Die Dächer von Yorwynde

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  • D i e__D ä c h e r__v o n__Y o r w y n d e



    ~ Wenn nur du selber die Zukunft betrachten kannst,
    aber es selber nicht verstehst


    Vorwort ~
    Herzlich Willkommen zu meiner neu aufgelegten Fanfiction „Die Dächer der Welt“. Ich hatte sie letztes Jahr wegen Komplikationen im Aufbau der Geschichte erst ins Archiv verschieben lassen und dann löschen. Außerdem habe ich mir überlegt, diese Neuauflage mit der Handlung einer anderen geplanten Fanfiction zu verbinden. Diese Geschichte liegt mir wirklich sehr am Herzen, da sie schon länger exestiert und ich viel Arbeit und Zeit schon hineingesteckt habe. Über Feedback freue ich mich immer, sei es im Gästebuch, per Privater Nachricht, oder hier als Kommentar. Nun, es freut mich, dass du hierher gefunden hast und hoffentlich viel Spaß beim Lesen hast.


    Klappentext ~
    Er klettert für sein Leben gern. Claud ist vierzehn und lebt mit seiner Mutter zusammen in New York. Seine Welt scheint normal, doch als er erfährt, dass er eine bestimmte Begabung hat, weiß er, was sich grob in der Zukunft abspielen wird. Er hält dies vor seiner Mutter geheim, doch als sein Vater irgendwie hinter dieses Geheimnis kommt, wird alles anders, als gedacht. Als dann auch noch eine mysteriöse Naturerscheinung ihren Lauf nimmt, gerät alles aus den Fugen.


    Warnung ~


    In dieser Geschichte werden durchaus Menschen sterben und Blut wird auch vorkommen. Jedoch werdet ihr, wenn ihr schlimme Stellen meiden wollt, eine Art Erinnerung am Anfang des Kapitels lesen können.


    Genre ~
    Drama | Fantasy


    Danksagung & Widmung ~
    Ich danke jenen, die die Herausforderung auf sich genommen haben, im Himalaja zu klettern und die Gefahren später in Vorträgen einem vermittelt haben. Außerdem meinem bestem Freund, mit dem ich in den Alpen schon klettern war und der mich angespornt hat meine Fantasie, Erfahrungen und mein Wissen ineinanderzuflechten und aufzuschreiben. Er wird gewissermaßen auch öfters an meinen Kapiteln mitschreiben.


    Inspiration & Idee ~
    Gewissermaßen liegt es einfach an dem Interesse etwas über andere Gebirge und Kulturen herauszufinden, aber auch daran, dass mir meine Mutter vieles ermöglicht hat, zu Vorträgen zu gehen, trotz Schule und anderem, aber auch, dass sie mir die Klettertouren in der Schweiz ermöglichte, wo ich diese Gefahren des Kletterns auch hautnah erleben konnte.


    Copyright ~
    Das Copyright liegt hauptsächlich bei mir. Die Charaktere sind von mir erfunden worden, aber die Namen von Städten und Bergen sind natürlich nicht von mir. Die Geschichte ist mein Eigentum und darf nirgendwo anders benutzt werden.


    Charaktere ~
    Ich bin kein Freund von Charakterbeschreibungen, deswegen ist es auch mir persönlich lieber, wenn ihr sie euch selber während der Handlung ein Bild machen könnt. Es werden männliche wie weibliche Hauptcharaktere in die Handlung eingefädelt werden.


    Kapitelübersicht ~


    Benachrichtigungen ~

  • P R O L O G


    > Überraschende Erkenntnis <



    Ein schwarzer Streifen flimmerte vor meinen Augen. Ein Zittern ging meine Beine hinauf und ich fiel hin. Was war das? Langsam nahm dieser Streifen Form an, ich konnte durch ihn hindurchschauen, aber nicht auf den Fußgängerweg, der vor mir lag, nein, sondern in eine andere Welt. In dieser war es dunkel und stürmisch, riesige Wasserströme flossen durch die Straßen, in denen eigentlich in der realen Welt Autos standen, Hupen dröhnten, Menschenstimmen die Luft erfüllten. In dieser Welt aber hörte man nur wenige Stimmen, und wenn, waren es Kinderstimmen, verzweifelte, welche, die um Hilfe riefen. Ich sah die Ampeln durch die Ströme gleiten, abgebrochene Ästen, ja sogar ganze Bäume. Ich erkannte die Straßenkreuzung wieder, dort, wo ich eigentlich gerade in Wirklichkeit stand. Doch waren die Häuser nur grob geformt und verschwommen. Eigentlich war alles nur verschwommen dargestellt, nichts sehr genau, aber doch nicht unerkennbar.
    Mein Freund versuchte zu mir durchzudringen, er rief und rüttelte mich, und doch nahm ich dies nur am Rande des Geschehens wahr. Nun waren die Bilder genauer, ich konnte mehr erkennen und tauchte förmlich in die andere Welt. Ich sah den Himmel, er war violett und es gab auch keine Wolken mehr, dafür hingen orangefarbene Schleier am Himmel und der Regen war nicht kalt, nein, er war lauwarm. Ich betrachtete die Häuser und erkannte, dass die Fenster geborsten und die Wände rissig waren. In der Nähe stürzte Ein Wolkenkratzer in sich zusammen und hinterließ eine riesige, sich ausbreitende, graue Staubwolke. Langsam versiegten die Wasserströme und hinterließen kleine Pfützen, welche schnell verdunsteten. Der Himmel klarte auf – der Himmel wurde hellgrün und die riesigen Schleier wurden durch sturmartige Winde verscheucht. Ich sah zwei Sonnen, die eine dunkelrot, die andere so hellgelb, wie die, die es in der realen Welt auch gab. Die dunkelrote war die größere und schwebte in entgegengesetzter Richtung, als die Gelbe am Himmel. Durch die angenehme Wärme sprossen die Pflanzen aus dem Boden, wuchsen in einer riesigen Geschwindigkeit selbst durch Beton und Asphalt. Sie rankten sich an den Gebäuden in die Höhe; dabei hatten sie die verschiedensten Farben – von Kaminrot bis Grau war alles dabei.
    Doch diese Erscheinungen wurden jäh unterbrochen, als ich spürte, keine Luft mehr zu bekommen. Ich musste husten und schlug die Augen auf. Die Bilder verschwanden schlagartig und mein Freund starrte besorgt, aber auch erfreut zu mir hinunter. Er hatte mich an das Schaufenster von einem Supermarkt gelehnt und hielt mir einen Becher hin.
    „Claud, was ist passiert? Auf einmal bist du hingefallen und hast dich nicht mehr gerührt, einen Moment waren deine Augen noch auf, aber dann fielen sie zu. Geatmet hast du noch, und einen stabilen Puls hattest du auch. Jetzt sag mir doch, was war los?“, sprudelte er gleich los.
    Mein Kopf dröhnte. Ich verstand das alles nicht, denn ich wusste sofort was es war, doch sagte man, mein Cousin Lyell würde diese Gabe ereilen, nicht mich. Ständig fragte man ihn, ob er Kopfschmerzen hätte, oder ob ihm schwindelig war, nicht mich. In meiner Familie gab es dieses Gen, was einem erlaubte grob in die Zukunft zu schauen.
    „Behältst du es für dich, Quirin?“, fragte ich ihn. Er war groß und schlank, hatte eine sommergebräunte Haut, blondes kurzes Haar, was mit anscheinend viel Arbeit in Form gekämmt war, blau-graue Augen und er stammte aus Deutschland und war mit seiner Mutter letztes Jahr nach New York gezogen.
    „Natürlich.“
    „Gut.“ Auf einmal war ich sehr müde. „Ich hatte eine Vision.“

  • Huhu Dauphin. (:


    Startpost
    Ich kommentiere nicht oft FF's, bzw. nie, aber bei deiner neuen hier, mache ich mal eine Ausnahme. So viel Kritik oder ähnliches wird mein Kommentar auch nicht beinhalten, darin ist das Komitee schon geübter als ich. ^^
    Dein Startpost erhält alles wichtige und ist schön aufgebaut. Der Titel lässt ja schon mal vermuten, dass es, mehr oder weniger, hoch hinausgeht und das Bild passt dazu mehr als gut. Das du deine Charaktere nicht näher vorstellst, mag hier vielleicht manche ein wenig enttäuschen, mich freut es aber, da ich selbst auch kein großer Fan davon bin.
    Die Grundidee (jemand bekommt eine Gabe, mit der er nicht rechnet und ein anderes Familienmitglied hat es auch) erinnert mich im ersten Moment an Rubinrot, das aber nur am Rande. Sehr viel kann man von der Story noch nicht herauslesen und so bleibe ich natürlich gespannt, wie es im ersten richtigen Kapitel weiter geht. Du kannst mich gerne schon mal zu den Benachrichtigten schreiben, denn diese FF werde ich auf jeden Fall verfolgen.
    Die Tatsache, dass du dir parallel hierzu gleich noch eine FF vornimmst, finde ich irgendwie.. bewundernswert. Ich selbst habe auch schon mal an einer FF geschrieben und ich weiß wie viel Arbeit dahinter steckt, aber kommen wir mal zum Prolog.



    Prolog - Überraschende Erkenntnis
    Dass du deinen Kapiteln Überschriften geben wirst, was ich jetzt einfach mal stark annehme, freut mich, denn ein richtig guter Titel zum Kapitel, kann die Lust auf's Lesen steigern, weil man unbedingt wissen möchte, was sich denn hinter jenem Wort oder Satz verbirg.
    Du beschreibt diese zweite Wirklichkeit richtig gut, man bekommt mit wie sich alles verändert und denkt man steht genau neben der Hauptperson (Claud, interessanter Name. Ich frage mich ob das sein richtiger Name ist, oder nur ein Spitzname).
    Wenn er in die Zukunft blicken kann, war es aber eine ganz schön merkwürdige Vision und ich bin gespannt wie es dazu kommt - beispielsweise die zwei Sonnen.
    Ich finde dein Prolog hat die richtige Länge und bin schon gespannt wie lang im Gegensatz dazu die Kapitel werden.


    Das war's eigentlich auch schon, wie gesagt, so viel fällt mir meistens nicht ein, andere können dir hier sicher mehr Lob etc. aussprechen.

  • K A P I T E L _ I
    > Wundersame Naturerscheinung <



    „Am kommenden Sonntag wird es mild, aber ein Hurrikan von nicht auszumachender Größe wird über New York hereinbrechen. Wir bitten alle Einwohner, entweder die Stadt zu verlassen, oder die Häuser zu verriegeln und ab Samstagabend nicht mehr vor die Tür zu gehen“, sagte eine Nachrichtensprecherin im Fernseher.
    Nach dem noch aufwühlendem Gespräch mit Quirin war ich zu meinem Vater gegangen, der zurzeit in New York Urlaub machte. Damals, nach der Scheidung meiner Eltern, war er in die Schweiz, nach Europa gezogen. Er kam einmal im Jahr für zwei Wochen her, weil es sonst auf die Dauer zu teuer kommen werden würde.
    Die Meldung war gewissermaßen ein Schock für mich vorhin gewesen, weil, wenn ich an die Vision dachte, die eigentlich grob betrachtet eine zerstörte Welt darstellte, verbunden damit, dass dieser Hurrikan womöglich ein Vorbote seien könnte, stockte mir der Atem. Wenn ich an die Wassermassen dachte, die ich sehen konnte, und dann an den gewaltigen Regenguss, den einen Hurrikan gelegentlich mit sich zog, musste ich schlucken.
    Vielleicht war es ja aber einfach nur ein großer Zufall, dass gerade nachdem ich die Vision mit dieser anderen Welt hatte, ein Sturm aufziehen musste. Klar, gewissermaßen war es auch aufregend, wenn man daran dachte, was man alles in dieser anderen Welt entdecken könnte.
    Ein kleiner Adrenalinstoß ging durch mich wenn ich an diese beiden Sonnen dachte, die eine, hellere wird die normale sein. Aber welcher Planet könnte die andere in der realen Welt darstellen? Groß genug war dafür nur der Jupiter. Möglich wäre das mal gewesen, denn der Jupiter war groß genug, um eine Sonne zu werden, aber wurde er niemals heiß genug, hatte irgendwann einmal eine Zeitung berichtet. Nur, warum sollte er da nun so heiß werden?
    Mittlerweile fiel auch meinem Vater auf, dass mit mir etwas nicht stimmte. „Was ist denn nun los, mein Junge?“, fragte er mich zum gefühlten hundert Mal.
    Sollte ich ihn wieder anlügen? Oder sollte ich die Wahrheit sagen? Nur, wie würde er reagieren? Was würde er dann machen? Ich seufzte. „Dreimal darfst du raten, Vater. Den Schock, den ich bekommen habe, nachdem ich die Wettervorhersage gehört hatte. Es liegt nicht am Sturm, da ich einen Hurrikan schon einmal miterlebt habe, ich weiß, was man da machen müsste, nein, es liegt an etwas anderem.“
    Seine Augen wurden groß. „Du meinst doch nicht etwas, dass du…“
    „… eine Vision hattest“, beendete ich seinen Satz. Mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden, jemand zu sein, der in die Zukunft blicken kann, es aber selber nicht versteht. Zu mindestens nicht richtig. Aber was sollte man groß machen? Meine Mutter wusste nun auch noch nicht davon, und so wie mein Vater gerade geblickt hat, wird sie es demnächst auch nicht erfahren. Ich kannte meinen Vater gut genug, um zu wissen, dass er diese Sache mit mir jetzt durchkauen und mich über alles, was ich vorhin erfahren hatte, ausfragen würde. Zum Glück flog er morgen wieder nach Hause, denn so lange könnte ich ihn nie ertragen. Er war Forscher im planetaren Gebiet. Wie das Sonnensystem entstand, woraus schwarze Löcher bestanden und ob es noch weitere erdähnliche Planeten gab. Das hing ja alles auch mit Visionen zusammen, die es mit der Zukunft der Erde zu tun hätten, so wie die, die ich heute Mittag hatte.
    „Was kam darin vor“, fragte er mich voller Eifer.
    Also erklärte ich ihm, was darin vorgekommen war. Während seine violetten Augen noch größer wurden, als sie sowieso schon waren, zwang ich mich weiter zu erzählen, es waren keine schönen Bilder gewesen. Vorallem das Geschrei jagte mir jetzt noch einen Schauer über den Rücken.
    „Ich nehme dich mit in die Schweiz, zusammen mit deinem Freund und deiner Mutter. Und zwar sofort.“
    „Wie… nein … wieso?“ Mein Mund wurde trocken, ich konnte zwar fließend Deutsch, doch war das Schweizerdeutsch, auch wenn ich es verstand, etwas anderes, reden konnte ich es nicht, komischerweise. Ich mochte diese Sprache nicht, außerdem waren hier meine Freund, ein tröstlicher Gedanke, dass Quirin mitkam, doch musste ich doch auch in die Schule, es begannen erst Ende der Woche die Ferien.
    „Wenn es die Schule ist, so melden wir dich doch einfach krank. Denn ich brauche dich in meinem Labor, ich habe eine Entdeckung in dem Inneren der Erde gemacht, die etwas auslösen könnte, was Dürren und Überschwemmungen herbeirufen könnte.“
    „A-aber dann müssten wir meiner Mutter e-erzählen, was vorgefallen ist“, sagte ich erschrocken. Wieso ausgerechnet jetzt? Es begannen die Sommerferien, da wollte ich nicht weg, weil wir zum Kilimandscharo mit der ganzen Klasse fahren wollten. Toll, super gemacht, Vater! Ich bin so stolz auf dich.
    „Na und?“, er zuckte mit den Schultern, „was ist daran so schlimm?“


    Als flogen wir am nächsten Tag nach Adelboden in die Schweiz. Mein Freund hatte sich gefreut, als er das gehört hatte. Allerdings hatte ihn eine Mittelohrentzündung heimgesucht, was er aber mit Antibiotika behandeln konnte – so was das Problem Schule auf für ihn geregelt. Meine Mutter war nur widerwillig mitgekommen und ich, ja, was hielt ich eigentlich davon? Ich freute mich eigentlich nur auf die Berge, vielleicht hatte ich ja ein bisschen Zeit zum Klettern.
    Die Reise mit dem Flugzeug war recht angenehm nur die paar Kilometer mit dem Auto war unbequem, da mir durch die viele Kurven schlecht wurde.
    Als wir dann endlich ankamen, musste ich schlucken; Adelboden war von allen Seiten mit Bergen eingeschlossen die zum Teil noch bewaldet waren und südlich davon rauschte ein Wasserfall. Man hörte überall Vögel zwitschern und Wasser rauschen, aber so gut wie kein Auto. Außerdem sah ich eine Bergbahn und eine Ski-Abfahrt Piste, auf der schon ziemlich viel Betrieb herrschte. Durch das offene Autofenster wehte ein kühler Lufthauch hinein, außerdem roch man den Wald, der an Adelboden grenzte und von tiefgrünen Kiefern abgegrenzt wurde. In den oberen Bergschichten lag selbst in diesem Sommer, auch wenn er ziemlich kühl war, schon rund ein Meter Schnee. Auf dessen Oberfläche glänzten die Sonnenstrahlen und blendeten jeden, der dorthin schaute. Deswegen empfehle ich immer eine Gletscherbrille beim Klettern, sonst könnte, wie ich schon einmal feststellen musste, man schneeblind werden, was sehr schmerzhaft ist, aber nicht lange andauert.
    Wir parkten vor der Wohnung meines Vaters: ein schönes großes Haus, was mit Holz beschlagen war und zwei Stockwerke beinhaltete. Wir bekamen das obere, was laut meinem Vater, nie benutzt worden ist. Von außen führte eine dunkelbraune Holztreppe zur Eingangstür hinauf. Ich schloss die Tür auf und betrat eine atemberaubende Wohnung, eine freie Küche mit angrenzendem Wohnzimmer, außerdem ein Esszimmer, zwei frisch renovierte Badezimmer, außerdem zwei Zimmern mit einmal einem und einmal zwei Betten. Beide Zimmer hatten einen Balkon und Quirin und ich beschlagnahmten das Zimmer mit den beiden Betten und richteten uns häuslich ein.
    Ich riss die Fenster auf und ließ die die Waldluft hineinwehen.
    „Es ist total schön hier“, sagte ich zu Quirin.
    „Wenn du weiter den Berg hinauf gehst, kannst du auf einen kleinen Geltscher schauen, der aber leider jedes Jahr kleiner wird, durch die Erderwärmung.“
    Ich genoss die frische Luft, wie man sie in New York nur selten hat und zog gierig die Sonnenstrahlen auf.
    Ich blickte gen Himmel und sah einen hellblauen Himmel, bloß, warte da war ein helles Leuchten plötzlich am Himmel, worauf am Horizont eine dicke, rote Linie zurückblieb und es kleine Körnchen von Himmel regnete.
    „Quirin“, sagte ich in einem Ton, wo er sofort wusste, dass etwas nicht stimmt, „wir gehen mal schnell hinunter.“
    Ich rannte die Außentreppe hinunter, hinein in die andere offene Eingangstür, zu meinem Vater.
    „Schaut mal raus“, sagte ich zu meinen Eltern, doch kaum als sie aus dem Fenster blickten, ging eine Erschütterung durch meine Beine und ich knallte mit meinem Kopf auf den Holzboden, während alles um mich herum schwarz wurde.

