Hoenn Legenden [Buch 1] - Die Sage des Phoenix

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  • Mir ist zwar immer noch kein Nme eingefallen, dafür kann ich jetzt ein Kommi geben.
    Ich mag Tomoko, obwohl ich das Gefühl habe, ich sollte sie nicht mögen. Aber was soll es. Da tun sich ja ganze Abgründe auf, Tama war mit Tomoko liiert? Ohoho!
    Aber jetzt hat Amaya die Chance ihn zu trösten, süß! Komm schon, sag ihm, dass du ihn liebst!
    Hach, der arme Ken.
    An dieser Stelle sag ich den Satz, den schon mein letzter Post enthielt: Ich freue mich auf das nächste Kapitel, frage mich wo die anderen Leser bleiben und grüße dich herzlich, Foli

  • Wenn du dich so freust, dann kommt gleich das Nächste. ^^


    Erinnerungen


    „Tama…er hat mich die ganze Zeit über belogen…er war mit dieser Tomoko zusammen“, kam es stockend über seine Lippen. Amaya spürte wie der zierliche Körper in ihren Armen bebte. Zärtlich strich sie eine störende Haarsträhne aus seinem Gesicht.
    „Na und? Nur weil er mit ihr zusammen war, heißt es doch noch lange nicht, dass er dich nicht auch geliebt hat, oder?“
    Trotz des, für jeden Anderen Mitgefühl erregenden, unablässig schluchzenden Jungen, schien Amaya recht kühl zu bleiben. Mit ihrem Mitgefühl zuvor hatte sie sich schnell wieder gefasst – was nützte es Ken, wenn sie ihn bedauerte?!
    „Ja ich weiß, aber….“
    Er sah zu ihr auf und schaffte es erneut ihr den Atem zu rauben.
    „…ich dachte, ich sei der Einzige. Ja geht es denn überhaupt zwei Personen gleichzeitig zu lieben?“


    Amayas Gesichtszüge verhärteten sich.
    „Beantworte du es mir doch!“, fauchte sie.
    Als Entschuldigung schmiegte Ken sich enger an sie und sah ihr tief in die Augen. „Ja.“, hauchte er. „Tut mir leid, dass ich das gesagt habe…dass ich das gefragt habe…Amaya…ich..“ Seine Stimme versagte.
    Sich an Amaya zu kuscheln gab ihm das Gefühl von Geborgenheit. Langsam löste sich seine Freundin und stand auf.
    „Wenn du wieder zu dieser Priesterin zurückgehen willst, dann tu es!“ Als Bestätigung nickte sie.
    „Vielleicht wollte sie mir noch mehr sagen.“
    „Soll ich hier bleiben?“
    Dies war das erste Mal, dass Amaya ihn von sich aus seinen freien Willen ließ. Ihr erwartender Blick forderte eine Antwort.
    Rasch war Ken auch aufgestanden um sich wieder an sie zu lehnen
    „Komm doch bitte mit“, flüsterte er verletzlich. Zärtlich streichelte ihre Hand über seine Wange. „Dann mach ich das.“


    „Mein erster Eindruck über dich hatte sich als wahr erwiesen. Ich wusste, du würdest wiederkommen.“
    Ihre Stimme blieb erschreckend ruhig. Ken hätte sich zuvor gedacht, sie würde ihm nachlaufen. Stattdessen wartete Tomoko darauf, dass er von selbst wie ein störrisches Fukano zu seiner Trainerin zurückkehrte. Dies verärgerte ihn doch ein wenig, jeder nahm an, dass er von selbst gehorchte und ohne zu wissen tat er dies ja auch!
    Schnell wischte er sich restliche Tränen aus den Augen, als er mit Amaya über die Türschwelle trat, um der Priesterin gegenüber wenigstens noch ein kleines Bisschen Würde zu bewahren. Auch sie hatte Tama mindestens so gut wie Ken selbst gekannt, und so ertappte er sich dabei wie er einen halbwegs guten Eindruck bei ihr hinterlassen wollte.
    „Ich bitte dich dieses Mal inne zu halten und mir zuzuhören. Versuche einen klaren Kopf zu bewahren, bevor du über meine Worte entscheidest.“ Etwas Beruhigendes, ein wenig vertrauendes, lag in ihrer Stimme und veranlasste Ken sich dessen bewusst zu werden.


    Tomoko nickte kaum merklich und deutete ihren beiden ‚Gästen’ zwei am Boden platzierte Sitzpolster an. Amaya prüfte die Statuen auch erstmals mit bewunderten Blicken, doch der Agentin gelang es unter einer unlesbaren Maske zu verstecken. Ihr Gesicht zeigte keine Regungen. Vielleicht sollte sie bei ihrer Abreise heimlich eine kleine Statue aus Gold mitnehmen?
    Amaya nahm an den ihr zugewiesenen Polster Platz. Widerwillig trank sie einen Schluck von dem grünen Tee, welcher ihr in einer kunstvoll verzierten Tasse angerichtet wurden. War diese Tasse denn nicht auch etwas wert? In nächster Zeit brauchte sie wieder Geld. Sie lächelte. Nein, eine Statue aus purem Gold brachte mehr ein...


    „Du musst lernen erstmals zuzuhören, Ken.“ Die Priesterin unterzog ihm prüfenden Blicken. „Weißt du, Tama hat oft von dir geschwärmt. Dies verletzte mich selbstverständlich.“
    Er folgte ihren Worten und versuchte während des Gespräches alle Gefühle von sich fernzuhalten.
    „Du musst wissen, Tama war der Sohn eines Priesters. So war es ursprünglich seine Aufgabe einfach in deiner Nähe zu sein und auf dein Wohlergehen Acht zu geben.“


    Bevor Ken doch von einer Welle verschiedenster Gefühle übermannt wurde, fuhr sie rasch fort „Doch weißt du was er sagte, als er von dir berichtete?“
    Um ihre Worte zu unterstützen ging sie rund um den niederen Holztisch, legte Ken beide Hände auf die Schultern und sah ihn ein wenig melancholisch an. In diesem Blick verbarg sie keinerlei Gefühle mehr und augenblicklich wurde ihm klar wie sehr auch sie in Tama verliebt war.
    „Niemand wäre besser dafür geeignet. Die Kraft, das Licht, des Saphirs wird in den Händen eines Engels erstrahlen“, trug sie ihm mit schon fast singender Stimme vor.
    Es war ihr anzusehen wie lange sie schon auf diesen Moment gewartet haben musste.
    „Das hat Tama gesagt?“ Gerührt sah er der Priesterin entgegen. Tama hatte ihn nicht nur mit Engel angesprochen, sondern auch einen in ihn gesehen. Dieser Spitzname seinerseits war keinesfalls willkürlich gewählt.


    Tomoko nickte bedacht.
    „Er wollte mich nicht verletzen, und dennoch konnte er mich dem nicht entziehen. Eigentlich waren diese Worte an seinen Vater gerichtet und ich vernahm sie bloß durch Zufall.“ Langsam gewann die Priesterin Kens Zuneigung.


    „Ich kann mich noch genau an meine erste Begegnung mit Tama erinnern.“
    Tomoko schloss die Augen und schwelgte offenbar in wunderbaren Erinnerungen. Rasch hatte sie das vorherige Thema gewechselt.
    „Geht mir genauso…“ Kens Stimme war kaum mehr als Flüstern.

    „Ken!“, rief eine strenge Männerstimme.
    Noch bevor sich der Junge aus dem Schlaf lösen konnte, spürte er eine schroffe Hand in seinem Haarschopf, welche ihn aufzog. „Steh endlich auf, mit dir habe ich nichts als nur Ärger!“
    „Saburo.“ Erschrocken riss sich der Zwölfjährige los, trat einige Schritte zurück. Tränen legten sich in seine Augen. Warum konnten seine Zieheltern nicht liebevoll sein? „Mir geht es nicht gut“, wisperte er schüchtern, die wütenden und verletzenden Worte seines Adoptivvaters erwartend. Ohne Papinella und Evoli an seiner Seite, seinen Pokemonpartner, fühlte er sich Saburo ausgeliefert. „Ich glaub...ich bin krank.“ Ken biss sich auf die Unterlippe, sah seinen Ziehvater beinahe scheu an. Doch er spürte auch seine körperliche Schwäche, spürte wie er nach Ruhe verlangte.
    „Was soll das heißen?“, wollte Saburo streng wissen.
    „Ich...“ Ken wusste, Verständnis konnte er ihn nicht abverlangen. Der stämmige Mann vor ihm wirkte beinahe furchteinflössend. „...gestern nach der Schule haben mich drei Jungen aus meiner Klasse abgefangen und mich zum Kampf gefordert. Evoli hat verloren und...“ Er wollte an diesem Punkt stoppen.
    „Was?“, knurrte Saburo. Ken wusste, er war für ihn nicht mehr als ein lästiger Klotz am Bein.
    „...sie haben mich in diesen eisig kalten See gestoßen. Ich glaube, ich habe Fieber.“
    „Geschieht dir recht.“ Saburos Stimme war höhnend. „Wenn du nicht einmal ein richtiger Mann sein kannst, der sich verteidigen kann. Dazu müsstest du schon Papinella, Ponita und Evoli zur Seite legen und dir mal richtige Pokemon besorgen, die auch was taugen.“
    „Papinella, Ponita und Evoli sind tolle Freunde“, verteidigte Ken seine Gefährten.
    „In fünf Minuten bist du fertig“, verkündete sein Ziehvater kühl. "Wehe dir wenn du das nicht bist." Mit diesen Worten verließ er Kens Zimmer, schloss mit einem lautstarken Ruck die Türe hinter sich.


    Schwächlich ließ sich der Junge zurück auf sein Bett sinken, zwang seinen Körper diesen Tag zu überstehen. Schwindel suchte ihn heim, doch wenn er Saburo nicht gehorchte würde dieser Tag für ihn schlimmer werden.
    So vergaß Ken die Zeit und schwelgte in Erinnerungen an den vorhergehenden Tag. Den Spott seiner Mitschüler war er gewohnt, doch da war ein gut aussehender Junge gewesen, der ihn verteidigt hatte. Ken fühlte sich in seinen schützenden Armen geborgen, konnte nicht einmal sagen woran dies lag. Für einen Moment war er in diesen bernsteinbraunen Augen versunken.
    Saburo hatte nicht die ganze Wahrheit erfahren dürfen. Ken und dieser Junge, welcher wie aus heiterem Himmel erschienen war um ihn zu verteidigen, kämpften Seite an Seiten. Und dennoch hatten sie gegen die unfaire Überzahl der Pokemon der Mitschüler verloren.
    „Darf ich deinen Namen erfahren“, hatte Ken gefragt, wusste dabei bereits um seine geröteten Wangen. Doch nicht bloß er war es, der seinem Gegenüber tief in die Augen sah. Der Junge versank ebenso in dem Himmelblau seiner Augen.
    „Tama.“
    Kens Hand war unter seinem Kinn, drückte jenes sanft nach oben. Für wenige Sekunden hauchte Ken dem hübschen Fremden einen Kuss auf die Lippen, denn jener schien sich ebenso zu ihm hingezogen zu fühlen. Es war ein unschuldiger, beinahe zurückhaltender Kuss gewesen, doch eine unbändige Wärme breitete sich in seinem Bauch aus, wollte auch am heutigen Morgen sich nicht lösen.
    Sein Gegenüber hatte ihn angelächelt. „Das kommt aber rasch. Aber von einem kleinen Engel, von dem ich nicht noch einmal den Namen weiß, lasse ich es mir gerne gefallen.“
    „Ken“, lächelte er, störte sich nicht einmal an seiner nassen Kleidung. Sein Körper war klirrend kalt, doch sein Inneres war erwärmt worden.


    „Ich hoffe für dich, dass du fertig zum Gehen bist!“, rief sein Ziehvater lautstark und zwang Ken so zur Eile.
    Rasch fand sich Ken in der Gegenwart wieder. „Tama“, hauchte Ken sehnsüchtig, wollte den Jungen unbedingt wiedersehen. Gleich als sie sich zum ersten Mal trafen, hatte er ihn geküsst doch es fühlte sich so richtig an.


    Beschämt ließ er seine Hand durch das rote Haar gleiten. Saburos Wunsch war es seit je an gewesen einen Sohn zu haben, doch Kens femininer Charakter enttäuschte ihn jeden Tag auf ein Neues.


    Abermals schwang die Türe auf, doch ohne hinzusehen wusste Ken darum bescheid, dass dies nicht sein Ziehvater war. Die Schritte waren dieses Mal sanft. „Sachi“, murmelte Ken glücklich. Sie war den weiten Weg von Wiesenflur angetreten um eine Woche in Xenoverille zu verweilen.
    „Sonnenschein, du siehst aber gar nicht gut aus“, meinte sie mit warmer Stimme und sah in die vor Fieber verschleierten Augen. Das sonst so ungetrübte Blau wirkte glasig. „Und Saburo schreit dich auch noch an.“ Sachiko nahm die Decke seines Bettes und legte sie um ihn. „Du brauchst Ruhe.“
    „Darf ich dir etwas erzählen, Sachi?“, fragte Ken mit schwacher Stimme, spürte die unbändigen Halsschmerzen.
    „Was denn?“
    „Ich glaube, ich habe mich gestern auf den ersten Blick verliebt.“ Trotz seines hohen Fiebers schien Ken sich wohl zu fühlen.
    „Das ist schön“, stimmte Sachiko zu. Im zarten Alter von zwölf Jahr waren es meist bloß Schwärmereien, doch sie mochte diesen Jungen nicht unterschätzen. Wenigstens sie wollte ihn ernst nehmen.
    „Aber Saburo wird mich dafür nur noch mehr hassen.“ Ken sah sie hilfesuchend an. „Er hat doch zu dir schon einmal gesagt, wenn ich mich jemals in einen Jungen verlieben sollte, wird er mir diese 'Dämonen' schon austreiben.“
    Sachiko strich ihm liebevoll durch das rote Haar.


    „Bist du noch immer nicht fertig“, donnerte sein Ziehvater, hielt jedoch im Türrahmen inne, als er seine Mutter sah, die Ken liebevoll im Arm hielt.
    „Lass den Jungen heute und auch morgen in Ruhe auskurieren!“, beschwor Sachiko mit strenger Stimme. Unwillig stimmte Saburo ein.


    In den folgenden Tagen konnte sich Ken von dem hohen Fieber erholen und kam Tama, sobald er wieder zur Schule ging, immer näher.


    Tomokos Stimme riss Ken aus seinen Erinnerungen. „Vergiss bitte nicht, dass du Tama immer in deinem Herzen tragen solltest. Aber es ist zu viel Zeit vergangen, als dass man dem Vergangenen noch nachtraueren sollte. Sieh es als ein Geschenk an diesen großartigen Jungen gekannt und geliebt zu haben.“ Er nickte. Amaya, welche neben ihrem Freund saß und genervt die ‚ach so weisen’ Worte auch vernahm, fand die Wortwahl der Priesterin zu gewählt. Auch dessen Inhalt fand sie ein wenig viel zu blumig. Tama war nun eben nicht mehr am Leben und diese Tatsache würde Ken doch immer schmerzen. Ihr Blick wanderte zu dem im Moment ihr wichtigsten Menschen in ihrem Leben hinüber.


    Sie spürte Eifersucht in sich aufkeimen. Würde er denn je so von ihr so reden wie von Tama? Schnell hatte Amaya diesen Gedanken abgeschüttelt. Nein, Ken war nicht der Junge, der jede Woche mit jemanden anderen zusammen war. Dafür hing er wohl umso mehr an ihr. Ein eisiger Schlag schien die junge Agentin zu treffen. Ihr Beruf war ohne Frage manchmal sehr gefährlich. Sie selbst hatte sich mit der Tatsache bei jedem Einsatz um ihr Leben kommen zu können abgefunden. Doch wie würde der ohnehin schon viel zu verletzte Junge reagieren. Es würde ihn wohl früher oder später selbst auch töten.


    Amaya sah in ihren Gedanken verloren auf die halb geleerte Teetasse vor sich. So hoffte sie wenigstens nicht gleich ihre Gedanken an Ken zu verraten. Kurz schweifte ihr Blick zu ihm ab – Wäre auf lange Zeit gesehen eine rasche Trennung nicht besser für beide Seiten? Ohne Zweifel würde sich ihr Freund verletzt fühlen, doch sicherlich noch lange nicht in diesem Ausmaß. Wäre dieser Fall doch einmal eingetroffen, so war das sich von Tag zu Tag verstärkende, geistige Band zwischen ihnen schon lange gerissen.


    Ihre Finger krallten sich in den Stoff ihrer schwarzen Hose. Was sollte sie denn bloß tun? Amaya war unschlagbar wenn es darum ging zu stehlen oder Pokemonkämpfe zu gewinnen. Doch in solchen Angelegenheiten versagte sie kläglich! War es denn nicht einfach besser, wenn fortan jeder seinen eigenen Weg ging? Amayas Verstand bejahte dies, doch gleichzeitig wollte sie diesen für sie doch so besonderen Jungen nie wieder verlieren. Zugleich lernte sie in den letzten Wochen seinen Charakter kennen und lieben. Auch wenn die junge Agentin gefährlich lebte, so wollte sie doch ihn entscheiden lassen. Amaya war sich sicher, dass er sie nicht verlassen wollen würde.


    Sie konnte Tomokos prüfende Blicke auf sich spüren. Die Gesichtszüge der Priesterin verhärteten sich augenblicklich. Konnte sie etwa nicht ertragen, dass Ken sich erneut verliebte und akzeptierte, dass Tama tot war. Hatte sie etwa in ihren Gedanken gelesen und wollte nicht Tamas Liebsten Schmerz aussetzen. Provozierend dachte Amaya an ihren ersten und bisher einzigen Kuss mit Ken. An das kribbelnde, flaue Gefühl in ihrem Bauch, an das unendliche Glücksgefühl und da das Versprechen an sich für sie den im Moment wichtigsten Menschen auf Erden da zu sein. Ja, Amaya wusste nur zu gut, dass die Priesterin ihre Gedanken durchforstete.


    Tomoko kannte Tama schon seit Kindertagen an, doch diesem Jungen gelang in einem Augenblick etwas was sie ihre ganze gemeinsame Zeit mit ihm nicht zu schaffen vermochte. ‚Meine Gedanken sind töricht!’ ermahnte die Priesterin sich selbst. ‚Wir waren eben nicht füreinander geschaffen, und ich habe ihn glücklich gesehen, das ist das einzige was für mich zählt!’


    Sie unterzog Ken nun prüfenden Blicken – wollte unbedingt verstehen warum Tama ihn so sehr geliebt hatte.
    Himmelblaue Augen funkelten verliebt zu dem für sie so unsymphatisch Mädchen hinüber. Hier konnte sie sich gut vorstellen, dass ihr Angebeteter diesem Blau –schier so tief wie der Ozean – verfallen war.
    ‚Engel hat mein Tama ihn genannt!’, dachte sie traurig ‚Sogar als „Mein Hikari“ Mein Licht!, hatte er ihn bezeichnet. Nein, mein Tama war er nie gewesen, er liebte nun einmal Ken und nicht mich.’
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    „Tama, er ist dein Schützling, du kannst dich doch nicht einfach ihn in...“ Der Vater des Saphirwächters schüttelte fassungslos den Kopf. „Wo die die Liebe eben hinfällt!“, seufzte er schließlich und bediente sich so eines alten Sprichwortes, welches sich wohl auch bewahrheite.
    Unberührt schwärmte Tama weiter. „Niemand wäre besser dafür geeignet. Die Kraft, das Licht, des Saphirs wird in den Händen eines Engels erstrahlen. Mein Hikari, mein Licht...“


    Tomoko lehnte am Türstock und glaubte ihr Herz würde gleich zerbrechen. So wie zerbrechliches Glas wenn man es fallen ließe. Verbissen kämpfte die Priesterin gegen Tränen an. Licht hatte er ihn genannt! Diese Metaphern von Tama zu hören, welchen sie normalerweise als unromantischsten Menschen der Welt einstufte, klang befremdend für sie.


    „Du solltest dich einmal reden hören!“, wies sein Vater ihn zu Ruhe oder versuchte dies wenigstens. „Obwohl in ihm die Kraft die Macht des Saphirs zu steuern innewohnt, lernte er uns bis jetzt nicht kennen. Tama?!“
    Sein Sohn sah ein wenig beschämt zur Seite. „Mein Engel weiß noch nichts von seinen Kräften. Ich möchte ihn aber auch erst davon erzählen, wenn es wirklich nötig ist!“
    „Ich vertraue dir, Junge!“ Liebevoll funkelten zwei väterliche Augen den Jungen an.
    „Danke.“ Tama nickte gerührt. „Aber das musst du doch verstehen, dass ich ihn nur beschützen will!“
    „Werden Lügen ihn nicht verletzen? Kannst du es denn wirklich Liebe nennen, wenn du ihm nicht alles erzählen kannst. Vertraust du ihm so wenig, dass du glaubst, er könnte sich nicht einmal alleine beschützen?“ Sein Vater warf ihn vor Ken nicht wirklich zu lieben! Natürlich nannte er dies Liebe! Er würde für ihn sein Leben geben, dies stand außer Frage!


    Hoch erhobenen Hauptes ging sein Sohn aus dem Raum, er wollte dieses Gespräch nicht weiterführen!
    Als er Tomoko sah hielt er inne. Sie bekam das Gespräch mit und er wusste um ihre Gefühle für ihn gut Bescheid. Desto sehr musste es sie doch verletzen, dass Tama einen Jungen liebte! Ohne die beiden um Erlaubnis zu fragen hatte man sie liiert. In der modernen Zeit war dies unüblich und auch verpönt doch bei den Phoenixpriesterin durchaus nichts Außergewöhnliches.


    Tama bekam melancholische Blicke zugeteilt. Tomoko war ein wirklich sehr hübsches, kluges und auch nettes Mädchen, doch sein Herz schlug für jemanden Anderen. „Hör zu!“, flüsterte er bedacht und legte seine Hände vorsichtig um sie, jeden Moment damit rechnend, dass er zurückgewiesen werden könnte. „Ich mag dich wirklich….sehr gerne sogar.“ Tomoko lächelte leicht, Tamas Worte waren sehr unbeholfen.
    „Oh bitte, macht dir keine Sorgen um mich. Du weißt schon lange wie viel ich für dich empfinde. Doch wenn du mit Ken glücklich wirst“ Tomoko schluckte schwer. Seine Worte vorhin hatten sie sehr getroffen „…dann werde ich dir nicht im Weg stehen.“ Sie schloss melancholisch die Augen und schüttelte energisch den Kopf. Und doch perlten einzelne Tränen ihre Wange hinab. „Tama, ich will dich glücklich sehen! Das ist für mich die einzige Sache, die zählt!“
    Sie sah ihn aus tiefschwarzen Augen ernst an, streichelte ihn kurz über die Wange und wandte sich von ihm ab. Mit schnellen Schritt ging sie davon. Nein, sie wollte seine sicherlich leicht naiv angehauchte Antwort nicht hören!

    Hätte sie doch nur seine Antwort abgewartet! Dies war das letzte Mal, dass sie den damals fünfzehnjährigen Jungen sah. Hätte sie bloß zugehört!


    Sich selbst anlenken wollend fiel ihr Blick aus dem Fenster des Tempels. „Es wird schon spät, ihr seht der Tempel ist nicht sehr groß, aber ihr könnt gerne in der Waldhütte übernachten. Sie ist nicht weit entfernt.“ Ihr Blick fiel wieder einmal auf Ken „Aber…“ Ein Schmunzeln umspielte ihre Lippen „… zuvor fordere ich dich heraus!

  • Und da das Nächste kurz ist...


    Das Licht des Saphirs


    „Wirst du die Herausforderung annehmen?“
    Was dachte sie sich denn? Ein Trainer schlug doch nicht einfach eine Herausforderung ab! „Ja, was denn sonst?“, antwortete ihr Ken mit einem gewissen Funkeln in den Augen.
    Amaya schüttelte bloß leicht lächelnd den Kopf – irgendwie hatte ihr Freund ja doch typisch jungenhafte Züge.
    „Soll ich dir helfen?“, fragte sie nun selbstsicher „Alleine schaffst du das nicht!“ Ein protestierendes ‚nein, was denkst du denn?’ kam zur Antwort und so war für ihn dieses Thema beendet. – sie traute ihm doch viel zu wenig zu!


    Tomoko nickte bloß und deutete den beiden mit einer Handbewegung zu folgen. Dem Tempel war ein recht kleiner Trainingsplatz angeschlossen. Die Farbe war in silbern mit schwarzen Verzierungen gehalten. Etwas Vergleichbares, was nur annähernd an der Schönheit des Kampffeldes herankam, hatten sie noch nie zuvor gesehen. Aus der zweifarbigen Farbe stach ein Bild Ho-oh’s aus wohl echtem Gold. „Wunderschön!“, flüsterte Ken Amaya zu, jene antwortete nicht. Sie war selbst recht unberührt von dem Kampfplatz; waren es doch nur kitschige Verschnörkelungen, die den Platz ausmachten! - kämpfen konnte man überall!


    Die Priesterin hob beide Hände, faltete aber diese gleich zusammen und verneigte sich „Auf einen fairen Kampf!“ Ken sah sie bloß verwundert an und wartete auf ihre Reaktion.
    „Das ist eine Art Ritual. Du sollst es ihr nachmachen, mein süßer Dummkopf!“, murmelte Amaya und zersauste mit einer Handbewegung sein Haar. Die letzten Worte schien er nicht gehört zu haben –oder eher wollte es nicht – und tat es ihr gleich.


    Die Geduld verlierend nahm der Trainer nun einfach Papinellas Ball und warf ihn in die Mitte. Langsam formte ein gleißender Lichtstrahl den Schmetterling.
    „Nun denn, ich besitze keine Pokemon“, meinte Tomoko ruhig und bekam verständnislose Blicke zugeteilt. „Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass nicht eines bereit wäre für mich zu kämpfen.“
    Aus einer scheinbar bedeutungslosen, kleinen Tasche nahm sie ein weiße Flöte. Sie war aus edelsten Holz geschnitzt worden. Die Priesterin fing an darauf zu spielen. Ein ohrenbezaubernder, reiner Klang legte sich über das Kampffeld und zog so ihren Gegner für kurze Zeit in dessen Bann.
    „Wunderschön!“, flüsterte Ken und Amaya fragte sich, ob er an diesen Tag noch etwas Anderes zu sagen hatte. Ihr Freund schloss die Augen um sich ganz den Flötenklang hinzugeben.


    Mit einem schier wie aus dem Nichts aufkommender Sturm wurde auch der Flötenklang beendet. Augen in Farbe klaren Eises sahen den kleinen Schmetterling entgegen. Jene Augen wirkten nicht nur durch deren Färbung kalt, und doch schien ein Feuer in ihnen zu brennen. Dieses Pokemon würde niemals mit dem Kämpfen aufhören bis es einen Sieg erreichte. Riesige, pechschwarze Schwingen gaben dem Drachen seine vollendete Form. Ihre Innenseite war in einem alarmierenden Rot und stach sich vom restlichen schwarzen Körper ab. Am Schwanzende brannte eine große Flamme, welche durch ihr erlöschen das Leben des Drachen beenden würde


    Erschrocken trat Ken einige Schritte zurück, bloß Papinella hielt den feurigen Blick stand. Es war töricht von dem Schmetterling, doch sie war sich sicher ihren Gegner besiegen zu können. – komme was da wolle! „Ein…ein Glurak?!“, stammelte ihr Trainer.
    „Ja, ein wildes Glurak. Wir sind Freunde, alle Kämpfe die sie bestreit sind freiwillig.“
    „Aber Glurak sind doch normalerweise…“ Ken versuchte irgendeine Erklärung für dieses Wesen zu finden – für diese kalte Schönheit.
    Augenblicklich schweiften seine Gedanken zu Tama ab. Er hatte Drachen geliebt und wäre bestimmt erfreut über diesen Anblick gewesen.
    „Glurak sind normalerweise rot. Ja, es entspricht nicht der Norm.“ Ihre Hand berührte die Flanke des schwarzen Gluraks. Es wehrte sich nicht. Dieses schwarze Glurak war friedlich! „Aber wer möchte schon ‚normal’ sein? Ihre Eltern verstießen sie.“ Mitleid und Verständnis keimte in Ken für dieses Glurak auf. Auch wenn es für andere vielleicht lächerlich erschien, aber dieses Pokemon war ihn auf eine gewisse Weise sehr ähnlich.


