Schreibstil und Stilblüten

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Einleitung


    Stil ist eine sehr subjektive Sache. Lasst euch von niemanden etwas anderes sagen. Es gibt massenhaft berühmte, beliebte Bücher, die, wenn man seinerseits diversen Schreibratgebern traut, einen grausigen Stil haben und das eine oder absolute No-Go verwenden. Allein die Tatsache, dass verschiedene Sprachen verschiedene No-Gos haben, sagt dahingehend viel. Sprich: Es mag hier den ein oder anderen Tipp geben, bei dem du dir denkst: „Das finde ich jetzt doof“ und das ist dein gutes Recht. Gerade stilistisch findet nicht jeder dasselbe gut. Sieh in der Hinsicht diesen Thread eher als eine Sammlung von Anregungen.


    Dennoch lässt sich fraglos sagen, dass es einige stilistische Kniffe gibt, die viele Leser ansprechender, als etwaige Alternativen finden, und auch ein paar Stilblüten, die sehr viele Leser als abschreckend empfinden. Für genau diese Kniffe, Tipps und Tricks, aber auch eine Liste, etwaiger Stilblüten (also Dinge, bei denen ihr euch „Bitte nicht“ denkt), soll dieser Thread gedacht sein.


    Wenn euch noch eigene Ergänzungen im einen oder anderen Bereich einfallen, könnt ihr sie gerne posten, damit sie ergänzt werden können. Ebenso könnt ihr hier im Topic gerne Auszüge posten, mit denen ihr unzufrieden seid und für die ihr euch ein paar Tipps abholen möchtet.



    Der Rothaarige – Charaktersynonyme


    Fangen wir mit einer Stilblüte an, die von sehr vielen immer wieder genutzt wird, und fraglos nicht zuletzt im Deutschunterricht verankert ist, wo einem beigebracht wurde, dass man einen Text möglichst abwechselungsreich gestalten sollte, indem man nicht immer wieder dieselben Worte oder Namen wiederholt, da das – so diverse Deutschlehrer – sehr Monoton werden könnte.


    Und dann haben wir halt Geschichten, in denen zwei oder mehr Charaktere agieren und man schnell in das Dilemma kommt, dass man die ganze Zeit zwischen zwei Charakteren wechselt. Nennen wir sie Anna und Linda. Beide sind weiblich, werden also mit weiblichen Pronomen versehen, was es schnell monoton und vor allem verwirrend werden lässt, wenn beide mit Pronomen angesprochen werden.


    Das hieße wiederum, dass man die Namen immer wieder benutzen müsste, was auf Dauer nun doch etwas monoton wirken könnte. Also sucht man gerne nach Synonymen. Dabei gibt es durchaus Synonyme, die funktionieren können, nur was funktioniert kommt stark auf den Erzähler an.


    Eine Sache gibt es jedoch, die beinahe nie funktioniert: Den Charakter auf sein Äußeres zu reduzieren. Der Klassiker unter den äußerlichen Synonymen sind die Haarigen. „Der Schwarzhaarige“, „die Rothaarige“, „die Blondine“ oder im Animebereich auch gerne einmal „der Grünhaarige“ und „die Rosahaarige“. Dabei gibt es das ebenso über „Blauäugige“ und „Weißhäutige“, wenngleich die Haarfarbenvariationen am häufigsten verwendet werden. Und das ist fast immer problematisch und wird vielen Lesern negativ ins Auge stechen?


    Warum? Weil es die Charaktere auf ihr äußeres reduziert. Dann werden sie auf einmal nur noch über ihre Haarfarbe identifiziert. Sobald ihr einen Personalerzähler habt (ja, auch ein Personalerzähler dritter Person) umso mehr, weil es bedeuten würde, dass er von der etwaigen anderen Person als „Regenbogenhaariger“ denkt. Und solang die anderen Charaktere ihm Nahe stehen, ist das eher nicht glaubwürdig.


    Eine Ausnahme gibt es: Wenn etwas am äußeren des Charakters extrem aus seiner Umgebung hervorsticht und der Personale Erzähler den anderen Charakter noch nicht wirklich kennt, dann könnte er ihn vor allem über etwas äußeres identifizieren. Sei es, dass der andere Charakter in einem Asiatischen Land Blond ist oder ungewöhnlich gefärbte Haare hat (giftgrün zum Beispiel). Wobei ich auch bei ungewöhnlichen Augenfarben über diese nicht definieren würde – denn diese fallen nicht immer auf. ;)


    .
    Beispiel 1: Zu viel „Sie“ (verwirrend)

    Anna schloss die Wohnungstür auf und schob sich dann hindurch, bedacht die Tüten dabei in ihren Armen zu balancieren. „Ich bin wieder da“, keuchte sie.
    Marina sah von ihrem Buch auf. Offenbar hatte sie gelesen, während sie gewartet hatte. „Na endlich.“
    Undankbar. Sie zog einen Schmollmund. „Wie wäre es, wenn du mir hilfst?“
    „Ich mach ja schon.“ Widerwillig stand die andere auf und nahm ihr eine der Tüten ab, um sie gemeinsam mit ihr in die Küche zu bringen.
    Sie atmete auf. „Vielen Dank.“ Eine Spur von Zynismus konnte sie sich dabei nicht verkneifen.

    .
    .
    .
    Beispiel 2: Namen zu oft genannt (monoton)

    Anna schloss die Wohnungstür auf und schob sich dann hindurch, bedacht die Tüten dabei in ihren Armen zu balancieren. „Ich bin wieder da“, keuchte Anna.
    Marina sah von ihrem Buch auf. Offenbar hatte Marina gelesen, während sie gewartet hatte. „Na endlich.“
    Undankbar. Anna zog einen Schmollmund. „Wie wäre es, wenn du mir hilfst?“
    „Ich mach ja schon.“ Widerwillig stand Marina auf und nahm ihr eine der Tüten ab, um sie gemeinsam mit ihr in die Küche zu bringen.
    Anna atmete auf. „Vielen Dank.“ Eine Spur von Zynismus konnte Anna sich dabei nicht verkneifen.

    .
    .
    .
    Beispiel 3: Stilblüten

    Anna schloss die Wohnungstür auf und schob sich dann hindurch, bedacht die Tüten dabei in ihren Armen zu balancieren. „Ich bin wieder da“, keuchte die Rothaarige.
    Marina sah von ihrem Buch auf. Offenbar hatte sie gelesen, während sie gewartet hatte. „Na endlich.“
    Undankbar. Die Rothaarige zog einen Schmollmund. „Wie wäre es, wenn du mir hilfst?“
    „Ich mach ja schon.“ Widerwillig stand die Braunhaarige auf und nahm ihr eine der Tüten ab, um sie gemeinsam mit ihr in die Küche zu bringen.
    Anna atmete auf. „Vielen Dank.“ Eine Spur von Zynismus konnte sie sich dabei nicht verkneifen.

    .
    .
    .
    Beispiel 4: Ausgewogen mit sinnvollen Synonymen

    Anna schloss die Wohnungstür auf und schob sich dann hindurch, bedacht die Tüten dabei in ihren Armen zu balancieren. „Ich bin wieder da“, keuchte sie.
    Marina sah von ihrem Buch auf. Offenbar hatte sie gelesen, während sie gewartet hatte. „Na endlich.“
    Undankbar. Anna zog einen Schmollmund. „Wie wäre es, wenn du mir hilfst?“
    „Ich mach ja schon.“ Widerwillig stand ihre Schwester auf und nahm ihr eine der Tüten ab, um sie gemeinsam mit ihr in die Küche zu bringen.
    Anna atmete auf. „Vielen Dank.“ Eine Spur von Zynismus konnte sie sich dabei nicht verkneifen.




    Sonstige Synonyme


    Was ebenfalls immer wieder negativ herausstechen kann, sind besonders blumige Synonyme für eigentlich relativ einfache Dinge.


    Bekannt sind dahingehend denke ich die Körperteile. Also zum einen Augen, die manch einer als „Seelenspiegel“ bezeichnet, was gelinde gesagt die Ernsthaftigkeit aus jeder Situation nimmt, egal ob jemand seine „Seelenspiegel“ auf jemand anderen richtet oder jemand anderen in die „Seelenspiegel“ schaut. (Dasselbe gilt für Seelentore, Seelensteine, funkelnde Opale und was euch sonst noch einfällt.)


    Andere Körperteile, die gerne kreativ umschrieben werden sind dank der Altersfreigabe des Forums hier nicht angebracht und vielleicht auch nicht ganz so interessant hier im Forum. Ich möchte es nur anmerken, dass bei bestimmten FSK18 Texten teilweise gerne sehr alberne, übertriebene Synonyme für diese spezifischen Körperregionen verwendet werden.



    Filterworte


    Ein im deutschen Raum relativ unbekannter stilistischer Schreibtipp, der in meinen Augen aber absolut Wunder wirken kann, ist es, Filterworte herauszulassen, speziell, wenn die Geschichte durch einen personalen Erzähler, nun, erzählt wird. (Zur Erinnerung: Das heißt, dass der Leser die Geschichte in meist erster oder dritter Person exklusiv aus der Sicht eines Charakters liest, wobei es sein kann, dass diese Person zwischen Szenen oder Kapiteln wechselt.)


    Was sind Filterworte? Als Filterworte bezeichnet man Worte, die den Charakter als Filter zwischen dem Geschehen in der Geschichte und dem Leser agieren lassen und dadurch den Leser künstlich weiter von der Handlung entfernen, als es notwendig ist.


