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Herzlich willkommen zu unserem Vote des Mapping- und Fanfiction-Collabs. Auch, wenn einige befürchtet haben, dass nur wenige Abgaben zusammenkommen werden, so wurden wir eines besseren belehrt und haben nun viele tolle Werke im Vote. Doch leider können nicht alle gewinnen! Nun liegt es an euch, wer die meisten Punkte erreicht und damit diesen Wettbewerb gewinnt.
Verteilt eure Punkte bitte wie folgt:
Jeder User des BisaBoardes darf bei diesem Wettbewerb voten. Jedoch ist es verboten Sympathievotes zu posten, oder seine eigenen Werke zu bepunkten. Bitte achtet auch darauf, ob die Aufgabenstellung eingehalten wurde und begründet eure Wahl jeweils mit mindestens einem Satz.
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Credits: BoOmxBiG, Red-eX, Alistair, Hydragirium, Jupiter, mepotes, Joka, zetavares (Gaia), U-seigel, EvolinaX, nsora96, Pokefreak, WesleyFg, kymotonian/Kyle-dove, Rverah-duh, speedialga, Platinum Tyrant, Spacemotion, alucus, pokemon-diamond, kizemaru-kurunosuke, danerdydude, KageNoSensai, klnothincomin, anutter, epicday, thurpok, ultimospriter, iconforeverxshoddybattle, dewitty, minorthreat0987, tyranitardark, princelegendario, takaiofthefire, HekelGrande, Sagaxxy
Knirschend schob sich der von Wellen durchnässte Sand an dem ledernen Mokassin vorbei und formte einen schrägen Fußabdruck im Sand, der schon bald wieder von dem schleichenden Wasser überzogen wurde und kaum noch erkennbar war. Die flammrote Frisur hing schlaff, aber in allen Richtungen über seinem hängenden Hals, der teure Poncho wippte ruhig bei jedem trägen Schritt, den sein Träger schaffte und der Glanz der feuchten Augen übertraf selbst das Glitzern des weiten Ozeans, der sich vor ihm ausbreitete. Quälend langsam entschwand eine kräftige Hand aus dem verzierten Übergewand, wischte die angestauten Tränen aus den Augenhöhlen und fuhr durch die zotteligen Haare, die von blutrot in zartorange übergingen und nur noch als träge Zacken das sonst so markant dunkle Gesicht wie ein Kreis aus lodernden Feuerzungen umrahmten. Kreidebleich waren seine Züge; wären nicht die Haare gewesen, würde er mitsamt seiner beigefarbenen Kleidung in den hellen Sandfarben des Strands verschwinden.
Die Meeresbrise kühlte seinen von Trauer und Tränen ermüdeten Körper, was in diesen Tagen auch bitter nötig war: die Sonnenstrahlen brannten eine Hitze in die Luft, wie es sie nur selten gab, der noch trockene Sand glühte förmlich unter seinen Sohlen und die Wesen des Meeres verließen erst gar nicht das kühlende Nass. Ohne dem nur bedingt schönen Wetter auch nur einen winzigen Platz in seinen Gedanken zu gewähren, lief Lauro weiter auf das Meer zu, das sich noch weit bis hinter dem Horizont erstreckte. Jeder einzelne Schritt war so schleppend dass es sein letzter hätte sein können. Mit jedem Fuß, den er vor den anderen setzte, kehrten salzige Wassertropfen schneller und schwerer in seine ebenholzbraunen Augen zurück.
Als er schließlich am äußersten Rand der Küste stand, den streichelnden Wellen so nah, verließ ihn Stolz und Ehre. Seine Beine knickten kraftlos ein, auf Knien und Handballen gestützt fiel er auf den durchnässten Sand. All die Verzweiflung, all die Traurigkeit, die sich schon die ganze Reise tief und tiefer in ihn hineinfraßen, eroberten Sinn und Verstand. Schluchzend gab sich Lauro den Tränen hin. Sie rannen das ungepflegte Kinn herunter und tropften auf den grauen Matsch, worin sie spurlos verschwanden. Das war also der Preis für all das verführerische Glück, all die vergängliche Freude, die ihm seit Jahren das Leben versüßten; das alles schien so unwichtig, so belanglos im Moment größten Schmerzes und Lauro bereute jede Sekunde, in der er zuließ, dass er diesem Wesen sein ganzes Leben schenkte. Und das Wesen ihm sein eigenes.
Er biss die Zähne zusammen, sammelte Kraft, um wieder aufzustehen und bald konnte er sich wieder sicher auf die Beine stellen. Den Dreck an seinen Händen streifte er beiläufig an seinem Poncho ab und zwang er sich selbst dazu, wieder normal zu atmen. Mit einer groben Bewegung der Hand verschwanden die letzten Tränen aus seinem Gesicht und seine Haut bekam sogar wieder mehr von ihrem ursprünglichen, dunklen Ton zurück. Lauro stellte sich breitbeinig und aufrecht hin, schloss die Augen und atmete geduldig Wind und Salz des Meeres ein, was ihm pfeifend durch die rotgoldene Mähne flog. Einzig Meer und Brise bildeten seine einsame Welt, alles andere um ihn herum verlor Priorität und Zweck, all das Vergängliche um ihn herum war für den Moment gestorben und vorbei. Es tat ihm gut, sich seiner selbst und der Rolle in der Welt bewusst zu werden.
Wir alle vergehen einmal; Menschen wie Pokémon. Wir können noch so wichtig sein, Leben und Tod behandelt uns gleich.
Aprubt öffneten sich die etwas faltigen Lider wieder über den noch glänzenden Augen und ohne auch nur den Hauch von Gefühlen im Gesicht griff Lauros Hand unter seinen Poncho und zog einen schlichten, etwa faustgroßen, uneindrucksvoll verschnürten Beutel hervor. Sorgfältig nahm er ihn in seine rauen Handflächen und ging einige Schritte weiter in den kühlenden Wellengang, als das Wasser bis zu seiner knielangen Baumwollhose schwamm, blieb er stehen und zog ohne Eile den Senkel, der das Tuch zusammenhielt, auf. Der Beutel zerfiel widerstandslos in ein gewöhnliches Tuch, das allerdings mit einem pechschwarzen Staub bedeckt war. Lange blieben die nussbraunen Augen an der Asche haften, die im Lederbeutel umschlossen gewesen war, seine ganze Reise lang an seiner Brust. Ein Lächeln kitzelte seine Lippen und die Reste betrachtend dachte der Champ an die alten Zeiten zurück, wie er – Seite an Seite mit dieser Kreatur – gekämpft, gesiegt und gelernt hatte. Die grünen Federn des schlanken Körpers flatterten im Wind, als es mit weißen Schwingen zum Kollisionskurs ansteuerte; in seinen naiven Träumen wird er wohl ewig leben. Matt lächelnd kippte Lauro seine Handflächen in die Schräge, die pechschwarzen Körner rieselten langsam herab und fielen in den Meeresschaum. Die dunklen Augen sahen ihnen noch lange nach, doch die konnten die Asche schon gar nicht mehr zwischen Wasser und Matsch erkennen. Ohne nachzudenken ließ Lauro das Ledertuch ins Wasser fallen, und griff erneut unter den kratzigen Filz seiner Oberbekleidung und holte eine pfirsichgroße Kapsel heraus. Sie war weiß-rot und ein ebenso weißer Bereich trennte Ober- und Unterseite voneinander. Sein erster Pokéball.
Er fühlte sich so freundschaftlich, so vertraut zwischen seinen Fingern an, als wäre er durch die Jahrzehnte etwas Besonderes geworden; vielleicht war er das auch. Unbeeindruckt bemerkte der erfahrene Trainer, dass der Ball sich nicht mehr schließen lies, die beiden Hälften hingen lose aneinander, als warteten sie geduldig auf das, was sie eigentlich aufzubewahren pflegten. Er holte mit seinem muskulösen linken Arm weit aus und schleuderte den Pokéball in den Ozean hinaus. Mit einem leisen Ploppen tauchte die Kugel ein, erschien aber bald wieder schwimmend an der Oberfläche. Lauro ließ von Schmerz und Trauer befreit den Kopf hängen und atmete erleichtert aus, er war fast schon stolz dass er seinem langjährigem Kampfpartner so in Würde die letzte Ehre erweisen konnte. Ohne den Kopf zu heben, drehte er sich um und watete aus dem Wasser. Er setzte seinen nassen Mokassin wieder auf trockenen Sandboden und richtete sich wieder gerade auf, um den Heimweg anzutreten.
Tödliche Hitze peitschte auf seine Haut, gleißendes Licht fraß an seinen Augen; unvorbereitet fiel der Trainer auf die Knie und griff instinktiv nach einer weiteren runden Kapsel, in der ein Wesen schon voll unbändiger Kampffreude zappelte, doch Lauro behielt den Pokéball geduldig in seiner Hand und richtete seinen Blick nach vorne, von wo Feuer und Licht gekommen waren. Die Strahlen hatten an Intensität verloren und die Flammen waren schon gar nicht mehr zu sehen, doch die Luft flimmerte noch immer und einige Meter vor dem knienden Attackierten glühten die Sandkörner noch feuerrot wie Magma. Umgeben von einem Kreis aus schmelzendem Sand, flog dort ein Wesen, nein, es flog nicht, es schwebte geradezu über dem Erdboden, indem es ruhig mit seinem abendroten Flügelpaar vor- und zurück schlug. Die drei einzelnen Teile eines Flügels waren geschwungen und liefen spitz zu, dunkle Brandflecken, die das Wesen nicht im geringsten bekümmerten, waren über den scheinbar mit dünnen Härchen besetzten Schwingen verteilt. Doch erst als der Trainer den Torso des Angreifers musterte, wurde ihm klar, was da vor ihm stand. All die Vorurteile gegenüber Käfer-Pokémon verdampften angesichts dieses Stolzes und dieser Anmut, mit der der riesige Falter die trockene Landschaft zierte; selbst die grünenden Bäume, die über den rostbraunen Klippwänden thronten, wirkten im Gegensatz zu dem Feuerwerk an Temperament, das den Boden schmolz, tot und bleich.
Aus dem schneeweißen Haarkleid, das den stämmigen Körper umhüllte, stachen die verengten Augen in majestätischem Saphirblau ruhig und dennoch voller Leben heraus, wie zwei letzte, wunderschöne Funken des Lebens in tosendem Inferno. Kastanienbraun traf wasserblau; beide Blicke erwiderten einander ohne nur den Hauch von Rivalität. Plötzlich sah Lauro in den leuchtenden, einfarbigen Augenschlitzen das, das er verloren glaubte. Das Leben schloss wieder seine Finger um den verzweifelten Champ. Kampfbereit beugte der flammende Gegner sich nach vorne, Lauro richtete sich wie von selbst auf, konnte aber den Blick nicht von dem Augenpaar wenden, all die Kampfeslust, die herausschimmerte, all das Leben, das er lange gesucht hatte. Hier in einem einzigen Pokémon fand er es. Noch immer fasziniert von der ihm unbekannten Kreatur, strich sich der Ureinwohner das leuchtend farbige Haar nach hinten und griff ein letztes Mal unter seinen Filzmantel, während er die Kapsel zwischen seinen Händen ungeduldig zwischen den Fingern balancierte. Sein Widersacher wartete, was Lauro ohne einen Blick in seine Richtung auffiel. Normale Pokémon warten nicht auf ihren Gegner. Sie überfallen dich überraschend, um dich – als Eindringling – zu bekämpfen. Oder Schlimmeres. Dieser Kampf schien andere Ziele zu beinhalten, hier ging es um Stärke und Lernen.
Tatsächlich! – Lauro zog einen letzten, leeren Pokéball hervor und behielt in fest umklammert in seiner Rechten. Er lächelte gespannt und blickte den riesigen Schmetterling herausfordernd an, ein absolut identischer Blick blitzte in den blauen Augen seines Gegenübers auf. Lauro fühlte sich schon jetzt so lebendig wie selten zuvor, überglücklich blickte er von der leeren Kapsel im festen Griff seiner Hand zu diesem neuen Feuerwesen. Er nahm nochmals seinen bereits bewohnten Ball zur Hand, und schleuderte ihn vor ihm auf den Boden.
„Los, Shardrago!“
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Credits: Barubary; Pokémon Gaia Projekt Zetavares;
Gedankenverloren ging der Trainer durch den Wald, den er so mochte; doch dieses Mal war er nur wegen einer Sache hierhergekommen.
Die dichten Baumkronen ließen das Sonnenlicht nur vereinzelt zum Boden tröpfeln, tauchten den Wald in ein sanftes, warmes Licht; die Pflanzen am Boden sogen das Licht gierig auf, um ihr Wachstum zu fördern. Die Blätter wippten leicht in der sanften Brise, die langsam durch die verschlungenen Gänge fuhr. Von weitem hörte er bereits den Fluss plätschern, ein leises Rauschen, als das Wasser über die Steine sauste, sich Gischt bildete und das Blau für kurze Zeit in Weiß verwandelte. Der Wald strahlte in den verschiedensten Grüntönen, die durch das Sonnenlicht noch aufhellten, das Moos unter seinen Füßen war saftig grün und dämpfte jeden seiner Schritte bis auf den niedrigsten Laut, einen, der für das Menschenohr nicht mehr zu hören war. Die Bäume um ihn herum zählten bereits viele Jahre, dunkel streckten ihre Arme nach der Sonne, schirmten diese teilweise ab, ließen eine angenehme Kühle unter ihnen. Geräusche von fernen Pokémon vernahm er, jedoch nur am Rande, er konzentrierte sich auf das Geschehen, was heute noch kommen würde. Der Grund, warum er überhaupt diesen Wald wieder betreten hatte, bevor er sich auf nach Hause machte, doch der Umweg war es ihm wert.
