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Ähnlich wie im letzten Jahr gibt es auch dieses Jahr wieder eine bestimmte Anzahl an Punkten, die ihr den Texten geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr frei wählen könnt, wie genau ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten. Schreibt ihr einen besonders guten (hilfreich und gut durchdachten. Der Inhalt ist hier ausschlaggebend und nicht die Länge!) Vote, so habt ihr die Chance durch das FF-Komitee mit einem von drei Plätzen ausgezeichnet zu werden, die euch ebenfalls Punkte auf der Saisontabelle einbringen können. Weitere Informationen findet ihr hier: *klick*
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Der Vote läuft bis zum 23.02.2013 um 23:59 Uhr.
Dramatische Liebe
Der 17 Jahre alte Erik ist nach Japan gezogen seine Eltern sind als er 10 war bei einem Unfall ums Leben gekommen. Er fühlt sich unwohl in seiner neuen Umgebung er ist der Sohn einer Japanerin und eines Amerikaners Erik lebt mit seiner Tante Kotoko in einem Haus in der Stadt Osaka. Erik geht zur Schule er folgt den Schülern mit der gleichen Schuluniform um zur Schule zu kommen als er am Eingang ist rempelt er ein Mädchen an das Mädchen hat schöne lange rote Harre Erik entschuldigt sich bei ihr: „tut mir leid geht’s dir gut.“ „ ja mir geht gut danke“, antwortet sie darauf. Sie stellen sich beide gegenseitig vor: „ich heiß Erik Wallace und ich heiße Yume Yamato.“ Sie werden beide etwas rot und gehen Weg Erik meldet sich im Sekretariat an und geht in seine zugeteilte Klasse er ist sehr nervös weil er nicht wie die andere Schüler reagieren werden. Er klopft an die Tür und geht rein „Hallo ich bin der neue Schüler dem diese Klasse zugeteilt ist“, sagt Erik sehr nervös. Der Lehrer daraufhin: „ah stimmt du bist der Schüler aus Amerika hört mal alle her ab heute wird dieser Schüler in unserer Klasse sein er heißt Erik Wallace und kommt aus Amerika Erik setzt dich da nach hinten.“ als Erik sich die Klasse anschaut bemerkt er das hinter ihm das Mädchen von heute morgen sitzt sie Lächeln sich beide an. In der Pause wurden Erik Fragen über Fragen gestellt als ob er ein Star wäre. Nach der Schule geht er nachhause hinter ihm ist das Mädchen von heute morgen Yume Yume fragt Erik, ob er vielleicht mit zum Fest kommen wolle. Erik weist nicht was er sagen soll und sagt einfach ja danach gehen sie beide nachhause und Erik denkt über das Fest nach. Am nächsten Tag in der Schule sagt Yume Erik den Treffpunkt für das Fest Yume fügt noch hinzu: „ das Fest ist Samstag um 17 Uhr treffen wir uns dort.“ Erik stimmt zu und sie gehen getrennte Wege . Es ist Samstag morgen Erik ist heute früh wach wegen dem Fest, als er vor die Tür zum Briefkasten geht sieht er wie die Sonne langsam aufgeht er sagt zu sich selbst: „ das ist ja ein wunderschöner Anblick es ist ganz anders als in Amerika wenn die Sonne aufgeht ein ganz anderes Gefühl deshalb heißt es wohl das Land der aufgehenden Sonne:“ Eriks Tante spricht mit Erik bevor er losgeht sie sagt ihm: „ also Erik dein erstes Date den geh mal schön ran an das Mädchen mach deine Tante stolz.“ Erik ist das Gespräch sehr peinlich weil er weiß wie seine Tante drauf ist wen es um Mädchen geht. Es ist 16:30 Erik sagt tschüss zu seiner Tante und geht los vor dem Eingang zum Fest trifft er Yume und die anderen aus der Klasse alle: „ hi Erik jetzt kanns ja endlich losgehen.“ danach gehen alle rein Yume und Erik laufen nebeneinander und sind Rot im Gesicht danach sagt Erik: „ wollen wir das mal ausprobieren macht bestimmt Spaß.“Yume daraufhin: „ klar wieso nicht darf ich dich was fragen Erik.“ klar was willst du denn fragen „ , antwortet Erik daraufhin. Yume fragt: „ ähm naja ich wollte fragen ähm.... ob du eine Freundin hast .“ Erik wird daraufhin Rot und lenkt geschickt vom Thema ab