  • Hallo,
    deine Überschrift hat mich neugierig gemacht und das Bild hat mich dann endgültig davon überzeugt, dir einen Kommentar da zulassen. Wichtig zu erwähnen ist noch, dass ich ich mich Stück für Stück durch den Startpost, Kapitel, etc. arbeite und auch während dessen schreibe. Also kann es sein, dass sich Fragen meinerseits, die ich äußere, im Laufe des Kommentars von selbst klären. Ansonsten wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen.


    Startpost
    Beginnen wir doch mit dem Titel. Ich habe mich ein wenig gewundert, als ich ihn nun gelesen habe, denn wenn ich mich nicht irre, lautete er am Anfang noch "Die Dächer der Welt"; also so, wie die alte Version. Wenn man alleine nur "Dach der Welt" hört, ist eine Assoziation mit dem Himalaya nicht weit und genau dies unterstützt auch noch einmal das Bild mit den Bergen. Wobei ich gestehen muss, dass mein erster Gedanke beim Lesen des Titel ein Bild von einer riesigen Menge an flachen Häusern von oben war. Nun hast du jedoch den Titel ein wenig abgeändert. "Yorwynde" wird dann wohl ein Gebirge sein oder? So sicher bin ich mir ehrlich gesagt nicht und es wäre schön, wenn du mir dieses Wort vielleicht erklären könntest.
    Das Zitat lässt einen grübeln. Ich denke, es geht in der FF um eine Person, die die Fähigkeit hat in die Zukunft zu gucken, aber das was die sieht, versteht sie nicht wirklich. Aber auch nur diese eine Person ist in der lage die Zukunft zu sehen. Ich schließe zumindest aus dem Zitat, dass es in der Geschichte darum gehen könnte. Aber wie auch immer, es ist auf jeden Fall interessant, da es eben dazu anregt, darüber nachzudenken und sich somit mit dem Zitat zu beschäftigen. Ich sehe auch gerade, dass von einigen Wörtern der Anfangsbuchstabe leicht eingefärbt ist. "Wenn", "du", "Zukunft", "selber", "verstehst" lauten die Wörter. Die Frage ist, ob es einen bestimmten Grund hat, dass du gerade diese Wörter ganz leicht hervorgehoben hast. Sind sie irgendwie besonders wichtig oder was genau ist so besonders an ihnen?
    Im Vorwort erfährt man dann auch den Grund, warum du den Titel geändert hast. Ich muss zwar gestehen, dass mir "Die Dächer der Welt" besser "Die Dächer von Yorwynde", aber mit einer Neuauflage, besonders, wenn du noch ein andere Geschichte mit einbringst, auch den alten Titel ein wenig zu verändern, ist eine gute Idee. Ansonsten ist das Vorwort sehr schön und begrüßt den Leser nett, wozu es ja auch dienen soll.
    Der Klappentext ist gut gemacht und wirft so einige Fragen auf. Warum wird alles anders, als sein Vater von seiner Begabung erfährt? Was für eine Naturerscheinung? Was für eine Begabung hat Claud? Wobei, die letzte Frage kann man sich in Hinblick auf das Zitat eigentlich schon beantworten. Seine Begabung wird wohl sein, dass er in die Zukunft sehen kann. Nichts desto trotz gibt es immer noch Fragen, die nicht beantwortet sind und die einen neugierig werden lassen.
    Ansonsten beinhaltet dein Startpost alle wichtigen Punkte, ist übersichtlich und informativ. Schön ist auch, dass du die einzelnen Kapitel im Startpost verlinkt hast, so findet man sich gleich viel besser zurecht. Alles in allem hast du wirklich einen sehr schönen Startpost.


    Prolog
    Der Prolog beginnt gleich spannend mit einem mysteriösen schwarzen Streifen, den der Ich-Erzähler sieht. Gleich am Anfang wird der Leser mitgerissen und fragt sich, was nun mit dem Ich-Erzähler passiert und was es mit dem Streifen auf sich hat. Meine Vermutung ist, dass es Claud ist, der durch diesen Streifen die Zukunft sieht, aber noch nicht weiß, dass es die Zukunft ist. Er geht auch gleich davon aus, dass es eine andere Welt ist, aber wie kommt er darauf? Woran erkennt er, dass es nicht die selbe Welt ist, wie die, auf der er sich befindet? Wasserströme, die durch eine Stadt fließen lassen erst einmal nur auf eine Überflutung hindeuten und nicht gleich auf eine andere Welt. Sieht er eigentlich dann nur diese andere Welt oder ist es eher ein Ausschnitt, also, dass er gleichzeitig am Rande noch sieht, was um ihn herum geschieht, so ein wenig, als hätte er den Ausschnitt eines Fernsehbildschirms direkt vor Augen. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Anders kann ich mir zumindest nicht erklären, woher er sonst wissen könnte, das es ein schwarzer Streifen ist.
    Ah, ein wenig später erfährt man, warum er weiß, dass das, was er sieht, nicht real sein kann. Dass es der selbe Platz ist, wie der, an dem er gerade steht, kommt ein wenig überraschend, da vorher geschrieben steht, dass er durch den Streifen nicht den Fußgängerweg vor ihm erblicken kann und man dann davon ausgeht, dass er etwas komplett anderes sieht, also es auch wo anders spielt. Schön wäre es, wenn man da vielleicht schon einen kleinen Hinweis mit einbaut, dass er in seiner Vision (ich nenne es jetzt einfach mal so) zwar am selben Ort ist, aber etwas anderes sieht, als was gerade in der Realität passiert.
    Die andere Welt hast du wirklich sehr schön beschrieben. Un sollte es wirklich so sein, wie ich vermute, dass dies eine Vision von der Zukunft ist, dann bin ich verdammt gespannt, wie es zu all diesen Änderungen kommen wird. Es ist ja nicht so, dass eine zweite Sonne einfach so auftaucht und der Himmel verändert auch nicht einfach mal so aus Lust und Laune seine Farbe.
    Ha, ich hatte recht damit, dass der Ich-Erzähler Claud ist und er eine Vision der Zukunft hat. Wobei es auch nicht wirklich schwer war darauf zu kommen, wenn man sich den Klappentext und das Zitat zuvor durchgelesen hat.
    Die Frage bleibt, warum man annimmt, dass sein Cousin diese Gabe bekommen wird. Gab es da irgend ein besonderes Ereignisse oder warum ist man so sehr der festen Überzeugung, dass Lyell die Gabe bekommt, die nun Claud hat.
    Am Ende ist dann da auch noch die ganz große Frage, was wird Claud jetzt machen und wie geht er damit um? Ein schönes Ende vom Prolog, welches auch Lust auf noch mehr macht.


    Ich hoffe du verzeihst mir, dass ich das erste Kapitel nicht gleich mit kommentiert habe. Nur eins möchte ich zu dem Kapitel sagen, du solltest zwischen das Wort 'Kapitel' und die Zahl '1' noch ein Leerzeichen packen, momentan sieht es so aus, als stände dort 'Kapiteli'.
    Liebe Grüße,
    Caroit

  • K A P I T E L_ II
    > Schlechte Neuigkeiten <


    Mich weckten die Trockenheit in meinem Rachen und der dumpfe Schmerz in meinem Hinterkopf. Wie lange hatte ich geschlafen? Ich setzte mich in meinem Bett auf schaute auf die Uhr, die auf dem Tisch neben meinem Bett stand. 17:30 Uhr. Ich musste also wirklich knapp 25 Stunden geschlafen haben, denn ich hatte bestimmt nicht nur eine Dreiviertelstunde geschlafen. Außerdem war der Himmel bedeckt und davor war es aber sonnig gewesen, ist also auch unlogisch. Im Zimmer war es sehr stickig und das weiße Shirt klebte an meinem Körper. Ich stand auf, zuckte aber unter dem Schmerz, der meine Beine hinauffuhr zusammen, sodass ich mich auf die Bettkante setzten musste. Um die Fenster zu öffnen und frische Luft hineinlassen zu können, musste ich aber aufstehen, sodass ich mich trotz höllischer Schmerzen an meinem rechten Knöchel, zwang, mich aufzurappeln.
    Die kühle Luft tat gut. Ich zog mir andere Sachen an und machte mich auf die Suche, nach etwas zu trinken. Ich humpelte die Treppe hinunter und ging in die Küche, wo ich meinen Vater und Quirin vorfand. In Quirins sonst so lebhaften Augen, die vor Freude nur so trotzen, fand ich dieses Mal nur Schmerz vor. Seine Tränensäcke waren deutlich erkennbar und die Rinnsale von Tränen zerfurchten sein Gesicht und ließen es wie eine Landkarte aussehen. Mein Vater sah gar nicht so schlimm aus, und er war gerade dabei, Quirin zu trösten. Ich sah sofort, dass etwas geschehen war, und zwar nichts Gutes.
    Ich schloss die Küchentür und setzte mich also an den Küchentisch und schenkte mir ein Glas Wasser ein. „Was ist passiert?“, fragte ich, wobei ich einen sorgenvollen Blick auf Quirin warf.
    „In den fünfundzwanzig Stunden, die du bewusstlos in deinem Bett gelegen hast, ist einiges passiert. Gleich kommt einer meiner Kollegen, um uns die Ausmaße der Katastrophen zu sagen. Wir wissen allerdings, dass Norddeutschland überflutet wurde.“
    Quirin schob seinen Stuhl unter einem schrecklichen Quietschen zurück und lief aus dem Zimmer, wobei ich merkte, dass er wieder weinte, was mir nun einen Stich gab. Ich mochte es nicht, ihn so leiden zu sehen.
    Ich schluckte. Dort lebten die Verwandten Quirins. Okay, das erklärte einiges. „Wo ist meine Mutter“, fragte ich.
    „Sie ist dort hingefahren, um einen Wissenschaftler zu treffen. Wir haben versucht sie zu erreichen, aber weder sie, noch Quirins Verwandten haben wir erreichen können.“
    Nun traten auch mir die Tränen in die Augen, meine Mutter verschwunden, einen Vater, der mich nie wirklich beachtet, da er ja Landesregierungen über den fortschreitenden Klimawandel zu informieren – komischerweise hörten diese auch noch auf ihn – und einen Freund, der am Boden zerstört war.
    Es klopfte. „Herein“, rief mein Vater und die Tür öffnete sich wieder. Ein junger Mann trat ein, ich schätze ihn so um die Mitte zwanzig. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    „Schlechte Neuigkeiten, Sir.“
    „Schießt los.“
    „Bei uns trafen einige schreckliche Nachrichten von Augenzeugen ein, von denen wir sagen können, dass es der Wahrheit entspricht, da es von anderen bestätigt wurde. Drei Hurrikane mit der Stärke von Katrina im Jahr 2005. Von Alaska und vom Norden Kanadas gibt es keine Nachrichten, jedoch toben dort gewaltige Eisstürme. Im Rest von Amerika ist es sonst in Ordnung, außer, dass der Mount St. Helens und der Mount Rainer ausgebrochen sind und schon mehrere Milliarden Tonnen Asche und Gesteinsbrocken in die Atmosphäre geschleudert haben. In Europa ist es schlimmer. Island hat aufgehört zu existieren, nachdem Reykjavik von einem Gletscher ins Meer geschoben wurde. Skandinavien wird ebenfalls von Schnee- und Eisstürmen heimgesucht, ebenso der Norden Russlands, also Sibirien. Der Süden Finnlands wurde überflutet, ebenso wie Dänemark, das Norddeutsche Tiefland und Holland. Der Ätna und der Vesuv sind ebenfalls wieder ausgebrochen. In Japan haben zahllose Erdbeben die Gebäude niedergerissen und Tsunamis verwüsten die westasiatische Küste Außerdem haben sich große Eismassen von den Polkappen auf den Weg gemacht und immer wieder bekommen wir Berichte von einschlagenden Meteroiten. Das kaspische Meer ist über die Ufer getreten und es besteht wieder eine Verbinden mit dem schwarzen Meer. Außerdem hat sich der Aralsee überraschend erholt. Insgesamt haben wir auf der Welt ungefähr 250 Millionen Todesfälle.“
    Ich beobachtete meinen Vater genau, während des Berichtes wurde sein Gesichtsausdruck immer fassungsloser und nun vergrub er das Gesicht in seinen Händen. Er fluchte.
    „Was sollen wir tun?“, fragte sein Kollege.
    „Claud?“ Mein Vater sah mich fragend an.
    Ich zuckte zusammen. Noch nie hatte er mich nach meiner Meinung gefragt, das war auch ein großer Punkt wegen der Trennung gewesen. Warum tat er es jetzt genau? „Warum frägst du da mich?“, startete ich die Konterfrage.
    Er lächelte schief. „Weil Geographie dein einzigstes Fach in der Schule ist, bei dem du aufpasst.“
    Da hatte er wirklich mal Recht. Weil es auch Spaß machte und nicht so langweilig war.
    „Nungut“, ich seufzte, „wenn ich den Bericht richtig verstanden habe, werden die Eismassen durch Strömungen zu uns getragen. Aber für Europa gilt genau das Gegenteil: Wir können nicht hoffen, die Eisberge abzulenken, der Golfstrom wird höchstwahrscheinlich ausfallen. Europa wird eine neue Eiszeit bevorstehen. Evakuiert Skandinavien und Sibirien, außerdem die englischen Inseln. Alle nördlichen Länder werden irgendwann von Eis überflutet werden. Setzt euch mit den Landesregierungen in Kontakt und erklärt ihnen diese Ereignisse. Aber ich möchte hier keine Massenpanik, es sind schon genug gestorben. Die Schweiz möchte ich ebenfalls menschenleer sehen, sowie den Osten Österreichs und den Norden Italien – in den Alpen werden sich wohl oder übel neue Gletscher bilden, und da sind die Menschen in diesen Räumen stark gefährdet. Russland wird wohl mit Polen und den Tschechien eine bizarre Kältewelle zu spüren bekommen; schickt Versorgungstrupps hin mit Lebensmitteln und warmen Kleidungstücken und bitte – verteilt sie kostenlos. Wenn sich die Klimavegetationen durch die neue Eiszeit verschieben, wird die Sahara bald bewohnbar sein, ihr könntet die evakuierten Menschen erstmal an den Nil fliegen, später könnten sie sich dort niederlassen – ebenso in Australien werden die Wüsten vielleicht bald bewohnbar sein. Und bitte, lasst Konserven, gefriergetrocknete Nahrungsmittel und Nudeln mehr als alles andere produzieren – die halten sich lange, wenn erstmal der Strom ausfällt oder sonst etwas passiert. Außerdem brauchen wir Wasser. Achja: die Erdgas- und –ölbohrungen müssen gestoppt, die Löcher versiegelt werden. Evakuiert alle Küstenregionen. Habe ich irgendwas vergessen?“
    Vaters Arbeitskollege blickte meinen Vater fragend an, der ihn aber nur gereizt zu knurrte: „Machen Sie das, was mein Sohn gesagt hat – es ist das Richtige.“ Dann starrte er mich bewundernd an.
    Auf einmal kam mir das alles so vor, als wäre ich in einem Science-Fiction-Film. Das war alles so surreal. Wie konnte so etwas innerhalb von einem Tag passieren – gut es war ja klar dass der Meeresspiegel steigt und dass es wärmer wird, ja es war ja sogar vom Ausfallen des Golfstroms der Rede, aber nie im Leben hätte ich mir gedacht, dass das so schnell gehen würde. Aber nunja, es passierte nun immer alles schneller als geplant – war es nicht so?
    „Wenn es in Ordnung ist, Vater, gehe ich hoch zu Quirin.“
    Er sagte nichts, er nickte nur.
    Ich ging die Treppe hinauf in unser Zimmer. Ich machte die Tür einen Spalt auf und sah, dass er mit einem Taschentuch und einem Bild auf seiner Bettkante sah und stumm darauf starrte. Das brachte mich dazu, wieder an meine Mutter zu denken, doch bevor die Tränen ausbrechen konnten, verdrängte ich diesen Gedanken. Sie liebte mich nicht mehr, sie wollte sogar nicht mehr mein Sorgerecht nach der Scheidung haben, so auch mein Vater. Eigentlich hatte sie mich nur widerwillig genommen, damit ich nicht in ein Heim musste, doch unternahm sie nie etwas mit mir; sie redete sich immer damit heraus, dass sie noch etwas in der Arbeit zu erledigen hätte und sie keine Zeit für mich deswegen hätte. Was sollte ich also dagegen unternehmen? Sollte ich sagen: Hey, Mutter, warum liebst du mich nicht? Ich wusste es auch nie, und deswegen konnte ich den Gedanken, dass sie höchstwahrscheinlich ertrunken sei, einigermaßen gut verdrängen, auch, wenn es mir dennoch einen Stich in der Brust versetzte. So nicht bei Quirin: er hang sehr an seiner Familie. Er flog sogar regelmäßig in den Ferien nach Deutschland, telefonierte mindestens einmal in der Woche mit ihnen, wenn auch nie lang, und schickte Karten oder Briefe zu Festen hin.
    Ich trat ins Zimmer ein, setzte mich neben ihn und legte ihn eine Hand auf die Schulter. Er wischte sich verstohlen durchs Gesicht und sah mich an. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, und als er wieder anfing zu weinen, tat ich etwas, was ich unter normalen Umständen nie getan hätte: Ich nahm ihn in den Arm. „Hey“, sagte ich, „ ich weiß, wie du dich fühlen musst, aber schau doch mal, jetzt wo diese Katastrophen sich nacheinander ereignen, dürfen wir nicht verzweifeln. Ich biete dir an, selbst mit dir nach Deutschland zu fliegen, um deine Familie zu suchen, und meine Mutter ist auch dort.“
    Wahrscheinlich würde ich mich deswegen noch verfluchen, weil es seine Wunden nochmals aufbrechen würde, wenn er sehen würde, was sehr wahrscheinlich war, dass seine Engsten tot waren. Aber nun hatte ich es gesagt und wenn er nun mitkam, dann war es eben so.
    „Dass würdest du tun?“, flüsterte er und sah mich auf einmal festentschlossen an. Ich wusste, dass er in das Katastrophengebiet fliegen würde.
    „Na klar, ich bin doch dein Freund und ...“ Ich brach ab. Ich wollte es ihm zu liebe nicht sagen. Vielleicht war ich wirklich der Einzige, der ihm blieb.
    „Also ab nach Deutschland“, sagte ich und half Quirin hoch.

  • Ich bin jetzt auch mal wieder da um deine FF zu kommentieren. (:


    Erstes Kapitel
    Ich finde hier hast du besonders schön die Ankunft beschrieben, man kann sich die Umgebung wirklich gut vorstellen.


    "außerdem ein Esszimmer, zwei frisch renovierte Badezimmer, außerdem zwei Zimmern"
    Hier fände ich es schön, wenn du eines der außerdem‘s ersetzen würdest, da man über das zweite schon irgendwie stolpert.


