōun war zu perplex um auszuweichen und wurde an der Schulter getroffen. Der Schmerz schoss ihm kurz durch den Körper. Die Frau hob einen weiteren Stein auf und schmiss ihn wieder auf das Desaster-Pokémon. Dieses Mal traf sie nicht, ihr Geschoss landete einige Sprünge daneben.
    „Verschwinde!”, schrie sie und das Fukano unterstrich ihre Aussage mit einem Bellen. „Lass das Vulpix in Ruhe! Verschwinde du Unglücksbringer!”
    Kōun rührte sich nicht, zu sehr hallten die Worte in ihm nach. Sah es wirklich so aus, als wolle er Hoshiko etwas antun? War es das was die Menschen sahen? Er hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, wie diese Zweibeiner die Welt wahrnahmen. Wie konnten sie ihn nur so missverstehen?
    Das Hund-Pokémon sprang nach vorne und knurrte angriffslustig; Kōun fletschte die Zähne und duckte sich kampfbereit. Nicht er war hier die Bedrohung, sondern die!
    „Steine zu schmeißen bringt scheinbar nichts, also müssen wir es in einem Kampf vertreiben”, beschloss die junge Frau, doch einer der Männer hielt sie auf.
    „Bist du wahnsinnig? Fukano hat keine Chance gegen ein Absol, siehst du nicht wie stark es ist?”
    „Ja, aber …”, setzte sie an, doch der andere Mann unterbrach sie.
    „Wir müssen Fukano nicht in Gefahr bringen und uns auch nicht. Lasst mich das machen.” Er nahm den Riemen von der Schulter und hielt einen langen, glänzenden Gegenstand in den Händen. Kōun knurrte und machte zwei Schritte auf die Menschen zu. Sie sollten jetzt endlich dahin zurück laufen woher sie gekommen waren!
    „Du willst doch nicht etwa …!”, begann die Frau entsetzt, doch der Mann schüttelte sogleich den Kopf.
    „Ich bin nicht verrückt und werde es erschießen. Aber wenn das keine Wirkung zeigt, müssen wir uns was anderes einfallen lassen.”
    „Fukano, komm her. Braver Junge”, rief der andere Mann das Hund-Pokémon an seine Seite. Sichtlich widerwillig folgte es dem Befehl, behielt das schneeweiße Pokémon aber im Auge. Kōuns Geduld war erschöpft — sie hatten nur noch wenige Augenblicke Zeit, bevor er angreifen würde. Er beobachtete wie der Mann den langen Gegenstand in beide Hände nahm und vor sein Gesicht hielt. Als würde er auf etwas zielen. Noch einmal ließ das Absol ein kehliges Knurren verlauten, seine letzte Warnung, bevor sich helle Energie um sein dunkles, sichelförmiges Horn sammelte.
    Plötzlich durchbrach ein lauter Knall die Stille. Etwas zischte wie ein Blitz durch die Luft und schlug einen Sprung von seinen Pfoten entfernt in den Boden. Der Geruch von Verbranntem wehte zu Kōun hinüber. Er war wie erstarrt, konnte keinen Muskel rühren. Sein Herzschlag erhöhte sich, bis er ihm laut in den Ohren dröhnte und sein ganzes Wesen schrie: Lauf!
    Und er lief. Ohne nachzudenken rannte er zu den herabgefallenen Felsbrocken, sprang auf das moosüberzogene Gestein, stieß sich von dort zu der unebenen Bergwand ab. Er krallte sich in das Gestein. Doch er fand keinen festen Halt und rutschte daran herunter. Nicht darauf achtend, sprang er trotzdem weiter bis er schließlich wieder auf dem Pfad stand. Mit keuchendem Atem und wild schlagendem Herzen presste er sich gegen den Berg. Seine Beine zitterten, gaben schließlich unter ihm nach und er drückte sich in den Schotter. Kōun konnte keinen klaren Gedanken fassen, sein ganzer Körper war auf Flucht eingestellt. Trotzdem konnte er nicht weg, denn da unten lag immer noch Hoshiko. Er musste zurück, er wusste, dass er zurück an ihre Seite musste. Aber er konnte nicht, die Angst hielt ihn davon ab. Sie zwang ihn dazu sich hier zu verstecken und zu hoffen, dass er diesen Knall nie wieder hören musste. Er zitterte am ganzen Körper.
    Außerhalb seines Blickfeldes bewegten sich die Menschen auf das Vulpix zu. Vorsichtig wickelte die junge Frau sie in ein Tuch und trug sie fort. Kōun sah sie kurz, bevor sie den Abstieg zurück ins Tal begannen. Vorsichtig schob er sich mit dem Bauch am Boden an die Kante des Pfades und blickte nach unten. Die Feuerfüchsin war nicht mehr da. Ruckartig erhob er sich auf die Pfoten.
    „Hoshiko! Ich muss hinterher … ich …”
    Heftig schüttelte er den Kopf, als wolle er ein Blatt abschütteln, das sich in seinem Fell verfangen hatte.
    „Nein. Das bringt nichts. Ich kann sie nicht retten.”
    Seine Hinterläufe zitterten so stark, dass er sich niedersetzte. Er versuchte sein klopfendes Herz mit tiefen, gleichmäßigem Atmen zu beruhigen. Es war wichtig, dass er jetzt ganz genau nachdachte. Mit einem Mal erinnerte er sich daran, wie er Hoshiko überhaupt getroffen hatte. Sein Instinkt hatte die Gefahr gespürt und ihn zu ihr geführt.
    „Aber ich spüre nichts!”, dachte er verzweifelt. „Heißt das jetzt, dass alles gut ist oder hab ich diese Fähigkeit verloren?”
    Er schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Nach und nach beruhigte sich sein Herzschlag und seine Gedanken begannen sich zu ordnen. Kōun atmete tief durch.
    „Es wird ihr nichts passieren. Diese Menschen wollten sie nicht fangen. Sie ist verletzt und ich kann ihr nicht helfen, aber vielleicht können die Menschen ihr helfen. Sie ist bei ihnen viel besser aufgehoben als bei mir.”
    Langsam öffnete er seine roten Augen und richtete seinen Blick auf die Stelle, wo die Menschen verschwunden waren. Der Wind fuhr ihm durch das schneeweiße Fell. Er fühlte wie sich ein stechender Schmerz in seine Brust krallte.
    „Es ist besser so.”
    Mit schweren Schritten machte er sich auf den Weg zurück zu seiner Höhle. Eine dumpfe Leere begann sich in seinem Herzen auszubreiten, die mit jedem Herzschlag stärker zu werden schien, bis er nur mehr ein Gewicht in seiner Brust fühlte. Sein Blick war auf den Boden vor ihm gerichtet und er achtete nicht auf seine Umgebung. Der Himmel über ihm wurde dunkler und schließlich fiel feiner Regen herab, der langsam stärker wurde. Mit nassem Fell erreichte er sein Zuhause und sobald sich das kalte Gestein über ihn wölbte ließ er sich auf den Boden fallen.
    Vielleicht würde er gleich aufwachen und alles wäre nur ein böser Traum gewesen. Doch Kōun wusste, dass er nicht träumte, dass all das wirklich geschehen war. Er kroch weiter in die Höhle und ein bekannter Duft wehte ihm in die Nase.
    „Hoshiko!”, entkam es ihm laut, doch niemand antwortete. Schließlich fiel ihm auf, dass der Geruch schal war. Tränen sammelten sich in seinen Augen.
    „Hoshiko … es tut mir so leid. Bitte verzeih mir, dass ich dich nicht beschützen konnte. Es ist alles meine Schuld … Es tut mir so leid …”, schluchzte er und vergrub sein Gesicht in den Vorderpfoten. Seine Stimme versagte und er weinte so stark, dass sein ganzer Körper erbebte. Er spürte die Kälte des Felsens und den eisigen Wind, der den prasselnden Regen in die Höhle wehte. Kōun fühlte sich wieder allein, so einsam wie er sich seit langer Zeit nicht mehr gefühlt hatte. Und wie zuvor wusste er nicht, ob dieses Gefühl jemals wieder enden würde.


