Deswegen ist Clinton für mich auch salonfähiger, weil sie in der Hinsicht nicht vorhat in riesigen Schritten vorzupreschen, egal wie viel Gegenwind kommt - und natürlich ist sie unehrlich.
Das Problem ist, dass Clinton alles in allem überhaupt keine Ziele hat, etwas zu verändern. Sie hat nach langem Drängen von Sanders einen ziemlich halbherzigen Klimaplan aufgestellt, scheint aber kein großes Verlangen zu haben, da wirklich etwas zu tun. Beim Thema Einwanderer, ändert sich ihre Meinung gefühl wöchentlich. Sie hat noch immer keinen großen Plan vorgelegt, was sie gegen Polizeigewalt machen möchte. Und auch was die Thematiken "ISIS bekämpfen", kommt sie nicht über "Wir müssen da Härte walten lassen" hinaus - zumal ich es hier bedenklich finde, dass sie sich nicht mal mit sich selbst einig werden kann, ob man das nun mit Russland zusammen macht oder eben nicht.
Sanders ist in allem ein netter Opi, von dem ich glaub, dass er verzweifelt an seinen Idealen festhalten und sich die ganze Zeit über beschäftigen wird sie durchzubringen - und am Ende nicht besonders viel erreichen wird, weil er imo nicht sonderlich bereit sein wird einen großen Schritt auf politische Gegner zu machen.
Eben das ist eben gerade bei Sanders nicht der Fall. Er ist eher Bereit seinen politischen Gegnern zugeständnisse zu machen, was auch der Grund ist, warum er es in deiner Zeit im Congress geschafft hat, so viele Ammendments und Legilation Acts durchzubekommen. Er ist einer der wenigen Politiker, die mit dem politischen Gegner auf politischer Ebene diskutieren und versuchen zu verstehen, was diesen dazu bewegt, seine jeweilige Position zu beziehen und wie man eventuell gemeinsame Ziele erreichen könnte. Das ist auch einer der Gründe, warum bei allem "wettern" gegen "diesen Sozialisten" viele (wenngleich nicht alle) republikanische Politiker vom Congress und Senat ihn dennoch respektieren.
Außerdem ja, es ist wichtig wie Themen wie Krankenkasse, Homoehe, Bildung, Infrastruktur etc weiterzubringen, aber gerade von Amerika ist mir wichtig wie außenpolitisch gehandelt wird, da ich nunmal weder ein Kranker noch ein Homosexueller in Amerika bin, dort auch keine Bildung genießen will oder Infrastruktur benötige und da wirkt Sanders irgendwie lasch. Bzw. scheinen es nicht in seine Hauptthemen zu gehören?
Nun ja, in den US-Vorwahlen wird mehr über innenpolitische Themen gesprochen, als außenpolitische, was allerdings nicht heißt, dass er keine außenpolitische Meinung hat. Sein herangehen ist nur anders, da er den direkten militärischen Konflikt nicht als Lösung sieht und außerdem der Meinung ist, dass diese ganze "USA als Weltpolizei" Sache aufhören muss. Viel eher möchte er zum Beispiel im arabischen Raum die anderen arabischen Länder im Kampf gegen den IS unterstützen, da es dort einige Länder mit durchaus respektablen Heer gibt, die gegen den IS vorgehen könnten, aber es soweit nicht tun, und ist dafür, im Gegenzug diese Länder zu unterstützen was ihre eigenen Sachen angeht (bsp. auch hier Infrastruktur), damit der arabische Raum stabilisiert werden kann. Außerdem möchte er zumindest versuchen, Assad diplomatisch zu überzeugen, anstelle von einer militärischen Intervention, da er befürchtet, dass diese ähnlich enden könnte, wie im Irak.
Sanders ist zudem einer der einflussreichsten Politiker gewesen, was den Iran-Deal angeht. Er hat diesen gefördert, beworben und mit voran getrieben und ist auch weiterhin der Meinung, dass eben ein diplomatisches Vorgehen im arabischen Raum besser ist, als Sanktionen.
Er möchte außerdem im Zusammenhang mit der NATO vermeiden, Russland durch eine Ost-Erweiterung zu provozieren, ist allerdings dafür, Sanktionen gegen Russland aufrecht zu erhalten. Er hat auch gesagt, dass wenn Russland versuchen würde, die Ukraine militärisch zu übernehmen, er selbst militärische Handlungen gegen Russland nicht ausschließen würde, zumindest um Europa zu unterstützen.
Er ist zudem auch gegen die Troika in Griechenland und ist viel eher der Meinung, dass man Griechenland nicht nur finanzielle Hilfen geben soll, sondern es auch Fördern sollte, dass eben neue Firmen in Griechenland entstehen und man die Griechen dahingehend auch durch Know-How unterstützen sollte.
Außerdem hat er ein ziemlich weites Programm was den Mittel- und Südamerikanischen Raum angeht.
Entweder Sanders oder Trump? Wie passt das zusammen?
