[Blockierte Grafik: http://www.albionlondon.com/wp…ads/2011/06/dream_a_z.jpg]
Quelle
Information | Vote | Gewinner
Ähnlich wie im letzten Jahr gibt es auch dieses Jahr wieder eine bestimmte Anzahl an Punkten, die ihr den Texten geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr frei wählen könnt, wie genau ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten. Schreibt ihr einen besonders guten (hilfreich und gut durchdachten. Der Inhalt ist hier ausschlaggebend und nicht die Länge!) Vote, so habt ihr die Chance durch das FF-Komitee mit einem von drei Plätzen ausgezeichnet zu werden, die euch ebenfalls Punkte auf der Saisontabelle einbringen können. Weitere Informationen findet ihr hier: *klick*
Ihr könnt 8 Punkte verteilen
Der Vote läuft bis zum 01.06.2013 um 23:59 Uhr.
Maike schlug die Augen auf. Das Material, auf dem sie lag, umschloss sie wohlig. Über sich sah sie einen wirbelnden Strudel aus allen Farben ihrer Vorstellungskraft: Von rot und ockergelb über jadegrün und lachsrosa bis hin zu indigoblau und violett. Sie fühlte sich ungemein leicht, als wäre sie von allem Bodenständigen gelöst, als gäbe es nichts mehr, das von Bedeutung wäre. Dieses Gefühl der Leichtigkeit verlor sich auch dann nicht, als Maike aufstand. Ihre Füße berührten zwar den Boden, aber sie fühlte sich, als würde sie schweben. Ein unkontrolliertes Lachen entfloh ihrer Kehle, melodisch flog es durch die Luft und vermischte sich mit einer warmen Sommerbrise. Abermals blickte das Mädchen hinauf in den Himmel - der farbenfrohe Strudel war verschwunden, stattdessen bedeckte nun ein sanftmütig blauer Himmel die Szenerie, der keine einzige Wolke aufwies. Vor ihr befand sich eine sattgrüne Wiese, deren Gras sanft im Wind wehte. Auf der Wiese, in einiger Entfernung, stach ein schillernder, stahlblauer See ins Auge, dessen Oberfläche sich kräuselte. Rund um den See blühten Maikes Lieblingsblumen - Rosen, rote und weiße, umhüllten das Wasser wie ein Umhang und standen in voller Pracht.
Vorsichtig ging das Mädchen einige Schritte vor, bis sie merkte, dass keine Vorsicht von Nöten war - sie schwebte beinahe über das Gras, immer weiter dem See entgegen. Es war, als wäre weder Zeit noch Schwerkraft in diesem Moment wichtig - als gäbe es nur Maike, ihren Schwebetanz und die Rosen, die stetig näher kamen. Die Luft um sie herum roch süßlich, und das Geräusch des Windes ließ Maike alles vergessen.
Schließlich war sie am See angekommen. Sie sah hinein, sah ihr eigenes Spiegelbild: Den Mund zu einem Lächeln verzogen, die Augen fast ebenso blau wie der Himmel, die Haare unter dem Kopftuch mahagonibraun. Doch ihre Augen ruhten auf etwas anderem: Sie hatte Flügel. Schillernde, weiße Flügel, die sie zuvor nicht bemerkt hatte. Deshalb war ihr das Laufen auch so leicht vorgekommen. Sie war geflogen. Die Flügel, die aussahen wie die von Engeln, schwangen stetig im Wind, als wären sie schon immer dort gewesen.
Maike wandte sich ab. Ihr Blick ruhte nun auf den unzähligen Rosen, die eine betörende Wirkung auf sie hatten. Ihr Geruch, süß und intensiv, zog sie an, bis sie die Knospe einer noch nicht geöffneten Rose berührte. Die zarte Berührung ihrer Fingerkuppe genügte, um die Rose aufgehen zu lassen. Überrascht zog Maike die Luft ein. Und dann vernahm sie eine Stimme. Eine Stimme, die eines Engels würdig war.
"Engel, der du die Rosen zähmst - lass mich dein Gesicht sehen." Ohne darüber nachzudenken drehte Maike sich um - und sah den einzigen Engel, dem sie je begegnet war, außerhalb dieses Ortes: Drew. Seine grünen Haare, ebenso grün wie das Gras, wiegten sich in der Brise. Seine Augen zeugten von Zärtlichkeit - grüne, flüssige Smaragde. Sein Mund war zu einem schiefen Lächeln verzogen. Seine Hände baumelten lässig an seiner Seite. Und er hatte goldene Engelsflügel, die im Sonnenlicht glänzten.
Maike hatte ihn nie schöner gefunden. Er war perfekt, war es immer gewesen. Und dieser Ort war es ebenso. Sie war nicht fähig, zu sprechen. Seine Schönheit raubte ihr die Sprache.
"Nun siehst du mehr denn je aus wie ein Engel." Drew musterte ihre Flügel. Ihr Gesicht kribbelte. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihn zu berühren - von ihm schien eine goldene Aura auszugehen, die diese Sehnsucht nur noch verschlimmerte. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sprach er: "Es tut mir Leid dir sagen zu müssen, dass es keine Möglichkeit gibt, wie ich deine Nähe erdulden könnte." Maike verstand nicht. Drew kniff kurz die Augen zusammen und fuhr fort. "Ich verzehre mich nach dir, Engel der Schönheit, aber ich werde alles zerstören." Maike wollte schreien, machte den Mund auf - aber es kam nichts weiter als heiße Luft aus ihrer Kehle. Was ist denn hier los? dachte sie stumm, als Drew sich umdrehte. Würde er gehen? Das durfte er nicht. Maike wollte rennen, ihm hinterher, wohin er auch gehen mochte. Doch ihre Füße schienen mit der Erde verwachsen. Sie konnte nur weiter Drew beobachten.
Er zog etwas hervor, und abermals ertönte seine engelsgleiche Stimme. "Doch möchte ich dir noch eine Gunst erweisen, schöne Maike." Die Art, wie er ihren Namen aussprach, versetzte ihr einen Stich ins Herz. Dann drehte er sich wieder um, mit einer Rose in der Hand – blutrot, ebenso wie das strahlende Rot, das seinen Arm in Rinnsalen hinablief. Dornen hatten seine Haut aufgeschlitzt. Die Rose schien eine Gefahr auszustrahlen. Drew warf sie fast beiläufig in den See. Ihre Blüten lösten sich von der Pflanze, tanzten im Wasser wie Tränen. Blutrot auf Stahlblau. Maike wurde schwindelig.
Dann sah sie wieder zu Drew - und erstarrte. In dem Augenblick kam ein Wind auf, kalt und unbarmherzig preschte er über sie hinweg. Drews zuvor goldene Flügel verwandelten sich - Teer schien über sie zu laufen, zähflüssig und unheimlich. Dann waren sie schwarz, kohlrabenschwarz und gefährlich. Drews zuvor jadegrüne Augen waren nun ebenso rot wie die Rose. Erneut wollte Maike schreien, doch erneut kam nur heiße Luft aus ihrer Kehle. Sie verstand nicht mehr. Was ging hier nur vor?
Die Rose im See färbte diesen augenblicklich schwarz und irgendwas schien in ihm herumzuschwimmen, doch Maike hatte zuviel Angst, um herauszufinden, um was es sich dabei handelte.
Plötzlich schossen aus dem Boden unzählige Rosen hervor. Sie hatten nichts mehr mit den Rosen gemein, die Maike so liebte - sie waren schwarz, und eine rote Flüssigkeit glitzerte auf ihnen. Ihre Dornen waren meterlang, glitzerten bedrohlich spitz. Maike spürte noch, wie etwas Feuchtes ihre Wangen hinablief - irgendwie war sie sich ziemlich sicher, dass es sich um blutgetränkte Tränen handelte. Ein fürchterliches Grinsen zierte auf einmal Drews Gesicht, Maike wurde augenblicklich kalt. Dann sagte er, mit einer Stimme die dem Mädchen einen Schauer über den Rücken jagte: "Nicht weinen, Maike, das ruiniert dein schönes Gesicht."
Und dann durchbohrte ihn einer der Dornen. Seine Augen fielen zu und Blut tränkte seine Kleidung rot. Nun konnte Maike wieder schreien - und eine tiefe Schwärze empfing sie, der sie sich nur zu gerne hingab.
Sie war in ihrem Zimmer, allein. Nirgendwo Blut, nirgendwo Engel, nirgendwo Rosen. Nirgendwo Drew. Maike wachte auf. Mit tränenüberströmten Gesicht.