    Die Klassiker darunter sind „hören“, „sehen“, aber auch „denken“ und „fühlen“. Effektiv Dinge, die der Charakter, in dessen Hirn der Leser bei einem personalen Erzähler direkt oder indirekt sitzt, wahrnimmt und die darüber an den Leser weitergegeben werden. Dabei ist es so, dass der Leser bereits weiß, dass er die Geschichte bereits die Augen des Charakters, des personalen Erzählers sieht, was ihm nur unnötig in den Kopf gerufen wird, indem diese Filterworte genutzt werden. Es erzeugt Distanz zwischen Leser und Handlung, die natürlich gewollt sein kann, es aber nicht immer ist. In euren etwaigen Geschichten könnt ihr also überlegen, ob und eventuell auch gezielt wo ihr diese Distanz wollt und wo nicht.


    Übliche Filterworte sind: Sehen, beobachten, hören, fühlen, spüren, riechen, denken, wissen, erkennen, entscheiden.


    Beispielsweise:

    Mit Filter Ohne Filter
    Er beobachtete den Hund, wie er den Knochen verscharrte. Der Hund verscharrte den Knochen.
    Er hörte ein Kreischen aus dem Flur. Es klang, als wäre Jane in Gefahr. Ein Kreischen riss durch den Flur – Jane! Sie war in Gefahr!
    Ich kann die Rauheit seiner Fingerspitzen auf meiner Haut spüren. Sie erinnern mich an Sandpapier. Seine Fingerspitzen schliffen wie Sandpapier über meine Haut.
    Er realisierte, dass es keinen Ausweg gab. Er musste ihn freilassen. Der Moment der Ausweglosigkeit war gekommen. Er musste ihn freilassen.
    Er sah die Sonne aufgehen. Die Sonne ging auf.


    [Beispiele sind von dieser Seite entnommen]


    ______________________________


    Tipps von Bastet:


    Anfangen / beginnen

    Oft wird dem Leser mitgeteilt, wenn eine Tätigkeit eben erst begonnen wird. Dies kann jedoch den Lesefluss stören und unter Umständen komplizierter ausgedrückt als nötig wirken. Das wird noch extra im kommenden Punkt angesprochen.


    Lukas begann sich in das Buch zu vertiefen. Lukas vertiefte sich in das Buch
    Anna fing bereits eine Woche vor der Prüfung zu lernen an. Anna lernte bereits eine Woche vor der Prüfung.




    "KISS"-Formel und den treffenden Ausdruck finden


    KISS kommt eigentlich aus dem Marketingbereich und soll mit der Formel "Keep it short and simpel" den Lesefluss erleichtern. Sätze sind somit prägnanter, aussagekräftiger, da nicht um den heißen Brei herumgeredet wird und wirken mehr auf den User ein. Insgesamt kann gesagt werden, dass es vermieden werden sollte den Leser durch Schachtelsätze zu verwirren.


    Das oben erwähnte Thema könnte man als ein Beispiel anführen.


    Ein weiterer, vielleicht nützlicher Tipp wäre es, lange Sätze mit vielen Nebensätzen auseinanderzunehmen und sie, wenn möglich, mit einem einzigen Adjektiv auszudrücken.


    Zu der "Kiss"-Formel könnte man auch dazuzählen, dass viele Schreiber hochtrabende Adjektive und Verben benutzen, da sie diese als schön empfinden und Dinge kompliziert umschreiben. Mein persönlicher Tipp wäre es darauf zu achten den Ball etwas flacher zu halten und in erster Linie darauf zu achten, ob ein Satz das aussagt, was er aussagen soll.
    Ein Beispiel ist unten angeführt. Hier passt das Verb, obwohl es etwas "edler" klingt, nicht zum Inhalt, da Eskorten meist berühmte Persönlichkeiten erhalten. Das Verb wird auch meist mit Personenschutz assoziert. (Ich glaube, ich habe es so ähnlich irgendwo einmal gelesen, weiß aber nicht mehr wo. Wenn es im BB gewesen sein sollte und die Person das liest, sei mir bitte nicht böse. Ich weiß es nicht mehr. XD)


    Dazu gesagt wäre, dass das letzte Beispiel ein wenig der "Show, don't Tell"-Formel widerspricht, die jedoch ebenfalls keine fixe Regel ist. Auch sie ist mehr als eine Richtlinie zu sehen, an der man sich entlanghangeln kann, um Situationen und Charaktere lebendiger darzustellen.


    Eine Statue, die riesig war, zierte das Innere der Kathedrale. Eine riesige Statue zierte das Innere der Kathedale.
    Wer Anna kannte wusste, dass sie stets organisiert war, und sie ebenfalls jedem gerne beim Lernen half, da sie von klein auf Lehrerin werden wollte, um den Schülern Freude an der Schule und an Wissen zu vermitteln, weil sie dies als wichtig emfpand. Anna war stets organisiert. Von klein auf wollte sie Lehrerin werden und den Schülern Freude an der Schule und an Wissen vermitteln. Das empfand sie als wichtig.
    Lukas eskortierte seine Freunde nach Hause. Lukas begleitete seine Freunde nach Hause.




    "Sehr" mit treffenden, stärkeren Adjektiven ersetzen (+Synonyme)
    & Nichtssagende und wertende Adjektive


    Der Titel ist eigentlich schon selbstredend. Die Adjektive üben auf den Leser eine stärkere Wirkung aus.
    Den Tipp kennt man vielleicht auch aus dem Film "Der Club der toten Dichter". :D
    Dinge sind nicht "sehr groß", sondern gigantisch. Jemand ist nicht sehr traurig, sondern niedergeschlagen. Etwas ist nicht sehr schön, sondern vielleicht sogar zauberhaft.
    Allerdings sollte man sich auch manchmal fragen, ob es überhaupt notwendig ist, ein Adjektiv noch zu verstärken oder man ein Synonym benötigt.
    Dazu muss auch erwähnt werden, dass Synonyme nicht immer dasselbe aussagen müssen, sondern oft nur eine ähnliche Bedeutung haben! Ein Tipp ist sich beim Korrekturlesen zu überlegen, was man ausdrücken wollte. Vielleicht ist euer Charakter ja tatsächlich nicht wutentbrannt, sondern nur wütend. Die passenden Adjektive sollten an die Situation angepasst werden.
    Manche Adjektive sagen gar nichts aus. Beispielsweise ist das Wort "nett" absolut neutral und langweilig.
    Allerdings muss man bei wertenden Adjektiven aufpassen wie sie wirken und wie der Charakter wirkt, der sie gebraucht.


    Einige Synonyme

    Sehr alt antik, greisenhaft, greis, altertümlich, betagt, uralt, steinalt (eure Oma sollte ihr nicht als antik oder altertümlich bezeichnen. Vielleicht auch nicht mit den anderen. :D)
    Sehr ängstlich furchtsam, angstvoll, bange, erstarrt vor Angst
    Sehr wütend wutentbrannt, aufgebracht, zornig
    Sehr froh/ glücklich beschwingt, lebenslustig, enthusiastisch, begeistert, heiter, sorgenfei, lebensfroh
    Sehr traurig niedergeschlagen, deprimiert, betrübt, bekümmert, trübselig, entmutigt, melancholisch, mutlos
    Sehr schlecht fürchterlich, furchtbar, grauenhaft, scheußlich
    Sehr gemein grausam, boshaft, böswillig, bösartig, hinterhältig
    Sehr nett liebenswürdig, warmherzig, umgänglich, hilfsbereit, freundlich, sympathisch
    Sehr gut ausgezeichnet, großartig, erstklassig
    Sehr groß riesig, gigantisch, kolossal, turmhoch, haushoch, riesenhaft
    Sehr klein winzig, zwergenhaft, kümmerlich
    Sehr dünn mager, dürr
    Sehr vorsichtig behutsam, bedächtig, umsichtig
    Sehr kalt eisig, eiskalt, frostig, gefroren, glatt (bei Eis), klamm, feuchtkalt
    Sehr heiß tropisch, drückend heiß, brennend, glühend, kochend, kochend heiß, schwül (wie tropisch, für Luftfeuchtigkeit)
    Sehr arm bettelarm, bedürftig, notleidend, besitzlos, mittellos, verarmt
    Sehr reich vermögend, wohlhabend, besitzend, gut situiert, gut betucht
    Sehr hübsch schön, wunderschön, zauberhaft, bezaubernd, bildschön, attraktiv, malerisch, ästhetisch (beides bei Landschaften), elegant, grazil
    Sehr hell blendend, (er)strahlend, glänzend, leuchtend
    Sehr dunkel stockdunkel, rabenschwarz, pechtschwarz, finster, düster
    Sehr klug intelligent, ausgefuchst, clever, lebenserfahren, bauernschlau, belesen, gelehrt, weise, vernünftig, strategisch, scharfsinnig (hier ist zu beachten, dass jedes Adjektiv eine Art andere von "klug" meint und den Eindruck eures Charakters verändert.)
    Sehr genau / sauber (gearbeitet) akkurat, exakt, detailliert, fehlerlos, makellos, korrekt, sorgffältig
    Sehr oft häufig, öfters, oftmals, regelmäßig, mehrmals, nochmals, wiederholend, ständig, erneut, einige Male, immer wieder
    Nicht sehr oft Selten, ab und zu, manchmal, kaum, vereinzelt, unregelmäßig, zuweilen, zuzeiten, stellenweise, zeitweise




    Sammelbegriffe und Verallgemeinerungen vermeiden - Details beschreiben und zeigen


    Dieser Tipp soll dafür sorgen, dass ihr all das, was ihr vor eurem inneren Augen seht, lebendiger beschreiben könnt.