    Tomoko nickte dem Glurak zu „Fangen wir an. Sie brennt auf einen Kampf!“
    Es war verrückt mit einem Papinella gegen einen Drachen zu kämpfen, doch sie war bereits gewählt. Und wenn ihr bester Freund ihr in die Augen sah, so würde sie sicher ihren Sturkopf durchsetzen wollen und kämpfen!
    „Ken, das ist verrückt, nimm stattdessen Altaria oder Entoron!“ Amayas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und doch war sie sehr eindringlich.
    „Ich weiß. Papinella Silberhauch!“


    Ohne zu zögern schoss der Schmetterling eine silberfarbene Aura auf Glurak. Wie von ihrem Trainer erwartet wurde die Attacke mit einem Flammenwurf pariert und neutralisierte sich so. Kurz schweifte Kens Blick Amaya – sie musste ihn doch für einen Idioten halten, wenn er einen Schmetterling gegen einen Drachen kämpfen ließ! Aber aus dem Kampf mit ihr hatte wichtiges über Rauch gelernt: nutze ihn stets zu deinem Vorteil. Durch die beiden recht starken Attacken legte sich eine dichte Schichte aus Rauch über das Kampffeld; seine Chance den ersten Treffer für sich zu gewinnen!
    „Papinella, Aero-Ass!“ Bloß eine auf Glurak zurasende, fliegende Gestalt zeichnete sich im Rauch ab.
    Tomokos ruhige Stimme drang zu dem Drachen hindurch. „Glurak, Flammenwurf!“
    „Papinella, schütz dich mit Windstoß!“
    Sich um ihre eigene Achse drehend wirbelte sie die Luft um sich auf und erzeugte so einen schützenden Tornado, welcher sich sogleich mit dem gleißenden Flammenatem vermischte. Dies war von ihrem Trainer bloß gewollt. Die gleiche Kombination benützte er auch bei dem kleinen Wettbewerb in Wiesenflur und ein solch mächtiges Pokemon konnte schließlich nur mit den eigenen Attacken geschlagen werden!
    „Raus da! Schick den Tornado zu Glurak zurück!“, rief Ken begeistert aus. Amaya beobachte ihn die ganze Zeit. Es war nicht zu übersehen, dass er das Kämpfen liebte. Aber als Koordinator war dies ja auch selbstverständlich. Sozusagen die Grundvoraussetzung um in diesem Beruf erfolgreich zu werden. Und trotzdem konnte Amaya nicht ihren Blick von ihm nehmen. Das Funkeln in den blauen Augen ihres Freundes zog sie an.


    Glurak versuchte verzweifelnd auszuweichen um der glühend heißen Flammenwand zu entgehen. „Schütz dich mit Lohekanonade!“, befahl die Priesterin nun.
    „Lohekanonade!?“, wiederholte ihr Gegner ungläubig. „Papinella weg da!“ Der andersfarbene Drache begann von innen heraus zu glühen. Die schwarze Färbung wandelte sich in ein dunkles Rot. Die eisblauen Augen fingen an in der Farbe der Flammen zu erstrahlen. Augenblicklich legte sich eine rote Aura über das Kampffeld, von Glurak ausgehend. Wie eine Explosion schoss die überschüssige Energie des Drachen über den Platz und fegte den Flammentornado weg, fast so als wäre dieser bloß ein kleiner Luftzug gewesen.


    Papinellas Schmerzenschrei drang in das Innere ihres besten Freundes vor. Bei einem Pokemonkampf sollten doch keine Pokemon ernsthaft verletzt werden! So schnell wie die Aura gekommen war, so war sie auch wieder verschwunden. Bloß zeichnete sie ihre Wirkung auf Papinella ab.
    „Papinella!“, rief ihr Trainer besorgt aus und lief zu seiner Pokemonpartnerin. „Nein!“
    Sofort schloss er sie in seine Arme und drückte sie schützend an sich „Geht es dir gut?“
    Sie öffnete ihre Augen nicht „Papinella, bitte..“ Tränen erstickten die restlichen Worte „Komm schon…“ Zögerlich presste sie die Lider aufeinander um ihren Trainer sodann anzusehen. Jenen fiel ein Stein vom Herzen „Mach mir ja nie wieder solche Sorgen!“


    Sie verschloss sich seiner Worten und breitete wieder die Schmetterlingschwingen aus, nur um danach ein wenig betäubt wirkend in die Luft zu flattern und wieder ihrem Gegner gegenüberzustehen. Papinella wollte ihren besten Freund nicht enttäuschen. Ihr Stolz verbot ihre eine Niederlage.
    „Ken, ruf sie zurück! Papinella will genauso wie du immer mit dem Kopf durch die Wand, aber es wird gefährlich in einem solchen Zustand für sie.“
    „Ja, ich weiß“ Er nahm den leeren Pokeball und richtete den Strahl, welcher sie wieder dematerialisiert hätte, auf sie. Trotzig wich sie diesem aus.
    „Glurak, danke, es ist genug für sie!“
    In ihrer Sprache sagte Papinella etwas zu dem andersfarbenen Drachen. Es hörte sich spottend an. „Papinella, was machst du?“, fragte ihr Trainer geschockt, wohl bewusst wie schnell man ein Glurak provozieren konnte. „Hör auf damit!“
    „Glurak, geh darauf nicht ein!“ Tomoko wollte dem Pokemon eine Hand auf die Flanke legen, doch diese wurde von einer krallenbesetzen Pfote, bestimmend aber dennoch nicht verletzend, weggeschlagen.


    Rasch war der Drache vorgestürmt und ließ den ihm Vergleich zu sich selbst kleinen Schmetterling unter ihrer Pfote verschwinden. Eine machtvolle Aura umgab ihre andere und so setzte sie bereits zur Drachenklaue an. „Schluss, jetzt ihr beiden!“, versuchte Ken die beiden Pokemon zur Vernunft zu rufen. Vor seinem inneren Augen entstand wieder das Bild des wütenden Brutalanda - und...nein am Besten gar nicht daran denken...
    Seine Sorge galt nun ganz Papinella. Er kannte sie schon seit zehn Jahren, diese innige Freundschaft durfte nicht mit einem dummen Kampf aufs Spiel gesetzt werden. Sie war doch immer für ihn da gewesen und hatte so viele Erlebnisse, gute wie auch schlechte, mit ihm bestanden. „Papinella!“, murmelte er erschrocken, vor Angst um sie bebend.


    „Jetzt reicht es! Absol knips diesem idiotischen Drachen das Licht für eine Weile aus!“, rief Amaya. Verlässlich griff sie in der größten Not ein und lenkte die Aufmerksamkeit des Drachen auf sich. Ein Klingensturm traf das Glurak und bestärkte ihn so in dessen Wut. „


    Glurak hör auf damit!“, rief Ken beschließend aus. Ja, er wünschte sich vom ganzen Herzen diesen Kampf beenden! Ohne es zu wollen ließ er somit seinen Saphir erstrahlen. Eine seltsame Wärme und ein Gefühl alles bewältigen zu können durchströmten seinen Körper. Zugleich war dies sehr kräftezehrend, fast so als ob dem Saphir selbst keine Kraft innewohnte, sondern nur ein Hilfsmittel die Magie seines Besitzers Gestalt annehmen zu lassen. Ein von dem Edelstein ausgehendes Licht zog Glurak und so all die anderen Anwesenden in seinen Bann. Vorsichtig näherte sich Ken dem wild gewordenen Pokemon.
    „Bitte, Glurak hör auf damit. Du bist doch in Wirklichkeit nicht so, nicht? Ich bitte dich, höre auf damit.“ Nicht die Worte sondern das reine Licht des Saphirs besänftigten den Drachen. Durch das Licht fühlte Ken eine Verbundenheit zu dem Pokemon. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, er konnte tatsächlich Gluraks Seele spüren und von blinden Zorn befreien. Wie ein anschmiegsames Snobilikat stieß der große Kopf den rothaarigen Jungen vor sich sanft an. Von einer Sekunde zur Anderen breitete es die Schwingen aus um davonzufliegen –vielleicht dachte es ja über seine Taten nach? „Machs gut Glurak“, rief Ken der Drachendame nach, welche mit einem Gebrüll antwortete.


    Müde nahm Papinellas Trainer den übermütigen Schmetterling in den Arm. Sogleich ließ er sich gegen eine Mauer sinken. Dieses neue Gefühl über das Licht des Saphirs zu verfügen raubte ihm all seine Kraft. Wie würde es aussehen, wenn er wirklich Kyogre und Groudon davon abhalten musste gegeneinander zu kämpfen – wie willenlose Marionetten gegeneinander kämpften!
    Es war schon schwierig genug ein Glurak von einem Wutausbruch abzuhalten. Wie viel Kraft würde dann es kosten zwei -in Shinou verehrte man sie als Götter- heilige Pokemon von einer Schlacht abzuhalten.


    „Alles in Ordnung mit dir?“ Amaya sah ihn besorgt an, im Gegensatz dazu wirkte ihre Stimmlage recht unbeeindruckt, so als würde sie nur nachfragen, weil es sich so gehörte. Doch ihre liebvoll funkelnden Amethyste verrieten ihre Besorgnis. Ken nickte recht schwach und zugleich fielen ihm die Augen zu. Bevor der erschöpfte Junge endgültige in den Schlaf fiel, konnte er Amayas Lippen auf Seinen spüren. Nach einigen Minuten blinzelte er noch einmal kurz und bemerkte auf Galoppa zu sitzen. „Schlaf ruhig weiter!“, flüsterte Amaya, welche neben dem Feuerpferd ging, ihm ins Ohr und strich eine störende Haarsträhne aus seinem Gesicht.
    „Papinella?!“, fragte er gähnend nach ihr.
    „Deinem verdammt sturen Pokemon geht es soweit gut.“ Sie nickte ihm zu, obwohl sein Schmetterling schien sie nicht wirklich zu interessieren. Dieses törichte Pokemon war ja schließlich selbst Schuld an dem Schlamassel mit Glurak.


    Amaya stoppte das Feuerpferd mit einer recht unvorsichtigen Bewegung an den Zügeln um sich auf Galoppa zu schwingen. Kaum saß sie auf dem Pferd auf, schmiegte sich Ken an sie.
    „So lässt es sich gleich besser schlafen. Was?“, neckte sie ihn. In ihrer Stimme schwenkte mehr Strenge mit, als von ihr gewünscht war.
    Er war sichtlich zu müde eine passende Gegenantwort zu finden und nickte nur wieder leicht.
    „Na dann wünscht dir dein Polster eine gute Nacht!“, meinte sie schnippisch bekam aber keine Erwiderung mehr zu hören. Sofort ermahnte sie sich gegen ihre aufkommende Idee ihm durch den Haarschopf zu kraulen. Das wäre ja noch schöner! Sie wollte ihren Freund auf gar keinen Fall zu sehr verwöhnen. Schlussendlich gab sie doch nach und schüttelte über sich selbst den Kopf. ‚Ich verweiche hier ganz’, dachte sie über sich selbst streng und zählte schon gar nicht mehr mit wie oft dieser Gedanke in ihr aufkam.

  • Zwei neue Kapitel und kein Name für mich.
    Schon wieder ein tolles Kapitel, der Kampf war super beschrieben! Eigentlich war es klar, dass Ken verliert, warum musste dieses Papinella auch noch Gluak provozieren? Ich wäre da auch in die Luft gegangen.
    Aber das war natürlich eine gute Chance, Kens Kräfte zu offenbaren. Scheinen ja ganz mächtig zu sein. Wenn er ein ausgerastetes Shiny Glurak besänftingen kann, alle Achtung.
    Ich frage mich, ob Amaya jetzt eine Statue mitgenommen hat? Und natürlich machen mich die ganzen Geheimnisse wieder ganz kribbelig! Außerdem gibt dir immer noch niemand Kommis, mal abgesehen von mir. Die Story ist toll! Gebt Kommis! MfG Foli

  • Du treibst mich heute noch bis Kapitel 32, und dann musst du länger warten, weil das Nächste erst geschrieben werden muss XD Aber Moment: Ein Shiny ist nicht stärker, sondern nur so beliebt, weil es eben eine andere Farbe hat!


    So und hier hör ich rechtzeitig auf und das wird jetzt in seiner vollen Pracht hochgeladen *g*


    Traute Zweisamkeit


    „Na, auch schon munter?“
    Amayas üblicher, gewohnter Tonfall. Und doch war ihre Stimme recht zärtlich.
    „Ich dachte schon die mutige, starke Heldin müsste kommen und dich mit einem Kuss aus deinem ewigen Schlaf erwachen lassen…Ich wollte es gerade versuchen, echt!“
    Sie schaffte es immer und immer wieder Ken mit ihrem trockenem, sarkastischem Humor aufzumuntern oder einfach nur zum Lachen zu bringen. Offensichtlich gefiel ihr dies auch, sonst hätte sie nicht einen ironischen Spruch nach den Anderen ausgedacht.
    „Ich fühle mich geschmeichelt“, erwiderte er noch fast im Halbschlaf und gähnte herzlich. Amaya lächelte über seine Versuche ihr eine angemessene Antwort zu geben.
    „Solltest du auch!“, meinte sie trocken.


    ‚Wo sind wir?’, fragte er sich noch immer schlaftrunken und strich verwundert über die seidige Bettwäsche. Sie hatte sich Kens ganzen Schlaf über samtig an seinem Körper geschmiegt und ließ diesen sich von dem harten Waldboden, auf dem er widerwillig meist die letzten Wochen schlafen musste, erholen. Es war ein angenehmes Gefühl wieder ein wenig luxuriöser leben zu können. Ging es nach Ken, so hätten sie noch einige Tage hier verbringen können. Er war definitiv nicht der Junge für ein solch hartes Leben. Nicht selten wurde er scherzhaft von anderen Menschen als 'männliche Diva' bezeichnet. ‚Und Recht haben sie!’, dachte er sich schmunzelnd und kuschelte sich in diesen weichen Stoff. Wie angenehm dies doch war!


    Sofort ging ihm wieder Tama durch den Kopf. Seitdem seine Pflegeeltern ihn nicht mehr als Sohn ansahen und verstießen – sie fühlten sich in ihrem falschen Stolz verletzt und wollten einfach nicht akzeptieren, dass er sich in Tama verliebte – hatte er nicht wirklich ein festes zu Hause. Doch irgendwie schaffte das verliebte Paar sich doch über Wasser zu halten und gerade nötiges Geld für - wie Tama einmal meinte – einen Engel angemessenes Hotelzimmer. Als Nachwuchskoordinator konnte man sich im Normalfall so etwas nicht leisten. Es gab ein Preisgeld, doch für mehr als eine Woche zum Leben reichte jenes nie aus.
    Mit vielen typischen Nebenjobs hatten sie genug Geld zum Leben. Am Liebsten brachte Ken hin und wieder Modedesigner neue Zeichnungen als Vorlagen. So auch immer die nie lange anhaltenden Modelljobs. Und hatte es doch einmal nicht für ein einwöchiges Zimmer gereicht, schien Tama wie aus dem Nichts Geld zu zaubern. Nun wusste er wenigstens woher das Geld kam. Wer einen Tempel so prunkvoll und großartig bauen konnte, selbst für seidene Bettwäsche Vermögen hatte, der konnte ja auch seinem Sohn hin so viele geben, dass es gerade für ein ordentliches Leben reichte.
    Die meisten Koordinatoren waren ja auch noch Jugendliche oder junge Erwachsene und wurden von ihren Eltern unterstützt. Wenn man dazu gezwungen war, blieb einem ja nichts anderes übrig als anders seine täglichen Mahlzeiten selbst zu verdienen.


    Ob seine leibliche Mutter, welche er zuletzt mit sieben Jahren gesehen hatte, auch so reagiert hätte? Ihn einfach verstoßen hätte? Als kleines Kind hatte er sich lange gefragt warum er wohl nicht bei ihr leben konnte. Sie erschien ihm so gütig und liebevoll. Kastanienbraunes Haar, in dem Licht einfallender Sonne war jedoch ein rötlicher Schimmer zu vernehmen, fiel ihr gelockt bis zur Schulter hinab. Blaue Augen sahen ihren Sohn liebevoll an. Aimi, so hieß sie, kam aus der nördlichsten Stadt Shinous namens Blizzach und war noch sehr jung ein Kind zu bekommen. Zu jung! Als er sich mit ihr traf war sie dreiundzwanzig, so rechnete er einfach ein wenig mehr als sieben Jahre zurück. Sechzehn! In seinem Alter!
    Lange Zeit konnte er nicht verstehen warum sie ihn hergab. Bei dem bisher einzigen Treffen mit ihr hatte sie den damals siebenjährigen Jungen verständlich erklärt, dass sie bettelarm sei. Als Kind verstand er sie nicht, doch nun bewunderte ihr Sohn diesen selbstlosen Schritt ihn zu einer Pflegefamilie zu geben. Die meisten Leute konnten es nicht nachvollziehen, aber er wollte sie unbedingt wieder sehen. Nur, wo sollte er denn anfangen zu suchen?


    „Hey, nicht schon wieder einschlafen!“, ließ Ken Amayas Warnung hochschrecken.
    „Keine Sorge, aber wo sind wir?“, kam die späte Antwort. Noch vom Schlaf etwas träge hatte er nicht so schnell seine Gedanken gesammelt.
    „In der Waldhütte, die uns diese unsympathische Priesterin angeboten hat. Du bist mir einfach zusammengesackt nachdem Glurak weggeflogen ist“, antwortete Amaya trocken. Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen.
    „Schwächling!“, neckte sie ihn.
    „Pass auf, dass du ja nicht zu freundlich wirst.“
    „Keine Angst, das passiert schon nicht!“, entgegnete sie ihrem Freund süffisant. „Ich hätte zehn Glurak so besänftigen können und wäre noch immer fit wie ein Turnschuh!“
    „Ist das so?“
    Sodann fiel sein Blick auf seine Hände. Etwas Unglaubliches war geschehen: er hatte Magie vollbracht. Wahrhaftige Magie! "Hab ich das getan?", fragte Ken verunsichert.
    "Was?"
    "War das meine Magie?" Es klang zu unglaublich. Er war doch niemand Besonderes, einfach nur ein ganz normaler, recht verweichlichter Junge. Er konnte doch nicht...
    Amaya zuckte mit den Schultern. "Ja", meinte sie desinteressiert. "Wird wohl so sein."
    Er fand allmählich immer mehr Gefallen an ihrer unfreundlichen, arroganten Art. Aber nicht bloß das machte Amaya aus. Liebe war zu schwer zu beschreiben, eigentlich konnte sich Ken selbst nicht erklären, aber dieses tiefe Gefühl für Amaya war einfach da und würde auch nie nachlassen.


    Ein kurzer Blick aus dem Fenster und das Auffallen nicht vorhandener, lästiger Sonnenstrahlen, welche immer die Störenfriede eines friedlichen Schlafes darstellten, ließ ihn vermuten, dass es Nacht sei und trotzdem fragte er: „Wie spät ist es, wie lange habe ich geschlafen?“
    Amayas Blick fiel kurz auf eine Uhr.
    „Zweiundzwanzig Uhr, nein, dass heißt nicht, dass du nur zwei Stunden geschlafen hast. Eher einen Tag und zwei Stunden…“, informierte sie sachlich.
    „Du hast mich nicht geweckt?“, fragte er gähnend.
    „Nein, ich denke du hast es nötig gehabt…“


    Amaya zog ihn zu sich. Dankbar lehnte sich ihr Liebster an sie an, spürte wie ihm langsam wieder die Lider schwerer und schwerer wurden.
    „Hey, jetzt ist aber genug mit Schlafen!“, sagte sie streng. „Morgen in der Früh, so um fünf oder sechs, werden wir weiterziehen.“
    „So früh schon, da wirke ich ja am nächsten Morgen wie ein Zombie.“ Während diese Worte über seine Lippen kamen, merkte Ken selbst wie dies ein Widerspruch in sich selbst war.
    „Du Bummelz, du! Es reicht nicht sechsundzwanzig Stunden durchzuschlafen, nein du musst unbedingt auch noch am nächsten Morgen ausschlafen!“
    Amaya merkte wie anstrengend ihr Alltag wohl für Andere sein musste. Für die junge Agentin war dies reine Routine geworden, ihr Leben war nun einmal abenteuerlich, doch ihr Freund war es nicht gewöhnt. Auch die Sache mit Tama hatte ihn wohl in den letzten Tagen sehr beschäftigt, Vergangenes wieder erneut an die Oberfläche des Bewusstsein zu bringen tat selten gut. Das wusste Amaya bloß zu gut.


    „Erzähl mal etwas über dich!“, murmelte der sich im Moment geborgen fühlende Junge und kuschelte sich enger an Amaya. Zuminderst in jenen Augenblicken hatte er es mit seiner aufrichtigen und herzensguten Art geschafft das verschwiegene, sich wie mit einer schützenden Mauer von falscher Emotionslosigkeit umgebende, Mädchen dazu zu bringen sich zu öffnen – sich ihm zu öffnen.
    „Warum?“ fragte sie trotzdem nach und streichelte ihm dabei über die Wange. Ken schloss augenblicklich die Augen und lehnte sich sanft gegen die, ihm Streicheleinheiten schenkende, Hand. Ein liebevolles Lächeln umspielte Amayas Lippen als sie sein Verhalten beobachte – er war ihr dankbar für jede Zärtlichkeit, jede nette Geste sowie für ehrliche und freundliche Worte.


    ‚Habe ich ihn überhaupt verdient?’, dachte sie sich und war über ihre eigenwilligen Gedankengänge überrascht. Aber irgendwie erschien Amaya dies logisch, zuminderst für sie logisch. Sie selbst hatte sich nie als besonders hübsch empfunden: ihre Augen waren ein wenig kleiner als die der anderen Mädchen und vor allem nicht so weich, genauso wie ihre Gesichtszüge. Auch mit ihrer Figur war das für andere schier kühle Mädchen sie nicht recht zufrieden, ein wenig knabenhaft wie sie fand.
    Es war ihr ein Rätsel, warum sich dieser für sie so besondere Junge sich gerade in sie verliebte. Nicht an zwei Händen konnte sie ihre eigenen, schlechten Eigenschaften abzählen. Unfreundlich, überheblich, sarkastisch, besitzergreifend, taktlos, schnippisch, arrogant. Dies fiel Amaya zu ihrem Charakter ein. Doch andererseits war sie auch nie ‚Mami-und-Papis-liebes-braves-Töchterchen’ und vor allem wollte es nie sein. Eines jener Mädchen, das sich ab den Teenageralter bloß noch für Schminke und Mode interessierte.


    Kens nicht abweichender Blick von ihr ließ sie aus ihrer Gedankenwelt zurückkehren. Die warmen, blauen Augen funkelten sie schon die ganze Zeit an.
    „Hmm, was ist?“, fragte sie recht schroff, wollte sich ihre Unsicherheit nicht ansehen lassen.
    „Nichts.“ Eine leichte Röte war trotz der Dunkelheit auf seinen Wangen sichtbar. Schließlich war er noch immer so nah, dass sie den wunderbaren Duft von Haut und Haaren vernehmen konnte, so wie der warme Atem, den sie durch die Nähe spürte. Ein wenig verlegen wanderten seine Augen im Raum umher und konnten doch durch die herrschende Finsternis im Raum keinen Punkt fixieren, so sah er Amaya weiterhin zärtlich an „Ich habe mir nur gerade gedacht wie hübsch du aussiehst.“ - Was sollte das? Wollte er sie etwa verspotten? Amaya wusste selbst nicht einer dieser typischen Schönheiten zu sein. Nein, bei Ken konnte sie sicher sein, dass er alles so meinte wie er es sagte.


    Rasch verwickelte sie ihren Liebsten in einen innigen Kuss. Amaya hatte sich schon danach gesehnt die weichen, nach Honig schmeckenden Lippen wieder zu spüren und zu wissen, dass er dies erwiderte. Und da waren wieder diese Schmetterlinge in ihrem Bauch. Jeder Blick, jede Berührung sorgten bei ihr widerwillig für diese Gefühle, hatte sie doch für sich selbst angenommen, sie wäre zu kalt und selbstsüchtig um dies je empfinden zu können. Was hätte bloß verpasst, wenn sie diesen hübschen Jungen auf seinem Galoppa nicht angesprochen hätte!? – Ob er wohl genauso empfand?

    Langsam löste sich Ken wieder. Er öffnete die Lider über den himmelblauen Augen um Amaya erneut in dessen Bann zu ziehen. Sie erwiderte mittels eines liebevollen Blickes. Dieser war für sie recht ungewöhnlich. Bei ihm jedoch legte die junge Agentin die kalte, ohne Zweifel für ihren Job lebensnotwendige, Fassade ab.


    Amaya setzte sich auf und zog ihn bestimmend an sich. Ihre Hand fuhr die samtig weiche Haut entlang. Das vom Fenster leicht einfallende, silbern funkelnde Mondlicht verlieh der ganzen Situation eine einzigartige Atmosphäre. Das Licht umschmeichelte seine feinen Gesichtszüge und unterstrich sogleich seine Zerbrechlichkeit. Amaya sah in diesem Moment in ihm eine wunderschöne Porzellanfigur, welche aber allzu rasch zu zerbrechen konnte. Dass Ken dabei noch immer die Team Magma Uniform – unwillig aber doch – trug verlieh der romantischen Situation jedoch eine unfreiwillige Komik. Natürlich war ihm nichts anderes übergeblieben, als sie bis auf weiteres zu tragen, doch Amaya passte dies im Moment gar nicht. ‚Die Uniform muss weg!’, entschloss sie sich, ein breites Grinsen verkneifend, und griff nach dem Stoff seines Hemdes.


    Sie wollte es schon langsam nach oben schieben, doch dann erblickte sie seinen schüchternen Gesichtsausdruck. In seinen Augen lag große Verunsicherung. Erst jetzt bemerkte sie, dass der zierliche Körper in ihren Armen vor Aufregung sowie Anspannung bebte. Sein ganzer Körper verspannte sich augenblicklich, als sie ihn an sich gezogen hatte. In Amayas Kopf kam eine sie sehr beschäftigende Frage auf – vertraute er ihr nicht!?
    Zärtlich strich sie seinen Rücken entlang, wartete auf eine Reaktion ab. Würde er sie wegstoßen? Doch er schloss kurz die Augen um die Berührungen zu genießen. Auch die Anspannung, welche in jeder Phase seines Körpers war, wich langsam einem wohligen Gefühl.


    Amaya gefiel es wie anschmiegsam Ken sich ihr hingab. Und so hatte sie auch den Anschein, dass sich ihr Liebster wohl sehr gerne verwöhnen ließ. Dem besitzergreifenden Mädchen gefiel es die Oberhand über Situationen und Personen zu besitzen, und hier fand keine Ausnahme statt.


    „Ach, ich bin so froh dich in Laubwechselfeld angesprochen zu haben!“ Amaya schüttelte über sich selbst den Kopf. ‚Seit wann denn so schnulzig, Mädel?’, gab sie sich einen Ruck damit aufzuhören, doch es war richtig ihm ihre Gefühle zu offenbaren. Niemand sonst würde ihrer Seele so nahe sein. Sollte sie doch die restliche Menschheit für gefühls- und rücksichtslos halten! Ihr Liebster würde es besser wissen!
    Amaya lächelte leicht ironisch. „Obwohl ich habe deinem Leben mal richtig abenteuerlich gemacht, nicht?“


    Rasch hatte sie die Handgelenke des Jungen umfasst und ihn in einen ungestümen Kuss verwickelt. Dadurch, dass Ken ein wenig scheute und sich wohl zu überrumpelt fühlte zu erwidern, zügelte sie ihr besitzergreifendes Temperament. Der Kuss wurde inniger.


    „Mein Leben war auch so abenteuerlich“, flüsterte er schließlich leise.
    Es schienen die Worte falsch angekommen zu sein, Amayas Amethyste sahen ihn streng an. Er hatte doch noch gar nicht seinen Satz zu Ende gebracht!
    „Aber, wenn ich mich verliebe nehme ich alle Abenteuer der Welt auf mich um bei der besonderen Person zu sein!“ ‚Bei dir genauso wie bei Tama’, beendete er in Gedanken.
    Ihre Hand strich eine störende der roten Haarsträhnen aus Kens Gesicht um einen besseren Blick darauf erhaschen zu können. Das Licht des Mondes wurde von Wolken verdeckt und so konnte Amaya nur mehr zwielichtige Konturen sehen. „Du bist so süß!“
    Wieder folgte eine ernste Miene.
    „Du bist richtig überzeugt davon. Aber hast du denn auch die Energie mir bei all den gefährlichen Abenteuern zu folgen?! Du brichst ja schon zusammen, wenn du nur ein Glurak besänftigen musst.“
    „Amaya?“, piepste Ken verunsichert. Sie machte sich ernsthafte Sorgen um ihn. Aber es klang recht plausibel. Er konnte nicht abstreiten, dass es ihn langsam auszulaugen schien andauernd von Team Magma davonzulaufen.
    „Wenn du willst bleiben wir für einige Tage hier, ruh dich aus!“ Einerseits wollte Amaya unbedingt weiterziehen, doch nun galt es endlich an ihn zu denken!
    Dankbar funkelten sie seine Augen an, schließlich nickte er ihr zu.


    Bevor ihr Freund etwas dazu sagen konnte, legten sich wieder Amayas Lippen auf die Seinen. Amaya blieb nah an seinem Ohr und hauchte schließlich etwas was er nie vergessen würde, genauso nicht das Gefühl von Geborgenheit und Wärme, das sich in ihm ausbreitete. Es fiel Amaya sichtlich schwer sich zu öffnen, vielleicht sogar, sich es selbst einzugestehen. So verharrte sie auch für eine halbe Ewigkeit, und doch sagte sie nichts. Kein Wort. Und dann glaubte Ken sich im siebtem Himmel. Das ihm so bedeutend gewordene Mädchen, die anfangs schier gefühlslose Agentin, hatte gerade ein ‚Ich liebe dich so sehr!’ geflüstert. Leise, kaum hörbar, aber mit unendlich viel Gefühl in der Stimme. Tränen des Glücks legten sich in seine Augen. Er war sicher, dass Amaya dies empfand, sonst hätte sie sich einfach wie jeden anderen gegenüber taktlos verhalten, doch nie dachte er, sie würde tatsächlich ihren Stolz überwinden und ihm dies sagen.