nach einer laufen sind Yume und Erik an einer Bank vor einem See. Die Atmosphäre ist sehr romantisch Yume kommt näher an Erik ran Erik schaut Yume und sie ihn an Yume sagt ihm: „ ich war früher schon mal hier ein junge hat hier geweint weil er sich verlaufen hat ich hab mich auch verlaufen und geweint nach einer weile hörten wir auf zu weinen und haben uns gegenseitig ausgelacht weil wir nach dem weinen schlimm aussahen danach sind unsere Eltern gekommen und haben uns geholt.“ Erik hört glücklich dieser Geschichte zu plötzlich geht die Sonne unter die Atmosphäre hat sich geändert Yume kommt sehr nah an Erik ran, als sie ihn küssen wollte erinnert sich Erik wieder an etwas und geht verstört weg er lässt Yume alleine. Zuhause begrüßt ihn seine Tante er reagiert aber nicht darauf und geht in sein Zimmer er ist die nächsten paar tage nicht zur Schule gekommen am Donnerstag ist er wieder hingegangen er hat sein freunden erzählt das er krank war Yume glaubt ihm nicht deshalb spricht sie ihn nicht darauf an damit er nicht wieder so verstört wird. Die nächsten Monate sind ganz normal gewesen Erik hat viel mit seinen freunden und Yume unternommen Yume und Erik sind oft in peinlichen Situation geraten. Es ist Dezember der Winter ist schon in Höchstform Erik bummelt ein bisschen in der Stadt herum dabei trifft er zufällig Yume. „Hey Yume was machst du hier in der Stadt“, fragt Erik. Yume daraufhin: „ ich kaufe ein für zuhause und für Weihnachten und du.“ „ ich bummel hier nur so“, sagt Erik daraufhin. Beide gleichzeitig: „ähm ja also dann ich geh den mal bye.“ Als Yume schon etwas gegangen ist sagt Erik: „ warte hättest du vielleicht Lust ähm naja also hast du Lust Weihnachten bei uns zu feiern?.“ Yume völlig überrascht daraufhin: „ähm was joar okay ich komme ,denn kann ich mir den Einkauf hier ja sparen.“ die beiden sind danach ihres Weges gegangen. Es ist Morgen heute ist Weihnachten Erik steht wieder sehr früh auf um denn Sonnenaufgang zu sehen beim Anblick kriegt er immer ein glückliches Gefühl. Erik macht sich fertig es ist schon 16 Uhr die Tür klingelt Erik macht die Tür auf und da stehen seine freunde er sagt: „ hi Leute kommt rein schön das du gekommen bist Yume.“ „ja kein Problem“ , antwortet sie darauf. Der Abend hat allen Spaß gemacht alle hatten Spaß als fast alle gegangen sind blieben nur noch Yume und Erik übrig die Atmosphäre ist wieder romantisch als sie sich sehr nahe kommen sagt Yume: „ ich hab so etwas noch nie gefühlt immer wenn ich ganz nah bei dir bin pocht mein Herz wie verrückt und mir wird immer so warm ich glaube man nennt das verliebt sein.“ daraufhin bewegt sie ihren Mund zu Eriks Erik weiß nicht was er machen soll als sie wieder kurz davor waren sich zu küssen erinnert sich Erik wieder an etwas was ihn wieder ganz verstört und blass macht. Erik rennt in sein Zimmer und lässt Yume alleine kurz daraufhin kommt seine Tante.“ Yume was machst du hier ganz alleine und wo ist Erik ist etwas passiert?“ , sagt Kotoko verwirrt. Yume daraufhin:“ ähm also Erik und ich sind uns grade sehr nahe gekommen und als wir kurz davor waren uns zu küssen ist er verstört und sehr blass im Gesicht ins Zimmer gerannt.“ Kotoko daraufhin: „ ja also das ist so Erik hat etwas sehr traumatisches erlebt als er in Amerika war.“ Und so erzählt Kotoko Yume alles darüber das er früher eine Freundin hatte mit der er sehr glücklich war und das sie Selbstmord begangen hat Yume: „ ach so ist das ich verstehe wirklich sehr tragisch.