    Unter "Sammelbegriff" versteht man eine Wortgruppe, die viele verschiedene Oberbegriffe einer Art zusammenfasst.
    Bäume, Hunde, Züge, Tische, Menschen, Städte, ...
    In den meisten Fällen solltet ihr lieber ins Detail gehen und alles, was euer Charakter sieht oder ihr als allwissender Erzähler beschreiben wollt, genauer schildern. Beschreibt den Baum als Eiche oder Tanne, den Hund als Dackel oder Schäfer und den Tisch als Beistell- oder Esstisch.
    Anmerkung: Das funktioniert natürlich nur, wenn der Perspektivencharakter diese Begriffe kennt. Nicht immer handelt es sich um sehr alltägliche Worte, die man in seiner Kindheit kennengelernt hat.
    Doch auch dann, wenn er sie nicht kennt oder man eben eine Person oder Landschaft beschreiben möchte, kann man schildern, welchen Eindruck der Charakter von einer Sache gewinnt. Man kann ebenso eine Person beschreiben oder wie der Zug auf dem Bahnsteig aussieht.


    Unter diesem Punkt könnte man noch hinzufügen, dass man bestimmte persönliche Eigenschaften ebenfalls genauer charakterisieren sollte, wenn man sie im "Tell" erzählen möchte.
    Du möchtest sagen, dass Anna tierlieb ist? Wieso erhältst du diesen Eindruck? Konkretisiere lieber: Anna besitzt drei Hunde und war als Kind mit ihren Eltern mindestens zweimal monatlich im Zoo. Außerdem regt sie sich auf, wenn sie Bilder von Massentierhaltung sieht.
    Im "Show" brauchst du diese Umstände dem Leser nicht extra nochmal zu erklären.
    Hier wird eine Szene gezeigt, in der Anna mit ihren Hunden eine Runde dreht und mit ihnen interagiert. Auf dem Heimweg erinnert sie sich an die Zoobesuche von damals und sieht ein Plakat über Massentierhaltung. Sie reagiert schockiert.
    Dem Leser wird klar: Anna ist tierlieb.


    Ebenso lassen sich viele andere Adjektive, Gegenstände, Eindrücke, Landschaften, Wesen und Menschen auf diese Art genauer beschreiben. :)


    Natürlich sollte man es auch mit diesem Tipp nicht unbedingt übertreiben. Nicht jedem liegt es seine Umgebung bis in genaueste Detail zu beschreiben, doch manchen gefällt das sehr.


    Die Beispiele sind sehr simpel gehalten, um die Sache zu veranschaulichen.


    Tim besaß einen Hund. Tim besaß einen Spitz.
    Im Garten stand ein Baum. Im Garten stand eine Eiche.
    Sarah las in ihrer Freizeit gerne Bücher. Sarah las in ihrer Freizeit gerne Krimis.
    Lukas interessierte sich sehr für Geisteswissenschaften. Lukas interessierte sich sehr für Soziologie.
    Paul sah ein Mädchen am Bahnsteig. Paul sah ein zierliches Mädchen mit auffällig blau-gefärbtem Haar am Bahnsteig.
    Monika besuchte gerne Veranstaltungen. Monika besuchte gerne Konzerte ihrer Lieblingsbands.
    Mira fand ihre Wohnung schön. (Inwiefern? Wieso? Was macht sie schön?) Miras Wohnung war lichtdurchflutet und lag am Waldrand. Hier konnte man die Natur genießen, während man las.
    Laura fand ihre neue Mitschülerin seltsam. (Warum? Welches Verhalten sorgt dafür?) Lauras neue Mitschülerin ging mit gesenktem Kopf durch die Gänge und sprach nie mit jemandem. Sobald man sie in ein Gespräch verwickeln wollte, zuckte sie zusammen und suchte das Weite. Seltsam.




    Gestiken, Gewohnheiten und Körperhaltung beschreiben


    Dieser Punkt hängt ein wenig mit dem Oberen zusammen.
    Das ist ein Teilbereich des "Show, don't Tell", den ich persönlich für sehr wichtig halte, weil er ein einfaches Mittel darstellt, um euren Charakteren Menschlichkeit und viel Tiefe zu verleihen.
    Ich habe ihn auch dank einer Freundin sehr verinnerlicht, die Comics zeichnet und Charakterentwicklungen beispielsweise dezent zeigt, indem sie eine Figur im Laufe der Handlung mit einer immer selbstbewusster werdenden Körperhaltung darstellt.
    Schriftlich kann man diese Entwicklung dadurch darstellen, dass der Charakter eine Handlung, die typisch für ihn war, immer öfter auslässt und andere Gewohnheiten annimmt. Ein Charakter, der oft den Blick gesenkt hat oder Gespräche gescheut hat, wird dies demnach seltener tun.
    Allerdings funktioniert dieser Tipp im personalen Erzählstil bloß, wenn euer Perspektivencharakter nicht sozial sehr inkompetent ist und ihr dies besonders hervorheben wollt. In dem Fall werden ihm diese Kleinigkeiten an anderen Personen wohl entgehen.
    Diese Dinge fallen jedoch sehr vielen Menschen auf und sei es nur unterbewusst.


    Ein Beispiel, das zeigt, was denn überhaupt gemeint ist:


    "Ich weiß nicht so recht, ob ich mich richtig entschieden habe." Paul war nervös. (Wieso denkst du / der Perspektivencharakter das?) "Ich weiß nicht so recht, ob ich mich richtig entschieden habe." Paul raffte den Ärmel seines Pullovers hoch und nestelte am Knopf.



    Natürlich reagieren Menschen ganz verschieden auf ein und dasselbe Gefühl. Manche zeigen ihre Nervosität offener, andere versuchen sie zu verstecken und senden damit eventuell entgegengesetzte Signale aus, wenn ihnen dies nicht gelingt.
    Die Aussage alleine schon spiegelt ein wenig, wie sich Paul fühlt, und kann durch das, was er im Anschluss tut, verstärkt werden. Je nachdem, ob eine solche Handlung zu ihm passt.


    Und wieder: Vermeidet Übertreibungen. Vermeidet es besser eine Gewohnheit, Geste, etc. auf fast jeder Seite zu beschreiben. Es sei denn, ihr wollt damit ganz bewusst etwas Bestimmtes bezwecken! ;)



    Aktiv / Passiv


    Euer Text wirkt lebendiger, wenn ihr öfter das Aktiv verwendet und das Passiv nicht so häufig gebraucht.
    Verwendet ihr sehr oft das Passiv, so ist es möglich, dass das Geschehen wie eine Nacherzählung wirkt und rasch langweilig werden kann.
    Auch eure Charaktere können dadurch rasch wie "Puppen" wirken, die ihr durch die Welt scheucht und mit denen ständig Dinge passieren, anstatt dass sie tatsächlich selbst so richtig ein lebendiger Teil davon werden.


    Vergleicht mal:


    Der Windstoß war so stark, dass Julia von den Füßen gehoben wurde. Der Windstoß war so stark, dass er Julia von den Füßen hob.



    In beiden Fällen geschieht etwas mit Julia und sie kann es nicht selbst beeinflussen, aber der Windstoß wird im zweiten Satz im Aktiv dargestellt. Durch diesen Umstand wirkt es so, als würde es in diesem Moment wirklich passieren.


    Auch bei diesem Tippp kann der häufige Einsatz des Passiv eine gute Möglichkeit sein, um zu zeigen, dass euer Charakter passiv ist - wortwörtlich eben. Allerdings kann man dazu raten das eher sparsam einzusetzen.



    Hart klingende Nominalendungen und "Beamtendeutsch"


    Viele deutsche Nomen besitzen Endungen (wie diese hier), die klingen einfach.... nun ja, hart eben.
    Diese sind meist:
    -heit
    -ung
    -keit
    -schaft


    Auf keinen Fall sollte man sie ganz vermeiden. Man sollte auch auf keinen Fall Nomen an sich vermeiden, aber gebraucht man sie zu häufig, erschafft man etwas, das man als "Beamtendeutsch" bezeichnet. Das nennt man so, weil sich der Text so liest, als würdet ihr ein Brief vom Amt erhalten oder in eurem Chemiebuch lesen. ;)
    Dabei handelt es sich um eine sehr unschönen, harten Stil, der die Dinge sehr umständlich, unpersönlich und kalt ausdrückt. Das ist nunmal etwas, das man in Romanen meistens nicht gebrauchen kann.
    Verwendet man zu häufig Nomen, vor allem Harte, Unschöne, kann man manche von ihnen durch Verben (oder Adjektive) austauschen, um den Lesefluss weicher und fließender zu gestalten.


    Beispiele:


    Der Gebrauch von hart klingenden Nomen und Nominalendungen kann durch Reduktion sowie dem Ersetzen passender Verben und Adjektive erfolgen, wodurch die Gestaltung des Leseflusses auf ein positives Empfinden seitens des Konsumenten optimiert wird. (Ein sehr hässlicher Satz! ;)) Hart klingende Nomen kann man durch passende Verben und Adjektive ersetzen, um den Lesefluss fließender zu gestalten.
    Paul hat seine Maturaprüfung abgelegt. Paul hat maturiert.
    Laura hat eine Entschuldigung ausgesprochen. - Das kann man im Dialog darstellen. -
    Ansonsten: Laura hat sich entschuldigt.
    Der Briefträger kam einmal am Tag. Der Briefträger kam täglich.




