Inwiefern jetzt alle diese Punkte zutreffen, habe ich keine Ahnung, ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass sie es tun. Jedenfalls ist aber doch wichtig, in welchem Kontext man die Aussage "Ich hatte kein schlechtes Leben" bzw. "Mir ging es ja doch ganz gut" trifft. Diesbezüglich würde ich nämlich meinen, dass es dabei dann wohl eher um so etwas wie den subjektiv empfundenen materiellen Wohlstand gehen dürfte, wenn man eine derartige Aussage trifft, heißt also, man war gesund, hatte Arbeit, musste jetzt nicht unbedingt in Armut leben, hatte ein paar Annehmlichkeiten etc. Und von diesem gewissen Standpunkt aus ist die Aussage dann wohl auch richtig und kann es auch dann noch sein, wenn man eben auf Basis der Beurteilung nach Werten wie zum Beispiel Freiheit sagt, dass es einem (in diesem Kontext) "schlecht" ging. Zusätzlich sei hier erwähnt, dass ich das Ausblenden der von dir genannten Dinge mit Hinblick auf die materielle Ansicht keineswegs als hinreichend dafür sehen würde, dass es einem "gut" geht.Beide Aussagen sind jedoch natürlich schlecht miteinander vergleichbar, da die zugrunde liegende Basis einfach mal eine vollkommen andere ist und das auch in der Art, dass man sich wahrscheinlich bei der ersten Aussage nur Gutes und bei der zweiten nur Schlechtes herauspickt. Aber das heißt halt auch, dass man sie wohl eher als Teilaussagen verstehen muss, die über die Gesamtsituation kein wirkliches Urteil fällen und sicherlich auch nicht dazu gedacht sind. Wenn also jemand sagt, dass es ihm ja doch "ganz gut ging", dann ist das vermutlich eher auf eine subjektive Ebene bezogen und wenn man die DDR als "Schurkenstaat" (was auch immer da jetzt die genaue Definition sein mag) bezeichnet, geht es wohl eher um die von dir genannten Punkte, während die jeweils anderen Aspekte ausgeblendet werden. Das ist in Hinblick auf eine wirkliche historische Bewertung natürlich eine äußerst ungesunde und auch durchaus falsche Einstellung, die eine Glorifizierung der DDR ermöglichen kann (heißt also, man sollte da schon aufpassen, was man sagt). Bleibt an sich die Frage nach einem Gesamturteil. Das hängt dann eben davon ab, wie stark der Einzelne die Faktoren gewichtet, was dann natürlich auch wiederum eng damit verknüpft ist, wie gut er die Probleme ausblenden konnte oder sie nicht wahrnahm.
Nebenbei, ich weiß, dass ich das mit den Kontexten einfach postuliert habe, deshalb will ich dir nicht widersprechen, wenn deine Erfahrungen mit Ostdeutschen das Gegenteil besagen.
Ich meinte, dass viele die BRD als Schurkenstaat bezeichnen, aber, auf die DDR angesprochen, meinen, "ihnen" sei es "gut gegangen".
Ich halte nur diese Gegenüberstellung für blöd, ansonsten stimme ich dir natürlich zu.