    Wieder war ihm keine Zeit zu erwidern geblieben. Amaya zog ihn fordernd an sich.
    Abermals wich er unsicher zurück. Amayas Berührungen gefielen ihn, sie waren sanft und dennoch zeugten sie von Selbstsicherheit. Doch sie fühlten sich gänzlich anders an.
    Scheu legte er seine Hände auf Amayas Hüfte, ließ sie für Augenblicke dort ruhen. Amaya nahm seine Hände in die Ihre, fuhr damit ihre Körperkonutren ab. Ken schloss genießerisch die Augen, überließ ihr die Führung.
    Sie seufzte wohlig. Schüchtern waren seine Berührungen, ängstlich seine Gestiken, doch es erschien ihr, als wüsste er welche Zärtlichkeiten ihr gefielen. Offenbar waren dies jene, die er sich selbst wünschte. Sie kamen einer lauen Sommerbrise gleich, einer sanften Meerwelle.
    Ihr Körper, der Körper einer Frau, fühlte sich gänzlich anders als Tamas Körper an. Doch die Agentin hatte seine Neugierde geweckt. Zuerst hatte er geglaubt sich bloß in ihre Seele verliebt zu haben.
    Amaya umfasste seine Handgelenke, zwang ihn so sich hinzulegen. Etwas wunderschönes würde folgen, dies wusste er. Ihre Lippen vereinten sich in einer kurzen Berührung.
    Ken funkelte sie verliebt an. Auch ihr Körper war begehrenswert.



    Für wunderschöne Augenblicke lagen sie bloß auf dem Bett, hielten sich vertraulich bei den Händen, sahen sich innig in die Augen. Sie hielt kurze inne, als er sie ansah. Schon oft war sie in diesem Blau versunken, doch in seinem Blick lag dieses Mal nicht bloß Liebe. Amaya glaubte von sich selbst sonst nie aus Augen lesen zu können, doch Ken war wie ein offenes Buch. In seinen Blick lag aufflammende Leidenschaft. Ein bitterer Beigeschmack gab ihr der Gedanke, dass er Tama womöglich genauso angesehen hatte. - Nein, bloß nicht daran denken. Diese funkelten Augen spiegelten seine Gedanken und Gefühle wider. Und diese waren ganz ihr gewidmet. Vom ganzen Herzen!


    Amaya lächelte anzüglich. "Heute Abend gehörst du ganz alleine mir."


  • So, ich habe es mal nachgelesen, ein wenig verändert ist es hier schon, aber nur wenig. Ach übrigens, ich habe einen halbwegs passablen Namen gefunden, Despina. Ist irgendein Mond des Saturn, glaub ich.
    Aber jetzt zu deiner Story. Da gehts ja richtig heiß her! *Grinsend die Augenbrauen hochzieh*
    Habe gerade nicht so Lust auf ein ommi, lese eine tolle Story von dir, ich sage nur MSTen. Die ist so lustig! MfG Foli

  • Wie heißt du denn auf Animexx denn jetzt? ^^ Freut mich, dass dir meine MSTing gefällt. Ja Despina klingt gut. ;)


    Revanche

    Störendes Tageslicht ließ Amaya erwachen. Rasch rieb sie sich den Schlaf aus den Augen. Dann fiel ihr Blick auf Ken. Im Schlaf hatte sie ihn fest, fast schon schützend, umschlungen. Dass sie beide keine Kleidung mehr trugen hätte noch vor etwa einem Monat beschämt. Doch Scham war ein Zeichen von Furcht, und was hatte sie von ihm zu verbergen? Die Erinnerungen letzter Nacht schlichen sich wieder in ihre Gedanken. Für einige Sekunden fragte sie sich, ob es nicht zu früh gewesen war. Nein! Sie liebten sich. Und sie erinnerte sich gerne an jene wunderschönen, nicht vergleichbaren Gefühle.


    Amaya wusste nur zu gut, dass nichts für die Ewigkeiten bestimmt worden war. Würde es ihnen nach Jahren wie allen anderen Paaren ergehen? Sie schüttelte entschlossen den Kopf! Im Moment erschien ihr der Gedanke Ken nicht mehr lieben zu können absurd und nicht vorstellbar!


    Augenblick umspielte Amayas Lippen ein sanftes Lächeln. Kens Augenlider-und brauen zogen sich angespannt zusammen. Sie kannte ihn schon gut genug um zu wissen, dass er gleich erwachen würde. Kurz darauf öffnete er verschlafen die Augen und jene sahen Amaya liebevoll entgegen.
    „Guten Morgen!“, sagte sie nicht so trocken wie sonst. „Schatz“, fügte sie schließlich hinzu, sich versprechend all den anderen Menschen jedoch genau so kalt wie sonst auch zu bleiben!


    „Aufstehen!“, murmelte Amaya, löste ihn aus ihrer Umarmung und warf ihn sogleich seine Kleidung zu. „Nein, noch nicht.“ Ken kuschelte sich wieder an sie. Es war ein so wunderschönes Gefühl wieder geliebt zu werden. Wärme und Geborgenheit keimten in ihm bei den Erinnerungen an die gestrige Nacht auf. Zeit und Raum schienen schon lange nicht mehr zu existieren.
    „Amaya“, fragte er vorsichtig an.
    „Hmm?“
    „Ich liebe dich“, flüsterte er kaum hörbar.
    Sie streichelte ihm über die Wange.
    „Können wir über gestern Abend reden?“ Unsicherheit lag in seiner Stimme.
    „Bereust du es etwa?“ Amaya sah ihn nicht einmal an. Ihr Blick fiel aus dem Fenster. Sie ließ die Szene vom gestrigen Abend noch einmal durch ihr Gedächtnis wandern. Es war in ihrem Zimmer stockdunkel gewesen, sie konnte ihm leider nicht in sein Gesicht sehen. Doch ab und und spielte das kaum vorhanden gewesene Licht mit den Konturen und so schaffte es Amaya schließlich doch ein Blick in sein Gesicht zu erhaschen. Ihr Liebster hatte sich an sie gekuschelt und er lächelte. Er lächelte währenddessen im Glückstränen in die Augen standen. Amaya liebte seine Aufrichtigkeit und seine Emotionalität.
    „Natürlich nicht!“
    „Gut, ich denke genauso.“
    Wie konnte sie denn so schnell wieder das Thema erledigt haben? Für Ken bedeute es so viel! Vielleicht war er einfach nur hoffnungslos romantisch, doch trotzdem verstand er nicht wie Amaya bloß so unberührt sein konnte!
    „Jetzt hör mal zu! Wunderschön ist der Ausdruck dafür.“ Sie lächelte anzüglich „Aber das letzte Mal war es sicher nicht.“
    Rasch hatte sie wieder seine Handgelenke umfasst und ihn einen leidenschaftlichen Kuss verwickelt. Es war ihrer Meinung viel zu viel Zeit seit dem letzten Kuss vergangen. Ken erwiderte ihre Zärtlichkeiten und gab ihr so die Bestätigung, dass er ihr vollends vertraute.


    „Was hältst du davon, wenn wir heute zur Entspannung ein wenig shoppen gehen?“, fragte sie nun.
    Ihr Freund sah sie verwundert an „Das hätte ich jetzt nicht gedacht, dass du shoppen magst.“
    „Tu ich auch nicht, aber du brauchst neue Klamotten.
    Seine Augen funkelten auf „Aber ich liebe es!“
    „Hätte ich mir fast gedacht!“, erwiderte sie trocken. „Außerdem: Du kannst weder die ganze Zeit in einer Team Magma Uniform noch in einem Kimono herumlaufen.“
    „Ich hab kaum mehr Geld.“
    Amaya schmunzelte unheilvoraussagend „Lass mich nur.“
    „Was hältst du davon, wenn wir zuerst meinen Revanchekampf hinter uns bringen?“
    „Unnötiger Zeitvertreib. Komm Schatz, wir beide wissen, dass ich sowieso gewinnen werde!“ Da war wieder ihr arroganter Unterton in der Stimme! „Na dann werden wir halt zuvor kämpfen. Ich kann nie genug vom Gewinnen bekommen!“, meinte sie und ging bereits fertig angezogen zur Tür hinaus.


    Rasch war er ihr hinterhergehastet.
    Regen prasselte ihnen ins Gesicht. Dunkle Wolken überzogen den Himmel wie ein schwarzer Schleier. Sofort wünschte Ken sich wieder in ein kuscheliges Bett zurück in dem er sich an Amaya schmiegen konnte.
    „Ein bisschen Regen wird uns doch nicht vom Kampf abhalten, oder?“, fragte sie herausfordernd.
    „Natürlich nicht!“, protestierte er.
    „Um dir wenigstens den Hauch einer Chance zu lassen werde ich zuerst wählen! Wir kämpfen wieder bis eines der Pokemon kampfunfähig ist.“ Amaya konnte es einfach nicht lassen! Auch wenn Ken wusste wie sehr sie sich einander liebten, kaum waren sie auf einem Kampffeld schien all dies vergessen zu sein.


    Sie rollte zwei Bälle zwischen ihren Fingern und sah gespielt überlegt zu ihrem Freund hinüber.
    „Na, dann los! Reptain und Sengo. Ihr seit dran!“
    „Sengo?“, fragte der rothaarige Junge nach, fast so als ob er eine Bestätigung brauchte.
    „Du hast doch länger als einen Tag geschlafen und da hast du eben nicht gemerkt wie mir dieses Kätzchen über den Weg gelaufen ist!“ Sie zuckte mit den Schultern, doch gleichzeitig umspielte ein herausforderndes Schmunzeln ihre Lippen.
    Ken begutachtete das besagte ‚Kätzchen’. Stellte es sich auf zwei Beinen, so glich seine Größe sicherlich einem zehnjährigen Kind. Rubinfarbene Augen blitzten kampfeslustig auf, rote Zeichnungen durchzogen Sengos schneeweißes Fell. Die pechschwarzen Krallen hatte es wie Dolche vor dem Körper angewinkelt, schier jederzeit bereit den ersten Angriff zu starten. Reptain ergänzte das katzenartige Wesen perfekt. Das Reptil schien ebenfalls entschlossen den Kampf zu gewinnen, doch im Gegensatz zu seinem Partner war es überlegt und vor allem sehr loyal. Bei Sengo war sich Ken mit der Treue zu seiner Trainerin nicht ganz so sicher.


    Der Koordinator schüttelte alle diese Gedanken wieder ab. Wenn seine Konzentration nicht beim Kampf lag hatte er bereits verloren.
    „Altaria und Psiana. Ihr seid dran!“, rief er freudig aus. Amaya konnte sich an diesem Funkeln in seinen Augen nicht satt sehen. Er liebte den Kampf und die Agentin versprach sich, dass sie alles in ihrer Macht liegende tun würde damit er sobald wie möglich wieder an Wettbewerben teilnehmen konnte!
    Zwei weitere Lichtstrahlen brachen den Regen und schimmerten in allen Regenbogenfarben. Die sich aus dem Himmel lösende Tropfen spiegelten sich wie ein Prisma in dem grellen Licht.
    „Wunderschön!“ Ken konnte sich nicht von dem Anblick lösen.
    „Hast ein neues Lieblingswort, was?“
    „Ja!“, war die einsilbige Antwort.
    Amaya glaubte dass er gar nicht mitbekam was sie nun gesagt hatte. „Hallo, hier spielt die Musik! Sengo Zermalklaue!“
    Die lavendelfarbene Lichtkatze ertrug durch die Unaufmerksamkeit ihres Trainers den ersten Schlag. Jener gab sich eine mentale Ohrfeige. Wie konnte er gedankenverloren sein!
    „Tut mir leid, Süße“, meinte er entschuldigend.
    Das Katzenwesen bedrohte sie noch immer mit pechschwarzen Klauen.


    „Auf geht’s! Altaria Feuerodem!“
    Die grünliche Aura glich den Schlag vorhin aus. Durch den auf die Erde prasselnden Regen erschienen dem Koordinator die Attacke anders auszusehen. Es hatte einen eigenen Zauber bei schlechtem Wetter zu kämpfen. Der Regen gab Ken das Gefühl von Leichtigkeit und plötzlich war es egal ob er nun diesen Kampf verlor oder gewann. Bloß das Kämpfen an sich zählte noch.
    Sengo taumelte zurück nur um einige Momente später auf den zu sich einer Kugel geformte Reptain den Wuchtschlag einzusetzen. Perplex sah Amayas Rivale den Pokemon nach. Es war nicht mehr sichtbar. Wer kam auch auf eine so verrückte Idee seine eigenen Pokemon gegeneinander Attacken ausführen zu lassen, bloß um eine weitere Kombination zu erzielen!
    Das Reptil kam mit weit aufgefächerten Laubklingen auf seine Gegner zu. Amaya wusste immer Attacken richtig anzuwenden. Normalerweise war dies eine von hunderten Attacken, doch Reptain schien stattdessen zwei Schwerter zu halten und mit jenen Sieg zu erzielen.


    „Sengo los, Eishieb auf Altaria!“
    Die Pfote der Katze umgab sich mit einer eisblauen Aura. Jeweils aus der Luft und von Land kamen zwei Pokemon auf Kens Partner zugestürmt. Rasch verwarf er das Für und Wider Altaria und Psiana ausweichen zu lassen. Er hatte im Kampf bis jetzt immer auf sein Bauchgefühl gehört und es hatte ihn selten betrogen.
    „Psiana schwing dich auf Altaria und Ruckzuckhieb! Altaria Himmelsfeger!“
    Das Drachenpokemon leuchtete ihn rötlichen Farben auf, während sich die Lichtkatze von ihrem Rücken abstieß um Reptain noch in der Luft abzufangen. Flammen schienen an Altaria zu züngeln und doch blieb sie unversehrt. Langsam bildete sich ihr Körper um, er nahm die Gestalt eines Phoenix an. Ken liebte diese Attacke. Sie war wunderschön anzusehen, sehr wirkungsvoll und erzielte bei Wettbewerben eine hohe Punktezahl.
    Mit einem schrillen Falkenschrei, nicht zu einem Drachen gehörend, wurde ihre Teampartnerin rechtzeitig alarmiert. Mit einer raschen Bewegung brachte sie sich in eine andere Bahn und ließ ihr so eine freie Angriffsfläche.
    Zum ersten Mal erschien Amaya ihrem Freund bei einem Kampf panisch „Reptain, weg da! Sengo, setz die Metallklaue auf Psiana ein!“


    Erschrocken starrte das Reptil auf die Phoenixgestalt. Wunderschön und gefährlich. Amaya würde ihn dafür einige Zeit lang hassen, doch ausweichen konnte er nicht mehr. Altaria war bereits zu nahe. So feuerte er hunderte kleine Energiekügelchen auf seine Gegnerin ab, eine Kugelsaatattacke. Den Angriff ignorierend konnte das Pflanzenpokemon eine schier unerträgliche Hitze und gleichzeitig eine Druckwelle spüren. Diese schien seinen ganzen Körper zu lähmen und so konnte Reptain eine sich annähernde Ohnmacht spüren.


    Wie aus weiter Ferne vernahm er noch die wütende Stimme Amayas und rechnete mit der einem Pokemon nur zu gut bekannten Ohmmacht. Reptain wollte sie nicht nochmals enttäuschen! Er wollte unbedingt weiterkämpfen in der Hoffnung, dass Amaya ihn wieder in ihr Herz schließen würde.
    Aus diesem Gedanken schien eine neuartige Energie zu entspringen. Licht und Kraft vereinten sich und fanden sich in einer neuen Gestalt wieder; in einem neuen Körper!


    Er war zu seiner eigenen Überraschung auf den Füßen gelandet. Amaya lächelte für einige Momente glücklich. Er hatte seine Trainerin glücklich gemacht!
    Das Reptil ballte die Hände zu Fäusten. „Gewallldrro!“, wurde Ken entgegengeknurrt.
    Von der getroffenen Himmelsfegerattacke schwer keuchend, hielt sich das Pokemon mit aller seiner Willenskraft auf den Beinen.
    „Wow!“, flüsterte dieser und begutachtete das Pokemon. Es war viel größer als zuvor, der Schweif war breit gefächert und die Gesichtszüge hatten sich verändert. Auch schien das Pflanzenpokemon in seiner Gestalt ein wenig plumper, und doch strahlte das Pokemon Stärke aus.


    Kens Blick fiel in Amayas Gesicht. Sie lächelte glücklich, sowie ein wenig überheblich. Nun, so glaubte sie, wäre ihr der Sieg garantiert.
    „Gewaldro, Kugelsaat! Sengo, Metallklaue“, befahl die Agentin und ließ den Namen ihres Pokemon auf der Zunge zergehen. - Gewaldro. Wie fließend sich das aussprechen ließ!
    „Psiana, wir geben nicht auf! Psychokinese!“
    Der Stirndiamant des Lichtwesens funkelte durch den düsteren Regen. Eine lilafarbene Aura umgab die Energiekügelchen und schleuderte sie auf Sengo. Leichter Rauch, vermischt vom Himmel herabprasselnden Wasser, legte sich in die Luft und verdarb die halbwegs klare Sicht - Amaya schlug man am Besten mit ihren eigenen Waffen! Eine davon hieß Rauch und Nebel.
    „Altaria, Feuersturm!“
    Rasch waren die Flammen wieder verdampft und Nebel mischte sich den Rauch bei.
    „Psiana, Sternenschauer auf Gewaldro!“, befahl ihr bester Freund sowie Trainer.
    Den goldenen, wie aus dem Nichts entstanden Sternen, konnte kein Pokemon entgehen. Die Attacke mochte nicht sonderlich stark sein, doch sie garantierte einen Treffer!
    „Altaria, Feuerodem!“
    „Sengo, stell dich vor Gewaldro!“
    Trotzig blieb das Katzenpokemon an seinem Platz stehen. Es musste eben einen Treffer entgegennehmen und sah nicht ein warum es für seinen Teampartner wieder eine Attacke einstecken sollte!
    Der Treffer vermochte Gewaldro zu besiegen. Ein plumpes Geräusch verriet Ken, dass das Pokemon nun zu Boden gegangen war.


    „Nein, ich kann nicht verloren haben!“ Amaya sah erstaunt zwischen ihrem Freund und dem besiegten Gewaldro hin und her. Das Pokemon hatte sich doch vorhin erst entwickelt, wie konnte es da verloren haben!?
    „Zurück Gewaldro!“, rief sie und ließ das Reptil in sein Heim zurückkehren. „Sengo, du auch zurück!“, verkündete Amaya gebrochener Stimme und doch strahlten ihre amethystfarbenen Augen einen gewissen Stolz aus. Diesem Pokemon würde sie über kurz oder lang schon Respekt lehren, es würde sich nicht mehr ihren Befehlen widersetzen!
    Schließlich wurden ihre Gesichtszüge wieder weicher. Sie lächelte Ken entgegen. Sie wusste, dass sie eine bessere Trainerin war! Ihr Freund hatte in ihren Augen einfach Glück!


    Sie ging auf ihn zu und strich ihm liebevoll eine durchnässte Haarsträhne aus dem Gesicht. Zögernd, wartend ob er erwiderte, berührten ihre Lippen die Seinen. Der nun leichter werdende Regen gab dem verliebten Pärchen das Gefühl von Freiheit. Für einige Sekunden konnten sie einfach all ihre Aufgaben und Pflichten vergessen.


    Amaya löste sich rasch von ihm und wirbelte erschrocken um. Sie hatte Schritte gehört. „Wusste ich es doch!“ Goldblondes Haar und Augen in einen sanftem Rotton. Diese Kombination hatte die Agentin bis jetzt nur bei einer Person gesehen. „Kiyoshi! Was machst du hier?“, rief sie wütend aus. Sie unterdrückte den Impuls, dass ihr die Schamesröte in die Wangen stieg; wollte sie doch bei anderen Menschen weiterhin für eine kalte Agentin gehalten werden. Solche Neuigkeiten gingen normalerweise schnell umher, schneller als es einem lieb war, und auch von Feinden wurde man nicht mehr respektiert.
    Kiyoshi zwinkerte „Keine Angst das bleibt unter uns, ja?“
    Amaya brummte unverständliches, machte eine abweisende Handbewegung und wandte sich provozierend ruhig wieder ihrem Liebsten zu.
    „Na dann wollen wir mal gehen.“ Entschieden nahm sie ihn bei der Hand und zog ihn mit sich. Ken ersparte sich die Bemerkung, dass er nicht ihr Fukano sei. Bis jetzt half dies sowieso nichts.
    Amaya rief noch ein 'bye Tomoko' und war verschwunden. Sie hatte einen Tag zuvor mit der Priesterin gesprochen, sie wollte sie und Ken noch etwa drei Monate bei sich behalten um ihn ein wenig in seinen magischen Kräften zu unterstützen. Doch Amaya hatte immer wieder dankend abgelehnt, es ihr aber versprochen Ken zu erzählen. Getan hatte Amaya es im Endeffekt nicht, so wichtig konnte es ja nicht gewesen sein......


    ***


    „Sieh mal ist das nicht eine wunderschöne Stadt?“, wurde Amaya nach einer halben Stunde wieder von Ken vorgeschwärmt. Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Wie konnte man bloß in allen etwas schönes sehen? Sei es eine Blume, ein Baum, ein Pokemon oder auch eine Stadt.
    Der Regen hatte nachgelassen und nun wurde der Stadt eine besondere Atmosphäre verliehen. Langsam kroch die Sonne zögerlich hinter den Wolken hervor. Sonnenstrahlen schienen auf die Stadt nieder.
    „Wo sind wir eigentlich, Kiyoshi?“, fragte Ken Amayas Kollegen. Er wusste darum, dass er stets einen Pokenav bei sich trug. Seine Freundin selbst war zu stolz einen zu tragen, meinte sie doch die Landkarte befinde sich in ihrem Kopf: Für was auf einem Navigator nachsehen? Die Tatsache, dass sie sich das ein oder andere Mal in Wäldern verirrt hatte, behielt Amaya aber doch lieber für sich.
    „Das ist anscheinend Malvenfroh City.“
    Die Sehenswürdigenkeiten der Stadt stellten eine große Spielhalle und die Arena da, wobei für Trainer Zweiteres sicherlich interessanter war. Ansonsten war sie einen recht einfachen Stil gebaut worden. Es gab zehn große Siedlungen in denen Haus an Haus stand. Zwischen ihnen breitete sich entweder Parks oder auch eine Einkaufstraße aus. Geschäft drängte sich an Geschäft und jeder versuchte den anderen zu überbieten. Und trotzdem erschien die Stadt sehr viele Grünflächen zu besitzen.


    "Stopp!", rief Amaya aus, als die beiden Jungen schon die Stadt betreten wollten. "Willst du etwa mit der Team Magma Uniform da rein? Geh zehn Schritte in die Stadt und eine Stunde später sitzt zu hinter Gittern, wenn du das anhast!" Rasch hatte sie ihrem Freunde ihre Jacke gereicht. Das musste fürs erste reichen um nicht aufzufallen und zu Amayas Überraschung passte sie ihm. Es war viel zu warm für eine Jacke geworden, doch ohne Protest nahm er sie entgegen, blieb ihn doch nichts anderes übrig.


    Auf der Einkaufstraße drängelte sich eine Menschenmasse. Ken wollte nicht glauben was seine Augen ihn gerade vermittelten. Das musste doch nur ein böser Scherz sein!? Amaya hatte gerade in die Brieftasche von jemanden gegriffen, unbemerkt einige Geldscheine genommen und ging seelenruhig weiter. Sie schien nicht einmal besonders nervös oder wenigstens ein bisschen durcheinander. Das war wohl Routine für sie!
    Ihr Freund öffnete den Mund, wollte ihr etwas sagen, doch strenge Blicke, die er gar nicht mehr gewohnt gewesen war von ihr, unterbrachen ihn.
    Sein Blick fiel auf Kiyoshi. Ihr Teampartner schien gar nichts mitbekommen zu haben. Oder war er es einfach schon von Amaya gewöhnt?
    "Halt ja den Mund!", flüsterte die Agentin - Diebin! - schließlich Ken zu. "Sag jetzt ja nichts!"
    Einige Meter entfernt entschied er sich sie doch zur Rede zu stellen.
    "Du hast jemanden bestohlen!", flüsterte er ihr ärgerlich zu, darauf bedacht nicht die Stimme zu erheben. Schließlich sollte man nicht auf die drei aufmerksam werden.
    "Deswegen nennt man Amaya auch eine Diebin!" Kiyoshi zuckte mit den Schultern. Auch er war unberührt davon geblieben.
    "Ich habe ja gesagt, ich sorg schon dafür, dass uns das Geld nicht ausgeht!" Ein Grinsen umspielte Amaya Lippen.
    Ohne zu erwidern wandte Ken sich von ihr ab. Die Agentin war es nicht anders gewohnt. Womöglich bestahl sie die Menschen schon ihr ganzes Leben lang und doch war es falsch!
    Sie gab ihm die gestohlenen Geldscheine in die Hand. Mit einem kurzen Kuss auf die Wange und einem Lächeln ließ sie ihren verwirrten Freund stehen. "Am Ende der Stadt ist ein Hotel, wir treffen uns dann dort. Ich habe keine Lust zum Einkaufen!", hatte sie ihm noch nachgerufen und war mit Kiyoshi einfach verschwunden!

  • Zur gleichen Zeit bei Team Magma.


    Ich hoffe ihr mögt meine Charaktere von Team Magma, überhaupt Hideaki, und gebt auch den 'Bösen' eine Chance. ^^


    Schattenmagier Hideaki Dark



    Rin verbeugte sich widerwillig. „Zu Befehl, Boss“ Diese Worte fielen ihr von Tag zu Tag immer schwerer. Sie sollte so angesprochen werden!
    Ein verächtliches Schmunzeln legte sich auf die Lippen ihres Vorgesetzten. Sie waren Rivalen. Geblendet von Macht und Selbstsicherheit bannte sich eine Intrige unter den Mitgliedern an. Und sie übersah es einfach! Nun konnte sie froh sein, wenn sie Team Magma Vorstand war.
    „Du hast die Erlaubnis zu gehen.“
    Rin schnaubte leise. So hatte sie ihn, ihren einstigen Unterworfenen, damals immer fortgeschickt!


    Sie unterzog ihn strengen Blicken. Die Kapuze der roten Uniform bedeckte fast vollständig sein Gesicht. Rin wusste aus welchem Grunde er sie stets trug. Bei dem Versuch einen Meisterball an sich zu bringen fügte ihm ein Reptain der Gegnerin ihn einen tiefen Schnitt zu. Jener hinterließ eine unübersehbare Narbe. Das Mädchen, sicherlich nicht älter als etwa dreizehn, vierzehn Jahre, lächelte überheblich. Auch sie war fast vollständig bedeckend eingekleidet. Ein schwarzes Umhang vermochte vielleicht die Haare, das Gesicht und ihren Körper zu bedecken, doch nicht ihre Augen. Amethystfarbene, kalte Augen funkelten siegessicher zu ihnen hinüber. An ihrer Seite kämpften fünf weitere Agenten. Doch Rin wusste genau um ihre Identität, diese Augen verrieten sie. Wenn der Auftrag lautete etwas zu stehlen, so bekam ihn immer nur dieses eine Mädchen. Amaya hieß sie – die verdammte Göre!
    Hätte sie wenigstens an Rins Seite gestanden! Das Mädchen erinnerte sie an sich selbst.


    Rin nickte nochmals kurz. Sie hasste diese unterwürfigen Gesten! Dann trat sie hoch erhobenen Hauptes aus dem Raum. Auch wenn sie bloß noch ein Vorstand war, man konnte sie nicht ihres Stolzes berauben. Eines Tages würde sie die Organisation wieder leiten. Tsuyoshi, so hieß ihr Boss, tat Team Magma nicht gut. Seit fünf Jahren schon rannen sie von einem Verderben ins andere. Er führte unüberlegte Einbrüche und auch kleine ‚Kriege’ gegen Team Aqua an. Und doch verloren sie immer. Manchmal auch durch seinen Befehl keine Menschen zu verletzen. Er war zu weich für diesen Beruf, für den hohen Stand, den er in der Organisation trug.
    Unter ihrer Führung war dies nie geschehen, doch viele hielten sie für zu grausam und auch zu intelligent. Sie fürchteten Rin würde ihr Ziel, nämlich Groudon auferstehen zu lassen, aus dem Auge verlieren und größenwahnsinnig werden. Genie und Wahnsinn lagen bekanntlich nicht weit auseinander, doch Rin war sich ihrer Taten nur zu genau bewusst.


    Ein Vorstand kreuzte ihren Weg. Insgesamt waren sie fünf Vorgesetzte. Rin spürte für diese bloß Verachtung. Sie war zu unfähig einen sechszehnjährigen Jungen nicht entkommen zu lassen. Doch auch sie hatte wenigstens ein bisschen geleistet. Von ihr hatte Team Magma erfahren, dass der Junge den Saphir trug, ja den machtvollen Gegenstand sogar von Tama bekommen hatte. Somit war er der Auserwählte, bloß er konnte das Licht in dem Edelstein erstrahlen lassen und dessen Macht entfesseln.


    Rin lächelte unheilvoraussagend. Auch unter ihnen weilten einige Zauberkundige und sie hatte auch erfahren, dass der Junge sehr emotional war. Wenn man den Feind nicht auf herkömmlichen Wege schlagen konnte, so musste man seine Seele angreifen und in jener tiefe Wunden hinterlassen. Die Commandantin nahm den Gang, welcher zu dem Zimmer eines Magiers führte. Sie würde ihm befehlen die Gestalt eines Menschen anzunehmen, der ihn viel bedeutet hatte. Ob er und Tama wohl ein Liebespaar waren? Ein Versuch war es wert!


    „Du hast einen Job, Dark!“, sagte sie trocken und wandte sich einer Gestalt in einem schlichten, braunen Unhang zu.
    Er trug diesen Umhang damit die nachtblaue Kleidung mehr auffiel. Weißblondes Haar lugte in einzelnen Strähen aus der Kapuze, weinrote Augen sahen sie eindringlich an. Mit jeder Bewegung, mit jedem Wort und seinem Auftreten machte er einen durchaus majistätischen Eindruck, doch es war Rin gleich. Dieser Junge war nicht noch einmal sechszehn Jahre alt!


