Hallo, liebe User!
Dieses Thema beschäftigt sich damit, wie man seine Charaktere dazu bringt, selbst über sich zu erzählen - (innere) Monologe und Dialoge.
In diesem Beitrag geht es darum, wie man einen Dialog aufbaut, um ihn so realistisch wie möglich wirken zu lassen. Bleiben auch nach dem Lesen dieser Hilfe immer noch Fragen, dann steht es euch natürlich frei, diese hier zu posten.
Inhalt:
I. Dialoge - Wozu überhaupt?
II. Der Inhalt
III. Wie klingt ein Dialog gut?
__III.I Das richtige Wort des Sprechens
__III.II Adjektive zur Unterstützung
__III.III Handlungen, Gesten und Körpersprache
IV. Die Sprache
V.
Zeichensetzung
I. Dialoge - Wozu überhaupt?
Dialoge sind das Herz der Handlung. Erst durch sie lernt man die Charaktere kennen, da sie nur so miteinander agieren können. Gibt man sämtliche Gespräche in der indirekten Rede wieder oder gar nur als Nacherzählung, so passiert es leicht, dass die Charaktere flach wirken, denn nur durch Reden charakterisieren sich die Figuren praktisch selbst.
Deshalb ist es wichtig, vor allem direkte Reden einzubauen, um Charaktere lebendig wirken zu lassen. Liest man eine Geschichte, in der sämtliches Gesagte nur indirekt wiedergegeben wird, so ist das ermüdend, man lernt die Charaktere nicht kennen, weiß nicht, wie genau sie sind. Da können Gefühle noch so lebendig beschrieben werden - hineinfinden wird sich ein Leser nicht besonders gut in einen Charakter, von dem er nicht weiß, wie er spricht und daher flach wirkt.
Außerdem sind diese Gespräche in einem gewissen - hohen - Grad die Handlung. Inwiefern, hängt natürlich vom Schreibstil und dem Genre ab. Doch würde ohne Dialoge kaum etwas geschehen, da die Charaktere nicht miteinander kommunizieren würden.
II. Der Inhalt
Zuerst stellt sich natürlich die Frage, was überhaupt in einem Dialog vorhanden sein sollte. Hauptsächlich sollte man Dialoge verwenden, in denen Dinge erwähnt werden, die auch für die Handlung relevant sind - keine unnötigen Smalltalk-Runden also, denn das wirkt sich auf den Leser nur ermüdend aus, er verliert die Lust am Lesen. Die Storyline kommt durch unnötige Dialoge ins Stocken, zieht sich, ohne dass sich etwas ändert. Deshalb sollte man sich fast nur auf das Wichtige, Wesentliche, beschränken.
Eine Ausnahme ist es aber, wenn ein Dialog Einblick in das Wesen eines Charakters bietet. Das muss nicht unbedingt relevant für die Handlung sein, doch bringt es dem Leser den Charakter einfach näher. Er kann sich besser in ihn hineinversetzen, weshalb er verstehen kann, warum sich eine Figur in bestimmten Situationen auf eine ihr eigene Weise verhält.
Man sollte auch darauf achten, dass ein Dialog logisch und glaubwürdig klingen muss, um gut zu klingen. So würde man kaum jemandem, den man schon jahrelang kennt, erzählen, welchen Beruf man bereits seit langer Zeit ausübt, sofern nicht ein triftiger Grund besteht. So kann eine Figur natürlich davon sprechen, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlt, weil ein Arbeitskollege, der einen Posten noch nicht so lange besetzt, befördert wurde, sie selbst aber nicht.
III. Wie klingt ein Dialog gut?
III.I Das richtige Wort des Sprechens
„Hallo“, murmelte er.
„Hans!“, sagte sie. „Du glaubst ja gar nicht, was passiert ist!“
Er sagte: „Aber was denn?“
„Dein Nachbar war gerade hier und hat gesagt, du verlässt die Stadt!“, sagte sie.
„Aber, Lisa! Das stimmt doch gar nicht“, sagte Hans.
Hier wurde ständig das Wort sagen verwendet. Man erkennt an diesem Beispiel gut: dieser Dialog klingt holprig aufgrund der ständigen Wortwiederholung, wirkt langweilig (man stelle sich vor, er würde sich über eine längere Zeit hinweg erstrecken!). Außerdem - und das ist der Hauptgrund, weshalb man das ständige sagen vermeiden sollte - ist es so nicht möglich, die Stimmung der Charaktere richtig auszudrücken. Wie also könnte dieser Dialog alleine mit anderen Wörtern des Sprechens überarbeitet werden?
„Hallo“, grüßte er.
„Hans!“, rief sie aus. „Du glaubst ja gar nicht, was passiert ist!“
Er fragte: „Aber was denn?“
„Dein Nachbar war gerade hier und hat behauptet, du verlässt die Stadt!“, stieß sie hervor.
„Aber, Lisa! Das stimmt doch gar nicht“, polterte Hans.
Hier erkennt man all das besser - beispielsweise Hans' Verärgerung über die Aussage des Nachbarn oder das Entsetzen Lisas. Natürlich sollte man mit solchen Wörtern nicht übertreiben, da es doch auch welche gibt, die übertrieben wirken. Solche sind beispielsweise schmachten oder lechzen. Solche sollte man wenn überhaupt, nur in einem geringen Maße verwenden.