Die Welt war bizarr. Alles war schwarz und der Himmel leuchtete im dunklen Grau. „Wo bin ich“, fragte sich Absol. Plötzlich hörte sie schauriges Gelächter. Es schien von überall her zu kommen. „Ist da wer“, fragte Absol. Als Antwort kam weiteres Gelächter. Dann erkannte sie ihn. „Du kannst mich nicht kriegen“, rief Absol und sprintete los. Durch einen bizarren Wald, dessen Bäume keine Blätter trugen und grotesk die Äste schwangen. Doch es wehte kein Wind. Kein Lüftchen war zu spüren. Nichts. Absol erreichte den Rand des Waldes. Doch sie bremste nicht rechtzeitig und schlitterte einen Abgrund hinab. Nun war alles schwarz. Absol hing im freien Fall. Doch sie spürte nichts. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, ob sie fiel oder stand. Absol setzte eine Pfote nach vorne und spürte Widerstand unter ihren Krallen. Erst fiel sie, jetzt stand sie. Sie wusste nun warum. Sie jagte ihn schon so lange und dies war seine Falle. Dann sprintete Absol weiter. Vor ihr erschien ein Nebelturm. Er leuchtete im matten grau. Sie rannte durch den Nebel hindurch und spürte plötzlich einen starken Schmerz in ihrer Seite. „Mist, er greift an“, flucht sie innerlich. Absol schloss die Augen und versuchte aufzuwachen. Es misslang ihr. Sie hätte heulen können, warum war das nur passiert. Dann hörte sie wieder sein Lachen. Bald würde er sie finden und im Geiste verzehren. Absol sprintete weiter. Aus dem Nebel heraus, welcher sie umschlang und zur Seite huschte, als sie ihn zerbrach. Absol war langsam außer Atem. Dann spürte sie wieder einen starken Schmerz, heraus aus der Wirklichkeit. „Ich...muss...durchhalten“, spornte Absol sich an. Nun sah sie wieder nur eine schwarze Fläche und merkte plötzlich, wie der Boden flüssig wurde. Absol versank in der schwarzen Suppe. Tauchte unter und versuchte wieder an die Oberfläche zu gelangen. Doch es schien keine Oberfläche zu geben. Sie schwamm und schwamm. Absol geriet in Panik, denn sie bekam langsam keine Luft mehr. Dann wurde sie hochgerissen, in der Wirklichkeit. Sie flog aus der schwarzen Suppe heraus und landete unsanft auf dem Boden. Absol stöhnte vor Schmerz laut auf. Sie stand auf und war wieder im Wald. Es war derselbe wie beim letzten Mal. Genauso bizarr. Genauso grotesk. Die nackten Äste waren spitzwinklig und liefen zum Ende hin spitz zu, als wären sie Nadeln. Absol versuchte erneut aufzuwachen. Aufzuwachen aus dem Schlummerort. Doch egal wie sehr sie es versuchte, es misslang ihr wieder. Absol hörte wieder dass Gelächter und rannte los. „Du kannst mir nicht entkommen“, rief derjenige vor dem sie floh. Hier und in der Wirklichkeit. Dann spürte Absol wieder einen starken Schmerz. Sie stöhnte und brach zusammen. „Ihr seid ein Feigling“, ächzte Absol. „Warum“, fragte die Stimme höhnisch. „Ihr bekämpft meinen wehrlosen Körper in der Wirklichkeit“, antwortete Absol. „Na schön“, sagte die Stimme, „dann bekämpfe ich euch eben hier.“ Der Wald verschwand und alles wurde schwarz. Bis ein Auge vor ihr zu Glühen begann. Schwarze Pupille. Rote Iris. Daneben war weißes Haar. Das Auge schoss auf Absol zu. Umgeben vom schattigen Mantel. Absol rannte nach vorne. Doch sie schoss durch das Auge hindurch. Dabei spürte sie Verzweiflung und Schmerz. Ein Angriff, in die Seele rein. Absol rannte weg. Weg vom Auge, das sie nicht besiegen konnte. Doch das Auge war schneller als sie. Es schwebte neben ihr her. Absol rannte, aber dem Auge konnte sie nicht mehr entrinnen. Die Schwärze entblößte reihenweise weiße Zähne. Unter dem Auge erschien sein Mund. Er grinste und Absol sah sein Gesicht. Sie wandte sich ab, doch das Gesicht folgte ihr. Dies war seine Welt und nicht die Wirklichkeit. Er machte sich einen Spaß daraus seine Opfer in den Wahnsinn zu treiben, bevor er sie tötete. Sie hatte nie die geringste Chance gegen ihn gehabt, doch sie würde nicht aufgeben. Dann war er vor ihr und entblößte seine wahre Gestalt. „Du kannst mir nicht entkommen“, sagte er und lachte. „Ich werde eure Seele verschlingen, wie ich es schon bei jedem vor euch getan habe“, fügte er grinsend hinzu. Dann kam das Licht. Es kam wie eine Supernova, geboren in der Schwärze des unendlichen Nichts. „Sie wird nicht euer Opfer sein, Darkrai“, rief eine machtvolle Stimme aus dem Licht heraus. Darkrais Visage verschwand in der Dunkelheit. Absol lief ins Licht. „Du bist spät dran, Cresselia“, bemerkte Absol. „Entschuldige, aber ich wurde aufgehalten“, erwiderte Cresselia. Jetzt wachte Absol auf, in der Wirklichkeit. Darkrais Schlummerort war gebrochen. Nun waren sie in der Lage, ihren Kampf fortzusetzen. Cresselia griff Darkrai bereits an, während Absol sich aufrichtete. Darkrai wich Cresselias Angriff aus und verschwand. „Irgendwann werden wir dich kriegen“, rief Cresselia. Darkrai lachte in der Ferne. „Das werden wir noch sehen“, rief er und verschwand endgültig.
Wasser. Überall um mich herum nur Wasser. Ich trieb mitten im Meer, die Wellen umspülten mich und die Sonne schien ungewöhnlich hell vom wolkenlosen Himmel herab. Was tat ich hier? Wie kam ich mitten ins Meer? Ich wusste es nicht, fühlte mich vollkommen verloren. Langsam schloss ich die Augen, tauchte einmal kurz unter und bewegte meinen Kopf wieder zur Wasseroberfläche. Es war weder kalt noch warm, ich fühlte keinerlei Temperatur. Mein Oberkörper war nackt. Ich spürte das Wasser an meinen Lippen und leckte vorsichtig mit meiner Zunge darüber. Süß. Wie zum Teufel konnte Meerwasser denn süß schmecken? Irgendetwas war doch nicht richtig!
Ich begann zu schwimmen, meine Arme machten die typischen Verdrängungsbewegungen, doch ich fühlte das Wasser nicht, so als ob es keinen Widerstand bot. Bewegte ich mich eigentlich überhaupt vorwärts?
Am Horizont zeichnete sich langsam ein Schatten ab. Er war verschwommen und da ich ihn besser sehen wollte, schwamm ich schneller, spürte die Bewegung noch immer nicht, doch der größer werdende schwarze Fleck dort vermittelte mir zumindest, dass ich ihm näher kam. Die Umrisse vor mir wurden immer deutlicher. Was war das, ein Schloss? Ich begann, kraulende Schwimmbewegungen zu machen, fühlte mich unglaublich angezogen von dieser Silhouette, die plötzlich immer größer und breiter wurde. Ich spürte keine Strömung des Wassers um mich und meine Arme machten einfach weiter, Müdigkeit fühlte ich nicht annähernd. Wie eine Motte, die auf das Licht zufliegt, schwamm ich immer näher heran an dieses Gebilde in der Ferne. Die Konturen festigten sich, ich konnte plötzlich genau erkennen, was es war. Es war kein Schloss, es war eine ganze Stadt, und zwar komplett in blau. Meine Kinnlade klappte herunter. Eine Fata Morgana? Nein, niemals! Dafür war es mir zu real. Vor mir erstrahlte eine Stadt, mitten im Meer, die im Inneren mit einem riesigen Turm ausgestattet war, an dessen Spitze eine goldene Glocke hing.
Der Anblick zog mich komplett in seinen Bann. Ich war fasziniert, wollte sie erforschen, wollte alles sehen und glitt fließend in meine Schwimmbewegung zurück. Das Wasser, welches ich vorher überhaupt nicht wahrgenommen hatte beim Schwimmen, war nun unglaublich widerspenstig und ich hatte riesige Mühe, meine Arme zu bewegen. Es war, als hätte sich alles urplötzlich in Gelee verwandelt. Meine Arme wurden langsam träge, doch ich kam der Stadt näher und näher und meine Neugierde wurde größer und größer.
Je näher ich ihr kam, desto leichter fühlte ich mich und gelangte nach einer gefühlten Ewigkeit an einen kleinen Sandstrand, der sich über weite Strecken nach links und rechts von mir ausdehnte. War das vielleicht eine Insel? Unmöglich, oder? Der Wind blies mir zart am gesamten Körper vorbei und nahm einige Sandkörner mit, die mich an den Füßen kitzelten. Alles wirkte absolut real, und dennoch fremd. Es war wie in einem Märchenbuch.
Ich schaute zurück. Ein riesiges Meer erstreckte sich vor meinen Augen, ewiges Blau und sonst nichts. Das Wasser wirkte wie im Stillstand, nichts bewegte sich. Seltsam. Warum war das Schwimmen dann so schwer gewesen und davor so leicht? Noch immer spürte ich weder Kälte noch Wärme, obwohl die Sonne mich hätte aufheizen müssen.
Ich widmete mich wieder der Stadt, sie war ja auch viel interessanter. Es sah einfach bezaubernd aus, und glänzte mit einer mir unbekannten Schönheit. Ich stieg über eine kleine Steinmauer und befand mich auf einer Straße, vollkommen gehüllt in ein helles Blau. Alle Häuser um mich herum waren auch blau, einfach alles war blau und in allen Stufen, die es so im Farbspektrum gab. Sogar die Hose, die ich anhatte, unterschied sich farblich nicht. Unheimlich. Hatte ich eigentlich schon die ganze Zeit eine Hose getragen? Mein Blick wanderte immer wieder auf den Turm mit der Glocke. Dort wollte ich hin, wusste aber auch nicht, warum der Wunsch in mir so heiß brannte. Es ging eine Anziehungskraft von diesem Gebäude aus, die ich nicht erklären konnte, doch meine Füße trugen mich wie von selbst, als würde ich über den Boden schweben und meine Beinbewegungen nur zum Schein machen. Ich bog in eine Straße ein. Niemand hier. Die Stadt war wie ausgestorben, ich hörte nur den Wind zwischen den blauen Häusern pfeifen. Die ganze Angelegenheit wurde ein wenig gruselig. Wo war ich eigentlich? Was hatte diese Stadt im Meer zu suchen und wer hatte sie gebaut, wenn doch niemand da war? Unbegreiflich.
Ich zog durch die Gassen und bestaunte die Umgebung, während ich mich langsam dem Turm näherte und bemerkte, dass ich mitten auf dem Marktplatz stand, von dem Straßen in alle Richtungen ausgingen. Auch hier: alles blau, niemand da! Der riesige Turm ragte vor mir in den Himmel, fast wie ein Wolkenkratzer, der gierig nach den Sternen griff. Die riesige Uhr zeigte 11:59 Uhr, der Sekundenzeiger hatte gerade die 6 hinter sich gelassen. Eine Uhr!? Die war doch vorher nicht dort gewesen! Vollkommen gebannt starrte ich nach oben, alles andere war plötzlich verschwunden. Jede noch so kleine Bewegung des Zeigers versetzte mich in totale Aufregung. Noch 10 Sekunden. Ich wartete gespannt darauf, was passieren würde. Noch 5 Sekunden. Mein Herz schlug höher, mein Körper wurde heiß wie ein Teekessel vor lauter Aufregung und ich drohte, überzukochen. Plötzlich spürte ich die Temperaturen unglaublich deutlich. Heiß und kalt wechselten sich in Sekundenschnelle ab. Der Zeiger erreichte die 12 und der große Minutenzeiger tat es ihm gleich.
Die riesige, goldene Glocke begann zu läuten. Der Klang erfüllte den gesamten Himmel, Risse taten sich in den Wolken auf, aus denen, unerklärlicherweise, das Wasser in Strömen quillte. Es lief aus den Spalten und fiel einfach zu Boden. Dort, wo die Flüssigkeit die Wände und Dächer berührte, wechselte das Blau in alle möglichen Farben. Die Stadt erstrahlte in Gelb, Rot, Grün, Lila und noch vielen weiteren Farbtönen, die ich noch nicht einmal wirklich zuordnen konnte. Ich traute meinen Augen nicht.