  • Hallo Cynda,


    dass ausgerechnet bei dem Sprung eine Böe kommt, war aber auch nicht zu erwarten und dementsprechend kann man da Koun auch nicht wirklich die Schuld dafür geben, dass Hoshiko abgestürzt ist. Wobei man es zumindest als Leichtsinn bezeichnen könnte, dass sie sich das zutraut und dass er nicht darauf aufgepasst hat, dass sie es nicht schaffen könnte. Wie ich schon beim letzten Kommentar meinte, könnte die Gewohnheit, dass sich die beiden nun ja doch schon einige Zeit kennen, für diese Situation verantwortlich sein, was sich wie erwartet als richtig herausgestellt hat. Gute Umsetzung, wenn auch nicht so positiv für die beiden Pokémon.
    Was danach folgt, musste ja unweigerlich passieren. Koun kann Hoshiko nicht retten, es tauchen Menschen auf und die verjagen ihn, weil sie glauben, er würde sie fressen wollen. Ist nicht schön, aber wenn Absol Unglück nachgesagt wird (locker hat das keiner von den Menschen je mitbekommen), ist es schwer, sich da irgendwie durchzusetzen. Wobei mir auch nicht entgangen ist, dass die drei von irgendwelchen Geschichten aus ihrem Dorf gesprochen haben. Als ob Vulpix sogar als heilig angesehen wird, was wiederum ihr Verhalten nachvollziehbarer macht. Auf der anderen Seite könnte das auch für jedes andere Pokémon zugetroffen haben, also wer weiß, ob das noch später relevant wird oder nicht.
    Das Ende des Kapitels war passend. Es tritt das ein, was ich schon weiter oben erwähnt mit der Gewohnheit erwähnt habe, dass er sich dadurch die Schuld zuschiebt, obwohl es ihn nicht direkt trifft. Übrigens war das eine sehr traurige Atmosphäre mit dem Regen und dem Wind. Es wirkt regelrecht beschließend und macht alles Zukünftige ungewiss. Wir werden sehen, was sich tut.


    Wir lesen uns!

  • Weiter geht's!
    Nach einer Winterpause möchte ich Wunschstern nun wieder regelmäßig updaten -- mal sehen, wie gut das funktioniert.
    Bevor ich aber das nächste Update präsentiere, freu ich mich drauf, auf den Kommentar von @Rusalka zu antworten -- vielen Dank dafür! <(^.^<)


    Jetzt gibt's Teil zwei!
    Der zweite Teil wechselt nicht nur etwas die Erzählsicht, sondern beginnt auch nach einer recht großen Zeitspanne mit der Weitererzählung. Beides war bereits von Anfang an so geplant gewesen. Die zwei Teile sollten sich einmal jeweils mehr um einen der beiden Charaktere kümmern, gleichzeitig aber auch zwei wichtige Ereignisse in ihrer Freundschaft und Beziehung aufzeigen. Ob mir das so gelungen ist, wie ich mir das vorstelle ... lest selbst!
    Teil zwei ist übrigens noch nicht fertig geschrieben. Mir fehlt noch das abschließende Ende.




    Teil zwei: Desaster


    It is something that grows over time … a true friendship.
    A feeling in the heart that becomes even stronger through time …
    The passion of friendship will soon blossom into a righteous power
    and through it, you’ll know which way to go …
    — Sheik (The Legend of Zelda: Ocarina of Time)