    Dark war Team Magmas machtvollstes Magier und sie musste immer zusehen, dass er nicht ihrer Kontrolle entglitt. Nicht umsonst nannte man ihn bei dem Decknamen der Dunkelheit.
    Er erhob sich. Ein mit flammenroten Verzierungen durchzogener schwarzer Stab ruhte in seiner rechten Hand. In seiner Linken befand sich eine Kristallkugel. Weißer Nebel wirbelte in ihr herum. Mal leuchtete er golden auf, ein anderes Mal war in völliger Ruhe. Rin empfand Dark gegenüber Abscheu. Der wahrscheinlich mächtigste Magier Hoenns war ihrem Boss treu ergeben. Und nur, da jener sein großer Bruder war!


    Eine eindringliche Stimme hallte durch den kleinen Raum. Jener war voll mit all den magischen Gegenständen. „Du weißt genau, dass ich von dir keine Befehl annehme Rin, wenn du nicht einen deutlichen Auftrag von unserem Boss mit dir trägst!“
    Verärgert ballte sie die Hände zu Fäusten. Eine Commandantin sprach man nicht beim Namen an!


    „Dark, höre dir doch erst einmal meinen Vorschlag an!“ Rin klang beherrscht. Sie würde den eigensinnigen Magier schon dazu bringen sie anzuhören. Bis jetzt konnte sie stets ihren Willen durchsetzen!
    Ein entschiedenes ‚Nein!’ kam zur Antwort.
    „Beherrscht du den Verwandlungszauber?“, fragte sie nun unverbindlich nach.
    Dark sah erschrocken auf. Wofür wollte sie das wissen? Welch grausame Intrige spann sie wieder zusammen und wie viele Menschen würde um ihr Leben kommen? Diese Fragen stellte sich jeder, der Rin auch nur annäherungsweise kannte. Er trug den Decknamen der Dunkelheit, doch Tsuyoshi konnte ihn von seinen Idealen überzeugen. „Es ist ein durchaus schwieriger Zauber, aber ich beherrsche alle Künste der Magie. Das weißt du doch.“
    „Hör dir meine Idee an!“, wiederholte Rin in einem härteren Tonfall.


    Dark warf einen Blick in ihre Augen und drang mit einem einfachen Zauber in ihre Seele vor. Zu Tode erschrocken wich sein Geist wieder aus dem Ihren. Dunkelheit herrschte in ihrer Seele vor. Kälte griff nach dem Magier. Nein, nicht er war derjenige, der den Beinamen Dark verdiente, sie war es! Er hatte den Namen aufgrund seiner Zauberkünste bekommen. Dark verwendet ausschließlich schwarze Magie, die Magie des Lichtes entzog sich ihm. Immer wenn er nach ihr greifen wollte, entwand sie sich ihm geschickte. Nicht einmal die einfachsten Zauber der weißen Magie mochten ihm gelingen! Dies war etwas, das den schier mächtigsten Magier schon seit je an krängte. Warum wollte es ihm nicht auch diese Art der Zauberkünste zu beherrschen. Es hieß, die Magie würde sich der Seele des Anwenders anpassen, doch trug der Magier wirklich so viel Finsternis in ihr? Diese Frage beschäftigte ihn schon seit dem Kindesalter.


    „Erzähl!“, forderte er angewidert auf.
    Auch er trug Finsternis in seinem Herzen, mehr als ihm lieb war, doch ihr fehlte etwas Wichtiges: ein Gewissen.
    „Dieser Junge, der die Kraft des Saphirs beherrscht…wusstest du, dass er mit Tama zusammen war?“
    Dark schüttelte den Kopf. Selbst wenn ihm ihre Idee gefallen sollte, so wollte er Tsuyoshi nicht hintergehen. Er musste auf jeden Fall davon erfahren! „Erzähl weiter.“
    „Nun, Tama ist tot, doch du könntest ihm als Geist in einer Astralwelt erscheinen.“ Ihre Augen hatten sich zu gefährlich engen Schlitzen zusammengezogen. Doch die Kälte, die jene ausstrahlten, war noch immer deutlich zu spüren. „In Tamas Gestalt versteht sich“, fügte sie hinzu. „Du sollst ihn mit Worten zerstören. Einfach seiner Seele Wunden zusetzen an denen er langsam stirbt.“ Ein grausames Lächeln umspielte Rins Lippen, ihre Stimme zeugte von Selbstverherrlichung.
    ‚Sie ist wahnsinnig!’, kam es Dark in den Sinn. Er wandte den Blick von ihr wieder ab. Rin war keine hässliche Frau, doch ihr dunkler Geist widerte selbst ihn an.
    „Was erhoffst du dir davon? Wenn er tot ist nützt er uns nicht mehr!“
    Ihre Augen blitzten wie die eines Ibitaks auf - wie eines Ibitaks, welches seine Beute im Visier hatte. „Dann lautet mein Plan wie folgt: du wirst ihn durch Tamas Gestalt umstimmen, dass er zu Team Magma gehören würde!“ Sie spielte selbstverliebt mit einer Haarsträhne.


    „Dein voriger Plan war aber von kurzer Dauer!“, spottete Dark. Er war ein mächtiger Magier! Was konnte ihm schon eine größenwahnsinnige Commandantin anhaben!?
    „Widersetzt du dich deiner Vorgesetzten?“, kam es bellend zurück.
    „Hintergehst du Tsuyoshi!?“ Die Erwiderung ließ nicht lange auf sich warten. „Ich werde unserem Boss von deinem Plan erzählen. Erst wenn er mir den Befehl dazu gibt, werde ich ihn ausführen!“
    „Das wirst du nicht tun, Dark!“ Provozierend ruhig versperrte sie die Tür.
    Dark lachte auf. Glaubte Rin denn wirklich der mächtigste Magier Hoenns würde sich davon umstimmen lassen? Der Zauberer murmelte leise Worte in einer fremden Sprache. Ein goldenes Licht wob sich um das Schloss und ließ es krachend auffallen. Selbstbewusst trat er aus der Tür und den langen Gang entlang.


    Vor dem Zimmer des Team Magma Bosses hielt der Magier schließlich inne. In die Tür war das Symbol der Organisation in alarmierend roter Farbe eingraviert. Es stammte aus uralter Zeit und der Legende nach trug es Groudon auf seiner Stirn. Groudon die Gottheit des Landes und des Feuers. Das große Ziel Team Magmas!


    Dark klopfte kurz und vernahm wie das leise Gemurmel im Raum augenblicklich verstummte. Eine der Stimmen gehörte eindeutig Tsuyoshi. Die Tür schwang auf. Mit einer abwesenden Handbewegung schickte Tsuyoshi die anwesenden Mitglieder seiner Organisation fort. Seufzend ließ er sich in einen Sessel fallen.
    Erst als er den auf die Knie gefallenen Dark andeute sich zu erheben, tat es dieser. Er verstand den Magier noch nie und doch war er seinem kleinen Bruder wirklich nahe. Wie konnte jener nur vor ihm niederknien?! Er war doch so viel mächtiger als Tsuyoshi selbst, denn den Team Magmas Boss gelang nie ein Zauber, der nur annähernd an die Kunstfertigkeiten Darks herangereicht hätte.


    „Hideaki, wie oft soll ich denn noch sagen, dass du nicht vor mir zu knien brauchst?“, sagte Tsuyoshi mit sanfter Stimme. Bloß Dark kannte ihn von dieser Seite. Bei seinem Bruder nahm er sogar die Kapuze ab, schämte sich wohl seiner tiefen Narbe nicht. Hideaki hatte noch nie darauf geachtet oder ihn deswegen wundernden Blicken unterzogen.
    „Rin hat mich in einen ihrer Pläne eingeweiht“, begann Hideaki ungebeten zu erzählen. „Ich wollte dir unbedingt auch davon erzählen.“
    Sein Bruder nickte anerkennend. „Rede.“
    „Der Junge, der die Macht des Saphirs beherrscht war einmal mit Tama zusammen. Wusstest du das?“
    „Tama!?“, rief Tsuyoshi überrascht aus.
    Hideaki nickte.
    „Aber warum erzählst du mir das?“
    „Rin möchte, dass ich mich in Tamas Gestalt wandle. Er ist schon seit zwei Jahren tot.“
    Tsuyoshis Augen blitzten interessiert auf. Auch wenn die Verachtung der Commandantin auf Gegenseitigkeit beruhte, auf ihr Genie jedoch war Verlass. Der Plan war so schlicht! Warum kam ihm dies nicht in den Sinn?!
    „Ich soll ihn überreden Team Magma beizutreten. Aber ich finde Rins Id…“
    Der Anführer Team Magmas unterbrach ihn. „Mir gefällt der Plan.“ Er grinste „Du hast den Befehl dazu.“
    Diese Worten kamen nur schwer über seine Lippen. Hideaki, oder Dark wie ihn die meisten Menschen nannten, war ihm treu ergeben. Schon seit je an himmelte jener seinen großen Bruder an, obwohl diese unersättliche Macht in ihm schlummerte!


    „Hideaki!“, rief Team Magmas Boss ihm nach, als er sich schon aus dem Zimmer entfernen wollte. „Du bist mein kleiner Bruder, mir liegt sehr viel an dir.“
    Dark verbeugte sich formvollendet. „Ich danke dir, Boss.“
    „Schluss damit!“ Tsuyoshi erhob sich aus dem bequem aussehenden Sessel und ging auf ihn zu. „Ich möchte dich zum Vorstand befördern.“ Eine Hand wurde ihm freundschaftlich auf die Schulter gelegt. Gerührt funkelten Darks Augen auf.
    „Und tu mir einen Gefallen: verbeug dich nie wieder, fall nicht auf die Knie vor mir und sprich mich um Himmels Willen beim Namen an.“


    Hideaki wurde kurz umarmt. Schon lange hatte er gedacht die Bindung zu seinem Bruder verloren zu haben oder ihn durch seine hohe Stellung gar nicht mehr als Solchen ansehen zu dürfen. "Und du hast mit deinen fünfzehn Jahren schon sehr viel erreicht."
    Der junge Magier hörte sich ein "Hab dich lieb, Bruder" flüstern. Was tat er da? Er hatte dies immer als kleines Kind gesagt, doch mit knapp sechszehn Jahren musste das nun wirklich nicht sein! Sein kleiner Bruder spürte wie eine leichte Röte seine Wangen zierte.
    "Ist gut, aber jetzt geh."


    „Danke Tsuyoshi.“ Hideaki verließ mit dem Gefühl gebraucht zu werden den Raum und begab sich wieder in sein Zimmer. Dort angekommen verriegelte er die Tür von Innen. Selbst dem mächtigen Magier fiel eine Astralprojektion und Formverwandlung schwer, doch er würde seinen großen Bruder nicht enttäuschen!



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  • Puh, ich hab' Mal die erste Seite durchgelesen. Herzensblut ist definitiv ein angebrachter Begriff. Nun denn: ich will ebenfalls dieser Story ein Paar weitere Posts gönnen(wieso noch keiner ausser Foli gepostet hat ist mir ein Rätsel). Eine sehr, sehr gute Story. Ich erkenne mich jedenfalls zu 85% in Amaya wieder- genauso Gefühlskalt bin ich zwar nicht, jedoch ist mir so ziemlich alles egal. Ausserdem ist die eigentliche Hauptperson Mal weiblich- eine gelungene Abweichung von dem "normalen" Typ-Roman. Ich bin, um es gelinde auszudrücken, hin und weg. Die Mühe, die du in die Story gesteckt haben musst- krass. Und ich kann mir auch vorstellen, dass es ziemlich frustrant für dich ist dass fast niemand postet. Nix zu meckern, und das will bei mir was heissen. Ich sag' immer: Kritik macht stark aber stumpf. Umschreibung dafür ist Hammer: stark im Gebrauch aber stumpf, kalt. Wie Amaya bis jetzt. Ich nehme Mal an, dass der Name von "Amehyst" abgeleitet ist- das würde zumindest die Augenfarbe erklären. Tja, eine vollständige Bewertung ist leider im Moment nicht möglich weil zu spät und Rückenschmerzen. Ich werde ganz einfach später- vielleicht Morgen- nochmal posten oder den Beitrag hier bearbeiten. See ya tomorrow,


    DF

  • Schein und Sein


    „Wie sehe ich aus?“, fragte Ken lächelnd.
    Amaya starrte ihren Freund ungläubig an. Sie hatte etwa fünftausend Pokedollar aus der Brieftasche gestohlen. Er gab alles aus und kam mit drei vollen Einkaufstaschen zurück. In welchem Geschäft war er um Himmels Willen einkaufen?! Sie musste zugeben, dass diese Sachen zu ihm passten und wirklich gut an ihm aussahen, und doch beschlich Amaya das Gefühl, dass er sich in ein Damengeschäft verirrt hatte!
    Seidene, lavendelfarbene Handschuhe reichten ihm ein Stück bis über die Ellbogen, ein Gürtel in einem sanften Rosaton hielt die recht eng anliegende, dunkelblaue Jean.
    ‚Ruhig bleiben!’, ermahnte sich Amaya und ließ ihren Blick weiter prüfend über ihren Freund schweifen. Eins musste sie ihm lassen: er hatte Stil.
    Das ärmellose, auch recht körperbetonte Hemd aus schwarzer Seide, war eine Kapuze angenäht. Doch am meisten fielen Amaya diese Handschuhe auf. Wie viel sie wohl gekostet haben mochten?
    „Na wie sehe ich aus?!“, drängte Ken.
    „Sag mal willst du dir nicht gleich ein Kleid kaufen gehen?“, fragte sie süffisant nach, versucht so trocken wie möglich zu klingen. Sie lachte auf. „Dann sehen die Leute wenigstens gleich wer bei uns die Hosen anhat….“
    Papinella, welches neben ihm schwirrte, fing zu kichern an. – Na prima! Selbst das eigene Pokemon fand ihren Trainer belustigend.
    Der Gürtel und die Handschuhe waren für Frauen gedacht gewesen. Amaya fasste sich ungläubig an die Stirn und schüttelte langsam den Kopf. Schließlich sah sie ihren Liebsten wieder an und lächelte leicht. „Richtig süß!“, sagte sie ungewollt, als sie ihn nochmals betrachtete.
    „Also gefällt es dir doch?“, hakte er nach.


    Rasch hatten sie seine Lippen umsiegelt. Amaya konnte einfach nicht genug von diesen nach Honig schmeckenden Küssen bekommen und doch erschien er ihr ein wenig zu vorsichtig. Das altbekannte Gefühl von tausenden, flatternden Schmetterlingen im Bauch kam in ihr wieder auf und Ken erging es nicht anders.


    „Na?“ Amaya hatte sich eigentlich erhofft, dass dies nach dem Kuss vergessen wäre.
    Sie war ihm wohl noch immer eine Antwort schuldig.
    „Ja, du siehst toll aus. Ein wenig.“ Sie rang um die richtigen Worte, nahm die Freundin des sensiblen Jungen sich doch für die Zukunft vor über ihre Wortwahl nachzudenken um jenen nicht zu verletzen. Immer gelang es dem recht rauen Mädchen nicht, doch zuminderst immer öfter. „feminin.“ ‚Milde formuliert!’, fügte sie in Gedanken hinzu und begutachte noch den lavendelfarbenen Modeschal.
    Auch wenn sie nie viel von solcher Kleidung hielt, Ken konnte sie sich eigentlich nicht in ‚Skaterjean’, mit Kappe und Sportschuhen vorstellen. Bei dem Gedanken kam ihr sogar ein Schmunzeln über die Lippen.


    Gerade als das verliebte Pärchen sich in einen weiteren Kuss vertiefen wollten, klopfte es an der Tür. Amaya hielt kurz inne, lächelte leicht und flüsterte ihm schließlich zu „Ach lass ihn einfach klopfen, der wird’s bald aufgeben.“
    „Das geht doch nicht!“, empörte sich Ken.
    Seufzend wandte sie den Kopf zur störenden Tür. ‚Memo an mich: Kiyoshi bei meiner nächsten Mission irgendwo auf eine Insel schicken von der er nie wieder wegkommt!’ „Verschwinde ich bin beschäftigt!“, rief sie und fing sich ein verdutztes „womit?“ ein. Amaya malte sich aus welche Möglichkeiten ihr zur Verfügung standen Kiyoshi auf jene besagte Insel zu befördern.
    „Geheimagentinnen plaudern nicht einfach etwas aus!“
    „Womit waren wir denn beschäftigt?“, fragte Ken verwundert und unterstützte seine Freundin in der Annahme, dass die Männerwelt von Natur aus recht naiv war.
    „Wirst du sehen…“ Sie lächelte anzüglich.


    „Ach, Amaya es ist wichtig!“ Kiyoshi schien die Geduld zu verlieren und trommelte in einem gewissen Rhythmus gegen die Tür. Genervt wandte sich Amaya von ihrem Liebsten ab und riss die Tür auf. „Wenn das jetzt nicht wichtig, Kiyoshi!“, donnerte sie.
    Bevor ihr Kollege ihr seine Aufmerksamkeit schenkte, schweifte sein Blick zu Ken ab. „In was für ein Geschäft hast du dich denn verirrt?“, fragte er verdutzt und schallte sich im nächsten Augenblick für jene Bemerkung. Es war Kiyoshi einfach gerade in den Sinn gekommen und schon ausgesprochen. Sofort schämte sich Amayas Partner dafür, er wollte wirklich nicht beleidigend werden.


    Amaya schloss die Tür hinter sich. Nur mehr leises Flüstern drang zu ihrem Freund hindurch. Es musste wohl wichtig sein. Enttäuschung und Zweifel keimten in Ken auf. Vertraute sie ihm denn nicht? Was konnte so wichtig für die Organisation sein, dass es nicht einmal ihr Freund mitbekommen durfte? In letzter Zeit glaubte er doch, das Verhältnis zu Amaya wäre viel lockerer geworden und das schier für die anderen kaltherzig erscheinende Mädchen teilte ihre Gefühle mit ihm. Und nun schloss sie einfach die Tür hinter sich, wie bei einem kleinen Kind, das man bei einem ‚Erwachsenengespräch’ wegschickte!


    Angestrengt versuchte er einzelne Worte zu verstehen, doch die ohnehin schon leisen Stimmen schienen sich stets weiter zu entfernen. Wie ein Schleier legte sich eine sich ankündigende Ohnmacht über ihn. Benommen ließ er sich aufs Bett sinken. Magie? Fremde Magie schien an seiner zu zerren.
    „Nella?“ Sie stupste ihren Trainer besorgt an.
    „Alles in Ordnung“, flüsterte dieser.
    Papinella schnaubte beleidigt - Ken konnte nicht lügen. Und wenn man nicht gut lügen konnte, so sollte man es doch einfach sein lassen! Von wegen alles in Ordnung! Auch wenn sie ein Pokemon war, war sie doch weder blind noch dumm!
    Wieder betrachtete der Schmetterling besorgt ihren besten Freund. Er war in einem tiefen Schlaf gesunken, hatte sich einfach der fremden, dunklen Magie ergeben. Sich hilflos fühlend legte sie ihm den Saphir in die Hand. Vielleicht brauchte er ihn ja?


    **


    Bernsteine, in denen Ken schon oft versunken war, erschienen vor ihm. Was dachte sich Tama bloß dabei!? Wusste er denn nicht, dass es seinen ‚Engel’ in ein Gefühlschaos stürzte, wenn er sich zwischen ihm und Amaya stellte! Und trotz allem war Ken froh ihn wieder zu sehen.


    Er ließ sich in Tamas Arme sinken und kuschelte sich an ihn. Es würden ihnen wie immer nur einige Stunden bleiben, doch in diesen wollte er seinem Liebsten so nahe wie möglich sein. Wie sehr hatte es Ken vermisst auf diese schützende, liebende Art und Weise gehalten zu werden. Nur zögerlich zog Tama ihn enger an sich. Was war denn mit ihm los? Ein ungutes Gefühl kam in Ken auf. Tama benahm sich so anders und noch immer hatten sie kein Wort gewechselt.


    „Ich bin froh wieder einige Stunden bei dir sein zu dürfen“, flüsterte er schließlich und tat sein ungutes Gefühl als Hirngespinst ab. Endlich durfte der im Moment überglückliche Junge wieder für ein paar Stunden bei seinem Liebsten sein, da gab es keinen Platz für Zweifel, denn diese hatten noch nie zwischen ihnen gestanden um ihre Liebe langsam aber stetig zu vergiften.
    „Ja ich auch.“ Tama war versucht sehr liebevoll zu klingen, und doch bekamen diese Worte einen recht kühlen Tonfall.


    Kens Blick fiel in seine bernsteinbraune Augen. Warum waren jene bloß so kalt? Sie hatten ihn immer so liebevoll angesehen! Er unterdrückte mit Mühe ein Schluchzen, und doch stiegen ihm Tränen in die Augen. Warum war Tama auf einmal so gefühlslos? Tama hatte er zwar noch nie weinen sehen und auch auf eine andere Art hatte er sein Innenleben nicht preisgegeben. Dennoch war er auf seine eigene Art und Weise sensibel und einfühlsam. Bis jetzt konnte Ken stets in seinen Augen lesen, so wie es auch umgekehrt war, doch in diesem Augenblick spiegelten sie keine Empfindungen wider.
    Bedeutete er ihm denn nichts mehr?! Nein das konnte und durfte nicht sein!


    Auch verwunderte Ken die Tatsache, dass er ihn noch nicht mit Engelchen angesprochen hatte.
    „Ssschhht, was ist denn Engelchen?“ Wieder nahm Tama ihn nur zögerlich in die Arme. Ken hätte sich für seine Gedanken ohrfeigen können! Wie konnte er nur an den für ihn wichtigsten Menschen in seinem Leben zweifeln? Er stutzte. War denn Amaya nicht genauso wichtig für ihn? Doch sie liebte er mit gleicher Intensität und doch schaffte sie es nicht, dass er sich ganz von Tama lösen konnte.
    „Nichts, ich freue mich nur dich zu sehen“, versuchte er seine Tränen zu rechtfertigen.
    Eine Lüge! Ken ergriffen Schuldgefühle und eine unermessliche Wut auf sich selbst. Noch nie hatte er Tama angelogen. Im Gegenteil: normalerweise war der sensible Junge ihm gegenüber noch aufrichtiger mit Worten und Gefühlen als all den anderen Menschen. Und dann fiel ihm eine Lüge so leicht! Sie mochte zwar nicht von großer Bedeutung sein, aber dennoch: wie konnte diese falschen Worte bloß so leicht über seine Lippen kommen. Tama gegenüber!


    „Ich liebe dich, Ken“ Wirklich überzeugend klang dies nicht, doch Ken verbot sich daran zu zweifeln. Trotzdem beschlich ihn immer wieder ein eigenartiges Gefühl. Als er das Glurak besänftigte lernte er in die Seelen anderer zu sehen, ob er….Nein, gar nicht daran denken! Die Gefühle und Gedanken seines Geliebten wegen seinen eigenen Zweifeln auszuspionieren wäre Vertrauensbruch!


    Ein wenig verunsichert zog sich Ken auf und wollte Tama küssen, seine Lippen wieder spüren und vor Allem spüren wie er erwiderte. Die Situation wurde für den unsicheren Jungen immer seltsamer. Das erste Mal fühlte er sich in Tamas Nähe unbehagen. Doch die Tatsache, dass er selbst keine Liebe ihm gegenüber empfand verschreckte ihn am Meisten. Vielleicht war Tama deshalb so abweisend? Er selbst war Schuld!
    Ken stiegen wieder die Tränen in die Augen, doch er unterdrückte erneut das Bedürfnis sich bei ihm auszuweinen. Gegen seiner Erwartungen war der Schmerz, dass er ihn nicht lieben konnte nicht so groß wie erst gedacht. Tama liebte er ja mit Herz und Seele, doch eben im Moment empfand er sie seinem Gegenüber nicht. Sein Herz gehörte im Moment den Tama, den er sonst kannte und selbstverständlich auch Amaya, doch nicht seinem Gegenüber!


    Ken schien nun alles klarer zu sehen. Sein Liebster schien von einer dunklen Aura umgeben. Dies musste ein böser Traum sein! Tama legte ihm einen Finger auf dem Mund und schüttelte leicht den Kopf.
    „Ich bin eigentlich gekommen um mit dir zu reden!“, fing Tama ein Gespräch an. Zu seinem Tonfall passte sein unverwandter Blick durchaus dazu.
    „Reden wir“, kam die trockene Antwort.
    Ken verstand sich selbst nicht mehr. Wenn dies nun doch kein Traum war sondern die Wirklichkeit in einer Astralwelt? Er würde es sich nie vergeben seinen Geliebten an diesem Tag so behandelt zu haben!
    „Ich wollte dich fragen wie nun dein zukünftiger Weg aussehen wird!“
    „Wie meinst du das?“
    „Was wirst du mit dem Saphir tun?“, fragte Tama und bekam verwunderte Blicke zugeteilt. Noch vor etwa einer Woche sagte er doch noch, er würde nicht wollen, dass Ken etwas mit den Verbrecherbanden zu tun hatte. Er wollte seinen ‚Engel’ doch davon noch abbringen und ihn selbst noch in seinem Tod beschützen wollen!
    „Team Magma aufhalten“, antwortete Ken rasch. Da musste er nicht lange überlegen!


    Tamas Hand fuhr ihm durch das rote Haar. Langsam erschien Tama liebevoller. Durch das Haar hatte er ihn vor seinem Tod auch öfters gestrichen. Er bekam nie von seidenem Haar genug und auch über seine Wange hatte er sein ‚Engelchen’ öfters gestreichelt, ganz von seinen feinen, femininen Gesichtszüge und der weichen Haut begeistert. Und doch wirkten die Gesten nun anders.


    „Findest du nicht, dass Team Magma großartige Vorstellung hat, die Welt neu zu formen?“, fragte er nach. Ken glaubte – nein, hoffte- sich verhört zu haben!
    Er schüttelte fassungslos den Kopf. Wie konnte er denn so etwas behaupten!?
    Unentschieden biss sich Ken auf die Unterlippe. Der verwunderte Junge musste etwas herausfinden.
    „Ich muss etwas herausfinden!“, gab er auch schließlich preis und umfasste Tamas Handgelenke, tat es Amaya gleich.
    Sanft versiegelten seine Lippen die seines Liebsten. Jener wirkte erschrocken. Wieder blieb Ken zu seiner eigenen Überraschung recht kalt. Es war ihm egal ob ihn sein Gegenüber liebte. Tama wäre nie bei einem Kuss erschrocken. Im Gegenteil: seine Augen funkelten stets auf, wenn sie sich küssten oder er verschloss sie zufrieden und konzentrierte sich auf seine große Liebe.
    Recht langsam erwiderte Tama und dazu auch noch sehr ungeschickt! Selbst seine Lippen fühlten sich anders an. Nein, das war nicht derjenige in den sich der rothaarige Junge verliebt hatte und der ihn noch immer die Welt bedeutete.


    Wut auf sein Gegenüber keimte in Ken auf. „Und jetzt sagst du mir wer du bist!“
    Ihm war wohl bewusst, dass viele Menschen ihn nicht für besonders klug hielten, warum war dem schon immer sehr sensiblen Jungen nicht bekannt, doch glaubte sein Gegenüber denn wirklich er wäre so leicht zu täuschen!?


    „Engelchen, was soll die Frage? Komm, ich liebe dich doch“, hielt ‚Tama’ noch immer an seinen Täuschungen fest. Wieder stiegen Ken Tränen in Augen. Wie konnte man nur so sehr mit seinen Gefühlen spielen!? Wenn sein Gegenüber bloß ahnte wie schlimm die letzten Minuten für ihn waren!
    „Du weißt genau was ich meine!“, antwortete er erzürnt.
    Dieses Mal scheute er nicht in die Seele des jungen Mannes vor ihm zu sehen. Er sah bloß aus wie Tama und damit waren die Gemeinsamkeiten auch schon beendet.
    Die Gesichtszüge von ihm verhärteten sich. Sich in schwarzem Nebel auflösend war er verschwunden.


    „Tama!“ Mit diesem Wort schreckte Ken hoch und sah in zwei besorgte Amethyste. Der Besorgnis wich Wut, Traurigkeit und Enttäuschung. Es war nicht leicht in Amayas Augen zu lesen, doch bei ihm ließ sie Gefühle zu. Er konnte regelrecht spüren wie es seiner Liebsten ein Stich in ihr Herz versetzte. Er hatte Tamas Namen gerufen und nicht den Ihren. Sie schluckte schwer, schluckte Tränen hinunter, wandte sich mit schon ungewohnt gewordener Härte ab und ging. Was hatte er ihr bloß mit einem einfachen Wort, einem Namen, angetan. Sein Herz gehörte doch auch ihr!
    „Amaya, warte“, piepste Ken verunsichert und hastete ihr hinterher. Schließlich schaffte er es noch ihr die Tür zu verstellen.
    „Zur Seite!“, murmelte sie. Auch wenn sie es wollte, da Kiyoshi auch noch anwesend war, sie konnte es nicht verbergen verletzt worden zu sein.


    Auf einmal fiel er ihr in die Arme. Prüfend sah Amaya in diese blauen, aufrichtigen Augen in denen sie sich zuerst verliebt hatte. Man konnte aus ihnen alles herauslesen und so hatte sie augenblicklich um seine Persönlichkeit bescheid gewusst.
    „Amaya, tut mir leid.“
    Sie seufzte auf und strich ihm eine der roten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie konnte es wohl verhindern, dass er Tama nie aufhören würde zu lieben. Schließlich nickte Amaya. „Ist schon gut Schatz“, flüsterte sie den für sie so besonderen Jungen zu und erwiderte die Umarmung. Fast schien es so als ob sie ihn nie wieder loslassen würde.