Lange, sehr lange hatte er überlegt, was er tun sollte, ob nicht die andere Form besser wäre, ob sie ihm nicht vorteilhafter im Kampf wäre. Doch schließlich hatte er überlegt, dass das die richtige Wahl sei und hatte deshalb den weiten Weg in den Ewigenwald auf sich genommen. Denn dort gab es diesen magischen Stein, den er noch nie gesehen hatte, aber genug davon gehört. Er solle immer in einem Sonnenschein liegen, der die Herzen öffnete und der Lebenskraft auf die umstehenden Personen übertragen sollte. So sagten es zumindest die Geschichten, Ammenmärchen von seiner Mutter, die bereits über einem Jahr auf ihn wartete.
Nun war er mit seiner Reise fertig, hatte viele Pokémon auf seinem Weg gefangen, sie trainiert und mit ihnen im Finale der Liga unterliegen, doch das hatte seinen Ehrgeiz nicht vermindert; eher angestachelt. Deswegen hatte er bereits einen neuen Plan, wie sein Leben nach dieser Sache weitergehen sollte. Er würde in eine neue Region fahren, eine neue, nach unentdeckte, mit zahlreichen Pokémon und eine Zivilisation, die gerade erst erfahren hatte, dass es in erreichbarer Nähe noch weitere Länder gibt, die von diesen sonderbaren Wesen bevölkert waren.
Ein Rascheln in dem Gestrüpp rechts neben ihm riss ihn aus seinen Gedanken, und das, was er sah, zauberte ihm ein Lächeln auf das Gesicht. Ein kleines, hellbraunes Pokémon lächelte ihm mit einem schmalen Mund und großen, nussbraunen Augen zu, der buschige, kleine weiße Schwanz wedelte fröhlich hin und her. Die Ohren lagen entspannt am Kopf an und die Hinterbeine stießen sich vom Boden ab.
Kurz darauf landete das kleine Tier geschickt auf seiner linken Schulter an lehnte sich mit den Kopf gegen den Kopf seines Besitzers, wobei es leise eine Art Schnurren von sich gab und ausgiebig gähnte. Lächelnd kraulte Vinx es zwischen den Ohren und setzte seinen Weg fort – weiter hinein in den dichten Wald, der sich langsam etwas lichtete, sodass die Sonne mehr Möglichkeiten hatte, den Boden mit ihrem Schein zu erhellen und den Wald so in ein helles Licht zu tauchen.
Außerdem spürte Vinx, wie der Boden unter ihm leicht vibrierte und je länger er in die weissagte Richtung ging, desto stärker wurde dieses Vibrieren. Leichte Kraftwellen glitten unsichtbar über den Boden, ließen die Blätter der kleineren Pflanzen sanft erzittern, ließen Vinx ein Kribbeln durch die Knochen jagen während sein Atem ein wenig schneller ging. Vinx wurde ein wenig unsicher, redete sich aber ein, dass das zur Vorankündigung gehörte, dass das ihm sagte, dass er auf dem richtigen Weg sei. Also ging er unermüdlich den langsam breiter werdenden Gang entlang, welcher ihn zwischen den heller werdenden Bäumen hindurchführte, ihm den Weg vorgab, den er gehen musste und seine Beine gehorchten. Dicke Wurzeln krochen über den Boden, spalteten sich mehrmals, wie nach einem greifende Finger. Eine übersah Vinx, sodass er beinahe gestolpert wäre, er fing sich jedoch wieder und setzte seinen Weg fort.
Er kam an nicht wenigen kleineren, schmäleren Bächen vorbei, die ein steinernes Flussbett hatten und träge dahinflossen, während sich der Sonnenschein im Licht spiegelte und Vinx öfters im Gesicht blendete. In der Nähe dieser Bäche war die Luft wärmer und feuchter, sodass das Licht in den kleinen Wasserteilchen funkelte, als würde es auf kleine Kristalle treffen. Das Evoli von Vinx stellte die Ohren auf und blickte sich suchend um, dann fixierte es einen Punkt in der Nähe vor Vinx, dann sprang es von der Schulter und lief zielstrebig den Weg entlang, dem Rauschen des Flusses entgegen. Dann war es plötzlich um eine Biegung verschwunden, sodass Vinx schneller ging.
Als er ebenfalls um die Ecke bog, sah er etwas Sonderbarem entgegen. Zu seiner Linken floss der Fluss, den man schon von weitem hören konnte, schnell in seinem Flussbett gen Süden und kleinere Steine säumten mit hellgrünen Grasbüscheln das grasbewachsene Ufer. Vor ihm ging das dunkelgrüne Moss langsam in braune Erde über, in der vereinzelt dunkelgraue Kieselsteine lagen. Das Ufer auf der rechten Seite des Flusses war frei von jeglicher Art von Bäumen, nur vereinzelt staden kleine Blumen mit roten, violetten und blauen Blüten, doch in der Mitte stand das, was er schon seit einer Stunde suchte.
Der Fels war riesig, ungefähr sieben Fuß hoch, größtenteils mit Moos bewachsen. Kleine Kuhlen in dem massiven, hellbraunen Stein zeigten, wo der seltene Regen sich gefangen und dem Stein über die Jahre seine jetzige Form verliehen hatte. Am unteren Ende des Felsens wuchsen die Grashalme höher als sonst, es sah so aus, als wenn man mit dem Rasenmäher seit langen nicht mehr dorthin gekommen und deswegen das Gras immer höher gewachsen war. Der Anblick des Steines erfüllte Vinx mit noch mehr Ehrgeiz und er ging langsam, aber zielstrebig, auf ihn zu. Als er aus dem Schatten der Bäume trat, verfing sich der Sonnenschein in seinem Haar uns ließ dieses rot aufleuchten, doch der Moment war nur von kurzer Dauer, denn hellgraue Wolken schoben sich vor die Sonne und verdunkelten leicht den Himmel – die Lichtung lag im Schatten.
Wie in einem Halbkreis säumten die Bäume den Rand des Platzes und ragten hoch, aber licht über dem Stein auf, die Blätter wechselten nun teilweise von einem Blutrot in ein helles, warmes Orange und diese wippten in dem stärker werdenden Wind hin und her; fast so, als würden sie tanzen. Vinx trat auf den Stein zu und kaute dabei auf seiner Unterlippe. Sein Evoli stakste argwöhnisch um diesen riesigen Brocken aus hellbraunem, ausgewaschenen Felsen herum, der nun im Schatten lag, und betrachtete ihn wachsam, dann sah es seinen Trainer an, der sich auf den Boden kniete. Dieser nickte und Evoli trat noch näher an den Stein heran, dann legte es eine seiner weichen Pfoten auf den Gegenstand vor ihm.
Erst passierte nichts.
Dann fing das Moos unter der Pfote an, aufzuleuchten, erst in einem dunklem Grün, dann wechselte es in ein Eisblau, welches schließlich den ganzen Stein umfasste und in kleinen Schockwellen über den Boden krochen, alles in blau verwandelten. Auch sein Evoli selbst nahm diese Farbe an und nahm eine verschwommene Gestalt an, eine, von der man weder sagen konnte, dass es etwas Reales oder eine Einbildung war. In dem Moment brach die Sonne durch die Wolken hindurch, erhellte die Lichtung mit gleißendem Licht, verfing sich erneut in Vinx‘ Haar, ließ dieses leuchtend rot auflodern. Vom Schein geblendet, musste der Junge mit der Hand einen Schatten über den Augen bilden, damit er das Geschehen weiter verfolgen konnte.
Sein ehemaliges Evoli nahm nun die Gestalt von etwas Größerem an, etwas grünerem. Allmählich verblasste das Blau und gab das Geschöpf preis, welches sich in der kurzen Zeitspanne entwickelt hatte. Vinx staunte nicht schlecht, als er dieses Wesen zum ersten Mal sah: wie sein altes Evoli hatte auch dieses vier Beine und einen Schwanz, jedoch waren die Beine ein wenig schmaler und der Schweif sah wie ein Blatt aus, der Ansatz am restlichen Körper war zwar noch in einem sehr hellen Beige, aber dann schritt die Farbe allmählich ins Grüne über. Zwei nussbraune Augen sahen Vinx in einem schmalen Gesicht erwartungsvoll an, eine kleine Stupfnase schnupperte die kühle Luft des Waldes ein und ebenfalls grüne Ohren lauschten gespannt dem vorbeirauschendem Fluss, ein etwas dickeres Haarbüschel war ebenfalls in der Farbe des Schweifes gehalten und formte sich wie ein kleiner Halbmond. Das Fell lag glatt an, den hellen Beigeton beibehaltend, an den Pfoten wuchsen kunstvoll ein paar kleine, grüne Blätter, die Pfoten allerdings selber waren hellbraun.
Dann verzog sich der kleine Mund des Pokémon zu einem angedeuteten Lächeln und es nahm Anlauf, sprang in die geöffneten Arme von Vinx und eben jener wusste in dem Moment, dass er das richtige getan hatte. Erleichtert atmete er auf; es war so, wie er sich das vorgestellt hatte.
Im Schein der Sonne warfen die beiden einen glücklich aussehenden Schatten.
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Credits : Red-eX , Alistair , Hydragirium , Mew1993
Die heiße Sonne prallt auf die Felsen und lässt sich im Glanze des Wassers spiegeln.
Auf einem riesiegen Felsen steht eine kleine Hütte , die umgeben von Bäumen am Rand der Klippe steht. Man kann auf das klare Wasser blicken während die lauwarme Luft es einem angetan hat. Dieser kleine Ort scheint etwas abgeschnitten von Zivilisation , es ist sehr ruhig hier und die reine Natur sticht einem hier ins Auge. Umgeben von größeren Felsbrocken sind auch ein paar Löcher in der felsigen Landschaft. Diese kann man heruntersteigen , so gelangt man an einen Strand mit weiteren Bäumen und einer grasigen Landschaft. Man trifft so auf das unmittelbar naheliegende , schöne Meer.
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Credits: folgen
„Verdammt“, schrie ich, als meine Faust mein Kissen traf. Blöde Sharon, blöder Kampf, blöde Schule. Schon wieder hatte ich einen Kampf verloren und das ausgerechnet gegen die Schülerin, die mehr Schminke auf dem Gesicht als Gehirn im Kopf hatte. Und das nur, weil ihr Vater ihr letzten Monat ein vortrainiertes Haspiror besorgt hatte, während ich immer noch die Schulpokémon benutzen musste. Klar doch, dass ich da als Schlechteste der Klasse abschnitt. Fast alle hatten mit zwölf schon ihr eigenes Pokémon, außer vielleicht Monika, aber die hatte jedes Buch über Pokémon gefressen und kannte somit jede Spezies in und auswendig. Aber was blieb mir anderes übrig, meine Eltern würden mir erst an meinem 12. Geburtstag ein Eigenes schenken und da half es überhaupt nicht, wenn man ein Jahr früher eingeschult worden war als die anderen. Frustriert stand ich auf und lief in die Küche. Vielleicht fand ich im Schrank ein paar Süßigkeiten, doch nichts schien der Sache angemessen. Sie alle waren nicht lecker genug, denn wenn es überlebenswichtig war, gab es nur noch die C-Klasse, die nicht wirklich glücklich, sondern nur dick machte. Ein bisschen zu stark schlug ich die Tür zu und war froh, dass niemand im Haus war, der es hören konnte. Meine Eltern waren noch eine Stunde arbeiten, wie die Küchenuhr anzeigte.
Plötzlich kam mir ein witziger Gedanke. Was, wenn ich es einfach versuchen würde? Ich musste nur schnell genug sein, dann würde es niemand erfahren. Das neue Pokémon könnte ich als Streuner tarnen und niemand würde dahinter kommen, dass ich es gefangen hatte. Außerdem, wenn ich mich mit ihm erst einmal angefreundet hatte, mussten meine Eltern nicht erst nach einem geeigneten Partner suchen und ich konnte sofort mit dem Training anfangen. Ja, genauso würde ich es machen. Schnell wie der Wind flitzte ich durchs Haus, wobei mich mein Vorhaben beflügelte. Sofort trugen mich die Schritte ins Arbeitszimmer meiner Eltern, ich wusste schon von früher, dass sie dort die leeren Pokébälle aufbewahrten. Ich schnappte mir einfach einen, würde nicht auffallen. „Bin spazieren“, schrieb ich noch schnell auf einen Zettel, dann konnte es losgehen.
Ehe ich es realisiert hatte, lief ich schon durch das kleine Dorf und wich den Blicken der Einwohner aus, die neugierig meinen Weg verfolgten. Mein Ziel war der große Wald, der an meine Heimat grenzte und viele Arten von Pokémon beherbergte. Als ich ihn betrat, sah ich große, flauschige Regenwolken aufziehen, also sollte ich mich lieber beeilen. Naja, ich durfte eh nicht lange für mein Vorhaben brauchen. Vor dem Regen würde ich schon daheim sein.
Im Wald war es dunkel und die Bäume warfen Schatten auf den Boden. Die Kronen standen dicht beieinander und die Sonne, die noch nah am Zenit stand, erzeugte große Schatten. Ich konnte weniger erkenne als sonst, da die hellen Strahlen nicht durch die Blätter kamen, aber ich war schon früher so oft hier gewesen, dass ich die Umgebung wie meine Westentasche kannte. Neugierig musterte ich die Umgebung und schaute genau hin, wo sich denn mein erstes Pokémon verbergen könnte. Immerhin wollte ich nicht irgendeines fangen, es sollte schon ein richtig Cooles sein. Die ganzen Käferpokémon, die hin und wieder auf meinem Weg auftauchten, konnten mir ruhig gestohlen bleiben. Die ekligen Viecher waren was für Jungs, ich hätte lieber ein Pachirisu, dann würden die anderen ganz schön neidisch werden, so ein süßes Pokémon hatte niemand. Sehnsüchtig starrte ich in die Bäume, doch kein weißes Fell blitzte hervor. Wo waren nur die Pokémon, wenn man sie brauchte?
