>>Für die Moderation: Da der erste Teil sehr zermürbend war, kommt der zweite Teil erst Morgen, wenn das in Ordnung wäre.<<
Ich bin nicht so gut im Vorreden, deshalb mache ich die Einführung kurz. Ich arbeite schon lange mit Backofenknete. Eine Knetmasse die im Ofen hart wird, wie farbiger Lehm. Ich wurde nun schon einige Male nach Tipps gefragt und deshalb dachte ich, ich mache mal ein großes ausführliches Making-of, damit jeder der sich dafür interessiert hineinschauen und jeden einzelnen Arbeitsschritt mitverfolgen kann. Am Ende des Turotials werde ich nochmal ein paar Fragen aus meinem Kunst und Handwerkthread zitieren und ein zweites Mal darauf eingehen. Ich hoffe das es euch weiterhilft.
Mein eigener Thread, wenn ihr meine Arbeit begutachten wollt: Sunakis plastische Kunst.
Ich habe mir kein reales Motiv ausgesucht, da ich nicht lange nach einem geeigneten Beispiel suchen wollte. Dieses hier erinnert an das Digimon Zhuquiaomon, da ich eine Figur machen wollte, sie man extra abstützen muss, allerdings ist es nicht ganz das selbe, was man an den Augen sieht. Die Augen können recht knifflig sein, weshalb ich Details wie dieses verändert, oder hinzugefügt habe.
Beginnen wir mit der ersten Lektion. Behalte dein Motiv im Auge! Hier habe ich mir eine primitive Skizze gezeichnet, normalerweise benutze ich ein Bild aus dem Internet.
Das sind die Werkzeuge mit denen ich arbeite.
Ein Schneidebrett als feste glatte Unterlage.
Ein Kamm mit Nadel und eine Schere als Werkzeug.
Flaschendeckel zum Abstützen.
Und natürlich das eigentliche Rohmaterial. Ich kenne zwei verschiedene Arten Backofenknete. Premo und Fimo.
Premo ist spröder und braucht mehr Zeit, bis es weich wird, dafür verformt es sich nicht so schnell, beim modellieren.
Fimo ist weicher und damit schneller einsatzfähig, man kann auch leichter Mischen. Dafür verformt es sich etwas und färbt stärker ab.
Beide Knetsorten sind miteinander kompatibel. Das hier ist jetzt zwar Premo, aber ich vermische es später mit Fimo, da ich davon mehr habe.
Das wertvollste Werkzeug sind tatsächlich die eigenen Fingernägel, dazu später mehr.
Unter normalen Umständen mache ich keine solchen Stützen. Aber wenn ich gerade unbedingt zusätzliche Stützen brauche und noch etwas Material übrig ist, mache ich auch solche. Passt dabei auf die Farbe auf, nicht dass es Spuren gibt. Drückt das Teil auch nicht direkt gegen die Figur, sonnst bleibt sie noch kleben.
Das Material zu mischen, kann anstrengend sein. Am leichtesten ist es vermutlich, wenn man es in kleinere Stücke reißt, dann in der Hand immer wieder Würmer dreht und sie dann zu Bällen zusammenrollt und das so lange, bis das Material schön weich ist. Dann erstmal alles zusammenstecken und am besten noch in eine große Kugel drehen, damit sie nicht so schnell auskühlt.
Für den Fall dass nicht so viel übrig ist, mache ich immer einen Prototypen. Für ein Kind wäre das sogar schonmal nicht schlecht.
Achtet nicht so sehr darauf, dass alles gleichgroß ist, es muss nur ungefähr stimmen, damit man sich sein Material besser einteilen kann.
In dem Fall wäre es zwar nicht nötig gewesen, aber ich habe es trotzdem gemacht, zu Anschauungszwecken.
Wenden wir uns nun den Kopf zu. Dieses Detail war tatsächlich etwas knifflig. Auf dem 2. Bild erkennt man wie ich meinen Finger benutze, damit die ganze Kopfform etwas rundlicher wird.