  • Cool. Einfach nur cool. Ich bin noch immer sprachlos. Spasstis oder ähnliche würden jetzt wahrscheinlich sagen: iih, die haben sich geküsst! Das mit dem Abend in der Hütte war zwar leicht...unanständig, wenn man es politisch betrachtet. Mental/psychologisch und biologisch gesehen ist es aber ein ganz normales Verhalten. Ich frag' mich wirklich wieso diese Politiker so 'nen Stuss quatschen von wegen "das ist unanständig". Weiche Mal wieder vom Thema ab... wie gesagt: ein Paar Tippfehler u.ä. sind schon drin, aber die Geschichte an sich ist einfach nur heà! Das ganze Geschehen ist so real geschrieben, als ob du's selbst erlebt hättest. Ich weiss wirklich nicht, was ich noch sagen soll. Die Story raubt mir wirklich die Worte.

  • Ich nehme an, du bist bei Kapitel 14? Hoffe dich stört es nicht, wenn ich weitermache. Unanständig? Ja, ja die prüden Politiker. ^Habs nochmal durchgelesen und hätte es vielleicht romantisch genannt. Aber unanständig? *sich umsicher umseh*


    So hier geht's mal mit Team Magma weiter. ^-^


    Versagen


    Hideaki blinzelte angestrengt den Schlaf aus den Augen. Formverwandlung und Astralprojektion in einem Zauber zu vereinen ermüdeten selbst ihn, den mächtigsten Magier Hoenns. Eine Wut auf sich selbst erfasste ihn. Er war nicht glaubwürdig genug. Warum verlor Dark bloß die Beherrschung über sich selbst!? Er hatte einfach nicht damit gerechnet von dem Jungen geküsst zu werden.
    Gewiss: soweit der Magier das beurteilen konnte war der Saphirwächter sehr hübsch, hatte feminine Gesichtszüge und so war er auch sein Körper sehr schlank und weiblich. Und doch änderte es an der Tatsache nichts, dass er kein Mädchen war.
    Hideaki leckte sich kurz über die Lippen und dachte an den Kuss. Das Gefühl empfand er als…interessant. Seltsam aber interessant.
    In dem Augenblick hatte der Jugendliche vor sich ein hübsches Mädchen gesehen. Dark schüttelte über sich selbst den Kopf. Er hätte Herr über seine Gefühle sein sollen! Viel zu überrascht hatte er reagiert!


    Aus diesen aufrichtigen Augen hätte Hideaki alles lesen können, auch ohne zu seiner Seele vordringen zu müssen. Rasch hatte er jedoch durch den einfachen Zauber erfahren, dass er stets ‚Engelchen’ genannt wurde und nannte ihn bei diesem Spitznamen. Und doch schien das Misstrauen langsam in dem rothaarigen Jungen zu wachsen. Der Kuss verriet den Magier schließlich. Wäre er bloß nicht zurückgeschreckt! Auf der anderen Seite kam es so überraschend, obwohl Dark schon vorher wusste, was Ken wollte.


    Hideaki hatte sich das alles leichter vorgestellt. Zuerst sah er in diese zwei aufrichtigen Augen und glaubte einen naiven, nicht wirklich sehr klugen Jungen vor sich zu haben. Seine extravagante Kleidung machte es auch nicht gerade besser. ‚Leichtes Spiel’, hatte er sich eingeredet und musste sich dabei noch zügeln um nicht mit den Augen zu rollen. ‚Oh nein, bitte sag dass das nicht wahr ist und nicht er derjenige ist, der diese Kraft im Saphir kontrollieren kann.’ Innerlich lächelte er schon zuversichtig.
    Ja, er glaubte ihn allzu leicht von Team Magmas Idealen überzeugen zu können. Erst als er in seinen Geist vordrang wurde er eines Besseren belehrt. Doch es war zu spät. Da hatten Ken schon längst Zweifel ergriffen. Zum Teufel mit der Arroganz und den Vorurteilen! Der Magier war zu überheblich und siegessicher gewesen.


    Hideaki straffte sich und schlüpfte noch ein wenig kraftlos in seine Kleidung. Der junge Magier mochte seine Kleidung sehr. Sie unterstrich seine magischen Kräfte und ließ ihn noch ein weniger mysteriöser wirken. Am Liebsten hätte er sich wieder schlafen gelegt. Der kleine Bruder von Team Magmas Anführer wollte erst gar nicht auf Rin treffen. Sie würde sich seiner Niederlage erfreuen und hätte einen neuen Grund gefunden Hideaki zu hassen. Doch dies tat er als bloßen Vorwand ab um nicht aufstehen zu müssen.
    Ein letztes Mal streckte sich der Magier, bevor er sein Zimmer verließ, jedoch rasch wieder zurückeilend, da er seinen Zauberstab vergessen hatte. Hatte er noch etwas vergessen, gab es noch irgendeine Arbeit in seinem Zimmer zu vollbringen? Hideaki suchte immer neue Einwände um seinen Bruder nicht Bericht erstatten zu müssen. Schlussendlich betrat er widerwillig doch den Gang.


    Schritt für Schritt kam in ihm ein mulmiges Gefühl im Bauch auf. Er hatte seinen Bruder sicherlich enttäuscht! Das wollte Hideaki doch nun wirklich nicht. Die Team Magma Mitglieder, die ihn sahen verbeugten sich zwar, doch vermochten sie ihm nicht lange ins Gesicht zu sehen. Hideaki seufzte auf. Er wusste dass kaum jemand den weinroten Augen standhalten konnte.


    Zögerlich klopfte er an der Tür seines Bruders. Die Kehle schien sich ihm zuzuschneiden. Hideaki suchte verzweifelt eine Ausrede. Nein, er wollte seinen Bruder nicht belügen. Er erfuhr schon immer von ihm die Wahrheit und dieses Mal würde es nicht anders sein!
    Er trat schließlich mit der Erlaubnis in das Zimmer ein und wurde wieder von Tsuyoshi herzlich empfangen. Wenn er bloß wüsste, dass er versagt hatte.
    „Hideaki, wie ist es gelaufen?“, fragte jener mit seiner tiefen, vertrauenswürdigen Stimme nach. Niemand rechnete mit Darks Versagen, er hatte noch nie versagt!
    „Naja…nicht so super..“, formten gezwungenermaßen seine Lippen schließlich die hilflos klingenden Worte.


    Der Boss Team Magmas stutzte und sah ihn ungläubig an. Diese Blicke hinterließen tiefe Spuren auf seiner Seele. In Hideakis Gedanken war bloß mehr Platz für einen Satz: ‚ich habe meinen Bruder enttäuscht!’
    „Was soll das heißen?“, donnerte er.
    Für seinen großen Bruder war dies wohl ein wichtiger Teil des Planes. So hatte ihn Hideaki noch nie erlebt. Doch noch schlimmer als die wütende Stimme war der enttäuschte Blicke Tsuyoshis, welche auf ihm ruhten.


    „Habe mich in Tama verwandelt…war zu unglaubhaft“, stammelte er und der sonst so majestätisch anmutende Magier wirkte wieder wie die fünfzehnjährige, verzweifelnde Jugendliche, der er ja auch war. „..er hat gezweifelt und mich geküsst...ich bin erschrocken..“, brachte Hideaki seinen durchaus sehr lückenhaften Bericht zu Ende.
    Schon fast ängstlich sah er zu seinem Bruder auf. Er konnte diese Blick schließlich nicht mehr ertragen und ließ den Seinen zu Boden wandern. Hideaki spürte eine unbändige Wut in sich. Zuerst glaubte er, dass diese Ken galt, doch sie war an ihn selbst gerichtet.


    In diesem Moment legte sich Tsuyoshis den ihn erblindend lassenden Schleier namens Wut ab. Er sah durch den mächtigen Magier, welche mit Zauberstab und anmutiger Kleidung vor ihm stand, hindurch und entdeckte seinen kleinen, fünfzehnjährigen Bruder, der verletzt und verunsichert war.


    Doch diese Niederlage sollte nicht unbestraft bleiben. Er war es all seinen Team Magma Mitgliedern schuldig alle gleich zu behandeln.
    „Glückwunsch“, sagte er trocken. „Soeben bist du deinen Job als Vorstand wieder losgeworden.“ Tsuyoshi ging den Schritt nicht gerne, doch es war nur gerecht. Alle anderen wären mit dem selben Urteil bestraft worden. Den hohen Posten als Vorstand bekam Hideaki wegen seiner Fähigkeiten nicht wegen der Tatsache, dass er sein kleiner Bruder war.
    Und doch machten ihm die niedergeschlagenen Blicke Hideakis zu schaffen.
    „Darf ich gehen?“, wurde leise gefragt.
    Team Magmas Anführer nickte.
    Versucht so stolz wie eh und je zu wirken verließ er des einen Magier angemessen Ganges den Raum. Da er sich nicht mehr im Büro seines Bruders befand würde er wieder auf andere Mitglieder treffen. Er durfte vor ihnen keine Schwäche zeigen.


    Und Hideaki würde auf Itoe treffen. Das bezaubernde, liebenswerte Mädchen. Der Gedanke an sie ließ ihn für kurze Zeit sein schlechtes Gewissen gegenüber seinen Bruder vergessen. Der Magier mochte ihre typisch mädchenhafte Art. Sie liebte schöne Kleider, süße Pokemon und Blumen. Sie war stets um alles und jeden besorgt und auch wenn sie schwach erschien: Hideaki gab sie stets neuen Mut und ihr Lächeln, ihr Mitgefühl und ihre Gabe wirklich zuzuhören gaben dem Magier Kraft.


    Entschlossen ging er auf die so gut wie immer verlassene Terasse. Niemand bis auf Itoe mochte diesen Ort. Sie jedoch fand ihn zauberhaft. Hübsche Pflanzen schlängelten sich an der aus Stein gehauenen Mauer hoch. Über ihnen wuchsen Trauben. Es war ein Ort schlichter Schönheit und einer der wenigen, die die Sicht auf die Außenwelt gewährten. Team Magmas Versteck war tief im Untergrund Hoenns verborgen, nur wenige Plätze ließen die Sicht zur Außenwelt zu. Eine stämmige, alte Eiche und einige Wolken boten den an das dämmrige Licht des Untergrundes gewohnten Magier eine sehr schöne Aussicht.


    Wie von Hideaki erwartet wurde saß Itoe wie immer um diese Zeit auf der Mauer und redete mit ihrem Eneco. Das Katzenwesen folgte aufmerksam ihrer Worte, sowie er ihrer zauberhaften Stimme lauschte. Das Pokemon bestritt erst einmal in seinem Leben einen Kampf. Itoe benahm sich wie eine Anfängerin! Doch selbst dieses Ungeschick, das sie aufwies, ließ das Mädchen für Hideaki bloß noch liebenswerter erscheinen. Er schüttelte über sich ungläubig den Kopf als er daran zurückdachte den Kuss mit einem Jungen vor Kurzem noch als interessantes Gefühl empfunden zu haben.


    Die Worte verstummten, liebliche Augen in der Farbe junger Tannen sahen Hideaki eindringlich an. Ihr ebenholzbraunes Haar fiel ihr offen bis zur Hüfte hinab.
    „Hideaki“, lächelte sie ihn schließlich an. Es wurde ihm warm ums Herz.
    „Setz dich doch zu mir.“
    Ob sie über Hideakis Gefühle Bescheid wusste? Er konnte es nicht sagen. Selbst wenn sie jene nicht erwidern konnte, wäre sie viel zu rücksichtsvoll gewesen ihm diese Hoffnung zu rauben.


    Doch sie mochte ‚Dark’, den Magier über dem man hinter vorgehaltener Hand lästerte. Viele Gerüchte, selten gute, wurden über ihn verbreitet. Manche behaupteten sogar, er wäre einen Pakt mit dem Bösen eingegangen um solche Kräfte zu besitzen. Man fürchtete den mächtigsten Magier Hoenns mehr als man ihn respektierte.
    Itoe hatte diesen Gerüchten noch nie Glauben geschenkt. Auch sie verfügte über magische Fähigkeiten, denn diese waren bis zu einem gewissen Grad eine reine Frage der Übung. Ihre Magie war weder besonders ausgeprägt, hatte keine besondere Aura und war auch nicht sehr stark.


    Über die einfachsten Zauber verfügend, wagte sie einen kurzen Blick in Hideakis Seele. Itoe konnte sehr viel Dunkelheit sehen, doch auch blühte ein großer Schein des Lichts. Nein, Hideaki war kein schlechter Mensch. Gewiss gab es für seine außerordentliche Begabung der Schattenmagie Gründe. Sie kannte ihn schon seit dem Kleinkindalter. Das war eine viel zu lange Zeit um Zweifel zu hegen.


    Ihr Blick fiel in Hideakis Gesicht. Er sah betrübt und nachdenklich aus. Die meisten Menschen konnten nicht lange in seine weinroten Augen sehen, doch Itoe war fasziniert von ihnen und sie war dem Magier dankbar, dass er sich ihr gegenüber nicht verstellte: nicht jemanden spielte, der er in Wirklichkeit nicht war. Schon so lange wurde von ihm durch seine besonderen Fähigkeiten gefordert stets sein Bestes zu geben. Dabei übersahen diese Leute, ja selbst sein Bruder, den Menschen, der hinter sich hinter dem mächtigsten Magier Hoenns verbarg.


    „Geht es dir gut?“, fragte sie nach.
    „Ich habe versagt“, murmelte er in Wut auf sich selbst versunken.
    Seine Augen suchten die Ihre. Die tannengrünen Augen funkelten Hideaki liebevoll an.
    „Jeder Mensch macht einmal Fehler“, trug sie mit ihrer zauberhaften Stimme vor.
    „Aber ich habe Tsuyoshi enttäuscht“, kam die tonlose Erwiderung.
    „Er wird nur fürs Erste so wütend sein. Morgen, übermorgen wird die Sache nicht mehr so wichtig sein.“
    Sie stoppte kurz und schüttelte leicht lächelnd den Kopf.
    „Und mir ist es gleich wie oft zu versagst.“ Dies hätte sie schon vor zwei, drei Jahren tun sollen. Ab etwa dem Alter in dem sich Jugendliche zum ersten Mal verlieben. Und Itoe wusste was ihr flaues Gefühl im Bauch bedeutete, wenn Hideaki in ihrer Nähe war.
    „Mir ist es gleich wie oft zu versagst. Ich mag dich so wie du bist.“ Diese Worte sollten Hideaki Mut geben, sie sollten ein kleiner Ansporn sein. Angespannt wartete sie seine Reaktion ab.


    Langsam ging er ein, zwei Schritte näher an sie heran. Itoe ließ ihren Blick über Hideaki schweifen. Die traditionelle Kleidung eines Magiers verlieh ihm eine gewisse Anmut. Zögerlich legte er seine Hand um ihre Taile. Verunsicherte Blicke suchten in ihren Augen Bestätigung. Jene funkelten liebevoll auf.


    Hideaki war in Gedanken vertieft. Es schien ihm als würden sie schon Ewigkeiten so verharren. Sie sprang vom Terassengeländer damit sie beide auf Augenhöhe waren. Itoe lächelte schließlich leicht. Es war ein bejahendes, einladendes Lächeln. Nur langsam näherten sich seine Lippen den Ihren. Itoe verspürte den zuerst sehr leisen, unaufdringlichen Wunsch Hideaki zu küssen als immer intensiver werdend. Nun verschwand auch sehr zögerlich aber stetig seine Verunsicherung. Glaubte er etwa, sie würde ihn zurückweisen?!


    Wieder keimte in ihr das warme, angenehme Gefühl auf. Für Itoe war es klar sich verliebt zu haben. Und doch wurde auch sie langsam nervös. Sie spürte seinen Atem in ihren Nacken. Itoes Wangen zierte eine leichte Röte als die Hand ihres Schwarms durch ihr Haar glitt.


    Schließlich schien der Raum von Magie erfüllt. Ihre Lippen wurden von den Seinen umsiegelt. Das sich im siebtem Himmel fühlende Mädchen empfand den Kuss als sehr innig. Niemand kannte sonst seine einfühlsame, verletzliche Seite. Hunderte Schmetterlinge schienen in ihrem Bauch ihre Flügel auszubreiten und davonzufliegen, waren so frei wie sie selbst auch. Itoe versprach sich in diesem Moment ewig für Hideaki dazusein.


    „Hideaki“, hauchte sie schließlich und kuschelte sich eng an ihn.
    Itoes Liebster schien dies bloß am Rande mitzubekommen, er hatte die Augen verträumt verschlossen, beugte sich vor um seine Nase in ihren Nacken zu vergraben. Ihr Haar roch nach Blumen. Hideaki konnte sich in diesen Geruch verlieren.
    ‚Da schaut sich mal einer den mächtigen Magier an!’, dachte sich das verliebte Mädchen ein Grinsen verkneifend. Liebevoll strich sie ihm eine der schneeweißen Haarsträhnen aus dem Gesicht.


    Langsam näherten sich die Lippen der beiden Verliebten wieder: ein Kuss noch bevor die Pflicht wieder rief!…


    Das Gefühl war ihr von einem Schlag zum Anderen so vertraut geworden. Und schlagartig fühlte sich Itoe noch mehr zu dem Magier hingezogen. Nein, es war nicht bloß eine Schwärmerei. Geschwärmt hatte sie schon öfters: stets dann wenn sie einen Jungen attraktiv und interessant fand. Doch etwas Ernstes war es nie. Das Mädchen war oft in Tagträumen vertieft und diese erzählte sie immer Hideaki. Die beiden hatten sich noch nie irgendetwas verschwiegen. Diese Beziehung zu diesem großartigen Jungen war ihr ernst.


    Der warme Atem ihres Freundes auf ihrer Wange ließ sie aus der Gedankenwelt zurückkehren. Wieder vereinten sich ihre Lippen zu einem recht flüchtigen, aber wieder sehr innigen, Kuss.


    Hideaki glaubte, dass ein Traum wahr geworden sei. Vier, vielleicht auch fünf Jahre war er schon in das für andere unsichtbare Mädchen verliebt. Sie war nur eine Botin. Das Mädchen zum Kaffee machen, Dokumente und Papier schlichten, Nachrichten austragen und all die Aufgaben, die niemand zu schätzen wusste. Doch Hideaki war dies egal. Das warme, geborgenen Gefühl ihn im war genug Bestätigung seiner Verliebtheit! Jener Kuss entlockte in ihm deutlich andere Gefühle als der mit dem Jungen. Bei diesem war es zuerst Schock, dann Interesse und Neugier gewesen. Doch nicht vergleichbar mit diesem. Itoes weiche Lippen schienen sich vollends an seine zu schmiegen und sie erwiderte, ließ sich dabei in seine Arme fallen.


    Ihre Augen öffneten sich plötzlich schreckensweit. Hideaki folgte aus seiner Gefühlswelt gerissen ihrem Blick. Rin stand am Eingang der Terasse. Ein kaltes Lächeln umspielte ihre Lippen. Itoe beobachtete besorgt Hideaki. Wenn sie nun in seine Seele sah wich das zuvor überhand gewonnene Licht wieder Dunkelheit. Seine Gesichtszüge wurden härter. Doch das Mädchen, welches noch immer an dem Magier angeschmiegt war, fürchtete sich nicht vor der wieder aufwallenden Dunkelheit. Sie wusste, dass stets Licht und Finsternis in ihm um die Herrschaft rangen. Bei ihr gewann immer seine gute Seite. Itoe konnte reinen Gewissens sagen ihm gut zu tun.


    Sie berührte seine Wange und schüttelte mit eindringlichem Blick den Kopf. Nun war für sie seine liebevolle Seite zu spüren. Dennoch verzogen sich seine weinroten Augen zu gefährlich schmalen Schlitzen.
    „Was willst du?“, fragte er schließlich leise zischend.
    Verachtung lag in Rins Augen, als sie Itoe ansah. „Verzieh dich unbedeutende Bürobotin!“
    Ein magischer Fluch lag dem Magier auf der Zunge und doch blieb dieser unausgesprochen. Hideaki stellte sich vor was er mit seiner Magie Rin alles antun konnte. Bei dem Gedanken kam in ihm nicht einmal Mitleid auf. Da er jedoch seine Vernunft nicht verloren hatte, entschied er sich dagegen. Team Magma brauchte sie und sein Bruder sollte nicht schon wieder so sehr enttäuscht werden!
    „Bis morgen“, hauchte Itoe ihm zu und wollte gerade gehen.
    „Nein, du musst nicht ihren Befehlen gehorchen!“, kam es erwidernd zurück.
    Seine Liebste schüttelte den Kopf „Sie ist ein Vorstand. Natürlich muss ich das!“
    Er merkte wie sie schauderte, wenn sie Rin sah. Und jene nützte ihre Unsicherheit, ihre Angst ihr gegenüber, aus und schüchterte sie regelmäßig ein. Es machte ihr sichtlich Spaß!


    Hideaki ließ sie nur schweren Herzens gehen. Rin sollte nicht mit ihr so umspringen! Natürlich empfand sie auch für sie Verachtung. Bei ihr gab sie als Grund mangelnde Kampfkenntnisse an. Außerdem war sie nicht sehr autoritär. Hideaki musste sich eingestehen, dass die kaltherzige Commandantin Recht behielt, doch Itoe hasste es nun einmal zu kämpfen und sie war auch nicht freiwillig bei Team Magma. Ihre Mutter war als Mitglied damals schwanger geworden und doch war sie nicht aus der Organisation ausgestiegen. Itoe wollte mit all den Intrigen und Verbrechen Team Magmas in Ruhe gelassen werden!


    „Siehst du die Kleine weiß wenigstens wen sie gegenüber Respekt zollen muss“, meinte Rin und sah sich mit der Zunge schnalzend die Terasse an. „Ich war noch niemals hier, aber…“
    Die Commandantin rümpfte verachtend die Nase „Was für ein kitschiger Ort. Mir war klar, dass ich dich hier mit der Kleinen antreffen würde.“
    Rin lächelte vielsagend „Hier kann man ja bekanntlich ungestört sein. Perfekt für ein Paar, oder? Niemand stört euch…“
    Hideaki versuchte ihre mehrdeutigen Bemerkungen einfach zu überhören.
    Rin lachte auf. Eigentlich hätte sie eine sehr schöne Stimme, doch ihr Charakter verdarb auf eine gewisse Art und Weise auch ihr Aussehen, sowie alles andere. Ihr Lachen klang spottend und kalt.
    „Was hat der mächtigste Magier mit einer Büromaus zu schaffen. Jeden Tag eine andere zu…“


    Rin merkte wie ihr die Kehle enger werden zu schien. In einen Schock versetzt griff sie nach dem Magieband um ihren Hals. Die Wut war mit Hideaki durchgegangen. Rins abfällige Bemerkungen war der Magier gewohnt, doch niemand hatte Itoe zu beleidigen oder auch zu behaupten sie sei bloß ein hübsch anzusehendes Spielzeug.


    „Hideaki!“, rief Simsalas Stimme in seinem Kopf. Dieser war seit je an schon sein Partner. Das einem Zauberer gleichende Pokemon war die Stimme der Vernunft, wenn die Seine durch blindem Wut vernebelt worden war. „Was soll das werden?“, donnerte Simsala in seinen Gedanken. Der einzelne Pokeball an seinem Gürtel leuchtete auf.
    Zornige Worte murmelnd ließ Hideaki den eben gewobenen Zauber in Luft auflösen.
    Wieder umspielte Rins Lippen ein unberechenbares, kaltes Lächeln. „Aber du hast versagt, Dark, das weißt du auch. Du hast deinen Bruder enttäuscht!“
    Der Magier schnaubte wütend und verließ mit seiner bekannten, stolzen Haltung den Raum. Gerade Rin sollte ihm keine Schwäche ansehen. Und doch hallten ihre Worte immer und immer wieder in seinem Kopf wider: du hast versagt, Dark!

  • Okay, diesmal bin ich nicht so sprachtot von dem Kapitel. Ich muss schon sagen: Hut ab! Dieser konstante Wechsel aus Licht und Dunkelheit ist schon faszinierend. In meinem Buch geht's an sich auch um Gut und Böse, nur wurden da die Rollen vertauscht: Schatten ist "gut" und Licht ist "schlecht". Nur hat das wieder nichts mit dem Thema zu tun. Was ich ebenfalls gut finde ist dass auch Magma-Mitglieder, die eine hohe Position innehaben(aka Hideo) auch "nur" Mensch sind und sich ihren Gefühlen hingeben. Ich wünschte nur, ich könnte das auch...


    Zu Kap. 14: es ist auch nur unanständig, wenn man es genau mit einem bestimmten Hintergedanken analysiert. Noch ene Eigenart von mir: ich gehe gerne Sachen auf den Grund. D.h, ich lese den text zuerst einmal oberflächlich durch, um mir ein Bild von dem Ganzen zu machen und lese ihn anschliessend ein zweites, drittes usw. Mal. Das mach' ich auch mit Büchern: einmal zum Spass durchlesen und anschliessend analysieren. Bringe es aber trotzdem fertig, "The order of the Phoenix" in einem Tag durchzulesen. :thumbsup:


    Tja, wie bei meinen vorherigen Posts bestehe ich auch weiterhin auf 0 Kritik und einen fantastischen Schreibstil, der nur eben durch winzige Tippfehler unterbrochen wird. Alles in allem macht sich das Herzensblut also bezahlt.

  • Pikachu


    Ein tiefes Knurren erfüllte die Nacht. Von einem schier millionenalten Wesen kam es. Von einem Wesen, das so alt wie die Erde selbst war. Eine riesige Schlange mit smaragdgrünen Schuppen huschte über den Himmel. Einen Moment lang, es war zu schnell für menschliches Auge. Ja, die Schuppen selbst schienen aus den Edelsteinen zu bestehen, sie glitzerten im silbrigen Mondlicht.


    Papier raschelte. Schnell erhaschte das kleine Kind noch einen Blick auf den Drachen, bevor die nächste Seite aufgeschlagen wurde.


    Das Wesen maß über sieben Meter und doch bekamen es trotz seiner Größe noch nicht viele Menschen zu Gesicht. Der Wächter, die Gottheit!, des Himmelsreiches wurde von denjenigen, glücklichen Menschen als flügellose Schlange bezeichnet. Mysteriös, anmutig…egal welche Worte die Augenzeugen für dieses Wesen gebrauchten: stets klangen sie ehrfürchtig.
    Rote Muster überzogen seinen länglichen Körper, gelbe Reptilaugen blitzten auch noch in der dunkelsten Nacht auf, hell und klar wie bei Tage.


    Mit funkelnden Augen sah das Mädchen im Alter von drei Jahren auf.
    „Weiterlesen!“, forderte sie rasch.


    Es bewegte sich im Schutze der Nacht. Jenen Gottheiten waren dazu verdammt zu jagen, waren sie doch in Körpern gefangen.
    Die Schlangengestalt erspähte ein von seiner Herde abgetrifftetes Pokemon. Es war noch ein Fohlen. Mit hinkendem Fuße und herzereisendem Ruf nach der Mutter, ging es langsam auf den Hang zu. Setzte vorsichtig einen Schritt vor den Anderem.
    Der Wächter des Himmels sah in jenem Wesen eine verblassende Aura des Schicksals. Erst im nächsten Leben hatte es eine Aufgabe zu erfüllen.


    „Aber es ist doch ein Baby!“, empörte sich das Kind. Hilfesuchend sah es zu ihrer Mutter auf und wandte danach wieder entsetzt ihren Blick auf das gezeichnete Bild. Im Schatten der Bäume lauerte der Jäger auf sein Opfer. Gleißend, gelbe Augen strahlten aus dem Gebüsch hervor. Sah das Pokemon ihn denn nicht?!
    Beruhigend strich die Mutter ihrem Kind über die Wange. „Mein Kleines, es ist doch bloß eine Geschichte“, lächelte sie und fuhr mit erzählender Stimme fort.


    Eines Snobilikat gleich, welches vor dem Bau eines Sandans ausharrte, schnellte der Drache hervor. Dolchlange Zähne eines Gebisses in der Größe eines ausgewachsenen Gallopas waren zum Angriff bereit.
    Doch wie aus dem Nichts erschien in jener für das Pokemon so schrecklichen Sekunde ein grelles, reines Licht. Es umspielte den Körper seines Opfers.
    Es wandelte sich langsam. Rubinrote Schwingen breiteten sich aus, jede einzelne Feder leuchtete im Mondschein. Ein Federkleid in den schönsten Farben bekleideten das zuvor sehr schlicht wirkende Pokemon. Sein Körper bekam eine ibitakgleiche Gestalt. Doch jener maß mehr als vier Meter.
    Nun erfüllte ein schriller Schrei eines Vogels die Nacht. Von einem Wesen, das gerade erst im grellen Licht geboren wurde.
    Ein silberner Glanz umspielte das in prächtigen Farben erstrahlende Gefieder. Das Licht wandelte sich für kurze Zeit in gleißende Flammen. Der Drache wich erschrocken zurück. Allmählich verging es wieder, doch zurück blieb ein neues Wesen.


    Das Pokemon von dem der Himmelswächter glaubte, ihm sei keine Aufgabe zugeteilt worden, sollte von nun an mit ihm über das Reich über den Wolken herrschen.


    So wurde Ho-oh geboren.


    Amaya starrte in Erinnerungen vertieft auf die Mutter mit ihrem Kind. Wenn doch ihre Eltern noch am Leben wären….
    Sofort schallte sie sich in Gedanken dafür. Sie war eine Agentin und eine Diebin! Eigentlich brauchte sie niemanden und doch wünschte Amaya sich manchmal, ihre Eltern wären noch am Leben.