    Ansonsten kann ich leider nicht allzu viel sagen, da ja nicht sonderlich viel passiert. Auch die Gedanken hast du an den richtigen Stellen schön geschildert. Die einzige Frage ist jetzt, was es mit dem Ende bzw. der dicken roten Linie auf sich hat. Die Körnchen würde ich jetzt einfach mal als Hagel identifizieren, aber sonst eine mysteriöse Stelle in deiner Geschichte. (:
    Mal sehen wie es jetzt mit dem zweiten Kapitel weiter geht.


    Zweites Kapitel
    "Ich setzte mich in meiner Bett auf"
    meinem Bett ;)


    "Das kaspische Meer ist über die Ufergetreten und"
    Leerzeichen vergessen


    "mit einem Taschentuch und einem Bild auf seinem Bettkante sah"
    Entweder auf seinem Bett oder auf seiner/der Bettkante saß


    Ich finde es äußerst beeindruckend, welches Wissen der Hauptcharakter da an den Tag lehnt. Das man in der Schule so viel lernt um das alles hervorsagen zu können, acht mich doch etwas stutzig. Ob seine Maßnahmen wirklich alle, ich sag mal realistisch sind, weiß ich nicht, aber da war ich wirklich sehr verwundert. Habe auch ein wenig gestutzt, als die beiden beschlossen haben einfach so nach Deutschland zu fliegen. Da wundert es mich nämlich, dass man sowas darf. Sollte die Regierung oder sonst wer nicht alles daran setzen die Leute von dort weg zu bekommen? Wieder die selbe Sache, ich weiß nicht ob das eben einfach so möglich ist, jedenfalls finde ich den Gedanken etwas merkwürdig, in dieses Krisengebiet zu fliegen, aber vielleicht macht man das, wenn die Verwandten eines Freundes dort wohnen.
    Auch hier beschreibst du die Gefühle bzw. Gedanken ausreichend, die Umgebung zwar weniger, aber das wäre hier auch nicht weiter notwendig.
    Leider war‘s das schon mit meinem Kommentar, aber vielleicht hat er doch etwas minimales gebracht, bin schon auf das nächste Kapitel gespannt. (:

  • Hallu <:
    Nun komme ich auch mal dazu, auf eventlueelle Frage in euerenKommis zurückzukommen (:


    [tabmenu][Tab=#]Platzhalter~[Tab=Nortia]

    Zitat

    Die Grundidee (jemand bekommt eine Gabe, mit der er nicht rechnet und ein anderes Familienmitglied hat es auch) erinnert mich im ersten Moment an Rubinrot

    Mh, hast recht. Das habe ich auch erst gemerkt, als ich es so gelesen habe, denn ja, ich habe die Bücher auch gelesen. Doch kommt der Cousin nur noch einmal kurz in seinen Gedanken später vor. Und dann nur am Rande, also ist er nicht so wichtig.

    Zitat

    (Claud, interessanter Name. Ich frage mich ob das sein richtiger Name ist, oder nur ein Spitzname).

    Spitzname. Aber das wirst du, mh, ich glaube in den nächsten vier Kapiteln irgendwann lesen. Ich habe sie ja schon ein paar geschrieben, und warum er sich so selber als Spitzname nennt, wird dort erklärt / erklärt er dort. C:

    Zitat

    wie gesagt, so viel fällt mir meistens nicht ein

    Trtzdem freue ich mich über jeden Kommi <;

    Zitat

    Ob seine Maßnahmen wirklich alle, ich sag mal realistisch sind

    Ich habe Stunden über Karten gebrütet um mir Katastrophengebiete herauszusuchen. Dazu habe ich mir ein paar Filme angeschaut, worunter auch dieser RTL-Film "Ice" war. Das hat mich auf die Idee mit dem Golfstrom gebracht, obwohl, ich glaube mich zu erinnern, ich das schon einmal im Geounterricht hatte.

    Zitat

    jedenfalls finde ich den Gedanken etwas merkwürdig, in dieses Krisengebiet zu fliegen

    Ich weiß, aber damit kann ich wunderbar an etwas anknüpfen, was du um Grunde jetzt lesen wirst.
    Danke dir aber für deine beiden Kommentare, hab mich gefreut! (:[Tab=Caroit]

    Zitat

    "Yorwynde" wird dann wohl ein Gebirge sein oder?

    Naja, hatte ich erst vor. Aber im, ich glaube siebten Kapitel wirst du erfahren, was der/die/das "Yorwynde" ist (;

    Zitat

    den der Ich-Erzähler sieht. Gleich am Anfang wird der Leser mitgerissen

    Ich mag die Ich-Perspektive, weil ich jetzt schon drei Kapitel habe, nun die sehr viele Emotionen beinhalten. Und da kann ich mich besser in den Charakter, in dem Fall Claud, hinverstzten. Das hatte ich auch vor :D

    Zitat

    dass er in seiner Vision (ich nenne es jetzt einfach mal so) zwar am selben Ort ist, aber etwas anderes sieht, als was gerade in der Realität passiert.

    Richtig, es ist eine Vision. Doch ist es nicht immer am selbigen Ort. Ich gebe dir ein Speipiel: Du sitzt in deinem Zimmer vor dem Computer. Dann ginbt es dir Möglichkeiten, dass du in der Vision siehst, was auf dem Bildschirm gerade ist, oder in dem Zimmer. Dann gibt es die Möglichkeit, dass du eine Vision hast, die im selben Haus spielt. Sprich nicht in deinem Zimmer, dafür aber z.B. in der Küche. Die letzte Möglichkeit ist, dass es sich in einer Gasse in der benachbarten Stadt abspielt. Das ist immer unterschiedlich - jedenfalls bei Claud.
    Auch dir ein herzliches Danke, dafür, dass du mir einen Kommi geschrieben hast (:[/tabmenu]






    K A P I T E L _III


    > Drei Seeadler und ein Zukunftsblick <


    Da nach Norddeutschland kein Flugzeug mehr abhob, mussten wir, gezwungenermaßen, ab Fulda mit einem Helikopter fliegen und ab Göttingen sogar zu Fuß gehen, da wir nicht wussten, was sich hinter der nächsten Ecke befand. Obwohl es erst früher Nachmittag war, bauten wir bereits unser Nachtlager auf.
    Mein Vater war von der Idee, in das norddeutsche Katastrophengebiet zu fliegen, nicht so erbaut gewesen, aber als ich ihm genügend Gründe dargelegt hatte, es doch zu tun, willigte er dann doch ein und holte sich eine Ausnahmegenehmigung, doch noch dorthin reisen zu dürfen. Gleichzeitig bestand er aber darauf, selber mitzukommen, worüber ich nicht sonderlich erfreut war. Es reichte ja schon, dass ein paar seiner Assistenten mitkommen würden – musste er da wirklich auch noch mitkommen? Aber nun ja, was tat man nicht alles für einen Freund. Apropos Freund: Quirin wurde von Tag zu Tag entschlossener und abends hörte ich ihn nicht einmal weinen. Er neigte ja eigentlich auch nicht wirklich zum Jammern, aber das traf ihn wirklich hart.
    Es wurde von Tag für Tag kälter. Mittlerweile sank die Temperatur in der Nacht knapp unter den Gefrierpunkt, obwohl es erst Anfang Oktober war. Dafür war es am Tag sehr warm und die ganze Zeit schien die Sonne. Ich kam gerade aus dem Zelt, als Quirin mit dem Feuerholz zurückkam.
    „Was meinst du, finden wir, wenn wir dort sind?“, fragte er mich, wobei mir auffiel, dass er auf Deutsch sprach. Er legte die Holzstücke auf einem Haufen. Anzünden würden wir sie erst heute Abend.
    „Keine Ahnung“, sagte ich, ebenfalls auf Deutsch. So konnte uns wenigstens die Schar von Arbeitskollegen nicht verstehen. „Auf jeden Fall wird es nicht schön, das weiß ich jetzt schon.“ Deutsch konnte ich … einigermaßen. Eine stabile zwei seit vier Jahren. Natürlich verstand ich nicht jedes Wort, aber dadurch dass wie jetzt hier waren, konnte ich doch die Sprache erheblich aufbessern. „Komm gehen wir ein Stück aus dem Lager. Nimm deine Badehose mit und ein Handtuch. Ich habe gehört, hier in der Nähe ist der Northeimer Kiessee.“
    Nach ungefähr fünf Minuten fanden wir ihn auch. Ich zog mir meine Badehose an und ging ins Wasser; es war angenehm warm. Quirin sprang hinter mir hinein uns spritzte mich nass, worauf ich mit einer Welle Wasser antwortete. Wir schwammen danach noch ein bisschen, bevor ich triefend wieder hinausging und mich in mein Handtuch einwickelte um nicht auszukühlen. Der Kiessee war eigentlich ganz schön: An seinen Ufern wuchsen kleine Sträucher und Pappeln, auch ein paar Apfelbäume wagten sich auf das Ufer. An einigen Stellen gab es einen Kiesstrand, so wie bei uns, und auf der anderen Seite sah ich ein Gasthaus und eine Anlegestellen für Segelboote. Doch es war verlassen. Vermutlich waren die Besitzer nach den Naturereignissen geflohen aus Angst, dass ihnen hier etwas passieren könnte. Dabei wusste ich, dass Northeim auf knapp 130 Metern Höhe lag und dass der Meeresspiegel nie so weit ansteigen könnte. Obwohl, Northeim gehörte rein theoretisch noch in das Tiefland. Gut, das erklärte auch, warum wir fast keine Autos gesehen hatten. Wir haben aber die Stadt auch umgangen, von weitem haben wir sie gesehen, aber wir sind nicht hingegangen.
    Ich ging zu einem Apfelbaum und pflückte zwei Äpfel. Einen warf ich Quirin zu, als er an den Strand kam, um sein Handtuch zu nehmen, und rief: „Hier, schmeckt gut.“
    Er fing ihn geistesabwesend auf. Ich ging zu ihm. „Was ist los?“, fragte ich.
    „Nichts, ich dachte, ich hätte am Horizont drei große Schatten gesehen, doch als ich richtig hinblickte, sah ich, dass da gar nichts war …“ Er blickte mich an, und auf einmal schrie er auf. „Claud, hinter dir!“, rief er mit angstgeweiteten Augen.
    Ich drehte mich stirnrunzelnd um und dann sah ich, was er meinte, und bekam große Augen. Vor mir standen drei große Seeadler. Doppelt so groß, wie normale, mit Flügeln, die ausgebreitet ungelogen fünf Meter Spannweite haben mussten. Sie waren nicht gewöhnlich, dass sah ich auf den ersten Blick. Einer war hellblau gefiedert und hatte ein paar rote Federn zwischen den Blauen. Ein anderer war gelb gefiedert, aber ein paar grüne Federn hatte er auch. Zum Schluss sah ich einen mit roten Federn, der mit Orangenen gefleckt war. Und von eben jenem rollte sich ein Junge herunter. Ich schätze ihn auf vierzehn Jahre. Er hatte ebenfalls rote Haare, welches, wie ich verwundert feststellte, kurze orangene Strähnen hatte. Er wirkte kräftig gebaut, hatte ein T-Shirt und eine kurze, ausgefranste Stoffhose an. Er musterte uns, dann lächelte er. „Guten Tag, seid ihr Claud und Quirin?“, fragt er.
    „J-Ja“, stotterte ich, „und wer bist du?“
    „Raphael heiße ich. Ich wollte euch wirklich nicht erschrecken, aber ich musste zu euch. Ein Adler, der Rote, gehört mir.“
    „Was willst du und wo kommst du her?“, fragte Quirin. Auf einmal klang er neugierig. Er sah die Adler mit einem Blick an, der reine Bewunderung beinhaltet. Es sah aus, als würde er magisch angezogen werden. Ich war so vertieft auf den gelben Adler gewesen, dass ich erschrocken zusammenfuhr, als ich am linken Arm eine leichte Berührung merkte. Ich drehte mich nach links und sah, wie der blaue Adler mich ansah. Jetzt wo er so vor mir stand, sah ich wie groß er war, wenn er aufrecht stand. Er war ungefähr so groß wie ich, und konnte mir direkt in die Augen schauen. Seine Augen waren so rot wie Blut, in denen man versinken konnte. Ich fühlte mich seltsam zu ihm hingezogen und legte vorsichtig eine Hand auf seinem Kopf.
    Er stieß einen leisen, fröhlichen Laut aus und warf sich gegen mich, sodass ich lachend auf dem Kies landete. „Er scheint mich zu mögen“, sagte ich.
    „Die beiden haben euch gesucht. Aber um auf deine Fragen zurückzukommen, Quirin, ich komme aus Wilhelmshaven, einer Stadt an der ostfriesischen Küste. Sie ist untergegangen, als der Meeresspiegel stieg. Es ragen nur noch einzelne Häuser aus dem Meer, und fast die gesamte Bevölkerung ist ertrunken. Ich kam gerade auf einer Fähre von Helgoland zurück, doch meine Verwandten konnte ich nicht mehr retten. Also bin ich nach Bremen gegangen, in der Hoffnung, dass ich dort noch jemanden antreffen würde. Nach ungefähr einem Tag habe ich einen Seeadler gefunden. Er kam auf mich zu und ich dachte beinahe, er sei so verhungert, dass er sogar Menschen angreifen würde, doch dann hob er ab und versuchte sich an meiner Schulter festzukrallen, sodass ich beschloss, in bei mir zu behalten. Allerdings war er nach zwei Tagen bereits so groß, dass er nicht mehr auf meine Schulter sitzen konnte. Auch sein Fell veränderte sich. Aus dem typischen Braun wurde ein dunkles Rot, und ein paar Federn wurden orange. Je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, desto mehr verwandelten sich meine Haare. Anfangs schimmerten sie nur etwas rötlich, doch irgendwann nahmen sie das gleiche Rot an, wie das meines Adlers. Nach einiger Zeit wandte er sich vom Weg nach Bremen ab und ging weiter ins Land hinein, sodass ich ihm folgen musste. Er führte mich zu zwei anderen Seeadlern einer schimmerte blau mit ein paar roten Flecken, der andere gelb mit Grünen. Ich fragte mich, was das sollte und es war, als antwortete er mir. ‚Sie sind für zwei Jungen‘, sagte er. Und so machten wir uns auf die Suche nach euch, und nun habe ich euch gefunden, um euch die Adler zu geben.“
    Quirins Augen wurden während Raphaels Monologes immer größer. „Das heißt, die gehören uns?“, hauchte er.
    „So, wie es scheint, ja“, antwortete ich und versuchte aufzustehen. Ich streichelte meinen Adler über dem Kopf. „Und was machst du jetzt, Raphael?“
    „Keine Ahnung, vielleicht bei euch bleiben, wenn es in Ordnung ist. Ich habe ja keinen mehr, zu dem ich könnte.“
    Ich wusste, mein Vater würde mich verfluchen. Wir würden uns streiten, er würde verlangen, dass die Adler wegkamen und ich würde ihm drohen müssen, ihn zu verlassen, wenn sie nicht bleiben durften. Ich seufze. „Mal schauen, was mein Vater sagt. Wir wollten nämlich nach Wilhelmshaven, aber das können wir jetzt bestimmt knicken.“ Mittlerweile ging die Sonne unter und ich sammelte meine Anziehsachen ein. „Kommt, gehen wir zurück.“
    Auf dem Weg zurück nagte ich an meiner Unterlippe. Warum bekamen wir einen Adler und warum wuchsen sie so schnell? Gab es noch mehr davon? Vor allem hatten sie unterschiedliche Farben. Nicht dieses Braun, sondern andere Farben, fröhlichere. Ich blickte zu meinem Adler. Er lief lammfromm neben mir her und auf einmal konnte ich ihn verstehen. Ich konnte mit ihm kommunizieren und erfuhr auch, dass er etwas konnte, was seiner Farbe gerecht wurde. Bloß, wie sollte ich ihn nennen? Mir fiel ein passender Name ein, Lyno. Ich freute mich irgendwie über diesen Adler. Er ermöglichte es mir, lange Strecken zu fliegen, aber auch, jemanden zu haben, wenn man mal allein sein sollte. Noch wusste ich nicht, was dieser Adler noch so alles konnte, doch das würde sich bestimmt bald zeigen. Er war kein gewöhnlicher Adler, das wusste ich jetzt schon. Quirin ging freudestrahlend neben seinem Adler her und ich hörte, dass er seinen Rex, König, nannte. Raphaels hieß wohl Kralle. Er hatte ihn so genannt, weil er sich am Anfang immer an ihm festgekrallt hatte. Was ich aber nicht glauben konnte war, dass irgendwann mal mein Haar blau sein würde, mit Rot gefleckt. Ich stellte mir das ulkig vor, weil wir einen an der Schule hatten, der sein Haar immer dunkelblau färbte. Nun gut, ich würde hellblaue haben, dass sah ein bisschen besser aus, aber trotzdem … na, ich würde mich überraschen lassen.
    Als wir im Lager ankamen, sahen uns ein paar entsetzt, andere fasziniert an. Gut, man sah solche Adler ja auch nicht täglich. Insgesamt sind fünfzehn Zelte aufgebaut worden. Zehn für die Mitarbeiter, eins für Quirin und mich, eins für meinen Vater und drei für die Forschung. In mein Zelt passten bis zu vier Leute hinein, weshalb Quirin und ich immer in einem schliefen und Raphael würde da auch noch hineinpassen. Ich ging durch das Lager, und hielt direkt auf das Zelt meines Vaters zu. Ich schlug den Eingang zurück und rief „Schlechte Neuigkeiten, Vater.“
    „Wieso?“ Er saß hinter einem Schreibtisch und schaute vertieft auf seinen Laptop.
    „Weil ich ihnen das gesagt habe“, sagte Raphael, während er eintrat, Quirin folgte ihm. Die Adler blieben draußen, zum Glück. „Ich heiße Raphael und komme aus Wilhelmshaven. Ich habe die beiden hier am Kiessee getroffen und erfahren, dass ihr dorthin wollt. Am besten sucht ihr euch ein anderes Ziel, denn die ostfriesische Bevölkerung ist größtenteils ertrunken, oder sie haben sich nach Hannover in Sicherheit gebracht. Wenn man diesen Planeten überhaupt als sicher bezeichnen kann.“
    Mein Vater musterte ihn genau. Sein Blick hing lange an seinem Haar. „Ich weiß, dass kaum ein Achtel der deutschen Küstenbevölkerung noch leben. Wo sollen wir dann hingehen, mein Junge?“
    „Geht nach Hannover. Schlagt den Weg nach Norden ein, nicht nach Nordwesten. Die Inseln wurden alle größtenteils überschwemmt. Es fahren keine Fähren mehr, selbst um Leute zu retten muss man mit dem Helikopter fliegen. Neulich sind vier Schiffe gekentert, die die Menschen von Helgoland retten sollten, falls noch welche da wären. Keiner rettet mehr Menschen, die auf den Inseln lebten, und das aus Angst. Zwar wurden Evakuierungen eingeleitet, doch denen wird nur in Skandinavien größtenteils Folge geleistet. In den Alpen halten sie sich für sicher, auch wenn ich eher denke, dass die Menschen wegen der Schnee- und Eisstürme evakuiert werden sollten und nicht wegen dem ansteigenden Meeresspiegel.“
    „Der Grund dafür ist richtig“, sagte mein Vater, „mein Sohn hat sie eingeleitet.“
    „Deswegen klingen die Gründe dafür so nach Ihnen.“ Er lächelte.
    „Vater, Raphael möchte mit uns kommen, und dazu … drei Adler, die aufs Wort gehorchen“, sagte ich.
    „Das erste geht in Ordnung, aber Adler? Die möchte ich mir erst mal anschauen.“ Er stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. „Wo sind sie?“
    „Draußen…“
    Er marschierte an uns vorbei, aus dem Zelt hinaus und ich folgte ihm. Plötzlich spürte ich Unbehagen. Was, wenn er sagte, dass sie nicht mitkommen dürften? Ich hatte meinen sichtlich ins Herz geschlossen und bei Quirin war das nicht anders. Und bei Raphael … nun er war mittlerweile so mit seinem Adler verbunden, dass ich mir die Folgen gar nicht ausmalen möchte, was passieren würde, wenn sein Adler nicht mit durfte – nun gut, er konnte ja wieder wegfliegen.
    Als wir aus dem Zelt kamen, hatten sich bereits einige Leute um die Adler versammelt und schauten sie neugierig an. Als sie uns hörten, drehten sie sich um und blickten uns an. Lyno kam zu mir gehüpft und schmiegte sich an mich, während ich ihm den Kopf streichelte. Rex setzte sich vor Quirins Füße und Kralle ging auf Raphael zu. Mein Vater beäugte sie fasziniert. „Das sind keine normalen Vögel, das sehe ich sofort. Nun, ihr wollt sie behalten? Es sieht mir so aus, als wären sie gut abgerichtet.“ Er seufzte. „Okay, dann behaltet sie, aber sobald sie Unfug machen, müssen sie verschwinden, ist das klar?“
    „Ja“, sagten wir.