    Wörter, die Unsicherheit ausdrücken oder Aussagen entschärfen


    ... außer, sie sollen es und entsprechen dem, was der Charakter in dieser Situation denkt.
    An sich sollte man mit ihnen jedoch sparsam umgehen.
    Vielleicht, eventuell, möglicherweise und viele andere Wörter drücken Unsicherheit aus. Wenn man sie oft im Fließtext verwendet, drückt man damit aus, dass man sich selbst nicht so ganz sicher ist, was man eigentlich sagen wollte.


    ______________________________


    Postet eure Erweiterungen gerne direkt hier im Topic!

  • Vielleicht sollte man, bevor man so einen "Guide" verfasst, darüber reflektieren, was "Stilblüten" und was "subjektiver Geschmack" sind. Tut mir leid, aber schon beim ersten Beispiel stellt es mir die Haare auf. Das eine ist indirekte Rede (was hier als "falsch" gekennzeichnet ist) und das andere erlebte Rede, die beiden Formen stehen nebeneinander und in keiner Hierarchie. Den Begriff "Filterworte" hab ich persönlich nach 6 Jahren Studium noch kein einziges Mal gehört.

  • Den Begriff "Filterworte" hab ich persönlich nach 6 Jahren Studium noch kein einziges Mal gehört.

    Was nichts heißen will ... Nicht zuletzt, da es ein Thema ist, dass vor allem in letzter Zeit besprochen wird.


    Filterworte ist ein Thema, dass in so vielen Stilguides auftaucht, das gerade in letzter Zeit so oft in verschiedensten Zirkeln aufgebracht wird. Von Verlegern, von Lektoren ...


    Ich habe darauf bis vor kurzem auch nicht geachtet, aber ich muss all denjenigen, die mich darauf aufmerksam gemacht haben, absolut recht geben. Es macht den Text weit lebhafter und entfernt unnötigen Ballast.


    Wer seine Filterworte behalten will, kann das absolut gerne machen. Ich schreibe nicht umsonst, dass Stil in vielerlei Hinsicht subjektiv ist. Wenn man meint, dass es zum eigenen Erzähler passt, dann soll man das so machen. Ändert nichts daran, dass es ein Thema ist, das ich im letzten halben Jahr immer und immer wieder gesehen habe und dem ich nach einigem Reflektieren auch zustimme.

  • Nicht zuletzt sollte ein Guide aber nicht deine Vorstellung von Stil präskriptiv darstellen. Ich persönlich finde die erlebte Rede an der Stelle nicht schön, beinah ungrammatisch. Ja, sie zieht den Leser näher ins Geschehen, aber kann auch ein Verhältnis von Nähe und Distanz, das logisch und schlüssig ist, unsinnigerweise brechen. Generalisierungen, wie sie in deinem Text vorkommen, sind ein No-go und das müsstest du selbst wissen.


    Edit: eine kurze Google-Suche hat für mich kein relevantes Ergebnis zu "Filterworte" ausgespuckt. Es gibt zwar Theorien und Tipps zu "Filter words", aber man kann sprachbezogene Phänomene nicht einfach 1:1 zwischen verschiedenen Sprachen transferieren. Es mag dir zwar logisch erscheinen, dass es im Deutschen auch anwendbar ist, aber es ist gewagt, sich als Laie ohne große Sprachreflexion so ein Urteil zu bilden, dass man es als Regelhaftigkeit an andere weiterverkaufen will. Für dein Schreiben kannst du tun und lassen was du willst, aber anderen vorschreiben, dass etwas schlecht und falsch ist, ohne fachliche Grundlage, find ich echt heftig.

  • Nicht zuletzt sollte ein Guide aber nicht deine Vorstellung von Stil präskriptiv darstellen

    Deswegen wird hier auch gesammelt und deswegen steht auch in der Einleitung, dass Stil immer auch subjektiv ist. (Und deswegen bezeichne ich auch in keinem Satz diesen Aspekt als Stilblüte - anders als die Seelenspiegel)


    Über die Beispiele kann man problemlos reden - die habe ich mir letzten Endes aus dem Finger gesogen. Bessere Beispiele ließen sich sicher finden.


    Über das Thema allerdings nicht. Wie gesagt: Ich habe es mir nicht ausgedacht. Ich habe es selbst vielfach in Guides gelesen. Sogar in Guides von Lektoren und Verlegern. Du magst du Meinung nicht teilen, musst du auch nicht. Aber es ändert nichts daran, dass es ein Thema ist, das vielen Autoren, Lektoren, Lesern, die ich kenne, wichtig ist und gerade in den Autorenkreisen, in denen ich mich bewege, in den letzten Monaten viel besprochen wird.


    Es ist übrigens etwas, das ursprünglich aus dem Englischen kommt. Aber anders, als bestimmte andere Aspekte, nicht nur der englischen Sprache eigen ist.


    Die Tatsache, dass bei personaler Erzählung (worauf ich den Absatz auch explizit beziehe) es klar ist, dass ein Geräusch nur erwähnt wird, weil der personale Erzähler es gehört hat, und damit die Tatsache, dass er es gehört hat, eine an sich unnötige Information ist, zieht sich durch alle Sprache durch. Weshalb man es nun einmal auch in deutschen Autorenforen/Blogs/Guides als Thema findet.

  • Unter anderem hier.


    Da ich mir wenig sehr bookmarke und selbst gerade Sachen wiederfinden muss, wobei Google gerade davon überzeugt ist, dass ich Suchfilter meine, hier erst mal noch ein paar englische, da das Thema ursprünglich daher kommt: 1, 2, 3, 4, 5, 6, ....... (Wie gesagt, wurde ursprünglich von irgendwem im Englischen aufgebracht, aber ist in den letzten Monaten sehr in die internationalen Autorenzirkel übergeschwappt, da Funktion und Wirkung der Wörter in den meisten europäischen Sprachen dieselben sind.)

  • Unter anderem hier.

    Sorry, aber ich finde auf der Seite nichts, das der Dame fachliche Kompetenz bescheinigt. Außer "Lektoren sind meist Quereinsteiger, genauso wie ich" (aha, nicht dass ich wüsste) und "Zudem habe ich mit diesem Blog und dem Lesen von Romanen immer mehr die Stimme des Lektors in mir gefunden" (klingt sehr esoterisch, findest du nicht?) habe ich nur die Aussage "Neben verschiedenen Fernstudien, die ich alle erfolgreich abgeschlossen habe, ist das Lektorat zu dem Fokuspunkt meines Lebens geworden, in dem ich mich konstant schule" gefunden. Sehr konkret ist das nicht. Konkrete Referenzen also Fehlanzeige. Stichwort: Quellenkritik.


    Auch die anderen Links: hauptsächlich Blogs. Kann schon sein, dass man sich in letzter zeit damit beschäftigt hat, aber wissenschaftlich ist etwas anderes. Und wir wollen ja hier keine Vermutungen als allgemeingültig verkaufen, oder?

  • Kann schon sein, dass man sich in letzter zeit damit beschäftigt hat, aber wissenschaftlich ist etwas anderes.

    Ich habe auch nicht gesehen, wo unsere Schreibguides im Bisaboard wissenschaftliche Ausarbeitungen sein sollen. lol


    Da sieht man es wieder, was ich schon einmal sagte: Gatekeeping. Das ist was du gerade machst. Offenbar dürfen laut dir nur Literaturwissenschaftler Meinungen zum Thema "Schreiben" oder zumindest "Schreibstil" haben. Oder zumindest ist ein stilistischer Schreibtipp, ganz offenbar, nicht gültig, wenn es dazu nicht mindestens einen literaturwissenschaftlichen Aufsatz gibt ...


    Wie schon gesagt: Es ist ein Thema das existiert. Es ist ein Thema, dass sich in diversen Schreibguides findet. Es ist ein Tipp, dem viele Leute zustimmen. Es ist ein Tipp, den ich bekommen habe, und der mir sehr geholfen hat, meine Texte spannender zu machen. Du musst ihm nicht zustimmen. Du kannst die filterfreien Texte schlecht finden. Das bleibt dir überlassen. Aber das macht es nicht prinzipiell falsch.


    Ich weiß nicht, ob auch englische Literaturwissenschaftler was dazu geschrieben haben. Ich gehe davon aus, aber ich habe besseres mit meinem Leben zu tun, als jetzt für dich Bücher zu wälzen, für ein Topic in Hobbyautorenbereich in einem Pokémonforum (!). Deutsche sehr wahrscheinlich nicht, weil das Thema gerade im Deutschen noch nicht so lang durch die Gegend schwirrt.


    Ich schreibe in der Einleitung vom Textes bereits (der gerne noch abgeändert werden darf, nicht zuletzt auch von @Cyndaquil, wenn wirklich sie das Topic postet), dass Schreibstil sehr subjektiv sein kann und nicht jeder mit allen stilistischen Schreibtipps übereinstimmt. Was der eine als schlechter Stil empfindet, findet der nächste als angenehm zu lesen.


