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"You have to dream intentionally.
Most people dream a dream when they are asleep.
But to be a writer, you have to dream while you are awake, intentionally."
- Haruki Murakami
Herzlich Willkommen an meinem höchst eigenen Ort für meine persönlichen Träumereien, zumindest für alles was ich persönlich auch für gut befunden habe.
Ich begrüße an dieser Stelle alle Erstleser, alle Zurückgekehrten, alle Neugierigen und vor allem alle Mitträumenden.
Hier erwarte Dich meine gesammelte Prosa (hauptsächlich), meine ersten Kinderschritte, was Lyrik angeht (weniger) und bestimmt auch das ein oder andere Experiment, dass ich nicht zwingend in eine der beiden Kategorien einordnen möchte.
Ich würde hier gerne wie früher ein wunderschönes Tabmenü platzieren um diesen ganzen Startpost auch noch wunderschön und übersichtlich zu machen, aber ich musste feststellen, dass diese in meiner Abwesenheit für neue Beiträge abgeschafft wurden, deswegen muss es auch ohne gehen.
Wichtig: Die hinter den Titeln stehende Zeitangabe bezieht sich auf das Datum des Hochladens, nicht das Datum des Verfassens.
Pro̱·sa
Substantiv [die]
Literatur, die keine durch Versmaß oder Rhythmus gebundene Sprache verwendet.
Verfassen Sie auf nicht mehr als einer Seite (daher leider etwas kurz) einen Text, in dem eine Figur Charakterisiert wird.
Als Paul unbeholfen über den Kiesweg auf seine Haustür zusteuert, ist die Straßenbeleuchtung bereits ausgeschaltet. Nur die halbe Nacht. Das wurde im letzten Jahr in der Gemeinde so beschlossen, um Strom zu sparen. Paul hat an der Abstimmung nicht teilgenommen, obwohl Anja ihm jeden Tag ein Ohr abgekaut hatte. Grunzend versucht Paul die Gedanken an seine Frau auszublenden. Er braucht all seine Konzentration, um den Schlüssel in das Türschloss zu bekommen. Der Alkohol in seiner Blutbahn schwindelt ihm vor, der Schlüssel in seiner verkrampften Hand habe einen eigenen Willen, also packt Paul auch noch mit der anderen Hand zu, kneift die Augen zusammen und trifft mit viel Anstrengung schließlich das Schloss. Erleichtert seufzend öffnet der Betrunkene die Tür und wirft die Aktentasche in eine Ecke, noch bevor er den Flur betritt. Der Mantel und seine Anzugjacke landen direkt daneben.
In der Küche starrt Paul angestrengt aus dem Fenster in den Garten, aber er weiß nicht warum. Er schwitzt und glaubt bereits einen langsam einsetzenden Kopfschmerz zu spüren, weil der Alkohol allmählich nachlässt. Ohne den Blick von der großen Trauerweide im dunklen Garten abzuwenden, öffnet er instinktiv eine Schublade zu seiner linken und bringt eine Packung Aspirin zu Tage. Mechanisch füllt er ein Glas mit Leitungswasser und schließt die Augen, als die Tablette sich schäumend aufzulösen beginnt. Vor seinem inneren Auge tanzen Zahlen und Kontonummern, Termine und Überweisungsaufträge. Paul überlegt ernsthaft, noch einmal einen Whiskey aus der hauseigenen Bar im Wohnzimmer zu trinken, kippt dann aber lediglich die unangenehm schmeckende Medizin hinunter. Als er beim Absetzen in das Glas atmet, riecht er seine eigene starke Alkoholfahne und spürt die drohende Aura die von der Treppe im Flur ausgeht. Die Treppe in den oberen Flur, der vor dem großen Schlafzimmer endet, in der seine Anja liegt. Paul stellt das leere Glas zu dem Geschirrberg, der sich im Waschbecken türmt. Er regt sich längst nicht mehr darüber auf, dass Anja sich nicht um das Haus kümmert, während er sein Leben im Büro verbringt. Früher war er stolz darauf, so viel zu verdienen, dass seine Frau nicht zu arbeiten brauchte, heute ist dieser Stolz einer gleichgültigen Leere gewichen. Paul beschließt, sich heute nicht in das Ehebett zu legen, weil er Anja nicht die Genugtuung geben will, sich von ihm wegzudrehen, wenn sie den Alkohol in seinem Atem riecht. Anja hatte sich im vergangenen Jahr einen kleinen Hund gekauft, der nun neben ihr liegen wird. Paul weiß auch, dass mindestens fünf Männer aus der Nachbarschaft ebenfalls in wechselnder Besetzung tagsüber neben ihr im Ehebett liegen.
Paul trinkt nicht in erster Linie, weil seine Frau ihn betrügt. Paul trinkt vor allem um zu vergessen, dass er nicht von ihr wegkommen kann.