“ Tante daraufhin: „ ja die beiden waren wirklich verliebt aber das schlimmste warum er so geworden ist ist das er sich selbst die schuld an den Selbstmord gibt der Grund für den Selbstmord war das seine Freundin an einer Krankheit litt die psychische Störungen verursacht und sie ist damit nicht fertig geworden.“ Yume: „ ich verstehe aber es ist nicht seine Schuld er hätte es nicht verhindern können.“ Tante: „ ja aber er will sich das nicht eingestehen.“ Yume: „ ich werde mit ihm reden und das jetzt klären.“ Yume steht auf und geht in sein Zimmer Erik liegt total depressiv im Bett sie sagt ihm, das er es nicht verhindern hätte könne Erik sagt: „ ich weiß aber das zu wissen macht mich so fertig ich konnte nichts tun.“ denn sagt Yume plötzlich: „ komm steh auf an Weihnachten sollst du glücklich sein und nicht traurig wir gehen spazieren keine wieder rede.“ Erik geht ohne was zu sagen mit sie haben beim spazieren viel geredet und auch gelacht egal was sie sich gesagt hat Erik sah lange nicht mehr so glücklich aus wie jetzt. Danach vergingen die Monate wieder sehr schnell in einem Monat sind schon die Sommerferien, als Erik zu Tante Kotoko in die Küche geht guckt sie traurig „Erik du ziehst wieder weg nach Amerika zu deinem Onkel“, sagt Kotoko traurig. als er das hörte war er sprachlos er ging ohne was zu sagen zu Schule unterwegs denkt er über alles nach er hat sich geschworen nicht mehr schlecht gelaunt zu sein voller Selbstbewusstsein sagt er: „ ich muss Yume noch meine Liebe gestehen.“ danach rennt er zur Schule und sucht Yume sie ist auf dem Dach als er ankommt sagt er: „ Yume ich zieh weg nach Amerika.“ Yume guckt traurig aber den sagt Erik: „wir haben uns doch was versprochen das wir nie wieder schlechte Laune haben soll ich muss dir noch was sagen bevor wir gehen.“ er gesteht ihr seine Gefühle mit nur einem Satz. „ich Liebe dich Yume in 3 Jahren verspreche ich dir komm ich wieder“, sagt Erik glücklich. Das ist Ende oder!
Wir rennen zeitgleich in das Wasser, dessen spiegelnde Oberfläche die untergehende Sonne reflektiert; ihr goldenes Licht bricht sich in der schäumenden Gischt, dessen silberne Wellen uns sanft umspielen.. Die Bäume des nahen Waldes rauschen bedächtig im sanften Wind, der über meinen Kopf hinwegfegt und mit meinen Haaren spielt. Langsam wird es kühler, aber davon merke ich nichts – ich renne immer weiter.
Plötzlich ist er da, direkt hinter mir; ich spüre seinen warmen Körper ganz dicht an meinem und höre seinen leisen Atem. Ein Gefühl seltsamen Glückes schleicht sich meine Wirbelsäule hinauf und meiner Kehle entrinnt sich ein plätscherndes Kichern. Schnell bewege ich mich weiter vorwärts, muss schwimmen in dem nun brusthohen Wasser. Der Geruch nach Salz und Tang dringt in meine Nase und ich atme tief diesen Duft der Freiheit ein. Doch dann mit einem Mal ein gewaltiger Druck, direkt auf mir – und über mir schließt sich das Meer.
Instinktiv greife ich nach etwas, irgendetwas, doch meine wild suchenden Hände bekommen nichts zu fassen. Ich sinke hinab auf den tiefen Grund, meine Lunge scheint zu explodieren, ich kann nicht mehr atmen, werde panisch. Gedanken und Wortfetzen ziehen vor meinem inneren Auge vorüber, werden undeutlicher, verwaschener; weichen einer Schwärze, die mich zu übermannen droht.
Ein Ruck, dann noch einer und noch einer – und plötzlich sehe ich wieder den in die sonnigen Strahlen der warm scheinenden Sonne getauchten Himmel, atme die frische Meeresluft, spüre, wie das Leben in meinen Körper zurückkehrt. Mein Herz schlägt langsamer, mein Brustkorb entkrampft sich, die Panik weicht. Und an ihre Stelle tritt weißglühende Wut.