Es gibt wohl eine unbegrenzte Anzahl an Synonymen zu sagen, weshalb man kaum alle auswendig lernen kann - geschweige denn, sie alle aufzuzählen und zu behaupten, es seien alle. Hier findet sich aber beispielsweise eine recht gute und umfangreiche Liste, die man hinzuziehen kann, wenn man einer Aussage eine bestimmte Wirkung verschaffen will.
III.II Adjektive zur Unterstützung
„Hallo“, murmelte er, gerade so laut, dass sie es verstehen konnte.
„Hans!“, rief sie mit schriller Stimme aus. „Du glaubst ja gar nicht, was passiert ist!“
Er fragte: „Aber was denn?“
„Dein Nachbar war gerade hier und hat behauptet, du verlässt die Stadt!“, stieß sie hervor - ihrer Stimme war das Entsetzen deutlich anzumerken.
„Aber, Lisa! Das stimmt doch gar nicht“, polterte Hans.
Man kann hierzu eigentlich kaum mehr sagen, als dass man eine gute Mitte finden muss. Nicht zu wenig, damit sich der Leser hineinversetzen kann, aber auch nicht zu viel, um nicht zu übertreiben. Wichtig ist, dass die Charaktere nicht gekünstelt wirken, aber logisch agieren.
Sofern man passende Verben verwendet hat, gilt hier ausnahmsweise: weniger ist manchmal mehr.
III.III Handlungen, Gesten und Körpersprache
„Hallo“, murmelte er, gerade so laut, dass sie es verstehen konnte, als er in den Raum trat. Sorgsam blickte er sich um, während er leise die Tür schloss.
„Hans!“, rief sie mit schriller Stimme aus und stellte das Glas, nach dem sie gerade gegriffen hatte, geräuschvoll ab. „Du glaubst ja gar nicht, was passiert ist!“
Einen irritierten Blick warf er ihr zu, bevor er fragte: „Aber was denn?“
„Dein Nachbar war gerade hier und hat behauptet, du verlässt die Stadt!“, stieß sie hervor - ihrer Stimme war das Entsetzen deutlich anzumerken. Ihre Augen weiteten sich, und schnell erhob sie sich von ihrem Stuhl, machte einige Schritte auf ihn zu.
„Aber, Lisa! Das stimmt doch gar nicht“, polterte Hans, bevor er sich umdrehte und mit eiligen Schritten hinausstürmte. Die Tür fiel mit einem lauten Krachen ins Schloss.
Körpersprache ist das, was den Großteil der menschlichen Unterhaltung ausmacht, auch wenn man es nicht glauben will. Sie zeigt deutlicher, was ein Mensch bzw. ein Charakter denkt und fühlt, als es noch so viele Worte ausdrücken könnte. Außerdem steht niemand stocksteif erstarrt, wenn er spricht. Deshalb darf auch sie nicht unerwähnt bei einem Dialog bleiben.
Um die Gestik einer Figur so realistisch als möglich zu beschreiben, sollte man sich einfach vorstellen, wie man selbst - oder jemand anderer, der einer Figur vom Charakter ähnelt - in einer Situation reagieren würde. Mit der Zeit geht es in Fleisch und Blut über, man schreibt einfach, ohne sich besondere Gedanken zu machen. Hierbei ist es natürlich auch wichtig, die einzelnen Charaktere gut zu kennen, denn kaum wird einer, der sehr reserviert ist, in schallendes Gelächter über einen schlechten Witz ausbrechen.
IV. Die Sprache
Die Sprache im Dialog unterscheidet sich deutlich von der im Fließtext. Es ist auch möglich, Umgangssprache, Abkürzungen ("geht's", "sag's", ...) und ähnliches, das ansonsten eher unerwünscht ist, zu verwenden. Direkte Reden, die peinlichst genau nach Schrift geführt werden, klingen steif - und daher unnatürlich.
Doch wird nicht jeder Charakter den gleichen Wortschatz besitzen. Ein Jugendlicher beispielsweise wird kaum Wörter verwenden, die ein Rentner nutzen wird - und umgekehrt wird ein alter Mensch nicht auf Jugendsprache zurückgreifen, es sei denn, das hat einen guten Grund. Auch hier muss man also auf seine Charaktere und Handlung eingehen. Eine Figur, die in einer höhergestellten Familie aufgewachsen ist und daher die richtige Bildung erfahren hat, wird sich gefasster ausdrücken als das Mitglied einer Straßengang. Schreibt man etwas Historisches, so muss man auch hier beachten, nicht zu sehr in die heutige Sprache zu rutschen.
Beispiel:
„So, junge Dame, dann erklär' mir mal genau, was du heute gemacht hast.“ Die Verärgerung war ihrer Mutter, die sie schon an der Haustür erwartete, deutlich anzuhören.
„Man, wie kommt du auf die beknackte Idee, dass ich was angestellt hab‘, Alda?“ Einen gelangweilten Ausdruck versuchte die Fünfzehnjährige in ihre Worte zu legen.
„Dann habe ich heute also deine Doppelgängerin gesehen, wie sie mit deinen Freunden gekifft hat? Was hast du dir dabei gedacht?“ Der Jugendlichen entglitten die Züge – sie erkannte, dass sie enttarnt war. „Alle machen’s. Weils cool ist und schmeckt. Und die andern sind out. Wer’s nich macht, is‘ Luft für die“, murrte sie, einen trotzigen Blick wahrend.
V. Zeichensetzung
Siehe Zeichensetzung und Rechtschreibung.