Mittlerweile kam es mir schon wie Stunden vor, die ich hier gewesen war. Ich war hin und hergerissen, wieder nach Hause zu gehen und keinen Ärger zu bekommen oder mein erstes gefangenes Pokémon in den Händen zu halten. Außerdem war ich jetzt schon so weit gekommen… Moment mal, wo war ich eigentlich? Verwirrt drehte ich mich im Kreis, doch alles, was ich sehen konnte, waren Bäume und Gräser. Den plattgetretenen Trampelpfad konnte ich nicht mehr ausmachen und auch sonst gab es nichts, was half. Ich hatte mich verlaufen! Panik stieg in mir hoch, als ich mich umdrehte und durch den Wald rannte, in der Hoffnung, dass ich nur geradeaus gelaufen war. Doch als ich schwer atmend stehen bleiben musste und fast keine Luft mehr bekam, war es amtlich: Ich war verloren.
Tränen stiegen mir in die Augen und weil ich keinen Ausweg wusste, wurden es immer mehr. Ich versuchte, sie mit den Ärmeln meiner Jacke wegzuwischen, doch der Stoff war schon bald durchnässt. Wimmernd sank ich auf den trockenen Waldboden und hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. „Mami“, schluchzte ich verzweifelt. Es war beängstigend dunkel, kalt und bald würde ein Regenschauer losgehen. Wäre ich doch nur nicht in den Wald gegangen!
Plötzlich raschelte etwas im Gebüsch und mit vor Tränen verschwommenem Blick konnte ich ein rotes, vierfüßiges Pokémon erkennen. Es hatte einen Schweif wie einen Fächer, der sich in sechs kleinere aufspaltete. Wie ich in der Schule gelernt hatte, zeichnete dies ein junges Vulpix aus. Das kleine Geschöpf kam auf mich zugelaufen und schmiegte sich an meine linke Seite. „Na Kleiner, hast du dich verlaufen?“, fragte ich, doch bevor es antworten konnte, brachen weitere Pokémon durch das Dickicht. Aufgebrachte Hoothoots mit unheimlich leuchtenden, roten Augen hüpften auf ihrem Bein auf uns zu. Mit den kurzen Flügeln konnten sie nur kurz abheben, was wirklich lustig aussehen würde, wenn sie nicht so offensichtich auf einen Kampf aus wären. Kaum dass sie mich und den verängstigten Fuchs gesehen hatten, gingen sie wie wild gewordenen Bibor auf uns los, ihre Schnäbel weit aufgerissen. Fliehen konnten wir nicht, dafür war ich zu erschöpft und das Vulpix starr vor Angst. Blieb also nur noch der Kampf, wie ich ängstlich feststellte. Moment, welche Attacke konnten die schwächsten Feuerpokémon meistens? Genau, Glut, das hatte Daniel eingesetzt, um heute Dans Myrapla zu besiegen.
„Vulpix, du musst mir helfen, sonst sind wir verloren“, rief ich dem kleinen Pokémon zu, das nickte und kampfbereit vor mich sprang. „Glutattacke!“, befahl ich und kleine Flammen schossen auf die Vogelpokémon zu. Leider konnte es immer noch eines fokussieren und so kamen einige Hoothoots immer nächer. Was sollte ich jetzt nur tun? So würde ich nicht gewinnen. Das Erste von ihnen begann schon auf Vulpix herumzuhacken und obwohl es tapfer weiterschoss, griffen immer mehr an. Dann rammte eines von ihnen den Fuchs, sodass er einen Meter zurückflog. Zitternd rappelte Vulpix sich wieder auf, doch die ärgerlichen Vögel machten keine Pause.
„Los, Vulpix, ich weiß, dass du es kannst!“, rief ich. Immerhin war es meine einzige Chance. Ein Kampfschrei entfuhr seiner Kehle und plötzlich geschah etwas Unerwartetes. Durch die dichte Wolkendecke brachen gleißende Lichtstrahlen und ließen den Pelz feurig rot schimmern. Das musste die seltene Fähigkeit Dürre sein! In Vulpix‘ Augen flackerte neuer Siegeswille auf und es holte tief Luft, ehe ein Flammenwurfe aus seinem Mund die Federn der Vögel versenkte. Durch das Sonnenlicht gestärkt traf seine Attacke mit doppelter Wucht und den eben noch so kühnen Pokémon blieb nur der Rückzug.
Erstaunt blickte ich das Vulpix an, dann rannte ich auf es zu unf fiel ihm um den Hals. Das Fell fühlte sich bei der Berührung warm an, während es seinen Kopf an meinen schmiegte. „Du hast uns das Leben gerettet!“, jubelte ich glücklich, doch im nächsten Moment wurde mir bewusst, dass ich immer noch allein im Wald war. „Kennst du den Weg zum Dorf?“, fragte ich und sofort lief es voraus, wobei ich Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten.
„Ja, und so ist das passiert“, endete ich die Erzählung über mein Abenteuer, woraufhin meine Eltern nicht wussten, ob sie schimpfen oder glücklich sein sollten, dass ich noch lebte. Vulpix saß in der Küche und verspeiste das restliche Trockenfutter aus dem Futternapf unserer Pokémon.
„Ich kann es nicht fassen, dass du ohne unsere Erlaubnis weggelaufen bist“, rief mein Vater und ich schaute schuldbewusst den Tisch an. „Außerdem ist ein Vulpix ein denkbar schlechtes Pokémon für einen Anfänger, noch dazu ist es jung und seine Mutter vermisst es bestimmt schon.“ Er ging ein paar Schritte und öffnete die Gartentür. „Na los, geh zu deiner Familie zurück.“
Ich konnte nicht glauben, was mein Vater gerade gesagt hatte! Ich wäre ohne es gestorben! Hilfesuchend schaute ich zu meiner Mutter, doch auch sie schüttelte den Kopf. Vulpix schaute mich mit unsagbar traurigen Augen an und ich fühlte, dass es wegen mehr als dem Abschied war. „Du hast gar keine Familie mehr, oder?“, flüsterte ich leise, woraufhin das Kleine in Tränen ausbrach. Ich hob es auf meinen Schoß und blickte hilfesuchend meine Eltern an. „Es sieht noch so klein aus, irgendwer muss sich doch um es kümmern“, sagte ich verzweifelt und mit meinem besten Hundeblick. Meinen Eltern war die Situation denkbar unangenehm, wie konnten sie Vulpix jetzt auch noch wegschicken, wenn es allein nicht überleben würde?
„Also gut“, lenkte mein Vater ein. „Aber trotzdem wirst du bestraft, nämlich…“
„Danke, Papa“, rief ich und fiel ihm um den Hals, was seine Rede unterbrach. „Komm Vulpix, wir fangen gleich mit dem Training an“, rief ich und wir beide rannten voller Vorfreude in den Garten.
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Credits: Red-eX, Alistair, Hydragirium, Mew1993
& Kymotonian, Yusei Fudo/Yuyu
& Chimchar, The Libertine
Schweiss rann ihm über sein Gesicht, die roten Haare klebten in Strähnen an der Stirn. Angestrengt überlegte er, was er als nächstes tun sollte. Doch in der gewaltigen Hitze fiel ihm das weitaus schwerer als gewöhnlich. Die Konzentration war schwierig zu halten, immer wieder schweifte der Rothaarige ab, stellte sich vor, wie er von der hölzernen Brücke ins kühle Nass darunter springen würde, ein Stratoseis in der einen Hand, eine kühle Limonade in der anderen. Sanft klänge das Strudeln des Wasserfalls hinter ihm, die grüne Idylle wäre erfüllt von den freudigen Rufen kämpfender Trainer.
Halt.
Er war ja mitten in einem Kampf! Er war derjenige, der seinem Pokémon freudig Befehle zurufen müsste. Doch stattdessen schweifte er komplett ab. Die Konzentration wieder gefunden, blickte der Rothaarige zuerst zu Plinfa, dann zu Phanpy. Er wischte sich den Schweiss von der Stirn. Normalerweise würde er ja einfach eine Wasserattacke befehlen, und sein Pinguin würde mit dem Gegner kurzen Prozess machen. Besonders da Phanpy noch eine Schwäche gegenüber der Aquaknarre hatte. Aber der Sonnenschein verringerte die Stärke der Attacke erheblich. Anstatt eines satten Strahls war ein mickriger Rinnsal aus Plinfas Schnabel getreten, als der Rothaarige vorher seinem Pokémon Aquaknarre befohlen hatte. Dies war also keine Option. Was konnte denn sein Plinfa noch? Pfund. Ja, Pfund! Das war die Lösung. Ein Pfund Stratoseis, so wie die Schirmdame auf dem Weg neben der Brücke. Sie und ihr Pokémon löffelten die herrliche Kühle mit Schokoladengeschmack in sich hinein und ergötzten sich ab der Erfrischung. Stratos City war so nahe… Was hielt ihn davon ab, einfach dorthin zu rennen, sich in die lange Schlange im Schatten des Standes zu stellen und nachher gleich ein Dutzend Stratoseis zu bestellen? Nichts. Er würde…
Halt.
Wieder ertappte sich der Rothaarige dabei, abzuschweifen, zu Eis und kühlem Wasser. „Konzentrier dich, konzentrier dich“, sagte er zu sich selbst. Nervös spielten seine Hände mit dem leeren Pokéball von Plinfa. Er wusste nicht, was tun. Pfund war viel zu schwach. Phanpy würde viele Pfunde einstecken. Nein… das ging nicht. Und Aquaknarre auch nicht. Wäre sein Plinfa doch schon ein Impoleon, dann könnte es trotz der Hitze eine starke Wasserattacke einsetzen. Dieser Sonnenschein, was für ein Fluch. Er war fast so schlimm, wie der Fluch der verträumten Vulpix. Immer, wenn er mit Plinfa gegen verträumte Vulpix kämpfte, schien die Sonne, auch wenn es gerade eben noch regnete. Kaum waren die aus dem Ball, trocknete alles aus, es war heiss und die Aquaknarren mickrig. Der Rothaarige mochte das nicht. Schliesslich konnte er dann nicht gewinnen. Und gewinnen war stets sein Ziel. Auch hier. Gewinnen um jeden Preis. Doch dem im Weg standen mangelnden Optionen. Was konnte denn Plinfa noch? Heuler. Aber das machte ja gar keinen Schaden… Nein, Heuler war nicht gut. Er kratzte sich am Arm und blickte zum Wasserfall. Vielleicht würde dieser Hilfe bieten. Doch er blieb still, bis auf das regelmässige Rauschen fallender Wassermassen. Wassermassen ähnlichen Ausmasses wie die Schweissbäche, die ihm übers Gesicht liefen. Er wischte sie mit dem T-Shirt so gut es ging, beiseite. „Entscheide dich, entscheide dich“, dachte er. „Du hast nicht ewig Zeit. Dein Gegner wartet.“ Der Rothaarige konnte seinen Blick endlich vom Wasserfall loslösen und sah gerade noch rechtzeitig, wie Phanpy zu einem kolossalen Bodycheck ausholte. Adrenalin schoss ihm durch die Adern, und getrieben durch den Schub rief er: „Plinfa! Weich aus und schlage ihn mit Pfund in die Seite!“
Der Plan funktionierte. Zumindest teilweise. Der Pinguin konnte dem rasenden Elefanten gerade noch ausweichen, doch im Schwung fiel es nach hinten um und knallte mit dem Kopf gegen das Geländer der Brücke. Es heulte auf. Phanpy hatte unterdessen auch gemerkt, dass es an seinem Ziel vorbeigeschossen ist und startete einen erneuten Versuch. Das Holz der Brücke polterte unter den wuchtigen Schritten des Angriffs. Plinfa, noch benommen vom harten Aufprall, sah das Biest nicht kommen.
„Plinfa! Steh auf!“, schrie der Rothaarige verzweifelt. Doch Plinfa sass nur auf der Brücke und schwankte leicht mit dem Kopf. „Plinfa!“, rief er nochmals, in der Hoffnung, sein geliebter Pinguin würde ihn erhören. Es kam keine Reaktion.
Phanpy kam unaufhaltsam näher, es beschleunigte mehr und mehr. Donnernd hallten mittlerweile die Schritte vom Holz wieder. Mehrere Leute waren nun auf den Kampf aufmerksam geworden, sogar ein Knabe mit einem grossen Sonnenhut unten am Hügel schaute mit seinem Fiffyen zu. Auch die Schirmdame mit dem Stratoseis in der Hand richtete seinen Blick auf das Geschehen auf der Brücke. Doch der Rothaarige war konzentriert. Weder das verführerisch kühle Stratoseis, noch der Sonnenschein, der auf ihn niederbrannte, konnten ihn ablenken, seine Gedanken ins Land der Träume abschweifen lassen. Alles, was zählte, war, dass Plinfa aufstand. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich die gegnerische Trainerin über ihren Sieg freute. Doch war noch nichts vorbei! Er hatte noch nicht aufgegeben. Plinfa war nämlich aufgestanden, wackelig stand es auf seinen Füssen. Hoffnung keimte in ihm auf. Sein Pokémon hatte es geschafft! Es war aufgestanden! Gerade in diesem Moment prallte Phanpy mit voller Wucht in Plinfa. Der Rothaarige hatte es völlig vergessen. Er war so stolz gewesen, dass sich Plinfa aufrichten konnte.