    Die Laubbäume hatten ihre Blätter schon lange verloren und ihre Äste ragten als knorrige Hände in den weißen Himmel. Wie schwarze Silhouetten zeichneten die Nadelbäume die Wälder an den schneebedeckten Berghängen. Grauer Rauch stieg aus den Kaminen der Häuser und wurde vom Wind verweht. Das Gelächter der Kinder erfüllte mit dem Gebell einiger Hunde-Pokémon die breiten Wege zwischen den Bauernhäusern. Immer wieder hörte man die mahnenden Rufe Erwachsener — tiefe männliche Bassstimmen und die hohen Frauenstimmen — doch davon ließen sich die jungen Menschen nicht beeindrucken. Schneebälle flogen durch die Luft und trafen auf Fassaden und Fenster.
    Ein paar hochgewachsene junge Männer versammelten sich auf dem Dorfplatz, bei ihnen Hundemon, Knogga, Glurak und sogar ein Frosdedje. Dieses drehte sich um und die eisblauen Augen trafen auf ihre. Mitleid aber auch Verständnis lag in diesem Blick, aber sie wandte den Kopf weg und starrte auf den Schnee zu ihren Pfoten. Die Gruppe von Männern machte sich mit geschulterten Äxten auf den Weg aus dem Dorf.
    „Warum scheinen alle zu sehen, dass ich eingesperrt bin und helfen mir trotzdem nicht? Ich begreif es nicht”, ging es ihr durch den Kopf. Ihr silbernes Fell glänzte selbst im trüben Licht an diesem Tag und mit ihren aufmerksamen roten Augen musterte sie die Umgebung. Die Menschen liefen im respektvollen Abstand an ihr vorbei, selbst die Kinder hielten in ihrem Spiel inne und verneigten sich höflich zum Gruß. Die Pokémon senkten ehrfürchtig den Kopf, wenn sie vorüberschritt, selbst die schelmischen Sniebel, die sich am Rand des Dorfes aufhielten, bedachten sie mit Respekt.
    Wie jeden Tag in der letzten Zeit ging sie bis zum letzten Haus im Tal, setzte sich in den Schnee und blickte hinauf zu den Bergzinnen, die sich in den Himmel erhoben. Die Wälder waren dunkle Streifen in dem Weiß und wenn man zu lang hinschaute, dachte man keine Farben mehr sehen zu können.
    „Wenn ich nur wüsste, wo du bist … wenn ich nur wüsste wo ich bin … dann wäre ich schon längst zu dir gegangen. Aber wie soll ich meinen Weg finden? Wie soll ich dich finden, wenn die Berge so groß sind und die Wälder so weit? Alles was mir übrig bleibt ist auf dich zu warten …”
    Die Zeit zog an Hoshiko vorbei wie ein gemächlich fließender Fluss und jeder Tag der an ihr vorüberging zerrte an ihrer Hoffnung. Aber sie war nicht gewillt aufzugeben, auch wenn es immer härter wurde. Inzwischen musste sie immer öfter gegen den Gedanken kämpfen, dass Kōun etwas zugestoßen war. Doch das konnte nicht sein, sagte sie sich immer wieder, dafür war er viel zu schlau und viel zu stark. Er war eine Naturgewalt — wie ein Berg. Kein Wind könnte ihn jemals zu Fall bringen, egal wie sehr dieser auch toben würde. Davon war sie überzeugt und obwohl sie nicht verstand, warum er noch nicht gekommen war, so wusste sie, dass er gute Gründe dafür hatte. Jedenfalls versuchte sie damit die Zweifel zu bekämpfen, die immer öfter ihr Herz mit Pfeilen beschossen und sie anschrieen, dass sie umsonst wartete. Dass er niemals kommen würde. Dass er froh war, sie los zu haben.
    Die Erinnerungen an den Tag, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, waren ein wenig dunkel. Das letzte was sie wusste, war ihr Sturz in die Tiefe und wie er ihren Namen rief. Danach kam eine tiefe Dunkelheit, bis sie schließlich in diesem Dorf erwacht war. Ihr ganzer Körper hatte geschmerzt, man hatte ihr das Fell an einigen Stellen rasiert und starke Fäden hielten ihre Haut zusammen. Alles war so verschwommen. Sie erinnerte sich, wie eine junge Frau ihr sagte, dass sie viele Tage geschlafen hatte. Ein unbekanntes Kribbeln hatte ihren Körper erfüllt, als man durch ihr goldenes Fell gestrichen hatte.
    Sobald sie wieder auf allen Vieren stehen und gehen konnte, hatte Hoshiko die erste Möglichkeit genutzt um durch die große Tür nach draußen zu schlüpfen. So schnell sie konnte war sie gelaufen und selbst als ihre Seite schmerzte war sie nicht stehen geblieben, bis sie den Rand des Dorfes erreicht hatte. Dort musste sie stoppen, denn sie wusste nicht wohin. So war es immer noch. Als sie das erste Mal an dieser Stelle stand waren die Wälder noch gesprenkelt gewesen mit goldenen, roten und hellbraunen Tupfern. Doch inzwischen war alles grau, schwarz und weiß. Die Berge schienen abweisender zu sein, als sie diese kennengelernt hatte. In diesen Momenten erinnerten sie sie an ihre erste Begegnung mit Kōun, als Hoshiko ihn gebeten hatte bei ihm bleiben zu dürfen.
    „Letzte Nacht hab ich eine Sternschnuppe gesehen”, flüsterte sie leise, ihren Blick auf die steinernen Monumente vor ihr gerichtet. „Ich hoffe, du hast sie auch gesehen und vielleicht … hast du dir auch etwas gewünscht. Vielleicht sogar dasselbe wie ich. Meine Mama hat mir mal erzählt, dass solche Wünsche uns verbinden können, selbst wenn wir weit voneinander entfernt sind. Und diese sollen viel öfter in Erfüllung gehen.”
    Sie erhob sich und machte sich auf den Weg zurück zu dem Haus, in dem sie nun lebte. Das Gelächter zwischen den Häusern war verstummt, ab und an hörte sie die Mähikel und Chevrumm, wie sie sich in ihren Ställen bewegten und die Miltank die hinter großen, hölzernen Toren leise muhten, wenn sie vorüberschritt. Vor dem Gasthaus lag ein Tornupto mit flammendem Kragen und hob kurz den Kopf von den Vorderpfoten, als es Hoshiko erblickte. Wie schon beim Frosdedje zuvor lag in dem Blick des Vulkan-Pokémon Mitleid, als würde es erkennen können, was sie durch machte. Doch die schmalen, roten Augen schienen ihr Mut machen zu wollen. Es ließ seinen feurigen Kragen noch ein wenig größer werden, bevor es den Kopf wieder auf seine Pfoten legte. Nun erkannte das Vulnona, dass der Schnee um das Vulkan-Pokémon herum geschmolzen war.
    „Feuer ist Wärme”, ging es ihr durch den Kopf. „Und solange das Feuer brennt, kann die Kälte einen nicht erreichen. Ob es mit der Hoffnung genauso ist?”


