Verfolgt ihr die Vorwahlen?
Jein, ich schaue mir die Debatten immer an, aber das ist ja nicht unbedingt das Gelbe vom Ei und eigentlich sollte man mehr als das tun, wenn man sich richtig informieren will. Aber irgendwie komme ich kaum zu mehr (außer hier und da mal etwas zu lesen). Deutsche Medien verfolge ich in dem Sinne gar nicht, habe also absolut keine Ahnung, was man hier als Ottonormalverbraucher so weiß. Lustigerweise motiviert mich meist YouTube mehr zu recherchieren, weil ich hier oder da etwas in den Kommentaren lese oder ein Video sehe und dann neugierig werde, was genau Sache ist. Dann lese ich aber eher englische Medien (allen voran New York Times) oder schaue eben Ausschnitte aus den amerikanischen Nachrichten an.
Als wie wichtig seht ihr die amerikanischen Wahlen an?
Doch sehr wichtig, weil die Politik dort viel Einfluss darauf nimmt, was bei uns so passiert. Ein mehr aggressiver Präsident kann zur Folge haben, dass mehr Kämpfe und Angriffe in unserer Nähe stattfinden. Bush hat ja auch viele zum Zugzwang bewegt, als er meinte, dass jeder, der "im Kampf gegen den Terror" nicht hilft, den Terror in Wahrheit unterstützt. Ich finde ja, dass man sogar die kleinen Länder nicht wirklich ignorieren kann, weil globale Politik manchmal so instabil wirkt. Da hat die USA neben Russland für mich viel Einfluss auf die politische und wirtschaftliche Lage in Europa.
Wer ist euer Favorit unter den Kandidaten?
Also bei den Republikanern mache ich ja bei den meisten erst mal fünf Schritte rückwärts, weil die mir teilweise etwas Angst machen mit manchen Ansichten. Dementsprechend findet sich mein Favorit bei den Demokraten und die haben ja wirklich nicht viel Auswahl zu bieten. Dennoch fühle ich mich recht wohl damit Sanders als Favorit zu nehmen. Clinton kommt für mich nicht wirklich in Frage, weil ich aus der Frau absolut nicht schlau werde. Und O'Malley wirkte irgendwie sehr unsicher (und ist mittlerweile wohl eh vergessen). Da ich, wie erwähnt, fast nur die Debatten verfolge, ziehe ich die meisten Schlüsse daraus. Und da ist mir Sanders einfach als recht bodenständig, realistisch und global informiert aufgefallen. Man kann seinen Argumenten folgen, seine Vorschläge sind meist recht nah an die Realität gekoppelt oder haben zumindest Vorbilder, die zeigen, dass es so der so funktioniert, und er verhaspelt sich nicht in seiner eigenen Selbstdarstellung (wie Clinton das zu gerne tut ...).
Welchen Kandidat könnt ihr gar nicht leiden?
Ich habe durch die Debatten eine persönliche Antipathie gegenüber Clinton entwickelt. Ich habe immer das Gefühl, dass sie so zwanghaft versucht die populärste Antwort zu geben, dass mich das abschreckt. Außerdem nervt es mich jedesmal, wenn sie irgendwie ihr Geschlecht argumentativ da einbaut, wo es nichts verloren hat. Ansonsten schlängelt sie sich einfach durch die Debatten und hinterlässt nur einen schwammigen Eindruck. Ich habe keine Ahnung, hinter was sie tatsächlich steht und was man morgen von ihr erwarten kann.
Und dann ist da natürlich der liebe Trump, vor dem ich nur in einem einzigen Punkt Respekt habe: Er steht offen zu dem, was er ist. Das war's aber auch schon, weil was er ist, ist furchtbar. Er ist für mich der männliche Klischee-Republikaner, der irgendwie reich ist, sich für Gott hält und gerne auf andere, die nicht nach den gleichen Prinzipien leben, herabschaut. Er ist sicher nicht blöd und weiß schon ein Unternehmen zu führen, aber für die sozialen Belange des Staates wäre er ein Albtraum, imo. Er ist mir einfach etwas zu arg auf einem Ego-Trip und dementsprechend nicht hilfreich bei den aktuellen politischen Problemen unseres Planeten.
Wer glaubt ihr wird die Kandidatur der beiden großen Parteien gewinnen?
Naja, laut aktuellen Umfragewerten ist Clinton vor Sanders, aber ich drücke dem Herren halt beide Daumen. Bei den Republikanern versuche ich ja völlig zu leugnen, dass Trump existiert, weil ich nicht verstehe, wie man den überhaupt wählen kann. Cruz und Carson mag ich beide nicht sonderlich, wobei Carson wie das kleinere Übel hier wirkt. Rubio wäre mir da wohl am liebsten, aber klar, sieht man halt Trump grad vorne. Problem bei den Republikanern für mich ist, dass eigentlich keiner bei den sozialen Fragen weit genug von der konservativen Linie abweicht. Das schreckt mich halt sehr ab, weil imo Amerika noch immer viel zu viele Probleme in dem Bereich hat und man keinen Präsidenten braucht, der diese verstärkt oder ignoriert.