Meinungs-Montag #23: Von Sequels und Spezialversionen zu Pokémon

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Heute findet wieder der offizielle Bisafans-Meinungs-Montag statt! Bei diesem wird in jeder zweiten Woche ein Kommentar zu einem beliebigen aktuellen Thema verfasst. Im Anschluss habt ihr die Möglichkeit, durch eine Art Leserbrief Bezug darauf zu nehmen und eure eigene Meinung kundzutun.


Dieses Mal geht es um die Spezialversionen und Nachfolger von Pokémon-Hauptspielen. Wie findet ihr sie und was denkt ihr über die Ergebnisse, die uns Game Freak bisher geliefert hat? Sagt es uns in den Kommentaren!


Meinungs-Montag #23: Von Sequels und Spezialversionen zu Pokémon


Wer sich mit den Hauptspielen von Pokémon beschäftigt, wird mit der Zeit sicher einige Regelmäßigkeiten entdeckt haben. Zu jedem Hauptpaar einer neuen Generation erscheint auch eine Zusatzversion, die den Plot beider vorhergehenden Spiele vereint und versucht, neue Elemente einzubringen. Das reicht von wenigen Änderungen der Hauptgeschichte in Pokémon Kristall, über völlig andere Starter-Pokémon wie in Pokémon Gelb bis hin zu einem völlig neuen und spielbaren Abschnitt in Pokémon Platin, der die Möglichkeiten der Plattform noch weiter ausnutzte. Umstritten waren diese Spiele schon immer, denn im Grunde wurde hier mit minimalem Aufwand und mal mehr, mal weniger neuen Inhalten eine zusätzliche Version produziert, die zwar das Beste vereinte, für Rückkehrer aber möglicherweise nicht interessant genug war, um sie sich erneut zuzulegen. Das schlug sich auch in den generellen Verkaufszahlen wieder, die entsprechend niedriger waren als die der ersten beiden Versionen.


Und tatsächlich hatten die Spezialversionen einen besonderen Anzugspunkt für jene Spieler, die bis dahin gezögert hatten, sich die neue Generation zuzulegen. Nämlich das Wissen, dass irgendwann sowieso diese Spezialedition kommt und man damit das Beste vom Besten bekommt. Da hieß es natürlich ausharren und sich nicht zu sehr mit den neuen Mechaniken oder Pokémon beschäftigen, um überrascht zu werden. Zum anderen hatten aber auch Rückkehrer ihre Freude an diesen Spielen, denn auch heute noch wird gerne die Kampfzone aus Smaragd und Platin genannt, die für hunderte Stunden Spielspaß abseits der Story, dem Fangen aller Pokémon sowie den Onlinekämpfen sorgte. Zwar handelte es sich dabei nur um einen vergleichsweise kleinen Spielabschnitt, der geändert wurde, aber allein die Passion für dieses Feature zeigt bis heute, dass sie nach wie vor gewünscht ist.



Die Zerrwelt aus Pokémon Platin bot völlig neue Perspektiven


Aber um zurück zu den Spezialversionen zu kommen, hatte Game Freak spätestens mit Platin das Problem zu wissen, dass es so nicht weitergehen könne. Sie wollten den Spielern Neues bieten und nicht immer nur etwas alt Aufgewärmtes präsentieren. So zog der Release von Pokémon Schwarz und Pokémon Weiß auf dem Nintendo DS einher und schnell hatten sich, besonders angesichts des legendären Pokémon Kyurems, Gerüchte um eine mögliche Spezialedition names Pokémon Grau gebildet. Natürlich, denn das war ja bisher auch immer der Fall, dass etwa zwei Jahre nach Release dieser Zusammenschluss der Geschichten erfolgen sollte. Nun hat der Director der Spiele, Jun'ichi Masuda, lange Zeit nicht durchklingen lassen, was an den Gerüchten dran ist, bis Ende Februar 2012 schließlich in der japanischen Morgensendung Pokémon Smash die ersten Informationen dazu folgten. Womit wohl keiner gerechnet hätte, war, dass es sich nicht um eine Spezialversion handelte, sondern um zwei Sequels, also Nachfolger, zu Pokémon Schwarz und Weiß.


Gefühlt die halbe Pokémon-Welt stand aufgrund dieser Tatsache Kopf. Sequels? Kann das gut gehen? Es war immerhin das erste Mal und Masudas Aussagen zufolge, er habe nie gesagt, dass Pokémon Grau existiert, ist anzunehmen, dass man hier die Spieler wirklich überraschen wollte. Denn plötzlich ging es nicht mehr darum, dieselbe Geschichte wieder zu erleben, sondern in Pokémon Schwarz 2 und Pokémon Weiß 2 eine neue Geschichte zu sehen, die sich mit neuen Inhalten der Einall-Region beschäftigte. Und dabei hat Game Freak auch in einigen Aspekten deutlich mehr geleistet als in vergleichbaren Spielen vorher. Zum einen war nun der westliche Teil der Region begehbar, wo sich auch die Anfangsstadt Eventura City befand, die Ereignisse aus Pokémon Schwarz und Pokémon Weiß werden immer wieder referenziert und die Pokémon-Welt hat sich in diesen zwei Jahren auch verändert. Neue Arenaleiter, neue Orte, neue Gebiete, neues Alles. Naja, fast. Ab Stratos City im Mittelpunkt der Region fühlten sich die Städte trotz neuer erreichbarer Gebiete wie der Kanalisation oder dem Pokémon World Tournament zu ähnlich an, sodass hier der Lichtblick eindeutig die neuen Städte darstellten.