Verfassen Sie auf nicht mehr als einer Seite (daher leider etwas kurz) einen Text zu dem Thema "Aufbruch"
Der Wechsel von einem Lebensabschnitt in den nächsten erfordert Mumm, einen Sinn für Abenteuer und gute Menschenkenntnis, findet Heiko Westfal, seines Zeichens ein Mittfünfziger mit Bauchansatz. Sein sicheres und geregeltes Leben als Bankkaufmann in Münchens Innenstadt aufgeben, um eine vom Arzt verordnete Kur im flachen Schleswig-Holstein anzutreten mag für andere eine angsteinflößende Perspektive sein, nicht aber für einen Mann vom Format eines Heiko Westfals.
„Von München nach Schleswig-Holstein ist aber schon nicht ohne, das sind ja schon ganz andere Menschen als hier“, sagt Karsten in sein Bier. Karsten Liebstock, ein wichtig aussehender Mann mit wichtig aussehender Brille, der seinen Tag mit anderen wichtig aussehenden Männern verbringt, um ihnen wichtige Hinweise zu ihren Immobilien zu geben. Natürlich würde ein Heiko Westfal viel auf die Ratschläge eines so verlässlichen Freundes geben, wenn ein Heiko Westfal nicht das meiste selbst am besten wüsste.
„Mein guter Karsten, ich bin doch weithin als ein Mann des gemeinen Volkes bekannt. Schleswig-Holstein auf dem Land ist doch wie geschaffen für jemanden wie mich. Die empfangen mich mit offenen Armen in ihre eigene Küche, man muss nur wissen, wie man mit denen umzugehen hat. Die ganzen alten Bauern wickel ich direkt um den Finger. Da darf man einfach keine Angst zeigen, das merken die sofort, direkt hin zu Hans und Franz, kräftig auf die Schulter klopfen und souverän ‚Moin Moin‘ raushauen, die lieeeeben das!“
Karsten Liebstock nickt bestätigend über seinem Bier, sodass die wichtig aussehende Brille auf der Nase tanzt. Ein Heiko Westfal weiß einfach, wie man mit den Menschen umzugehen hat, das kann er einfach. Und reden kann er auch gut, fast wäre er in die Politik gegangen, hat er mal erzählt.
„Ich hab schon alles eingepackt“, erzählt Heiko Westfal weiter, „Gummistiefel Marke Nordmann, so eine fesche Latzhose und meinen Ratgeber für’s Angeln, den lese ich auf der Fahrt. Ich bin ja praktisch selbst schon ein richtiges Nordlicht, die werden Augen machen. Die freuen sich bestimmt auch total, wenn ich mal mit dem Trecker fahren will, das ist auch nicht so schwer. Wird schon nett da, auch mal so das einfache und simple Leben genießen in Schleswig-Holstein. Vielleicht schreibe ich auch ein Buch drüber, so im Stil von ‚Allein unter Fischen‘, das wär doch ein guter Titel. Heiko Westfal, du bist es einfach.“
Anderen Menschen graut es vor anderen Lebensumständen. Für einen Heiko Westfal ist so etwas eine Kleinigkeit.
In einer Welt in der Emotionen abgeschafft und gesetzlich verboten sind bekommt ein Mann die Chance darauf, wieder zu empfinden. Geschichte hier.
Durch einen Planet, dessen zwei Hälften in ewiges Licht und ewige Dunkelheit getaucht sind, fährt ein Zug. Erster Teil hier.
Judith sitzt in ihrem Wohnzimmer und wartet - aber worauf? Herauszufinden hier.
Jeden Abend stellt Leon sich auf die Straße vor seinem Haus und beobachtet, wie die Farben verschwinden. Er macht sich auf, um dorthin zu wandern, wo die Sonne untergeht. Hier.
Ly̱·rik
Substantiv [die]
Dichtung in Versen, die einen Reim oder Rhythmus haben können.
Verfassen Sie ein Gedicht zum Thema "Eine unangenehme Begegnung auf dem Markt" mit folgenden Eigenschaften:
Drei Strophen mit je vier Versen, vierhebig jambisch.
An einem schönen Sonntagmorgen,
An einem Markttag, einem regen,
Wollt‘ ein paar Äpfel ich besorgen,
Doch dann kam ich mir selbst entgegen.
Samt allen eigenen Facetten,
Hatt' ich mich selber einst verbannt,
Denn um mich vor mir selbst zu retten,
Musst‘ ich mir bleiben unbekannt.
In Panik also traf ich mich,
Am bunten Bioapfeltisch,
Denn manchmal ist das eig’ne Ich
Erschreckend selbstzerstörerisch.
Verfassen Sie ein Gedicht zum Thema "Der Morgen nach einer Party" mit folgenden Eigenschaften:
Freie Verse, arbeiten Sie mit Wiederholungen (klanglich und wörtlich).
Morgen danach.