    Seufzend ließ sich Amaya in einen recht unbequemen Sessel fallen. Schon seit zwei Stunden wartete sie im Vorraum des Hotels. Warum brauchte Ken bloß so lange alles zusammenzupacken!? So wie sie ihren Liebsten kannte stand er noch immer im Bad und konnte sich nicht so recht entscheiden welche Kleidung er tragen sollte.
    „Diese männliche Diva“, raunte sie ihrem Teamkollegen zu.
    Auch Kiyoshi wurde langsam ungeduldig. Immer wieder ließ er seinen Blick zu den Stufen wandern.


    Aus Langweile wurde die Einrichtung des Hotels viel genauer angesehen, als es Amaya sonst getan hätte.
    Rote Seidenvorhänge fielen zu beiden Seite des mit einem Goldrahmen verzierten Fensters hinab. In einem gleichmäßigen Takt prasselten Regentropfen dagegen. Der Himmel war wolkenverhangen und die Luft eisig kalt. Langsam wurde es Herbst. Amaya mochte diese Jahreszeit nicht. Alles erstrahlte in bunten Farben. Rote, gelbe und manchmal auch noch leicht grüne Blätter fielen von den Bäumen hinab. Warum konnte es nicht Winter sein?!
    Sofort schweiften ihre Gedanken zu ihrem noch immer nicht erschienen Freund ab. Sie war sich sicher, dass er den Herbst liebte, genauso wie den Sommer und den Frühling.
    Den Frühling sicherlich am Meisten, da sich langsam wieder die Welt in ihrer vollen Pracht zeigte. Blumen blühten wieder auf, Pokemon, die den Winter in einem Bau verbracht haben, kamen wieder aus ihren Verstecken hervor um von warmen Sonnenstrahlen begrüßt zu werden.
    Amaya mochte den Gedanken nicht.


    „Na, gehen wir dann?“, fragte Ken neben ihr.
    „Zuerst sich wie ein Model zurechtrichten und dann fragen, ob wir nicht endlich gehen können!“, neckte sie ihn.
    Eigentlich hatte sich Amaya schon ihn zurechtweisende Wörter ausgedacht, doch auf einmal war ihr Ärger verflogen. Die lange Wartezeit schien ihr nun bedeutungslos geworden zu sein, als sie in diejenigen blauen Augen sah, in die sie sich als Erstes verliebt hatte.
    „Tut mir leid. Du hast mich ja aufgeweckt, aber dann bin ich wieder eingeschlafen und…“
    Amaya schüttelte ungläubig den Kopf. „Aber jetzt hast du alles, oder?“
    Er nickte.


    „Ist das nicht wunderschön?“, strahlte Ken, als sie schließlich aus dem Hotel gingen.
    Es hatte aufgehört zu regnen und ließ eine in den nassen Straßen sich spiegelnde Welt zurück. Noch vereinzelte Wassertropfen lösten sich vom Himmel, doch zwischen den grauen Wolken, kroch langsam wieder die Sonne hervor.
    Ein Wasserfilm überzog das bunte Laub und ließ dessen Farben in ihrer vollen Pracht erstrahlen, sofern sie dem raren Sonnenlicht ausgesetzt waren.
    Amaya musterte ihren Freund kurz mit liebevollem Blick. Er erinnerte sie immer daran, warum die schier so kalte Agentin sich verliebt hatte.
    „Es ist doch bloß Wasser und Herbstlaub“, konterte sie, darauf erpicht ihn wieder zu necken.
    „Wunderschön!“, beharrte ihr Liebster.


    „Aber kalt“, fügte er hinzu und drängelte sich noch enger in die dünne Jacke.
    Auch hatte er Handschuhe und einen Schal gekauft, doch diese waren alle Modeaccsesiours aus Seide. Amaya schüttelte leicht lächelnd den Kopf. Frauenhandschuhe, welche bis über die Ellbogen reichten, und einen Modeschal zu einer ärmellosen Jacke zu tragen, konnte auch nur ihr Freund sich einfallen lassen. Und doch sah es an ihm sofern man ihn kannte, nicht zu albern aus.
    „Wie wär’s, wenn wir noch schnell eine ordentliche Jacke kaufen gehen?“, fragte Kiyoshi kurz an und bekam ein klares Nicken zur Antwort.
    „Und wen soll ich jetzt bestehlen? Siehst du hier noch Personen auf der Straße? Nein?!“


    Grelle Blitze unterbrachen das Gespräch. Ein aufgebrachtes Magnayen lief die Straße entlang, suchte einen geeigneten Kampfplatz. Seine Kehle verließ ein tiefes Knurren. Die Haare des Schattenhundes sträubten sich. Kurz zuckte in der Ferne ein weiterer Blitz auf, dieses Mal war er auf Magnayen gerichtet. Mit einer raschen Bewegung war er ihm ausgewichen.


    Eine Donnerkugel schoß aus einer finsteren Seitengasse hervor. Für einige Momente schien es, als würde sich Magnayens Gegner weiterhin im Schutze der Dunkelheit verstecken. Doch jene Kugel aus gelben Blitzen umgab ein Wesen, ein ziemlich kleines Wesen.
    Kampfeslustig richtete sich der Feind des Schattenhundes auf.
    „Pika-Piii!“, rief er ihm feindselig entgegen.
    Eine tiefe Narbe erstreckte sich von seinem linken Augen bis zur Wange. Die schwarzen Spitzen der gelben, langen Ohren zeugten ebenfalls von seiner Kampfeslust. Sie waren zum Teil zerbissen, zerkratzt und auch Brandnamen konnten sie vorweisen.


    Gleißende Funken umspielten die roten Backen der Elektromaus. Magnayen tänzelte um das Pikachu. Es versuchte zuzubeißen, wich im nächsten Moment wieder zurück nur um einen neuen Versuch zu starten.
    „Pekachuu!“, rief der kleine Raufbold aus und erhellte die recht dunkle Straße für einige Momente. Eines Arboks gleich kam ein Blitz hervogeschnellt und durchdrang den Körper des Schattenhundes. Magnayen hielt sich bloß wankend auf den Beinen, schaffte es aber dennoch. Markerschütterndes Jaulen ertönte über den Straßen Malvenfrohs. Eine weitere Donnerattacke sollte für Magnayens Niederlage sorgen.


    „Psiana Sternenschauer, los!“, rief Ken aus, er konnte das Leiden des Schattenhundes nicht mehr ertragen.
    „Misch dich da nicht ein!“, giftete Amaya ihn an. „Kann uns doch egal sein, wenn ein paar dumme Pokemon meinen, sie müssen sich den Schädel gegenseitig einschlagen!“
    Geschickt wich Pikachu jeden einzelnen der Energiesterne aus. Abwertend, sowie provozierend spuckte das kampfeslustige Pokemon vor sich auf den Boden. Pikachu hasste die Menschen! Und dieser sollte es zu spüren bekommen!


    Abermals zuckten Blitze um seine Wangen. Doch jene Attacke war dieses Mal nicht auf ein Pokemon gerichtet. Angsterfüllt starrte Ken den Donnerblitz entgegen. Wie ein Lähmungsmittel fuhr die Angst durch ihn und veranlasste ihn stehen zu bleiben, auf ein Wunder zu hoffen. Wie aus weiter Entfernung glaubte er Amayas Warnrufe wahrzunehmen. Ein schrilles Miauen ließ ihn aus einer verschwommenen Scheinwelt zurückkehren. Psiana hatte sich selbstlos vor ihren Trainer gestellt. Recht schnell hatte sie sich von dem Angriff wieder erholt.


    „Psiaana-Psii-Psiaana!“, rief sie dem Pikachu entgegen. ‚Das ist eine Sache zwischen uns beiden, mein Trainer hat nichts damit zu tun’, meinte sie wohl. Die Lichtkatze pfauchte bedrohlich, auch ihr lavendelfarbenes Fell sträubte sich.


    „Psystrahl!“, rief Ken aus.
    Ein elektrisches Rad kam auf das Pokemon zugerast. Grelle Funken befreiten sich aus dem Rad, wurden jedoch gleich wieder von der Elektrizität zurückgezogen. Licht umspielte das Rad aus Elektrizität, dessen Mitte das Pokemon selbst darstellte, und tauchte es in rote Farben. Noch nie hatte der Koordinator ein solches Schauspiel von einer Attacke gesehen. Gefährlich, unwirklich wirkend und zugleich wunderschön. Der Ehrgeiz dieses erstaunliche Pokemon zu fangen und zu zähmen keimte in dem Trainer auf.


    „Ausweichen Psiana und Psychokinese!“, befahl er seiner Katze. Dem Ehrgeiz mischte sich ein mulmiges Gefühl bei, Psiana sollte schließlich nicht verletzt werden.
    Ein lilafarbener Lichtfilm bedeckte Psiana, in ihre Augen legte sich ein eisblauer Glanz. So funkelte auch der Edelstein auf ihrer Stirn in allen Regenbogenfarbenen. Mit telepathischen Kräften wurde das Pikachu emporgehoben. Unkonzentriert konnte das gegnerische Pokemon die Kugel aus Blitzen nicht länger um seinen Körper halten.


    „Sterneschauer und Psystrahl!“, rief Ken aus. Es war bloß ein Bauchgefühl, dass diese Attacken nun richtig eingesetzt worden waren. Beim Kämpfen blieb nie viel Zeit sich Gedanken zu machen.


    Regenbogenfarbene Sterne, durch den Psystrahl gefärbt, trafen Pikachu. Jenes hielt sich schließlich verbissen an einer Laterne fest und stürmte nach dem Sternensturm mit einer schnellen Attacke zurück. Sein Schweif funkelte silbern auf. Stahl traf die Lichtkatze direkt auf dem Kopf. Durch das Metall leitete das kampfeslustige Pokemon einen starken Blitz.
    „Psiana, nein!“
    Psianas gellender Schrei trieb ihrem Trainer Tränen in die Augen. Bei einem Pokemonkampf sollten sich die Kämpfer doch nicht wirklich verletzen. Dieses Pikachu hielt von dieser Moralvorstellung und von Regeln wohl nicht viel. Obwohl die Lichtkatze längst du Boden gegangen war, verließ ein weiterer Blitz seinen Körper.


    „Nein, lass das sein!“, schrie Ken verzweifelt. Psiana durfte nichts geschehen! Sie kannten sich doch schon zehn Jahre, und sie war ihrem Trainer stets eine gute Freundin gewesen. Starkstrom konnte tödlich enden, nicht bloß für Menschen. Normalerweise stoppten die beiden Gegner mit den Attacken, sobald einer von ihnen mit seinen Kräften am Ende war.


    „Bitte Pikachu, hör auf“, flehte er.
    „Warte, das haben wir gleich. Absol Klingensturm!“, rief Amaya. Psianas Leben war ihr egal, doch sie konnte sich nicht vorstellen mit Kens Vorwürfen zu leben, sie hätte seinem Pokemon nicht geholfen.
    Wieder umspielte ein Schmunzeln die Lippen des Pikachu. Ein greller Blitz zerteilte die Energiesichel. Einer weiteren schaffte das Pokemon schließlich nicht mehr zu entgehen.
    „Absol, Eisenschweif.“
    Nun war es Pikachu, welches energielos am Boden lag. Es lächelte kurz, als es Absol entgegensah. Schon fast ein herausforderndes „Pikka-Pi“ kam der Schattenkatze entgegen.
    „Setz Pikachus Leben ein Ende!“, meinte Amaya trocken. Ihre Amethyste wirkten kalt. Ken schauderte bei diesem Anblick.
    Kiyoshi griff schließlich ihren Arm und schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er eindringlich.
    „Blondschopf, was willst du?“, keifte sie.


    „Warte vielleicht sollte ich…“, meinte ihr Liebster schließlich ausweichend, er hatte sich wieder ein wenig gefasst und konnte wieder klar denken.


    Unschlüssig rollte er einen kleinen Pokeball zwischen den Fingern. Er war sich nicht sicher, ob dies die richtige Entscheidung war. Würde sich dieses kampfeslustige Pokemon je zähmen lassen? Würde es je anfangen ihn zu mögen oder gar mit ihm Freundschaft schließen? Die Antwort auf diesen Fragen lag in der Zukunft und konnte im Moment noch nicht gegeben werden.


    „Na was ist? Wirfst du endlich“, hörte er Amaya ungeduldig sagen. Ihr Absol hatte schon einmal dem Leben eines schlichten Habitaks ein Ende gesetzt, doch in diesem Moment dachte sie an Ken. Er sollte nicht mit ansehen, wie dies wieder geschah. Ihm lag viel zu viel an einem Pokemon, als dass er dies einfach erdulden würde. Amaya liebte ihren Freund wirklich. Rücksicht lautete wohl dieses Wort. Die junge Agentin schallte sich in Gedanken. Sie war wohl wirklich in letzter Zeit weicher und sensibler geworden, denn wenn sie ehrlich war sträubte auch sie sich gegen ihr eigenes Vorhaben zutiefst.


    Schlussendlich warf Ken den Ball. Pikachu wandelte sich bei der Berührung in einen roten Energiestrahl um. Die Nerven des Trainers waren zum Zerreisen angespannt. Eine ganze Minute lang, die ihm wie Stunden vorkamen, wehrte sich Pikachu im Inneren des Balles gegen ihn und kämpfte für seine Freiheit. Mit einem lauten Klicken blieb der Pokeball schließlich stehen.


    Bedächtig hob Ken es auf. „Ich werde gut auf mein Pikachu acht geben.“
    Liebevoll betrachtete er den Ball. „Ich hoffe wir werden doch eines Tages Freunde“, flüsterte er und war sich dabei nicht so sicher – ob sich das Pikachu langsam mit ihm vertragen würde?!

  • So, dieses Pikachu ist das erste Pokemon dem ich einen recht komplexen Charakter und eine Vergangenheit, abgesehen von meinen One-Shots, andichte. Freue mich hier auf Rückmeldungen.


    Mein Pokemon...mein Freund


    Pikachu starrte seinen neuen Trainer hasserfüllt an. Er hatte ihm die Freiheit geraubt, das einzige was dem kleinen Pokemon, neben seinem Stolz, noch geblieben war. Ken wich traurig den vor Zorn funkelnden Augen Pikachus aus. Dieses Pikachu hasste die Menschen – es hasste ihn.
    „Lass es frei!“, meinte Amaya trocken.
    Sie hatte den Blick desinteressiert gegen den wieder klaren Himmel gerichtet. Sonnenstrahlen spiegelten sich in dem See wieder. Malvenfroh war nur mehr als kleiner Punkt am Horizont sichtbar.
    „Der Hass den Menschen gegenüber wird sicherlich einen Grund haben“, konterte er. „Er ist jetzt mein Pokemon, ich werde mich um ihn kümmern.“
    „Nein, wie edel!“, erwiderte sie mit schnippischem Unterton in der Stimme.


    Vorsichtig streckte Ken Pikachu eine Hand entgegen. Es brauchte sicherlich nur eine Aufmunterung! Wie um seine Annahme zu widerlegen, durchfuhr ein Warnstrom seinen Körper. Der Blitz schien wie tausende Nadeln zuzustechen.
    „Pikkkachu!“, zischte es.
    Benommen taumelte ‚sein Trainer’ zurück und wurde von Kiyoshi aufgefangen.
    „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte jener besorgt nach.
    „Mehr oder weniger..“
    Sofort war auch Amaya zu ihm geeilt. Niemand sollte ihrem Liebsten Leid zufügen!
    Erzürnt hatte sie einen ihrer Pokebälle genommen. „Mit dem muss man andere Seite aufzuziehen, Sengo soll dem idiotischen Pokemon mal eine Tracht Prügel verpassen!“
    „Nein, warte!“, rief Ken aus und sah sie beschwichtigend an. „Pikachu könnte sich gegen Sengo nicht wehren, es ist sicherlich noch von vorher erschöpft.“
    „Umso besser.“
    „Pekaa!“, sagte es eindringlich und stieß sich vom Baum ab. Seine Hinterpfote zeichnete in die Erde eine Katzengestalt, welches ein Sengo darstellen sollte. Als provozierende Geste spuckte es darauf und grinste schließlich überlegen. Es bereite Vergnügen zu sehen, wie das Mädchen sich zurücknahm die Hände nicht zu Fäusten zu ballen. Ihr Gesichtsaudruck hätte vielleicht anderen Menschen Ausdruckslosigkeit vorgetäuscht, doch Pikachu ließ sich nicht täuschen!


    Auch Pikachu war einmal ein zahmes Pokemon gewesen ….und er war ein treuer Freund. Als kleines Pichu wurde es von reichen Menschen großgezogen. Dessen Kinder nahmen Pichu oft zum Baden an den See mit, gingen mit ihm in den Park, sie kämpften gegen andere Trainer.
    Nichts taten sie ohne ihn. Doch dann bekamen die Kinder ein Nidoking geschenkt. Es war stärker und kam bei ihren Klassenkollegen besser an. Ab diesem Zeitpunkt wurde Pichu uninteressant und musste über ein Jahrzehnt in seinem Pokeball verweilen, den es zuvor noch nie von Innen gesehen hatte.


    „Was ist das für ein Ball?“, hörte es den kleinen Jungen sagen mit dem er so oft gespielt hatte.
    Doch jener war schon lange kein Junge mehr, nein, er war schon fast erwachsen. Pichu war wie ein gebrauchter Gegenstand in eine Ecke gestellt worden. In diesem Moment keimte der Hass gegen Menschen in ihm auf.


    Von Tag zu Tag wurde das kleine Pokemon um ein Stück einsamer. Es vermisste die Zeit in der es mit den Kindern unbeschwert spielen konnte. Viel zu viel Zeit war ihm in dem dunklen Ball zum Nachdenken geblieben. Und die Antwort waren schlimmer als all die Fragen: ‚Es ist meine Schuld, dass ich hier eingesperrt bin!’ Pikachu konnte sich auch noch nur zu gut daran erinnern, wie er als Pichu mit Angstzuständen in dem Pokeball aufgewacht war. Andere Pokemon konnten sich sicher sein, dass sie bald wieder ihre Außenwelt sehen durften. Und je mehr Tage verstrichen, je mehr Pichus Zeitgefühl verloren ging, desto klarer wurde die gleichgültige Kälte in ihm. Zuerst befand er diese Selbsterkenntnis als erschreckend, und dennoch: nichts und niemand würde mehr tiefe Wunden in seiner Seele hinterlassen können!
    Wieder in der realen Welt, fing Pikachu hart an zu trainieren. Normalerweise entwickelten sich Pichus durch Liebe und Zuneigung ihres Trainers, doch so geschah dies nicht bei ihm. Das enttäuschte Pokemon brauchte keine falsche Liebe, keine falsche Zuneigung.


    Pokemon, die glaubten, es gäbe eine enge Freundschaft zwischen Menschen und den Ihren, für die hatte Pikachu nur Verachtung über. Es war wie mit kleinen Kindern! Kaum hatten sie ein besseres, teureres Spielzeug in Visier, wurde das Alte weggeworfen. Im Gegensatz zu Spielzeug, besaß Pikachu Gefühle und Gedanken. Und diese wurden von ihnen mit Füßen getreten! Genauso wie das blinde Vertrauen. Nein, Pikachu würde nie wieder einen Menschen vertrauen!


    Pokemon, die freiwillig in Pokebällen wohnten, waren Sklaven! Sahen sie denn nicht, dass sie für Menschen bloß Gegenstände waren?! Glaubten sie denn wirklich, ihre Trainer würden sie lieben? Sie warfen ihren Stolz einfach weg, indem sie sich freiwillig versklavten!
    Das Bild des Psianas ging ihm nicht aus dem Kopf. Selbstlos nahm die Lichtkatze eine Attacke auf sich. Wie erniedrigend! Ihr Trainer war nur ein Mensch!


    „Was ist dir passiert, dass du niemanden vertrauen kannst? Gib mir eine Chance“, hörte Pikachu den rothaarigen Jungen vor sich sagen.
    Er war darum bemüht sehr mitfühlend zu klingen und jenes Mitgefühl auch in seine Augen zu legen. Glaubte denn der selbsternannte Trainer denn wirklich, Pikachu würde ihn interessieren? Ja, er klang durchaus glaubwürdig, doch Menschen waren von Natur aus schlecht! Sie kannten kein Mitgefühl, keine wahre Freundschaft, keine wahre Liebe! Pikachu verglich die Menschen gerne mit einem Snobilikat. Sie waren falsch und hinterhältig und sie konnten lügen ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
    Pikachu sah ihm kurz entgegen, suchte in seinen Gedanken den Namen für den Jungen. Wenn die verachtende Person einen Namen trug, erschien dem Pokemon der Hass reeller.


    Neugierig war Pikachus Blick wieder auf den Trainer gerichtet. Er schloss die Augen und presste einen blauen Edelstein an sich.
    Das schon zu oft enttäuscht gewordene Pokemon war von dem Saphir in dessen Bann gezogen worden. Es war nicht die leicht bläulichen Sonnenstrahlen, sich in dem Edelstein spiegelten, die Pikachu so beeindruckten. Dies war gewiss ein sehr schöner Anblick, doch nun lag Magie in der Luft. Es war die reinste Form der Magie. Die Magie des Lebens und des Lichtes.
    Ging sie von dem Jungen aus? Wie konnte das möglich sein? Menschen waren doch böse….
    Immer intensiver wurde das bläuliche Licht des Steines. Mit zu kleinen Schlitzen verengten Augen sah Pikachu das magische Schauspiel mit an.


    Die Hände des Jungen bebten leicht, sie zitterten vor Anstrengung. Pikachus Weltbild war wieder in seinen schier unerschütterlichen Gemäuern zurückgekehrt. Über Jahre hatte sich die Elektromaus eine Art Festung um sich aufgebaut, so konnte sie nicht enttäuscht werden. Menschen waren eben schlecht! Und wenn ein Junge versuchte die Lichtmagie unter seiner Kontrolle zu bringen, so würde er daran kläglich scheitern. Nur die reinen Seelen eines Simsalas, eines Guardevoirs oder eines Psianas konnten mit dieser Magie wirklich umgehen und die Meisterschaft in ihr erlangen.


    Doch so schnell sich die Festung wieder zusammengesetzt hatte, so schnell war sie auch wieder in sich zusammengebrochen. Diese Magie griff nach ihm und Pikachu widersetzte sich dem verbissen. Es war ihm nicht klar wie dieser Mensch es schaffte die Lichtmagie zu kontrollieren. Vielleicht gab es in der Schattenmagie einen bösartigen Zauber, der einen dazu bringen konnte die Lichtmagie auszunützen!? Ein solch hinterhältiger Zauber wäre den Menschen durchaus zuzutrauen! Widerlich waren diese Menschen!


    Verzweifelt entfesselte Pikachu einen Donnerblitz. Der Stromschlag verfehlte den Jungen um wenige Zentimeter. Das Pokemon sah dem rothaarigen Jungen die Anstrengung des Zaubers an, obwohl jener zu den einfachsten gehörte. Sein Atem ging unregelmäßig, der Junge keuchte leicht. Zudem bebte noch immer sein gesamter Körper. War es die Furcht vor den Blitzen oder bloß die Anstrengung. Wie konnte man sich bei einem solch einfachem Zauber bloß so verausgaben? Er schmunzelte wissend: Ein Anfänger, der sichtlich nie unterrichtet worden war.
    Pikachu freute sich über seine Erfolge. Der Mensch wich erschrocken einige Zentimeter zurück. Niemand sollte in Pikachus Herz sehen können. Seine Gedanken, seine Gefühle und sein Stolz gehörte nur ihm alleine! Sich würde das Pokemon niemals aufgeben. Pikachu wurde von ihm bereits als ‚mein Pokemon’ bezeichnet. Das würde er niemals sein!


    Das Verhalten des Jungen verwirrte Pikachu. Trotz seiner unbändigen Angst, wurde dem verwunderten Pokemon erneut eine Hand entgegengereicht. Die Verwunderung wandelte sich in Unmut und schließlich in Ärgernis um. Pikachu war kurz davor in seine Hand zu beißen, eine einfache, abwehrende Geste, welche schon immer bei Menschen ausgeholfen hatte, und doch konnte Pikachu es nicht. Melancholie, Traurigkeit, Enttäuschung und ein Funken Hoffnung konnte er in den schier so aufrichtige, blauen Augen lesen. ‚Lüge! Menschen lügen!’, rief er sich ins Gedächtnis. Warum gelang es nicht ihn zu beißen?


    Seine Pfoten bewegten sich erst sehr langsam in entgegengesetzter Richtung, dann wurden die Schritte stets schneller. Pikachu wollte von den Menschen in Ruhe gelassen werden, warum konnte es einfach nicht so sein!?
    Unbändige Wut entflammte tief in dem Herzen des kleinen Pokemon. Doch sie galt nicht dem Menschen, sondern war an sich selbst gerichtet. Er war kurz davor den sehr feminin aussehenden Jungen nicht mit Abscheu zu begegnen. ‚Manipulationstaktik! Schwarze Magie!, schallte es durch Pikachus Kopf.


    Die Wärme auf seinem Fell wich langsam angenehmer Kühle. Die Schatten der immer dichter werdenden Bäume taten dem verwirrtem Pokemon gut. Langsam aber doch schaffte es Pikachu durch die angenehme Abkühlung seine Gedanken und Gefühle zu ordnen.
    Die Luft durchzogen dichte Nebelschwaden. Frischer Tau haftete an den mit einem Wasserfilm überzogenen Blättern. Von jenen fiel von Zeit zu Zeit ein Wassertropfen herab.
    Pikachu genoss die schlichte Schönheit des Waldes.
    Nässe umschmeichelte seine Pfoten. Verwundert hielt das Pokemon inne. Durch die Nebelschwaden sah er offenbar den See nicht. Unüberlegt ließ sich Pikachu in das eisig kalte Gewässer treiben. Die Kälte gelang bis auf die Knochen der Elektromaus hindurch und ließ jene erschaudern. Das Wasser war eisig, doch es vertrieb all die düsteren Gedanken, Gefühle und Erinnerungen Pikachus.


    Dennoch sollte es auch hier nicht zur Ruhe kommen. Sein ausgezeichneter Gehörsinn verrieten menschliche Schritte. Sie waren zögerlich gesetzt und ungleichmäßig. Dieser selbsternannte Trainer hatte vielleicht seine Pokemon vergessen und fand durch den dichten Nebel nicht mehr zurück!?


    Pikachu grinste unheilvoraussagend. Das Unheil würde er selbst darstellen….
    Rasch war das Menschen verachtende Pokemon aus dem See gesprungen und folgte aufmerksam den Schritten. Pikachu schnupperte kurz. Eine leichte Brise trug den Mischgeruch Lavendel und Rosenblüten zu dem Pokemon heran. Es war der unverwechselbare Geruch des rothaarigen Jungen. Sonst kamen bloß Mädchen auf die Idee sich einzuparfümieren.
    Es fröstelte ihn, das gelbe Fell lag eng seinem Körper an und fühlte sich durch das Wasser durchtränkt schwer an. Doch Pikachu kümmerte diese Tatsache nicht. Er war schon lange nicht mehr sehr zimperlich. Wer jeden Tag im Untergrund Malvenfrohs und in Wäldern um sein Überleben zu kämpfen hatte, konnte sich dies auch nicht leisten.


    Um einiges schwerer Schritte ließen den Erdboden erschüttern. In regelmäßigen, recht langsamen Tempo kam eine Gestalt auf Pikachu zu. Er hielt inne und versuchte sich eine Halluzination einzureden. Eine eisige Kälte kroch in seinem Bauch. Auch der Junge schien stehen geblieben zu sein.
    Eine riesige, plumpe Gestalt zeichnete sich im Nebel ab. Wieder bebte die Erde unter einem seiner Schritte. ‚Despotar!’, hallte es warnend durch Pikachus Gedanken.


    Ein Lichtblitz zuckte in der Ferne auf. Der Ursprung war die sich im Nebel abzeichnende Kreatur. Ehe sich Pikachu versah, war eine gigantische Druckwelle auf ihn entfacht worden. Der Hyperstrahl kam geradewegs auf ihn zu.
    Intuitiv zuckten Blitze um Pikachus Wangen. Augenblicklich spürte er die Folgen des Kampfes mit Psiana. Es war ein kleiner Funke, der dem mächtigen Hyperstrahl für einen Lidaufschlag Widerstand leistete, doch danach brach die gebündelte Energie zu der Elektromaus hindurch. ‚Mein Ende!’, dachte Pikachu panisch und war überrascht wie viel ihm noch an seinem Leben lag.
    Zum Ausweichen war es bereits zu spät. Angsttränen standen dem sonst so mutigem in den Augen.


    Wie aus weiter aus weiter Entfernung konnte er hören wie ein ‚Nicht!’ ausgerufen wurde. Hände legten sich um ihn, doch all dies bekam Pikachu nicht mit. Seine Augen waren gänzlich auf den hellen Lichtstrahl fixiert.
    Wieder zu Sinnen kam Pikachu durch die klirrende Kälte des Sees. Sie kam tausenden Nadelstichen gleich. Die Hände, welche ihn noch immer fest an den kalten Körper gepresst hatten, färbten sich bläulich. Der Junge schrie schmerzerfüllt auf.
    Gegen dieses Gefühl konnte er sich nicht wehren. Er mochte ihn und er tat ihm leid. Doch warum wurde er ausgerechnet von einem Menschen gerettet? Warum passte er nicht in Pikachus Bild von den Menschen?