Wie in Zeitlupe flog Plinfa durch die Luft. Es flog über die Brüstung. Klatschte ins Wasser. Die Trainerin des Phanpy jubelte lautstark, doch der Rothaarige hörte es wie durch eine Scheibe. Er rannte zum Geländer und sah noch die konzentrischen Kreise, ausgehend vom Punkt wo Plinfa ins Wasser gefallen war. Er wartete, doch Plinfa tauchte nicht auf. Geschwächt vom Sonnenschein hatte es keine Chance, selbst in seinem Element, dem Wasser.
„Plinfa…“, flüsterte er und sprang.
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Ich blieb an vielen Ästen, Sträuchern und Wurzeln hängen, stolperte und fiel sogar ein paar Mal hin, doch raffte ich mich immer wieder auf. Ich hatte eine Mission und diese würde ich auch vollenden, koste es, was es wolle. Mental bereitete ich mich schon auf das große Finale vor, allerdings war es noch lange nicht so weit. Noch immer rannte ich durch das Dickicht des Waldes in Richtung des Flusses, welcher mich von meinem Ziel trennte. Ich war schon einige Tage unterwegs gewesen und der Weg hierher war sicherlich kein leichter, doch spürte ich auch, wie er von Schritt zu Schritt beschwerlicher wurde. Es schien nicht nur daran zu liegen, dass meine Kraft auf ganz natürliche Weise nachließ … Es kam mir eher so vor als würde tatsächlich der Weg schwerer zu passieren sein. Als wollte mich jemand testen, ob ich … würdig war.
So lange, wie ich schon durch den Wald gelaufen war, erschien es mir aber leider auch immer unrealistischer, dass ich überhaupt je ankommen würde. Man hatte mich zwar vorgewarnt, dass dies der zähste und nervenaufreibendste Teil meiner Reise werden würde, doch trotzdem hatte ich es mir so, wie es war, nicht ausmalen können … Schon zwei Tage und eine Nacht war ich bereits unterwegs und mittlerweile neigte sich auch der heutige Tag dem Ende zu, sodass ich bald mein Flamara rausholen würde, damit es mir mit Glut etwas Licht spenden könnte.
»Hoffentlich erreiche ich den Fluss noch vor Sonnenuntergang …«, dachte ich vor mich hin, während ich mich weiter durch das Dickicht schlug. Aber heute schien mir das Glück wohlgesonnen zu sein. Nicht einmal eine gefühlte Stunde war vergangen, als ich glaubte, das Rauschen von Wasser zu hören. Die Sonne neigte sich schon langsam dem Horizont zu, also beeilte ich mich, um den Fluss noch rechtzeitig zu erreichen. Und tatsächlich, nach einer weiteren Stunde hatte ich ihn gefunden. Er war breit und hatte eine starke, reißende Strömung. Was für ein Glück gab es eine Brücke, wobei diese sehr fragil aussah. Sicherlich war sie schon sehr alt und lange nicht mehr benutzt worden.
Nun würde es nur noch wenige Minuten dauern, bis die Sonne unterging und bis zur absoluten Dunkelheit war es dann auch nicht mehr lange. Lohnte es sich also noch, den Fluss zu überqueren? Ich warf meinen Pokéball auf den Boden und mit dem Erscheinen von gleißend hellem Licht manifestierte sich aus diesem zunächst nur der grobe Umrisse und dann schließlich der gesamte Körper meines Flamaras.
»Was meinst du?«, fragte ich das Feuerpokémon liebevoll, bückte mich und streichelte ihm sachte über den Kopf. Dabei fuhr ich ihm leicht durch sein cremefarbenes Fell, welches sich am Hals, Schweif und an den Pfoten stark vom restlichen Rot unterschied.
Es schien einen Moment nachzudenken, doch zeigte es dann einen gewissen Willen, das Ziel ebenfalls zu erreichen – es nickte. Ich erwiderte die Geste und rief es daraufhin in den Pokéball zurück. Die Brücke war ohnehin schon fragil genug und ich hatte wenig Lust, baden zu gehen, weshalb ich jedes weitere Gewicht vermeiden wollte.
»Langsam, einen Schritt nach dem anderen«, murmelte ich vor mich hin, als ich die nun schon dritte Brücke passierte. Sie war zwar etwas stärker und wirkte nicht so gebrechlich wie die anderen beiden, aber dennoch hatte ich nach wie vor Angst. Ich hatte zwar eine größere Pause zwischen dem gestrigen und dem heutigen Tag gemacht, die ich größtenteils mit Schlafen verbracht hatte, um Energie zu sammeln, doch spürte ich trotzdem meine mittlerweile sehr müden Knochen. Ich fühlte mich schon so besiegt und das, obwohl ich noch nicht einmal angekommen war. Es hatte über die Nacht geregnet und ich war etwas nass geworden, trotz der Tatsache, dass ich an einen der großen Bäume angelehnt geschlafen hatte. Und auch heute war es sehr bewölkt und dunkel, als würde das Ende nun sogar mit dem Wetter kooperieren und dadurch zeigen, wie knapp unsere Zeit noch war. Und ich hatte es in der Hand …
Die Ruinen des Tempels mussten schon mehrere Jahrtausende alt sein. Im Grunde standen nur noch höchstens ein Meter hohe Wände, teilweise waren diese auch schon ganz zerfallen und lediglich wenige Zentimeter bestanden noch, ein Dach existierte schon gar nicht mehr. Auch Dinge wie Türen zu den nächsten Räumen oder zumindest Durchgangsbögen waren bereits zerstört. Trotzdem fand ich bei genauerem Hinsehen einige Andeutungen, wo mal Türen oder ähnliche Strukturen gewesen sein könnten.
Die Ruine stand auf einem Berg, woraus resultierte, dass sich mir eine sehr gute Aussicht über den Wald bot, den ich durchquert hatte. Ich stand auf einer Treppe, welche mich in die damalige Haupthalle des Tempels leiten würde. Heute war es nur noch eine besonders große Fläche und in der Mitte stand, was ich suchte. Ich blickte noch ein letztes Mal, fast schon argwöhnisch, auf die Waldfläche voller exotischer Bäume zurück und drehte mich dann um.
Mit wenigen Schritten hatte ich die steinerne Treppe passiert und stand nun mitten in der ‚Halle‘. In diesem Raum waren mittlerweile zwei etwas kleinere Bäume gewachsen, welche sich wohl durch den Boden durchgearbeitet hatten. Aber auch an den Wänden und auf dem steinernen Untergrund wuchsen vereinzelt kleine Sträucher. Ich wusste nicht wieso, aber eine seltsam angespannte Atmosphäre lag über diesem Saal. Nervös richtete ich die weiße Mütze mit einem roten Streifen auf meinem Kopf und machte die ersten Schritte hinein in diese heilige Stätte.
Und als ich an dem großen Baum vorbeigelaufen war, erblickte ich es endlich. Das Ziel meiner Reise lag direkt vor mir. Die legendäre Statue von Mewtu – die Legende besagte, dass Ho-Oh und Lugia es einst hier versteinert hatten und dass nur ein alter Gebetsspruch, gesprochen von einer reinen Seele, es wieder erwecken könnte. War meine Seele rein?
Langsam schritt ich auf die Statue zu. Sie überragte mich um etwa das Dreifache meiner Größe und wirkte auf mich sehr … lebendig. Als fühlte man den Herzschlag von Mewtu, als könnte man seinen Atem spüren. Das Laub knirschte unter meinen Füßen. Ich setzte einen Schritt vor den anderen und blieb etwa zwei Meter vor dem legendären Psycho-Pokémon stehen. Ich holte tief Luft und blendete kurz jegliches Geräusch aus, obgleich neben dem leichten Rauschen des Windes und den raschelnden Bäumen nichts da war.
»Sonnenstrahlen der Hoffnung«, begann ich mit kräftiger, klarer Stimme zu sprechen, »erweist mir die Ehre und sucht den Tempel heim mit eurem gleißenden Licht. Lasst euer Glück auf uns herabregnen, auf dass Mewtu erneut sein Werk verrichten mag!«
Wieder kehrte Ruhe ein. Für einen Augenblick fühlte es sich so an, als würde die Zeit still stehen. Das einzige was ich leise vernahm, war mein rasender Herzschlag. Hatte ich es geschafft? Oder war ich doch nicht rein? Ich hatte nicht bemerkt, wie es dazu gekommen war, aber ich hatte mittlerweile schweißnasse Hände und mir zitterten sogar etwas die Knie. Doch dann geschah es. Und ich hatte das Gefühl, dass ich einfach nur lachen wollte. Aus tiefster Seele, glücklich und zufrieden lachen. Ich hatte es geschafft!
Die Wolken über mir und der Statue brachen entzwei und offenbarten einen, wie im Gebet beschriebenen, Sonnenstrahl welcher auf uns herab fiel. Er war so hell und warm, dass ich kaum sehen konnte, was passierte und es fühlte sich an, als wäre es gleich um zehn Grad wärmer geworden. Ich konnte lediglich ein weiteres gleißendes Licht beobachten, welches von der steinernen Statue ausging und mein Herz machte einen Satz, als ich sah, was passiert war.
Es stand vor mir, in Fleisch und Blut. Mewtu, der Retter unserer Welt. Anmutig, wie es zweifellos war, blickte es auf mich herab. Die Gottheit auf das sterbliche Menschenkind. Sein heller, grauer Körper glitzerte im Sonnenlicht und das tiefe Lila an seinem Bauch gab dem wundervollen Anblick den finalen Schliff! Erhaben peitschte es mit seinem Schweif hin und her und begann schließlich zu sprechen.
»Reine Seele«, erklang auf einmal eine tiefer und klare, gar perfekte Stimme in meinem Kopf, »ich werde tun, wie es mir aufgetragen wurde.«
Und die Gottheit begann zu schweben. Zu Anfang nur ein paar Zentimeter über dem Boden, doch dann schoss das Pokémon nahezu los und hatte schon nach wenigen Sekunden einen riesigen Abstand zu mir. Nun brach Mewtu also auf. Es war unser Sonnenstrahl … unsere letzte Hoffnung.
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Credits: WesleyFG; Ultimospriter;
„Ein Erholungsort nur für uns Teilnehmer?“, blinzelte Warren verwundert, als er mit dem Lesen des Briefes vom Pokémon-Liga-Komitee fertig war. Das Dokument war offenbar druckfrisch, denn beim Öffnen kam seiner feinen Nase der Duft von frisch gebrauchter Druckertinte entgegen. Offenbar hatte man gewartet, bis die acht Teilnehmer feststanden, die sich für das KO-Turnier der Liga qualifiziert hatten. Zumindest stellte sich Warren gerade vor, wie seine Freunde Brix und Klarin gerade ihre Briefe öffnen würden, die sie soeben bestimmt gefunden hatten.
Und Tatsächlich hörte er auch die eiligen Schritte von einem Paar Turbotretern, das nur einem Trainer gehören konnte: Brix stolperte, das safrangelbe Papier in der Luft schwingend, keuchend rein und japste einige unverständliche Worte. Warren brauchte einige Zeit, bis er auch im Ansatz diesen Satz heraushören konnte: „Hast du es gelesen?!“
„Das habe ich“, lachte Warren lächelnd, nahm sich seine Mütze vom Kopf und brachte durch ein Kratzen seines dichten blonden Haares, welches an seinen Ohren und Nacken immer mehr zu Seite wuchs, jenes in Unordnung. Brix hingegen dachte nicht daran, sich schon bettfertig zu machen – es war schon nach zehn Uhr abends und der letzte Tag der Qualifikationsrunden war besonders zermürbend für alle drei Freunde gewesen – und rückte seine Hosenträger, welche durch seine Hektik etwas verrutscht war, wieder zurecht.
„Los, komm schon, wir gehen jetzt dahin!“
Warren brauchte leider etwas länger, um seinen Freund, den er aus der Hoenn-Region kannte, zu beruhigen. Sowohl er als auch Klarin aus der Johto-Region würden morgen hingehen; sie alle hätten mit den restlichen fünf Teilnehmern sowieso drei volle Tage Ruhe, die sie beliebig verbringen konnten. Doch trotz seines Vorhabens, diese drei Tage mit dem letzten ernsthaften Training zu verbringen, konnte Warren es sich nicht verkneifen, dieses Lächeln. Auch er freute sich schon.
***
„Wow! Wow!“, konnte Brix vor lauter Aufregung kaum den Mund zuhalten. Auch Warren und Klarin, der nicht einmal an diesem Tag auf seine schwarz-gelbe Mütze zu verzichten schien – eine lange Strähne jedoch wuchs auffällig hervor -, konnten ihre Begeisterung nicht unterdrücken. Anstelle des Aussehens eines städteüblichen Schwimmbades besaß jener Erholungsort einen unbeschreiblich fantastischen Hauch an Wildnis und Zurückgezogenheit mit seinem tiefen See, der von einem weißen Sandstrand umgeben war. Das Wasser glitzerte verführerisch blau in dem gleißenden Sonnenlicht. Noch dazu lag inmitten einer Waldgegend, die man nur nach dem Passieren einer Höhle betreten konnte, die man davor von der Stadt aus erreichen konnte. Rechts vom Eingang, der selber an den Ränden von Menschenhand abgerundet war, führten Treppen zu kleinen Häusern, die offenbar gemietet werden konnten. Warren erinnerte sich, dass man den dreien, kurz bevor sie in die Höhle gingen, gesagt hatte, dass dies normalerweise ein Resort für Urlauber sei. Jedoch hätte man sich beschlossen, die nächsten drei Tage den acht Teilnehmern zur Verfügung zu stellen.