    Ich käme nie auf die Idee zu sagen: "OMG, was ist das für ein Bullshit? Davon habe ich in 7 Jahren Informatikstudium ja nie was gehört." Weil ich mir dessen bewusst bin, dass Informatik ein verdammt weitreichender und sich permanent weiterentwickelnder Bereich ist. Ich käme auch nicht auf die Idee, Programmiertipps von jemanden zu ignorieren, nur weil derjenige Quereinsteiger in den Beruf ist oder es (le gasp) vielleicht nur als Hobby betreibt. Vielleicht solltest du dir dessen bewusst werden, dass Literatur auch ein sehr weitreichender Bereich ist, der sich ebenfalls entwickelt. Schlimmer noch, dass es eben etwas ist, dass nicht zuletzt von Geschmack geprägt wird, der sich leider nicht zu 100% wissenschaftlich messen lässt.


    Zur Hölle, als ich aufgewachsen bin, hieß es überall "auf keinen Fall sagte schreiben", sowie in den USA alle Kinder gelernt haben "said is dead", weil das Literatur- und Sprachwissenschaftlern so beschlossen hatten. Es sei schlecht, wenn man "said"/"sagte" immer wiederholt. Jetzt haben wir in den USA und GB den absolut gegenteiligen Umschwung. Auf jeden Fall "said" schreiben (wenn überhaupt ein solcher Einwurf nötig), keine albernen Synonyme, da "said" unsichtbar ist und von den allermeisten überlesen wird. Im Deutschen, mit "sagte" genau dasselbe. Ich mag "sagte" derweil noch immer nicht, vielleicht, weil es mir schulisch anerzogen wurde, es zu meiden. Aber es ist ein wunderbares Beispiel, dass sich auch da die "obrige" Meinung ändern kann.


    Ich finde es sehr lustig, dass du mir vorwirfst, anderen meinen Geschmack aufzudrücken, du aber genau dasselbe unter dem Deckmantel, als Literaturwissenschaftler irgendeine Deutungsobrigkeit zu haben, tust. Dabei habe ich nie gesagt, dass es immer richtig sein muss oder absolut zu vermeiden wäre. Das sind Dinge, die nur du behauptest. Es ist nur ein Tipp. Ein Tipp, der in einer Sammlung von Tipps stehen soll.


    Beispiele ungut gewählt? Kann ich noch verstehen. Kann ich auch noch einmal in einer ruhigen Minute überarbeiten. Aber ja, sorry, ich sehe keinen Grund, einen Tipp, der mir und anderen geholfen hat, aus einer solchen Sammlung zu streichen, nur weil ein Literaturwissenschaftler davon noch nie gehört hat und es nicht mag.


    Es ist niemand gezwungen, sich daran zu halten. Es ist niemand gezwungen, übereinzustimmen. Sollten sich andere hier im Topic (wie ich hoffe) noch aktiv beteiligen, und einige ihrer eigenen Tipps und Erfahrungen beisteuern, kann es gut sein, dass es etwas gibt, wo ich nicht mit übereinstimme. Sei es etwas zum Thema "sagte" oder etwas anderes. @Bastet hat mir beispielsweise auch einmal den Tipp gegeben, das "beginnen" zu vermeiden (statt "es begann zu regnen" einfach "es regnete" zu schreiben). Etwas, das ich auch nicht per se schöner finde, auch wenn ich die damals gebrachte Begründung verstehe. Aber wenn Bastet (wie ich hoffe), diesen Tipp für die Sammlung noch einmal ausformuliert, werde ich mich freuen, ihn oben hinzu zu editieren.


    Und falls es der Titel des Topics ist, der sich verwirrt: Ich bin mir relativ sicher, dass dieser sich, bis das Topic letzten Endes gepostet wird, noch ändern wird. Wie er dann heißt, würde ich auch frei @Cyndaquil überlassen. Vielleicht "Tipps und Tricks für den Schreibstil" oder sonstiges der Art. Was weiß ich. Vielleicht unterteilen wir den Thread dann auch noch klarer in "Tipps" und "Stilblüten", um klarer zu machen, dass nicht alles, worum sich Tipps drehen, unbedingt eine Stilblüte sein muss. Denn wie gesagt: Filterworte sind keine Stilblüten. Das will ich auch nirgends implizieren. Es sind nur kleine Worte, die oftmals unnötig sein können und manchmal, gerade in spannenden Szenen, die Spannung ein kleines bisschen rausnehmen können. Jedenfalls in meinen Augen und den Augen diverser Leute, mit denen ich mich über das Thema unterhalten habe.


    Wenn du es anders besser findest: Ignorier' es doch einfach. Und versuch bitte nicht, eine literaturwissenschaftliche Ausarbeitung in einer Schreibtippsammlung im Hobbyautorenbereich eines Pokémonforums zu erwarten.


    Ich habe ein paar Tipps aufgeschrieben, die mir geholfen haben. Andere sollen Tipps aufschreiben, die ihnen geholfen haben. Und am Ende kann dann jeder für sich entscheiden, was er davon beachtet und was nicht. Denn ich glaube, ich spreche für die meisten hier im Forum: Sie wollen keine literarischen Klassiker schreiben, noch die Tipps verwenden, um literaturwissenschaftliche Ausarbeitungen zu erörtern, sondern allerhöchstens mal mit unterhaltungsliterarischen Werken veröffentlicht werden, wenn es ihnen nicht sogar reicht, einfach online ein paar Fanfictions oder eigene (wahrscheinlich unterhaltungsliterarische) Werke zu veröffentlichen. ¯\_(ツ)_/¯

  • Ich sag nichts gegen Tipps, gegen Stilrichtungen, gegen Anregungen. Ich finds gut. Was Guides aber machen, und das tust du mit diesem Guide auch, ist generalisieren. Diese Guides, und vor allem wie du diesen Guide schreibst, sind präskriptiv, und das ist es, was ich kritisiere. Entweder man schreibt einen Guide und stellt dar, was es gibt - deskriptiv - und hält sich dabei sehr objektiv, was du nicht tust. Du wertest. Da du wertest, tust du das selbe wie zB der Duden. Der Duden kann sich das erlauben, er ist wissenschaftlich.


    Keiner sagt, dass Guides im BB wissenschaftlich sein sollen. Dann muss man aber auch eine Grenze ziehen und kann sie nicht als "Guides" bezeichnen, da sich wohl oder übel dann weniger erfahrene Schreiber an deiner Meinung, an deinem Stil, orientieren. Du sagst zwar "das ist subjektiv", aber dein Text sagt: "hey, ich bin klug, das stimmt immer so". Stattdessen solltest du dich bemühen, Generalisierungen außen vor zu lassen, Beispiele nicht als "gut" und "schlecht" zu kennzeichnen bzw. keine Hierarchie zwischen Schreibstilen herstellen und vor allem nicht nur auf 1-2 aktuelle Phänomene eingehen, sondern auf objektiverer Basis eine breiter gefächerte Darstellung anstreben. Und vor allem solltest du dir angewöhnen, bei Dingen, die du dir nicht selbst ausgedacht hast, Quellen anzugeben, damit sich die Leser selbst entscheiden können, wie sie deine Informationen werten. Da du ja studierst/studiert hast, sollte dir diese Praxis nicht so fern liegen.


    Und ad Informatikstudium: ich stelle aber auch keine gewagten Thesen zu irgendwelchen Programmiersprachen o.ä. in den Raum. Ich zweifle diesbezüglich keine Entitäten an, wie du es aufgrund deines Laienwissens auf dem Gebiet der Literaturwissenschaft tust. Bitte hör auf, literaturwissenschaftliche Phänomene zu Allgemeinwissen zu degradieren. Nur weil es "nur Fanfiction" oder nur "Hobbyautoren im Pokémonforum" ist, heißt das nicht, dass wissenschaftliche Thesen ignoriert werden müssen oder gar verfälscht werden dürfen.

  • @Narime Keiner stellt hier irgendwelche Thesen auf. Es ist ein Fanfiction-Forum, und es werden gerade Tipps und Hilfen gesammelt, die sich unter uns Hobbyautoren als nützlich erwiesen haben. Hier irgend eine wissenschaftliche Herangehensweise und Methoden vorschreiben zu wollen verfehlt das Thema leider völlig.


    Und ja, auch solche Tipps und Hilfeleistungen werden gemeinhin als "Guides" bezeichnet. Sollte dies in der Literaturwissenschaft anders sein, so ist dies schön für die Literaturwissenschaft, aber in diesem Forum erneut nicht von Belang.


    Wenn du weitere Hilfen für angehende Fanfiction-Autoren hinzufügen möchtest, findest du hier sicherlich mehr Anklang, als auf einer Form der Bezeichnung zu bestehen, die hier nicht angebracht ist.


    Was man aktuell aus den Beiträgen herauslesen kann wirkt eher wie ein passiv-agressives Herabreden auf die eine Person, die sich hier richtig Mühe macht anderen Leuten zu helfen, als irgend eine Art von konstruktivem Beitrag.


    Ich bin mir sicher, auch du würdest ungerne auf diese Art und Weise wahrgenommen werden.

  • Es tut mir leid, @Narime, ich fürchte, du gehst hier mit einer anderen Einstellung heran, als die meisten anderen User im Forum. Wir nennen den Bereich hier "Schreibguides" und "Schreibschule", das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, das macht das Forum so und das hat das Forum schon seit Jahren so gemacht. Ich finde "Guide" allerdings absolut auch als passenden Begriff, da ich unter einem "Guide" eine Einführung und Übersicht verstehe, keine ausgiebige, wissenschaftliche Erörterung.