    Pikachu sah verwundert auf. Ohne es zu wollen legte sich tiefste Dankbarkeit in seinem Blick.
    „He, du bist doch mein Pokemon“, sagte der rothaarige, in seinen Augen viel zu feminin aussehende, Junge mit zittriger Stimme.
    Er rang sich zu einem schwachen Lächeln hindurch, doch Tränen bannten sich ihren Weg auf seinen Wangen hinunter. Offensichtlich keimte auch in ihm Angst auf. Seinen Gürtel mit den Pokebällen hatte er wohl vergessen. Sie waren wehrlos und würden vielleicht erfrieren, wenn niemand vorbeikam. Pikachu machte die Kälte kaum etwas aus, doch bei dem Menschen sah es anders aus. Wenn das auf Ehre wert legende Wesen ihn sterben ließ, so war auch seine Ehre befleckt worden. Er hatte ihn zuvor gerettet, auch wenn es Pikachu nicht gerne zugab.
    Und er mochte den Jungen. ‚Er ist ein Mensch!’, rief sich Pikachu erneut ins Gedächtnis. Der Sympathie ihm gegenüber tat diese Tatsache jedoch keinen Abbruch.


    Und dennoch: diese Wörter verärgerten Pikachu erneut. ‚Mein Pokemon’ ließ sich nur zu gut mit ‚mein Sklave’ ersetzen.
    „Weißt du was das heißt, wenn ich sage ‚mein Pokemon?’“, fragte er mit Zähnen klappernd.
    ‚Das weiß ich genau!’, hätte das zu oft enttäuscht gewordene Pokemon geantwortet, hätte es sprechen können. ‚Das heißt ‚mein Sklave!’’
    „Das bedeutet: ‚mein Freund’“, hauchte er mit zittriger Stimme und strich sich mit einer raschen Bewegung eine der nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    Pikachu war in ein Gefühlschaos gestürzt worden. Dieser Junge war so ehrlich und aufrichtig! Oder erschien er ihm nur aufrichtig? War es bloß eine Fassade? Doch dann hätte sich der Junge nicht in Gefahr begeben….


    Auf einmal tauchte er erneut mit Pikachu unter. Ein weiterer Hyperstrahl schoß über der Wasseroberfläche hinweg, dessen Druckwelle selbst noch im Wasser zu spüren war. Wieder konnte das Pokemon spüren, wie er aufzuckte. Die Hand, welche ihn bis jetzt schützend gehalten hatte, wurde schlaff. Er war gegen einen scharfkantigen Felsen gedrückt worden und wurde ohmmächtig.
    ‚Du wirst hier nicht sterben. Ich muss meine Schuld noch ausgleichen!’, dachte Pikachu verbissen und nahm seine Hand. Er schwamm mit ihm bis an das Ufer, das immer dünkler werdende Wasser der Tiefe hinter sich lassend. Mit letzter Energie konnte Pikachu den Jungen aus dem Wasser ziehen. ‚Nein, du wirst nicht sterben, bevor ich nicht meine Schuld beglichen habe!’, dachte es nochmals.
    In seinem tiefsten Inneren wusste er, dass er den Menschen mochten. Zuminderst diesen!


    Erleichtert sah Pikachu mit an wie der Junge langsam wieder die Lider über den himmelblauen Augen, die nun jedoch ganz glasig, fiebrig und leblos wirkten, aufschlug.
    „Mein Pokemon, mein Freund." Seine heisere Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
    Bevor Pikachu einen weiteren Gedanken ab den verletzten Menschen verschenken konnte, fielen ihm vor Überausgabung die Augen zu.

  • Erste Begegnung mit Team Aqua


    Nachtara schloss die Augen um sich vollends auf ihren Geruchssinn zu konzentrieren. Den Kopf streckte die Schattenkatze gen Himmel. Eine leichte Brise der Nacht trug den Geruch von eben erst geborenen Sandans an sie heran. Schleichend folgte Nachtara dem Geruch. Es würde wieder eine lange Nacht werden, bis sie an ihre Beute gelangen konnte. Vermutlich würde sie sich auch einen erbitterten Kampf mit der Sandamermutter nicht entgehen können, doch für den schmackhaften Nachwuchs der Erdmaus würde sie jenen wagen.


    Nachtara hatte eine Trainerin, doch jene wusste nicht einmal, ob sie Tag ein Tag aus mit dem wenigen Geld alleine zurechtkommen würde. In der kleinen Stadt Baumhausen führte man als arme Frau zuminderst ein besseres Leben als in den Großstädten. Die Schattenkatze wollte ihr kein Hindernis sein, sie konnte sich ihr Futter gut selbst besorgen.
    Ihr Pokemon konnte ihre Entscheidung in Richtung Malvenfroh City aufzubrechen nicht verstehen. Ihre Trainerin war stets auf der Suche und würde wohl nie Ruhe finden.


    All diese Gedanken schüttelte das Unlichtpokemon ab. Wenn sie in dieser Nacht Beute erlegen wollte, so musste sie vollends konzentriert sein. Das silbrige Licht des Mondes wurde durch die immer enger aneinander gedrängten Bäume rarer. Sie war auf dem richtigen Weg zur Erdmaushöhle. Das Fiepen des bereits nahen Nachwuchses bestätigte die Schattenkatze in ihrer Annahme. Dieses Jahr hatte die Sandamermutter wohl mehrere Jungen geboren. Nachtara würde sich bloß eines zur Beute machen. Alles andere wäre reine Mordlust gewesen.


    Es war verdächtig ruhig in der Höhle. Wenn die Mutter ihres Nachwuchses Futter holen war, würde es nicht lange dauern bis sie wiederkam. Wie lange würde das wohl sein? Nachtara musste sich in jedem Fall beeilen.
    Die blutroten Augen der Katze erspähten selbst noch in der finstersten Nacht ihre Beute. Nachtara selbst war so schwarz wie die Nacht und sie war eine geschickte Jägerin. Ihre schleichenden Schritte entgingen dem besten Gehörsinn. So wie die Schattenkatze es von ihrer eigenen Mutter gelernt hatte, bewegte sie sich gegen den Wind. Dadurch wurde ihr eigener Geruch nicht vorzeitig zur Sandamermutter getragen. Die auffällig roten Augen hatte sie zu einem schmalen Spalt verengt. Die Farbe war in der Finsternis der Nacht sehr auffällig.


    Dies war der richtige Augenblick! Einige Sekunden lang umspielte die nächtliche Brise nicht Nachtaras Körper. Nun galt es zuzuschlagen! Sie durfte nicht trödeln!
    Ihre Hinterbeine stießen den anmutigen Katzenkörper des Unlichtpokemon vom Boden ab. Rasch war sie in die Höhle der Erdmaus geeilt.


    Das zur Beute ausgewählte Sandanjunge starrte sie mit schreckensweiten Augen an, als die Schattenkatze seinem kurzen Leben ein Ende bereitete. Die Jägerin hatte das kleinste und schwächste gewählt, denn dieses hatte von den insgesamt Vier die niedrigsten Chancen zum Überleben. So war eben das Gesetz der Natur.


    Nachtara schüttelte den Gedanken ab grausam zu sein. Das war sie nicht, bloß hungrig. Hoffentlich konnte sie am nächsten Tag wieder Essen von einem Gasthaus stehlen. Am heutigen Tage war es dem Pokemon missglückt.


    Die wütenden Rufe der Sandamermutter ließen die Katze umwirbeln. Sie klangen zutiefst traurig und gleichzeitig anklagend. Ihre Wut faltete sich bei dem Anblick des sich im Maul der Schattenkatze befindenden, leblosen Jungen endgültig aus. So schnell wie Nachtara konnte lief sie davon. Gegen eine aufgebrachte Mutter hatte sie keine Chance.
    Ihre Beute war schon recht groß. Es sollte wohl eines Tages zu einem ein Meter großem Sandamer heranwachsen.


    Der Wald lichtete sich langsam. Silbriges Mondlicht umspielt den Körper der Schattenkatze. Nachtara richtete ihren Blick auf die zuteils auf Bäumen gebaute Stadt. Sie war nicht mehr weit entfernt. Nachdem sie ihre Beute aufgefressen hatte, kehrte sie dorthin zurück. Der schreckensstarre Blick des Kleinen ließ das Pokemon nicht mehr los. Das schon hunderte Male gesehene Bild, schüttelte sie ab.


    Abermals beschleunigten sich Nachtaras Schritte. Am Stadtrand erwartete sie bereits Aimi, ihre Trainerin. Ein zerschlissener, alter Umhang legte sich über sie. Das braune Haar lugte in Strähnen aus dessen Kapuze heraus. Für einen Menschen war es eine recht kühle Nacht, so zog ihre Trainerin den Umhang enger an sich.


    Sofort wurde Nachtara hinter dem Ohr gekrault, doch sie hielt wie immer nachdenklich inne. Die Schattenkatze sah auf. Die dunkelbraunen Augen ihrer Trainerin wirkten traurig. Hätte sie Aimi ihre Last nehmen können, sie hätte es sofort getan.
    „Gehen wir heute noch nach Malvenfroh?“, fragte sie.
    Nachtara seufzte. Wie groß war die Chance, dass man unter all den vielen Menschen auf der Welt ausgerechnet den Richtigen findet? Wie groß war die Chance, dass man gerade am richtigen Ort zur rechten Zeit dann auch dort war? Die endlosen Wanderungen mussten ein Ende finden!
    Ihr Pokemon schüttelte entschlossen den Kopf. Es brachte ihr doch nichts, wenn sie sie zum dritten Mal die gesamte Welt bereisten!


    „Bleiben wir hier?“, fragte Aimi nun und ein heftiges Nicken kam zur Antwort. „Aber du weißt doch, aus welchem Grund wie durch Hoenn ziehen!?“
    Wieder kam ein Nicken zur Antwort. Nachtara konnte es nicht mit ansehen wie sich Aimi schon fast siebzehn Jahre lang falsche Hoffnungen machte.
    Die Schattenkatze selbst war schon recht alt. Vor fünfundzwanzig Jahren wurde sie das Pokemon des schon damals armen Mädchens. Sich mit sechzehn Jahren auf den untreuen Jungen eingelassen zu haben, bereute Aimi nicht. Aus Menschen wurde man nicht klug! Sie zog schon fünf Jahre lang durch das Land und doch bereute sie nicht ihren Sohn sein Leben geschenkt zu haben. Aimi traf den rothaarigen Jungen erst ein einziges Mal. Wie konnte man jemanden so sehr lieben, wenn man ihn erst ein einziges Mal traf?
    Nachtara musste augenblicklich an die Sandamermutter vorhin denken. Wenn sie rechtzeitig zur Stelle gewesen wäre hätte sie bestimmt alles gegeben um ihren Nachwuchs zu beschützen. Die Schattenkatze selbst kam nie dazu kleinen Evolis ihr Leben zu schenken.


    „Luna, du weißt doch wie wichtig das für mich ist!“, flüsterte Aimi schließlich. Nachtara gefiel ihr Spitzname…Luna, der Mond…Das gefiel ihr.
    Das Pokemon nickte erneut. „Nacht-Nachtara!“, sagte sie schließlich sich ergebend. Für Aimi gab es seit knapp siebzehn Jahren nichts wichtigeres als ihren Sohn. Luna konnte sich noch zu gut an den traurig-melancholischen Blick erinnern, als sie ihn zu Pflegeeltern abgab. „Um Seines Willen“, hatte sie damals mit erstickter Stimme und Tränen in den Augen erklärt.
    Nachtara verstand, dass sie ihn nicht in solcher Armut großziehen wollte, doch andererseits suchte sie nach ihm, seitdem sie erfuhr, dass er nicht mehr bei seinen Pflegeeltern war. Menschen würden der Schattenkatze immer ein Rätsel bleiben.


    Aimis Blick schweifte traurig ihr Pokemon. Es verstand sie nicht. Was war daran nicht zu verstehen, dass man das eigene Kind über alles auf der Welt liebte?
    Nachtaras Unverständnis war unmenschlich. Ihr Fehler! Luna war kein Mensch, daher konnte ihre Trainerin auch keine Menschlichkeit von ihr verlangen.


    „Gehen wir“, entschied Aimi schließlich.
    Nie würden die entstandenen Bilder aus ihrem Gedächtnis verschwinden. Noch immer sah sie ihren neugeborenen Hikaru an sich gekuschelt. Für einige Sekunden schloss Aimi die Augen und erinnerte sich an die damalige Situation. Aimi musste Stunden vor der Haustür seines künftigen Elternhauses gestanden und ihre Entscheidung abgewogen haben.
    Hikaru…Diesen Namen wollte sie ihrem Sohn geben. Ein sehr schöner Name, wie sie fand. Seine Pflegeeltern hatten fest versprochen, wenigstens den Namen beizubehalten. Doch kaum war sie aus der Tür, wurde auch dieses Versprechen gebrochen.
    Als sie ihm damals auf der Straße begegnete, glaubte sie sich als glücklichste Frau der Welt. Auf der anderen Seite erschien es ihr, als würde ihr Herz zerspringen. Gab es damals wirklich keinen anderen Ausweg? Ihr damaliges Treffen war Zufall gewesen. Warum sollte nicht wieder solch ein Zufall geschehen?
    Aimi musste damals vor zehn Jahren zweimal hinsehen um sicher zu gehen und sie würde nie den Anblick des rothaarigen Jungen mit seinem Papinella nie vergessen.


    Hikaru…Diesen Namen hatte sie ihrem Sohn nachgerufen, doch jener reagierte nicht. Im Gespräch mit ihm hatte sie erfahren, dass seine Pflegeeltern das gegebene Versprechen gebrochen haben. Sie entschieden sich für einen anderen Namen: Ken.
    Aimi schüttelte den Kopf. Es war ihr egal, Hauptsache ihr Sohn war wohlauf und glücklich. Mehr zählte für seine leibliche Mutter nicht.
    Es war ein wirklich großer Schock für sie gewesen, als sie erfuhr, dass er davongelaufen war. Was war vorgefallen? Dies war noch ein Grund ihn zu suchen!


    Das Sirren eines Pfeils ließ Aimi aus ihren Gedankengängen hochschrecken. Aufgeregt sah sie sich nach beiden Seiten um. Nichts rührte sich im finsteren Dickicht des Waldes. „Luna, sieh nach“, flüsterte die Frau ihrer Schattenkatze zu. „Nachta!“, rief jene aus und hastete los. Rasch war die dunkle Katze mit der Finsternis der Nacht verschmolzen.
    Aimi schluckte den scheinbaren Kloß in ihrem Hals hinunter. Ihr Herz hämmerte unregelmäßig und schnell in ihrem Brustkorb.
    Die Umgebung nicht aus den Augen lassend, griff sie nach dem Pfeil. Metall umgab seine Spitze, der Schacht war mit Schwalbinifedern bestückt worden. Ein harmloser Streich? Wohl kaum…

    „Es wäre besser, du lässt deine Umgebung nicht aus den Augen“, rief eine noch sehr junge Mädchenstimme spottend.
    Langsam zeichneten sich Konturen in der Dunkelheit ab.
    „Luna zu mir!“ Aimis Stimme zitterte leicht, auch wenn sie versucht war es zu verbergen.
    Hunderte Gedanken schossen ihr durch den Kopf, doch Vorrang hatte vor Allem die eine: wer ist sie?
    Eine weiß-blaue gestreifte Uniform wurde allmählich ersichtlich. Bloß unscharfe Konturen waren ersichtlich, doch sie war bloß ein junges Mädchen. Nicht älter als zehn-elf Jahre. Als sie schließlich gänzlich zu Aimi vortrat, konnte jene das nur zu gut erkennen. Ein Köcher mit weiteren dieser Pfeile hing an ihre Schulter und legte sich schließlich an ihren Rücken.


    Gelassen nahm das Mädchen Aimi wieder den Pfeil aus der Hand. „Die sind teuer“, verkündete sie und setzte sich an einem nahe gelegenen Baumstamm.
    Verdutzt blieb die Trainerin an der Stelle stehen und sah verwundert zu dem Mädchen hinüber. Schließlich fand sie rechten Worte für die diese Göre! „Du hättest mich oder Nachtara damit verletzen können!“


    Trotz der Finsternis wusste Aimi um das verschmitzte Lächeln des Mädchens. „Keine Angst, dazu bin ich eine zu gute Bogenschützin. Das war nur ein Warnpfeil.“
    „Ja aber warum hast du denn dann einen abgeschossen?“ Sie schüttelte fassungslos den Kopf.
    Das aufgebrachte Nachtara wurde von ihrer Trainerin zurückgehalten.
    „Hörst du etwa nicht zu?“, fuhr die Bogenschützin sie erzürnt an. „Ich habe doch gesagt, dass das ein Warnpfeil war. Ein Warnpfeil ist zum Warnen da! Das sagt schon allein der Name!“
    Aimi stutze. Die Situation wurde von Sekunde zu Sekunde rätselhafter. Wer wurde schon mitten in der Nacht von einem aufdringlichen Mädchen belästigt, die Pfeile abschoss.
    „Wovor?“, fragte sie schließlich nach. „Wovor, solltest du mich warnen wollen? Ich habe Pokemon bei mir, ich kann gut auf mich selbst aufpassen!“
    „Na vor mir, der Bogenschützin, Kasumi. Schon einmal etwas von Team Aqua gehört?“


    Aimi glaubte ihr würde das Herz still stehen. Team Aqua und Magma waren der Grund allen Übels. Es verging kein Tag an dem man nicht von den beiden Verbrecherbanden zu hören bekam. Um Team Aqua war es zunächst recht still geworden, doch jeder wusste, dass sie unbemerkt weiter Verbrechen begingen. Und die Polizei war so gut wie machtlos. Doch was hatte ein elfjähriges Mädchen mit einem solcher Verbrecherbande zu schaffen!?


    Langsam ging Aimi einige Schritte rückwärts. Sie spürte, wie ihre Atmung vor Furcht unregelmäßig wurde. Immer schneller wurden ihre Schritte.
    „Nein so geht das nicht!“, rief Kasumi aus. „Wenn du abhaust, dann kann ich dich nicht festnehmen und meinen Vater..“ Sie unterbrach sich für einige Momente. „..Boss bringen. Wenn du abhaust dann geht das nicht!“


    Aimi versuchte sich die aufkommende Angst nicht anmerken zu lassen. Ein so junges Mädchen würde keine Verbrecherorganisation allein auf Mission schicken. Es waren bestimmt noch weitere Team Aqua Mitglieder in einem Hinterhalt versteckt. Aber daraus resultierte für die Frau eine weitere Frage: was erhoffte sich ihr Boss von ihrer Gefangennahme!? Sie hatte doch nie etwas mit Team Aqua zu schaffen gehabt!


    „Wenn du abhauen willst, dann muss ich meine Freunde zu Hilfe rufen!“, meinte Kasumi und bestätigte sie so in ihrer Annahme. „Und wenn du Nachtara auf mich jagst, dann musst du wissen, dass ich ganz viele Wasserpokemon habe mit denen ich mich verteidigen kann!“


    „Nachta-rra?“, fragte sie Schattenkatze augenblicklich und sah zu ihrer Trainerin zurück. Jene nickte und so hastete das Unlichtpokemon auf Kasumi los.
    „Ich habe dir doch gesagt, dass ich viele Pokemon habe. Du hörst wirklich nie zu!“, empörte sich das Mädchen von Team Aqua. „Du bist dran, Starmie!“
    Der Energiestrahl formte ein sternähnliches lilafarbenes Pokemon. Inmitten von jenem leuchtende Rubin Starmies erhellte die umliegende Umgebung. Den Edelstein umgab einen gelbe Musterung.
    „Hydropumpe auf Nachtara!“, befahl Kasumi.
    Ein mächtiger Wasserschwall verließ den obersten Zacken Starmies.
    „Ausweichen!“, konterte Aimi. „Kratzfurie!“
    Ein weiteres Pokemon erschien in der Dunkelheit der Nacht. Schrill miauend schlug Nachtara auf dem Boden auf.


    „Ergib dich!“, rief eine Männerstimme aus. „Und nun sag uns wo dein Sohn bist…besser gesagt: wo ist der Saphir? Wo ist die blaue Kugel?“
    Aimi starrte fassungslos in die schier auf den ersten Blick ruhige Nacht. Ihre Hände bebten vor Furcht „Ich...ich weiß das doch selbst nicht“, flüsterte die ängstliche Frau mit klirrender Stimme.
    „Du bist seine Mutter und behauptest, du wüsstest nicht, wo sich dein Sohn befinden würde?“ Der Mann lachte auf. „Natürlich!“


    Auch seine Konturen wurde nur von Zeit zu Zeit durch das einfallende Mondlicht sichtbar. Sie sah ein gehässiges Grinsen. Aimi wünschte sich nie diesen Wald betreten zu haben. An der Seite ihrer Pokemon glaubte sich die amateurhafte Trainerin stets in Sicherheit. Wie sehr man doch irren konnte!


    ...Wegen Nachtaras Beute: für mich war es klar, dass Pokemon nun einmal Pokemon fressen. Sollte das irgendwie zu brutal gewesen sein, werde ich das jedenfalls ausbessern.

  • Nicht zu brutal. Das hängt zwar vielleicht damit zusammen, dass ich ein krasser Realist bin, aber... Wie dem auch sei: wieder mal super, guter Schreibstil und interessante Idee ebenfalls. Das mit der Familienrelation/Liäson zu umschreiben und jeweils die Gefühle/Gedanken der Pokémon zu beschreiben ist höchst interessant. Ich hab's mir da einfacher gemacht: ich habe Krash einfach reden lassen.

  • Gut, ich geb dann mal wieder ein Kommi. Zu brutal war es nicht, auch ich bin realistisch, Tiere essen auch Tiere. Warum sollten dann Pokemon nicht Pokemon essen? Das ist ganz natürlich.
    *hust* Ich wusste schon, wer Aimi ist, konnte meine Neugier nicht bezwingen und habe in die Stechbriefe gerblinzelt *düdeldüdelü* Auch über Kasumi weiß ich Bescheid.
    Das Pikachu finde ich toll! Man kann es sehr gut verstehen, ich wäre auch von den Menschen enttzäuscht, hätte ich dies durchgemacht. Aber schön, dass es jetzt eine andere Sicht der Dinge bekommt.
    MfG Foli

  • Toll, dass ihr das so seht. Hätte das nur sehr ungern ausgebessert und toll dass ihr Pikachu mögt. Dann geht mal weiter. Jetzt werden Amaya und Ken ein wenig Zeit in einem Tempel verbringen. Ich hoffe, ihr habt nichts dagegen, wenn es etwas langsam zugeht. Es wäre ein wenig unwirklich, wenn Ken auf einmal alles können würde und ich wollte es meinen Hauptcharakter nicht antun als 'Stue' dazustehen.


    Der Kampf um dich


    Menschen waren stur! Pikachu beobachte den rothaarigen Jungen, der ihn das Leben gerettet hatte, mit gemischten Gefühlen. Das Pokemon versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, dass er ein Mensch war, doch dies tat der Sympathie keinen Abbruch mehr.
    Benommen versuchte sich der Junge aufzurichten. Pikachu sah ihm die Anstrengung an.
    „Pekaaa!“, raunte das Pokemon und versuchte den verletzten Menschen zum Warten zu bewegen.


    Seine Hand strich über das noch nasse Fell seines Freundes. Ein leichtes Lächeln umspielte für einige Momente Kens Lippen. Pikachu hätte ihn einfach in Stich lassen können, er hätte einfach davonlaufen können. Und dennoch blieb das Pokemon. Vermutlich wollte das stolze Wesen seine Schuld ausgleichen, doch das gab dem Trainer die Chance Pikachu von dem Guten im Menschen zu überzeugen. So unverwandt wie er ihn ansah wusste er offenbar nicht einmal seinen Namen, doch das sollte sich alles noch ändern.


    Wieder überkam ihn ein Schwindelgefühl. Es wäre das Beste gewesen einfach abzuwarten. Amayas Hundemon war unübertroffen in seinem Geruchssinn, und dennoch versuchte er sich aufzurichten. Jeder einzelne Muskel protestierte schmerzhaft gegen die kleinsten Bewegungen. Vorsichtig setzte er ein Fuß vor den Anderen. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn.
    Ken biss die Zähne zusammen und rang sich zu weiteren Schritten durch. In den letzten Tage, nein Wochen, hatte er schon viel zu viel gejammert! Jetzt galt es nicht den Kampfgeist zu verlieren und weiterzumachen!


    Er versuchte an etwas anderes zu denken. An Tama und Amaya. Beide würden wollen, dass er sich nicht einfach aufgeben würde um auf ein Wunder zu hoffen. Auch das Despotar war sicherlich noch in der Nähe. Ein weiteres Treffen würden der Trainer und Pikachu nicht überleben. So rang er sich um zwei weitere Schritte durch. Seine Hände stützten sich an nahe gelegenen Bäumen ab.
    Unbändige Hitze schien seinen Körper zu durchströmen.
    „Kann nicht mehr“, flüsterte er schließlich nach zwanzig Schritten und ließ sich kraftlos in die Knie sinken.
    Die körperliche Schwäche war stärker gewesen…
    Ärger über sich selbst keimte in ihm auf. Warum konnte er nicht so wie Amaya sein!? Sie war stets stark und…Ihr Liebster schüttelte den Kopf über sich selbst. Er kannte die Agentin besser als all die anderen Menschen. Auch sie war oft verletzlich, doch im Gegensatz zu ihm wusste sie es zu verbergen.
    Ebenfalls musste er die Annahme berichtigen, dass er selbst schwach war. Er war an Tamas Tod nicht zerbrochen, auch die Verachtung seiner Pflegeeltern verletzte seine Seele nicht zu sehr. All dies ließ den an Enttäuschung einiges erfahrenen Jungen bloß reifen und erwachsener werden.


    „Pika-Pii!“, rief das Pokemon erschrocken aus und zeigte mit seiner Pfote in den dunklen Wald hinein. Die unvergleichlichen Rufe eines Despotars durchzogen das Land.
    Tränen der Verzweiflung funkelten in Kens Augenwinkeln. Nein, gegen die aufkommende Angst konnte er nicht ankämpfen. Sie lähmte und ließ ihn nicht mehr klar denken.


    Wieder zuckte ein Lichtblitz in der Ferne auf.


    ‚Das Ende’, dachte Ken panisch. Tama…die Liebe zu den von ihm geliebten Jungen würde niemals mehr ein Ende nehmen. Aber er liebte doch das Leben und Amaya, die Agentin, welche auch auf ihn zuerst so kalt und unnahbar wirkte. Tama musste noch warten!


    „Nein!“ Den Saphir hatte er in beide Hände genommen. Diesen verlor er niemals! Eine warme, wohlige Energie durchfloss wie ein neu gewonnener Lebensstrom seinen Körper und äußerte sich in Form von Magie. Auf Pikachu machte sein Trainer zuerst den Eindruck eines betenden Jungens. Mit geschlossenen Augen kniete er vor dem gebündelten, auf ihn zuschnellenden, Energiestrahl und hoffte auf ein Wunder. Sogleich musste er herausfinden sich geirrt zu haben. Pikachu spürte wie erneut Magie die Umgebung erfüllte - Lichtmagie.


    Seine Hände bebten vor Anstrengung. Wie lange würde das sein geschwächter Körper noch aushalten? Das bläuliche Licht, welches mit dem Hyperstrahl verfloss und ihn nach beiden Seiten ableitete, nahm ab. Zuerst bloß ein wenig, doch nach und nach wurde es immer schwächer.


    Ken erschrak zuerst. Vorsichtig umschlangen warme Hände die Seine. Einen Moment lang berührten Lippen seine Wangen. Die Geste wirkte sehr liebevoll und vertraulich.
    „Das schaffen wir, Engelchen“, flüsterte eine wohlbekannte Jungenstimme.
    Er brauchte nicht aufzusehen. Bloß zwei Personen schafften es sein Inneres wohlig erschaudern zu lassen. Seine Lippen wollten Worte formen, sein Glück, das er empfand wiedergeben, doch der Zauber ließ es nicht zu. Jener verlangt seine gänzliche Konzentration.


    Tamas Magie vereinte sich mit Seiner. Dieses geborgene Gefühl wollte und würde der im Moment glückliche Junge nie vergessen. Eine fremdartige und doch schon seit Jahren wohlbekannte Aura durchfloss ihn. Auch wenn Ken ihn innig liebte…so nah waren sich ihre Seelen noch nie gewesen. Warum konnte es nicht immer so sein? Das Gefühl war so vertraut, ein wenig befremdlich, doch nach einem Augenblick war das befremdende Gefühl verschwunden. Aber welch schier endlose Kraft durchströmte seine magischen Adern?


    Mit einem Mal löste sich der Hyperstrahl um sie auf. Despotar schrie auf. Hatte er das drachenähnliche Pokemon verletzt? Dies wollte Ken sicherlich nicht…
    Er war schlussendlich zu erschöpft um nachzusehen, sodass wieder ein tiefer Schlaf wie ein Schleier über seine Gedanken hing. Seine eigene Magie schien auch ihn auch seine eigene Lebensenergie zu entziehen. Langsam kündigte sich wieder eine sich annähernde Ohnmacht an.
    „Tama..“, flüsterte er schließlich schon im Halbschlaf gesunken. „Danke. Ich liebe d...“
    Sanft wurden ihm Finger auf den Mund gelegt. „Ken, ich weiß und ich liebe auch, aber nun schweig. Du brauchst deine restliche Energie noch.“
    Seine Finger streichelten über Kens Wange. „Wir werden uns zur richtigen Zeit wieder sehen, Engelchen“, hauchte er mit zärtlicher Stimme in sein Ohr.


    Sein Verschwinden ließ bei Ken eine klirrende Kälte zurück. Die Kälte des Windes, des Herbstes und seiner durchnässten Kleidung stellte einen großen Unterschied zu Tamas behaglicher Wärme da.