Während ich mich freute, etwas Derartiges zu erleben, wurde mir schlagartig anders zumute, denn die Erde begann zu beben. Was war hier los verdammt!? Angst kam in mir hoch, ich blickte um mich. Aus allen Fenstern und Türen drang Wasser und füllte die Straßen. Ich stand schon bis zu den Knöcheln im, mittlerweile, kühlen Nass. Erstaunt stellte ich fest, dass auch meine Beine, gleich der Stadt, in den unterschiedlichsten Farbtönen leuchteten. Ich schaute in Richtung des Turmes und erblickte das Grauen: eine riesige Welle und sie kam genau auf mich zu. Realität und Fantasie, ich vermochte sie nicht zu unterscheiden, verschwammen noch stärker und betäubten meinen gesunden Verstand. Hatte ich vielleicht Halluzinationen!?
Ich drehte mich um und begann, mit geschlossenen Augen zu rennen. Bloß weg von hier! Ich fühlte keinen Luftwiderstand. Was war los!? Verflucht! Meine Füße schwebten tatsächlich leicht über dem Boden, ich bewegte mich nicht vorwärts, sondern rannte auf der Stelle. Die Welle kam immer näher und ich begriff, dass es vorbei war.
Mich meinem Schicksal trotzdem noch nicht gestellt rannte ich immer weiter, das Wasser stieg höher und das Verderben brauchte nur noch 5 Meter, bis es mich verschlingen würde. Die Glocke läutete unaufhörlich weiter. Ich schrie, sah kurz nach hinten und fühlte, wie mich das kalte Nass mit dem nächsten Glockenton ergriff…
Ich riss erschrocken meine Augen auf. Wo war ich!? Verdutzt schaute ich mich um. Was war passiert, wo war die Welle!? Aus der Ferne läutete die Kirchenglocke meiner Heimatstadt, links sah ich auf das weite Meer. Mein Shirt war vollkommen durchgeschwitzt. Mein Blick wanderte langsam zu meinen Beinen. Sie waren grün! Ich schüttelte schnell meinen Kopf und blickte erneut hin. Es war nur eine Einbildung gewesen, sie waren normal. Puh, Erleichterung machte sich breit.
Ich lag am Fuße eines Baumes, auf meinem Schoß hatte ich einen Notizblock. Ich schaute ihn mir an. Eine Kurzgeschichte. „Die blaue Stadt“. Alles war wieder real. Fast schon schade; ich hätte sie gerne näher erkundet, diese Stadt.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen als ich die Augen schloss und den Meeresgeruch einatmete.
„Träume sind die Brücken zu den fantastischsten Abenteuern, sagt man.“, flüsterte ich leise und wartete schon gespannt auf das nächste.
Sanft streichelten die warmen Sonnenstrahlen das zarte Grün der grasbewachsenen Berge, und brannten weiter auf das bereits flimmernde Gestein, das immer wieder zwischen den Grünflächen nackt hervortrat, während sich zwischen den kolossalen Felswänden ein grüner Spiegel aus noch immer viel zu kühlem Wasser ausbreitete. Ich fragte mich, ob das Wasser nur das Bild der stolzen Bergen über ihm reflektierte, oder ob es die verborgene Pflanzen- und Algenweltwelt im See war, die dem Wasser seine unwirkliche Färbung gab.
Ich jedenfalls war ein Staudamm.
Die Wellen tanzten immer wieder auf meine steinerne Fassade zu, warfen sich verzweifelt gegen den grauen, unzerstörbaren Wall, als wollten sie mich vertreiben, denn ich war das letzte Hindernis, dass ihnen ihre Freiheit raubt, und somit ihr Feind. Ich war ihr Bezwinger, ich war ihr Herrscher, denn ich nahm ihnen noch das allerletzte, das sie noch hatten. Sie hatten das Salz der Ozeane schon vor Jahrhunderten verloren, vielleicht sind sie damit auch nie in Berührung gekommen, ich weiß es nicht. Jedenfalls fand ihre lange Reise hier in einer Sackgasse ihr Ende, denn meine lückenlos perfekte Wand könnte bis in alle Ewigkeit stehen bleiben. Hier, zwischen den kahlen Felswänden, wo die Sonne mich kaum traf.
Protest erhebend fegten neue Wellen auf mich zu, nur um – genau wie ihre Vorgänger – in mehrere glitzernde Tropfen zu zerschellen. Und so ging es wohl den ganzen Tag weiter, immer wieder unternahmen die Wellen weitere, mehr verzweifelte als waghalsige Angriffe auf mich, es wurde Nacht, es wurde Tag. Ich und das Wasser kämpften wie das Licht mit der Dunkelheit, doch die Lorbeerblätter waren immer mein, denn keine Gewalt der Welt könnte mich niederreißen, kein Gott mich zum Einsturz bringen; einen anderen Zweck als mein ewiges Dastehen hatte ich ja nicht. Ich war erschaffen, um zu beherrschen, auch wenn ich meinen Besitz nicht kannte. War es mein Besitz oder war es nur mein Feind? Bin ich als Gewinner auch der Herr? War es so einfach, Dinge zu besitzen?
Ein weiteres Mal triumphierte die Sonne über die Nachtschwärze, und holte sich die Herrschaft des Horizonts zurück, die Wellen krachten wieder auf meinen makellosen Beton. Ein Kreis, vor dem ich nicht fliehen konnte. Einmal Staudamm, immer Staudamm. Die Sonne verschwand an diesem Tag viel zu schnell, als mein Zeitgefühl es gewohnt war, denn eine graue Wolkendecke versteckte sie hinter ihrem dichten Schleier.
Und mit ihr kam der Nebel. Er verteilte sich gleichmäßig über den ganzen See, eine dichte Brühe aus Luft und Wasser, die allem die Sicht nahm. Ich konnte die kalten Wellen nur noch an meiner steinernen Haut hochkriechen fühlen, und wusste nicht einmal mehr, wie mein nasser Feind aussah, doch er war weiterhin da und ich siegte auch weiterhin über die wütende Flut, selbst der schlohweiße Nebel konnte mich daran nicht hindern. Der erstickende graue Mantel hielt viel zu lang, und machte nicht die geringsten Anstalten, sich zu lichten.
Waren es Minuten? Waren es Stunden? – Ich wusste es nicht.
Irgendwann hielt sich der Nebel aus der stummen Schlacht zwischen Staudamm und Stausee heraus, und wurde zu dem Wasser, das ich die ganze Zeit bekämpfe. Doch das war mir egal, denn ich bezwinge die Wellen mühelos, ich gewinne ebenso jeden weiteren Kampf. Ich bleibe der Stärkere. Die Sonne schwebte wieder an das Firmament, und erhellte alles mit ihren gleißenden Lichtzungen. Die Felsen flimmerten und grünten, das Wasser zeigte seine altbekannte, magische Farbe, ich selbst stand dort, im prallen Sonnenschein sengend, und versperrte weiterhin den einzigen Fluchtweg aus dem breiten Tal.
Was haben die Wellen mir getan? War es Instinkt oder Wille, der mir diese unnatürliche Abneigung gegenüber dem tiefen Element verlieh? Was war der Grund unserer Feindschaft? Können wir nicht nebeneinander existieren? Wahrlich mehr Fragen als Antworten waren es, die mir als Staudamm in Gedanken kamen. Doch war ich noch immer der Stärkere, aber wer war nun der Klügere? Meine feste Verankerung reicht tief in das Erdreich; viel weiter als das Wasser vor mir jemals kommen könnte. Es machte mich zum Beherrscher.
Aber auch zum Gefangenen.
Das Wasser wird sich in den Jahrhunderten durch die Felswände, die ich schon so lange miteinander verband, fressen können. Seine steten Fänge werden einen Weg hier heraus finden. Doch ich? Was hatte es für einen Preis, der Starke zu sein? Ich werde noch in eintausend Jahren hier stehen, zwischen den vom Wasser durchlöcherten Felswänden, auf etwas wartend, was nie geschehen wird. Ganz allein. Und ich werde noch einige Kämpfe zwischen Tag und Nacht sehen, doch werde keine Wellen mehr an meiner grauen Rückwand mehr spüren, keine Kämpfe mehr gewinnen, und all das, wofür ich gedient habe, wird niemanden mehr interessieren. Ich mag alles und jeden vor einer Flut beschützen, doch wenn das Wasser versiegt, werde ich nur eine graue Wand zwischen zwei Bergen sein und so verharren, bis auch die Sonne ihren letzten Kampf gegen die Schatten der Nacht bestreitet. Und bis dahin warte ich, und kämpfe für etwas, dass mir niemals helfen wird, als gottgleicher Beherrscher, als ewiger Vogt eines beschränkten Denkens, als Staudamm.
So schwarz wie meine Gedanken färbte sich der Himmel, ein weiterer Kampf ging zugunsten der Nacht aus. Es wird nicht die letzte Machtübergabe sein, die ich miterlebe. Ich lebe für etwas, das nichts als Ausdauer erfordert, und nichts als Knechtschaft bringt, bis ich der letzte Kämpfende bin.
Über mir flüsterte der Wind bedrohliche Botschaften, während er die dunkelsten Wolken mit brutalem Reißen über die traurige Szene eines verlorenen Damms zog. Die Wolken waren schwarz, schwarz wie die Nacht die es umgab, und schwarz wie das Wasser, das – vom Wind gestärkt – weiter seine bitterkalte Hand ohne Rücksicht gegen meine Seite klatschte. Es war ein Alptraum. Ich merkte, wie meine unfehlbare Konstruktion in einem donnernden Rhythmus schwankte. Das Tosen der Wellen hallte wie schadenfrohes Gelächter von den Berghängen, die den Kampf in der Dunkelheit stillschweigend betrachteten – so wie sie schon alle Kämpfe davor betrachtet hatten. Ich tat, was mir mein Sinn auftrug: ich kämpfte weiter, immer weiter. Die Wolken setzten in das Lachen mit knallendem Regen und noch schlimmeren Klängen eines Gewitters mit ein, und mordeten so den letzten Rest Selbstglaube.
Die Wellen – ein einziger nasser Rammbock – stießen ein weiteres Mal gegen meine Wand, die sofort ihre Perfektion einbüßte, und ein Netz aus Rissen sich wie ein lästiger Tintenklecks auf einem dünnen Briefpapier über den grauen Beton ausbreitete. Der quälende Schmerz der Resignation war schwerer als all die Wassermassen, doch genau dafür war ich geschaffen, dafür war ich da. Ich bin ein Staudamm, und ich beherrsche das Wasser. Es war keinesfalls meine letzte Nacht auf Erden; der Alptraum ging viel länger, als es beide Seiten eigentlich hätten aushalten sollen.