    ***


    Also machten wir uns am nächsten Morgen auf nach Hannover, wobei mein Vater und seine Kollegen den Helikopter benutzten, und ich meine allererste Flugstunde mit meinem Adler hatte. Am Anfang saß ich ein bisschen unsicher in seinem Gefieder, doch als ich wusste wo meine Füße hingehörten und wo ich mich mit den Händen festhalten musste, gefiel mir der Flug sogar. Mit dem Auto, brauchte mein Vater von Northeim nach Hannover ungefähr eine Stunde, doch wir flogen etwas langsamer und erreichten unser Ziel erst nach ungefähr zwei Stunden.
    Als ich die Stadt erblickte, sah ich in ein Chaos hinein. Die äußeren Stadtteile waren gezeichnet von Blut. In den Läden war eingebrochen worden und einige Häuser waren abgebrannt. Die Luft roch sogar nach Asche und Ruß.
    Als ich mir vorstellte, dass hier in dieser Stadt vor zwei Wochen noch alles in Ordnung gewesen war, lief mir ein Schauer über den Rücken. In der Innenstadt sahen wir lauter Versorgungszelte und Notunterkünfte. Dann erblickte ich den Helikopter meines Vaters und drückte die Hände sanft in Lynos Nacken; ein Zeichen zur Landung. Auch hier brachten die Adler neugierige Blicke auf die Gesichter der Hannoveraner.
    Wir landeten vor einem Hotel, zu mindest] vor dem, was noch übrig war und gingen hinein, da ich mir sicher war, dass mein Vater bereits drinnen war. Wir bekamen ein Zimmer, in denen drei Betten standen, mit einem Badezimmer und einem Balkon. Unsere Sachen standen bereits im Zimmer und während sich Lyno auf meinem Bett zusammenrollte, ging ich raus auf den Balkon. Wir waren im siebten Stock untergebracht worden, weshalb man einen guten Blick über die Stadt hatte. An einem normalen Tag hätte ich das sicherlich genossen, doch jetzt, wo ich noch an manchen Stellen Rauch aufsteigen sah, wo Feuerwehrleute sich abmühten die Brände zu löschen, konnte ich das gar nicht. Und es wurde mir schlagartig bewusst, dass die Welt sehr gefährlich geworden war. Quirin stellte sich neben mich, und er stützte sich auf das Geländer.
    Als auf einmal ein Zittern meine Beine hinaufging und ein heftiger Schmerz mich durchfuhr, sodass ich mich abstützen musste, um nicht hinzufallen, wusste ich, dass es wieder losging. Eine Vision. „Mist“, sagte ich, während wieder dieser schwarze Streifen vor meinen Augen flimmerte.
    Quirin sah es wohl an meinen Augen, denn seine Augen weiteten sich angsterfüllt. „Oh nein!“, rief er.
    Ich hörte, wie er sich entfernte und nach meinem Vater rief, während meine Beine einknickten und ich mich auf den Boden kniete. Auf einmal war der höllische Schmerz weg und ich sah auch wieder scharf.
    Der Himmel war zwar auch blau, obwohl ich mich erinnerte, dass er in der letzten Vision grün war, doch immer noch gab es zwei Sonnen. Ich sah einen Hügel, der wie eine Insel in dem Fluss lag, der sich in zwei Teile teilte und um den Hügel floss. Auf der Anhöhe lag eine Burg, die durch ihre unverkennbaren Türme, wie Burg Hanstein aussah. Doch war es keine Ruine mehr, sondern eine wiederaufgebaute Festung. An den Berghängen wuchsen Wein und Getreide, jedoch konnte man von Zeit zu Zeit auch einige Obstbäume ausmachen. Doch jenseits dieser Insel war der Wald endgültig vorgerückt, dunkel und hoch wuchsen die Bäume.
    Plötzlich stiegen von der Insel tausende von Adlern auf, in einer Art Weste gehüllt, wie sie die Polizisten trugen. Sie teilten sich in drei Teile auf: bei dem einen Lager war auf dem Kopf eine rot-orangene Feder gewachsen. Das zweite Lager hatte dieselbe, nur in blau-rot und das letzte hatte einegelb-grüne. Angeführt wurden diese von drei riesigen Adlern, die jeweils die gleichen Farben wie die jeweilige „Legion“, die sie befehligten, hatten. Auf den Adlern saßen drei Jungen, die ich wiedererkannte. bloß hatten sie die gleiche Haarfarbe, wie die, die die Adler als Gefieder hatten. Das sah nicht so ulkig aus, wie ich mir gedacht hatte. Ich selber war wohl ein halbes Jahr älter und mindestens zwei Zoll größer. Sie flogen über mich hinweg und ich sah ungefähr fünfzig Kinderhände, die von der Burg aus nach ihnen winkten.
    Ich spürte wieder das Zucken in meinen Beinen und den Schmerz der meinen Körper durchfuhr, während alles um mich herum schwarz wurde.

  • Ja, ich lebe noch x-x
    Irgendwie lag der erste Teil des Kapitels schon so lange auf meinem Rechner, wartete auf eine Überarbeitung, doch irgendwie ging das ein wenig unter mit der Zeit. Das ist jetzt nur der erste und kürzere Teil des Kapitels, da 007 mit dem anderen Teil noch nicht fertig ist, aber ich möchte den ersten Teil dennoch posten. Der andere Teil des Kapitels ist dann ein Zeitsprung, während das fünfte Kapitel dann wieder - im Gegensatz zu Teil II - ein Rücksprung in der Zeit ist.
    Mir will der Anfang des Teilkapitels nicht gefallen, doch wusste ich nicht, wie ich das überarbeiten sollte, es wirkt nämlich verdammt gequält. >.>
    WARNUNG! Es wird, wie man im Titel lesen kann, "Seelische Gewalt" vorkommen, Verbunden mit der "Auflösung" von Leben.




    K A P I T E L _IV / I


    > Seelische Gewalt <



    Der Strom fiel aus. Das war der Beginn der Veränderungen, hatte ich später erfahren.
    „Niemand bewegt sich!“, rief mein Vater aus dem Nebenzimmer. „Ich hole Kerzen!“
    Ja, dachte ich frustriert, auch wenn ich mir meine Gereiztheit nicht wirklich erklären konnte. Und dann wird alles wieder gut. Doch nichts da, ich stellte fest, dass alles nur noch schlimmer wurde. Ich setzte mich auf das Bett und spürte prompt meinen Rücken protestieren, weil die Matratze so hart war. Ich seufzte. Alles war auf einmal so anders. Ich wusste gar nicht, wie lange das erst andauerte, aber seit ungefähr zwei Wochen schien es so, als ginge die Welt nun wirklich unter. Und dabei schrieben wir doch erst das Jahr 2018.
    Aber ich musste an die guten Seiten dieser Veränderungen denken. Ich mochte diesen Adler immer mehr und bald wäre er groß und kräftig genug, dass er Langstrecken fliegen könnte. Ich hatte bemerkt, dass Lyno nach unserem zweistündigen Flug erste Anzeichen von Erschöpfung gezeigt hatte. Er lag neben mir auf der wiederum weichen Bettdecke und hatte die Augen geschlossen, einen Flüge ausgebreitet, und allein der bedeckte schon fast das ganze Bett. Ich war sehr erstaunt über diese Größe, die Lyno mittlerweile hatte, außerdem hatte ich das vage Gefühl, dass er auch noch größer werden würde.
    „Also bist du nun sprichwörtlich ein Visionär“, sagte Raphael. Das Sonnenlicht, welches durch die geöffneten Fenster drang, ließ sein rotes Haar flammend aufleuchten. Er setzte sich zu Quirin auf das Bett, direkt gegenüber von mir. „Was hast du also ‚gesehen‘?“
    Ich grübelte. Währenddessen kam mein Vater zur Tür herein und stellte zwei Kerzen in einem goldglänzenden Metallhalter auf die beiden Nachttische. „So, hier. Geht aber zeitig schlafen. Morgen erkunden wir die Region.“ Ich sah auf und nickte ihm zu.
    Damit verabschiedete er sich aber auch und ging wieder in das Nebenzimmer. Ich fing an zu erzählen. „Eigentlich war es ganz schön. Eine neu aufgebaute Burg stand inmitten einer Insel. Diese Burg schien nicht immer so aufgebaut gewesen zu sein, es wirkte so, als wäre sie mal eine Ruine gewesen. Tausende von Adlern bedeckten die Umgebung und wir saßen auf den Unseren. Unsere Haare hatten die Farbe des Gefieders unserer Adler.“ Gedankenverloren strich ich Lyno über das samtweiche Gefieder, fuhr mit dem Finger die Umrandungen der tiefroten Flecken nach, löste kleinere Knoten vorsichtig. Lyno öffnete bei dieser Aktion ein Auge und als er mich sah, seufzte er leise. Er schien glücklich zu sein. Dann stand er recht geschickt auf und wendete sich, sodass sein flauschiger Kopf mit den drei großen Federn an der Stirn auf meinem Schoß lag. Danach schloss er zufrieden die Augen. „Aber …“ Ich ließ die Vision in meinem inneren Auge nochmal wie in einem trägen Film vorbeiziehen. „… wir besaßen Waffen. Es sah irgendwie nach einem Kampf aus. Ich weiß nicht so recht. Mir ist nicht wohl dabei. Ich mag diese Visionen nicht, allein nach der ersten habe ich böse Vorahnungen, was diesen Sturm betrifft, der heute Nacht über Norddeutschland sein soll. Orkanartige Böen. Ein Hurrikan hier in Europa, das gab es noch nie! In Italien wurde der Notstand ausgerufen, soweit ich Bescheid weiß. Der Ätna, Stromboli und Vesuv sollen wohl alle ausgebrochen sein; ganz Neapel soll ausgelöscht sein!“ Ich schaute auf, leise Angst spiegelte sich in meinem Blick wider. „Mit der Welt ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung! Es ist so … als würde die Erde nicht mehr ganz normal sein, als … ach, ich weiß doch auch nicht. Und ich weiß, dass ich jetzt schon wieder rede wie ein Wasserfall, aber das tue ich nun mal in Aufregung.“ Verstört blickte ich auf den Boden. Ich schwieg lange.
    „Meine Mutter … sie ist tot und ich weiß nicht, was ich empfinden soll. Seitdem ich diese Visionen habe, stimmt auch etwas mit mir nicht, nur ich kann mir nicht erklären, was. Es fühlt sich so an, als wäre nicht mehr ich selbst … ich bin viel ungeschickter, viel empfindlicher und trotzdem fühlen sich meine Nerven abgestumpft an, als ob ich nicht mehr wirklich da wäre. Als wäre ich hier und noch in einer vollkommen anderen Welt!“
    Mein Kopf sank ein wenig weiter nach unten.
    Quirin und Raphael wechselten angstvolle Blicke. „A-aber, Claud, du benimmst d-dich nicht a-anders“, stammelte Ersterer.
    „Dein Stottern straft dich Lügen“, sagte ich, ohne aufzuschauen. „Sag mir, was ist anders an mir für dich, du kennst mich schließlich lang und gut genug, Qui.“
    Ich schaute auf. Mein Blick wurde härter und ich musterte meinen Freund. Er zuckte ein wenig zusammen. „Es ist so, als wärest du von einem anderen Wesen eigenommen. Deine Visionen können nicht normal sein. Ich habe mal deinen Vater gefragt und er meinte, dass er nicht wüsste, ob deine Vorahnen mütterlicherseits solche Visionen hatten.“
    Ja, war ja auch klar. Woher sollte er es denn auch wissen, er war in diese sonderbare Familie, die den stolzen und alten Namen „Martelli“ trug, nur eingeheiratet. Meine Mutter hatte sich vehement geweigert, seinen Namen anzunehmen. Ich hatte italienische Wurzeln, sehr alte, das wusste ich. Das war aber auch das Einzige. Ich zweifelte mittlerweile, ob ich jemals etwas über meine Familie erfahren hätte. Jetzt ging es jedenfalls nicht mehr. Meine Mutter war aber nun tot und seltsamerweise konnte ich darüber nicht einmal Trauer empfinden.
    Ein anderes Wesen war in mich aufgegangen, meinte Quirin. Was konnte das nur sein? Ich hatte nichts bemerkt und das ärgerte mich. Verdammt, ja, ich war wirklich verflucht unaufmerksam. Ständig stieß ich gegen etwas, die Stifte rollen ohne Grund weg, wenn ich sie greifen wollte. Ich konnte mir einfach nicht mehr weiterhelfen.
    Die beiden sagten nichts mehr, was mir nur recht war. Ich setzte mich im Schneidersitz vor Lyno und begann, das Fell zu reinigen, den Schmutz des Fluges aus dem Flügeln zu bürsten. Während ich über unsere Zukunft nachdachte, hatte ich ein bestimmtes Lied im Kopf. Es war bereits mehrere Jahre alt, doch ich konnte mich mit der heutigen Musik nicht anfreunden. Ab dem Jahr 2014 brachten die Sänger keine gescheite Musik mehr heraus, weshalb ich immer öfter auf die Jahre 2010 bis 2013 zurückgriff. So wie auch jetzt. Ich wusste nicht warum, aber ich fühlte, dass dieses Lied einfach zur jetzigen Stimmung passte, auch wenn ich den Titel nicht mehr wusste. Dieses militärische, düstere, mit dem Begriff der Zukunft vermischt, passte einfach perfekt zur letzten Vision. Die Polizeisirenen schienen zu versuchen, das ganze Chaos im meinem Kopf in Ordnung zu bringen. Doch es misslang ihnen. Immer wieder drangen die Kinderschreie in meine Ohren, immer tiefer drangen sie in mein Unterbewusstsein und mir wäre nach zwei Stunden selber danach gewesen, zu schreien.
    Doch komischerweise konnte ich meine Lippen nicht mehr bewegen. Ich erstarrte.
    Da zuckte ein höllischer Schmerz durch meinen Kopf und ich war wie gelähmt. Quirin schrie auf und Lyno hob entsetzt den Kopf. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, sogar meine Augen waren starr. Nur mein Gehirn arbeitete weiter; ich hatte ein Rauschen in meinen Ohren, spürte, wie das Herz anfing, stark zu pumpen. Die Adern auf meinen Händen traten hervor, während sie sich verkrampften. Der Kamm brach in meiner Hand entzwei, als sich meine Hände wie von Geisterhand schlossen. Mein Knochen im rechten Arm knackte so laut, sodass ich befürchtete, dass er brach. Was war hier los, verdammt?
    „Oh mein Gott“, hörte ich Raphael entsetzt murmeln. Und dieser Satz wurde zum Hammer, das Kindergeschrei zum Amboss. Mein Gehirn das glühende Metallstück zwischen den beiden. Der von Raphael ausgesprochene Satz hatte fatale Folgen. Er wurde immer lauter. Drosch auf meinen Geist ein. Es schien eine Todeshymne zu sein. Auch die Kinderschreie wurden lauter, ebenso das Rauschen, welches sich nun wie das Wasser in der Vision anhörte. Nochmals zuckte der Schmerz durch meinen Geist, ich hatte das Gefühl, als wäre es ein Blitz. Wie ein Hammer schlug der Satz weiter zu, unermüdlich. Hätte ich meinen Mund bewegen können, dann hätte ich geschrien. Doch ich war starr wie eine Salzsäule und in meinem Magen rumorte es. Es war, als käme Galle geradewegs aus meinem Darm hoch gekrochen. Ich konnte sehen, wie Lyno auf mich zugehen wollte, doch Raphael hielt meinen Adler zurück. Das Salz kitzelte in meinen Augen und schließlich liefen mir stumm die Tränen übers Gesicht, sonst war alles weiterhin starr.
    Der Schmerz wurde unerträglich. Mein Gehirn wurde von dem Hammer bearbeitet, unaufhörlich. Mit einer gewaltigen Härte schlug er immer wieder zu, das Kindergeschrei gab unter dem Donnern nicht nach. Unter einem weiteren Blitz bohrten sich tausende von heißen Nadeln in mein Gehirn. Ein mächtiges Donnergrollen rollte über die Nadeln hinweg, die sich wie brennende Fackeln anfühlten. Mein Kopf brannte, zumindest hatte ich das Gefühl. Der Gallegeschmack kroch weiter meinen Rachen hinauf, erreichte meinen Mund. Ich atmete nicht mehr und das schon seit einiger Zeit. Nun fragte ich mich ein zweites Mal, was hier vor sich ging.
    Mein Geist arbeitete mittlerweile schneller als jemals zuvor. Die Nervenverbindungen waren überlastet. Ich schrie im Inneren, dass es aufhören solle. Doch wurde ich bitterlich enttäuscht. Immer, wenn man dachte, dass es nicht schlimmer ging, wurde es urplötzlich so.
    Ich hatte das Gefühl auszutrocknen. Wie von selbst öffnete sich mein Mund und eine weiß-silbrige Rauchfahne kam hervorgequollen. Diese silbrige Fahne ballte sich zu einer Kugel, dunklerer Rauch bildete nun die Hülle. Gleißende Lichtblitze durchzuckten dieses Knäuel in unregelmäßigen Abständen. Sie fing an, sich zu drehen. Sehr langsam, dann schneller, schließlich wie ein Tornado. Dann war sie verschwunden. Damit auch mein Lebensgeist. Die Starre löste sich von mir, gellendes Donnergrollen rollte abermals über meinen noch vorhandenen Geist und brachte damit das Fass zum überlaufen.
    Das Rauschen schwoll noch mehr an, sodass ich das Gefühl hatte, dass meine Ohren platzen müssen. Ich schrie. Es klang wie der Todesschrei eines verwundeten Tieres. Im Endeffekt war ich das ja auch. Ein Wesen, welches dem Tod direkt in die Augen blickte. Ich spürte, dass mein rechter Arm angestupst wurde, und verstummte.
    Nebelschwaden zogen vor meinen Augen auf, ich spürte meine Beine nicht mehr. Raphael und Quirin schrien im Chor und die Nachbartür wurde hektisch aufgestoßen. Ich sah die Silhouette meines Vaters, der geschockt stehen blieb.
    Ich drückte mit den Handballen gegen meine Schläfen, um den Schmerz zu mindern. Dann sah ich das Fassungslose. Ich hatte keine Beine mehr. Sie verschwanden einfach so in den wabernden Nebelschwaden.
    Der Druck gegen meine Schläfen ließ rasch nach und auch um meinen Kopf waberten nun dünne Nebelschwaden aus tiefem Rot. Ich hatte keinerlei Gefühl mehr in meinen Armen.
    Die Schultern renkten sich aus, verschwanden. Hilfesuchend blickte ich zu Quirin und Raphael, meine Augen angstgeweitet. Die sahen mich nur geschockt, zugleich verstörend, an. Mein Blick wanderte zu meinem Vater. Der hatte sich vor Schock an der Wand abgestützt, die Augen weit aufgerissen. Und doch schienen alle im Raum wie gelähmt.
    Mein Herz hörte auf zu schlagen und ich löste mich nun endgültig auf. Bevor mein Blick in den gleißenden Nebelschwaden verschwamm, wusste ich nun eines sicher.
    Es gab keinen Claudius Nortanius Martelli mehr.
    Zuletzt sah ich die funkelnden Lichter in tiefster Finsternis um meine Augen tänzeln.


