Wettbewerb #02: Die Schöpfung

Abgabe 1
Ich bin kein Fan von englischen Titeln für deutsche literarische Werken, aber der Titel hat's mir definitiv angetan; die Doppeldeutigkeit und die Verbindung zur Schöpfung hat ein gewisses Etwas. Schön, dass die Idee auch im Inhalt selbst etwas aufgegriffen wird, wenn auch eher indirekt.
Ich könnte viel zum Inhalt schreiben, namentlich Fragen. Ich verstehe, dass die Kunst des Gedichtes darin liegt, Inhalt zu verdichten, und ich bin ein offener Fan von Literatur, die den Leser nicht bei der Hand nimmt - aber ich muss gestehen, dass ich mir sehr unsicher bin, was die Abgabe mir genau erzählen möchte. Bis zum plötzlichen Eintreten der Gefahr konnte ich gut folgen, und der Anfang gefällt mir vom Aufbau her, aber der ... Konflikt? Wirkt aus dem Nichts gegriffen, schätze ich.
Schön finde ich die Idee der Vereinigung von Wunsch und Stern, eine schöne Dualität.

Abgabe 2
Again, kein Fan vom englischen Titel; zweifellos passend, aber gehört für mich nicht dahin. Sehr viel schöner finde ich das Gedicht an sich, es lässt sich wundervoll lesen. Ein, zwei holprige Stellen glaube ich zwar, zu finden, aber im großen und Ganzen wirklich schön gemacht.
Der Inhalt finde ich sehr interessant, auf zweierlei Weise. Einerseits die Idee, dass Schöpfung aus Dualität hervorgeht, andererseits - Urknallreferenz! Zudem erinnern mich die Stimme an Dinge wie zum Beispiel Hintergrundstrahlung und andere messbare Parameter des Universums, welche die Wissenschaft rund um den Urknall bearbeitet. Vielleicht greife ich dabei aber auch zu weit vor.

Abgabe 3
Die Geschichte bleib mir irgendwie als "süß" hängen - wahrscheinlich deshalb, weil sie für mich wie eine Art Kindergeschichte klingt. Die Sprache ist sehr simpel gehalten, die Sätze von einfach bis erzwungen künstlich-dichterisch leicht zu verstehen. Abschreckend wirkt auf mich die Massigkeit der Strophen. Die Form an sich ... Uhm, uff. Zum Lesen doch mühsam, wenn ich ehrlich bin.
Die Geschichte an sich ist eine schöne Auslegung.

Abgabe 4
Diese Abgabe gefällt mir aus vielerlei Gründen. Erstmals: Props für die Länge, da steckt definitiv Arbeit dahinter - und das auch noch in einer recht regelmäßigen Form. Zugegebenermaßen fällt aber gerade dadurch, dass so eine Regelmäßigkeit angestrebt wurde, kleiner Abweichungen umso stärker aus, was den wundervollen Lesefluss dann doch arg leiden lässt.
Zweitens ist die Geschichte erfrischend anders und fühlt sich dennoch sehr natürlich an mit archaischen Elementen wie die Sonne/Mond-Dualität, die Liebe/Lust als Ursprung, als Verbrechen, die Idee der Mythenarchivierung in Form eines Lieds - großartig, wirklich. Die namentliche Erwähnung von Arceus wirkt beinahe erzwungen, da sich das Gedicht an sich sehr ... menschlich, irdisch anfühlt, wenn das Sinn macht.

Abgabe 5
Frankenstein! Passt natürlich hervorragend zum Thema Schöpfung. Da ich das Buch leider noch nicht gelesen habe, kann ich leider nicht wirklich vertieft argumentieren, was mir Leid tut. Nach meinem Wissen wurden jedoch mehrere Thematiken des Klassikers kurz aufgegriffen - aber ich kann nicht anders als zu denken, dass es sehr stereotypische Elemente sind. "Den Menschen macht erst sein Mitleid" - die Message kennt man, wurde schon oft durchgekaut.
Obschon die Form auf mich nicht regelmäßig oder geordnet, ist der Sprachfluss vorhanden, das Gedicht ist schön lesbar, mit den Wiederholungen auch schön inhaltlich strukturiert.