„Brix! Warren! Und vor allem Klarin!“, rief hinter den dreien eine tiefe Stimme und sie alle umschlangen zwei mächtige, muskelbepackte und braune Arme, die die drei Trainer an eine steinern wirkende Brust quetschten. Bodo, einer der anderen fünf Teilnehmer für die KO-Runden, war hinter aufgetaucht und hatte sofort eines im Sinn: „Ihr wollt euch also auch entspannen wie? Tja, leider nicht möglich! Zuerst werdet ihr gegen mich antreten!“
„Aber ... Bodo!“, ächzte Warren, nachdem er sich mit Mühen aus seinem Klammergriff befreit hatte. Jetzt rieb er sich seine Kehle: „Den Teilnehmern ist es untersagt, Pokémonkämpfe außerhalb des Kampffeldes zu führen.“
„Das weiß ich selber!“, winkte der Schwarzgurt-Träger ab und holte aus seinem orangefarbenen Handtuch, welches er um seine Hüfte geschwungen hatte, einen Pokéball hervor und rief sein ebenso vor lauter Kraft strotzendes Machomei heraus. Dieses brachte als ersten Laut ein lautes Brüllen heraus, welches den drei Trainern ein Schauergefühl in ihre Rücken brachte. Dann rührte sich in Klarins Beutel, in dem sich eine Pokébälle befanden, etwas. Ein heller Blitz schoss heraus und landete auf dem Boden, wo er sich zur hünenhaften Gestalt eines Impergators aufbaute. Dieses blitze mit seinen weißen Schlitzaugen feindselig das Pokémon von Bodo an; offenbar fühlte es sich vom Brüllen des Machomeis herausgefordert, was beide mit einem Aneinanderdrücken ihrer Stirne soeben bewiesen. Auch wurde mit den Zähnen geknirscht, was Bodo letztlich auf eine Idee brachte, die er für seine Definition von Wettkampf suchte: „Genau! Du, Klarin, dein Pokémon, meines und ich treten gegeneinander in einem Wettlaufen an. Einmal im und um das Resort herum? Bereit? Auf die Plätze! Fertig ...“
„Hey, Bodo ...“, wollte Klarin mit erhobener Hand einwerfen.
„LOS!“, rief Bodo jedoch laut und sprintete sogleich mit seinem Machomei los, jedoch war dieses mit seiner Stirn an Klarins Impergator gefesselt. Beide konnten daher nicht anders, als Stirn an Stirn nebeneinander herzusprinten, wobei sie jedoch neben Bodo erheblichen Lärm verursachten. Klarin blieb nun nichts anders übrig; trotz seines Vornehmens, mit Warren und Brix abzuhängen, musste er die Herausforderung von Bodo auch annehmen; er würde nach eigener Aussage stets dem Weg folgen, den seine Pokémon gehen würden. Warren und Brix vergnügten sich mittlerweile, nach anfänglichem Murren über den Verlust ihres dritten Mannes, nun zu zweit im See.
„Kann man hier nicht entspannt herum liegen und die Sonne genießen?“, tönte genervt Sirenas Stimme. Sie hatte sich auf ihrem blassblauen Handtuch gelegt und ließ die Sonne auf ihre Haut strahlen. Mit einer Tube Sonnencreme in der Hand wirbelte sie ihren Zeigefinger vor den Nasen der drei Männer, die Warren sofort als Schiedsrichter während der Vorrunden erkannte. Offenbar hatten sie genauso viel Freizeit wie die acht Trainer und durften sich genauso am See aufhalten. Doch Sirena hatte sie offenbar in ihrem Bann, denn der Schönheit wollten nun alle drei den Rücken mit der Sonnencreme einreiben, was sie mit dem Wackeln ihrer Hand angedeutet hatte. Nur stritten sie sich darum, wem diese Ehre zuteilwerden durfte. Obwohl sie genervt aussah konnte man leicht erkennen, dass sie sich über ihre Verehrer freute.
„Sirena hat es gut; wäre ich nur so begehrt ...“, seufzte Conan lächelnd. Er lehnte sich in seinem Liegestuhl auf der anderen Seite des Sees zurück und beobachte das heitere Treiben am Höhleneingang. Dabei rückte er stets seine Hornbrille zurecht, die stets zu verrutschen drohte. Lance saß neben ihm auf seinem Liegestuhl und lächelte ebenfalls über die Energie der drei Trainer, die ihn zu gerne an sich selber in seiner früheren Jugend erinnerten. Nun sah er es mit seinen rund 30 Jahren vor, sich geruhsam zurückzuziehen und viele Dinge ruhig angehen zu wollen. Doch wusste er stets sich zu passenden Zeitpunkten zu entspannen, so warf er Conan einen etwas vorwurfsvollen Blick zu, als er erneut seinen kleinen grauen Kasten auf seinen Oberschenkeln betrachtete.
„Erlaube mir die Frage, aber ist es denn so ratsam, stets deinen Computer mit dir zu führen?“
„Notebook, Lance!“, korrigierte ihn Conan und schob dabei eine Strähne seines langen schwarzen Haares von seiner Nase weg. „Außerdem würde ich gerne meine Beobachtungen von den Kämpfen der Vorrunden festhalten wollen, dann kann ich mir bessere Strategien für die KO-Runden überlegen.“
„Du nimmst deine Berechnungen viel zu sehr ernst ...“, gähnte Lance andächtig und wollte sich nun auch rücklings auf seiner Liege hinlegen, als er zu seinem eigenen Entsetzen das Kreischen dreier junger Mädchen hörte, die sich in den Gebüschen nahe seiner Liege auf die Lauer gelegt hatten. Sie gehörten zu der Art von Fangemeinde, die ihre Favoriten überall hin verfolgen würde. So war der von ihnen ernannte Favorit zutiefst erschrocken über ihre Anwesenheit: „Oh Mist, diese Anhänger wieder! Tut mir Leid, Conan“, rief er, als er von der Liege absprang und in eine andere Richtung als in die der Mädchen in ihren aufreizenden Badeanzügen begab, „aber heute musst du ohne mich auskommen; ich komme wieder, sobald ich sie abgehängt habe!“
Conan hörte, unaufhörlich in sein Notebook starrend, nur noch, wie das Kreischen der drei jungen Frauen während der Verfolgungsjagd leiser wurde, und öffnete in seinem Gerät eine Datei, um eine Bestätigung einer elektronischen Berechnung zu verfassen: „Die Berechnung, dass ich heute von den Frauen vollkommen übersehen werde: 100% korrekt!“
„Hmph, alles Kinderkram!“, schnaubte Raphael verächtlich. Er war als einziger von den acht Teilnehmern nicht am See erschienen. Ihm war so eine Atmosphäre zuwider, und er zog es vor, in Seitenstraßen seine nächtlichen Überlegungen freien Lauf zu lassen. Eigentlich schätzte er es, wenn er Gesellschaft bekam. Doch er wollte es an diesem Tag unter solchen Umständen nicht zeigen lassen. Auch generell würde er es nie offenkundig zugeben, irgendwelche Werte in solchen Gemeinschaften zu legen. Für ihn zählte fast nur eines: Stets der Beste zu sein, in jeder Art von Gemeinschaft, die er beizutreten vermochte. Daher sah er in alles und jedem einen einen Konkurrenten.
Doch was war das nur an jenem Tag? Als sieben der acht Trainer, die sich qualifiziert hatten, ihren Spaß am See hatten, auch wenn dieser Begriff sich aus verschiedenen Perspektiven dehnen lässt. War nicht alles vergessen, was mit dem purem Ernst zu tun hatte? Sollte man einfach nicht alles abschalten und einfach nur das Hier und Jetzt genießen? Oder einfach seiner größten Leidenschaft nachgehen?
„Transkription meiner Gedanken an mich selber ...“, murmelte Conan, in sein Notebook tippend. „Lances Ratschlag befolgen: Einfach mal abschalten.“
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Credits: Bisafans, Blachevolution, SSS Tiles, Silvermann, Seeshomaru, KitsuneKouta, BW Set, 874521, Zetavares, U-Seigle, Kymotonian, Sagaxxy, Kyle- Dove
Die blendend heißen Strahlen, der brennenden Kugel am Horizont, ließen das Ödland am Boden wie ein verschwommene Fata Morgana aussehen. Man glaubte die Luft würde sich bewegen, doch war es nur die enorme Hitze der Stadt Sunflower City die den Pokemon den letzten Atem raubte. Die Stadt war wie ausgestorben, denn nichts schien mehr zu funktionieren. Die meisten Bewohner waren irgendwo im Schatten, in oder vor ihrem Haus und vertreiben sich die Zeit mit Karten spielen. Besonders die kleinen Pokemon schien es schwer getroffen zu haben, da sie schon nach ein paar Minuten völlig verschwitzt zurück zu ihren Eltern laufen und nach einem Eis fragen, doch vergebens. Die inzwischen heruntergekommene Stadt stand kurz vor dem Bankrott. Es schien seit Monaten ununterbrochen die Sonne und kein einziger Regentropfen fiel von den Wolken. Falls überhaupt welche auftauchten.
In einem kleinen Haus in Sunflower City lebten zwei Wasser-Pokemon, falls ihr aber glaubt, dass sie doch mit ihrem Wasser etwas Abkühlung verschaffen könnten, habt ihr euch geirrt. Ein Quappo namens Darryl und seine Verlobte Sheila, ein Swaroness lebten in diesem Haus, welches abgelegen von den anderen war und am Rande der Stadt lag. Es war Valentinstag und Sheila wartete sehnsüchtig auf ihrem Verlobten Darryl, der eigentlich schon längst zuhause sein sollte. Die Sonne verschwand, doch nicht die Hitze und es wurde Nacht.
Endlich schlug die Tür auf.
„Darryl!“ rief Sheila glücklich und stand freudig von ihrem Bett auf, welches eher durch ihrem Schweiß, als durch ihrem Typ, ein riesigen nassen Fleck hinterließ, doch das kümmerte sie eher wenig.
„Ich habe eine Valentinsüberraschung für dich!“ Sie hielt lächelnd eine hellblaue Karte in der Hand, die wohl die Hochzeitskarte darstellte und wollte sie dem Quappo überreichen, doch dieser schüttelte nur den Kopf und verschränkte seine wuchtigen Arme.
„Nein!“ sagte Darryl wütend und schlug mit seiner dicken Faust auf den Holztisch, welches gleich zusammenkrachte und das Swaroness aufschrecken ließ.
„Wir haben kein Geld mehr! Nein, ich habe kein Geld mehr! Das Geschäft läuft wegen dieser verdammten Dürre so schlecht, dass kein einziger Kunde mehr kommt! Und jetzt kommst noch du mit dieser verdammten Hochzeit! Lös diese verdammte Verlobung auf!“
„Aber ...“ sagte sie leise, doch ihr fiel kein weiteres Wort mehr ein, bis sie schließlich aus dem Fenster rausschaute und sagte: „Ich bin mir sicher, dass es noch regnen wird.“
„Kannst du eigentlich nie die Klappe halten?!“ schrie das Quappo wütend, drehte sich um und lief zur offenen Tür hinaus. „Ich verschwinde jetzt!“ schrie es noch motzend und knallte die Tür so wuchtig zu, dass das Foto an der Wand zu Boden fiel und zerbrach.
Es zeigte das glückliche Paar, wo sie noch gemeinsam lachten. Das Schwan-Pokemon brauchte noch ein paar Minuten bis es traurig die Scherben zusammensammelte und anfing bitterlich zu weinen.
„Ich bin mir sicher, dass es noch regnen wird.“ äffte das Quappo seiner Verlobten nach und schloss wütend die Autotür auf. "Hm?" Es berührte irritiert den arm und meinte ein Wassertropfen wäre gerade auf ihn gefallen, doch da war nichts. Seine Haut war staubtrocken.
Es war schon dunkel geworden, doch von einer Abkühlung konnte man nicht wirklich sprechen, da es genauso schwül wie am helllichten Tag war. Das hinderte dem Quappo aber nicht daran die Autotür aufzuschließen und davonzufahren.
Weit weg. Sehr weit weg. Einfach weg von dem Haus mit dem Swaroness. Weg von dieser verfluchten Stadt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das war nur noch ein Todesurteil für ein Wasser-Pokemon. Das dachte sich das Kampf-Pokemon, während es mit grimmiger Miene die Landstraße entlang fuhr. Ein einziges Ödland war zu sehen. Vereinzelt kleine Sträucher und ein paar sandige Steine. Sonst nichts, dass auf irgendein Zeichen von Zivilisation schließen lies. Doch plötzlich sah das Quappo verwirrt auf. Irgendetwas schien auf sein Autodach zu schlagen. Wie viele kleine Steine, die auf Metall fallen würden.
„Das kann doch nicht sein.“ flüsterte Darryl verwirrt und sah aus dem Autofenster. Es traute seinen Augen nicht.
Viele kleine Wassertropfen schienen auf das Wasser-Pokemon zu fallen, welches lachend seinen Kopf hinausstrecke um das Wasser mit seinen Körper abfangen zu können und so Kraft und Glücksgefühl zu schöpfen. Regen. Es fing tatsächlich an zu regnen.
„Wuhu!“ schrie das Quappo überglücklich und lachte lauthals über dieses enorme Wunder.
Die wenigen Minuten fühlten sich wie viele glückliche Stunden für ihn an. Doch plötzlich zuckte es zusammen und kam wieder zu Besinnung
„Autsch!“ schrie es mit schmerzverzerrtem Gesicht und zog schnell seinen Körper wieder zurück in das Auto.
Sein ganzer Arm fühlte sich taub an. Als es ihn wiederwillig seinen ansah, schreckte es auf. Es fing an zu bluten! Überall waren kleine Löcher zu sehen, aus dem Blut heraustrat, doch wovon?