Nach der Nacht der Nächte
nach dem Rechten sehen.
Sehe rechterhand nach nächtelangem
Tanzen Nachbarn schlafen.
Echter Erfolg eigentlich.
Fenster auf. Alle
Fenster auf.
Frische Luft von einem frischen Tag
strömt herein durch das offene Fenster.
Reine Luft.
Jetzt den Muff bereinigen.
Vor mir das Chaos
der Überreste.
Essensreste auf dem Boden, Reste von
Chipskäsewürfelnminifrikadellen.
Restgetränke auf dem Tisch, Reste von
Bierweincolavodkarum.
Rastloser Blick durch den Raum,
Resterinnerung
An die Nacht der Nächte.
Ein Versuch eines surrealen Gedichtes. Die Surrealität ist gescheitert, aber das Gedicht ist ganz okay geworden. Hier.
Wettbewerbsabgabe für den Wettbewerb "Freies Gedicht". Mein Versuch einer griechischen Tragödie in Versform, inklusive Erinnyen. Resultat: Dritter Platz. Hier.
Poetry-Slam-Text über das Schreiben selbst, inklusive vorgelesener Version. Hier.
Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit darüber, warum Nexy zwei Monate nicht geupdated hat - hier.
Wie weinerlich und edgy kann Nexy sein? Finde es heraus in diesem trumblr-esken "Die Welt suckt"-Gedicht!
Wenn man sich denkt "Abstrakte Naturlyrik ist locker leicht" - dann irrt man sich wahrscheinlich und beleidigt eine ganze Sparte der Lyrik. Trotzdem hier.
Ein spontanes Drabble in Haikuform über Cthulhu, inspiriert durch Sheogorath. Hier.
Ex·pe·ri·mẹnt
Substantiv [das]
Ein Versuch, etwas anders zu machen, der ein gewisses Risiko hat.
Verfassen Sie eine reine Konversation.
Das iPhone aus der Tasche ziehen. Top moderne Technik. Mit Sprachsteuerung.
„Hallo Siri.“
„Hallo Captain.“
Schmunzeln über den von mir gewählten Namen.
„Siri, ich möchte meine Termine ändern.“
„Es tut mir Leid, aber irgendetwas scheint nicht geklappt zu haben. Bitte versuche es noch einmal.“
Seufzen, den Knopf noch einmal drücken.
„Siri, ich möchte einen Termin bearbeiten.“
„Selbstverständlich, welcher Termin soll bearbeitet werden?
Brainstorming
Online
Treffen mit Mama“
„Der zweite.“
„Du hast keinen Termin am zweiten Juni.“
Tiefes seufzen, den Knopf noch einmal drücken.
„Siri, ich möchte einen Termin bearbeiten.“
„Selbstverständlich, welcher Termin soll bearbeitet werden?
Brainstorming
Online
Treffen mit Mama“
„Online.“
„Was soll ich online für dich suchen?“
Kurz die Augen schließen, geballte Faust wieder öffnen, den Knopf noch einmal drücken.
„Siri, ich möchte einen Termin bearbeiten.“
„Selbstverständlich, welcher Termin soll bearbeitet werden?
Brainstorming
Online
Treffen mit Mama“
Den zweiten Termin mit dem Finger antippen.
„Gut, sag mir einfach was der Termin beinhaltet.“
„Ändere den Namen zu ‚Online-Meeting‘.“
„Gut, der Termin heißt jetzt ‚Ändere den Namen zu Online-Meeting‘. Soll ich den Termin so speichern?“
Tief durchatmen.
„Nein.“
„Soll ich Zeit, Titel oder Ort noch einmal überarbeiten?“
„Ändere den Titel.“
„Gut, sag mir einfach was der Termin beinhaltet.“
„Online… meeting…?“
„Gut, der Termin heißt jetzt ‚Online-Meeting‘. Soll ich den Termin so speichern?“
Erleichtertes Seufzen.
„Perfekt.“
„Es tut mir Leid, aber irgendetwas scheint nicht geklappt zu haben. Bitte versuche es noch einmal.“
Wutschrei. Den Knopf nicht noch einmal drücken. Sprachsteuerung. Top moderne Technik.
Wettbewerbsabgabe zu Wettbewerb 15 - Pokémon GO, zu finden hier.
Spontan entstandener Text zu eben diesem Satz, zu finden hier.
Mini-Szenen inspiriert von Sätzen aus meinem Notizbuch.
Teil 1.
Auch wenn Du hier nur kurz auf der Durchreise bist, bedanke ich mich, dass Du vorbeigeschaut und mir Deine Zeit gewidmet hast. Ich freue mich natürlich über Feedback in jeder Form, ob per Kommentar in einem Beitrag, einer kurzen Notiz auf meinem Profil, oder natürlich gerne auch in einer privaten Konversation.
Ich hoffe, Du schaust auch in Zukunft wieder einmal vorbei.