    Ich sehe auch ehrlich gesagt nicht, was das "Präskreptive" ist, was du da zu lesen meinst. Ich beschreibe im genannten Abschnitt, dass es Wunder wirken kann (anstatt zu sagen, dass es Wunder wirkt oder vergleichbares), beschränke es dann zusätzlich auf den personalen Erzähler und erkläre danach rein sachlich, was mit dem Wort gemeint ist und was hinter der "Theorie" (die nicht auf meinem Mist gewachsen ist) steht.


    Dann bringe ich Beispiele für dieses bestimmte Thema. Gegenbeispiele, die den Tipp nicht integrieren in Rot, was nicht heißt, dass sie schlecht sind, nur dass sie eben Gegenbeispiele sind, und dann die entsprechenden Beispiele in Grün. Das ist nicht zuletzt, da diverse Leute, wie zum Beispiel @Sunaki (der einer der Hauptgründe ist, dass ich mich um solche Beispiele bemüht habe), sich mit Beispielen eben leichter tun, sich etwas darunter vorzustellen.


    Und ja, das sind bisher nur drei Themen in diesem Startpost, da, wie da ausdrücklich und unmissverständlich steht, dieser Thread eine Sammlung sein soll, in der ich nicht alles schreiben werde, sondern andere eben ihre eigenen Schreibstiltipps, Pet Peeves und ihre persönlichen Stilblüten, posten können, eben da Stilfragen ein sehr weitreichendes und nicht zuletzt sehr subjektives Thema sind, zu dem es viele Meinungen gibt. So kann das Topic dann, wenn sich hoffentlich viele beteiligen (ich nutze dann auch die Gelegenheit einmal, um noch @Narime, @Rajani, @Aprikose, @Thrawn und auch noch einmal @Bastet zu taggen) auch breit gefächert sein wird, wenn das fertige Resultat am Ende von @Cyndaquil gepostet wird. Dabei gehe ich davon aus und hoffe auch, dass diese ebenfalls Beispiele für die einzelnen Themen, die sie ansprechen, bringen werden.


    Aber die Idee des Topics war nie, dass ich das alleine mache, sondern dass es eine Sammlung von diversen Leuten hier im Forum werden wird.


    Und natürlich könnten wir an jeder Ecke alles tausendmal abschwächen und jeden Absatz mit "Also kann man machen, muss man natürlich nicht" beenden, aber ich persönlich sehe das durch die Gesamtform des Textes, vor allem der Einleitung, deutlich genug. Ich war jetzt sogar so frei und habe es in der Einleitung noch deutlicher gemacht.


    Ich sehe allerdings keinen Grund dafür, die Tipps noch unsicherer zu formulieren. Weil meine Zielgruppe dieselbe ist, wie die Zielgruppe diverser entsprechender Schreibtipp Weblogs (über die du so sehr die Nase zu rümpfen scheinst) oder Vlogs. Mich persönlich hat es noch nie gestört, wenn jemand seinen Weblog oder seinen Schreibguide auf diese Art geschrieben hat. Ja, auch dann nicht, wenn die Person nicht studiert hat (also so gar nicht, soll vorkommen). Wenn ich mit einem Tipp nicht übereinstimme, dann denke ich mir meistens meinen Teil, schreibe etwaig meine eigene Meinung dazu (also, dass ich das so nicht etwaig besser finde, als die Alternative) und lasse die Sache dann hinter mir. Weil nur weil es mir nicht hilft, heißt es nicht, dass es jemand anderen nicht hilft.


    Und eine Sache noch: Ja, du gibst mir keine Informatiktipps, aber ich nehme eher an, dass liegt daran, dass du dich nicht wirklich für Informatik interessierst (zumindest habe ich dich nie bewusst im PC & Technikbereich posten sehen). Würdest du dich dafür interessieren und mir Tipps geben, ja, auch präskreptive Tipps, würde ich diesen lesen und unabhängig, ob ich sie unterschreiben würde, stehen lassen, sofern es nicht kompletter Unsinn (in dem Sinne, dass es einfach nicht funktioniert, denn bei diversen Computerthemen ist es ja dankbarerweise so, dass es definitives Richtig und Falsch gibt, in dem Sinne, dass ein Programm läuft und dass andere sich mit einer Fehlermeldung aufhängt) wäre. Ein nicht unerheblicher Teil der Leute, deren Programmierblogs ich lese, Programmieren nur begeistert als Hobby, ein noch größerer Anteil arbeitet vielleicht direkt oder indirekt damit, hat es aber nie studiert. Zur Hölle: In der Informatikfirma, in der ich arbeite, die Softwareprodukte entwickelt, arbeiten kaum studierte Informatiker. Die meisten meiner Chefs haben keine Informatik studiert. Ja, sogar Leute, die haben nicht mal irgendetwas studiert! Und weißt du, was noch besser ist: Sehr viele Leute, die ich in der Journalistik und Verlagsbranche kenne, haben weder Journalistik, noch Germanistik oder Literaturwissenschaft studiert, sondern sind Quereinsteiger. Als ich zur Schulzeiten ein Verlagspraktikum gemacht hatte, war da keine einzige Person aus dem Bereich. Das nächste daran war jemand, der Deutsch auf Lehramt studiert hatte. Ja, das war ein verhältnismäßig kleiner, aber alteingesessener Verlag.


    Kannst du die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen, anstatt hier von oben herab das effektiv im vorhinein verabredete Konzept des ganzen Bereichs (das ich mir nicht ausgedacht habe - selbst wenn ich es absolut ähnlich gemacht hätte) zu kritisieren? Wahrscheinlich, weil du mich nicht leiden kannst.

    Ja, es ist geschrieben, wie ein Blog. Ja, es heißt Schreibguide. Nein, es ist keine wissenschaftliche Sammlung. Und ja, es ist der Anfang von etwas, das eine Sammlung werden soll. Punkte 2 bis 4, weil es vorher so abgesprochen war. Punkt 1, weil ich (als Autor der bisherigen 3 Tipps/Themen) es so am angenehmsten finde und ich es geschrieben habe und so auch schon seit Jahren etwaige Blogs schreibe. Die meisten (um nicht zu sagen alle, die etwaige Blogs bisher gelesen haben) haben es als das verstanden, was es ist: Tipps und Anregungen. Für Hobbyautoren. Allgemein. Nicht Literturwissenschaftsstudenten.

  • Ein Literaturwissenschaftsstudent (ich weiß gar nicht, ob es solche für sich gibt, eigentlich ist Literaturwissenschaft in der Regel ja eine Teildisziplin) wird seine Informationen auch nicht in Internetforen suchen, oder nicht nur, wenn er nicht auf den Kopf gefallen ist. Nein, worum es mir geht, und das scheint ihr beide zu ignorieren, ist die Darstellungsweise der Informationen. Ja, man nennt das in diesem Forum Guide und jeder weiß worum es geht. Aber das zieht die Guide-Schreiber nicht aus der Verantwortung, dass ihr Text für bare Münze genommen wird und man es als Autor vermeiden sollte, unzuverlässig zu sein. Nur weil andere aus dem Fenster springen, tun wir es auch? Ich gehe nicht davon aus, dass man sich Fachliteratur heranzieht, wenn man nicht mit der Materie vertraut ist, aber man sollte zumindest angeben (können) woher man die Infos hat. Es wird vollkommen klar, dass du überzeugt von der Sache mit den Filter words bist, aber das ist undifferenziert. In einem Guide, der objektiv sein will, solltest du deine eigene Meinung außen vor lassen. Man kann Filter words auch objektiv erklären statt subjektiv erzählen, dass man von der Idee überrascht und begeistert ist. So, wie es jetzt angelegt ist, bleibt als Essenz aus dem Thema für mich: du willst vermitteln, dass man keine Filterwörter verwenden soll, weil sie dir nicht gefallen. So, wie sie da am Ende stehen, klingen sie wie ein Fazit an. Und ja, das liegt an deinem sprachlichen Stil. Nicht alles was objektiv ist, ist wissenschaftlich, nicht alles was subjektiv ist, spricht sich von Richtigkeitsansprüchen frei. Es freut mich, dass du die Einleitung umformuliert/ergänzt hast (auch wenn sie mir stilistisch nicht zusagt, haha), aber jemand, der den Guide liest, wird nicht unbedingt das Vorblabla lesen. Es sollte in jedem Abschnitt klar durchscheinen, was Darstellung und was Meinung ist. Ich versteh nicht, wieso du dich dagegen erwehren musst, zumal das gar keine inhaltliche Kritik ist. (aber vlt ist durchgeschienen, dass ich die Sache mit den Filter Words dumm finde, eben weil es eine unwissenschaftliche Generalisierung von einem Umstand ist, der hinreichend erklärt werden kann, ohne dass man neue Phänomene erfindet. Einfach den Unterschied zwischen indirekter, direkter und erlebte Rede erklären und die Sache hat sich. Dann kann man auch Beispiele bringen, wann welche Form am besten anzuwenden ist.)

  • Das mit den Filternwörtern klingt ziemlich, ziemlich hilfreich.
    Wo notiere ichs mir jetzt am besten, damit ichs auch anwende?
    Vielen danke auf jeden Fall, für den guten Tipp.

    Ich würde dir raten, es nicht grundsätzlich so zu machen. In der erlebten Rede ("ohne Filterwörter") zu schreiben hat zwar den Nebeneffekt, dass man näher am Geschehen dran ist, wenn man es aber immer macht und nicht bewusst als Stilmittel einsetzt, macht das den Anschein, als sei man als Autor nicht in der Lage, eine Figur von außerhalb zu beschreiben. Zumal Interpunktion und Syntax in dem Fall beherrscht werden sollten:


    Zitat von Beispiel 1

    Indirekte Rede:
    Anna hielt inne. Sie glaubte, Schritte in der Gasse hinter sich gehört zu haben.