Geschockt blickte es nach draußen, doch es sah nichts. Der Regen schien unaufhörlich zu fallen und machte eine Sicht unmöglich. Es machte den Scheibenwischer an, doch zwecklos. Es rieselte ununterbrochen vom Himmel herab. Der Regen wurde immer wie lauter und stärker. Als das Quappo verängstigt über sich blickte, sah es viele kleine Dellen welches sich auf dem Autodach gebildet hatten. Doch nicht etwa von dem Regen? Verzweifelt sah es zu wie seine Füsse die Bremspedalen mehrmals traten, doch nichts rührte sich. Das Auto fuhr unaufhörlich wieder hoch. Es war eine Frage der Zeit bis das Quappo, Darryl die Kontrolle über das Auto verlor und irgendwo hineinkrachte. Rauch stieg aus dem Auto empor, bis es schließlich explodierte und nur noch ein Trümmerfeld zu sehen war.
Traurig sah Sheila zum Himmel hoch. Die dunkle Wolkendecke begann allmählich zu verschwinden und legte einen sternenklaren Nachthimmel frei. Es schien wie ein Wunder. Von der Dürre, zur Niesel, bis hin zum freien Nachthimmel voller Sterne. Ein paar Sterne schienen heute besonders stark. Ein Wal ergab sich daraus, welches wohl seine Fontäne auf der Erde hinab gelassen hatte. Das Swaroness löste sich in Luft auf. Nur die Tränen waren als Überbleibsel auf dem Holzboden zu sehen.
„Manche Pokemon bekommen eine Gabe geschenkt von der sie nicht mal ansatzweise etwas wissen. Die Meisten von ihnen benutzen nicht einmal diese Gabe.
Die Gabe von einer Legende. Sei es am Boden, im Wasser oder in der Luft. Sie haben die Kraft Naturgesetze zu verändern. Nur weil sie die Gene einer Legende haben.“ sagte eine Stimme, als es sich ein Blatt durchlas, an welches ein Foto von einem Quappo befestigt war. Es blätterte noch ein paar mal durch die Blätter und legte es anschließend wieder auf dem Schreibtisch hin, wo ein Roserade mit nachdenklichen Augen dem Leser der Akte ansah und sagte:
„Mulder, Sie sind verrückt.“
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Credits: Red-eX, Jupiter, chimcharsfireworkd, Kymotonian/Kyle-Dove, Rverah-duh, Speedialga, Platinum Tyrant, Spacemotion, Alucus, Pokemon-Diamond, Kizemaru-Kurunosuke, DaNerdyDude, KageNoSensai, klnothincomin/Keh-ven, anutter, EpicDay, Thurpok, UltimSpriter, ForeverXShoddyBattle, Dewitty, Minorthreat0987, TyranitarDark, PrinceLegendario/Heavy-Metal-Lover, BoOmxBiG, CrimsonTakai, mepotes, zetavares852, WesleyFG, Poke Freak, spriters-resource, Sagaxxy
Sie rannte. Unnachgiebig keuchte sie die Luft in schnellen Stößen aus, ihre Lungen brannten. Aus den Augenwinkeln konnte sie die vorbeirauschenden Häuser sehen, jedes einzelne grau. Sie hasste diese Stadt.
Sie hatte ihre Fingernägel tief in ihre Hände gedrückt, um mit dem Schmerz die Angst zu betäuben, die sie zu übermannen drohte. Schwach konnte das Mädchen neben dem Rauschen des Blutes in ihren Ohren die sich nähernden Schritte wahrnehmen. Wieso musste sie auch nur in dieser durch und durch grauen Stadt leben? Seit ihrer Geburt hatte Fleurice hier gelebt, in einer großen, unordentlichen Welt, die an jeder Ecke viele Säcke Müll aufwies. Es gab viele Kriminelle, dafür umso weniger Ordnungshüter. Welche Fleurice gerade gut hätte gebrauchen können.
Ihre kastanienbraunen Haare peitschten ihr ins Gesicht, während sie vor ein paar angsteinflößenden Männern davonlief. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Die pure Angst, gemischt mit Abscheu gegenüber ihrer Heimatstadt, verwandelten sich in pures Adrenalin, sodass sie nochmals spurtete, bis sie am Stadtrand angekommen war. Kurz gestattete sich Fleurice eine Pause, setzte die Hände auf den Knien ab und atmete angestrengt die Luft ein, die hier am Stadtrand schon deutlich frischer war und weniger nach Kloake roch wie inmitten der Stadt. Doch ehe sie sich vollständig erholen konnte, hörte sie hinter sich wieder die Männer. Sie kamen immer näher, bald würden sie sie erreicht haben. Was würden sie dann mit ihr anstellen? Fleurice hatte schon vieles in dieser Stadt erlebt, von Prügeleien bis zu Diebstählen. Doch sie wollte sich nicht ausmalen, was diese Kerle mit ihr im Sinn hatten.
Voller Panik blickte sie sich um. Mit verschwommenem Blick registrierte sie die steinerne Mauer, die die Menschen wie Tiere festhielt und das graue Gefängnis in noch gedämpfteres Licht tauchte, als es ohnehin schon der Fall war. Als wären ihre Bewohner Gefangene. An einigen Stellen hatte die Mauer schon diverse Macken, war teilweise von Moos überwuchert, ließ aber trotz alldem kaum Natur und Schönheit in Fleurices Welt.
Dann schweifte Fleurices Blick auf den grünen Fleck hinter dem Tor, der hinaus führte, hinaus in die Freiheit, hinaus aus dieser tristen, grauen Stadt. Sie versuchte, ihren Blick darauf zu konzentrieren. Der Duft von Blättern, Harz und frischem Gras drang in ihre Nase, so unvorbereitet, dass sie ins Schwanken geriet. Kurz wurde ihr schwindelig, das grüne Fleckchen Freiheit verwischte abermals vor ihren Augen. Es war hell dort draußen, Fleurice vermutete, dass die Sonne schien. In der Stadt selbst konnte man dies nie genau sagen, so grau wie es war. Plötzlich verspürte das Mädchen eine enorme Sehnsucht nach der Außenwelt, nach der Wiese, nach der warmen Sonne, nach dem kühlen Regen, nach bunten Blumen - nach Glück.
Was sollte sie tun? Hinter sich hörte sie die immer näherkommenden Schritte der Männer, die sie verfolgten. Erneut aufkommende Angst durchzuckte Fleurice, kalter Schweiß sammelte sich in ihren Handflächen. Ihr Blick wanderte zurück in die graue Stadt, die ihr nie viel mehr als Furcht eingeflößt hatte. War es hier wirklich noch lebenswert? Die Männer beschleunigten ihre Schritte, der Hall auf den Steinen wurde lauter. Erneut schweifte ihr Blick in die Grüne der Welt dort draußen, dort, wo der Sonnenschein ihre Haut kitzeln würde. Noch einmal atmete sie die stickige, nach Verwesung riechende Luft der Stadt ein, und dann rannte sie hinaus.
Und kaum war sie durch das eiserne Tor geschlüpft, spürte sie die Freiheit. Sie atmete erleichtert die Luft ein, der zuvor schon intensive Geruch verstärkte sich noch, wurde nun vollkommen präsent, etwas völlig Neues für Fleurice. Sie roch Blumen und realisierte erst jetzt, dass diese hier überall wuchsen: Lilien, Tulpen und Rittersporn streckten sich gen Himmel, ihre Gerüche vermischten sich zu einem einzigartigen Mix, der Fleurice aufgrund der Schönheit Tränen in die Augen trieb. Sie rannte nun fröhlich, erleichtert, machte große Sätze in der Luft und wedelte mit den Armen. Immer weiter ließ sie die graue Stadt hinter sich, ihre grauen Gedanken. Ihr graues Leben. Wieso hatte sie sich erst jetzt dazu entschieden? Zwar gab es diese alles überragende Mauer, aber eben immer noch ein Tor, durch das sie raus konnten. Wieso taten es nicht einfach alle Menschen? Einfach wegrennen, in die wunderbar duftende Freiheit. Fleurice verstand es nicht. Was hielt sie alle?
Erneut nahm sie einen tiefen Zug der sauberen Luft, die in keinster Weise nach Teer, Verwesung oder Müll roch. Es duftete einfach klar. Weit über ihr zwitscherten Vögel, das Gras auf der Wiese wiegte sich in einer sanften Brise, die über Fleurices Arme streichelte, als wäre es eine sanfte Liebkosung. Erneut sammelten sich Tränen in ihren Augen, Tränen des Glücks. Dies trug dazu bei, dass die rötlich-gelben Strahlen der abendlichen Sonne sich in ihren Augen spiegelten.
Lange war das Mädchen einfach nur gerannt, ohne genau zu wissen, wohin. Doch sie war sich bewusst, sie würde hierbleiben. So lange es ihr möglich war, bestenfalls für immer. Dann wurde sie langsamer. Die Männer hatten schon an der Mauer aufgegeben, ihr hinterherzujagen, was ihr in dem Moment ein fröhliches Lachen entlockte, dass sich mit dem Windhauch vermischte und eilig fortgetragen wurde. Fleurice sah sich um. Sie ging immer weiter auf eine Gruppe von Tannen zu, ob es Fichten oder Kiefern waren, vermochte sie nicht zu sagen. Allmählich wurde sie ruhiger, ihr Atem ging wieder beständiger. Ihr Rennen hatte sich in stetiges Gehen verwandelt, während sie auf einem Weg schritt, der von den Bäumen umrandet wurde. Dort war es still, das Mädchen konnte nur das Rascheln der Blätter und des Grases im Wind vernehmen. Es duftete allgegenwärtig nach Harz und Honig. Die triste Stadt war schon vergessen. Dann hatte sie das Ende des schmalen Weges erreicht, und erneut erfasste sie ein sanfter Windhauch, der ihr eine Strähne ins Gesicht wehte. Dort, wo Fleurice jetzt stand, befand sich unberührter Boden. Eine kleine Wiese, eine Lichtung, umrandet von allen möglichen Bäumen. Es musste Anfang Herbst sein, die Blätter besaßen alle möglichen Farben und Schattierungen, von ockergelb bis orange und weinrot. Vereinzelt wiegten sich auch Orchideen im Wind, gaben der Luft ein interessantes Aroma. Fleurice war sich sicher, das Paradies gefunden zu haben.
Sie legte sich ins Gras. Ihre Gedanken schweiften von einer Nebensächlichkeit zur nächsten. Die Heimatstadt war vergessen, die Qualen, alles verdrängt in diesem Moment der Ruhe.
Sogleich schmiegten sich die Halme an ihre nackten Arme, an ihr Gesicht, ihre Wangen, ihren Hals. Es kitzelte sie, aber es war eher ein angenehmes Prickeln, aufregend und neu. Sie nahm den frischen Geruch wahr, und endlich konnte sie die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut genießen. Eben dieser so natürliche Genuss war ihr in der Stadt immer versagt geblieben, da Rauch und Hochhäuser alles Helle und Glückliche verschlungen hatten.
Fleurice schloss ihre Augen, sodass sich ihre Lider alsbald lachsrosa färbten. Sonne war so besonders. Lange hatte sie die Sonne nie als solche wahrgenommen. Sie wärmte die Haut des Mädchens, ließ sie alles vergessen. Langsam übermannte Fleurice die Müdigkeit. Ihre braunen Wimpern warfen lange Schatten auf ihre Wangenknochen, während sie im Gras lag, inmitten ihrer kleinen, eigenen Lichtung, und das Sonnenlicht genoss. Ihr würde es nie müde werden, unter der Sonne zu wandeln. Mit der Haut das Gras, die Natur zu spüren. Sie würde nie wieder in ihre gefährliche Stadt zurückkehren. Mit diesen Gedanken, und einem sanften Lächeln auf den rosigen Lippen, schlief sie ein, ihre Haut von der Sonne geküsst.
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Sanft wiegte der Wind die zarten, gold leuchtenden Blätter auf und ab, sodass im gesamten Wald ein angenehmes Rauschen zu vernehmen war. Es glich einem Spiel, bei dem der Lufthauch zu gewinnen schien, da er immer wieder die feingliedrigen Blätter anstupste, sodass sie niemals an die Möglichkeit denken würden, zum Stillstand zu kommen. Es stellte jedoch einen angenehmen Zustand an diesem wunderschönen, von der Sonne geprägten, Tag dar, da der Himmelskörper eine derartige Wärme - ja, fast schon Hitze - spendete, die jedes Lebewesen wünschen ließ, es möge zehn Grad kühler sein.
So war es keinesfalls verwunderlich, dass die Meisten nicht einen Fuß vor die Tür setzten; und wenn, dann führte sie ihr Weg sicherlich an den Strand oder an einen einladenden See, bei denen man vor Menschenmassen gar nicht mehr das erfrischende Nass zu Gesicht bekommen würde. Wie verwerflich dieser Gedanke doch eigentlich war: Menschen hielten sich lieber an überfüllten und immer gleich aussehenden Orten auf, anstatt lieber ein sagenhaftes Schauspiel der Natur mit anzusehen. Wobei dies noch den harmloseren der zwei Fälle darstellte, sehr viel schlimmer ward es, sollte sich die Gesellschaft komplett von der Natur abschotten und sie gar nicht mehr als solche sondern als lästiges Anhängsel betrachten, auf welches man nur aufpassen musste. Sie vergaßen vollkommen, dass es die kleinen Dinge sind, die einen bereits mehr als glücklich machen können. Doch hatte Mutter Natur so viel mehr zu bieten; allerdings nur für diejenigen, die sich auf ihre atemberaubende Schönheit einließen.