Das ist relativ einfach. Sanders und Trump sind beide gegen das politische Etablishment in den USA. Sie stechen außerdem dadurch hervor, dass sie Gesetzesentwürfe propagieren, die Bestechung im politischen Raum eindämmen sollen (zum Beispiel sind sie beide gegen Super PACs) und selbst eben ihre Kampagnen nicht durch Super PACs und Zahlungen von Firmen bezahlen, da Trump seine Kampagne aus eigener Tasche bezahlt und Sanders Mini-Spenden annimmt. Außerdem sind beide bei Wählern beliebt, denen Ehrlichkeit der Politiker wichtig sind, weshalb auch da diejenigen, die Trump mögen, weil er ehrlich ist, eben sagen, dass sie eher Sanders noch wählen, weil der auch ehrlich ist, als Cruz oder gar Bush. Aber effektiv geht es den Leuten halt darum, gegen das politische Etablishment vorzugehen und das wollen beide, und das ist vielen Wählern wichtiger, als der Rest des Programms. Daher sieht sich der Trump-Wähler eher bereit, Sanders Sozialismus in Kauf zu nehmen, wenn es dafür heißt, dass Etablishment abzuschaffen, während sich einige Sanders Wähler eher bereit sehen, Trumps Rassismus in Kauf zu nehmen.
Zumal Donald Trump eh eine sehr... Interessante Erscheinung ist. Wenn man sich einige seiner Aussagen anschaut, sieht man, dass er nicht so stumpf ist, wie er tut. Sein Rassismus ist schlimm, ja, aber zumindest bei dem "Muslime raus" sind ja zumindest spiritiuell viele der anderen Republikaner bei ihm.
Amerikanern ist doch, soweit man hört das Wählen doch so furchtbar wichtig?
Dachte das wäre für sie eine gewissen Form von Patriotismus?
Die Sache ist, dass die USA dasselbe Problem haben, wie Europa auch: Die jungen Leute (also vorrangig die Generation der jetzt 17 bis 35jährigen) fühlen sich von den Politikern nicht verstanden, ignoriert und/oder von Oben herab behandelt. Gerade Hillary Clinton ist eben so ein Fall: Von meinen ganzen Freunden in den USA kenne ich keine Person, die Clinton mag. Weil sie alle den Eindruck haben, dass die Frau gar nicht versteht, was den Jungen Leuten wichtig ist. Das ist ja auch das ironische.
Bei Anhängern der Demokraten zwischen 18 und 27 ist das Verhältnis von Pro-Sanders zu Pro-Clinton je nach Umfrage zwischen 80-20 (Sanders-Clinton) hin zu 86-14. Bei denen in der Altersgruppe drüber (28 bis 37) ist es auch immer noch bei etwa 65-35. Iowa war so knapp, weil viel, viel mehr Studenten wählen gegangen sind, als irgendwer erwartet hat.
Die Jugend hasst Clinton zum größten Teil. Und sowas hier ist auch ein Grund.
Clinton hat noch eine Eigenschaft, die sie eventuell interessant macht. Sie ist eine Frau.
Obama hat seinen Job ganz passabel gemacht und aus Deutschland kam auch eine Zeit lang zumindest nichts schlechtes von Merkel.
Könnte das ihren Sympathiewert vielleicht steigern? Dass sie nach Obama wieder ein "ungewöhnlicher" Präsident werden würde?
Nun, da ist die Sache: Sanders wäre genau so ungewöhnlich. Er wäre der erste jüdische Präsident oder eher der erste nicht-christliche Präsident der USA überhaupt.
Und ja, Clinton geht gerne mit ihrer Vagina hausieren. Sprich: "Wählt mich, weil ich eine Frau bin! Wir brauchen einen weiblichen Präsidenten! Und Frauen müssen mich eh wählen, weil ein Mann Frauenprobleme ja gar nicht verstehen kann!" Aber genau das wird mehr und mehr als unsympathisch empfunden, weil die Leute eben sagen: "Äh, wir wählen den Präsidenten, kein Geschlecht."
Dazu kommt, dass Merkel eben auf viele junge Amerikaner ähnlich wirkt, wie auf viele junge Leute hier. (Ich bemühe mich derweil auch angestrengt, meinen Buddies beizubringen, was "rummerkeln" heißt. :P)
Derzeit sind doch auch sicher schon Umfragen im Umlauf. Wie siehts denn derzeit aus, wer hat die meisten Befürworter?
Natürlich. Kommt stark drauf an. In den meisten Staaten hat Hillary noch die Nase vorn, aber das Ergebnis von Iowa hat Sanders Rückenwind gegeben, gerade weil bei einem Beinahe-Gleichstand die Medien nicht mehr nicht über Sanders Berichten konnten. Bisher haben sie ja versucht, Sanders zu ignorieren, nach dem Motto "Wenn ich die Augen zumache und bis zehn zähle, geht es schon weg."