Abgabe 6
Mittelachsenlyrik, nicht? Jedenfalls erkläre ich mir so die Formatierung und die sehr freie Gestaltung der Form. Obschon versucht wurde, einen gewissen Lesefluss zu lenken, teilweise liest es sich doch etwas holprig.
Wenn ich den Inhalt mit dem Auftrag vergleiche... Nun, dann wirkt der doch verfehlt. Keine konkrete Schöpfungsgeschichte, eher ein dichterisches Essay über den möglichen Ursprung der Welt, welcher schlussendlich in der Sprache gefunden wird - eine schöne Auslegung.

Abagbe 7
Die Form hat es mir angetan, und die Idee mit dem Ei im Zentrum könnte den Nagel nicht genauer auf dem Kopf treffen bezüglich des Pokémon-Franchise. Das Gedicht schafft es, den Pokémon-Mythos auf wenige Zeilen sehr akkurat und schön darzulegen - trotz so simpler, kurzer Form, ich bin beeindruckt. Unterstützt wird dies durch die leider etwas repetitiven, doch an sich schönen Reimen; was mich stört, ist die restliche Unregelmäßigkeit in der Länge der Verse.

Abgabe 8
Hm... Ich werde aus der Geschichte nicht ganz schlau. Ich nehme an, dass es ein neuer Take vom Pokémon-Mythos ist - ursprünglich dachte ich, es ginge um die Kreation des PMD-Universums (Pokémon fernab von Menschen), aber diese Hypothese wurde später falsifiziert, huh. Womöglich sehe ich die Referenzen nicht, Entschuldigung dafür. Aber auch vom Aufbau her... Ich kann keine schlüssige Aussage ziehen, und falls versucht wurde, einen Spannungsbogen zu bauen, misslang dies.
Die Form ist dennoch sauber nach meinem Ermessen, das Lesen flüssig, die Sprache wirkt natürlich.

Abgabe 9
Interessant, wie hier mit der Idee der Singularität gearbeitet wurde; wie alles aus Nichts kommt - und dahin auch wieder zurückkehrt. Schade, dass letzterer Gedanke nicht weiter ausgearbeitet wurde, denn gerade das finde ich das Würzige an dieser Abgabe. So, wie er jetzt steht, wirkt die ganze Geschichte recht abstrakt, ich werde nicht ganz schlau, worauf das Gedicht hinaus will.
Mir gefällt, wie mit dem Kosmos gearbeitet wurde. Beim Lesen hatte ich schon die hellen, farbenfrohen NASA-Sternbilder vor Augen - und musste dann stutzen, als urplötzlich ein Baum auftauchte. Wo kam der her? Ich dachte, wir sind im All?...
Grundsätzlich: Viel Potenzial, in welchem leider wenig gebadet wurde.

Okay, interessante Struktur ... Die Strophen sind bezüglich der Wortzahl ihres jeweils ersten und zweiten Verses regelmäßig, während der dritte Vers da keiner so eindeutigen Struktur zu folgen scheint. Aber ohnehin scheint die Struktur mehr über den jeweiligen Inhalt der Verse reingebracht zu werden. Ich bin mir hier nicht ganz sicher, was hier jeweils der Gedankengang ist, also wie die Verse einer Strophe aufeinander aufbauen, das heißt: Bei einem Elfchen gibt ja das erste Wort erst einmal irgendeine Art von Gedanken o.ä. vor, während dann halt in den folgenden Versen einem festen Schema folgend dieses näher bestimmt wird, indem der zweite Vers dann halt angibt, was das Wort macht, der dritte, wie oder wo es ist etc. Hier kommt mir das ein bisschen ähnlich vor insofern, dass das erste Wort ja einen Ausgangspunkt angibt, einen Grundgedanken, der dann weiterentwickelt wird (und hier weiß ich eben nicht, welchem Schema diese Weiterentwicklung exakt folgt, wenn es eins gibt).
Insgesamt scheint es mir, als würde man hier bewusst ein wenig im Unklaren gelassen werden, was das Gedicht bedeutet, wenngleich man den Verlauf über die Strophen als Entstehung des Kosmos generell verstehen kann, nach der dann zur Bildung von kleineren Strukturen übergegangen wird bis hin zur Entstehung des Lebens. Interessant dabei ist auch, dass Wunsch und Stern, die vorher noch separat erwähnt werden, in der vorletzten Strophe zusammenfinden und anscheinend auch das Ziel aus der vierten Strophe in der letzten erreicht wird. Insgesamt erkennt man also durchaus eine Struktur und einige Verknüpfungen zwischen den Strophen. Hat mir ziemlich gefallen.