Ich drehe mich in einer einzigen fließenden Bewegung herum und haue ihm eine runter. Schmerz durchzuckt meine rechte, zur Faust geballte Hand, doch ich ignoriere ihn, kneife meine Augen zusammen und verspüre den Wunsch, noch einmal zuzuschlagen. Aber dazu kommt es nicht mehr – denn ehe ich mich versehe, bin ich in einer festen Umarmung gefangen, spüre weiche, samtige Lippen auf meinen – und vergesse alles, an was ich eben noch gedacht habe.
Mein Herz setzt einen ganzen Schlag lang aus, ich kann beinahe fühlen, wie die Momente verrinnen, bis es laut und dröhnend und doppelt so schnell weiterschlägt. Auf meinen geröteten Wangen breitet sich eine schier unglaubliche Hitze aus, und alles in mir drängt mit einem Mal zur Flucht. Flucht vor ihm, dem Meer, dem Wasser, dem Himmel, der Sonne. Flucht vor diesem Gefühl, das ich nie zuvor gespürt, empfunden, gelebt habe. Flucht vor mir selbst. Und noch ehe ich etwas gegen diesen Instinkt unternehmen kann, entfliehe ich der Umarmung, renne und schwimme und taumle zurück gen Strand, greife nach meinem Handtuch und meiner Tasche und rette mich in die schützende Dunkelheit des an das Meer angrenzenden Waldes.
Es wird bereits dunkel, als ich aus dem Dickicht der grünen, lieblich duftenden Bäume trete und meinen Heimweg entlang des Strandes antrete. Mein Blick fällt unweigerlich auf das wogende Wasser, das, beschienen von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne, purpurfarben leuchtet. Sofort steigen die Erinnerungen der letzten Stunden wieder in mir empor, versengen meine Brust mit eisig kalter Panik, lassen mein Herz in verglühendem Feuer erstarren. Die Angst vor meinen eigenen Gefühlen für diesen Jungen ist stärker als alles, was ich bislang zu fühlen glaubte.
Ein letztes, goldenes Aufblitzen am fernen Horizont, dann versinkt die rote Sonne für diesen Tag in den schier endlosen Fluten des weiten Ozeans und lässt mich in der Dunkelheit zurück. Gemeinsam mit meinen Erinnerungen, meinen Gefühlen. Meiner Angst. Und doch ist da noch etwas anderes, tief verborgen, irgendwo unter einer Anhäufung von Satzfetzen, von Gesichtsausdrücken. Irgendetwas von ihm. Ihm, wie er bislang immer zu mir war. Ihm, wie er mir immer und immer und immer wieder begegnete: mit Hohn. Spott. Und kaum zu bezwingendem Hass. Zumindest war es das, was ich immer angenommen habe. Inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher.
Über mir, am mittlerweile nachtblauen Himmel, ertönt der Ruf eines vorbeiziehenden Vogels, laut in der unwirklichen Stille. Automatisch, ohne darüber nachzudenken, lege ich den Kopf in den Nacken und blicke hinauf, suche die Finsternis nach etwas ab, das längst entschwunden ist. Und doch vermag ich einen schmalen Streifen silbernen Lichtes auszumachen, als ich die Augen zu schmalen Schlitzen verenge und in Richtung der fernen Berge schaue. Kaum wahrnehmbar und doch vorhanden, wie feiner Sternenstaub, liegt ein helles, von innen heraus strahlendes Leuchten in der Luft, nur einen Moment lang, bis es genauso schnell verschwindet, wie es gekommen ist.
Ich laufe weiter den in der Dunkelheit seltsam weißlich wirkenden Strand entlang; meine nackten Füße versinken in dem weichen, noch von der Sonne aufgewärmten Sand. Allmählich aber kommt die Kälte über das dunkel daliegende Meer gekrochen; der Wind, noch immer nach salzigem Wasser und herrlich frischen Meerespflanzen duftend, frischt auf. Eine feine Gänsehaut zieht sich über meine bloßen Unterarme und ich schlinge das Handtuch enger um meinen zitternden Körper. Irgendwo vor mir und doch in weiter Ferne kann ich die kleine Stadt erkennen, in der sich das kleine Häuschen befindet, das ich für diesen Sommer gemietet habe. Was würde ich nicht dafür geben, jetzt schon dort zu sein, mich in mein warmes, weiches, kuscheliges Bett zu verkriechen und einfach nur zu vergessen. Den heutigen Tag. Die letzten Stunden. Ihn. Aber so leicht ist das Leben nicht.