    Die Feuerfüchsin erreichte das große Haus und wie sie sich diesem näherte, öffnete sich die Tür. Die junge Frau begrüßte sie mit einem Lächeln: „Zurück von deinem Rundgang, Mondfüchsin?”
    Sie nickte nur, begab sich zu ihrem Schlafplatz — eine große Decke, gewebt aus der Wolle von Voltilamm — und legte sich nieder. Die Wärme aus dem Kaminofen drang durch ihr Fell, trotzdem legte sie sich ihre neun Schweife um den Körper. Schmerzlich wurde ihr bewusst, wie gut sie es hier hatte, während Kōun draußen in Eis und Schnee in einer Höhle lag. Im Sommer war es dort so schön gewesen, aber wie mochte es jetzt sein? Wenn sich Hoshiko konzentrierte hatte sie immer noch den staubigen, kalten Geruch in der Nase.
    „Ich kann nur hoffen, dass es dir gut geht.”



    Seine Pfoten sanken tief in den Schnee, als er aus der Höhle schritt. Inzwischen hatte er das weiße Zeug satt, dabei war der Winter ihm früher die liebste Jahreszeit gewesen. Ohne sich viel umzusehen ging er denselben Weg von seiner Höhle hinab, den er jeden Tag ging. Schmerzhaft krallte sich der Hunger in seinen Magen und er hatte Durst. Doch wie auch die Tage zuvor würde er keine bekannte Futterstelle besuchen sondern eine neue. In all den Jahren die er hier schon lebte war er es gewöhnt und er kannte genug, um den Winter zu überleben. Für sich selbst zu sorgen hatte er schon immer als einfach empfunden.
    „Es ist gut, dass Hoshiko nicht hier ist”, ging es ihm durch den Kopf, doch der Stich in seinem Herzen, der ihn dabei überkam ließ ihn den Gedanken an die Feuerfüchsin schnell wegschieben. Er lief über den verschneiten Pfad hinab in Richtung Tal. Über ihm spannte sich ein weißer Himmel und der kalte Wind trug den Geruch von Rauch heran. Krächzend zogen die Kramurx ihre Kreise, doch Kōun schaute nicht, wohin die schwarzen Flügel flogen. Die meisten Bewohner der Berge hielten Winterschlaf oder eine andere Art von Ruhe. Er war einer der wenigen, die jeden Tag aufs Neue nach Futter suchen mussten. Es war anstrengend durch den hohen Schnee zu laufen, der auf den Bergwiesen lag. Am Rand des Waldes erspähte er ein paar Damhirplex und Kronjuwild. Sie schaufelten sich den Boden mit ihren Hufen frei und rupften das darunter liegende Gras heraus. Die Jahreszeit-Pokémon waren in ihrem vollen Winterkleid und Kōun wusste, dass die Zeit des Schnees wohl noch lange dauern würde. Erst wenn sich das Geweih der Kronjuwild wieder braun verfärbte und Knospen darauf erschienen war der Frühling nahe. Das würde nicht so bald geschehen.
    Er umrundete die scheuen grasfressenden Pokémon und tauchte stattdessen in den dunklen Schatten des Waldes ein. Die Tannen und Fichten verströmten selbst in der kalten Luft ihr würziges Aroma, obwohl ihre Äste dick mit Schnee bedeckt waren. Ohne die Käfer-Pokémon war es schrecklich ruhig zwischen den Bäumen. Ab und an klatschte etwas der weißen Masse auf den Boden, doch ansonsten hörte Kōun nichts. Immer mal wieder erblickte er kahle Äste, die sich gen Himmel streckten. Aber eigentlich versuchte er seinen Blick auf den Boden zu richten. Er versuchte einen Geruch wahrzunehmen, der aus dem Waldaroma des Winters herausstach. Doch hauptsächlich stieg ihm der Geruch des allgegenwärtigen Schnees in die empfindliche Nase. Immer weiter drang er in den Wald vor und bestieg den Berg damit immer höher. Er kletterte einen Abhang hinauf, sprang über umgestürzte Bäume, die der letzte Herbststurm zu Fall gebracht hatte, und sank immer mal wieder in Bodenunebenheiten bis zum Bauch in den Schnee. Verbissen ging er weiter, doch seine Unzufriedenheit wuchs mit jedem Schritt. Und damit seine Wut.
    Schließlich blieb er stehen und brüllte. Wild kreischten die Kramurx als sie von dem plötzlichen Geräusch aufgeschreckt wurden und flatterten von den Bäumen auf. In einem Herzschlag sprangen die Damhirplex und Kronjuwild fort und suchten den nächsten Unterschlupf. Selbst unten im Tal konnte man das Gebrüll hören und wachsam stellten die Hunde-Pokémon ihre Ohren auf.
    Kōun schrie sich fast heiser. Sein Atem bildete eine große Dunstwolke vor seinem Gesicht. Als sein Hals anfing zu brennen hörte er auf. So abrupt wie sein Schrei begonnen hatte, so endete dieser auch. Das Absol atmete schwer und zitterte leicht in der Kälte, aber er zwang sich weiterzugehen. Sein Frust war geblieben, obwohl er gehofft hatte durch den Schrei davon loszukommen. Aber das unbekannte Gewicht lag weiterhin auf ihm.
    Die meiste Zeit an diesem Tag verbrachte er damit verschiedene Futterplätze aufzusuchen, in den meisten Fällen waren diese jedoch bereits geplündert. Er nahm an, dass es ungefähr mittag war — obwohl er den Sonnenstand aufgrund der Wolken nicht genau ablesen konnte — als er endlich einige Beerenbäume fand. Die Früchte waren sehr klein und obwohl die Sinelbeeren einen sehr aromatischen Geschmack besaßen schmeckten sie im Winter schal. Aber das störte Kōun nicht, er aß alle, die er im Schnee finden konnte, zusammen mit den paar Eicheln die außerdem herum lagen. Die herumstehenden kahlen Bäume stellten sich als Eichen heraus — er hatte gar nicht darauf geachtet. Sein Magen war zwar nicht besonders gefüllt, aber der schmerzende Hunger für den Moment gestillt. Um die gewonnene Energie nicht auf dem Weg zurück zu seiner Höhle zu verschwenden suchte er weiter nach Essbarem. So streifte er bis zum Abend durch die winterlichen Wälder an den Berghängen, überquerte verschneite Wiesen und trank ein wenig eiskaltes Wasser an dem einzigen, schnellfließenden, schmalen Fluss den er kannte. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fand er wieder etwas zu essen und machte sich schließlich auf den Rückweg.
    Die Wolkendecke brach in der Nacht endlich auf und gab den Blick auf den Vollmond frei. Als das silberne Licht den Schnee erleuchtete stoppte Kōun in der Kälte und blickte hinauf. Es war absolut still, er hörte nur seinen eigenen Atem und sah wie sich dieser als Wolke vor seinem Gesicht bildete.
    „Da ist er, der Nordstern”, dachte er, als ihm der helle Stern auffiel. „Ich frage mich, ob Hoshiko ihn auch gerade anschaut. Und ob sie … vielleicht manchmal an mich denkt …”
    Energisch schüttelte er den Kopf, während er weiter durch den tiefen Schnee stapfte. „Nein, warum sollte sie auch. Sie hat keinen Grund irgendeinen Gedanken an mich zu verschwenden.”
    Kōun richtete seinen Blick wieder auf den Weg vor sich und vermied es hinauf in das mit vielen Sternen gesprenkelte Firmament zu schauen, welches von den dunklen Silhouetten der Bergspitzen eingerahmt wurde. Sie erinnerten ihn zu sehr an seine Zeit mit der Feuerfüchsin. Die ersten Tage nachdem sie voneinander getrennt wurden hatte er nur in seiner Höhle verbracht und nichts gegessen. Der Schmerz in seinem Herzen hatte ihm jegliche Kraft geraubt und ihm fiel nichts besseres dagegen ein, als zu schlafen. Nur im Schlaf fühlte er nichts. Nachdem drei Tage vergangen waren, hatte er von Hoshiko geträumt und war mit einem Stechen in der Brust aufgewacht. Die Tränen waren ihm in die Augen geschossen und er konnte nicht anders als sich weinend vor Trauer zu krümmen. Schließlich biss ihn der Hunger in den Magen, was ihn dazu gezwungen hatte die Höhle zu verlassen.
    Noch viele Male waren Tränen nötig gewesen, damit er kurzfristig etwas anderes fühlte, als das taube Gefühl in seiner Brust. An manchen Tagen in den vergangenen Monaten hatte er sich dazu zwingen müssen vor seine Höhle zu gehen, und in der frühen Herbstsonne zu liegen. Es gab ständig Momente in denen er an Hoshiko denken musste. Manchmal kam es ihm vor, als wäre sie gar nicht fort, nur bereits aus der Höhle, wenn er erwachte oder hinter ihm, wenn er durch die Wälder streifte. Wenn er sie im Traum sah, hoffte er, dass diese Augenblicke nicht endeten, nur um am nächsten Morgen doch wieder mit der harten Realität konfrontiert zu werden.
    Er war sich sicher, dass sie noch im Dorf war und viele Male blickte er hinab ins Tal, manchmal kurz davor dorthin zu laufen und sie zu suchen. Doch was würde das bringen? Das Leben was er führte konnte er ihr unmöglich zumuten und es ging ihr besser ohne ihn. Viele Male redete er sich ein, dass es einfacher werden würde, irgendwann würde er akzeptiert haben, dass er sie nicht mehr wiedersehen konnte. Trotzdem schmerzte Kōun besonders, dass sie eigentlich so nah war. Manches Mal kam ihm der Gedanke, dass sie vielleicht auf ihn wartete. Doch das konnte nicht sein, viel wahrscheinlicher war, dass sie ihm nicht verzeihen konnte. Dass sie ihn niemals wieder sehen wollte.
    „Ob das der Moment ist? Der Moment an dem ich meine Einsamkeit akzeptieren muss? Sie zu einem Teil von mir machen? Sie wie einen Schild benutzen? Wenn mir nur jemand sagen könnte, was ich jetzt tun soll …”
    Erschöpft kam er schließlich in seiner Höhle an. Das Fell an seinen Beinen war ganz nass vom Schnee und obwohl das Gestein eiskalt war, legte er sich nieder. Sorgsam leckte er sich über den weißen Pelz, bis er sich schließlich zusammenrollte und einschlief.