Beim letzten Bild sieht man das Ergebnis. Die nächste Erklärung ist etwas schwer, es geht im Grund um die Form des Kopfes.
Der Schnabel fängt von der Spitze bis zur Mitte an, immer dicker zu werden, danach ist er etwa gleich breit, nur um beim letzten Stück wieder etwas höher zu werden.
Die äußeren Federn enden in einer Art Buckel der hilft den Kopf vom Gefieder zu unterscheiden. Was man hier schlecht erkennen kann ist, dass ich bereits mit dem Finger leichte Einkerbungen links und rechts gemacht habe. Das soll dafür sorgen, dass die Augen später nicht so herausstehen.
Diese kleinen Details sehen doch recht realistisch aus, oder? Und genau dafür sind sie da.
Bei den nächsten Bildern mache ich einzelne Gliedmaßen. Hier achte ich sehr stark darauf, dass Gliedmaßen die nebeneinander liegen, also ein paar Flügel, möglichst gleichgroß sind. Bei Hinterbeinen und Vorderbeinen mache ich mir übrigens nicht so viel Arbeit. Diese sind beim Motiv auch selten gleichlang.
Ich forme wieder eine Wurst, knicke sie in der Mitte um und benutze das erste mal die Schere, yay! Aber nicht wie eine normale Schere, ich benutze eine einzelne Klinge um auf beiden Seiten jeweils so akkurat wie möglich eine Kerbe zu machen. Wenn ich dann die Wurst vorsichtig auseinandernehme, ist das Ergebnis relativ akkurat. Perfekt wird es nie, weshalb man das Ergebnis in jedem Fall nochmal vergleichen muss. Macht ruhig nochmal zwei Kugeln und bessert aus, aber nehmt dafür bitte immer Material von der anderen Kugel. Sonnst habt ihr am Ende eine 3 Meter Kugel.
Wenn man mit dieser Methode versucht zwei Flügel gleichgroß zu machen, kann man sie auch aufeinander legen und von beiden Seiten aus schauen, welcher dicker ist.
Achtet natürlich darauf, dass sie euch nicht aneinander festkleben. Es ist vielleicht nur mein Eindruck, aber ich denke es fällt sehr leicht auf, wenn ein Flügel dicker ist als der andere. Also experimentiert ein bisschen, bevor ihr euch zufrieden gebt.
Und hier seht ihr, wie ich den Flügel mache. Es ist natürlich nicht das große Paar auf der Skizze. Zuerst einmal sucht ihr euch eine gute Form aus und auchtet darauf, dass beide Flügelpaare die selbe Form haben.
Dann schneidet ihr mit einer Schere vorsichtig hinein. Schneidet nicht zu tief, den ein echter Tierflügel ist ja auch nur eine Art Arm mit vielen Federn dran. Das fällt sonnst negativ auf. Außerdem schneidet bitte, bitte nicht zu schräg. Die Schnitte sollen die Illusion von Federn vermitteln und dafür sollten sie auch etwa die gleiche Breite und Höhe haben. Im nächsten Schritt seht ihr, wie ich mit der stumpfen Fläche der Schere die Schnittstellen glätte. Setzt nicht viel Kraft ein und macht das ganz vorsichtig, indem ihr immer wieder leicht Druck auf die Stellen ausübt und schon nach kurzer Zeit verschwinden die Spuren die die Schnitte hinterlassen haben.
Auf dem nächsten Bild seht ihr das Bein. Es gibt hier keine besonderen Tricks. Ich musste an der Stelle selbst etwas rumprobieren. Ich habe hier einfach die "Federn", mit den Fingern geformt und dann in einem Stück so hin gebogen, dass sie nebeneinander liegen. Dann habe ich mit den Fingern die Form etwas zusammengedrückt, damit sie flacher ist und dann ausgebessert, was sich verschoben hatte. Es ist in dem Fall ein Prozess von in Form bringen und Ausbessern, nochmal in Form bringen und nochmal Ausbessern. Manchmal gibt es da einfach keine geheimen Tricks.