Verstehe ich ehrlich gesagt nicht so richtig, das heißt ... Nun, Entstehung des Universums scheint am Anfang zu stehen, danach mutet es halt eher wie eine dieser Schöpfungsmythen an. In Verbindung mit dem Titel scheint es dann halt irgendwie die Vereinigung von Verstand und Seele zu sein, welche personifiziert dargestellt werden.
Jedenfalls, rein strukturell dann fallen halt die beiden mittleren Strophen auf, wo dann die Reime leicht umgestellt und anders zusammengesetzt werden, was dann wohl zu der geschilderten Vereinigung passt. Ansonsten liest es sich relativ flüssig, aber hat nicht so viel an anderen auffälligen Aspekten finde ich. Trotzdem recht solide.

Nun, hier muss man über den Inhalt wohl nicht groß rätseln - und ich mag diese kleine Geschichte auch, die da erzählt wird. Der Pokémonbeug ist für mich am Anfang nicht ganz so deutlich, aber schlussendlich erkennt man ihn doch sehr gut. Mag ich.
Fernab der erzählten Geschichte, die mir wie gesagt sehr gefällt, habe ich strukturell ein bisschen was anzumerken: Zum einen ist es leider so, dass ich hier und da beim Lesen ein wenig rauskomme, wenn sich die Silbenzahlen zu sehr unterscheiden und andererseits werden die Worte manchmal ein wenig zu sehr für meinen Geschmack in die Reime gezwungen. Das Wort "Weiser" wird gleich zweimal in einer unnatürlichen Weise gebeugt und das irritiert hier leicht.
Insgesamt also formal vielleicht etwas holprig, aber inhaltlich wurde dafür sehr schön mit den verschiedenen legendären Pokémon gearbeitet, ohne die Geschichte mit zu vielen davon zu überfrachten.

Bin ehrlich gesagt nicht so ein Fan von dem Anfang, weil es halt eine übergeordnete Ebene aufmacht, in der andere Mythen als falsch dargestellt werden und der hier als der Richtige klassifiziert wird - üblicherweise macht das eine Schöpfungsgeschichte nicht, die erzählt halt sich selbst, ohne dabei andere Vorstellungen auszuschließen. Warum über die Ideen herziehen, die jemand anders in dem Wettbewerb vielleicht hätte haben können? Naja, egal, ist nur ein kleines Detail, das man sowieso schnell vergessen hat. Die Idee mit einer Liebesbeziehung zwischen Sonne und Mond, die hier personifiziert dargestellt werden, finde ich als Ursprung der Welt ganz gut gelungen. Dass der reale Verlauf der Entstehung wahrscheinlich anders gewesen sein dürfte, stört nicht, da der Mythos ja einfach als etwas gelesen werden kann, was sich jemand auf Basis von einfachen Beobachtungen ausgedacht hat. Die Erde als Wand passt hier dann prinzipiell auch herein - wenngleich man hier vielleicht anmerken kann, dass einige andere Beobachtungen nahelegen, dass die Erde nicht immer als "Wand" zwischen Sonne und Mond steht, was dann in dem Zusammenhang leider ein kleiner Makel ist in der Hinsicht, dass auf der Basis die Erde eben nicht als tatsächliche Wand gedacht werden kann, mithin also der Mythos als ein Mythos angesehen, der so tatsächlich hätte gedacht werden können, nicht vollkommen plausibel ist. Aber ja, nur ein kleiner Makel. Die Idee gefällt mir jedenfalls.