Waren es Tage? Waren es Wochen? – Ich wusste es nicht.
Das Wasser pochte mit unaufhörlich hämischer Flut an meine Wand, das dunkle Ende ankündigend, während die schwarzen Wolken über der Szene mit zustimmendem Donner in mein beschlossenes Urteil einfielen. Mein unzerbrechlicher Beton bröselte mit jedem Stoß der triumphierenden Wellen weiter von meiner Fassade, bis schließlich meine perfekt aufgetragene graue Farbe ganz von meiner Wand verschwand, und melancholisch in den Fluten verschwand. Meine Aufgabe – Mein Schicksal.
Wenn das Wasser aufgibt, wird unser ewiger Kampf dennoch weitergehen, sollte ich verlieren, werde ich, und alles wofür ich geschaffen wurde, nicht mehr sein. Der Kampf war von Anfang an ein Spiel, und ich war zum Verlieren verdammt: gewinne ich, bleibe ich allein mit meiner Pflicht; verliere ich, ist es mein Ende.
All die Berghänge, die den Stausee umgaben, weinten neues Wasser in den See, das Wasser, das so eisig an mir nagte. Das nasse Schwert aus Wellen und Böen schlug noch einmal auf mich ein, und plötzlich spürte ich, was mir die ganze Zeit gefehlt hatte: Freiheit.
Unter einem endgültigen Ächzen zerfiel ich in unzählige Steinklötze, umgeben von Wasser und Wind, und regnete neben meinem ärgsten Feind auf das karge Tal, das ich die ganze Zeit hätte beschützen müssen. Ich spürte keine Verankerung mehr, die mich an meinen Dienst erinnert, ich spürte keine Rivalität mehr zwischen Staudamm und Stausee – wobei beides natürlich nicht mehr existierte. Ich war kein Staudamm mehr, ich war kein Beherrscher mehr, ich war kein Gefangner mehr; ich war nur noch mehrere Betonquader, die im heulenden Wind zu Boden rasten. Aber ich war frei.
Ich spürte den sanften Druck meines Kissens in meinem Nacken, und den hellen Weckruf der Morgensonne in meinem Gesicht. Irritiert von meinen Erlebnissen öffnete ich die Augen.
Waren es Sekunden? Waren es Jahre? – Ich wusste es nicht.
Der Boden fühlte sich sanft an, Evolis Pfoten streichelten das Moos. Die Luft war erfüllt von der angenehmen Würze des Waldes, dem Geruch der Tannen und Fichten seiner Heimat. Um Evoli herum wuchsen die Bäume hoch in die Luft, ihre Stämme ragten in die Höhe, dunkel in der Nacht. An den Ästen und Zweigen wuchsen die Nadeln, leicht stachelig doch angenehm. Auch sie schienen dunkel, wie alles im schwachen, weißen Licht des Mondes. Langsam, einen Schritt nach dem anderen, bewegte sich Evoli vorwärts. Er strich mit seinem Fell manchmal an den Bäumen, ein wohltuendes Streicheln. Zufrieden schnurrte er. Er ging immer weiter, langsam wurden die Bäume weniger und schließlich hörte der Wald ganz auf. Evoli ging nun auf einer Wiese, das hohe, grüne Gras wedelte sanft im Nachtwind. Weiter vorne hörte das Gras plötzlich auf, eine Klippe erhob sich aus dem Meer. Evoli konnte das leise Rauschen des Meeres hören.
Plötzlich erschien ein weiteres Pokémon vor ihm, wie eine schwarze Kugel, nur schwach im Mondlicht auszumachen. Doch die Augen und der Mund des Pokémons leuchteten violett, und zeigten ein grässliches, böses Lächeln. Evoli erschrak und zuckte zurück. Das Pokémon lachte. „Evoli, du brauchst dich nicht zu fürchten! Ich bin Nebulak, der deinen Geist beschützt hat, seit du geboren worden bist.“ Evoli kam langsam näher, und betrachtete Nebulak näher. Eine kleine Wolke, durchsichtig wie Nebulak selbst, löste sich von ihm, wann immer er sich bewegte. „Was willst du von mir?“ „Sei nicht so böse zu mir, Evoli. Ich bin wie ein guter Onkel. Aber gut, ich habe dir diesen Traum geschickt, damit du entscheiden kannst, in was du dich entwickelst. Du bist langsam alt genug dafür!“ Evoli erschrak bei den Worten. „Aber Vater hat gesagt, ich soll noch warten mit dem Entwickeln, soll warten was mein Herz sagt!“ Nebulak fing an zu grinsen. „Aber ich bin der, der dein Herz und deinen Geist leitet. Du hast drei Arten von Pokémon zur Auswahl: Aquana, das Wasser-Pokémon. Blitza, das Elektro-Pokémon. Und Flamara, das Feuer-Pokémon. Wähle klug!“ Evoli dachte nach, während Nebulak um es herumflog und nicht aufhörte, diabolisch zu grinsen. Schließlich erhellte sich Evolis Gesicht, und er sagte: „Feuer-Pokémon können doch Flammen erzeugen, oder?“ Als Nebulak nickte, fuhr Evoli fort. „Dann will ich Flamara sein.“ Kaum hatte Evoli aufgehört zu sprechen, da erstrahlte es in grellem Licht. Sein Fell wurde langsam Rot, und er konnte spüren, wie die Hitze in ihm aufwallte, er fast verbrannte. Vor lauter Schmerz hob Evoli die Hand, aus der eine riesige Flamme herauskam. Sofort fühlte sich Evoli wieder gut, die Hitze war zwar noch da, aber war nun wohltuend und erfrischend. Evoli wusste, er war nun Flamara. „Doch ich wäre ein schlechter Geist, wenn ich nicht die Nachteile dieser Art ausließe.“ Evoli hörte Nebulak hinter sich sprechen. Da sah Evoli das Meer die Klippe heraufkommen, es erbrach sich über der Wiese. Kaum hatte es Evoli erreicht, fing dieser an zu schreien. Es war ein schrecklicher Schmerz, Evoli fühlte sich, als würde sämtliche Wärme seinen Körper verließe und er nur mehr kraftlos daliegen konnte, wie ein nasser Waschlappen. „Mach dass es aufhört!“ Evoli schrie Nebulak an. Dieses schwebte vor Evoli. „Das geht nicht, Flamara. Da müsstest du dich in eine andere Art entwickeln. Und das geht nur, weil das hier ein Traum ist. Also: Aquana oder Blitza?“ Evoli dachte nicht lange nach. „Aquana! Das ist ein Wasser-Pokémon, da kann ihm das Meer nicht wehtun!“ Wieder begann Evoli zu leuchten, das Wasser erfüllte ihn. Er fühlte sich, als würde er ertrinken im Wasser. Wieder hob er die Hand, schoss eine Fontäne ab. Sofort wurde Evoli Blau, bekam einen Fischschwanz, und der Schmerz war verschwunden. Im Gegenteil, er fühlte sich pudelwohl, hüpfte und tanzte im Wasser herum. Da schoben sich Wolken vor dem Mond, dunkel Gewitterwolken. Nebulak lachte kurz, als ein Blitz sich der Erde näherte. Es traf Evoli direkt. Wieder durchfuhr es Schmerz, dieses Mal würde er am liebsten platzen, so brannte ihm jede Zelle seines Körpers. „Ich will Blitza sein, ich will Blitza sein!“, schrie er Nebulak an. „Dein Wunsch ist mir Befehl!“ Zum dritten Mal leuchtete Evoli auf, verlor seinen Schwanz, und wurde Gelb. Der Schmerz blieb anfangs gleich, doch sobald er erlösend die Pfote hob, fühlte er sich spitzenmäßig, energiegeladen und voller Freude. Nebulak schwebte vor ihm her, und sah Evoli wieder mit seinem diabolischen Grinsen an. „Du hast es so gewollt!“ Das Meer ging zurück in sein Bett, die Wolken und der Blitz verzogen sich. Doch plötzlich begann die Erde an zu beben. Alles schüttelte und drehte sich, und Evoli schrie auf. Wo immer er hintrat, überall fühlte er, wie die Erde sich seines Körpers bemächtigte. Er spürte kurz seine Beine nicht mehr, dann schmerzten sie höllisch. Und währenddessen lachte Nebulak, machte sich lustig über das Schicksal des armen Evoli. „Mach es weg!“ rief es, ohne Kraft. Eine Träne rollte über die gelben Wangen hinab. Doch Nebulak hörte es nicht, ließ nicht ab zu lachen. Und Evoli verlor das Bewusstsein………. Er fuhr auf. Er lag in seinem Bett, und vor ihm stand Vater Folipurba, besorgt um seinen kleinen Sohn. Er war zurück in seiner Höhle. Evoli betrachtete seinen Vater eingehend, und brach schließlich das Schweigen. „Ich möchte mich nie entwickeln!“
Zarte Violinenklänge drangen an ihr Ohr. Leicht und hell wie die Stimme einer Opernsängerin riefen sie sie zurück ins Leben. Als sie die leeren Augen öffnete tanzten helle Lichter vor ihrem dünnen Körper. Sie hörte ein weit entferntes Kichern als das Glühwürmchen von ihr hinfort wich und die anderen Genossen ihm tänzelnd in die Dunkelheit folgten.
Das Mädchen rieb sich müde die Augen. Um sie herum wuchsen dicke Bäume in die Höhe, tief in den dunklen Nachhimmel hinein, der mit seinen bunten Sternen aussah wie ein Blumenmeer. Leichter Nebel waberte um ihre nackten Füße herum.
Was war dies für ein Ort? Wie kam sie denn hierher?
Sie hörte weit entfernt die Violine, die sie aus der süßen Bewusstlosigkeit hinein in diese fremde Welt gerufen hatte. Eine leichte, gehauchte Melodie die ihr Herz zum Pochen brachte.
Wie wunderschön. So unglaublich schön!
Als sie sich vorbeugte und ihre Füße auf den Boden aufsetzten schwankte das Mädchen gefährlich. Mit jeder Note die sie hörte flossen die Gedanken weiter fort. Hinweg zur kleinen Melodie, die sie mit süßen Klängen lockte.
Mit rauschenden, blonden Locken folgte das zierliche Mädchen im weißen Kleid. Und mit jedem Schritt wich der lebendige Glanz in ihren Augen der Schwärze ihrer Pupille.