Aus diesem Grund würde ihnen das wunderschöne Farbenspiel im goldenen Wald verwehrt bleiben. Sie würden niemals mit ansehen, wie das helle Sonnenlicht auf verschiedenster Weise reflektiert oder gespiegelt wurde, sodass der gesamte Wald wie ein Edelstein schillerte. Die feinen goldenen Blätter erstrahlten so hell, dass sie von Weitem wie flüssige Lava aussahen, die sich durch die Baumwipfel wandte. Vereinzelt sah man auch rötliche Baumkronen, welche so kräftig wie Feuer zu erstrahlen vermochten und einen prächtigen Kontrast zum Rest des Waldes darstellten. Selbst die Stämme der Wunderbäume leuchtenden in goldenen Farbvarianten und unterstrichen das edle und mystische Aussehen der kompletten Umgebung.
Zwischen den hochgewachsenen Bäumen schlängelte sich ein glitzernder Fluss entlang, welcher zwar nicht besonders breit und tief war, aber doch eine ziemlich anschauliche Länge besaß. Dieser funkelte in den sieben Farben des Regenbogens und tauchte die Orte, an denen er vorbeikam, in schillernde und leuchtende Standplätze des Waldes, da das reflektierte Sonnenlicht vom Wasser nochmals gefangen und weitergegeben wurde. Obendrein befanden sich überall die scheinbar aus Gold zu bestehenden Blätter, die das Licht erneut zurück warfen. Somit entstand ein immer währendes Lichtspieltheater, was jedem Lebewesen den Atem raubte auf Grund der phänomenalen Schönheit.
Der sagenumwogende Hain verlor nie seine Blätter, ganz gleich um welche Jahreszeit es sich handelte. Er erstrahlte immer in einem makellosen Gold, spielte mit den Sonnenstrahlen ein wunderbar anzusehendes Spiel und verzauberte seine Besucher jedes Mal aufs Neue. Als würde man in eine vollkommen andere Welt eintauchen, so sehr schien dieser Ort die Lebewesen zu beeinflussen. Ob dies vielleicht sogar das Ziel war, die Aufgabe, die sich der Herr des Waldes vorgenommen hatte?
All jene, die dem Ort wohlgesinnt gegenüber standen und mit aufrichtigen Herzen den Wald betraten, sollten womöglich den mystischen und mächtigen Vogel zu Gesicht bekommen. Sein Auftreten bedeutete lebenslanges Glück und Eintracht, sowie Frieden. Auch er schillerte in den sieben Farben des Regenbogens, erstrahlte heller als das Sonnenlicht und wachte über diesen sagenhaft schönen Ort. Seine Existenz im Wald sollte man der Legende nach dadurch bemerken, dass der Hain schöner und intensiver leuchtete als jemals zuvor und auch die Sonne wärmer schien als an den heißesten Sommertagen. Gleich diesem Tage.
Als der Feuerball im Zenit stand und es kaum noch heißer werden konnte, rauschte ein kräftiger Windstoß durch die Baumwipfel und Gräser, nur damit kurz danach vollkommene Windstille herrschte. Die Zeit schien für den Moment still zu stehen, selbst das plätschernde Geräusch des Flusses war nicht mehr zu vernehmen. Bis urplötzlich ein riesiger Vogel aus dem Himmel schoss und direkt über den Bäumen seinen Flug abbremste und die Kronen sanft mit den Flügelspitzen berührte. Seine mächtigen Schwingen trugen ihn mit einer solchen Leichtigkeit durch die Lüfte, dass er ein elegantes Erscheinungsbild an den Tag legte. Wachsam blickten des Vogels Augen hinab und musterten seinen Wald, als er seine Kreise zog. Hinter sich zog der sagenumwogene Vogel einen, in all erdenklichen Farben schillernden, Regenbogen hinterher, dessen Intensität mit der Zeit immer weiter abnahm, bis er schließlich vollständig verblasste.
Sanft und elegant landete Ho-Oh auf dem steinigen Boden und faltete seine riesigen Schwingen zusammen. Majestätisch hob er seinen Kopf an und musterte seine Umgebung. Selten begutachtete er den Hain nicht vom Himmel aus, daher war er auch überaus überrascht, wie anders es doch aus dieser Perspektive aussah. Entzückt plusterte er sein gesamtes Gefieder auf und ähnelte nun einem weichen Wattebausch, da seine langen Schwanzfedern nun nicht mehr seinen, eher schmalen, Körper überragten. Durch die leichte Brise wirbelten die gelben, roten, blauen, grünen – ach, man könnte sämtliche Farben aufzählen! – Federn des Vogels leicht umher, sodass das Lichtspieltheater nun seinen Höhepunkt fand, wobei Ho-Oh selbst das Zentrum des Spektakels war. Seine ganze Umgebung erstrahlte nun in den verschiedensten Farben, von denen manche wahrscheinlich noch nicht einmal einen Namen besaßen. Dank der goldenen Blätter und dem klaren Wasser des Flusses wurden die Schattierungen immer weiter reflektiert, sodass bald der ganze Wald einem einzigen Regenbogen glich und man bekam das Gefühl, als wenn in der Luft millionen Diamantensplitter umher fliegen würden. Das Farbenspiel schien jeglichen physikalischen Gesetzten zu trotzen.
Die Legende schien zufrieden mit ihrem Werk und nach einigen Momenten, in denen der Vogel dem Schauspiel in stiller Begeisterung zugesehen hatte, breitete er seine mächtigen Flügel aus und im ganzen Wald erklang sein unverwechselbarer Ruf. Mit einem kräftigen Sprung stieß sich Ho-Oh vom Boden ab und wirbelte dadurch ein wenig Staub auf, der, wie sollte es anders in diesem Wald sein, golden glänzte. Die Augen der Legende ruhten für den Moment auf einer jungen Rangerin, die den Vogel mit großer Ehrfurcht gemustert hatte, bevor er aus ihrem Sichtfeld verschwand.
Ein letztes Mal flog Ho-Oh über den goldenen Hain Teak Citys und setzte ein symbolisches Zeichen seiner Rückkehr: einen gigantischen und wunderschönen Regenbogen, der das gesamte Areal zu überdecken schien.
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Die Essenz, die meine Flügel bedeckt, ihnen Farbe, Wasserfestigkeit und Flugfähigkeit garantiert, verflüchtigt sich. Die kleinen, feinen Schuppen, die einer Berührung ohnehin nicht standhalten würden, geben unter der scheinbar liebevollen Umarmung der Sonne nach, verklumpen, fallen ab und hauchen ihr Leben im Angesicht des leidenschaftlich roten Sonnenuntergangs aus.
Ich bemerke es erst, als meine Flügel plötzlich nur noch Weiß tragen, das Weiß einer anklagend leeren Leinwand, unbeschriftet und zur selben Zeit von Leid und Behinderung zeugend, begleitet von glühender Agonie, die mein Bewusstsein komplett einnimmt.
Dank der brennenden, verheerenden, sadistischen Sonne werde ich nie wieder fliegen können.
Ich erwache fiebrig aus dem unruhigen Albtraum meiner Vergangenheit und merke sofort, dass etwas nicht stimmt.
In wenigen Augenblicken gelingt es mir, die unangenehme Klemme, in der ich stecke, zu erfassen. Ich habe mich keinen Zentimeter von dem Fleck wegbewegt, auf den ich mich gestern Nacht nach abendlicher Arbeit bequemt habe und auf dem ich wohl für mehrere Stunden eingeschlafen sein muss. Die Sonne brennt hämisch auf den felsigen, von Palmen übersäten Sandstrand, der sich bis zum Horizont erstreckt. Das Glück hat es verhältnismäßig gut mit mir gemeint, denn die Eiche, mein zeitweiliger Unterschlupf, spendet einen kreisrunden Schatten, der mich zwar von den heimtückischen Lichtstrahlen bewahrt, denen ich normalerweise entfliehe, indem ich in der Nacht aktiv bin, mich jedoch gleichzeitig gefangenhält.
Mit aller Macht versuche ich, das seltsame Gefühl in meinem Inneren zu unterdrücken, und lasse den Blick über die Ebene gleiten. Bald habe ich den Wald ausgemacht, der sich nur wenige Meter von mir entfernt befindet und mich verhöhnend lockt.
Dann sehe ich mich nach einem Weg um, das rettende Dunkel zu erreichen, wobei mir eine Kreatur auffällt, die zum angrenzenden Meer gerichtet ist. Ihr beerenfarbener Rücken gleicht dem meinen aufs Haar, doch ihre Schwingen sind prachtvoll gemustert.
Nun watet das Smettbo, das ein Mädchen zu sein scheint, einige Schritte in das türkisfarbene Nass, taucht die Hände hinein und flattert. Die Bewegung wirbelt einen Teil des Wassers in die Luft, das durch das frühlingsschwangere Sonnenlicht überirdisch funkelt. Als sie dies bemerkt, schlägt sie fest mit dem flachen Flügel auf die Wasseroberfläche, wodurch sich das Gebiet um das kleine Wesen herum in einen ausgewachsenen Geysirherd verwandelt. Ein freudiges Grinsen breitet sich auf ihren Lippen aus, das ihre rosensteinfarbenen Facettenaugen und ihre Zähnchen zum Glitzern bringt. Anschließend wackelt sie mit den Fühlern und dreht sich zur Sonne, die hoch über meinem Baum steht und ihr Gesicht in einen goldenen Schimmer taucht, bis sich gemächlich ein Film aus dunkelgrauen Wolken vor sie schiebt.
Ich bin derart von diesem Schauspiel gefangen, dass ich aufschrecke, als mich das Weibchen direkt anblickt und zögernd winkt.
Unsicher und misstrauisch schaue ich zurück und lasse mich auf das spärliche Stück Wiese fallen, das noch ganz feucht vom letzten Regenschauer ist. Der nächste macht sich schon bemerkbar, denn erste Tropfen bringen das schon schäumende Meer durcheinander.
Das andere Smettbo scheint von dieser Tatsache enttäuscht zu sein. Ihre Aufmerksamkeit, die zuvor auf das Sonnenbad gerichtet war, lenkt sich nun voll und ganz auf mich, was ich mit Unbehagen erkenne. Fragend tritt sie einen Schritt näher.
Nein, nein, nein, flehe ich stumm, kralle mich geschwind an der Rinde fest und erklimme den Stamm bis zur Baumkrone, in deren Zwielicht ich mich auf einem breiten Ast zusammenrolle. Es regnet. Ich darf nicht hinaus, sonst sterbe ich.
Sorgenvoll betrachte ich meine Flügel, entfalte sie ein wenig, schäme mich ob des klagenden, ermüdenden Weiß.
Mir ist bewusst, dass ich überreagiere. Schon mein Großvater sah sich mit dem Problem konfrontiert, dass die schützende Schuppenschicht seiner Schwingen zerstört worden war, jedoch scherte er sich nicht darum. Zeit seines Lebens betonte er, wie glücklich er sei, in einer derart harmonischen und liebevollen Welt ein flugunfähiger Schmetterling zu sein. Er arrangierte sich den Umständen entsprechend, setzte sich am Fuße eines Waldes zur Ruhe und freundete sich mit den Bodenbewohnern an.
Solche Erfahrungen durfte ich nicht machen. Ich wurde angegriffen, ausgelacht, verstoßen.
"Wieso versteckst du dich vor mir?"
Eine helle, leicht brüchige Stimme reißt mich abrupt aus meinen Gedanken. Ich schlucke schwer, falte hastig meine Flügel hinter meinem Rücken zusammen und drehe mich zu dem Mädchen, das mir rittlings gegenüber sitzt, mit den Händen auf der weichen Rinde scharrt und mich ernst, beinahe trotzig ansieht.
Im selben Moment wird mir bewusst, dass wir uns kennen. Die schlanken Füße, an denen nur zartgelbe Pollen haften, weil sie diesen für am schmackhaftesten hält, die wilde Musterung auf ihrem Flügelpaar und die etwas zu langen, stetig zitternden Fühler.
Jetzt, als ich sie aus der Nähe betrachte, wundere ich mich, dass sie mir vormals wie eine Fremde vorkam.
Ein zauberhaftes Lächeln übernimmt die Kontrolle ihrer Mimik, was wohl von der schlagartigen Erkenntnis zu kommen scheint, die sie parallel zu mir hat. Sie beugt sich erwartungsvoll nach vorn.
"Großer Bruder!", spricht sie in dem nordischen Singsang, den in unserer Heimat alle Pokémon miteinander teilen. "Wie schön, dich endlich wiederzusehen! Deine Mutter hat mir zwar verraten, dass du etwas Zeit brauchtest, um deinen eigenen Weg zu finden, doch wer hätte geahnt, dass mehrere Jahre daraus werden..."
Ich lächle abwesend. Es ist schön zu hören, dass sie sich mir nach all der Zeit immer noch so nahe fühlt und mich als ihren Bruder bezeichnet, obwohl wir nicht blutsverwandt sind.
Ihre Augen glänzen genau so rein und unschuldig wie immer, was mich wundert. Niemand ahnte etwas von meiner Flucht, nicht einmal meine Mutter.
Augenblicklich fühle ich mich schuldig. Niemand wusste von der simplen, finsteren Scham, die mich meine Familie hinter mir zurücklassen ließ.
"Ich musste mich erholen. Es tut mir leid, dass ich dir nichts gesagt habe." Der Regen dringt nun heftig durch das Geäst. Wachsende Alarmbereitschaft macht sich in mir breit.
Zunächst füllen sich ihre Augen mit Verständnis, doch dann mit purem Erstaunen. Ihr Fokus lenkt sich auf etwas hinter mir, was ich nicht sehe. Ich drehe mich um und schrecke zusammen.
Sie betrachtet meine Fittiche, die sich wegen des unangenehmen Gefühls ausgebreitet haben und mich nun mit ihrer Armseligkeit und Kläglichkeit bestrahlen. Weiß, weiß, weiß.
Mit eingefallenen Schultern wende ich mich wieder meiner Schwester zu, erwarte ihren Spott, ihre Verachtung, den zusätzlichen Schmerz, den sie mir zufügen wird.