Weiter gehts mit den großen Flügeln. Und hier muss ich vorausschicken, dass die Mechanik zwar sehr gut aussieht, aber nicht ganz ideal ist für haltbare Figuren.
Die Flügel sind zwar stabil, aber auch sehr schwer, weshalb ich diese Methode nur bedingt weiterempfehle.
Es läuft wie beim letzten Mal, man nimmt das Material, formt eine Wurst und teilt sie gleichwertig auf, dann macht man das ein zweites Mal.
Aus dem ersten Set werden die Flugfedern, aus dem zweiten quasi der Überzug.
Die beiden müssen in dem speziellen Fall nicht gleichgroß sein. Dann nimm eine der vier Wursthälften und reiße sie in Stücke, in meinem Beispiel waren es sechs.
Aus jedem der Stücke machst du jetzt eine Feder. Mache aus jedem Stück eine Wurst und mach sie dann platt. Form dann die Federspitze und wenn du willst gib der Spitze dann auch gleich eine Richtung vor.
Die einzelnen Federn müssen nicht gleichgroß sein. Es hilft sogar wenn sie es nicht sind. Bei mir war, wie man sieht der Größte ganz vorne und von da aus wurden sie dann immer kleiner. auf dem ersten Bild sieht man sehr gut, wie ich sie der Größe nach geordnet habe, auf dem zweiten sieht man dann die drei Herstellungsschritte.
Am Flügel sieht man dann auch, dass ich die Federn immer an der letzten Feder in der Reihe fest gedrückt habe. Wenn ihr das nicht so macht, sieht es weniger echt aus.
Man sollte beim Machen auch daran denken dass die beiden Flügel spiegelverkehrt zueinander liegen. Ist man abgelenkt, kommt man öfters dazu zwei gleiche Hälften zu machen. Damit die Federn gut haften, könnt ihr ruhig etwas fester zudrücken.
Auf dem letzten Bild kommt mein Kamm zum Einsatz. Der Flügel klebt mit dieser Methode recht schnell auf der Unterlage und damit man nichts zerreißt, hilft es vorsichtig mit dem Kamm, oder einem Schaschlikspieß nachzuhelfen.
Der Rest ist Geschichte. Macht auch noch die zweite Schicht und legt sie auf die Erste. Dann druck ausüben und fertig. Oder fast. Damit es sich wirklich wie ein Körperteil anfühlt, mache ich noch etwas. Im Bild unten sieht man das noch besser, wenn man genau hinsieht.
Ich achte erstmal darauf, dass die obere Schicht des Flügels etwas absteht. Es ist vielleicht schwer zu verstehen was ich meine, aber die obere Schicht liegt für den Zuschauer nicht auf der ersten, der obere Teil ist der eigentliche Flügel und die Federn darunter sind die Schwungfedern. Deshalb drücke ich die Federn am stumpfen Ende etwas ein, damit sie den stumpfen Schwungfederanteil überdecken. So sieht es aus, als hätten wie die Schwungfedern und dann nochmal eine Schicht äußerer Federn drüber, anstatt zwei Lagen.
Auf diesem Bild sehen wir all der Stuff der in Blau ist.
Ab hier muss man eine Entscheidung treffen.
Wenn man sofort alles zusammensteckt, wird es schwer Muster in anderen Farben und weitere Details hinzuzufügen. Entscheidet man sich für diesen Weg, muss man sehr viel mit der Nadel arbeiten und viel Geduld und Konzentration mitbringen. Diese Methode eignet sich sehr gut, wenn man nicht viele verschiedenfarbigen Details hat.