    Erlebte Rede:
    Anna hielt inne. Waren das Schritte in der Gasse hinter ihr[?] Sie lauschte. Da war etwas!


    Zitat von Beispiel 2

    Erzählerbericht:
    Konstantin kniff die Augen zusammen. In einiger Ferne konnte er eine Bewegung erkennen.


    ???:
    Konstantin kniff die Augen zusammen, versuchte[,] mehr zu erkennen. Da war eine Bewegung in der Ferne.

    ^ bei dem Beispiel kann ich gar nicht erkennen, welche "Filterwörter" angeblich weggelassen wurden. (Die Umformulierung nach "da war" ist jedenfalls eine enorme sprachliche und stilistische Leistung, irony off) Aber dafür hab ich mittlerweile den Fachausdruck für Filterwörter gefunden gefunden: verba dicendi, Kommentare des Autors über eine sprachliche Handlung. Damit wird auch klar, dass du, @Alaiya, und deine Quellen, es bevorzugen, wenn Texte nur im dramatischen Modus geschrieben werden, weil ihr anscheinend keine Erzählinstanz im Text erkennen wollt. Muss man das generalisieren? Muss man das als großartigen Tipp anpreisen, wenn es nur eine Möglichkeit ist? Vor allem aber, was macht den narrativen Modus gegenüber dem dramatischen Modus minderwertiger? Warum schreiben wir nicht alle im Stil eines Inneren Monologs? Das ist doch besonders lebhaft ;)

  • Den Tipp hab ich von Vickie bei Animexx bekommen. Also, der ist second hand und nicht auf meinem Mist gewachsen. :D
    Da ging es darum, dass Konstruktionen wie "Er begann zu lernen" (gerade blödes Beispiel) ähnlich wie Filterwörter funktionieren und die eigentliche Aussage über die Handlung abschwächen.
    Filterwörter erklären einen im Endeffekt nur, wie sich der Charakter angeblich fühlt und seine Umgebung wahrnimmt. Ohne wirkt der Text imo plastischer.


    Ansonsten war ich auch sehr dankbar über solch kleinen Tipps wie Filterwörter zu vermeiden, um den Leser mit dem Charakter mitfühlen lassen zu können oder den Text einfach flüssiger zu gestalten.


    Dazu gehört auch, dass viele Nomen im Deutschen sehr hart klingende Endungen wie "-heit", -ung" etc. aufweisen und zu viele von denen wie ein Amtsschreiben klingen. XD


    Genauso sollte das zweite Partizip sparsam eingesetzt werden. Das hab ich tatsächlich schon öfters in FFs gesehen und früher leider selbst verwendet. "Nach der Jacke greifend, drehte er sich zu ihr um." Diese Art von Stilblüten.
    Was ich in dem Zusammenhang auch gelernt habe war, das Passiv sparsamer einzusetzen. Es sei denn, der Charakter soll so passiv dargestellt werden.


    Zitat von Narime

    Stattdessen solltest du dich bemühen, Generalisierungen außen vor zu lassen, Beispiele nicht als "gut" und "schlecht" zu kennzeichnen bzw. keine Hierarchie zwischen Schreibstilen herstellen und vor allem nicht nur auf 1-2 aktuelle Phänomene eingehen, sondern auf objektiverer Basis eine breiter gefächerte Darstellung anstreben.

    Ich finde aktuelle Entwicklungen aber auch am wichtigsten. Es legt auch nicht jeder darauf an seinen Text als verlegten Roman zu veröffentlichen. Manche wollen ihn vielleicht auch "nur" für eine Internetplattform etwas glätten und zugänglicher machen, damit sich der Leser besser in die Geschichte einfinden kann. Da gibt es eben immer gewisse Trends, in welchem Stil gerade geschrieben wird.


    Man wird auch eher selten mit einem Guide zu 100 % einer Meinung sein. Das ist imo auch nicht Sinn der Sache, da man ja nicht gezwungen ist einem Guide zuzustimmen und seine Meinung dazu abgeben kann.
    Es gibt sicherlich auch Autoren und Leser, die das Synonym Seelenspiegel mögen. Meistens wird man diese Meinung wohl im Romanzengenre antreffen. Das ist ja auch absolut in Ordnung, wenn man es dort anders sieht und Autoren dazu ermutigt es zu verwenden.


    Zitat von Narime

    Ich würde dir raten, es nicht grundsätzlich so zu machen. In der erlebten Rede ("ohne Filterwörter") zu schreiben hat zwar den Nebeneffekt, dass man näher am Geschehen dran ist, wenn man es aber immer macht und nicht bewusst als Stilmittel einsetzt, macht das den Anschein, als sei man als Autor nicht in der Lage, eine Figur von außerhalb zu beschreiben.

    Was ist daran falsch? ^^"

  • @Narime: Das hier ist aber nur eine Sammlung von Schreibtipps. Ich wollte einen Tipp zum Thema Filterworte schreiben, weil ich den Tipp eben erst vor kurzem bekommen habe, und ihn toll finde. Ich wollte explizit nicht etwas zu verschiedenen Formen von indirekter, direkter und erlebter Rede (Begriffe, die ich für etwaige Anfänger, um die du ja so besorgt bist, übrigens sehr verwirrend finde, weil diverse Leute nicht an Worte wie "sehen" und "hören" und "fühlen" denken, wenn sie das Wort "Rede" lesen) und dem für und wieder von diesen schreiben, weil ich das nicht mehr als einen Schreibtipp empfinden würde, sondern als ein großes, weitreichendes Thema, das ich so auch nicht in einer Sammlung von Schreibstiltipps suchen würde.
    Wenn du das anders siehst, ist das schön für dich, aber akzeptiere bitte auch, dass ich diese Meinung nicht teile und diese Sachen so nicht ändern muss, nur weil sie dir nicht passen.
    Ich habe dir schon Recht gegeben, dass die Beispiele suboptimal sind, da werden auch noch andere hinkommen (Vorschläge sind gerne gesehen - gilt an alle), vielleicht mache ich diese auch in eine Tabellenform einfach als "mit Filter" und "ohne Filter" (und ja, ich halte an dem Begriff Filter fest, da er vielleicht neu und ja, vielleicht auch eingedeutscht ist, aber es IMHO soviel besser auf den Punkt bringt, als "indirekte Rede", wobei ich auch selbst wirklich nicht an "sehen" und "fühlen" denke, selbst wenn man es streng genommen sprachwissenschaftlich so bezeichnet. Newsflash, Bezeichnungen ändern sich und können sich auch je nach Kontext, in dem man sich bewegt, ändern).


    Ach ja, und jemand, der die Einleitung nicht liest ... Denen kann ich leider auch nicht helfen. ¯\_(ツ)_/¯



    Muss man das generalisieren? Muss man das als großartigen Tipp anpreisen, wenn es nur eine Möglichkeit ist? Vor allem aber, was macht den narrativen Modus gegenüber dem dramatischen Modus minderwertiger? Warum schreiben wir nicht alle im Stil eines Inneren Monologs?

    Das sind alles Sachen, die da nicht stehen.


    Himmelherrgottundalleprophetennochmal. Da steht sogar explizit Personaler Erzähler.


    Und ja, ja, ich bin mir sicher, man kann auch personalen Erzähler im narrativen Modus schreiben.


    Aber wie schon gesagt: Du liest da Absolutismen rein, die da nicht stehen.


    Den Tipp hab ich von Vickie bei Animexx bekommen. Also, der ist second hand und nicht auf meinem Mist gewachsen.

    Ah, die gute Vickie. :P
    Die ist nachwievor super (auch wenn ich auch mit ihr nicht immer übereinstimme - wie du schon sagst: Wann tut man das schon).


    Magst du ihn vielleicht dennoch in einer ruhigen Minute für hier ausformulieren? :3


    Das hier soll ja eigentlich eine Sammlung sein. (*wimmer* ;( )



    Dazu gehört auch, dass viele Nomen im Deutschen sehr hart klingende Endungen wie "-heit", -ung" etc. aufweisen und zu viele von denen wie ein Amtsschreiben klingen. XD

    Ja, das stimmt. Das liest sich dann sehr monoton.


    *hust* Ausformulieren? (Muss nicht heute sein, auch nicht morgen, aber irgendwann ...)



    Genauso sollte das zweite Partizip sparsam eingesetzt werden. Das hab ich tatsächlich schon öfters in FFs gesehen und früher leider selbst verwendet. "Nach der Jacke greifend, drehte er sich zu ihr um." Diese Art von Stilblüten.
    Was ich in dem Zusammenhang auch gelernt habe war, das Passiv sparsamer einzusetzen. Es sei denn, der Charakter soll so passiv dargestellt sein.

    Oh ja, beides Sachen. Gerade das Passiv ist auch etwas, wonach meiner Erfahrung nach Lektoren bei Verlagen sehr rumreiten. Und auch im Journalismus lernt man das recht fix, dass man es vermeiden soll.