  • Sanft loderte die blaue Flamme vor ihrer Brust. Sie verströmte ein kaltes und doch beruhigendes Licht, fast wie der Sternenhimmel, der sich über Hoshiko spannte. Es hatte sie einiges an Konzentration und viele Versuche gekostet dieses kleine Irrlicht zu entzünden. Doch jetzt schwebte es vor ihr und die Feuerfüchsin hoffte, dass es auch von einiger Entfernung zu sehen war. Ihr war im Laufe des Tages klar geworden, dass sie nicht untätig sein durfte. Sie musste auf sich aufmerksam machen, vielleicht nahm Kōun ja an, dass sie das Dorf verlassen hatte und wieder im Wald lebte? Natürlich konnte er sie dort nicht finden! Es war an ihr ihm zu zeigen, dass sie noch hier war und auf ihn wartete. Hoshiko ließ ihren Blick über die dunklen, gewaltigen Schemen schweifen. Das silberne Mondlicht erhellte den Schnee auf den Bergen, doch alles andere war in tiefe Finsternis gehüllt. Angestrengt lauschte sie in die Stille. Ihr Atem bildete eine Dunstwolke vor ihrer Schnauze, aber sie spürte die Kälte gar nicht. Schließlich fiel ihr der Nordstern auf und ihr Herz begann schneller zu schlagen, als die Erinnerung an ihre erste Nacht bei Kōun in ihrem Kopf auftauchte in der sie ihm die Bewohner des Nachthimmels vorgestellt hatte.
    „Meinst du, du könntest eine Botschaft für mich übermitteln?”, fragte sie leise. „Ich würde es ja gern selbst tun, aber ich weiß nicht wie. Wenn du irgendwo Kōun siehst, kannst du ihn dann von mir grüßen? Und ihm sagen, dass ich ihn sehr vermisse? Meinst du … du könntest das … für mich tun …?”
    Ihre Stimme versagte und die Tränen rannen in ihr Fell, als sich ein Schmerz in ihrer Brust ausbreitete. Die Feuerfüchsin krümmte sich unter den Schluchzern und vergrub schließlich die Schnauze in ihren Vorderpfoten. Es dauerte lange bis sie sich beruhigt hatte und aufhörte zu weinen. Niemand hörte sie hier am Dorfrand, nur das blaue Irrlicht leuchtete unbeirrt in der Finsternis. Hoshiko erhob sich schließlich und meinte mit belegter Stimme: „Komm, wir gehen zurück.”
    Sie drehte sich um und das Irrlicht folgte gehorsam. Es hatte etwas Tröstendes an sich und so beschloss sie, es nicht zu löschen, sondern stattdessen das blaue Leuchten in eine Lampe zu schicken. Dort entzündete es eine Kerze und spendete warmen Feuerschein.
    „Leuchte so lang, wie du möchtest”, hauchte sie, bevor sie die massive Holztür aufdrückte und ins Haus ging. Sie schüttelte sich in der Diele, bevor sie ihren Schlafplatz aufsuchte. Mit der Schnauze unter den Spitzen ihrer neun Schweife schlief Hoshiko schließlich ein.
    „Schlaf gut, Kōun.”


