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Quelle: Pixiv
Ich möchte ein Thema ansprechen, das mir schon sehr am Herzen liegt, bei dem ich aber oftmals nicht sicher bin, ob ich damit alleine bin.
Es geht um das Darstellung von Charakteren, ihrem Denken und Verhalten. Dies allerdings weniger auf den 0815-Charakter bezogen, sondern auch Charaktere in speziellen Situationen. Diese Situationen können alles mögliche sein, was nicht für einen selbst alltäglich (im Sinne von: Man ist täglich damit real konfrontiert) ist. Es kann sein, dass der Charakter eventuell einfach nur homosexuell ist. Es kann sein, dass der Charakter bestimmte schlimme Dinge erlebt. Es kann sein, dass der Charakter an einer schlimmen Krankheit leidet oder einen schlimmen Unfall hat. Es muss nicht mal komplett düster sein, aber halt... Eben etwas, womit man selbst wenig konfrontiert ist - auch wenn das eigentliche Problem praktisch immer auf düstere Situationen zutrifft.
Gerade tue ich mich etwas schwer damit, herüber zu bringen, was ich meine.
Viele Autoren, egal ob professionell oder einfach nur Hobbyautor, neigen dazu bei bestimmten Situationen übermäßig in Klischees abzudriften und die Situationen zu stilisieren. Das führt oftmals dazu, dass bestimmte Sachen bis ins Lächerliche überdramatisiert oder verbagatelisiert werden.
Um ein paar Beispiele zu nennen...
Ein männlicher Charakter stellt ende seiner Pubertät fest, dass er schwul ist in einen anderen Jungen oder Mann verliebt ist. Gerade in Fanfictions haben wir nun zwei Extreme, die gerne ausgelebt werden:
Möglichkeit 1: "Ich habe dich schon immer geliebt! Und es macht mir nichts aus!" - "Ja, mir auch nicht! Und unseren Freunden auch nicht! Komm, lass uns zusammen wilden Sex haben!" - "Oh ja! Ich wollte schon immer [zensiert]!!" Problem oder ein Konflikt daraus? Nope. Wieso auch. Alle Männer sind schwul. Ist total normal. Niemand hat damit je Probleme gehabt.
Möglichkeit 2: Der Charakter reagiert so: "Nein! Ich kann ihn nicht lieben! Er ist doch ein Mann." Die Eltern des Charakters: "Du bist schwul? Das ist eine Totsünde! Sieh zu dass du hier weg kommst!" Die Freunde des Charakters: "OMG! Du bist schwul?! Wir wollen mit dir nichts mehr zu tun haben! Jetzt mobben wir dich erst mal, Schwuchtel." Der Charakter: "Ich bin ein Monster, weil ich schwul bin. Ich werde nun anfangen Drogen zu nehmen und mich zu prostituieren." Denn es ist so schön deeeeeeeeeep (shitty) wenn alles so anti ist und es ist ja total immer so, dass die Gesellschaft IMMER homosexuelle total verstößt. Wäre ja nicht so, als ob das nur einzelne sind...
Ein gesundes Mittel, sprich, dass der Charakter seine Gefühle einfach akzeptiert, aber sich erst einmal nicht traut dem Geliebten die Gefühle zu gestehen, eventuell einzelne Freunde Probleme damit haben, aber andere zu ihm halten und dergleichen, gibt es oftmals nicht.
Eine Gruppe Teenager sieht sich in einer Kriegssituation wieder und muss um ihr Überleben kämpfen. Hier haben wir besonders gerne folgenes System:
"Joa, Krieg ist schon schlimm. Da gibt es echt viel Drama und wir bekommen alle das ein oder andere Trauma. Aber das hindert uns nichts daran, total dramatische Liebesdramen zu erleben während des Krieges. Denn seien wir mal ehrlich: Auch wenn Überleben natürlich schön wäre, es gibt nichts wichtigeres als Liebe (und Sex)!"
Es gibt viele andere Themen, mit denen oftmals sehr unrealistisch - in die eine oder die andere Richtung - umgegangen wird. Weitere beliebte Beispiele sind Amnesie, Vergewaltigung, Mobbing und Scheidung der Eltern. Oder auch diverse Krankheiten wie Herzleiden oder Krebs, die gerne einfach als Mittel zum Zweck, um Drama zu erzeugen, hergenommen werden. Selbiges gilt für Depressionen und SVV. Oh, und natürlich Rassismus.
Worauf ich hinaus will: Es wird sich oft über teilweise sehr ernste Themen geschrieben, ohne das sich darüber informiert wird. Charaktere sind schwul, um einen Grund zu finden, sie zum Außenseiter zu machen. Charaktere sind autistisch, weil es ja total cool und intelligent ist und so. Charaktere stecken im Krieg fest, weil es ja nichts cooleres gibt, als um sein Leben zu kämpfen. Und das alles als Kinder und Jugendliche, weil das ja das wirklich coole Alter ist, über das alle lesen wollen. Traumata werden selten erlitten, selbst wenn diese eigentlich eine logische Folge für manche Sachen wären.
Darüber informiert, wie sich bestimmte Krankheiten auswirken, wird sich auch nicht.
Die Charaktere sind etwas, einfach um es zu sein. Sie stecken in einer Situation, einfach weil es so sein soll. Es wird einfach genutzt, weil der Autor es "cool" oder "edgy" findet.
Wie steht ihr dazu?