    Ähm ... Ja ... Siehe oben. Magst du uns die Ehre erweisen? :P


    Ich editiere mal Stichpunktartig schon mal die Punkte oben dazu. Aber wäre echt super, wenn du das machst. Muss ja nichts langes sein. Ich denke, die meisten geben sich mit einer kurzen Erklärung, statt einer langen Erörterung zufrieden. ;)


    Man wird auch eher selten mit einem Guide zu 100 % einer Meinung sein. Das ist imo auch nicht Sinn der Sache, da man ja nicht gezwungen ist zuzustimmen und da seine gegensätzliche Meinung dazu abgeben kann.
    Es gibt sicherlich auch Autoren und Leser, die das Synonym Seelenspiegel mögen. Meistens wird man diese Meinung wohl im Romanzengenre finden. Das ist ja auch absolut in Ordnung, wenn man es dort anders sieht.

    Eben.
    Ich meine, persönlich rollen mir auch bei den ... Äh ... Gängigen Stilblüten der Erotikliteratur die Zehennägel hoch. Aber ... Viele Endkonsumenten finden sie halt gut. Ich lasse sie weg, wenn ich mal in die Richtung schreibe. Haben andere sich schon drüber beschwert. Gleichzeitig findet es mein Zielpublikum (Leute, die Erotik lesen wollen, aber normale Erotikromane nicht mögen, I guess) dabei oftmals recht gut. ¯\_(ツ)_/¯
    Aber ja, gerade in richtig klassischer Romanzen- und Erotikliteratur gibt es halt eingebürgerte Stilistika, die finden viele Leute außerhalb dieser Genre wohl eher mäßig. Aber ... Nun, man sollte sein Publikum kennen.

  • Muss man das generalisieren? Muss man das als großartigen Tipp anpreisen, wenn es nur eine Möglichkeit ist?

    Denke mal, da liegt der Hund begraben. Momentan ist der Startpost noch so reduziert, dass es eben ein allein stehender Tipp ist. Die beste Lösung hier wäre wohl, wenn zum Beispiel Narime, einen weiteren Tipp in dem Kontext ergänzt, der eben ihre Ansicht zeigt. Danach können wir ja gemeinsam schauen, wie wir das so formulieren, dass es für den Leser klar wird, dass beides möglich ist und verschieden aufgefasst wird. Sehe das aktuell nicht so, dass es per se generalisiert wird. es steht halt alleine da, weil es das ist, was Alaiya dem Leser ans Herz legt. Weitere Möglichkeiten müssen dann von anderen Personen ergänzt werden, da es wohl schwierig ist, wenn man etwas beschreibt, von dem man selbst nicht überzeugt ist. In dem Kontext habe ich Alaiya schon privat vorgeschlagen, dass man vielleicht das rot-grün weglassen kann, um die Darstellung neutraler zu halten. Zusätzlich könnte man auch dann bei jedem Beispiel ergänzen, in welchen Texten man diese Anwendung am ehesten vorfindet und welche Wirkung damit erzeugt wird.


    Achja, wenn man an Begrifflichkeiten scheitert, dann kann man ja Narimes recherchierten Fachausdruck ergänzen und dann eben sagen, dass man der Einfachheit halber den frei übersetzten Begriff "Filterwörter" nutzt. Finde es angenehmer mit dem eingedeutschten Wort zu hantieren als mit dem lateinischen (?) Begriff. Da stehen sollte es wohl aber, wenn wir das schon entdeckt haben und auch Wert auf sowas legen. In der Hinsicht kann man ja wirklich Usern, die sich tiefer in der wissenschaftlichen Materie befinden, entgegenkommen. Würde wohl auch einen innerlichen Krampf kriegen, wenn wer pädagogische oder psychologische Wörter frei übersetzt und es nicht anmerkt (ist auch wohl für die eigene Recherche besser, damit man schneller findet, was man sucht).


    Ansonsten wollte ich fragen, was genau du ändern würdest, @Narime ? Also was konkret umformulieren oder ergänzen, damit es auf dich nicht so wirkt, als meißelt man den Tipp in Stein? Beispiele hast du ja schon korrigiert, aber vielleicht kommt ihr eher auf den gemeinsamen Nenner, wenn ihr konkret zusammen den Startpost bearbeitet. Ist einfach greifbarer als die theoretische Diskussion.


    Ich persönlich würde sogar Beispiele aus der Literatur bevorzugen. Ist natürlich etwas Aufwand, aber ich finde, man kann da so super damit arbeiten. Auch gut aufzeigen, wann und wieso genau dieser Stil verwendet wurde.


    PS: Nehmt es mir nicht übel, aber ihr habt beide, Alaiya und Narime, einen harsch wirkenden(!) Ton drauf und das Gespräch grad wirkt wohl mehr angriffslustig als es gemeint ist. Tatsächlich glaub ich, dass ihr beide in Zusammenarbeit einen ziemlich guten Guide erarbeiten könntet, weil eure Perspektiven eine Diversität bringen würden, die man eher selten bei solchen "Anleitungen" findet. Persönlich finde ich nämlich auch eure Schreibstile unterschiedlich, aber ansprechend (und etwas underrated im BisaBoard, vor allem Narime imo). Es wäre schade, wenn das nichts wird, weil ich selber in der Hinsicht zu doof bin und mich grad beides ziemlich interessiert :x

  • Ich habe den Abschnitt über Filterworte noch einmal leicht abgeändert und die Beispiele, durch die Beispiele aus der verlinkten Lektoratsseite (inklusive Quellenverweis natürlich), ergänzt. Ich hoffe, dass ich aus @Cyndaquils Sicht okay.


    Ich habe mir auch die Sache über Verba Dicendi durchgelesen und glaube ehrlich gesagt nicht, dass damit Filterworte gemeint sind, da Verba Dicendi (die in Deutscher Fachliteratur als "Sprachaktverben" bezeichnet werden) sich exklusiv auf gesprochene Sprache und die dazugehörigen Anzeigeverben zu beziehen scheinen. Deswegen ja auch Verba Dicendi (Worte des Sprechens). Und wie recht klar ist: Von denen rede ich explizit nicht. Ich habe im Zusammenhang von Deutsch, Englisch, Latein und Portugiesisch keinerlei Beispiele, die sich auf Wahrnehmung oder auch nur Gedanken beziehen, worum es bei den Filterworten exklusiv geht, gefunden. In etwaigen Listen für Verba Dicendi werden nur die üblichen Alternativen zu sagen/say geführt, und natürlich sagen und say. Womit wir eben wieder beim Thema said is dead sind.


    EDIT: Ich habe ein wenig Recherche betrieben. Filterworte als dieser Begriff wurde von Janet Burroway in ihrem Buch "Writing Fiction: A Guide to Narrative Craft" in den 80er Jahren bereits definiert. Janet Burroway ist nicht nur eine mehrfach ausgezeichnete Autorin, sondern hat auch entsprechend Studiert und an diversen Universitäten unterrichtet. Ich behaupte, die Frau hat durchaus Ahnung, wovon sie spricht, selbst wenn das genannte Werk von ihr weniger als literaturwissenschaftliche Erarbeitung ist, sondern eher selbst eine sehr ausführliche Schreibanleitung.

    EDIT 2: Nachdem ich mir einpaar alte Schultexte zum Thema direkte/indirekte/erlebte Rede angeschaut habe,möchte ich noch anmerken, dass Filterworte zwar oft damit überlappen, abernicht immer.
    Klar, wenn ich statt „‚Waskann ich nur machen?‘, fragte sie sich.“ „Was konnte sie nur tun?“ schreibe,oder statt „Er erkannte, dass er sich die ganze Zeit geirrt hatte“ schreibe: „Erhatte sich die ganze Zeit geirrt“, dann ist das erlebte Rede anstelle vondirekter oder indirekter Rede der Gedanken. Und diese erlebte Rede kommt ebendirekt daraus, dass man das Filterwort meidet.
    Aber, wenn ich statt „Er sahdie Sonne aufgehen.“ schreibe: „Die Sonne ging auf“ oder statt „Sie hörte denKnall eines Schusses“ schreibe: „Der Knall eines Schusses durchschnitt dieNacht“, dann hat das nicht mit erlebter Rede zu tun, genauso, wie dieAusgangssätze (also „Er sah die Sonne aufgehen“ und „Sie hörte den Knall einesSchusses“) keine direkte oder indirekte Rede sind.
    Sprich: Die Themen habenÜberschneidung, sind aber nicht identisch. Ein Rat zur Meidung der Filterworte ist kein Rat gegen direkte oder indirekte Rede. Man kann es sogar Mischen auch die Filterworte wie „sehen“ oder „hören“ meiden und dennoch „denken“ für inneren Dialog nutzen.

  • Muss sagen, dass ich mir die ganzen Beiträge jetzt nicht im Detail durchgelesen hab -- weil Zeitmangel, tut mir leid --, ich aber einen Konsens befürworte. Klar ist natürlich, dass Stil immer so eine Sache ist und diese Guides bewusst Hilfen sein sollen und keine Gesetze. Deshalb würd ich das Topic am Ende auch mit Tipps und Tricks benennen, zum einen klingt's locker flockig und zum anderen sollen die Guides ja auch nur Hilfestellungen sein. Die eigene Sprachentwicklung muss jeder selbst durchmachen.


    Wenn also @Narime und @Alaiya sich hier gemeinsam der Sache annehmen, wäre das sicherlich eine gute Sache. (: Das Topic darf ja -- dadurch, dass es ein Sammeltopic werden wird -- durchaus etwas umfangreicher sein. Es sollte vor allem als Vorschlag und nicht als "du musst das so machen, sonst schreibst du grottig!" formuliert sein und nicht zu wissenschaftlich werden. Weil dafür sind wir hier dann doch im falschen Forum. ^^"