    Mit schmerzenden Gliedern erhob sich das Absol vom steinernen Boden. Er streckte sich ausgiebig und fuhr sich ein paar Mal mit der Zunge über das Fell an seiner Brust. Mit leicht unsicheren Schritten trat er vor die Höhle und musste die Augen schließen, so sehr glänzte der Schnee in der Sonne. Es dauerte eine Weile bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte und solang genoss er die Wärme auf seinem Rücken. Natürlich war die Kraft der Sonne im Winter nicht vergleichbar mit ihrer Stärke im Sommer und doch empfand Kōun seit langem mal wieder etwas Freude. Er füllte seine Lungen mit der kalten, nach Schnee riechenden Luft und stieß diese langsam wieder aus. In sichtlich guter Stimmung begab er sich auf die Suche nach seinem Frühstück und ging den Berg hinab. Sein Blick fiel auf die vielen Häuser im Tal, die von seinem Standpunkt aus winzig aussahen. Grauer Rauch kräuselte sich aus den vielen Schornsteinen, das Gebell einiger Hunde-Pokémon klang zu ihm hinauf und er konnte kleine, sich bewegende Punkte ausmachen. Trotz der Kälte und des vielen Schnees wirkte das Dorf so geschäftig, wie er es schon immer kannte. Er zögerte einige Herzschläge, bevor er den Blick schließlich abwandte und weiter ging.
    Im Wald fiel der Schnee von den Ästen dumpf auf den Boden, sodass Kōun acht geben musste, nicht darunter zu geraten. Zwischen den Baumstämmen war er mit seinem Fell kaum wahrzunehmen, er verschmolz mit der Umgebung und bewegte sich deshalb unbekümmert. Es war so ruhig, dass jedes fremde Geräusch ihn alarmiert hätte — das Absol hatte im Winter keine Angst. Vielleicht war es die einzige Zeit im Jahr, in der er sich nicht vor den Menschen fürchten musste, denn die Berge waren für sie viel zu feindlich, wenn der Schnee hoch lag und sie sich selbst Gedanken über ihr Überleben machten mussten. Er kannte die Stellen wo sie am Waldrand manches Mal Feuerholz schlugen, aber tiefer wagten sie sich nie vor. Und Kōun war umgeben von Schnee praktisch unsichtbar für die Menschen. In der Vergangenheit hatte er sie in dieser Zeit manches Mal für mehrere Momente beobachtet — in keiner anderen Jahreszeit würde er sich so etwas trauen.
    Zwischen ein paar Fichten fand er einige sehr kleine Beerenbäume, deren Früchte zwar ebenso winzig waren, aber es reichte für eine bescheidene Mahlzeit. Mehr, das wusste Kōun, konnte er sowieso nicht erwarten. Das Gekrächze einiger Kramurx schreckte ihn kurz auf, doch die schwarzen Vögel waren nur über ihn hinweggezogen. Er beobachtete ein wenig ihren Flug, bevor er sich wieder auf den Weg machte. Dieses Mal bewegte er sich, ohne es richtig wahrzunehmen, auf das Tal zu. Vorsichtig stapfte er durch den Schnee, immer auf der Suche nach einem möglichst festen Untergrund für seine Pfoten. Sank er zu tief ein, versuchte er eine andere Stelle. Kōun war ganz konzentriert auf seinen Abstieg, sodass er die Menschen mehrere Sprünge zu seiner linken fast nicht wahrgenommen hätte. Doch das plötzliche Bellen eines Bissbark schreckte ihn auf und ließ ihn augenblicklich erstarren. Blitzartig drückte er sich in den Schnee und hoffte, man würde sein schwarzes Sichelhorn für einen Zweig halten. Die Stimmen der Menschen klangen zu ihm herüber, entfernten sich aber. Doch bevor er nicht ein weiteres, deutlich leiseres Bellen hörte, wagte Kōun sich nicht zu bewegen. Schließlich bellte das Bissbark erneut und das Absol drehte vorsichtig den Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Eine kleine Gruppe von Menschen und Pokémon bewegte sich den Berg hinauf. Vermutlich gingen sie zum Waldrand, wieder ein wenig Holz schlagen. Den Bauch nah am Boden schlich er weiter, nun auf jedes kleine Geräusch bedacht. Doch es war wieder still — nur der Wind fegte ab und an über die verschneite Landschaft. In seinen Ohren dröhnte sein eigener Herzschlag und sein keuchender Atem machte ihn unruhig, sodass er versuchte noch schneller voran zu kommen. Erst als die Häuser des Dorfes so groß waren, wie noch nie zuvor, stoppte er und kauerte sich erneut in den Schnee.
    „Was mache ich hier eigentlich?”, fragte er sich verwundert. Unbewusst suchte er mit den Augen von seinem Standort aus die Gebäude ab. Nichts auffälliges war zu sehen. Ein paar Kinder rannten kichernd und vor Freude kreischend durch die schmalen Wege zwischen den Häusern. Mahnende, tiefe und hohe Stimmen folgten und die Gruppe verschwand hinter dem nächsten steinernen Gebäude, sodass Kōun sie nicht mehr sehen konnte. Am Rand des Dorfes sah er ein paar dunkle Gestalten, doch er erkannte schnell, dass es sich dabei um Sniebel handelten.
    „Die Stichklauen wollen sich diesen Winter wohl etwas leichter machen”, ging es ihm durch den Kopf. Er musste zugeben, dass auch ihn die Aussicht auf etwas Futter hierher getrieben hatte — wenn das auch nicht allein der Grund war. Noch wehrte sich seine Vernunft dagegen sich einzugestehen, dass sie verloren hatte und er seiner Hoffnung gefolgt war. Diesem winzigen Funken, der ihn für einen Herzschlag die Möglichkeit in Aussicht gestellt hatte Hoshiko zu sehen. Es hätte ihm gereicht nur kurz ihr goldenes Fell zu sehen, einen ihrer sechs Schweife. Schon mit ein paar eindeutigen Pfotenspuren im Schnee hätte er sich zufrieden gegeben. Aber so sehr er auch wartete und seinen Blick schweifen ließ, er konnte nichts erkennen. Letztendlich siegte seine Vorsicht und seine Angst — es schien ihm, als hätte seine Vernunft die beiden zu Hilfe geholt, damit sie gewinnen konnte. Vorsichtig schlich er weg vom Dorf, bis er sich wieder sicher fühlte aufrecht zu gehen und stieg den Berg hinauf. Ihm blieben noch einige Stunden Tageslicht und diese Zeit musste er mit der Futtersuche verbringen.