Ein plötzlicher Windstoß fährt mir in den Rücken, bläht mein flauschiges, buntes Handtuch auf und entreißt es meinen zu langsamen Händen; wie ein Drache aus alten Legenden fliegt es hinfort, bauscht sich mal hier, mal dort auf, bis es schließlich von der Dunkelheit verschluckt wird.
Leises Schluchzen ertönt, gefolgt von rasselndem, schniefendem Luftholen, und es dauert einen Moment, bis ich bemerke, dass mir warme, salzige Tränen über das Gesicht rinnen. Das Zittern meines Körpers, eben noch vor Kälte, wandelt sich um in ein von Schmerzen gezeichnetes Beben, und langsam lasse ich mich zu Boden sinken, versinke fast gänzlich im kühlen Sand, dessen wohlige Wärme längst verflogen ist. Genau wie mein Handtuch, getragen von einer Laune des Windes. Genau wie die Sonne, gezwungen von einer höheren Macht, im Ozean zu ertrinken. Genau wie er.
Ein heiseres Geräusch entringt sich meiner Kehle, bricht heraus in die stille, dunkle Nacht, nur unterbrochen vom monotonen Rauschen der Wellen und dem fernen Leuchten der Stadt. Und in diesem Moment, allein mit mir und der Welt, umgeben von der Natur, deren Wärme, deren Helligkeit, deren Liebe mich verlassen hat, beginne ich zu verstehen. Beginne zu verstehen, was wirklich in meinem Herzen, in meiner Seele, in mir ist, beginne zu verstehen, was ich wahrhaftig fühle. Beginne zu verstehen, was ich immer schon gefühlt habe.
»Kotone?« Ein Ruck geht durch meinen Körper, als ich die vertraute und mir doch so fremde Stimme vernehme, die Erinnerungen an vergangene Treffen und gefochtene Kämpfe hervorruft. An Streit. An Hass. Und an Liebe.
Ich balle meine Hände zu Fäusten, schließe den weißen, kalten Sand im Gefängnis meiner Finger ein und lasse meinen Tränen freien Lauf. Es ist mir gleichgültig, ob er sieht, wie ich weine, ob er versteht, weswegen ich Trauer empfinde. Ob er mich auslacht oder alleine lässt.
Eine warme Hand legt sich auf meine zitternde Schulter, eine Berührung voller Wärme, die meinen Körper unter neuerlichem Schluchzen erbeben lässt, und ich lasse mich weiter gen Boden sinken, bis mein tränennasses Gesicht den Sand berührt, bis nichts mehr zwischen mir und der Kälte von Mutter Natur ist. Und obwohl ich mich innerlich schelte für meine Gefühle, obwohl mein Verstand mich verurteilt für meine Ehrlichkeit, die so anders ist als die Maske, die ich stets zu tragen pflege, kann ich nicht anders, als seinen Namen zu flüstern, wie ein Mantra, das mich aus der Dunkelheit errettet.
»Silver«, murmle ich, so leise, dass selbst die Stille lauter ist als meine vom schweren Atmen und Schluchzen gepeinigte Stimme. Meine Worte gehen im Rauschen der Wellen unter, ertrinken in den Geräuschen dieser Welt. Und doch ist er innerhalb des Bruchteils einer Sekunde da, vor mir, und nimmt mein von Tränen gezeichnetes Gesicht in seine warmen, trockenen Hände. Seine Augen, sonst hart und unerbittlich blickend, als würde man Stahl betrachten, sehen mich fragend an, und in ihnen liegt ein Funkeln, das ich noch niemals zuvor gesehen habe.
»Silver«, schluchze ich ein weiteres Mal, und obwohl die vergangenen Jahre, in denen wir uns wieder und wieder mit Hass begegnet sind, nicht ungeschehen gemacht werden können, obwohl ich noch immer den Wunsch verspüre, ihn endlich – endlich – einmal in einem Kampf, sei es nun mit Worten oder mit unseren Pokémon, zu schlagen, ist die Vergangenheit und was wir damals getan und gedacht und gefühlt haben, in diesem Augenblick bedeutungslos.
Erneut droht sich ein Schluchzen meiner Kehle zu entringen, doch noch bevor ich auch nur den Versuch starten kann, es aufzuhalten, liegen plötzlichen seine kühlen, weichen Lippen auf den meinen und lassen meine Tränen ebenso schnell versiegen, wie sie gekommen sind. Und auch wenn ich weiß, dass die Sonne, die jeden Tag von Neuem einzigartig ihren Lauf über den Himmel antritt, für den heutigen Tag verloren, auch wenn das silberne, geheimnisvolle Leuchten unwiderruflich entschwunden ist, fürchte ich mich nicht mehr.