    ***


    „Wie geht es ihm?“ Wie aus weiter Ferne vernahm Ken die viel zu leisen Worte. Aber die Stimme gehörte sicherlich Amaya. Sie war bei ihm!
    Weicher Stoff schmiegte sich an seinen geschwächten Körper. Unter anderen Umständen hätte er dies als angenehm empfunden, doch die kräfteraubende Hitze wollte nicht aus seinem Körper weichen. Angestrengt blinzelte er in ein grelles Licht. Tiefschwarze Augen sahen ihm entgegen.
    „Nicht sonderlich gut“, meinte Tomoko trocken. „Neununddreißig acht Fieber.“
    Er wollte diese Stimme einer anderen Person zuordnen, doch keine wollte zu ihr passen. Die verschwommenen Konturen eines Kimonos bestätigten ihn in seiner Annahme.
    „Du bist im Phoenixtempel“, informierte die Priesterin sachlich. Doch sie ließ ihm in soweit im Unklaren.


    „Hey, geht es dir soweit gut?“
    Eine wohlige Wärme, anders als die Hitze, ausgelöst vom hohen Fieber, umgab ihn. Amaya war rasch zu ihrem Liebsten unter die Decke geschlüpft. Augenblicklich kuschelte sich Ken an sie. Sie war stets so liebevoll und fürsorglich ihm gegenüber. Er war für sie nicht wie all die anderen.
    Ihre Gesichtszüge verhärteten sich. Die sonst so glänzenden und ausdruckstarken blauen Augen sollten nicht so matt sein! Keine Gefühlsregung regten sich in ihnen wider. Das Fieber zerrte an den ihn verbliebenen Kräften. Dieses Mal wurde ihm von Amaya ein Kuss auf seine Wange gehaucht.
    „Du wirst schnell wieder gesund! Hörst du!?“ Besorgnis war ihrer Stimme zu entnehmen.
    Er nickte schwach.


    ***


    Drei Tage lang war Tomoko darum bemüht sein Fieber zu senken. Fast die gesamte Zeit lang konnte Ken Amayas Nähe spüren. Jene war in größter Sorge um ihn. Sie wich trotz der Bitte der Priesterin, er würde Ruhe brauchen, nicht von seiner Seite.
    Und Amaya ertappte sich dabei, dass sie Tama noch immer als ehrwürdige Konkurrenz gegenüberstehen wollte. ‚Ich bin lächerlich!’, schallte sie sich in Gedanken. ‚Tama ist tot!’ Dieses klemmende, kalte Gefühl wollte dennoch nicht verschwinden!


    Sie hielt inne als sie wieder sein Zimmer betrat und beobachte ihren Freund mit liebevollem Blick. Aus Langeweile hatte er ein Buch aus dem nahe stehenden Regal gezogen. Amaya beobachte wie seine Augen jede Zeile abfuhren, er schien ganz und gar von dem Buch gebannt zu sein. Es war fast zu schade ihn zu unterbrechen. Schließlich entschied sie sich doch dafür.
    “Was liest du denn da?“
    Langsam lösten sich sein Blick von den wohl allzu spannenden Worten. Amaya atmete erleichtert auf. Seine Augen waren wieder zu dem geworden was sie sein sollten: zu Seelenspiegeln.
    Es war ein schreckliches Bild gewesen das sonst so funkelnde, tiefe Blau dermaßen ausdruckslos zu sehen. „Das sind Sagen von Shinou“, flüsterte er heiser.


    „Bitte, Amaya, du solltest nicht meine Krankenschwester spielen“, fügte er tonlos hinzu.
    Ein leicht verärgerter Unterton mischte sich ihrer Stimme bei. „Ja glaubst du irgendwer könnte mir sagen was ich zu tun und lassen habe? Nein? Dann versuch es nicht. Wenn du jemand anders wärst, hätte ich dich auch im Wald liegen lassen. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich dich nicht einfach verrecken lasse. Also! Aber zum Glück bist du ja nicht irgendwer. Würde ich dich nicht lieben, hätte ich schon so vieles nicht für dich gemacht!“
    Ein glückliches Lächeln huschte über seine Lippen.


    Wie schon oft an diesen Tagen schlüpfte sie zu ihrem Liebsten unter die Decke und kraulte durch seinen Haarschopf. Forschend ließ sie ihre Hand unter seinen inzwischenzeit angezogenen Bademantel gleiten. Ein wohliger Schauer folgte dem Nächsten. Ihre Finger tänzelten seinen Rücken entlang. Es hatte nicht lange gebraucht bis sie seine Vorlieben herausgefunden hatte.
    Es kam Betrug gleich in ihren Armen liegend an Tama zu denken. War seine Anwesenheit bloß Einbildung? Nein, bestimmt nicht! Sein Geliebter hatte ihn erneut das Leben gerettet.
    Dann waren seine Gedanken wieder bei Amaya. ‚Die Gegenwart zählt’, erinnerte er sich selbst. ‚Das hier und jetzt. Amaya!’


    „Um was geht es bei der Sage?“, fragte sie schließlich, stoppte aber in ihren Zärtlichkeiten nicht.
    Sagen von Shinou….es konnte kein Zufall sein, dass er nach dem Buch des Landes gegriffen hatte in dem er geboren worden war. Zuminderst kam seine Mutter aus Blizzach. Amaya seufzte. Sie wussten noch so wenig voneinander. Nicht einmal der Name seiner Mutter war in ihrem Gedächtnis geblieben.
    Ken legte das Buch zur Seite und kuschelte sich noch enger an sie. Deutlich konnte sie noch das hohe Fieber spüren. Die Priester, Tomoko war nicht allein in dem Tempel, hatten sich wirklich darum bemüht es zu senken, doch es würde dauern bis ihr Liebster wieder vollends genesen war.


    „Welche Sagen kennst du denn aus Shinou?“, kam die Gegenfrage.
    „Bloß die um Dialaga und Palkia.“
    „Diese Sage ist recht unbekannt..“ Ken sah verträumt zu ihr auf. Und doch lag Melancholie in seinem Blick. „Eine Sage um eine furchtlose Kriegerin…Katana…Sie verliebt sich jedoch in einen bedeutungslosen Diener…Makato. Durch ihre Heldentaten bekannt wurde sie zur Königin Shinous erhoben. Makato jedoch verliebte sich in jemand anderen und doch gehörte sein Herz noch immer Katana. Ihre Liebe zerbrach, zerris..“
    Rasch unterbrach Amaya ihn. „Nein, das will ich nicht hören. Denkst du noch oft an Tama?“
    „Bitte, verlang nicht von mir, dass ich aufhören soll ihn zu lieben. Das schaffe ich nicht, ich kann nicht“, hauchte er leise. Amaya sah ihn streng an. Ihr Geliebter war ihrer Frage ausgewichen! „Denkst du noch oft an Tama?“ Ein kaum hörbares, piepsendes ‚ja’ kam zur Antwort.


    „Vorhin im Wald wurden wir, Pikachu und ich, von einem Despotar angegriffen. Pikachu war geschwächt, so wollte ich den Angriff mit einer Magiebarriere abwehren.“
    Ken sprach schnell, fast so als ob er folgendes schnell hinter sich lassen wollte. Sein Gewissen befahl ihn zu sprechen. „Natürlich, das habe ich noch nie gemacht, es war mein erster Versuch. Es klappte, doch dann ließen meine Kräften nach.“ Husten unterbrach ihn. Rasch hatte er sich wieder gefasst.
    Sich Schuld zusprechend schweifte sein Blick zum Boden ab.
    „Tama…er war bei mir.“ Einzelne Tränen perlten seine Wangen hinab.
    Amaya wusste um sein Gefühlschaos bescheid. Sie wusste, er liebte sie genauso sehr wie seinen einst Geliebten. Aber dennoch war das drückende Gefühl der Eifersucht in ihr.
    Kurz trafen sich ihre Blicke. Liebe, gemischt mit ein wenig Melancholie, spiegelten sich in seinen Augen wider. Dieses Mal galt jene nicht Amaya. „Engelchen hat er mich wieder genannt. Und er hat mir das Leben erneut gerettet.“


    Amayas Hände krallten sich in den Stoff seiner Decke. Er konnte nichts für seine Gefühle, doch ihr Liebster machte es ihr so schwer! Schon ewig hatte sich die Agentin danach gesehnt einen Jungen zu finden mit dem sie ein Herz und eine Seele war.
    Noch vor einigen Monaten schüttelte sie den Gedanken ab. ‚Kinderträume. Naive Kinderträume!’, schallte sie sich jedes Mal auf ein Neues und befahl sich selbst die Hoffnung aufzugeben. Sie lebte um Hoenn zu dienen, das wusste sie schon seit dem Kleinkindalter an. Ihre Eltern hatten es ihr ausführlich genug erklärt. Das war ihre Lebensaufgabe.
    Doch Amaya wollte mehr! Und sie hatte gefunden wonach sie suchte.
    Seine Vergangenheit stand zwischen ihnen. Die letzte zu überwindende Barriere trug sogar einen Namen: Tama.
    Sie lächelte entschlossen. Seitdem sie denken konnte musste sie für ihr Wichtiges kämpfen, und nichts war der Agentin im Moment wichtiger als Ken. Bis zum bitterem Ende würde sie um ihn kämpfen und dabei auch auf seine Gefühle achten. Mittlerweile respektierte sie seine Liebe zu Tama. Daran könnte sie nichts ändern. Sie wollte es gar nicht versuchen. Denn auch jene Liebschaft hatte den ihr mittlerweile wichtigsten Menschen geprägt und zu dem Jungen gemacht in den sie sich verliebt hatte.


    Schlussendlich nahm Amaya Kens rechte Hand in die Ihre. Ihre andere fuhr unter sein Kinn und verübte einen leichten Druck aus. So war er gezwungen in die anziehenden Amethyste Amayas zu sehen. „Wir sind nicht Katana und Makato. Uns wird so etwas nicht geschehen!“


    ‚Ich werde um dich kämpfen!’, dachte sie sich verbissen und war sicher schlussendlich auf der Seite der Gewinner zu stehen!

  • Lehrstunde


    „Magie erfordert Konzentration, Übung und Willenskraft. Ken, konzentriere dich!“, fuhr Tomoko ihn an.
    Bereits seit einer Woche hielten er und Amaya sich im besagten Phoenixtempel auf. Abgelegen von jeglicher Zivilisation, war er den meisten Menschen unbekannt geblieben. Als sein Fieber gesunken war, durfte er sich frei im Tempel bewegen. Noch nie hatte der schon recht weit gereiste Junge noch nie einen solch wunderschönen Ort gesehen.


    Die vergoldeten Skulpturen Ho-oh’s lehrten Demut und Respekt und waren zugleich von atemberaubender Schönheit. Im Zentrum stand eine aus Marmor gehauene Kathedrale. Sie endete in einer gewölbten Glaskugel, die das einfallende Licht der Morgensonne wie ein Prisma aufzuteilen vermochte. Jede einzelne Farbe wurden aus dem Licht gespalten.
    Ken betrat zu der Morgenzeit die Mitte der Kathedrale. Die gespaltenen Farben des Lichtes erleuchtenden den vergoldeten Körper der Statue. Ein unvergesslicher Anblick! Es war als würde die Phoenixgottheit leibhaftig vor ihm die Flügeln ausbreiten und sich mit ihren mächtigen Schwingen in den Himmel erheben.


    Bevor Ken in das Zentrum des Tempels gelang, betrachtete er sein Zimmer. Selbst in jenem fand sich Gold wider. Fast erschien es so als hätte er das Zimmer persönlich eingerichtet. Es war in dezenten Pastellfarben gehalten.
    Blassblaue Vorhänge, gewoben aus feinster Seide, fielen zu beiden Fenstern fließend an der Seite ab. Auch hier waren Farbenschauspiele mitbedacht worden. Sobald das Licht der grellen Mittagsonne sich seinen Weg durch den edlen Stoff bahnte, erschienen sie Ken wie fließendes Wasser. Hingegen sahen sie, je näher die Dämmerung kam, wie Bergkristalle aus.
    Sah man von den Vorhängen ab war das gesamte Zimmer in warmen, aber dennoch sanften Farbtönen der frühen Sonne gehalten.


    Die von den Priestern angebetete Gottheit Ho-oh flog eine alten Legende nach jeden Tag der Sonne entgegen. Sie war ihnen heilig und dies spiegelte sich in der Dekoration des Phoenixtempel wider.


    Amaya ließ die prachtvolle Schönheit recht unberührt. „Täuschung des Auges“, hatte sie dazu bloß mit den Schultern zuckend gesagt. Und doch erfreute sie sich an der Faszination sowie Begeisterung ihres Geliebten. Einen ganzen Tag lang betrachtete er den Tempel.


    Störend war jedoch, dass er und so auch Amaya und Kiyoshi sich bloß mit einen Kimono bekleiden durften. Ken fand durchaus gefallen an dem traditionellem Kleidungsstück, doch es fühlte sich befremdlich an es den ganzen Tag zu tragen. Tomoko hielt an alten Traditionen fest. Dies störte ihn nicht mehr, der seidige, lavendelfarbene Stoff des Kimonos schmiegte sich angenehm an seinen Körper an.


    Doch so schön das heilige Bauwerk auch sein mochte, Ken wollte mit Amaya weiterziehen. Tomoko weigerte sich strikt das Paar gehen zu lassen, stattdessen war ihr Ken ein widerwilliger Schüler geworden. Von je an hasste er die Schule, doch dieses Mal war es wichtig. Womöglich lag das Schicksal ganz Hoenns eines Tages in seinem Können. So folgte er schicksalsergeben Tomoko.


    „Konzentriere dich, Ken!“, donnerte die Priesterin schon zum dritten Mal an diesem Tag.
    Sie musste streng sein! Es wurde ihr keine andere Wahl gelassen.
    Seine Gedanken waren zu Amaya abgeschweift. Er ging den für ihn bestimmten Lehrplan schon den zweiten Tag lang nach und seitdem hatte er das von ihm geliebte Mädchen kaum gesehen.
    „Entschuldigt bitte, Tomoko-sensei“, sagte er kleinlaut, atmete tief durch und konzentrierte sich abermals auf die in ihm noch nicht erwachte Aura. Schon seit jenen zwei Tagen musste er seine Lehrerin so formell ansprechen.
    Seine Gedanken waren zwischenzeitlich tatsächlich bei Tomokos zu lehrenden Stoff, doch dann sah er wieder Tama vor sich, spürte das geborgene Gefühl und…ein stechender Schmerz, tausenden von Nadeln gleichkommend, durchfuhr seinen Körper. Erschrocken wich er einige Schritte zurück.


    „Konzentriere dich, Ken!“, rief seine Lehrerin ein wenig schroffer. „Glaubst du ein Feind würde Rücksicht auf deine Tagträume nehmen?“
    „Tomoko-Sensei, ich verspreche..“
    „Nein! Bereite dem ein Ende! Leere Versprechen und formelle Entschuldigungen werden Hoenn nicht vor den bevorstehenden Schrecken bewahren können. Bist du dem bewusst, Ken? Weißt du darum bescheid von all den Menschen, die hier im Tempel, als großer Hoffnungsfunke angesehen zu werden? Anscheinend gelang es dieser Wahrheit nicht bis zu dir durchzudringen. Weißt du wie viel sie von dir erwarten? Kannst du dem gerecht werden?“ Ihre Stimme war eindringlich, tiefschwarze Augen sahen ihn fordernd an.


    Diese Worte hallten in dem Kopf des angesprochenen Jungen wider. Was wurde von ihm erwartet? Es waren zu große Erwartungen! Die Phoenixpriester sahen in ihm einen aufgehenden Stern. Sterne konnten schnell wieder erlöschen und dessen war sich Ken bewusst. Schon zu bald, würde er all diese Menschen enttäuschen, ihnen ihre letzte Hoffnung rauben.
    Ein Krieg zwischen Team Magma und Aqua bahnte sich an. Doch auch Ken war machtlos dagegen, egal wie gut ihn Tomoko unterrichten zu vermochte. Es war besser den Phoenixpriestern gleich ihre Erwartungen zu nehmen, oder wenigstens zu mildern, bevor sie noch stärker wurden. Je höher man flog, desto tiefer fiel man!


    „Das kann ich nicht. Nein, ich kann dem nicht gerecht werden, wenn ich mir diese ehrliche Antwort erlauben darf, Tomoko-sensei.“ Seine Stimme bebte vor Aufregung.
    „Geh mir aus den Augen“, sagte sie tonlos. „In zwei Stunden setzen wir den Unterricht fort.“
    Traurig funkelten ihr seine Augen entgegen und doch ging er langsam aus der Tür. Nein, nicht bloß sie war enttäuscht, auch er war es.
    „Was ist denn los, solltest du nicht noch im Unterricht sein?“, fragte der mittlerweile auch schon seit drei Tagen den Tempel bewohnende Kiyoshi. Es war ein glücklicher Zufall jemanden, den er kannte, zu begegnen.
    Jener unterbrach den Blickkontakt für einige Augenblicke und zupfte mit einer raschen Bewegung den störenden Kimono zurecht. „Daran werde ich mich nie gewöhnen“, murmelte er.
    „Doch das wirst du“, gab Ken leicht lächelnd zurück. „Und du siehst gut darin aus.“ Augenblicklich wünschte er sich dies im Stillen gedacht zu haben.
    „Dankeschön, aber bitte hör auf damit. Ich habe eine Freundin, ja“, kam es tonlos zurück.


    Kiyoshi wirkte eben anziehend. Mandelförmige Augen in einem sanften, dezenten Rotton sah man schließlich nicht jeden Tag. Bernsteinbraun hätte auch zu dem goldblonden Haar gepasst. Und zu bernsteinbraunen Augen sah auch braunes, wirres Haar durchaus gut aus. Ken ertappte sich dabei wie vor seinem inneren Augen wieder ein Bild von Tama entstand und er dies auf Kiyoshi projektierte. Auch sein Geliebter hatte mandelförmige, ausdrucksvolle Augen und ähnliche Gesichtszüge.


    Ken seufzte auf. „Tama“, flüsterte er betrübt.
    „Tama?“, fragte Kiyoshi nach und gewann die Aufmerksamkeit des rothaarigen Jungen. „Amaya hat mir schon über ihn erzählt. Einerseits tut es ihr leid für dich, und mir auch, aber andererseits ist sie ja froh dich zu haben.“ Er spürte seine verwunderten Blicke auf sich ruhen. „Das hat sie nie gesagt, aber ich weiß, dass es so ist. Aber ich weiß, sie liebt dich.“
    „Ja“, sagte Ken gedankenverloren.
    Der Gedanke jemand anderen attraktiv zu finden, während er der von ihm geliebten Person mit Seele und Körper treu blieb, war kein neuer. Er ertappte sich dabei wie er seinen Blick über Kiyoshis Körper schweifen ließ. Der Kimono unterstrich seine Vorzüge fabelhaft.


    Und da waren sie wieder: Tomokos donnernde Worte! Sie verfolgten ihn, schlichen sich auf ein neues in seine Gedanken. Ken schluckte schwer. Das schlimmste an ihnen war, dass sie der Wahrheit entsprachen. „Du siehst betrübt aus“, merkte Kiyoshi an. „Woran liegt das?“
    Amayas Partner hatte stets ein offenes Ohr für die Probleme anderer.


    „Tomoko hat mir zuvor eine Frage gestellt. Würde ich den Erwartungen der gesamten Phoenixpriester, ganz Hoenn gerecht werden? Meine Antwort war ein klares nein. Ich meine, ich bin ja nur..“
    „Nur?“ Er lachte auf und verwunderte somit den rothaarigen Jungen vor sich.„Mehrere hundert Jahre lang, suchten sie eine Person, die für dieses außergewöhnliche Schicksal bestimmt worden war und dann sagst du: ‚Ich bin ja nur…’“


    Einzelne Tränen standen Ken in den Augen. „Davor habe ich auch Angst! All die Priester dort, vor allem Tomoko, denken ich könnte Wunder vollbringen. Das kann ich aber nicht! So! Und jetzt muss ich mich jeden Tag mit etwas abplagen, das mir sowieso nie gelingen wird! Denke nicht, ich hätte kein Vertrauen in mich selbst, aber so etwas kann niemand.“
    „Du hast Recht, das kann niemand. Niemand, der keine Unterstützung hat. Aber du hast Amaya und sicherlich auch noch Tama, die dich über alles lieben und sicherlich auch umgekehrt. Du hast deine Pokemon, Tomoko und auch mich. Wir werden dich auch nicht hängen lassen!“


    „Dankeschön…dafür dass du mir Mut gegeben hast.“ Gerührt wischte der Angesprochene sich einige Tränen aus den Augen und fiel Kiyoshi in die Arme.
    Kiyoshi erstarrte augenblicklich. Wie sollte man auf einen Jungen reagieren, welcher mit seinem Verhalten und Aussehen einem sensiblen Mädchen gleichkam!?
    „Keine Ursache“, sagte er schließlich, als er wieder seine Gedanken ordnen konnte. „Ich bin für jeden meiner Teamkollegen immer da, wenn er mich braucht.“
    Ken löste sich von ihm und ging langsam einige Schritte zurück um in seinen Augen lesen zu können. „Ich gehöre schon zum Team?“ Ein ungläubiges Lächeln huschte über seine Lippen. „Wie komme ich zu dieser Ehre?“
    „Offiziell noch gar nicht, aber du hättest es verdient. Für mich gehörst du zum Team, aber nicht für Amaya. Sie will dich nicht in gefährlichen Missionen sehen.“Bevor der sensible Junge erwidern konnte, fuhr Kiyoshi fort: „Und jetzt geh wieder da rein. Glaub an dich, so wie es andere auch tun!“


    Eine lachende Frauenstimme hallte in den vergoldeten Gängen wieder. Sie gehörte eindeutig Tomoko. „Ich bin war wirklich beeindruckt. Kiyoshi, an dir ist ein Poet verloren gegangen.“ Mit schon beinahe singender Stimme, lobte sie seine wohl gewählten Worte.
    „Bitte, Tomoko-sensei, ich war zu voreilig und bitte Euch um Vergebung. Ich kann das schaffen und ich werde es auch!“, antwortete ihr Ken dieses Mal enthusiastisch. Dieses Mal würde er nicht so leicht aufgeben!
    „Es erfreut mich das zu hören“, gab sie leicht nickend zurück. „Wenn du noch drei Tage Durchhaltevermögen zeigst dann erlaube ich dir mit Amaya weiter durch die Lande zu ziehen. Mir ist wohl bewusst, dass eurer Ziel Xenoverille lautet und davon bin ich nicht gewillt euch abzubringen.“
    „Dankeschön.“


    „So…“, sagte sie mit gewohnt klingender Stimme, als sie wieder in dem Trainingsraum angelangt waren. Die Priesterin deutete auf ein Kissen. „…und nun setz dich, schließ die Augen und befolge einfach meinen Anweisungen.“
    Ohne Widerspruch fügte sich ihr Schüler ihren Wunsch und tat wie geheißen.
    „Nun erzähle mir, wobei dir der Umgang mit der Magie Schwierigkeiten bereitet.“
    „Ich werde stetig kraftlos. Generell sind meine magischen Kräfte recht schwach, wenn ich sie steuern will. Werden sie doch einmal stärker, so passen sie sich meinen Gefühlen und Gedanken an. Ich kann sie nicht kontrollieren“, kam die leicht unsichere Antwort.
    War die Antwort die Richtige? Eventuell war sie schlecht formuliert!? Obwohl seine Meisterin längst mit dem Unterricht fortgefahren war, war sich Ken keiner noch so kleinen Sache mehr sicher. Ihre Worte verfolgten ihn.


    „Zum ersten Mal an diesem Tage muss ich meinen Schüler loben.“ Dies überraschte ihn und zugleich wirkten die kommenden, wohltuenden Worte wie Balsam für seine Seele. „Es bedarf Übung und eines besonders sensiblen Geistes Gefühle, Gedanken sowie Probleme in Worte zu beschreiben.“ Sie unterbrach sich, um ihrer Rede Nachklang zu verleihen. „Wenn du vor Allem jeden Tag versuchst deine Gefühle in Worte zu fassen, gelingt dir der Umgang mit der Magie eventuell besser. Du musst sie ja nicht zu Papier bringen, aber sieh wenn etwas in Sprache gefasst ist versteht man dessen Sinn besser.“
    Ken nickte, er schien von der Idee fasziniert.


    „Doch jetzt, konzentrieren wir uns auf die Aura. Uns wird kaum Zeit für praktische Übungen zur Verfügung stehen, also werde ich mit der Theorie anfangen.“
    Tomoko murmelte Worte in einer fremd klingenden, aber doch sehr fließend weichen, Sprache. Magie erfüllte die Luft für einige Augenblicke. Diese zu spüren war ihr Schüler in der Zwischenzeit schon in der Lage. Sie bündelte sich auf Tomokos Handflächen. Ein rotierende Kugel aus Licht erschien auf jener. Fast schien es so, als würde sie leben. Wie ein Stein von Wasser umflossen wurde, wurde auch das zu einer Kugel geformte Licht von einem Magiestrom umflossen. Worte der Macht zerteilten sie wieder. Augenblicklich vereinte sie sich mit dem reißendem Strom der Magie.


    „Dies bedeutet es eine Aura zu kontrollieren. Seine eigene Aura unter Kontrolle zu haben.“
    Lächelnd beobachtete sie das erstaunte Gesicht Kens. Er war hingerissen von der Schönheit der Lichtkugel. Seine Augen funkelten auf.
    „Werde ich das auch lernen können?“, fragte er begeistert.
    „Es tut mir leid, aber zu dem wirst du nie in der Lage sein. Du sagtest doch deine Magie würde sich deinen Gefühlen anpassen, dann bist du ihrer Macht mehr oder weniger ausgesetzt. Ich kann dir bloß lehren sie bis zu einem gewissen Grad zu kontrollieren.“ Die Priesterin hielt kurz inne, bevor sie fortfuhr: „Und nun schließ die Augen und gib dich vollends der Magie hin. Konzentriere dich, Ken.“


    Dieses Mal war ihr Schüler mit seinen Gedanken im Unterricht. Er suchte in sich den Ursprung der Magie. Manches Mal glaubte er etwas begegnet zu sein, einen pulsierendem Lebensstrom in sich begegnet zu sein. Für kurze Augenblicke erschien vor Kens Augen ein goldenes Licht, doch jenes verschwand stets, wenn er versuchte nach ihm zu greifen. Ein einziges Mal in den drei Tagen mochte ihm dies gelungen sein, aber dennoch ließ sich es sich nicht kontrollieren. Er sollte es doch nach seinem Willen formen, so wie es Tomoko aufgetragen hatte! Wie Wasser war das Licht der Magie. Man konnte danach greifen, doch nicht festhalten.


    Ken wurde aus seinem tranceähnlichen Zustand gerissen, als eine Hand seinen Nacken entlang tänzelte. Von den stetigen Versuchen müde geworden, schlug er die Augen auf und sah Amaya entgegen.
    Jene sah in dem, sich selbst ausgesuchten, schwarzen Kimono wirklich bezaubernd aus. Hingegen zu den anderen Frauen unterstrich er nicht eine mädchenhafte Art, sondern vielmehr ihre innere Stärke. Wieder einmal kam in ihrem Liebsten der Vergleich mit einem Snobilikat in den Sinn. Frei, anmutig, wild und bildhübsch.
    Auch ihre Statur wirkte ein wenig kriegerischer, als bei den anderen Mädchen. Das hochgesteckte, nachtblaue Haar unterstrich, dass ihre Gesichtszüge nicht ganz so weich und offen waren, sowie ihre, wie Ken fand, wunderschönen amethystfarbenen Augen. Amaya war mit Leib und Seele eine Agentin und dies sah man ihr durchaus auch an.
    Sein Herz schlug bei Amayas Anblick schneller.


    „Ich habe mit Tomoko ausgemacht, dass du heute eine Stunde früher mit dem Unterricht aufhörst.“ Sie lächelte anzüglich. Zugleich entfernte Amaya die Spange aus ihrem langen Haar, sodass es Tomoko die Sicht auf ihren Schüler verweigerte.
    So konnte die Priesterin auch nicht die folgende Worte vernehmen. „Also in fünfundzwanzig Minuten. Ich bin dann bei der warmen Quelle.“ Sie hauchte ihm ein Kuss auf die Wange.
    Ken wusste, dass um die Abendzeit schon längst alle Phoenixpriester sich schlafen gelegt hatten. Er ging auf ihre Annäherungsversuche ein. „Ich werde dich nicht warten lassen.“
    „Würde ich dir auch nicht raten“, zwinkerte sie und war rasch wieder aus dem Raum verschwunden.


    Die letzten fünfundzwanzig Minuten des Unterrichtes zogen sich in die Länge. Unbemerkt war er an den Räumen, hinab in die sprudelnde Quelle des Tempels gehuscht. Amayas Bitte konnte er doch nicht einfach ausschlagen…


    „Ich habe doch zehn Minuten lang gewartet“, sagte Amayas Stimme gespielt beleidigt. Durch die nebelgeschwängerte Luft, konnte er nur ihre Konturen erkennen.
    „Ich habe mich noch umgezogen, der Kimono sollte schließlich nicht nass werden.“ Ihr Liebster trat weniger Schritte näher an den Rand des Beckens. Sie saß am Rand, bloß ihre Füße baumelten im Wasser und zogen darin leichte Kreise. Amaya offenes Haar fiel wie ein dunkelblauer Schleier über ihren entkleideten Körper. Ohne Scheu deutete sie Ken an, er solle sich neben sie setzen. Augenblicklich wurde sein Nacken von sanften Küssen bedeckt.
    „Entdeckt hier uns niemand?“, fragte er seufzend, die Zärtlichkeiten genießend.
    Auch wenn seine Liebste auf andere unverändert unnahbar und kalt erschien, so begegnete sie ihm gegenüber stets mit viel Liebe und Zärtlichkeit. Dennoch strahlte sie eine bewundernswerte, innere Stärke aus.
    „Nein, keine Angst“, antwortete sie nun endlich auf seine unsichere Frage. Erneut umspielte ein anzügliches Lächeln ihre Lippen.