    „Wenn ich nur wüsste, wo ich nach ihm suchen soll”, ging es ihr durch den Kopf. „Wenn ich nur den Weg zurück zur Höhle kennen würde, dann wäre ich doch schon längst hier weg. Aber ich habe keine Ahnung, in welcher Richtung die Höhle liegt. Welchen Berghang ich hinaufgehen muss. Ich könnte nicht einmal die Stelle finden, wo ich von ihm getrennt wurde. Was soll ich nur machen?”
    Hoshiko lag auf dem Teppich vor dem offenen Kamin und betrachtete die züngelnden Flammen. Sie hatte diesen selbst entzündet, da die Menschen außer Haus waren. Schon so lange kümmerten sich die Bewohner um sie und trotzdem konnte die Feuerfüchsin nicht anders, als sich eingesperrt zu fühlen. Natürlich war sie dankbar, aber noch lieber wäre es ihr, wenn sie sie einfach dorthin zurück bringen würden, wo sie sie damals gefunden hatten. Sie wollte zurück zu Kōun.
    „Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen”, dachte sie und eine Unruhe machte sich in ihr breit. Die Möglichkeit, dass er verletzt war oder sonst wie litt, war kaum zu ertragen. Jedes Mal aufs Neue musste sie sich daran erinnern, wie stark er war und auf seine langjährige Erfahrung vertrauen.
    „Er weiß was er tut — es geht ihm bestimmt gut”, versuchte sie sich zu beruhigen, aber es half nur wenig. Mit einem Mal erhob sie sich und ging hinaus. Sie hielt es nicht mehr aus im Warmen zu sitzen, bei dem Gedanken an die kalte Höhle in der Kōun lebte. Bevor sie ging nahm sie die Flammen aus dem Kamin und formte drei Irrlichter daraus, die lautlos hinter ihr schwebten. Ein kalter Wind zauste ihr Fell, als sie nach draußen trat. Der Himmel über ihr war wolkenlos und kristallblau. Groß stand die Sonne über dem Land, doch ihr Schein schien nicht gegen die Winterkälte anzukommen. Es dauerte eine Weile bis Hoshiko ihre Wärme spüren konnte. Mit dem Atem in kleinen Wolken vor ihrem Gesicht lief sie ziellos durch die Häuser. Unter ihren Pfoten knirschte der Schnee etwas, als sie deutliche Fußspuren hinterließ. Sie fiel in einen leichten Lauf, bis sie am Rand des Dorfes angekommen war und begann dieses zu umrunden. Aufmerksam betrachtete sie die Berghänge um sie herum, die dunklen, von Schnee bedeckten Wälder, die Senken in denen in einiger Zeit wieder die Wildkräuter blühen und die Miltank grasen würden. Ein Detail, einen Anhaltspunkt, mehr brauchte sie nicht. Irgendetwas woran sie sich orientieren konnte. Als die Glocken zu singen begannen drehte sie kurz eines ihrer Ohren in die Richtung. Ob ihr vielleicht der Ton weiterhelfen würde?
    Sie betrachtete den Himmel, der von Bergzinnen eingerahmt war und versuchte sich vorzustellen, wie das Dorf wohl von oben aussehen würde. Von welcher Seite hatte sie es schon oft gesehen? Wo war der Kirchturm, als sie ihn das erste Mal gehört hatte?
    Unvermittelt stoppte sie, als sie ihre eigenen Pfotenspuren vor sich sah. Sie war wieder dort, wo sie angefangen hatte das Dorf zu umrunden.
    „Warum sieht nur alles so gleich aus? Warum finde ich den Weg einfach nicht? Warum?!”, fragte sie wütend. Keiner antwortete ihr, als sie unzufrieden ihre neun Schweife von einer Seite zur anderen wischen ließ.
    „Es hat keinen Zweck, ich kann noch so lange die Berge anstarren, sie sagen es mir nicht. Und der Schnee hat die meisten Gerüche ausgelöscht. Ich rieche nur den aufsteigenden Rauch aus den Schornsteinen, das Essen der Einwohner und den warmen Geruch von Miltank und Chevrumm, der aus den Ritzen der Ställe steigt. Alles andere ist kalt und Schnee. Manchmal trägt der Wind den Duft von Tannen heran, aber das hilft mir nicht! Verflixt!”
    Frustriert spie sie eine Flamme auf den Boden, woraufhin der Schnee schmolz und braune Erde mit ein wenig Gras sichtbar wurde.
    „Muss ich wirklich bis zum Frühling warten? Muss ich so lange warten, bis ich Kōun wiedersehen kann?”, wandte sie sich an die Berge. Eine starke Windböe fuhr über sie hinweg und löschte ihre Irrlichter aus. Die Hänge schwiegen, nur ein wenig Schnee wurde aufgewirbelt. Hoshiko kniff die Augen zusammen und reckte ihren Kopf in die Höhe. Sie stellte ihre neun Schweife auf, sodass diese sie wie die Schleppe eines Ballkleides begleiteten.
    „Ihr wollt mich testen, nicht wahr? Ihr wollt herausfinden, ob ich stark genug für eure Wildnis bin. Würdig für eure Regeln. Wie ihr wünscht. Ich warte. Glaubt nicht, dass Kälte oder Felsen oder sonst irgendetwas mein Feuer löschen könnten. Die Flamme der Hoffnung brennt auf ewig! Hört ihr mich? Auf ewig!”, rief sie dem Gebirge entgegen. Schließlich drehte sie sich um und lief erhobenen Hauptes zurück ins Dorf. Sie würde Kōun wiedersehen — irgendwann bestimmt. Und bis dahin würde sie warten. Egal, wie lang es dauern würde.