Doch sie neigt bloß ihren Kopf zur Seite und lächelt. Versteht.
Wie sie dort sitzt, sieht sie aus wie eine Fee, eine himmlische Erscheinung. Der heftige Regen prasselt auf ihre schwarzweiß gemusterten Schwingen, die sie abwehrend etwas ausgebreitet trägt; er prallt von ihnen ab und bildet einen Schleier aus Dunst um sie, einem Heiligenschein ähnlich. Ihre Seelenspiegel funkeln wie dunkelrote Sternschnuppen.
Mir fällt auf, dass sie ein wenig von der Kühle zittert. Mein Beschützerinstinkt, meine Neugierde und meine Einsamkeit verbinden sich in meinem Bauch zu einem übermächtigen Funken, der die Angst überflügelt, in den Himmel aufsteigt und sich dort in einem farbenfrohen Feuerwerk entlädt, so kommt es mir vor.
Denn nur so lässt sich das Gefühl beschreiben, das ich empfinde, als ich das vertraute Smettbo umschlinge, ihre zarte Haut berühre, ihre kalten Finger wärme, ihren sich beschleunigenden Atem auf meinen Schultern spüre. Nun bin ich es, der zittert, als ich meine Flügel so weit ausbreite, wie es geht, einen schützenden Kokon forme, mich jeder Wetterschwankung entgegenstelle. Sie strahlen schneeweiß und tauchen uns in ein hoffnungsgefärbtes Licht.
Sie streckt eine Tatze nach meinem linken Deckflügel aus und streift sacht darüber, sodass ich ein wenig zusammenzucke. Mit beruhigender Stimme flüstert sie:
"Sie sind wunderschön."
Das Wasser tropft unbarmherzig über die Körperteile, die mir einst am meisten bedeuteten und die ich wegen dieses Kompliments nun weiter stolz erhoben trage, macht sie schwer und zieht sie herab. Doch ehe ich die Kraft dazu finde, mir deswegen Sorgen zu machen, endet das letzte Tröpfeln und das Sonnenlicht bahnt sich seinen Weg durch die Zweige.
Es haucht den Blumen frisches Orange, Hellblau und Gelb ein und streut ein ätherisches Funkeln über die Meeresoberfläche, die sattblau zu strahlen beginnt. Die Bucht füllt sich mit Leben an. Ich fühle keine Furcht, denn das alles erscheint mir wie die lang ersehnte Entschuldigung meiner Feindin und Schwester, der Sonne. Ich fühle kein Zögern, denn meine beste Freundin akzeptiert mich.
In diesem Moment flackern ihre Augen wie ungeschliffene, frisch geborgene Rubine; sie fangen das Sonnenlicht ein und tanzen mit ihm Flug und Farbe, feiern die Flucht der goldenen Feuerkugel aus den gierigen Fängen des Regens.
Der starke Bann bricht, als sie den Kopf wendet.
Ich schaue zu, wie sie ihre Vordertatze erhebt, damit leicht über die meine streicht und dabei unsicher Luft holt, als könnte sie die Worte in ihren Gedanken kaum mit dem Mund nachformen. Fragend blicke ich sie an. Sie hat ihr Gesicht immer noch der fremden, lebendigen Sonne zugedreht und sagt nach einer Weile mit ihrer leisen, klingelnden Stimme: "Da ist sie wieder."
Ja, denke ich und berühre ihre kleine, rechte Hand, die die gleiche Farbe wie der nun strahlende Himmel besitzt. Sie zuckt zusammen, doch als sich ihr Blick erneut mit meinem verbindet, liegt Zuversicht darin.
Hoffentlich bleibt sie diesmal länger. Ich gebe auch Acht.
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Credits: Yuria, Red-eX, Alistair, Hydrargirium, Mew1993, Barubary, U-seigel, EvolinaX, nsora96, Pokefreak, WesleyFg, kymotonian/Kyle-dove, Rverah-duh, speedialga, Platinum Tyrant, Spacemotion, alucus, pokemon-diamond, kizemaru-kurunosuke, danerdydude, KageNoSensai, klnothincomin, anutter, epicday, thurpok, ultimospriter, iconforeverxshoddybattle, dewitty, minorthreat0987, tyranitardark, princelegendario, boomxbig, takaiofthefire, HekelGrande, Sagaxxy.
Als hätte der See im Park eine Vorahnung davon, was da auf ihn zukam, plätscherte sein Wasser unruhig hin und her. Die Fische in ihm verkrochen sich in tiefere Gegenden und die Wasserpflanzen im See wippten mit den Wellen mit.
Auf dem Schotterweg am Ufer kamen sich zwei Menschen entgegen, ein Mädchen aus der einen und ein Junge aus der anderen Richtung. Nervös strich sich der Junge durch seine schwarzen Haare, während eine leichte Brise durch seine Klamotten fuhr. Sein türkises T-Shirt wölbte sich im Wind. Der selbe Lufthauch zerzauste die schulterlangen, braunen Haare des Mädchens ein wenig und drückte ihr weißes Kleid an ihren schlanken Körper. Seufzend setzten sich beide auf eine Parkbank am Ufer. Sie würdigten sich keines Blickes.
- »Hallo ...«, setzte der Junge nervös an.
- »Hey«, entgegnete das Mädchen abweisend. Sie sah gen Himmel, wo sich dicke graue Wolken entlangschoben, die Sonne verdeckten und den ansonsten sehr schönen Junitag damit ein bisschen dämpften.
- »Was wolltest du denn jetzt von mir?«, fragte die Braunhaarige in immer noch dem selben, genervten Tonfall.
- »Ich wollte mich entschuldigen«, antwortete der Angesprochene, während er dabei nervös durch die Gegend blickte und etwas beunruhigt auf der Bank herumrutschte. Ein Lacher entfuhr dem Mädchen.
- »Entschuldigen? Du!? Dass ich das noch erleben darf!« Eine starke Bö kam auf und wirbelte durch die Schöpfe der zwei.
- »Lass das. Ich bin nicht hergekommen, um mir deine hämischen Kommentare anzuhören!« Der zornige Unterton in der Stimme war nicht zu überhören.
- »Du scheinst es ernst zu meinen.«
- »Ja, allerdings. Du weißt ganz genau, dass ich dich liebe und sich niemand in der Welt zwischen uns beide drängen kann!«
- »Und was war das dann mit Kathrin!?«
Der Junge seufzte und fuhr sich mit der Hand erneut durch seine Haare, um sie wieder zu glätten.
- »Es war auf einer Party und es war spät...«
- »So so.« Seine Freundin bliebt weiterhin skeptisch.
- »Ich schwöre es dir, wir waren angetrunken und außer einem kurzen Kuss auf die Wange...«
Das Mädchen machte Anstalten, aufzustehen und zu gehen. Nachdem sie über Freunde von diesem Vorfall erfahren hatte, war ihr Vertrauen in ihren schwarzhaarigen Freund, mit dem sie schon seit einem Jahr zusammen war, völlig zerstört. Sie ließ keinen Versuch seinerseits gelten, dieses Vertrauen wiederherzustellen. Denn – wenn er einmal untreu war, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis er es ein zweites Mal würde. Diesen Gedanken, dass es noch andere Mädchen neben ihr gab, ertrug sie einfach nicht. Doch ihr Versuch, zu gehen, scheiterte. Der Junge zerrte an ihrem Kleid.
- »Lass los, Michael!«
- »Dann hör mir zu! Lisa, ich liebe dich, nur dich, wirklich nur dich!«, rief er. Der Lärm vertrieb die Pokémon, die wie wild um den See herumgeschwirrt waren.
- »Wieso sollte ich dir noch glauben!?«
- »Willst du einen Beweis?«
Ehe Lisa sich versah, stand Michael auf, umschloss sie mit seinen Armen und drückte seine Lippen auf ihre. Lange und innig küsste er sie und überwand ihren anfänglichen Widerstand. Beide gaben sich völlig dem Moment hin. Der Wind, der bis zu diesem Zeitpunkt das Wasser aufgewühlt und die Frisuren des Liebespaares zerstört hatte, ließ nach. Die allgemeine Unruhe kam zu einem Ende. Langsam brach auch der erste Sonnenstrahl durch die Wolkendecke.
Die beiden lösten sich wieder voneinander, während der Himmel immer weiter aufklarte.
- »Ich liebe nur dich«, hauchte Michael in die Ohren seiner Freundin. Sie starrte ihn an, ein wenig fassungslos und vor allem überrascht. »Niemand außer dir macht mich so glücklich, du bist mein Sonnenschein!« Ein Lächeln machte sich im Gesicht des Mädchens breit.
- »Meinst du das ehrlich?«
- »Du siehst doch, wie ich strahle!« Und tatsächlich, auch Michael lächelte. »Egal, wo ich bin, ich weiß, dass ich mich immer auf dich verlassen kann! Du hellst meine Miene immer wieder auf, was auch geschehen mag! Am Tag bist du meine Sonne und in der Nacht bist du mein Stern, heller als jeder andere!«
Lisa musste kichern. »Wie kitschig. Aber so schön!« Sie drückte sich an ihren Freund.
- »Du bist die Sonne, ich bin das Wasser und zusammen bringen wir die Blume der Liebe zum Blühen.« Jetzt brachen beide in schallendes Gelächter aus, während die Sonne wieder mit voller Kraft schien. Sie hatte die Wolken vertrieben.
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Credits: Gaia Project, Pokémon Dawn, Pokéfans, Kyledove, Skillmen, Loreena, JothoAllStarMix
Starr schaue ich auf das lodernde Feuer. Es steht nur wenige Schritte von mir weg, sodass es mir keine wohlige Wärme mehr spendet, sondern mir regelrecht die Hitze in die Knochen treibt. Leicht fröstel ich, komisch. Manchmal schüttelt es mich, wenn mein Körper zu warm wird, so, als wolle meine Haut die überschüssige Energie einfach wegwerfen. Weg von meinem Körper, weit weg. Ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen.
Ich war schon immer jemand, der den Sommer hasste. Wer geht an sonnigen Tagen schon vor die Haustür? Genau, nur jene, die versuchen ihre Haut besonders zu bräunen, um anderen zu gefallen. Dieses Äußerliche hatte sich langsam in die Köpfe jedes Dorfbewohners eingeschlichen und ist schließlich zum Mittelpunkt des Lebens geworden. "Wie sehe ich aus?", "Gefällt dir meine neue Hose?", "Findest du mich hässlich?"; ich konnte diese Fragen nicht mehr hören. Jedes Mal, jedes Mal, wenn jemand den Mund aufmachte, hatten alle nur ein Thema: das Aussehen. Mit der Zeit entwickelten sich die Ansichten weiter - sie wurden extremer, es wurde exzessiver und genauer. Jeder musste jeden übertreffen, um jeden Preis. Es gab kein "du bist schöner", es gab nur missgünstige Blicke, Neid in jedem einzelnen Blick und Hass. Durch das ständige übertrumpfen entwickelten sich schließlich immer krassere Ansichten. Ich hasste das. Von der ersten Minuten an. Aber noch mehr hasste ich, dass mit diesem Verhalten auch eine andere Sicht auf die Welt einher ging. Der stetige Konkurrenzkampf forderte natürlich auch ihre Opfer; diejenigen, die es nicht einsahen sich auf eine vorgegebene Weise zu verändern mussten weichen. Sie mussten es. Blicke durchbohrten diejenigen, die nicht dazu gehörten so lange, bis sie in sich zusammen fielen und auch dem Rausch des Aussehens verfielen.
Kurz blicke ich hoch, als ich bemerkte, dass eine alte Dame an das Feuer herangetreten war. So hell ihre Haare sind, so dunkel ist ihre Haut. Man kann erkennen, dass auch sie sich oft an den Strand legt, um eine ideale Bräune zu bekommen. "Hach ja", seufze ich und starre wieder in die Flammen, die still vor sich hin flackern. Die Sonne steht im Zenit. So langsam weiß ich nicht mehr, was schlimmer brennt - das lodernde Rot vor mir oder der gelbe Feuerball über mir.
Auch ich wurde damals oft angestarrt. Ich war oft in meiner Wohnung und schaute nur aus dem Fenster, wenn ich darauf wartete, dass es endlich kühler werden würde. Hitze war mein Feind; als sei ich ein Schneemann achtete ich stets darauf nicht zu lange durch die Sonne zu laufen. Und wenn ich es doch einmal musste, setzte ich mir meine Mütze auf und senkte meinen Blick auf den Boden. Natürlich blieb auch ich nicht von den Blicken derer verschont, die ihre Missgunst nicht verstecken konnten. Wie ein tonnenschwerer Ballast trug ich fortwährend die Last des Hasses auf meinen Schultern. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich unter ihr zusammenbrechen würde und mir die Luft wegblieb. Doch bisher gelang es mir immer mich nicht beirren zu lassen und stolz auf mich zu sein. Immerhin widerstand ich einer Menge Menschen. Doch wie lange noch? Mir war es schon immer wichtig viele Freunde zu haben, viele Leute in meinem Haus willkommen zu heißen und mit allen zu reden. Doch dies änderte sich mit der Zeit sehr. Ich wurde einsam. Während andere zusammen draußen waren, saß ich alleine in meinem kalten Haus.
Ich blicke auf meine Arme. Sie waren dunkel; dunkelbraun, wie sie es alle so gerne mochten. Sie würden sich nicht mehr ihre Mäuler über mich zerrissen können, wenn ich noch etwas warten würde. "Hey, wie gehts", frage ich in die kleine Runde am Feuer. Doch niemand antwortet mir; sie starren ungetrübt in das Rot-gelbe Feuer. Bald würden sie endlich wieder mit mir reden. Ich brauche nur noch etwas Zeit.
Die Deadline ist am 15.07. um 23:59 Uhr.