    Sieh deinen Untergang! Nun kann ich endlich das erfüllen, was unser einstiger Pakt war. Und du wirst mich nicht aufhalten, weil du es nicht kannst. Warum erkennst du in dem denn nicht einfach die Schönheit? Du wirst den Untergang dessen, was du geschaffen hast, nun miterleben, ob du willst oder nicht!

    ~ Aus "Die Worte der Bewahrung" - Das Götterbuch des Splitterismus


    Ich starrte fassungslos die Überreste meines Freundes an. Alles war so schnell gegangen, innerhalb weniger Minuten war er verschwunden. Und das Schlimmste war, dass ich selber wie gelähmt gewesen war. Ich hatte ihm nicht helfen können. Wie konnte so etwas geschehen? Dieser Schrei … er war entsetzlich gewesen, als litte Claud unter höllischen Qualen … wie ein verwundetes Tier. Und dann hatte er sich vor meinen Augen aufgelöst!
    Raphael legte einen Arm um mich. „Was zum Teufel …?“, murmelte Raphael entgeistert.
    Ich fing an zu zittern. „I-ist er …?“ Nein, ich konnte dieses Wort nicht aussprechen, brachte es einfach nicht über die Lippen. Zu schrecklich war der Gedanke, dass es stimmte. Ich hatte nicht viel mitbekommen, nur verkrampfte Hände, einen brechenden Arm und diese silbrige Kugel. Diese war verschwunden, damit auch mein Freund.
    Die tiefroten Nebelschwaden wurden langsam weiß, fingen an, schneller umherzutreiben. Angetrieben von einer unsichtbaren Kraft. Verstört sich ich dabei zu. Der Schrei hallte in meinem Kopf wie ein Echo wider. Immer wieder durchschlug es den Damm meines Geistes. Mir war zum Weinen zu Mute, doch fand ich seltsamerweise keine Tränen. Ich spürte immer noch diese Lähmung in mir, konnte mich nicht richtig bewegen.
    Clauds Vater ging vorsichtig auf den Nebel zu, verstört blickte er auf die Überreste seines Sohnes. Da erstarrten die Schwaden mitten in ihrer Bewegung und krümmten sich zu einer Kugel zusammen. Dann lösten sich wieder die Schwaden und waberten auf Lyno zu, der dieses Schauspiel mit großen Augen beobachtet hatte. Sie verschwanden zwischen den Federn Lynos, genau um den Punkt des Herzen herum.
    Damit war mein Freund endgültig verschwunden. Lyno zuckte ein zwei Mal, dann flog er durch das offene Fenster ins Freie.
    Sprachlos sahen Raphael, Clauds Vater und ich ihm hinterher, wie er in der untergehenden Sonne verschwand. Einer schwarzen Wand entgegen. Grüne Blitze zuckten durch diese Wolken am Horizont und Raphael löste sich aus seiner Starre, um die Balkontür zu schließen, denn ein eisiger Lufthauch zog durch das Zimmer, ließ die Kerzen unheimlich flackern. Es herrschte Grabesstille im Zimmer.
    Was war mit ihm geschehen? Vermutlich war er tot, aber das wollte ich nicht glauben. Dann richtete ich meinen Blick wieder auf das Fenster. Diese schwarze Wand rollte ungebändigt auf uns zu, doch was war sie? Ich rieb mir die Augen, in der Hoffnung, dass ich es mir nur einbildete, doch die grünen Blitze zuckten weiterhin durch die angehende Nacht. Ich war mir sicher, dass mein Geist mittlerweile verrückt spielte. Das war doch unwirklich. Wie konnte sich ein Mensch einfach so auflösen?
    In diesem Moment brach alles in mir zusammen. Nun hatte ich auch die letzte Person verloren, der ich vertraute. Von meiner Familie hatte ich keine Nachrichten, Raphael kannte ich nicht gut genug und Clauds Vater war mir von jeher unsympathisch gewesen, auch wenn ich nicht wusste, warum.
    Ich stand auf, so langsam wie in einem Traum, ging zur mittlerweile geschlossenen Tür und legte die eine Hand auf das glatte Glas. Die Scheibe beschlug durch meinen warmen Atem, der nur noch stoßweise kam. Die Scheibe war eisig kalt und kleine Eiskristalle bildeten sich an den Rändern. Draußen fing es an zu schneien. Der Wind schlug so heftig gegen die Tür, dass sie in ihrem Metallangeln wütend vibrierte, Widerstand leistete. Die schwarze Wand verdeckte mittlerweile die Sonne und es wurde schlagartig dunkel, Lyno war verschwunden. Wie konnte so etwas möglich sein? Oder war ich mittlerweile am halluzinieren? War das eventuell nur ein Traum, aus dem ich hoffte zu erwachen? Nein, meine Verwandten waren wirklich gestorben, eine der fatalen Folgen der Unschlüssigkeit der Politiker über die Klimaerwärmung.
    Meine Augen brannten, das Salz der Tränen kitzelte unter meinen Lidern. Mein innerer Deich brach nun endgültig und mir liefen stumm die Tränen übers Gesicht. „Warum?“, flüsterte ich mit tränenerstickter Stimme. Ich schluchzte auf und mein Kopf sank herab. Meine Hand presste ich so heftig auf das Glas, das es leise knirschte. Da spürte ich wieder den Arm Raphaels auf meinen Schultern ruhen und blickte ihn durch die verschwommenen Wellen der Tränen an.
    Clauds Vater verließ stumm das Zimmer, doch ich merkte es nicht richtig. Der Schnee fiel weiter und bedeckte nun schon knöchelhoch die Straßen. Meine Gedanken überschlugen sich … es war wie in einem Alptraum. Und ja, ich hoffte, dass es einer wäre und ich morgen in New York aufwachen würde.
    In dieser Nacht weinte ich mich förmlich in den Schlaf. Es dauerte eine geraume Zeit, bis ich in die dunkle Finsternis der Alpträume hinabgezogen wurde.
    Ich merkte nicht, wie selbst durch das geschlossene Fenster weißer Nebel durchdrang, und langsam aber sicher den Sauerstoff der Luft entzog.
    Aus dem weichen undurchsichtigen Nebel bildeten sich mittelgroße Hände und eine davon legte sich auf das Gesicht von mir. Ich bekam keine Luft mehr und riss erschrocken die Augen auf. Doch die Hand drückte mich förmlich auf das weiße Daunenkissen, sodass ich mich nur schwach mit den Händen und Beinen wehren konnte, bewirkte aber dennoch nichts damit. Ich spürte, wie die Hand mir den Sauerstoff aus den Lungen sog. Meine Bewegungen wurden unregelmäßiger, verzweifelter. Ich war am ersticken und konnte nichts dagegen tun. Vielleicht war es ja das, was ich vorhin als böses Wesen bezeichnet hatte. Vielleicht würde ich jetzt Claud treffen.
    Schließlich verschwand ich in der wogenden Finsternis der endlosen Bewusstlosigkeit.

  • Naaaa? (:
    Hab ja gesagt, dass ein Kommi von mir kommen wird. Musste btw. noch mal beim 2. Kapitel anfangen und alles ein bisschen auffrischen. Da ich nicht mal einen Kommentar zu deinem 3. Kapitel hinterlassen hatte, versuche ich das jetzt auch gleich noch. Und yeeeeeah, endlich geht es weiteeer. <:


    Kapitel 3.
    Erstmal muss ich sagen, dass ich mich gar nicht mehr an das 3. Kapitel erinnern kann.. ich glaube ich habe das noch nie gelesen.
    Am liebsten würde ich die ganze Zeit von den Adlern schwärmen, aber mindestens einen Satz muss ich auch zu etwas anderem schreiben; die Tatsache dass Clauds Vater mitkommt, wundert mich natürlich gar nicht und ist war somit auch eine gute Entscheidung. Ich bin sehr gespannt was zwischen Claus und seinem Vater noch alles passieren wird, denn ich denke die beiden werden im Laufe der Geschichte eine enge Bindung entwickeln, zumindest wünsche ich mir das. Mal sehen wie oft es zu Streitereien kommt und wie lange es dauert, bis die beiden mehr zusammen wachsen. Ansonsten, die Adler. Ich liebe die drei jetzt schon. ._. Bin auch da sehr gespannt was sie am Ende noch alles können. Ich hätte es gut gefunden, wenn du erklärt hättest, wie genau die beiden miteinander kommunizieren. Geht das quasi per Gedankenübertragung und er weiß was der Adler denkt oder hört er in seinem Kopf eine Stimme? Und warum verrätst du nicht was der Adler kann, was seiner Farbe gerecht wird. Ist etwas unfair von dir. Wie gesagt, ich finde die Adler wirklich toll, auch wenn ich niemals mit ihnen in deiner Geschichte gerechnet hätte. Finde das sehr mysteriös und macht mich noch neugieriger. Gibt es jetzt noch andere Tiere die sich so entwickelt haben? Da muss man als Leser einfach drüber nachdenken.
    Was die Vision am Ende angeht, die finde ich etwas merkwürdig, allein schon, weil es da noch viel mehr dieser komischen Adler gibt. Was ich mich aber ganz besonders frage, wo fliegen die wohl hin? Ansonsten finde ich es noch etwas komisch, dass Claud erkennt dass er größer geworden ist. Immerhin fliegen sie ja über ihn hinweg und sind sicher mehr als 10 Meter über ihm. Das finde ich etwas merkwürdig.


    Kapitel 4.1
    Als ich angefangen hab zu lesen, war ich etwas am Anfang etwas verwirrt, weil ich erst das Gefühl hatte, dass eine längere Pause zwischen Kapitel 3 und 4 liegt, weiß auch nicht wieso sich dieses Gefühl bei mir ausgebreitet hatte.. Ok, jetzt weiß ichs wieder,
    „Ich mochte diesen Adler immer mehr und bald wäre er groß und kräftig genug, dass er Langstrecken fliegen könnte.“
    Deswegen hatte ich das Gefühl. Mit dem „immer mehr“ entstand bei mir das Gefühl, als hätte er jetzt noch mehr Zeit mit ihm verbracht, aber eigentlich ist das nicht der Fall. Woher er die Ahnung nimmt, dass er bald groß und kräftig genug für [...] ist, weiß ich auch nicht so wirklich. Denkt er das denn nur wegen der einen Vision? Wie gesagt, dieser eine Satz wirkt da auch mich etwas unpassend. Dann bisschen OffTopic zwischendurch: Oh nein, ab nächstem Jahr können wir alle nur noch doofe Musik hören.. bestimmt weil Eminem mit der Musik aufhört.. oh nein >: jetzt kann ich mich gar nicht mehr auf nächstes Jahr freuen.
    Und dieses eine Lied, welches Claud im Kopf hat, meinst du da wirklich ein bestimmtes? Wäre vielleicht ganz nice, wenn du dieses am Anfang des Kapitels mal verlinken würdest mit einer kleinen Bemerkung, dass man es neben dem Lesen laufen lassen sollte. Falls du doch kein bestimmtes meinst, vergiss es. ^^
    Ich möchte jetzt mal Raphael zitieren:“Oh mein Gott“
    OH - MEIN - GOTT!!
    Die Stelle mit der seelischen Gewalt.. macht mich schon etwas sprachlos. Die Stelle hat mir unglaublich gut gefallen, war richtig gefesselt und hätte da niemals aufhören können zu lesen. Wie konntest du nur so etwas schreiben? o:
    Ich weiß auch gar nicht, was ich sonst noch groß dazu sagen könnte. Ist dir in meinen Augen gut gelungen und du hast das alles so gut beschrieben - auch wenn ich nicht weiß was das war. - wow.
    Viel mehr kann ich dazu auch nicht sagen, hoffentlich kommt hier noch jemand, der diesen Teil des Kapitels kommentiert und etwas mehr Kritik etc. aussprechen kann. ^^ Ich hab keine Ahnung was da passiert ist, auch das Ende beantwortet keine Frage. Hau so schnell wie du kannst den zweiten Teil des Kapitels raus. Für mich persönlich, hast du eine richtige große Spannung geschaffen. Man will Antworten und ich hoffe, dass man sie demnächst auch bekommt.


    So, das wars aber auch schon wieder. Ich mag das Kapitel und bin so froh, dass es bei DDvY endlich weiter geht. Oh man, ich bin so gespannt darauf, duuuu. :D Wie du siehst sind es auch mehr als zwei oder fünf Zeilen geworden, auch wenn der Kommentar nur so hilfreich ist wie einer, der nur über fünf Zeilen geht. Hoffentlich habe ich jetzt wegen meiner Sprachlosigkeit nichts vergessen, aber ich denke alles was ich irgendwie anmerken wollte, hab ich angemerkt.

  • [tabmenu][tab=first]
    Hallo Naryk! :)
    Ich habe mir gestern deine ganze Fanfiction durchgelesen, da ich über das Kommi-Topic auf sie aufmerksam wurde und dachte mir, dass ich dir mal meinen Kommentar dazu hinterlasse. Ich werde dabei nicht auf jedes Kapitel einzeln eingehen, verzeih mir, aber ich denke, dass ich dir mit einem großen, allübergreifenden Kommentar sicher auch etwas weiterhelfen kann – hoffe ich zumindest.
    [tab=second]
    Die große Frage, die sich mir schon gestellt hat, als ich den Titel gelesen habe, war „Was ist Yorwynde?“ Und auch wenn ich nach einem Prolog und vier Kapiteln immer noch nicht weiß, was Yorwynde ist, muss ich doch sagen, dass mir der Titel ziemlich gefällt. Die Dächer von Yorwynde lautet er, und irgendwie hat er etwas … starkes, kräftiges, gar Majestätisches. Auch wenn das Klettern (was ich irgendwie mit den Dächern verbinde?) noch nicht wirklich vorkam denke ich doch, dass der Titel gut passt. Yorwynde scheint die Welt zu sein, die Claud sieht, wenn er seine Visionen hat – die mit den zwei Sonnen. Oder nicht? Wer weiß, wer weiß, jedenfalls hat der Titel einen schönen Klang und scheint gut zu passen.