Wartet man, hat man es leicht, Muster zu machen, aber die einzelnen Teile kühlen dann aus, sind dann nicht mehr so weich und fallen möglicherweise ab. Entweder beim Versuch sie zusammenzufügen, oder nach dem Backen. Generell gilt, je komplizierter eine Figur ist, je wahrscheinlicher ist es, dass man mit Kraftkleber ausbessern muss.
Man muss sich nicht schämen, falls das passiert.
Egal wie ihr euch entscheidet, ich empfehle euch die Körperteile nur leicht und mit leichtem Pochen, oder hämmern zu befestigen. Sie halten meistens wenn man wenig Druck über zwei, drei Sekunden über ausübt. Ich habe mich für die zweite Methode entschieden.
Bei der Aufnahme habe ich garnicht realisiert wie creepy meine Hand aussieht.
Jedenfalls, wie man sieht färbt das Zeug ziemlich stark ab. Wenn ich so weiter arbeiten würde, würde jede andere Farbe unschöne Spuren abbekommen.
Um das Zeug also los zu werden reibe ich meine Hände in Flüssigseife, oder Nivea Hautcreme ein. Warte bis es eingezogen ist und wasche es dann ab.
Das Wasser so heiß wie es geht. Das müsst ihr möglicherweise mehrfach wiederholen. Den Rest kann man dann abkratzen. Reinigt aber auch eure Fingernägel.
Das ist ein wichtiger Tipp, denn ihr wollt sicher nicht, dass der Farbkontrast zwischen eurer Haupt und Nebenfarbe durch unschöne Spuren verschandelt wird.
Achtet dabei auch auf den Zustand des Schneidebretts!
Ich schwöre bei Gott wenn einer einen End of Evangelion Joke macht...
Die Zehen machen könnt ihr sicher selbst, aber ich habe gelesen, dass manche Probleme damit habe einzelne Gliedmaßen zu befestigen.
Wie ihr seht, ist der eine Fuß schon eingedrückt, der Andere aber noch nicht. Der Andere ist schon ganz gut in Position gebracht und muss nun nur noch zusammengedrückt werden. Aber macht das leicht. Nicht in einem Drück, sondern hämmert mit halber Kraft darauf. Ich denke der Begriff Hämmern ist hier eine sehr gute Metapher.
Pocht einfach mit dem Finger darauf, sodass er immer weiter einsinkt, bis es euch reicht.
Sehr schön, hier hätten wir den Kragen des Vogels. Man sieht sehr schön wie ich meinen Daumen benutze um die Seiten links und Rechts gerade zu drücken.
Und wieder kommt die Schere zum Einsatz und die Nadel wird benutzt, um die Kanten abzuglätten.
Die Streifen am Körper kommen als nächstes. Macht wieder dünne Würste und legt sie gerade auf den Rücken. sorgt dafür dass sie auf beiden Seiten gleichlang runter gehen. Dann drückt ihr mit dem flachen Fingernagel die Mitte ein und dann weiter vorsichtig mit dem Finger ohne Nagel auf die Seiten. Benutzt wenig Kraft, es darf ruhig ein klein bisschen abstehen.
Ich empfinde es als wichtig zu wissen welche Farbmischung man verwendet. Ich mische fast immer weiß in meine Farben, damit sie blasser erscheinen.
Wenn sie dann fertig gebacken sind, wirkt der Farbton deutlich stärker. Ich habe das Blau hier nicht mit Weiß vermischt, weil es dunkel sein soll.
Man bemerke hier, dass das Blau eigentlich ein recht helles Blau ist. Aber der Farbton hat eine starke Sättigung, was das ganze wieder ausgleicht.
Bei dem Muster auf seinem Körper habe ich aber Weiß verwendet, damit ich euch jetzt diesen Tipp geben kann.
Auf dem Bild seht ihr, auch wieder etwas Fimo. Es wird dann als Umrandung für die orangen Muster verwendet werden.