Sie folgte dem Pfad gemacht aus Bäumen, die Augen starr ins Dunkle gerichtet, wo die Leuchtenden verschwunden waren. Nicht einmal das Knacken bemerkte sie mehr, nicht die roten Augen, die in den verdorrten Ästen wohnten und auch nicht die zischenden Rufe die sie zur Vorsicht ermahnten. Irgendwann verstummten ihre Warnungen. Nur noch leises Klagen konnte man vernehmen. Doch das Mädchen hörte nichts als die sanften Violinenklänge, die sie gefangen nahmen. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen torkelte sie weiter.
Zur Violine gesellte sich das Zupfen einer Harfe. Dann Celli. Mehr Violinen, alle hielten sich im Hintergrund. Leise unterstützen sie das lockende Lied der Verführerin. Tänzelnd folgte sie der Melodie auf eine Lichtung umrahmt von zarten Bäumen, allesamt mit bunten Blättern versehen die im Lichte der Leuchtenden aufglühten und den Ort in etwas magisches verwandelten. Und jäh, gerade als sie in der Mitte der kreisrunden Wiese ankam, da tauchte vor ihr eine Person auf, hochgewachsen und schlank, mit einem bunten geflickten Mantel und einem riesigen Zylinder, der Schatten auf sein Gesicht warf. Der Arm des merkwürdigen Mannes glitt mit dem Bogen in der Hand auf den Saiten seiner Violine vor und zurück, ruhig und vorsichtig. Die fragile Melodie nun ganz nah an ihrem Ohr wanderte das Mädchen mit leeren Augen und leichtem Lächeln dem Mann entgegen, der sie aus dem Schatten seiner Hutkrempe aus beobachtete und tänzelnd rückwärts ging. Das Mädchen formte den Mund zu einem stummen Ausruf des Entsetzens.
Warum blieb er denn nicht hier? Sie wollte doch nur lauschen. Lauschen und bei ihm bleiben.
Ja. Bei ihm bleiben. Für immer.
Das ist richtig so.
Die kleinen Lichter schwebten um ihren Kopf herum, ließen die blonden Locken wirken wie einen Heiligenschein. Flüsternde Kinderstimmen schlichen sich in ihren Kopf.
Bleib bei uns.
Hier ist es gut. Nur der Musik lauschen. Für immer und ewig.
Der Mann war endlich stehen geblieben. Er spielte die fragile Melodie immer weiter, ein zarter Ruf der Verführung. Die Lichter lösten sich von ihrem Platz um das Mädchen herum, formten einen hellen Kreis um sie. Auf und ab schwebten die Leuchtenden, im Takte der leichten Melodie. Das Mädchen drehte sich lächelnd im Kreis, die Arme weit von sich gestreckt. Ihre Beine zitterten unsicher, doch eine seltsame Macht ließ sie sich weiter drehen.
Bleib bei uns.
Bleib hier.
Die Lichter wurden unendlich grell, doch die trüben Augen standen weiter offen. Ihr seliges Lächeln stand weiterhin in ihrem blassen Gesicht.
Unter dem Schatten des Zylinders breitete sich ein groteskes Grinsen aus. Zähne so scharf wie Messerklingen knirschten aufeinander. Die Melodie spielte weiter, aufgeregter. Die anderen Instrumente folgten eilend.
Ein Paukenschlag riss das Mädchen aus ihrer Trance. Sie blieb torkelnd stehen, presste sich die Hände über die Augen. Das Licht schmerzte so fürchterlich! Und die Stimmen! All diese Stimmen in ihrem Kopf!
Bleib bei uns!, forderten sie immer wieder, und mit jeder Wiederholung klangen ihre Echos drängend und wütend, ja sogar aggressiv!
Aufhören!, schrie das Mädchen innerlich dagegen. Sie drückte sich ihre Hände nun auf die Ohren, doch das leichte Lied der Violine klang unaufhörlich in ihren Gedanken.
Der süße, süße Klang. So wundervoll. So lockend.
Nein!
Das Mädchen riss die Augen auf. Die trockenen Äste um sie herum knackten als sie sich ihr entgegenstreckten, die einst so bunten Blätter lagen vertrocknet auf dem Boden.
Und die Lichter waren fahlen Gestalten gewichen. Sie hielten sich an den Händen, aus den schwarzen Augenhöhlen spürte sie ihre Blicke auf sich. Die Haut klebte ihnen dicht auf den Knochen, tiefe Kratzer zeichneten sich auf ihren Körpern ab und getrocknetes Blut bedeckte die Fetzen, die sie als Kleidung trugen.
Dem Mädchen entwich ein lautloser Schrei. Panisch drehte sie sich immer wieder um ihre eigene Achse auf der Suche nach einem Ausgang. Doch wohin sie auch sah standen die vertrockneten Körper von Kindern, dreckige Haare waberten um ihre Köpfe.
Bleib bei uns!, formten sie mit den zerfetzten Lippen.
Sie blieb zitternd stehen und starrte das Unheil vor ihr an. Sie musste weg! Irgendwie! Sofort, oder-
Dünne Arme schlangen sich um ihre Taille. Die krallenartigen Finger bohrten sich in ihr Fleisch und das zerfurchte Gesicht mit den leeren Augenhöhlen presste sich unheimlich lächelnd gegen ihren Rücken.
Kreischend kämpfte sie gegen den Griff an, wand sich so stark, dass dem Ding mit einem schrecklichen Geräusch wie trockenes Laub die Arme aus dem Leib gerissen wurden. Mit starrem Blick sah sie auf die bleichen Gliedmaßen, die von ihr herunterfielen. Doch in dem Moment, in dem die nächsten Klauen nach ihr griffen, rannte sie in die dichte Schwärze vor ihr.
Ihr Atem ging schwer und heftig, doch sie konnte die trockenen, drängenden Stimmen hinter ihr noch immer hören. Panisch folgte sie dem Pfad aus Dunkelheit.
Bleib bei uns!
Nein!, kreischte sie in Gedanken dagegen an. Aus ihrem Mund drang nichts als heißer Atem.
Und plötzlich war der Weg vorbei. Vor ihr baute sich eine große Wand aus Schwärze auf. Das Mädchen hielt davor an und stemmte sich keuchend dagegen. Die Stimmen kamen immer näher, aber diese Wand bewegte sich nicht. Verzweifelt untersuchte das Mädchen jeden Quadratzentimeter, doch da war nichts! Keine Unebenheit, gar nichts!
Bleib bei uns!
Dicken Tränen der Panik und Angst glitten die roséfarbenen Wangen herunter. Nein! Nein, bitte nicht! Sie wollte nicht auch so enden! Nicht so!
Als sie auf den Boden sank und ihre Fäuste kraftlos gegen das Hindernis prallten, da spürte sie den kalten Atem ihrer Verfolger. Sie spürte das Zerren an ihrem weißen Kleid, das nun dreckig und zerfetzt an ihrem Körper herabhing. Sie versteifte sich, die Augen panisch aufgerissen, die Zähne zitternd aufeinandergepresst. Ein leichtes Wimmern entfuhr ihrer Kehle, als der sanfte Klang der Violine wieder an ihre Ohren drang.
Als die Musik aufhörte, da legte sich eine behandschuhte Hand mit unendlich langen Fingern fest um ihre Schultern. Zitternd drehte sie sich zu der kalten Präsenz herum.
Der Mann mit dem Zylinder hockte hinter ihr. Und als er den Kopf erhob, sodass die Schatten des Hutes von seinem Gesicht abließen, da sah sie es zum ersten Mal.
Verblichene Hautstücke, unordentlich zusammengenäht mit bunten Fäden, die die Fetzen unnatürlich spannten. Über das groteske Grinsen mit den Messerzähnen fuhr eine gespaltene Zunge und die goldenen Augen mit scharfer Pupille leuchteten wahnsinnig. Und als er den Mund öffnete und ihn bewegte drangen tausend Stimmen in ihren Kopf, laut und kreischend.
Du bist mein!, schrien sie dem Mädchen entgegen.
Und plötzlich gab die dunkle Wand nach. Mit einem Ruck kippte sie vorneüber, das wütende Kreischen der Stimmen und den entsetzten Gesichtausdruck des Violinenspielers vor Augen versank sie in tiefer Finsternis. Die starren Gesichter der Kinder verschwammen immer weiter und auch die Krallen, die sie ihr entgegenstreckten verschwanden.
Das Mädchen fühlte nichts mehr, wusste nur das sie fiel. Immer und immer tiefer fiel.
Mit einem lauten Schrei richtete sich das Mädchen mit den blonden Locken in ihrem Bett auf. Ihr Atem ging stoßweise und ihr Herz pochte fürchterlich. Von draußen kroch fahles Licht in ihr Zimmer, Geräusche von Karren und wütenden Rufen drangen herein. Als die Tür sich öffnete stand eine junge Frau in Schürze darin.
„Mylady? Ist alles in Ordnung?“ Das Mädchen, mit roten Augen und bleicher Haut, nickte noch etwas verwirrt.
„Ihr habt wohl schlecht geschlafen!“, lachte die Maid und ging durch das Zimmer, wo sie die Vorhänge öffnete. „Schaut heraus, Mylady. Es ist ein wirklich schöner Tag, nicht wahr?“
Mit zitternden Schritten näherte sich das Mädchen dem Fenster. Auf der Straße vor dem Haus bauten die Händler gerade ihre Stände auf.
Und inmitten dem bunten Treiben stand ein Mann mit einem Zylinder und einem geflickten Mantel. Der Bogen in seiner Hand glitt vorsichtig über die Violine, der Wind trug die fragile Melodie an ihr Ohr. Und als er geendet hatte, da hob er den Kopf und blickte sie an während seine Messerzähne ein groteskes Lächeln formten.
Als die Dunkelheit sich aufgelöst hatte, betrachtete ich meine Umgebung genauer. Es war ein weites, offenes Areal bestehend aus der Himmeldecke und einer Eisschicht, die über den ganzen Boden verteilt war. Die Oberfläche der Eisfläche war glatt und rein. Sie leuchtete in blassen Farben die einander in weichen Übergangen den Platz überließen. Es war ein Spiel, ein Spiel mit meinen Sinnen. Mal war sie zartblau und im nächsten Augenblick wich sie einem blassen Grünton. Ohne jegliche Unebenheiten lief das Farbspektakel ab und genau diese Perfektion war es, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Kann etwas derartig perfekt sein? Ist dies nicht irreal? Alles was Schön ist, entpuppt sich früher oder später als etwas sehr schlechtes. So ist es doch immer, nicht wahr?