    Die Geschichte hat mich wirklich im wahrsten Sinne des Wortes „umgehauen“. Wieso? Im Grunde ganz einfach: Weltuntergang. Ich wusste überhaupt nicht worum es in deiner Fanfiction geht (habe sogar den Klappentext ausgelassen, einfach ohne Startpost drauf los gelesen (und es verschlungen!) haha) und habe ehrlich gesagt etwas mit Klettern erwartet, sodass mich die Naturkatastrophe dann doch ziemlich umgehauen hat, ebenso wie gleich die Vision im Prolog. Aber ich muss dir lassen: So fesselst du garantiert jeden Leser, haha. Der Prolog hat nicht allzu viel Inhalt, im Grunde nur die Vision, aber die hast du super beschrieben. Ich habe mich etwas an 2012 erinnert gefühlt (den Film) und konnte mir das beschriebene Bild daher auch ziemlich gut vorstellen, aber insgesamt muss man einfach sagen, dass der Prolog direkt mal Spannung aufbaut. Jemand anderes sollte diese Fähigkeit also eigentlich haben? Warum hat sie Claud dann doch? Was ist das für eine Welt, die er da sieht? Sieht er eine andere Welt (wie es beschrieben wird, irgendwie) oder die Zukunft dieser Welt (so kommt es irgendwie rüber)? Man kann sich über nichts wirklich sicher sein, aber besonders überlegt habe ich, wann das Ganze denn passieren wird, denn irgendwo war es natürlich offensichtlich, dass die Vision eintreten wird. Dass es aber sofort losgeht hätte ich nicht gedacht. Ich muss sagen, dass mir das erste Kapitel dann was die Katastrophen anging etwas zu stumpf war. Insofern, dass du gar nicht so wirklich darauf eingegangen bist. Es kam mir etwas so vor, als wolltest du gar nicht viel Worte darüber verlieren, sondern uns lediglich mit dem Fakt, dass sie geschehen sind, zurück lassen. Irgendwo hat das zwar dafür gesorgt, dass ich schnell weiterlesen wollte, weil ich natürlich mehr erfahren wollte; aber andererseits hat das Ganze wie gesagt dadurch etwas flach und oberflächlich gewirkt, da du auf das (scheinbar) Wichtigste gar nicht so wirklich eingegangen bist. Allgemein hast du in der ganzen Geschichte das ein oder andere zügig übersprungen und bist stattdessen nur kurz in ein paar knappen Worten darauf eingegangen; als da wären zum Beispiel wären der Flug nach Europa und die Reise nach Deutschland. Beides ist irgendwie einfach geschehen. Ich glaube ich hätte es schöner gefunden, wenn du dir zum Beispiel den Flughafen in Amerika zu Nutzen gemacht hättest. Haben die Leute dort vielleicht auch schon von den Katastrophen erfahren? Wollen sie nicht viele Leute aus dem Land lassen? Sind viele panisch; wollen sie fliehen? Andersherum ist es natürlich auch möglich: Weiß noch niemand wirklich davon? Dann hätte man ja beschreiben können, dass Claud und sein Vater etwas mulmig zu Mute ist, wenn sie die ganzen Leute dort sehen, völlig in ihrem Alltag vernetzt, während die beiden wissen, dass in absehbarer Zeit eine schwere Katastrophe auf alle zukommen wird. Jedenfalls wäre es denke ich schön gewesen, wenn du da einfach etwas mehr ins Detail gegangen wärst, beziehungsweise überhaupt etwas beschrieben hättest. Turbulenzen im Flugzeug ließen ja auch auf den Sturm schließen, usw. Aber gut. Sie kommen in Europa an und das wird alles nett beschrieben, hat mir gut gefallen – so richtig los geht es dann mit einem Flashback am Ende des Kapitels und das war wirklich genial! (und für mich fies zu gleich, weil ich da gerade aus dem Schulbus ausgestiegen bin und daher nicht mehr weiterlesen konnte, heul) Jedenfalls ein super Ende für das Kapitel, man ist gespannt, was passiert, und so weiter. Im zweiten Kapitel passiert ja dann verhältnismäßig weniger, ist wohl so eine Art Filler um einfach etwas Inhalt aufzustocken, beziehungsweise den Ortswechsel aufzugreifen. Allerdings erfährt man in dem Kapitel einiges, zum einen über die Katastrophen (und das Claud ein kleines Genie ist, diese Pläne was zu tun ist, innerhalb von wenigen Sekunden … dazu komme ich aber gleich noch) und zum anderen über Quirins Leben und seine Emotionen. Man erfährt von seiner Familie, das war ein guter Einblick in diesen Charakter. Allerdings habe ich nicht ganz verstanden, warum alle sofort auf Claud hören, beziehungsweise auf seinen Vater der sagt, dass das getan werden soll, was sein Sohn sagt. Hat er wirklich so eine hohe Stellung, dass er quasi alles koordinieren kann? So klingt es ein bisschen, irgendwie. Oder soll das nur weitergeleitet werden, an die hohe Ebene? Weil dann bestünde ja theoretisch auch die Chance, dass die sagen, dass sie das nicht umsetzen wollen, sondern lieber anders auf die Katastrophen reagieren (und z.B. die Erdgas- und Ölbohrungen nicht aufhalten wollen, weil sie süchtig nach dem Geld sind; sowas gibt’s ja leider oft genug, gerade in solchen Untergangsgeschichten). Ich denke du hast da sogar eine ganz plausible Erklärung im Kopf, aber hast sie nicht so hundertprozentig rübergebracht (oder habe ich etwas überlesen/vergessen? Wenn ja, verzeih mir). Richtig, richtig interessant wird es dann, als die beiden in Deutschland auf Raphael treffen, das hat mich wirklich umgehauen. Ich muss sagen, dass ich irgendwie hier Kritik äußern muss, auch wenn ich hin und weg bin, von der Idee mit den Adlern. Das sind sehr schöne Tiere und dass sich ihre Haarfarbe anpasst, usw, sowas macht das Ganze ziemlich interessant und der Fantasy-Aspekt kommt hier zum ersten Mal richtig rüber, da ein Weltuntergang leider Gottes gar nicht so unwahrscheinlich ist, haha. #2012 Spaß bei Seite. Ich muss sagen, dass ich es etwas zu schnell fand, dass die beiden Raphael vertraut haben und sich den Adlern angeschlossen haben und alles was damit zu tun hat. Mal ehrlich, wenn ich einen Kerl mit drei Adlern und bunten Haaren am Strand finden würde, obwohl die ganze Welt halb tot ist und der mir erzählt, dass er aus dem Norden hergeflogen kam würde ich ganz sicher nicht viel mit ihm reden, die Tiere mitnehmen und ihn mit zu meinem Vater schleppen. Gerade vor dem Tier hätte ich denke ich irgendwie ziemliche Angst und selbst wenn da vielleicht schon diese Bindung von höherer Macht existiert hat und sich Quirin und Claud deshalb zu den beiden Adlern hingezogen gefühlt haben, so wäre etwas mehr Misstrauen oder zumindest etwas mehr Hinterfragen nicht schlecht gewesen; das kam mir alles etwas schnell und unreal vor. Auch die Reaktion des Vaters – „oh drei riesige Adler und ein fremdes Kind mit bunten Haaren? Yolo“ Ich weiß, dass es schwer ist, eine Geschichte an solchen Stellen sinnvoll auszuführen, ohne dass du ZU viel schreiben musst. Der Erhalt des Vertrauens sollte lange dauern, aber du kannst ja auch nicht vier oder mehr Kapitel nur darüber verfassen, das wird ja langweilig. Stattdessen hättest du aber, wie schon angedeutet, mehr Misstrauen beschreiben können; viel mehr, und auch der Vater hätte um einiges argwöhnischer reagieren können. Eventuell hätte er sogar erst einmal nein sagen können und dann hätten Quirin und Claud ihn überzeugt, damit, dass sie diese Bindung zu dem Adler fühlen, usw. Das war etwas hektisch, aber ansonsten super Sache! Zu Ende des Kapitels eine etwas andere Version, die mich direkt an das Mittelalter erinnert hat und die ein ganz neues Licht auf die Sache wirft; was die Interpretation dessen angeht halte ich mich erst mal zurück, aber so negativ wie es beschrieben wurde, beziehungsweise von den Charakteren ausgelegt wurde, finde ich es gar nicht.
    Zu guter Letzt dann das aktuelle Kapitel in dem etwas sehr seltsames geschieht, vor allem für Geschichten die aus der ersten Person geschrieben werden … Der Protagonist stirbt! Na gut, korrekterweise müsste man sagen, er löst sich auf, denn so hast du es ja beschrieben und immerhin ist da denke ich doch noch ein Unterschied zwischen sich auflösen und sterben. Ich bin mal gespannt, wie das weitergehen soll, denn jetzt schreibst du aus Quirins Perspektive … Das kann doch nicht sein, dass der Hauptcharakter ab dem vierten Kapitel tot ist! Nein, ich glaube, dass er irgendwie wiederkommen wird, deshalb hat er sich auch aufgelöst und ist nicht gestorben, oder? Jedenfalls muss ich an der Stelle mal ein dickes Lob aussprechen: Die Beschreibung dieser Auflösung war unglaublich gut! Auch wenn ich mir am Anfang nicht sicher war, wie ich „Auflösung“ verstehen soll (ob und wie der Körper verschwindet) so war ich am Ende doch sehr angetan, von deinem Beschreibungsweg, das hast du wirklich super hingekriegt! Allerdings geht mir das danach dann auch wieder zu schnell; damit meine ich die Reaktion von seinem Vater, Quirin und Raphael. Sie stehen da … sind schockiert. Irgendwie löst sich die ganze Situation aber dann sehr schnell auf, ohne weiter groß auf Trauer und Verzweiflung einzugehen. Sein Sohn ist gestorben/hat sich aufgelöst! Quirins bester Freund! Und was ist überhaupt mit dem Adler? Der wurde gar nicht erwähnt. Da hast du wieder etwas zu hastig geschrieben, da wären mehr explizitere Beschreibungen, wie bei der Auflösung von Claud, sicher nicht verkehrt gewesen. Das Endes Kapitel jedoch toppt dann schon wieder alles – der Charakter, aus dessen Perspektive du gezwungenermaßen weiterschreiben musst, stirbt noch im selben Kapitel! (Oder löst sich auf/verschwindet? Vielleicht ist es auch nur ein Traum?) Ich muss sagen, das Ganze kommt mir noch etwas komisch vor, aber eins steht fest: Ich will unbedingt wissen wie es weitergeht! (Also schreib! ;A;) Aber wieder gut beschrieben am Ende und es macht definitiv Lust auf mehr!


    Insgesamt muss ich sagen, dass ich Untergangsgeschichten eigentlich nie wirklich gemocht habe, aber deine Fanfiction hat etwas sehr dynamisches (auch wenn du manchmal zu hastig schreibst) was mir sehr gut gefällt und die Tatsache, dass du ja auch Fantasy-Elemente einbaust überzeugen mich sehr von deiner Geschichte, gut gemacht! Ich bin also schon sehr gespannt wie es weiter geht (und hoffe vor allem, dass es bald weiter geht – Quirin!) Dein Schreibstil ist schon recht weit entwickelt und du schreibst ziemlich gut, du hast einen sehr breiten Wortschatz, was du besonders bei deinen recht ausführlichen Beschreibungen gut Preis gibst. Allerdings musst du darauf achten, dass du nichts außer Acht lässt. Ab und an klang das Ganze für mich nach 200 Wörter Aufsatz in der achten Klasse, zum Beispiel als Claud seinem Vater von den Adlern erzählt. Da braucht es mehr Beschreibungen und eine reale Ansicht der Dinge, bei sowas herrscht Misstrauen einfach vor; so leichtgläubig ist glaube ich wirklich niemand, haha. Aber ich sehe da definitiv hohes Potenzial! Dennoch gibt es eine Sache, die du ganz dringend verbessern musst, und zwar deine Fehler. Du hast vergleichsweise viele Fehler in deinen Kapiteln. Meistens sind es nicht einmal richtige Fehler, wo du einfach nicht weißt, wie man es richtig schreibt (denke ich zumindest), sondern ganz oft sind es Tippfehler. Gerade bei kürzeren Wörtern, wo Wörtere existieren die diesem ähnlich sind (und/du; mich/mir) hast du oft solche Dreher, die Word dann natürlich ausgleichst. Oder woran liegt das? Oft fehlt auch einfach ein Buchstabe am Anfang oder am Ende des Wortes. Du schreibst doch mit einem Schreibprogramm und nicht direkt im Bisaboard? Ich würde dir nahelegen, dass du dich nach einem Betaleser umsiehst. Die Fehler, die du machst sind definitiv zu vermeiden, und ohne sie würde sich deine ganze Fanfiction um einiges schöner lesen lassen!


    Du siehst, ich habe gar nicht allzu viel zu kritisieren. Deine Fanfiction gefällt mir wirklich gut. Es ist selten, dass ich in eine schon vorangeschrittene Geschichte einsteige, und wenn doch geht es mir oft so, dass ich einige Tage brauche, bis ich sie gelesen habe, aber deine habe ich tatsächlich verschlungen und das ist ein gutes Zeichen! Ich hoffe, dass du bald weiterschreibst, sodass ich bald erfahre, was mit Quirin und Claud passiert und allgemein mit der Welt!
    [tab=third]
    Und das war’s auch schon. Ich hoffe, dass ich dir mit meinem Geschwafel ein wenig weiterhelfen konnte. Beim nächsten Kapitel gehe ich dann natürlich genauer auf das Kapitel an sich ein, keine Sorge. Anbei: Benachrichtige mich doch bitte in meinem Gästebuch, damit ich das auch ja nicht vergesse, ja?


    Bis dahin wünsche ich dir noch viel Spaß beim Schreiben! :)
    Liebe Grüße,
    Chess
    [/tabmenu]

  • Uff... Ich wollte dir ja eigentlich eine schön ausführliche Kritik zu deinem Werk geben, aber es hat sich herausgestellt, dass es kaum etwas zu kritisieren gibt ;D
    Na ja, ich versuche es trotzdem mal, weil ich es so toll finde:


    Startpost:
    Zuerst einmal hast du ein schönes Bild für den Startpost gewählt, sowohl der Titel (Das Dach der Welt = Himalaya) als auch ebendieses Bild weisen doch daraufhin, dass die Story etwas mit Gebirgen zu tun hat, auch wenn ich bis dato noch nichts davon mitbekommen habe. Aber da lasse ich mich noch überraschen^^ Der Klappentext ist sehr gut geschreiben. Er ist nicht zu lang, aber auch nicht zu knapp. Außerdem deutet er die Handlung an, aber nur so grob, dass man es dennoch lesen möchte, um zu erfahren, was geschieht. Also tut er genau das, was ein Klappentext soll. Zu den Charakterbeschreibungen sag ich dann auch mal nix^^.


    Ich habe mich entschieden hier nur Kapitel 4 zu beurteilen. Also:


    Kapitel IV:


    Ach du meine Güte! Mein Gehirn hat wirklich kurz ausgesetzt und zwar aus zwei Gründen: Erstens habe ich bisher hier im BB noch keine FF gelesen, die so grammatikalisch perfekt war und zweitens wegen der Handlung. Also wie gesagt, ich kann dir gar keine Fehler markieren, da sie nicht vorhanden sind! Also werde ich mehr zum Inhalt sagen: Wenn ich alles richtig verstanden habe, bekommt Claud wieder eine Vision, aufgrund derer er sich in der Realität auflöst? Ich muss sagen, das ist eine geniale Idee, die du auch prima umgesetzt hast. Du benutzt zwar das Wort "Hammer" ziemlich oft und auch das Wort "Gehirn", aber das ist auch der einzige Nachteil. Du hast das Auflösen des Körpers mit einer genau gezielt richtigen Genauigkeit beschreiben, dass ich fast dachte, ich würde mich gerade selber auflösen. Direkt danach hältst du deine Leser (mich) zum Weiterlesen an, indem Clauds Überreste in diesem Adler verschwinden. Ich finde es sehr gewagt, einfach den Charakter, von dem du aus der Ich-Perspektive gesprochen hast, verschwinden zu lassen und aus einer anderen Perspektive weiterzuschreiben. Hast du das geplottet? Auf jeden Fall hast du in diesem Kapitel eine schöne Spannungskurve hingekriegt, die du allerdings zum Ende des Kapitels nicht so absinken lässt, dass man aufhören würde zu lesen, sondern wissen will, was jetzt auch noch mit Clauds Freund passiert. Ich warte jedenfalls auf das nächste Kapitel, zu dem ich bestimmt auch wieder etwas schreiben werde!


    Hoffe ich konnte dir helfen!


    lg, Lord Snow

  • Oh, was ein Post im Kommi-Topic alles bewirken kann. Danke! Das hat mich sehr dazu motiviert, den zweiten Teil endlich nochmal zu überarbeiten, nachdem der schon durch den Betaleser gelaufen war, mir aber nicht so recht gefiel ^^'
    Die restlichen beiden Rekommis werde ich morgen noch editieren, aber ich danke euch schon einmal im Vorraus, dass es mich sehr gefreut hat, dass ihr Kommis hiergelassen und euch die Geschichte, so wie sie bis jetzt ist, gefällt. ^^


    [tabmenu][Tab=/]~[Tab=Nortia]Aww, du weißt eh, dass ich mich jedes Mal über deinen Kommentar freue? <3


    Tja, war ja auch meinetwegen ein bisschen her, seit das letzte Kapitel gepostet wurde, deshalb mach ich dir da gar keine Vorwürfe, dass du nochmal etwas auffrischen gehen musstest :D
    Also, das mit dem Verständnis zwischen Claud und dem Adler hätte ich wohl wirklich erklären sollen, das werde ich in späteren Kapiteln noch einmal einbauen. So richtig sprechen können sie nicht miteinander, aber sie können fühlen, wie es dem anderen geht, oder wie er reagieren wird. Und dass ich ihre Fähigkeiten nicht erkläre war absichtlich gemacht, da die Charaktere das auch erst selber erfahren, aber ich glaube, du kannst dir denken, welches Element mit Blau, oder mit Rot gemeint ist, oder? (: Und nein ein gewisses Lied hatte ich da nicht im Kopf, während ich das Kapitel schrieb, aber sonst hätte ich es bestimmt verlinkt. Aber danke für die Anregung, vielleicht gibt es ja wirklich ein Lied was zu der Situation so gut passt, dass ich es im Nachhinein noch verlinken werde. Haha, danke, dass dir die Szene so gut gefällt. Ich habe wirklich ein wenig mit mir gerungen, ob ich es so schreiben sollte, habe mich dann aber dafür entschieden.^^
    Danke für deinen Kommi, auch wenn es nur eine kleine Rückantwort darauf gibt, aber du weißt eh, dass ich mich jedes Mal sehr darüber freue, wenn der Name bei der FF aufblinkt, oder? x)[Tab=Chess]Erstmal auch dir ein großes Danke für deine Mühe, dir die FF durchzulesen, hab mich wirklich gefreut. (:
    Und dass du einen allumgreifenden Kommentar hinterlassen hast ist sowieso schon verdammt toll, ich müsste auch die Knie vor dir gehen, wenn du dir die Mostermühe gemacht hättest, jedes einzelne Kapitel separat zu kommentieren.


    Gut, es wird noch etwas länger, ich bin mir noch nicht genau sicher, in welches Kapitel ich das nun schlussendlich einbauen soll, dauern, bis der Begriff "Yorwynde" konkret erklärt wird, bzw wann er das erste Mal richtig auftaucht. Am Anfang hatte ich mir überlegt, ein neues altes Gebirge so zu nennen, habe ich aber anders entschieden und beschlossen etwas Größerem dem Namen zu geben. Im Allgemeinen werden viele unbekannte Namen demnächst auftauchen, die sich größtenteils aber schnell klären.


    Ja, der Weltuntergang war von vorneherein mein am stärksten ausgeprägter Handlungspunkt, wenn ich mal eine Fantasy-FF schreiben sollte, weshalb ich das auch gleich umgesetzt habe. Ich wusste zwar am Anfang nicht, wie ich ihn darstellen soll, da ich es nicht zu extrem beschreiben wollte, weshalb ich mich für die Version im Vierten Kapitel entschieden habe, wo der Weltuntergang anfängt und als sich die Charaktere auflösen, bzw in Ohnmacht fallen, durch gewissen Nebel, erreicht er seinen Höhepunkt. Einer der Gründe, warum zum Beispiel jetzt im neuen Kapitel dort in der Stadt Schnee liegt, obwohl es eigentlich früher Sommer ist. Du musst wissen, dass ich eigentlich vier unterschiedliche Darstellungen von diesem Weltuntergang hatte, alle unterschiedlich, da ich vier Versionen von DDvY mittlerweile habe, mich schließlich jedoch für die vierte entschieden habt. Die anderen drei waren ähnlich, der "Start" und das Ende waren immer gleich, jedoch waren die Handlungsstränge in jedem recht unterschiedlich. Nun möchte ich zu der vierten Version noch Aspekte aus den anderen Versionen hinzunehmen, um das ein wenig komplexer zu gestalten. Und eine Fortsetzung zu DDvY gibt es ja auch schon, das ist nämlich meine andere FF - die spielt rund dreihundert Jahre später.