Auch auf der technischen Seite hat sich einiges getan. Plötzlich hatten alle Trainer-Sprites eine eigene Animation (vorher hatten nur besondere Trainer davon profitiert), viele der Pokémon haben neue und vor allem flüssigere Animationen erhalten und der Fokus wurde innerhalb der Story verstärkt auf Dreier- und Reihumkämpfe gelegt. In dieser Hinsicht wurden auch einige neue Formen bisheriger Pokémon vorgestellt, prominent natürlich das Schwarze und Weiße Kyurem. Cutscenes haben mehr Fokus und teils auch mehr Umfang erhalten und wirkten detailreicher, während auch verschiedene Perspektiven genutzt wurden, um das Spiel zu präsentieren. Optisch hatte das Spiel also jede Menge zu bieten.



Der Protagonist Tony und sein Rivale Matisse aus Schwarz 2 und Weiß 2


Und doch bleibt da ein fader Beigeschmack in Anbetracht der Story. Man muss natürlich bedenken, dass es sich hier weiterhin um Pokémon handelt und die Geschichten in der Hauptreihe selten epische Ausmaße angenommen haben, die jeden vom Hocker gerissen haben. Pokémon Schwarz und Pokémon Weiß waren in dem, was sie gemacht haben, abgeschlossen. Team Plasma war besiegt, N wurde zur Vernunft gebracht und der eigentliche Drahtzieher, G-Cis, wurde am Ende geschlagen und der Internationalen Polizei übergeben, auch wenn er Momente später schon von seinen Untertanen gerettet wurde. Nichtsdestotrotz handelte es sich um eine vollständige Geschichte, die eigentlich gar keinen Nachfolger benötigt hätte, da wichtige Dinge allesamt angesprochen und gelöst wurden.


Die Story in Pokémon Schwarz 2 und Pokémon Weiß 2 hingegen fühlte sich aufgezwungen an. Fast so, als wäre dieser Part der Geschichte ursprünglich gar nicht geplant gewesen und nur im letzten Moment kam jemand auf die Idee, dass man sich die Zukunft für Einall offen lassen sollte. Gesagt, getan, eine alte neue Bedrohung wurde in Neo Team Plasma, dem Wissenschaftler Achromas und erneut G-Cis als Drahtzieher hinter den Machenschaften gefunden. Auch viele andere Charaktere wie N, die Begleiter Cheren und Bell, die nun Arenaleiter und Assistentin der Professorin geworden sind, sowie sämtliche Arenaleiter sind in der Geschichte zu finden, wirken aber blass und ihre Hintergründe werden dem Spieler auch kaum erklärt. Und das ist das grundsätzliche Problem mit diesen beiden Spielen. In vielen Spielen erhält man in Dialogen oder bereits am Anfang des Spiels eine Rückblende darauf, was passiert ist, um sich in gewissen Maßen auf die nun folgende Story, die ja einen direkten Nachfolger darstellt, vorzubereiten. All das fehlt hier oder wird in letzterem Fall nur bedingt erfüllt und so fragt man sich öfters nach den Motiven der Charaktere. Was macht der Arenaleiter hier, warum ist Achromas bei Team Plasma oder warum tauchen am Ende des Spiels G-Cis und N auf und besprechen ihre Familienfehde? Letzteres wird dadurch verstärkt, dass man als Spieler keinen Bezug zu den Charakteren bekommt, weil sie plötzlich einfach da waren und sowohl Neueinsteiger als auch Zurückkehrer dürften sich dadurch vor den Kopf gestoßen fühlen. Besonders nachdem die Charaktere im Vorgänger noch sehr gut behandelt und dem Spieler nähergebracht wurden, ist dieser Schritt zu weniger Charakter nur bedingt nachvollziehbar.


Die Verkaufszahlen dieser Nachfolger lagen am Ende nur knapp über den Zusatzeditionen und so war dieser Neuansatz vor allem eine gute Erfahrung für das Team. Pokémon X und Pokémon Y boten daraufhin keine Spezialversion und so bleibt nun abzuwarten, was sich in der Zukunft tun wird. Bekommen wir eine Spezialversion zu Pokémon Sonne und Pokémon Mond oder gar gleich die nächste Generation von Pokémon zu sehen? All das wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen.

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