Ich musste weiter. Ich hatte viel zu wenig Zeit um mich mit der spielerischen Schönheit der Natur einzulassen. Die Welt läuft weiter. Um mit ihr mitzuhalten, musste man mitlaufen. Wem die Puste ausging, lief Gefahr, vom Schicksal überrollt zu werden. Ich tastete mich vorsichtig über die Eisdecke. Erst einmal musste man überprüfen, ob es sicher war. Der Eisboden sah sicher aus und ich fing mit jedem, anfänglich zögerlichen Schritt sicherer zu werden. Ehe ich mich versah, lief ich schon. Trotz meines hohen Tempos, schien ich mich jedoch nicht vom Fleck bewegen zu können. Die Landschaft änderte sich nicht. Das einzige was ich erkennen konnte war nur das Eis und der Himmel. Sie schienen mich nicht gehen lassen zu wollen. Es klingt absurd, aber es schien mir so, als ob sie mich dazu zwingen wollten, einmal im Leben stillzustehen und sie zu bewundern. Das tat ich selten. Auf der Stelle stehen und seinen inneren Frieden zu finden. Für mich gab es nur das Gehetzte aus dem Alltag. Lernen. Studieren, sich weiterentwickeln. Ich hielt inne, schloss langsam meine Augen und ließ die Umgebung auf mich wirken. Es war beruhigend.
Leise schien mir etwas ins Ohr zu dringen, eine weiche, zarte Melodie. Ein helles Glöckchen klimperte vor sich hin, alleine? Nach einiger Zeit gesellte sich eine tiefere hinzu. Zusammen spielten sie eine absurde Musik, bestehen aus einer Tonleiter welche sie ab und auf gingen. Es klang himmlisch, obwohl es nur zwei Instrumente waren und die gleiche Melodie. Ich summte ein wenig mit. Eine Geige stieg ebenfalls ein und eine Tiefe Triangel folgte. Bald erfüllte ein ganzes Orchester meinen Gehörgang und dann, im nächsten Moment, verstummte alles. Die Melodie. Ich habe sie jedoch für immer in meiner Erinnerung. Sie genossen. Ich wusste sie kommt nie wieder. Für immer tot, doch auch lebendig, das ist die Kunst des Augenblicks. Memento Mori, nichts bleibt für die Ewigkeit, doch man hat zwei Möglichkeiten, entweder man genießt ihn, oder man verpasst ihn.
Ich traute mich, meine Augen zu öffnen. Langsam. Zögerlich. Das was ich sah raubte mir erneut meinen Atem, nicht etwa, weil es so schön war. Nein. Die reine helle Oberfläche des Bodens hatte Risse bekommen. Tiefe Risse, wie Narben. Der Himmel war Grau geworden und die Wolken flackerten in einem blendenden Weißton. Als erstes vermochte ich ein Donnergeräusch irgendwo aus der Weiten Ferne. Sekunden später, ein Blitz und Regen. Was war mit dem wunderschönem Eis passiert? Binnen eines Augenblicks, war all die Schönheit aus ihm gewichen, als wäre er verblutet. Ich biss mir auf die Lippe. Bitter. Doch ich habe ihn genossen. Memento Mori, nichts bleibt für die Ewigkeit. Das ist der Spruch, den uns unser Philosophielehrer in der Schule einmal beigebracht hatte. Er spukte nun in meinen Gedanken, doch wartet kurz. Ist das hier nicht alles bloß ein Traum?
Es wird Zeit, seinen Weg fortzusetzten. Meinen Weg. Wohin wird er mich wohl führen? Trotz der Tatsache dass ich in meinem Traum gefangen war, ist er erschreckend real, so als würde Jemand wollen, dass ich etwas lerne. Etwas für mein Leben.
Meine Schritte hallten durch die Leere. Ab und zu unterbrach ein lautes Donnergrollen, das traurige plätschern des Regens. Ich weiß nicht wie lange ich unterwegs war, als am Horizont etwas schwarzes auftauchte. Ich kniff meine Augen zusammen und versuchte etwas schneller zu gehen. Meine nasse Kleidung behinderte mich daran. Ein wenig. Ich hasste Regen nämlich über alles. Auch seinen Geruch. Doch dies war nur ein Traum. Dieser Regen hatte keinen Geruch. Also mochte ich ihn ein wenig. Ich beschloss es jedenfalls.
Vor mir, tat sich ein prächtiges Schloss, das in allen Farben leuchtete auf. Es bestand ebenfalls ganz aus Eis. Aus sich spiegelndem Eis. Davor, eine gewaltige Holzbrücke die neugierige Wanderer zur Erkundungstour einlud. Na komm mein Mädchen, wir haben Zeit. Genieße den Augenblick, denn er wird nie wieder kommen flüsterte sie mir zu. Zweifelnd betrat ich das Gerüst, welches Ufer und Land verband. Was wird mich erwarten?
Das Holz knarzte nicht und machte auch sonst keine Geräusche. Vorsichtig strich ich über den hölzernen Überbau. Er war ganz glatt und glänzte auch ein wenig. Meine Hand hielt inne, ich sah in einer Pfütze, die sich auf dem Geländer gebildet hatte, mein Spiegelbild und dahinter einen Azurblauen Himmel. Die Wolken waren abgezogen und die Sonne wieder da. Ich fasste mich an meinen Klamotten. Trocken. Doch es war ein Traum. Nur ein Traum. Entschlossen passierte ich die Verbindung, zwischen Eismeer und Schloss und plötzlich öffnete sich die Tür und Million, nein vielleicht sogar Milliarden Origami-Kraniche schossen heraus. Ein lauter, überraschter Schrei entfuhr meiner Kehle, doch ich konnte mich schnell wieder fangen. Mit offenem Mund beobachtete ich ihre Aufführung. Die edlen kleinen Kraniche die sich an mir vorbeigezwängt haben, drehten sich in der Luft, machten Pirouetten und vollführten waghalsige Sturzflüge. Ein kleiner, roter Kranich setzte sich auf meine Schulter. Überrascht schaute ich ihn an, er hatte wunderschöne Goldene Verzierungen. Auf seinem linken Flügel, war ein Japanischer Drache in seiner vollen Pracht zu sehen, auf der anderen ein Phönix. Ich bewunderte ihn einen Moment lang bis auch er, wie ich überrascht feststellen musste zerbröselte. Zu nichts. Schnell glitt mein Blick gen Himmel um zu sehen, ob die anderen Kraniche dasselbe Schicksal erlitten haben, doch ich konnte meine Augenlider nicht mehr heben. Sie klappten einfach zu, als ob ich schrecklich müde gewesen wäre.
Man lebt nur einmal. Das habe ich gelernt…
und dann, wurde alles wieder Schwarz.
„Hallo!“ begrüßte mich die computergenerierte Stimme mit ihrem blechernen Humor. Natürlich war ich da, sie musste nicht Hallo sagen, damit ich bemerkte, dass sie auch da war. Wie die Ironie so will, wusste ich sogar mehr als das blecherne Ding da vor mir stand. Dies war schließlich mein Roboter, ich hatte die Blechbüchse konstruiert und zum Leben erweckt. Entgegen dem dummen Stück Metall, wusste ich natürlich wo wir uns befanden. „Dies ist ein Traum, Phase Delta 3 einleiten!“ erklärte ich mit dem typischen missbilligtem Tonfall. Ich wusste natürlich, dass dies ein Traum war, es war meine Kunst Träume zu manipulieren. Es gibt eben Menschen, die klar träumen. Heißt in meinem Fall so viel wie: Mein eigenes Reich zusammen zustellen. Ich hatte keine Mittel, noch Wege, noch Forschungsgelder. Eigentlich hatte ich gar nichts außer meine wirren Pläne und Fantasien, aber in solchen Träumen wurden sie eben war. Hier konnte ich mein Reich ganz nach meinem Belieben umstellen. Die Robotergarde an der Tür war nur eins meiner vielen Wege in mein geliebtes Traumland zu kommen. Ich hatte mir eine riesige Stadt gebaut, aus Stein und Gold sozusagen. Ich war ihr Herrscher, weshalb mich Passanten beim vorbei gehen mit eure Majestät ansprechen. Dem echten Leben, gehörte mein Geist schon lange nicht mehr, er war hier gefestigt. Ich kannte jede Figur die ich hier erfunden hatte, Jahre über Jahre baute sich die Stadt weiter und weiter aus. Mehr Ideen und noch mehr Menschen. Ich erfand sie alle, selbst die kleinsten Charakterzüge. Ich wollte immer schon Autor werden, deshalb ging mir das so leicht von der Hand. Wie mit einer Feder entstanden neue Parks und Sehenswürdigkeiten. Ich verfügte manchmal das bestimmte Feste gefeiert wurden und sie wurden gefeiert. Mit der Hand wedelte ich und ein Sturm zog auf. Ich liebte diese Macht die ich so innig hatte. Kein Tag verging indem ich nicht lieber geschlafen hätte als wach zu sein. Klarträumen ist wie wach sein, nur eben in meiner kleinen Stadt die ich so sehr liebte. Ich spielte öfters mit den Gedanken sie zu zerstören und neu aufzubauen, doch mir wurde bewusst, dass mich so viel Gebunden hatte. Natürlich hätte ich jede frau haben können und alles Geld der Welt. Aber manchmal blieb ich unentdeckt als Bettler und mischte mich unter mein Volk. Tja, war angenehm so. Wie hätte ich es anders beschreiben können? Es wurde aus den Nächten, Reisen und Abenteuer. Ich erlebte meinen eignen Epos und ging glücklich wieder zurück ins Cafe in meinem Städtchen. Alles schien so perfekt für mich zu laufen. Ich heiratete eine wunderschöne Frau wurde Vater und ich brachte alles was wollte zu Stande. Was als kleines Experiment gedacht war, wurde zu meiner Geschichte, besser gesagt meinem Leben.
Nachdem ich euch nun mein Leben beschreiben habe, wie schöner es nicht sein sollte, erzähle ich euch auch von dem Ende. Man sagte mir ich hätte Krebs. Eine recht eindeutige Diagnose, die mich jedoch nicht am Schlaf hinderte. Zuerst dachte ich mir, es wird alles gut, ich hab ja meine Träume. Irgendwann hab ich dann doch gemerkt es endet doch etwas früher mit mir. Meine Träume waren nicht mehr dasselbe. Ich begann wieder normal zu leben versuchte mich wieder einzubürgern in das gesellschaftliche Leben, wurde ein recht fröhlicher Mensch. Die Zeit verging und ich hörte auf zu Träumen, mein Leben stand am Ende des Abgrundes. Man könnte sagen ich holte tief Luft und sprang.
„Puh, was war das bitte?!“ schallte meine Stimme durch das dunkle Zimmer. Ich strich mir durchs Haar: „ Mir schien das mehr Warnung als Traum“, flüsterte ich in der Dunkelheit vor mich hin.