    Ich bin die Kapitel bis einschließlich die beiden Teile des Vierten Kapitels schon am überarbeiten, da mir die Hektik ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit auffiel und dachte, was ich da bloß vor einem halben Jahr geschrieben habe ^^' Dazu sind sie relativ kurz, was durch Herausnahme der Hektik ganz schnell "verschwinden" würde, dessen bin ich mir bewusst und gerade auch deswegen arbeite ich bereits seit rund zwei Wochen an der Überarbeitung. Hoffentlich bekomme ich die ersten beiden Kapitel in den Weihnachtsferien so weit fertig, dass sie nur noch einmal auf Rechtschreibung, ect korrigiert werden müssen. Mein Schreibstil hat sich vor allem in diesem Jahr verändert, und diese Kapitel sind halt schon etwas älter, weshalb die Hektik, die in den nächsten Kapitel hoffentlich von vorneherein nicht mehr da sein wird, bzw nur gelegentlich, und es alles ein wenig ... realistischer von den Handlungen - ich kann dich in der Situation bei den Adlern nämlich sehr verstehen! - wird. Hoffentlich gelingt mir das soweit bei der Überarbeitung. Eben auch einer der Gründe sind die von dir genannten Punkte von wegen Beschreibungen und alles andere, weshalb ich mich für eine Überarbeitung schließlich entschlossen habe, denn deine Kritikpunkte waren mir durchaus bewusst. (:


    Glaub mir, die vorherigen Versionen von DDvY hatten die "Auflösung" von Claud nicht im Sinn :D Doch da ich die Welt ab jetzt aus unterschiedlichen Sichten beschreiben möchte, denn Claud ist ... nun, lass dich überraschen, erschien mir vor einem halben Jahr diese Idee und ich beschloss, sie mit hineinzunehmen, wodurch ich natürlich alles andere ummodeln musste, was aber nicht weiter schlimm war. Damit wurde das Ende nur etwas hinausgezögert, bzw spektakulärer und ich hatte auch auch schon schöne Szenen für die Fortsetzungs-FF im Kopf, die ich mit einbringen konnte. Im Moment habe ich Ideen und Handlungen für etwas fünfunddreißig Kapitel im Sinn, wahrscheinlich aber mehr. Aber ich schweife ab. Wie du vermutet hast, wird Claud wiederkommen, aber man könnte es eher woanders aufwachen nennen, denn soo schnell sehen sich Claud und Quirin nicht wieder .... Aber es wird trotzdem aus beiden Situationen erzählt, man weiß also trotzdem was bei beiden Protagonisten geschieht, auch wenn die selber nichts voneinander wissen. Vor allem Clauds Perspektive hat mich viel Recherche über gewisse Dinge beschert, dennoch bin ich froh, diesen Schritt bei ihm gemacht zu haben. Wie gesagt, die Kapitel I bis IV sind in Überarbeitung und deshalb in (hoffentlich) näherer Zukunft länger und ausgebaut (:


    Danke auch, dass du die FF im Kommi-Topic übernommen hast, das hat mich ebenso gefreut, wie deine monstermäßige WoT die du mir da gepostet hast :D[Tab=GFJComm | Lord Snow]Hallo du (:
    Danke auch dir für deinen Kommi und dein Lob für die Geschichte, hat mich gefreut! (:


    Nein, den Himalaya meinte ich nicht damit, es ist anders gemeint, vielleicht kannst du ja durch diese Adler einen Schluss ziehen? Wenn ich wieder Kapitel aus Clauds Perspektive poste, dann könntest du vielleicht darauf kommen, was ich mit dem Titel meinte, denn dieser dreht sich größtenteils um die Gegend, wo er dann lebt (: Mehr will ich aber nicht verraten :D Und ja, ich habe diese Geschichte geplottet, was ich gezwungenermaßen musste, da meine andere FF nach dieser spielt und auf dieser FF hier aufbaut, weshalb das Ende und alles drumherum schon nötig waren zu wissen. Generell plotte ich aber vieles, ode rhabe zumindest meine Punkte, die in der Geschichte vorkommen müssen, weshalb ich immer genau weiß, worauf ich nun hinarbeiten muss in einem Kapitel. ^^ Danke sonst für dein Lob und hoffentlich sehe ich dich mal wieder, wenn du einen Kommi hierlässt!
    Möchtest du eigentlich benachrichtigt werden? Du hast nichts in deinen Kommi deswegen geschrieben, weshalb ich es mal nicht getan habe.
    [/tabmenu]


    Zu dem Kapitel kann ich nur sagen, also zu dem zweiten Teil, dass ich eigentlich erst geplant hatte, aus einer anderen Sicht, einer anderen Person zu schreiben, doch entschied ich mich schließlich doch für Quirin, einfach, um eine Überleitung zu der jetzigen Handlung zu schaffen, denn jetzt "beginnt" die FF erst so richtig. Es ist kurz, aber ich brauchte diese Szene unbedingt, da sie für den späteren Verlauf wichtig ist. ~ Viel Spaß beim Lesen des überaus kurzen zweiten Teils, haha :D
    Gesagt sei auch, dass Kapitel V dann auch schon fast fertig ist, es nur noch zum Betaleser muss und ich selber nochmal drüberschauen muss.




    K A P I T E L _IV / II


    > Abgestumpft <



    Ich spürte eine höllische Kälte, die um mich herum trieb. Leichte Windbrisen verteilten die Kälte gleichmäßig um mich herum. Meine Beine juckten. Der Mantel der Kälte brachte mich nun endlich dazu, mich zu rühren. Ich schlug die Augen auf. Dann setzte ich mich mühsam im Bett auf und blickte mich um.
    Die Scheiben waren zersplittert und lagen in der Gegend herum, um der Balkontür lag knöchelhoch Schnee. Alles war zerbrochen, es sah aus, als hätte ein wildes Tier im Zimmer in einem Wutrausch gewütet. Nur das Bett schien noch heile zu sein. „Oh mein Gott“, murmelte ich und rieb mir die Augen, in der Hoffnung, dass das nur ein Traum sei.
    Das Bett rechts neben mir war ebenfalls zerbrochen und leer. Da erinnerte ich mich an den schrecklichen Abend. Claud. Was war mit ihm geschehen? Denn ich wollte es nicht glauben, dass er tot war. Wie konnte nur so etwas Schreckliches passieren? Die Qualen …
    Ich stand auf und fror fürchterlich. Ich suchte mir meine Anziehsachen zusammen und zog mich an. Dann blickte ich aus dem Fenster. Alles war weiß. Ein paar Dächer waren durch die Schneemassen zusammengebrochen, denn es lag knapp ein Meter hoch der Schnee draußen. Und alles war wie leer gefegt. Nur der Wind heulte in einem schrecklichen Chor durch die Straßen. Und alles war so leer. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es schien, als ob meine Gedanken so abgestumpft wären, dass ich nicht einmal um Claud weinen konnte.
    Ein Flattern ertönte und ich sah ein gefiedertes Wesen auf mich zufliegen. Rex! Ich musste unwillkürlich lächeln, dann trat ich ein Stück zur Seite, damit er durchs Fenster hineinkommen konnte. Sein hellgelbes Gefieder war mit dunkelgrünen Flecken gespickt und der kalte Wind fuhr wie zärtliche Finger durch die Federn. Er schmiegte sich an mich und ich schlang einen Arm um ihn.
    Dann folgte ich einem plötzlichen Geistesblitzes und ich zog mir meine Jacke über. Daraufhin drückte ich die Tür hinunter und lugte in den Flur. Die Fenster am Ende waren zerbrochen und auch hier wehte der Wind sehr kräftig. Alles war kaputt, die Bilder von den Wänden gerissen, die kleinen Tischchen umgekippt und zerbrochen. Die Lampen lagen in Scherben auf dem nicht mehr ganz heilen Boden.
    Das alles fühlte sich so unwirklich an. Als hätte man sich in eine andere Welt verzogen. Im Grunde war es das ja auch. Ich fing an zu zittern. Dann setzte ich vorsichtig einen Schritt nach draußen.
    Ich versuchte den Trümmerteilen aus dem Weg zu gehen und klopfte gegen die Tür von Raphaels Zimmer. Nichts. Ich klopfte nochmal, doch dann drückte ich die Türklinke herunter, weil ich es nicht mehr aushielt.
    Vollkommende Zerstörung herrschte in dem Raum vor, welches einmal ein wohlausgestattetes Zimmer gewesen war. Die Gardinen waren zerfetzt und wehten im Einklang mit dem eisigen Wind, dessen Mantel sich wie eine schmerzende Hülle um meine Knochen gelegt hatte. Alles war leer. Keine Spuren von Raphael.
    Meine Beine knickten ein und ich lehnte mich verstört gegen die Tür. War ich denn der Einzige, der übrig war? Gab es keine anderen Überlebenden. Verdammt, was war hier überhaupt los?!
    Schließlich schaffte ich es jedoch, aufzustehen, was mich auch sehr wunderte. Ein leises Tapsen, dann lugte der flauschige Kopf von Rex um die Ecke. Er blickte mich wissend mit seinen tiefgrünen Augen an. Dann ging er weiter, hielt auf die Treppe zu. Ich zögerte kurz, dann folgte ich ihm, unsicher und ängstlich. Was war bloß geschehen?
    Das Foyer war ebenfalls nicht von der wütenden Natur verschont geblieben. Die Rezeption wies zahlreiche Risse auf und die Tische und Sessel waren überall im ganzen Raum verteilt, als hätte eine unsichtbare Hand alles durcheinandergeworfen.
    Doch ich konnte mir das alles nicht genau ansehen, da Rex zielstrebig auf den Eingang zuhielt. Die gläserne Eingangstür war in viele kleine Scherben zersplittert und ließ die Kälte der Veränderungen ins Innere strömen. Ich spürte sie, wie sie in unsichtbaren Wogen um meine Beine strich. Es fühlte sich an, als würde ich ein Eisbad nehmen und fing unwillkürlich wieder an zu zittern.
    Die Scherben knirschten unter meinen Stiefeln leise, sie drückten den Schnee zusammen. jetzt wusste ich auch, was mir an der ganzen Sache merkwürdig vorkam. Na gut, alle Ereignisse waren ja nicht gerade im Bereich des Vorstellbaren, aber mich wunderte es, dass Schnee lag. Ich meine, es war ein sehr früher Sommer gewesen, bevor dieser Sturm ausbrach. Warum also lag jetzt hier vor mir auf dem Boden Schnee? Außerdem hatte Claud mir doch erzählt, dass er in seiner ersten Vision Wasser durch die Straßen strömen sehen. Das verwirrte mich, denn auf einmal verstand ich so langsam jene erste Vision. Es hatte sich tatsächlich etwas verändert.
    Als ich durch die zerbrochene Tür trat, welche eigentlich nur noch ein Gestell aus Metall und Holz war, wurden Rufe laut. „Schaut mal, da ist noch einer!“, rief eine junge Stimme. Ich drehte mich stirnrunzelnd nach rechts, jedoch froh drüber, dass ich nicht alleine war.
    Eine kleine Gruppe stand vor mir. Sie waren vier Personen. Und sie blieben wie angewurzelt stehen, als sie Rex sahen. Der kleinste von ihnen riss seine Augen auf, während die anderen mich und Rex misstrauisch oder argwöhnisch anschauten. Ich musste einfach lächeln.
    „Er beißt nicht, keine Angst.“ Ich machte einen Schritt auf sie zu. „Ich heiße Quirin und ihr?“
    „Floyd“, antwortete der größte von ihnen. Er hatte kurzes, rotblondes Haar und eine schlanke Statur. In seinem Blick lag immer noch etwas Misstrauen, als er mich gründlich betrachtete. Dann drehte er sich zu seinen Begleitern um und zeigte auf sie nacheinander. „Mitch, Silvio und Falk.“ Sie stellten sich allesamt kurz vor. Ich erwiderte es.
    Mitch war ziemlich dünn, sein kantiges Gesicht verlor aber durch seine sanften Augen sehr an Härte und er lächelte, als er mich anschaute. „Norddeutscher? Dein Akzent hat dich verraten.“
    Ich neigte leicht den Kopf. „Ursprünglich ja, aber ich wohne seit vier Jahren in New York. Ich war eigentlich nur zum … Urlaub hier, habe mein Ziel aber nie erreicht. Und meine Freunde …“ Es bildete sich ein Kloß in meinem Hals und ich sah zu Boden. „Sie leben nicht mehr, zumindest nehme ich das stark an, denn sie sind völlig verschwunden.“
    Sie schwiegen entsetzt. „Wie … weg?“, fragte Floyd schließlich vorsichtig.
    „Haben sie sich aufgelöst?“, fragte der elfjährige Silvio mit großen Augen.
    Ich blickte ihn prüfend an. Dann neigte ich den Kopf abermals. „So in etwa ja. Zumindest konnte ich das bei Claud mit ansehen. Er …“ Ich brach ab. Mich schüttelte es innerlich, als ich an diese schreckliche Szene dachte. Ich schüttelte den Kopf und wischte mir verstohlen übers Gesicht.
    Floyd sah, dass mir das Thema nicht behagte und versuchte, das Gespräch wieder auf eine andere Bahn zu lenken. „Gibt es da drinnen noch andere Überlebende? Was ist mit den Erwachsenen?“
    Die Erwachsenen! Jedoch hatte ich nichts gehört. Ich schüttelte erneut den Kopf. „Nein, ich habe weder etwas gehört noch gesehen.“ Aber daran hatte ich im ersten Moment auch nicht gedacht, zu sehr war ich darin vertieft gewesen, was vergangenen Abend geschehen war.
    Nein, ich musste mich jetzt zusammenreißen. Dieses Trauma war zu wirklich und ging schon zu lang, als dass er wirklich ein Traum war. Außerdem fror man in einem Traum nicht so, wie ich gerade. Es war alles so real! Ich konnte alles anfassen und es wirkte so … echt. So wirklich.
    Ich betrachtete die Gruppe. Sie hatten sich auch nur notdürftig angekleidet und hatten nichts bei sich. „Kommt“, meinte ich „Lasst uns mal ungestraft einbrechen gehen. Wir müssen uns richtig anziehen und uns Rücksäcke und Vorräte zulegen. Die Welt hat sich verändert, so denke ich zumindest. Es gibt keine Spur von den Erwachsenen, wir sind also erst mal auf uns alleine gestellt.“
    Floyd nickte, doch Mitch warf ein: „Was, wenn nur die Region betroffen ist?“
    Ich lächelte grimmig. „Nun, dann sehen wir aus, wie in einem Science-Fiction Film. Ich bezweifel aber stark, dass nur die Region Hannover betroffen ist, da … ähm, da der eine Freund von mir eine gewisse Gabe hatte und die war nicht sehr angenehm.“
    Mitch sah mich verwirrt an, doch dann fasste er sich und begnügte sich mit einem unsicheren Nicken. „Also dann“, meinte Floyd und ging auf ein großes, dunkles Gebäude zu, welches einer Einkaufspassage ähnelte. Die Fassade sah ziemlich mitgenommen aus, wie ungefähr jedes Gebäude, welches ich in naher Umgebung erblickte. „Sollten wir uns wirklich beeilen, denn mir behagt das alles nicht. Außerdem habe ich Hunger und friere. Lasst uns einkaufen gehen.“ Dann lächelte er. „Und wenn die Erwachsenen wirklich nicht mehr leben, dann kommen wir sogar ungestraft davon.“ Doch dann wurde sein Blick wieder traurig.
    Ich hatte mich schon damit befasst, dass meine Verwandten wohl tot waren, nachdem schon noch vor einer Woche klar war, dass viele die Überschwemmungen des Norddeutschen Tieflandes nicht überlebt hatten. Ich hatte keinerlei Nachrichten von ihnen. Doch was wäre, wenn nur Europa betroffen wäre. Was war mit Amerika, Asien oder Afrika? War dort noch alles in Ordnung? Dann würde meine Mutter noch leben!
    Ich verbannte diesen Gedanken aus meinem Bewusstsein und konzentrierte mich auf Rex, der mich erwartungsvoll anschaute.
    Ich nickte und folgte den anderen.
    Der kalte Wind fegte durch die verlassenen Straßen und ich bekam erneut dieses vage Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. War die Welt nun wirklich untergegangen, nachdem das 2012 nicht geklappt und die Maja versagt hatten? Aber warum lebten wir dann noch? Ich runzelte die Stirn und betrachtete Rex, der munter neben mir herging.
    Auch war es vollkommen still. Ich konnte keinerlei Vögel zwitschern hören. Nur der eisige Wind fegte durch die Gegend, ließ kaputte Fensterrahmen klappern, machte sich auf seine durchdringende Art bemerkbar. Mich fröstelte es. Ich schlang die Arme um mich und ging durch die kaputte Tür der Einkaufspassage. Und währenddessen konnte ich immer noch nicht das verstehen, was gestern geschehen war. Ich konnte nicht einmal richtig trauern, denn irgendein Teil meines verstörten Verstandes sagte mir, dass die beiden noch lebten. Komischerweise glaubte ich sogar daran. Eher zweifelte ich an mir selber. Auch wenn ich schon festgestellt hatte, dass das kein Traum war, hoffte ich dennoch darauf, dass dem so war. Ein Traum, der so absurd war, dass er wieder glaubhaft war. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Wie konnte so etwas passieren? Hatte die Menschheit es nun wirklich geschafft, diesen Planeten zu zerstören?
    Aber nein, dann würden wir, auch wenn es bis jetzt nur wenige waren, nicht mehr leben. Oder ging das trotzdem? Müssten wir, müsste ich, nun auf so einem Gebiet leben, auf dem vollkommene Verwüstung vorherrschte?
    Floyd winkte mir zu. „Schau mal, das hier ist ein Freizeitgeschäft und die haben sogar Waffen.“
    Ich blieb wie angewurzelt stehen. „Waffen?“, fragte ich tonlos. Ich besaß zwar ein Jagdmesser zuhause, dennoch hatte ich es bis jetzt nur einmal betrachtet. Ich hatte es vor zwei Jahren geschenkt bekommen.
    „Ja, hier ist eine Nachricht“, erwiderte Floyd und zeigte auf ein Blatt Papier, welches an einem zerbeulten Fensterrahmen an der Fassade hing. Die Schrift darauf war sehr zittrig, als hätte jemand furchtbare Angst gehabt, während er dies geschrieben hatte.
    „Wir sind zu viert. Nehmt Waffen mit, wir haben komische Wesen in der Stadt erblickt, einen von uns haben sie ohne Grund getötet. Manche haben Flügel, andere sehen aus wie Dinosaurier. Haltet euch von diesen Dingern fern. Wir sind nach Süden gegangen. Erschien uns am logischsten, nachdem der Norden überflutet wurde. Geht am besten auch nach Süden“, las ich leise vor. Ich schloss die Augen und presste die Finger gegen meine Schläfen. Das wurde immer schlimmer. Erst Claud und Raphael, nebenbei ging die Welt unter und brachte nun das zum Vorschein. Ich atmete tief ein, um keinen Kloß im Hals zu bekommen. Denn ich wusste, wenn ich nun zusammenbrechen würde, dass ich nie wieder aufstehen könnte.
    „Okay.“ Meine Stimme stockte. „Nehmen wir also … Waffen mit.“ Mir behagte das gar nicht, deshalb musste ich mich überwinden, das auszusprechen. „Außerdem sollten wir Rucksäcke mitnehmen und wie wäre es mit Essensvorräten?“
    Gesagt, getan. Wir machten uns daran, die nun leeren Gänge der Einkaufspassage zu durchforsten. Ich suchte mir einen Wanderrucksack aus, in dem ich alles verstaute, was ich brauchte. Doch als ich Solche Taschen zum Anschnüren, wie zum Beispiel für Pferde, sah, kam mir eine Idee. „Rex?“, rief ich durch die Flure und wenig später kratzten seine Krallen auf mich zu. Der gelbe, gefiederte Kopf lugte um die Ecke eines Regals. „Könnte dir das passen?“, fragte ich und hielt ihm die Tasche hin. Er kam näher, dann beugte er sich soweit herunter, dass ich sie anbringen konnte. Sie saß perfekt. Und nun fing ich an, das Gewicht gleichmäßig unter uns beiden aufzuteilen, sodass ich nicht zu schnell Rückenschmerzen bekam. Als ich später wirklich an diesem Freizeitgeschäft ankam, welches tatsächlich eine Waffenabteilung hatte, blieb ich stehen. Zögerlich ging ich hinein. Draußen dämmerte es bereits.
    Wieder standen vor mir einige Regalreihen, vollgestopft mit allerlei Sachen, doch auch hier schlug mir eisige Kälte entgegen. Manche der Regale waren zusammengebrochen und Bruchstücke lagen auf dem Boden herum, sodass ich aufpassen musste, wohin ich trat. Aber das verstand sich bei mir mittlerweile von selber. Als ich an einem Regal mit ein paar Sportbögen vorbeikam, wurde mein Herz schwer. Claud hätte sich mit Freude auf die Waffen aus Holz gestürzt, er schoss seit einigen Jahren im Verein, aber bei mir lösten sie nur Trauer aus. Wehmütige Erinnerungen blitzten bei mir auf, als ich an die glücklichen Tage dachte, an denen er lachte und mir versuchte beizubringen, wie man schoss, auch wenn das vergebene Lebensmühe gewesen war.
    Ich schluckte schwer, um die aufsteigenden Tränen fernzuhalten, die drohten, mich zu überschwemmen und zwang mich, den Blick abzuwenden. Schweren Herzens ging ich weiter und nahm trotz allen Widersprüchen, die mein Verstand mir aufzählte, ein kleines Jagdmesser mit. Dann verließ ich fluchtartig diesen Laden, denn auf einmal wurde es mir zu eng und stickig, trotz der eisigen Kälte, die wie ein einsamer Mensch durch die Reihen streifte.
    Ich atmete schwer, als ich vor dem Gebäude stand und stütze mich auf die Knie, um wieder einigermaßen klar denken zu können. Beinahe hätte mich die Trauer überschwemmt und in ihre Weiten der Einsamkeit hineingezogen. Das musste ich unbedingt verhindern.
    Die anderen kamen auch nach und nach und als wir wieder versammelt draußen standen, wusste keiner so recht, wie es weitergehen sollte. „Könnten wir vielleicht die Stadt verlassen?“, fragte ich schließlich. „Ich muss hier heraus.“ Ich konnte einfach nicht.
    Floyd nickte. „Das ist wenigstens eine Idee. Nach dieser zurückgelassenen Nachricht habe ich auch nicht das geringste Verlangen in dieser Stadt zu übernachten.“