    Erschöpft ließ sich Kōun auf den kalten Boden seiner Höhle nieder. Er hatte den ganzen Tag damit verbracht neue Futterplätze zu suchen und war weiter gelaufen, als jemals zuvor. Auf seinem Horn waren drei kleine Sinelbeeren aufgespießt. Die wollte er sich für sein Frühstück am nächsten Tag aufheben. Schwerfällig stand er auf und schob sich an der Felswand die Früchte von seinem Sichelhorn. Dumpf fielen die blauen Beeren zu Boden auf dem er sich auch gleich wieder niederließ. Er zog die Beine an den Körper und schloss die Augen. Aber er konnte nicht zur Ruhe kommen. Irgendetwas hielt ihn davon ab einzuschlafen, dabei schmerzte jeder einzelne seiner Muskeln. Das Licht, welches durch den Eingang hereinfiel, wurde immer schwächer, bis die Dunkelheit schließlich alles verschluckt hatte. Missmutig erhob sich Kōun und schleppte sich aus der Höhle. Ein merkwürdiges Gewicht lag auf seiner Brust und ihm fiel das Atmen plötzlich schwer.
    Vor seinem Zuhause erwartete ihn ein wolkenloser Himmel mit einem schmalen Sichelmond zwischen den vielen, kleinen Sternen. Er füllte seine Lungen einige Male mit tiefen Atemzügen und stieß diese langsam wieder aus, bis er sich ruhiger fühlte.
    „Wo dieses merkwürdige Gefühl wohl hergekommen ist?”, fragte er sich. Als er seinen Blick nach oben richtete und das Firmament betrachtete musste er wie bei jedem Mal an Hoshiko denken. Fast automatisch suchte er den Nordstern und fand ihn nachdem er seinen Blick kurz schweifen ließ. Kōun stellte sich vor, wie die Feuerfüchsin ebenfalls hinauf zum Nachthimmel schaute und das Mondlicht einen kalten Schein auf ihr goldenes Fell legte. Er seufzte tief und legte sich hin. Beiläufig begann er sich über den weißen Pelz zu lecken, um sich abzulenken. Vielleicht würde es ihn doch letztendlich müde genug machen, damit er schlafen konnte. Nach einer Weile erhob er sich wieder und schaute hinauf zu den Sternen.
    „Gute Nacht, Hoshiko. Ich hoffe, du träumst etwas Schönes.”


    Als die Nacht älter wurde begannen Wolken über den Himmel zu ziehen. Sie verdeckten die funkelnden Lichter und den Mond, bis sich schließlich eine tiefe Dunkelheit ausgebreitet hatte. Mehr und mehr von ihnen ballten sich zusammen, bis schließlich die ersten Schneeflocken langsam hinab segelten. Der nächste Morgen war grau und nur langsam schaffte die Sonne es, dass ihr Licht durch die Wolken fiel. Doch sie würde den ganzen Tag nicht zu sehen sein. Kōun erwachte erst spät an diesem Tag, doch trotz des langen Schlafes fühlte er sich nicht sehr ausgeruht. Schwerfällig erhob er sich auf die Pfoten und streckte seine steifen Glieder. Er blickte hinaus auf den stetigen Schneefall.
    „Noch mehr Schnee …”, dachte er bitter, bevor er sich über sein mageres Frühstück hermachte. Die drei Beeren waren nicht mehr als paar Bissen, aber es reichte für den Moment. Obwohl es ihn gestern noch viel Selbstbeherrschung gekostet hatte, sie nicht zu essen, war er heute sehr froh darüber sie aufgehoben zu haben. Bei diesem Schneefall war eine Futtersuche sehr kräftezehrend. Noch den letzten Rest kauend bewegte er sich auf den Ausgang der Höhle zu und betrachtete wie die Flocken stetig zur Erde fielen. Mit einem Mal reagierte sein Sichelhorn auf etwas. Wie so oft wollte er es einfach ignorieren, aber je mehr er versuchte das Gefühl von sich zu schieben, desto stärker schien es zu werden. Kōun kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf.
    „Warum jetzt? Was soll das?”, murmelte er, doch die Ahnung wurde immer mächtiger bis vor seinem inneren Auge plötzlich Bilder erschienen.
    Er sah gewaltige Schneemassen die sich ihren Weg ins Tal bahnten und dabei alles niederwalzten, was sich ihnen in den Weg stellte. Bäume wurden von der weißen Wolke einfach verschluckt und tauchten nicht mehr auf. Schließlich traf die Lawine das Tal und ergießt sich über die Dächer des Dorfes.
    Keuchend stand Kōun in seiner Höhle, sein Herz schlug wild gegen seine Rippen. Hatte er das gerade wirklich gesehen? War das real gewesen? Oder träumte er? Hatte er vielleicht nur halluziniert, weil er kaum etwas gegessen hatte?
    „Nein, das … das ist wirklich passiert. Das wird wirklich passieren!”, entkam es ihm halblaut. Und ohne noch mehr Zeit zu verlieren rannte er in den Schnee hinaus — er musste die Stelle finden, an der die Lawine niedergehen würde. Und zwar schnell!


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