Ich stehe an der Klippe hinter der Pantimimi – Gilde und lausche dem Rauschen des Meeres. Es ist ruhiger als sonst. In der vollkommenen Dunkelheit kann ich nur erahnen, wie weit ich gehen kann, ohne ins Meer zu stürzen.
„Lucario!“, höre ich eine Stimme von weit her meinen Namen rufen. Ich sehe mich um, aber natürlich kann ich die Ruferin nicht erkennen. Dafür sehe ich die hell erleuchtete Gilde, die erstaunlich weit von der Klippe entfernt in den Nachthimmel aufragt. Normalerweise würde die Gilde direkt mit dem Felsen abschließen, aber irgendwie ist sie weiter davon entfernt als je zuvor.
Ich drehe mich wieder zum Meer um und sehe zum Horizont. Irgendwie weiß ich, dass dort, wo gleich die Sonne aufgehen wird, ein Pokémon vorbeifliegt: Iksbat, der Postbote der Unlichtstadt. Das ist kein gutes Zeichen.
Die rot brennenden Fackeln der Pantimimi – Gilde flackern blau auf und erlöschen dann völlig. Nebulak kreisen mich ein, heben mich in die Luft und tragen mich von meinem Lieblingsplatz hinter der Gilde weg.
„Lucario!“
Wieder diese Stimme. Ich kenne sie, aber ich weiß nicht, zu welchem Pokémon sie gehört. Allerdings weiß ich sehr gut, dass es gefährlich ist, sich von Nebulak verschleppen zu lassen. Sie sind die Handlanger von Darkrai, dem gefährlichsten Pokémon der Unlichtstadt. Verzweifelt schlage ich um mich. Ich muss es schaffen, frei zu kommen! Ich muss einfach! Und obwohl ich die Nebulak nicht treffe, sind sie plötzlich verschwunden und ich spüre festen Boden unter den Füßen. Über mir ragt ein Gebäude auf, das ich nicht kenne. Es ist ein riesiger, verfallener Turm, der sich der aufgehenden Morgensonne entgegenstreckt.
„Lucario!“
Die Stimme ist lauter geworden, aber ich kann ihre Besitzerin immer noch nicht ausfindig machen. Vielleicht ist sie an der Spitze des Turms? Entschlossen trete ich durch ein gewaltiges Tor, das mir trotz seiner unheimlichen Größe erst jetzt auffällt. Im Innern des Bauwerks befindet sich nichts außer einer endlos lang scheinenden, von Lichtel gesäumten Wendeltreppe. Ich hebe den Kopf, um ihr Ende festzustellen, aber ich kann die Turmspitze nicht erkennen. Der Turm ist zu hoch. Ein plötzlicher Schwindelanfall erinnert mich daran, dass ich eigentlich riesige Höhenangst habe. Panisch senke ich den Blick und versuche, mich zu beruhigen. Es muss einen anderen Weg geben, die Besitzerin der Stimme zu finden. Ich kann dort nicht hinauf. Ich habe zu viel Angst!
„Lucario!“
Da ist sie wieder! Diesmal kommt sie eindeutig von oben. Tief durchatmen! Ich muss mich zusammenreißen und die Spitze des Turms erreichen!
Noch während ich diesen Gedanken fasse, spüre ich, wie mir der Wind um die Ohren pfeift. Ich öffne meine fest geschlossenen Augen und sehe, dass ich mich bereits an der Spitze des Turms befinde. Wie bin ich hier her gekommen? Der Weg über die Treppe kann es nicht gewesen sein, denn dazu hätte ich wesentlich länger als einen Augenblick gebraucht. Misstrauisch werfe ich einen Blick über den Rand der Plattform, auf der ich mich befinde und die kaum stark genug scheint, ein Pokémon wie Palkia, das neben mir steht, zu tragen. Ich sehe in die Tiefe und betrachte die Wolken, die den Fuß des Turms verbergen. Von meiner Höhenangst spüre ich nichts mehr. Habe ich sie mir nur eingebildet?
Palkia sagt etwas zu mir, aber der Wind ist so laut, dass ich es nicht verstehen kann. Plötzlich löst sich das Trugbild auf und vor mir steht Darkrai. Es öffnet den Mund, so als wolle es etwas sagen, und ruft mit der Stimme von vorhin, mit der Stimme meiner Teampartnerin meinen Namen. „Lucario!“
Mein Kopf dröhnt von der Lautstärke dieses Rufes. Eilig drehe ich mich um und renne durch eine Schlucht davon. Hinter mir läuft eine Horde wütender Pokémon, an ihrer Spitze Guardevoir, meine Begleiterin, und Palkia. Die ganze Horde brüllt meinen Namen und verfolgt mich, bis ich mich vor Erschöpfung kaum mehr auf den Beinen halten kann. Taumelnd biege ich in eine andere Schlucht ab, eine Schlucht, in der die Felsen nicht mehr schiefergrau, sondern rot wie Sandstein sind. Ich laufe und laufe und laufe und stehe dann mit einem Mal vor einer Wand. Eine Sackgasse. Hektisch werfe ich einen Blick über die Schulter. Die Pokémon kommen näher, es bleibt keine Zeit mehr, um umzudrehen. Weiter kann ich auch nicht. Ich könnte nicht einmal die Felsen hochklettern, denn die sind viel zu glatt. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Ich kann hier nicht weg. Ich sitze in der Falle. Dabei weiß ich nicht einmal, was ich überhaupt getan habe. Warum werde ich verfolgt? Warum?
Die anderen Pokémon haben mich eingeholt. Palkia baut sich drohend vor mir auf. Ich spüre den rauen Felsen im Rücken. Warum nur? Ich habe doch nichts getan! Noch einmal vernehme ich das ohrenbetäubende Gebrüll von Palkia, ehe es mit seinen riesigen Pranken ausholt, um mir den Garaus zu machen. Ich schließe die Augen. Das war´s jetzt. Es ist aus mit mir. Sayonara*, schöne Welt.
„LUCARIO!!!“
Schweißgebadet fahre ich aus meinem Traum hoch. Guardevoir steht neben mir und rüttelt an meiner Schulter, bis sie merkt, dass ich endlich wach bin. „Ich hab die ganze Zeit nach dir gerufen, aber du bist einfach nicht aufgewacht“, sagt sie. „Die Sonne geht gleich auf. Wir müssen weiter, wenn wir pünktlich sein wollen!“ Unbehaglich sehe ich zu dem Turm auf, an dessen Fuß wir gelagert haben; bedrohlich ragt er in den heller werdenden Himmel.
Es ist der Turm aus meinem Traum.
*jap. „Auf Wiedersehen!“
<<Oh man gleich krieg ich nichts mehr mit der Lehrer plaudert und ich bin am eindösen,ich hab eine Idee.Leise nahm ich einen meiner Pokebälle und flüsterte so leise das es mein Mathelehrer nicht mitbekam <<Somniam los gehts aber ganz leise,ich will das du Hypnose auf mich einsetzst.<<Plötzlich ging ich durch ein Rosa Portal,ich atmete die Luft ein.Die Luft schmeckte nach Kirsche.Plötzlich tauchte ein Hypno auf .Aber seine Augen glühten rot.Plötzlich wurde ich gegen einen Baum geschleudert,das war eindeutig Psychokinese.Zum Glück hatte ich am Gürtel einen Pokéball.Ich staunte nicht schlecht,indem Pokeball war ein Lucario.Normalerweise habe ich kein Lucario und ich habe garantiert noch nie ein pinkes Lucario gesehen.Aber ich ging zu Lucario und fragte:<<Kannst du feststellen warum die Psycho-Pokemon so wütend sind?Ich erschrak weil Lucario redet;<<Bitte rette die Traumwelt,früher waren Cresselia,Selfe,Tobutz und Vesprit die Hüter der Traumwelt.Vor vielen Jahren vertrieb das Finsternachtpokemon Darkrai schon einmal Cresselia und die anderen Hüter der Traumwelt und es hat sich wiederholt.Bitte ich und die 5 anderen Begleiten dich in das innere der Traumwelt.<<Das verwirrte mich und ich fragte<<Welche 5 Anderen?<<Lucario lachte<<Die Drei Wetterpokemon und Keldeo der Ritter der Redlichkeit und Genesect.Also Boreos,Voltolos,Demeteros,Keldeo,Genesect 5 legendäre Traumpokemon.<<Ich ließ alle Pokemon auf einmal frei und ein Stimmgewirr empfing mich <<Retttttttttttttttteeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee die Traumwelt.<<Da hätte ich doch lieber Mathe gemacht,dachte ich.<<Also lief ich mit den Pokemon ins innere wobei es gruselig wat das Kami-Trio neber mir zu haben.Im Waldinneren griffen 20 Natus an daraufhin << Boreos,Voltolos und Demeteos setzt Hyperstrahl ein.<<Dann bemerkte ich das Keldeo zitterte,Es wiehrte <<Darkrai hat Trikephalo losgeschickt.Aber es ist dein Traum du kannst Darkrai herbei rufen,wir müssen nur alle Sondersensor einsetzen.<<Plötzlich wurde alles kalt und grau und Darkrai erschiehn alle griffen es an mit Hyperstrahl aber Keldeo setzt sein Schwert der Gerechtigkeit ein und befördert Darkrai ins jenseits.Dann erschien Cresselia<<Danke das du mich gerettet hast ich habe Somniam gebeten dich zu beeinflussen da du uns schon als kleines Kind geholfen hast in deinen Träumen.Ich schicke dich nun zurück allerdings kannst du uns jederzeit besuchen.<<Tschüss alle miteinander und mein Wecker in dem Fall die Schulklingel läutete.
Nur leise, förmlich kaum hörbar, war das entfernte Rauschen des Flusses zu vernehmen. Umso leiser jedoch war der Wind, heute in Maske und wenig bis gar nicht zu spüren. Auch die Sonne hatte bereits die Bühne verlassen und war bereits hinter selbige gegangen. Es war der Mond, welcher die Nacht erhellte, obgleich auch nur ein wenig. Es war nicht einmal genug, um einige Meter weit zu sehen, doch spendete er dennoch genügend Licht, welches durch die riesigen Fenster des Raumes fiel, in dem er wartete.
Raum als Bezeichnung war jedoch um einiges zu wenig. Gar Festhalle ließ sich sagen. Dort, wo ich mich zweifellos gerade befand, hätte ein Ball oder eben eine Feier riesigen Ausmaßes stattfinden können, wie nur der König sie zu veranstalten pflegte. Auch hier war es dunkel, doch erkannte ich doch einige wenige Schritte vor mir die Umrisse des Flügels, welchen ich spielen würde. Ich würde spielen und spielen … Und nie aufhören.