    Je mehr wir aus der Stadt herauskamen, desto unheimlicher wurde es. Bäume, die in Windeseile in die Höhe wuchsen, rankten sich mittlerweile an den Häuserfassaden in die Höhe und ihre dicken Wurzeln brachen den Asphalt auf. Und sie wurden immer höher, man konnte ihnen förmlich beim Wachsen zusehen. Wie es schien, war das ganze Leben verändert worden, welches zu unserer Zeit auf der Erde lebte. Die Natur forderte die von Menschen eroberten Gebiete zurück. Die Häuser waren in den Vororten größtenteils zusammengebrochen und nur noch Ruinen. Zugegeben, schick eingerichtete Ruinen. Die Sonne ging langsam am Horizont unter, ihre letzten Strahlen leckten über die mittlerweile grünen Flächen und blendeten uns in den Gesichtern.
    Ich war zu sehr in Gedanken vertieft, als dass ich mich darauf konzentrieren konnte. Immer wieder kaute mein Geist die Ereignisse des gestrigen Abends durch, als wollte er nicht glauben, dass das alles geschehen war. Alle die mir lieb und teuer waren, waren weg. Auch wenn ich nicht wusste, wie es auf den anderen Kontinenten aussah, wusste ich instinktiv doch, dass vieles verloren war.
    Galle kroch meinen Magen herauf und ich würgte unwillkürlich. Floyd ließ sich zu mir zurückfallen, während ich auf einmal wieder total außer Atem war. Rex stupste mich mit seinem Kopf an. „Was ist denn genau passiert“, fragte er leise. „Möchtest du darüber reden?“
    Ich schüttelte den Kopf, während ich mich auf Rex abstützte. „Nein.“ Ich hustete und das konnte nicht an einer Erkältung liegen. „Nein“, wiederholte ich. „Ich muss nur darüber nachdenken. Ich kann das alles noch nicht richtig erfassen.“
    Floyd nickte und machte dabei ein ungeheuer ernstes Gesicht. „Ich glaube, das geht allen von uns so. Wir wollten hier unser … Lager für die Nacht aufbauen. Ist das okay?“
    Warum fragte er mich das eigentlich? Doch ich nickte nur noch benommen. Alles schien vernebelt zu sein und dieser widerliche Gallegeschmack kroch abermals meinen Rachen herauf. Ich würgte noch einmal. „Das passt“, presste ich einfach nur hervor.
    Mein Gegenüber musterte mich besorgt, dann seufzte er und packte seine Sachen auf dem Boden aus. „Hier“ war eine Lichtung umgeben von hohen, dunklen Bäumen. Wir waren mittlerweile aus der Stadt heraus, wie ich feststellen musste, doch so richtig erleichtert war ich nicht.
    Mit Mühe schaffte ich es, den eingepackten Schlafsack auszurollen und Rex zu entladen. Mittlerweile konnte ich gar keinen klaren Gedanken mehr fassen, sodass ich mich, ohne vorher noch einmal etwas zu essen, hinlegte. Die Welt rauschte an mir vorbei, während ich in einen unruhigen Schlaf fiel.
    Doch dieses Zugeständnis von Erholung währte nicht lange, denn ein verdammt lautes Knacken riss mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf.

  • K A P I T E L _V


    > Grüne Weite <




    Warme Luft strich über meinen Körper, fuhr durch meine Haare und brachte mich zum Aufwachen. Meine Kehle war wie ausgedörrt. Über mir hörte ich Flügelschläge, dann spürte ich, wie mich etwas in die Hand piekste. Ich öffnete langsam die Augen.
    Sofort blendete mich grelles Sonnenlicht. Ich hielt mir die Hand so über die Augen, dass ich einigermaßen etwas erkennen konnte. Die Sonne war gerade am Untergehen. Sie verschwand hinter … Baumkronen. Baumkronen? Ich blickte mich um. Ich saß auf Blättern. Soweit das Auge reichte, konnte ich nur Blätter erkennen. Es sah wie ein Meer aus. Manchmal ragte ein Baumstamm etwas weiter aus dem restlichen Blättern hervor, ganz im Osten ragten sieben übergroße Bäume aus diesem Meer hervor.
    Wo war ich? Träumte ich? Ich runzelte die Stirn. Das konnte nicht sein; das war nicht echt. Niemals. Ich träumte, ich blinzelte einmal, zweimal.
    Dennoch saß ich weiterhin auf Blättern. Diese waren so dicht, dass sie mich tragen konnten. Ein Flügel legte sich um mich. Ich blickte nach rechts, Lyno sah mich aus seinen blutroten Augen an. „Wo sind wir?“, fragte ich leise.
    Ich fühlte nichts, nur in meinem Hinterkopf fing es an, zu pochen. Vage Erinnerungen stiegen in mir auf. Was war passiert?
    Ich erinnerte mich nicht richtig. Nur ein dumpfer Schmerz und Nebel, erschrockene Gesichter. Warte, das eine Gesicht kannte ich. Ja, das war Quirin! Und … den anderen Menschen kannte ich auch, mir war bloß der Name entfallen. Wie hieß er noch gleich? Rote Haare … Raphael, genau! Ich bekam einen Stich ins Herz. Wo waren die beiden? Hier jedenfalls nicht, ich sah sie ja nicht. Jedoch bereitete mir das Pochen viel mehr Angst, als die beiden Gesichter. Irgendetwas war passiert. Irgendetwas Schlimmes.
    Okay, langsam. Wie hieß ich? Claud. Und ich war vierzehn Jahre alt. Wohnte in New York. Wo lag diese Stadt? Das konnte ich nicht beantworten. Irgendwo hinter diesem Meer auf jeden Fall. Und sie war groß. Berühmt. Ich mochte die Donuts aus New York. Da gab es so einen Laden dafür. Meine Mutter war Italienerin. Ich ein halber Italiener, konnte Italienisch sprechen. Auch Deutsch und Französisch. Konnte ich diese Sprachen wirklich? Langsam sprach ich in diesen Sprachen vor mich hin und dabei verschwand mein Durst von selber. Wie konnte das sein? Meine Stirnfalten vertieften sich.
    Okay, zurück zum Anfang. Wo war ich zuletzt gewesen? Eine Stadt … größtenteils verwüstet. Sie hieß Hannover, glaubte ich. Nebel, weiß aber auch rot umhüllte ich dort. Angst. Das Gefühl, welches ich zuletzt gespürt hatte. Ja, es war Angst gewesen. Aber auch Schmerz. So groß, dass ich Sterne funkeln gesehen hatte. Sterne. Was waren das für Sachen? Das musste ich erfahren.
    Mein Kopf fühlte sich einerseits leer an, andererseits war er so voll mit Gedanken und Erinnerungen an. Aber alles war durcheinander geraten, so vermischt. Ich müsste demnächst versuchen, alles zu ordnen. Angefangen hatte ich damit ja bereits. Jedoch würde das schwer werden.
    Ich stand auf, meine Beine zitterten, sodass ich mich bei Lyno abstützen musste. Wo war ich? Es war auch so warm. Wie an einem Strand im Süden. Lauer Wind wehte durch meine Haare, die – widerspenstig wie sie waren – wild von meinem Kopf abstanden. Als ich stand, bemerkte ich, dass Lyno größer als in meiner Erinnerung war. Nun überragte er mich um fast einen Kopf. Er stützte mich, während ich versuchte, auf meinen zitternden Füßen Halt zu finden.
    Die roten Flecken in seinem Gefieder glühten im Licht der untergehenden Sonne. Er wirkte fast wie eine Laterne. Laternen … die kannte ich wohl. Zu gerne hätte ich mich selber in einem Spiegel betrachtet. Wie lange hatte ich geschlafen? Oder überhaupt? Vielleicht waren meine Erinnerungen einfach gelöscht. Ich versuchte weiter, meine Gedanken zu ordnen. Was war letzte Nacht - war es Nacht gewesen? Ich glaubte schon – passiert? Als ich daran dachte, spürte ich wieder nur den Schmerz und die Angst, diese beiden Gefühle, die wohl bei mir vorherrschten, bevor bei mir das Licht ausgeknipst worden war. Hatte ich mich selber sterben gesehen?
    Ich schüttelte den Kopf, dafür erschien mir das einfach zu seltsam. Zu irrsinnig. Warum sollte ich sterben? So krank war ich nicht, zumindest wusste ich davon nichts. War ich ermordet worden? Wohl kaum. Die Erinnerungen daran waren so verschwommen.
    Ich hielt mir die Handballen gegen die Schläfen, mein Atem raste. Das konnte doch nicht sein! Ich musste mich doch daran erinnern können! Ich spürte beruhigend den rechten Flügel Lynos auf meinen Schultern. Wenigstens war er noch da. Mein Halt in dieser – neuen? – Welt. Ich richtete meinen Blick wieder in die Ferne.
    An den sieben übergroßen Bäumen schien sich etwas zu bewegen, jedoch konnte ich nicht viel erkennen, dazu war es zu weit weg. Ich kniff die Augen zusammen und auf einmal war es, als ob die Gegend einige Meilen entfernt herangezoomt werden würde. Ich konnte jedes einzelne Blatt erkennen und wenn ich den Kopf leicht bewegte, andere Ecken erblicken. Ich schreckte überrascht zurück und stolperte. Was war das? Lynos Krallen gruben sich tief in meine Schultern und er fing mich auf.
    Jedoch spürte ich keinen Schmerz. Als ich wieder einigermaßen sicher stand und er wieder neben mir Platz nahm, knöpfte ich mein Hemd auf und sah gerade noch, wie die Stellen, bei denen sich seine Krallen in meine Schultern gebohrt hatten, zuheilten. Das Blut verschwand, der Schorf ebenfalls und kurz darauf war nur noch normale Haut zu sehen. Wie perplex starrte ich auf diese Stelle. „Was zum Teufel…?“, fing ich an. Aber Fragen würden hier nichts bringen. Es gab ja niemanden, der mir diese beantworten würde. Zu dumm aber auch, dass Lyno nicht sprechen konnte.
    Ich nahm allen Mut zusammen und blickte wieder in die Ferne. Als ich meine Augen zusammenkniff, konnte ich wieder alles deutlich erkennen. An der Stelle, an der die Bäume aus dem restlichen Meer herausragten, war eine komplette Fläche mit Holz ausgelegt und … Kinder liefen dort herum! Ein paar Fundamente von Gebäuden standen bereits und Treppen schraubten sich an den Stämmen in die Höhe. Dann verschwamm alles vor meinen Augen, alles wurde unscharf und ich spürte einen höllischen Schmerz in meinem Hinterkopf. Ich taumelte und fiel gegen Lyno. Dann wurde alles schwarz um mich herum.


    Als ich wieder wach wurde, blickten mich zwei große, besorgte, rote Augen mich an. Lyno stand über mir und stupste mich an. Ich musste lächeln. „Ach, mein Großer. Mir geht es gut“, meinte ich. Das beruhigte ihn.
    Aber als ich aufstand, merkte ich, dass gar nichts gut war. Dieser Schmerz im Hinterkopf flammte wieder auf und unstillbarer Durst hing in meinem Rachen. Ich hielt mir den Kopf. Zum zweiten Mal an diesem Tag raste mein Atem nur so dahin. Was war mit mir los? Was war mit dieser Welt los? Was zum Teufel war hier geschehen?
    Ich konnte nicht sonderlich lange weggetreten gewesen sein, da die Sonne immer noch nicht untergegangen war; zwar war sie schon hinter den Bäumen verschwunden, jedoch erhellte ihr Licht immer noch das Himmelsgestirn.
    Was mich aber noch mehr wunderte, war, dass ich auf diesen Blättern stehen konnte. Waren diese Kronen wirklich so dicht, dass sie einen Menschen aushalten konnten? Ich wollte das aber nicht wirklich testen, indem ich sprang, denn ich wusste ja nicht, wie hoch ich über dem eigentlichen Erdboden stand. Hinterher fiel ich noch einen Kilometer tief.
    Hätte ich gewusst, dass ich mit der Höhe gar nicht mal so Unrecht hatte, wäre mir bestimmt noch unbehaglicher zu Mute gewesen.


    Lynos Krallen gruben sich zum zweiten Mal ohne Schmerz am heutigen Tag in meine Schultern und er hob ab. Er entfaltete seine übergroßen Schwingen in der warmen Abendluft und stieg einige Meter hoch in den Himmel. Mein Herz pochte, jedoch freute ich mich, wieder in der Luft zu sein. Wieder den Wind in meinen Ohren zu hören, wieder die Welt von oben zu sehen. Soweit das Auge reichte erstreckte sich vor meinen Augen dieses Blättermeer, schien nirgendwo enden zu wollen. Erstaunt blickte ich mich um. Nur die sieben Baumstämme rissen ein Loch in diese Ebenheit der Blätter, zogen meine Aufmerksamkeit erfolgreich auf sich.
    „Lyno?“, fragte ich. „Können wir mal dorthin fliegen?“ Ich zeigt auf diesen Ort, den ich vorhin schon so genau erkennen konnte.
    Ein Krächzen ertönte von ihm. Dann lehnte er sich nach links und flog in einem hohen Bogen auf diesen eben von mir genannten Ort zu. Der Wind rauschte in meinen Ohren und in mir keimten wieder vage Erinnerungen auf. Rauschen in den Ohren? In welchem Zusammenhang hatte das mit meinem … alten Leben gestanden? Konnte man das so nennen? Es klang absurd. Einfach nur absurd. Irrsinnig. Als wäre ich eine Spielfigur eines willkürlichen Menschen, der mich erfunden hatte, die einfach herum geschoben werden konnte, wie man es gerade wollte. Was war dieser Ort, an dem ich aufgewacht war? Sämtliche Fragen dieser Art stiegen in mir auf. Fragen, die zumindest erstmal nicht beantwortet werden konnten. Fragen, für die es sich momentan noch nicht wirklich lohnte, sie zu stellen.
    Wenn ich sie sowieso nicht beantworten konnte, warum sollte ich dann nachfragen? Ich hatte zurzeit ja auch keinen, mit dem ich den Sachen auf die Spur gehen konnte und Lyno würde da auch nicht wirklich eine sehr große Hilfe sein. Schließlich konnte er nicht reden.
    Die Baumkronen glitten unter mir in einem rauschenden Film vorbei, im Rücken strahlte mir die Sonne in den Nacken und wärmte die von ihr beschienen Stellen der Erde mit letzter Kraft. Kein Laut war zu hören, nur der Wind in meinen Ohren und Lyno, wenn er kräftig mit seinen Flügeln schlug. Auch wenn ich noch nicht lange die Möglichkeit hatte, das Fliegen auszuprobieren, wollte ich es mittlerweile nicht mehr missen. Ich wollte immer Zugang dazu haben, immer die Chance haben, an nichts gebunden, sondern frei zu sein.
    Ich wollte nicht mehr nur an den Boden gebunden sein.
    Lyno ließ sich herabfallen und erneut schoss das Adrenalin durch mich, mein Herz raste, als wir so durch die Luft jagten – und dennoch liebte ich es. Ich liebte diesen Nervenkitzel, wenn er sich ohne Vorwarnung herabstürzte, nur um ein wenig später wieder abzubremsen, um nicht auf den Boden aufzuprallen. Wie eine Achterbahn. Nur, dass der Weg nicht vorbestimmt, sondern völlig zufällig war.
    Immer näher kamen wir diesem Ort, der sich da einfach so aus dem Blätterdach empor regte, und ich konnte es immer besser erkennen. Es sah aus wie ein Nest, wie ein großes Nest. Zumindest fing es an, sich so aufzubauen. Ein paar Meter über einen weitflächigen Boden, welcher aus hellen, festen Holzplatten bestand, rankten sich bereits einige Hängebrücken; sie verbanden einzelne, relativ kleine Baumhäuser miteinander, die einmal mehr, einmal weniger an den Bäumen hingen und auch so per Wendeltreppen, welche an den Baumstämmen ausgehöhlt worden waren, zu erreichen.
    Es war noch nicht viel errichtet. Ein paar dieser Häuser, vielleicht gerade genug, um dreißig Menschen unterzubringen, wenn man ihre Größe betrachtete, waren bereits vorhanden, ebenso ein viel größeres Haus, welches mindestens drei Etagen hatte, säumte den hinteren Teil des Platzes ganz unten. Und überall wuselten … Kinder herum. Ich konnte keine Erwachsenen erkennen. Nichts war von ihnen zu sehen, überall nur Kinder. Und diese waren sogar relativ jung, die meisten schätzte ich so um die dreizehn ein. Auf den Kopf gefallen schienen sie jedoch nicht zu sein.
    Noch einmal schlug Lyno kräftig mit seinen großen Flügeln und sein Schatten fiel auf den unter mir gelegenen Ort.