Okay ... Ich nehme an, dass es hier nicht einfach nur um die Erschaffung von Leben allgemein geht bzw. nicht einfach nur um Leben im Sinne von "am Leben sein". Jedenfalls scheint es sich zum Ende doch eher in so eine Richtung zu neigen, dass einfach am Leben zu sein eben noch nicht ausreicht, dass es zum "tatsächlichen" Leben noch etwas mehr braucht. Natürlich wäre so eine Ansicht ein wenig problematisch in Bezug auf den Punkt, dass ja Tiere und Pflanzen zum Beispiel ja doch auch ein Leben haben; aber dennoch trägt sie dem Umstand Rechnung, dass wir für gewöhnlich nicht einfach nur am Leben sein wollen. Ob ich das jetzt richtig interpretiere, weiß ich nicht, aber ich würde eigentlich meinen, dass dieser Gedanke hier schon konsequent entwickelt wurde, ob nun gewollt oder nicht - und diesen Gedanken finde ich persönlich auch ganz gut und philosophisch interessant (gerade der Aspekt mit "sein eigener Schöpfer sein" - da ließen sich jetzt durchaus Bezüge zu Hegel herstellen, haha).
Nun ja, dann strukturell - um ehrlich zu sein, hier bin ich nicht so ganz überzeugt. "Verstand" und "Anstand" reimen sich hier weniger schön für mich und was der Geiz in der ersten Strophe inhaltlich gesehen überhaupt zu suchen hat, verstehe ich nicht so ganz.
Insgesamt also für mich wieder eher inhaltlich interessant, formal gesehen vielleicht noch verbesserungswürdig.

ß
Finde ich ziemlich gelungen. Es ist von der Forme her relativ ungewohnt, was erst einmal vollkommen neutral zu werten ist - jedoch liest es sich sehr flüssig, ohne dass man beim Lesen irgendwie stolpert.
Inhaltlich wird zunächst einmal halt Bezug auf mehrere Schöpfungsmythen genommen, danach vollzieht sich eine Art Übergang, der letztlich die Mythen selbst zu betonen scheint und letztlich wohl beim Schreiben herauskommt, wenn ich das richtig verstehe. Insofern scheint auch der Plural im Titel gerechtfertigt.
Was ich mehr dazu schreiben soll, weiß ich eigentlich gar nicht. Mir hat es auf jeden Fall gut gefallen.

Nun ... Es gibt ja in der guten alten Fleetburg-Bibliothek einen Mythos, der auch von einem Ei ausgeht. Während da allerdings alles darauf hindeutet, dass das Ei einfach symbolisch für Arceus steht, wird hier das Ei selbst noch als etwas Vorangehendes dargestellt.
Nun ja, strukturell finde ich es eigentlich ziemlich gut gemacht, dass die Strophen bezüglich Dialga und Palkia in ihren ersten beiden Versen in Bezug auf die Reimwörter identisch sind, sodass zwischen den beiden diese Duo-Beziehung mit Abgrenzung zu Giratina (das aber natürlich doch irgendwie dazu gehört) deutlich wird, kombiniert mit einer Ähnlichkeit zum ersten Vers der Arceus-Strophe.
Ansonsten ... Finde es auch hier nicht immer so rund und gerade in der letzten Strophe ist der erste Vers so viel länger als der zweite, ist meines Erachtens nicht ganz so schön. Solide Arbeit insgesamt, aber vielleicht auch inhaltlich eben nicht so viel Neues.

Joa, also (entfesseltes?) Hoopa scheint klar, das andere - keine Ahnung, aber ich tippe spontan mal auf Arceus. Könnte natürlich auch einfach irgendeine andere Art von (Pokémon-)Gott sein, aber ich nehme mal Arceus an. So oder so ergibt sich halt eine nette Teufel/Gott-Beziehung, wobei Ersterer hier die Rolle eines Tricksters einnimmt, der die Ruhe im Paradies stört, aber damit eben letztlich auch Veränderungen einleitet.
Ansonsten ... Well, lässt sich sauber herunterlesen und alles, ich mag die Reime, ist toll geworden.

Ist ganz gut gemacht, würde ich sagen. Das Gedicht weist strukturell einige Besonderheiten auf wie den einen Vers, der langsam in der Stellung innerhalb der Strophen nach oben wandert, dabei aber immer innerhalb der Strophe noch sinnvoll bleibt. Auch wird "eine Singularität" zu "die Singularität"; durch die Bestimmtheit des Artikels wird hier einfach, aber effektiv unterstrichen, dass hier eine Veränderung stattgefunden hat. Generell scheint inhaltlich auch hier mehr wieder eine Entwicklung vom Urknall bis zur Entstehung des Lebens und dann eben auch zur Entstehung der eigenen Person angedeutet zu werden. Sprachlich finde ich das soweit auch ganz gut gemacht, gute Arbeit.