Seit einem Jahr nun werfe ich mit mehr oder weniger poetischen Wörtern und Worten um mich. Das ist doch ein guter Grund, um sich mal mit der Macht von nur einem einzigen Wort zu befassen…
Ein einziges Wort
kann nichts, kann viel, kann alles sagen,
ein starkes Werkzeug uns'rer Hand,
ist Antwort, Wurzel neuer Fragen
und löscht das Feuer, schürt den Brand.
Sieh, ein einziges Wort
ist nur ein kleiner Schritt zur Stille,
ist wenig, aber doch genug,
von den Gefühlen nur die Hülle,
mal wahr und bar, mal Lug und Trug.
Denn ein einziges Wort
kann alles ändern, alles wenden,
kann ganz neu ordnen Deinen Blick,
fingiert Dir Klarheit, kann Dich blenden,
wird Dir zum Ruder und zum Strick.
Und ein einziges Wort
kann Deine schwere Stimmung lichten,
kann Dir erretten schwarzen Tag,
kann auch den Mut Dir ganz vernichten,
der letzte Nagel für den Sarg.
Aber ein einziges Wort:
'ne Folge nur von nackten Zeichen –
Dein Geist verleiht ihm erst den Sinn,
kann's stärken und kann's auch erweichen,
ein Ende und ein Neubeginn.
(26.-28.03.2011, für Cassandra)
Dieses Gedicht ist entstanden im Rahmen einer Aktion, bei der ich mich gegen Beantwortung einer (vielleicht) ganz besonders schweren Preisfrage dazu bereit erklärt hab, meinen Lesern Wünsche zu erfüllen. Einer dieser Wünsche im direkten Wortlaut:
Zitat von CassandraDa du ja das Wort so wenig zu schätzen weißt :P , ist mein Themenvorschlag ein Gedicht zum Titel "Ein einziges Wort" zu schreiben.
So, und genau das hab ich jetzt auch tatsächlich gemacht, wie man mittlerweile wahrscheinlich ganz bestimmt todsicher doch irgendwie gerade so noch sehen können wollen tun sollte… Moment mal, Du willst mir ernsthaft unterstellen, ich würde „das Wort nur so wenig zu schätzen wissen“? Ich würd Dich bitten, diese Aussage hier und jetzt zu überdenken! :P Auf jeden Fall hat es mir ab dem Moment, da ich genau die zündende Idee zur Umsetzung und Interpretation dieses Titels hatte, sehr viel Spaß gemacht, daran zu arbeiten, und ich bin mir sicher, dass Du mit dem Ergebnis zufrieden sein wirst, es womöglich auch magst und vielleicht sogar liebst. :)
Oh, jetzt hab ich ja glatt die Informationen zum Entstehungsprozess selbst vernachlässigt. Na, es ist so: Jene zündende Idee war „ganz einfach“, den Titel als stets widerkehrende Formulierung einzusetzen und Sätze darum zu bauen, die beschreiben, welche Macht so einem einzigen Wort denn innewohnt. Frage man mich was Leichteres als wieso ich so lange brauchte, um darauf zu kommen… Wobei, ich fürchte einfach, dass ich, immer wenn ich drüber nachgedacht hab, mehr eine Geschichte erfinden wollte, in der genau ein einziges Wort eine Schlüsselrolle spielt, und mir dabei nichts Überzeugendes in den Sinn kam.