Das Schöne an Open World ist doch gerade, dass nicht nur die eine geradlinige Story (oder bestenfalls noch eine Nebenhandlung) erzählt wird, sondern viele kleine Geschichten neben der großen Geschichte.
Was mich auch gut an die Dragon Quest-Spiele bzw. auch einige andere japanische Rollenspiele erinnert. Da ist eigentlich nicht die Hauptquest selbst interessant, sondern die vielen kleinen Geschichten, die du auf dem Weg bis zum Ende erlebt hast, weil die ja letztendlich auch dafür sorgen, dass du weiter kommst. Und meist sind dann auch optionale Quests so gut ausgearbeitet, dass sie dir einfach in Erinnerung bleiben. Was am Ende also nicht mal mit Open World zwingend zusammenhängt, denn auch eher linear ablaufende Spiele können eine gute Stimmung erzeugen, wenn die Aufgaben gut und motivierend dargestellt sind. Letztendlich kommt es auf das Questdesign selbst an.
So viele Details, Easter Eggs, Geschichten, Dialoge... wenn man bedenkt, wie viel Arbeit dort hineingeflossen ist und was in Fallout alles möglich ist - auch ohne DLC's - , ist es meiner Meinung nach schon ein richtiges Meisterwerk.
Nur ist nicht jedes Spiel ein Fallout. Es lebt praktisch von seiner Welt und daher muss das Worldbuilding in Fallout umso besser sein, damit es zum einen Sinn ergibt und du erfahren möchtest, was da eigentlich passiert ist und was du eigentlich erledigen kannst. Die Aufgabe, deinen Vater zu suchen, ist angesichts der riesigen Welt nur eine kleine Aufgabe und daher ist es auch leicht, sich in vielen Stunden Erkundung zu verlieren. Einfach, weil es nicht so dringlich ist. Selbiges kannst du beispielsweise in Zelda: Breath of the Wild beobachten, wo du auch jede Zeit der Welt hast, dich umzuschauen und einfach Dinge und Höhlen zu entdecken, weil die Fläche da ist. Da geht es dann auch weniger um die Quests, sondern wirklich um das Entdecken an sich.
Und wie erwähnt ist nun mal nicht jedes Open World-Spiel so aufgebaut. Es gibt einige Titel, die sind in erster Linie leer und man macht irgendwie immer dasselbe, ohne aber große Abwechslung zu erkennen und da ist der Kritikpunkt einer (zu) großen Welt durchaus gerechtfertigt. Besonders, wenn es kaum erinnerungswürdige Sidequests gibt oder nur die üblichen "Bring mir drei von diesen"- oder "Töte drei von diesen"-Missionen dabei sind.