Vielleicht war es ein Fluch, vielleicht aber auch bloße Einbildung. Fakt war jedoch, dass ich diesen Raum nicht eher verlassen würde, bis sie erscheinen würde. Und so stand ich dort. Minuten … Stunden … Ich achtete nicht mehr auf die Zeit, meine Augen waren starr auf die großen Flügel am anderen Ende der Halle fixiert, wobei ich doch nicht mal ihre Umrisse wirklich erkennen konnte. So waren es also nicht meine Augen, welche ich verwendete, sondern die Ohren. Ich hoffte lediglich darauf, das schwere Knarren der Türe zu hören, wenn diese aufflog. Ich hoffte, die leisen, anmutigen Schritte ihrerseits zu vernehmen. Und erst dann wollte ich mich auf meine Augen verlassen können … Wenn sie an diesem Flügel stehen sollte.
Weiß war ihr Kleid, weiß ihr Schleier. Und ebenso weiß ihre Haut. Leicht schimmerten ihre tiefblauen Augen unter zweiterem hervor, während sie näher kam. Sie hatte die Nähe des Flügels bereits verlassen und stand nun nur einen oder zwei Schritte von mir entfernt. Vorsichtig schloss und öffnete ich meine Augen, bis ich realisierte, dass all dies gar keine Einbildung gewesen war – sie war wirklich gekommen!
»Harmona «, brachte ich knapp hervor. Aus meiner Stimme ließ sich nicht auch nur im Entferntesten eine Gefühlslage heraushören, wobei sie mich argwöhnisch zu mustern schien.
Ohne weitere Anzeichen auf ein Gespräch, oder zumindest etwas ähnliches, zu machen, setzte ich mich auf den Hocker zu meinen Füßen und legte meine Hände sachte auf die weiß schimmernden Tasten, welche von ihren schwarzen Artgenossen vervollständigt wurden. Es waren nicht mein Bewusstsein, dass mich dazu brachte, nun zu spielen. Es passierte einfach. Meine Hände glitten praktisch von allein über die Tasten des Flügels und ehe ich mich versah, fand ich mich inmitten dieses Stückes wieder, welches ich schon so lange für sie geprobt hatte – doch nie hatte ich es geschafft, es vollends zu spielen.
Sie hingegen würdigte mich keines Blickes, sah mich nicht einmal aus dem Augenwinkel an. Und so spielte ich weiter, und weiter. Wieder verstrichen Minuten oder sogar Stunden und so war es letzten Endes ihre Hand, welche sich sanft auf die meine legte. Sie hatte sich vorgebeugt und mich somit abrupt vom Spielen abgehalten. Kurz vor der Stelle der Sonate, welche ich bisher noch nie sauber gemeistert hatte.
»Es ist mir nicht von Bedeutung, wie du spielst. «
Sie ergriff auch meine zweite Hand und harkte ihre Finger in die meinen. Daraufhin richtete sie sich langsam wieder auf, sodass ich gezwungen war, selbiges zu tun. Sie ließ meine Hände nun los und legte ihre Arme quälend langsam um meinen Hals, sodass sich ihre Finger hinter diesem wieder trafen. Unbewusst – aus reiner Intuition mochte man auch sagen – legte ich meine Hände an ihre Hüften und schon begann sie mit mir zu tanzen. Ich selbst war es nicht der tanzte, ich folgte lediglich ihren Bewegungen. Sie jedoch schien gar leidenschaftlich eine Abfolge von Schritten immer wieder zu wiederholen, bis auch ich verstanden hatte, was sie tanzte. Sie tanzte, was ich spielte. Ich hatte gespielt, was sie nun tanzte. Und so fügten sich beide Teile zusammen.
Sie kam mir mit ihrem Kopf näher und näher. Ich nahm meine linke Hand von ihrer Hüfte und legte vorsichtig ihren Schleier beiseite. Ich hatte meine Hand noch nicht einmal wieder an ihre Hüfte gelegt, da hatten ihre Lippen die meinen bereits in Besitz genommen. Ich fühlte es, wie ihre ganze Liebe in mich überging, und so erwiderte ich ihre Geste. Für einen Moment lang wollte ich nicht loslassen. Das erfüllte Gefühl, das wohlige Kribbeln im Bauch … ich wollte all das für immer behalten. Doch sie war es die losließ. Oder?
Nein, sie ließ nicht los. Es war etwas anderes, was mich in diesem Moment fallen ließ. Alles verschwamm vor meinen Augen und das letzte was ich sah, bevor ich endgültig schwarz sah, waren ihre tiefblauen Augen. Sie wirkte traurig, als wollte sie nicht, dass ich gehe. Und ich wollte nicht gehen. Ich liebte sie doch …
Doch ich konnte es nicht ändern. Es war immer so. Jedes Mal …
Meine Beine, instinktiv gelöst aus dem Schneidersitz, verschwanden unter der Bettdecke. Das Mondlicht schien in mein sonst nur vom Licht des Laptops erleuchtetes Schlafzimmer; der runde, schwarze Wecker zeigte mir, dass bereits der nächste Tag angebrochen war. Während sich meine Linke langsam vom Bildschirm trennte, nachdem ich mit ihr zuletzt auf seinem Profilbild über seine hellhäutige Wange gestreichelt hatte, lag meine Rechte der Tastatur auf, um im richtigen Moment doch noch die drei magischen Worte zu tippen. Sein Antlitz verschwamm vor meinen Augen, als sich mein Kopf zur Seite neigte und auf das gemütliche Kopfkissen fiel. Ein letzter Blick auf den leuchtenden Stream verriet mir, dass er im Begriff war, zu schreiben. Der kleine Stift wanderte neben seinem wohlklingenden Vornamen über die nächste Zeile, doch ich bemerkte dabei nicht, wie meine Augen meiner Müdigkeit unterlagen …
Der Wind streifte durch mein dunkelblondes Haar. Das Gras kitzelte meine nackten Füße, die trotz der kalten Luft keine Gänsehaut verspürten. Mir war warm, nein, „heiß“ wollte ich fast vermuten, als ich ihn mit dem Rücken zu mir gewandt wahrnehmen konnte. Vor ihm lag ein tiefer Abgrund, der mir einen Schauer über den Rücken jagte. Meiner Sorge um ihn war nicht mehr Stand zu halten. Ich rannte in seine Richtung, erblickte die Lichter der Stadt, welche wie die Sterne am Nachthimmel uns ein glänzendes Meer bereiteten. Der Nachthimmel war bedeckt von hellblauen Wolken, auf denen ein „S“ abgebildet war. Das Rauschen eines Flusses war zu hören, der sich seinen Weg bis in den Horizont bahnte. All dies lag am Fuße des winzigen Berges, auf wessen Plateau wir uns befinden mussten. Er wendete seinen Körper in einer in Zeitlupe verlaufenden Bewegung nach hinten, erblickte mich, öffnete seinen Mund und seine weißen Hasenzähnchen strahlten mich an. Ich schaute in seine grüngrauen Augen, die mir bisher immer, wenn auch die schmerzhafteste, Wahrheit vermittelten. Nachdem seine Hände die Kapuze seines Pullovers über den süßen, kleinen Kopf legten, drehte er sich wieder um. Ohne ein einziges Wort.
Er setze einen Schritt nach vorn, beugte seinen Oberkörper über den Abgrund. Nachdem er seine Arme ausbreitete, kam ein Schrei über meine Lippen:
„Das Leben geht weiter!“
Auf magische Weise erhob sich mein Körper. Meine Füße lösten sich vom Grasland und ich flog auf ihn zu, die Arme nach ihm ausgestreckt. Eine Träne lief über meine Wange, streifte von ihr als glitzernder Kristall ab und in diesem Moment hatte ich schon mit meiner Rechten seine Hand ergriffen, doch war es zu spät. Wir fielen, zunächst wie Steine im Wasser untergehen, doch spürte ich seine Nähe. Meine Hand umfasste fest seine Selbige. Unsere Blicke trafen sich erneut, doch waren sie leer. Wie konnte man ihn so verletzten? In mir wachte ein unglaublicher Zorn auf diese Person, und doch konnte ich sie nicht hassen, denn er liebte diese; immer noch. Seine Kapuze entblößte sein mittellanges Haar, welches durch den Gegenwind noch nicht einmal wie sonst seine zarte Stirn zu bedecken mochte. Ich zögerte kurz, bevor sich meine Lippen seinen näherten. Der Boden war bald erreicht. Er flüsterte meinen Namen, sein Blick richtete sich entschlossen dem Lauf des Flusses nach:
„Lass uns fliegen.“
Plötzlich ragten kirschrote Flügel aus unseren Rücken hervor. Sie falteten sich auf, mit einem Schlag dieser entkamen wir dem Fall in den Tod und begannen den Flug nach Nirgendwo. Wohin sollte es gehen? Der Weg war mir gleichgültig, solange ich ihn mit diesem Jungen auf mich nehmen konnte. Unsere Arme verschränkten sich, die Körper dicht aneinander gedrückt und dem automatischen Flügelschlag lauschend, welcher uns das Gefühl gab, den Himmel beherrschen zu können, flogen wir vom Berg hinweg. Die Welt unter uns schien winzig, die Menschen auf den Straßen kaum zu erkennen. Die Türen der Häuser waren verschlossen, Stille lag unter uns begraben, als die drei Worte fast meine Lippen verlassen wollten. Nein, ich hatte es ihm schon oft gesagt, doch nie entgegnete er mir das, was ich hören wollte. Mein Mund war starr wie Eis, der kurze Satz in Gefangenschaft gehalten. Ein bitteres Gefühl.
Plötzlich entdeckte er zwei junge Menschen unter uns. Sie saßen auf einer hölzernen Parkbank, kuschelten im Schein einer Laterne. Auf einmal ergriff ihn die Trauer, Tränen flossen wie der Regen, welcher uns benetzte und das Fliegen erschwerte, über sein Gesicht, fusionierten mit den Tropfen. Schließlich fielen sie zu Boden. Ich spürte, wie sich seine Finger langsam von meinem Griff zu befreien versuchten, bis er seine Hand wegriss. Sein Weg führte weit nach oben in den Himmel, während ich den Halt suchte, denn meine Flügel zerplatzten so schnell wie Seifenblasen es nur konnten. Unter mir öffnete sich ein schwarzes, schirr unendliches Loch im Fluss, deren Wellen nicht mehr schlugen. Das Gewässer stand still, genauso wie die Zeit, aber nur für einen Moment.
Schon wachte ich auf. Er war offline.
"Ich empfinde immer noch für diese andere Person. Ich muss dich enttäuschen. "
[/tabmenu]