Alles wird gut.
Erinnerungen
„Sorry, es ist aus!“, Jake drehte sich um und ging weg. Ich überlegte kurz, ob ich ihn noch mal rufen sollte, doch sie blieb stumm. Tränen kullerten über meinen Wangen. Warum soll es jetzt aus sein? Wir hatten doch vor, für immer und ewig zusammen zu sein! Graue Wolken zogen auf. Bald wird es sicher regnen. Langsam gehe ich nach Hause. Die ersten Tropfen fallen auf meinem Haar. Angekommen, laufe ich sofort zu meinem Zimmer, schließe die Tür zu und weine. Wir kannten uns doch schon so lange!
Angefangen hatte es im Sandkasten. Jakob war gerade mit seiner Familie hierher gezogen. Ich erinnerte mich nur zu gut, wie er schüchtern vor dem Sandkasten stand und mich beim Spielen beobachte. Irgendwann nahm er ein Förmchen und wollte eine Burg bauen. Doch ich zerrstörte sie sofort. Den Grund erinnere ich nicht mehr. Als Antwort nahm er eine Schaufel und machte meine Platt. Ich war verdattert und fing an zu weinen, Jake kurzdarauf auch. Bald kamen unsere Eltern um zu schauen, was los war.
Seit dem Tag kam Jake aus irgendeinem Grund immer zu mir. Ich weiß auch nicht warum.
Die ersten Gefühle kamen später auf der weiterführenden Schule. Damals war ich total in einem Jungen verknallt, von dem ich jetzt weiß, dass er ein Idiot ist. Am Valentinstag wollte ich ihn Schokolade schenken, doch als ich sie ihm gab, schmiss er sie einfach auf dem Boden und lachte mit seinen Freunde darüber. Jake kam es zufällig mit. Er nahm die Schokolade auf und schmiss sie ins Gesicht von meinem Ex- Schwarm. „Sei froh, dass du zumindest Schokolade bekommst!“, rief er dabei. Dann nahm er mich an die Hand und ging zu einer anderen Ecke des Raumes. „Danke!“, sagte ich nur. „Wenn du dich nächsten Mal verliebst, dann bitte kein Volltrottel, wie der da!“ In diesem Augenblick merkte ich, was für ein Junge Jake doch war. Davor sah ich ihn als ein Bruder. Mehr nicht.
Bei unserem ersten Kuss, waren wir gerade dabei, ein kleines Projekt für die Schule vorzubereiten. Irgendwann machten wir eine Pause. Jake holte ein Schüssel voller Bonbons. „Für meine Naschkatze!“, lächelte er. Die Schüssel wurde schnell leer. Als ich den letzten Bonbon nehmen wollte, spürte ich plötzlich eine Handunter meiner. Jake hatte auch das gleiche vor. Erschrocken holte ich meine Hand raus. Jakenahm das Bonbon und steckte es in seinem Mund. „Hol es doch!“, grinste er. Als Antwort . . . küsste ich ihn. Ich wusste nicht wieso. „Guter Versuch“, meinte Jake nach dem Kuss. Und holte die nächste Packung. Doch diesmal bekam ich das letzte. Seit dem Augenblick waren wir ein Paar.
Und jetzt soll alles aus sein? Ich verstehe die Welt nicht mehr. An einer Wand hatte ich Bilder von Jake und mir geklebt. Wütend reiße ich jedes einzelne weg und schmeiße sie in den Papierkorb. Alle Erinnerungenwill ich einfach nur vergessen. Ein Hochgefühl kommt auf. Es tut gut! Plötzlich höre ich, wie jemand in mein Zimmer anklopft. „Lass mich in Ruhe!“, rufe ich. „Ich will nur mit dir Reden!“ Jake! „Du warst doch, der gesagt hat, es ist aus!“ „Das ist mir schon klar und es war ein Fehler! Weißt du, meine Eltern wollen umziehen! Und zwar schon morgen! Ich hatte es erst heute Morgen erfahren und war schlecht drauf. Bist du bereit mich zu verzeihen?“ „Vielleicht?“, lächle ich und schließe die Tür auf.
Am nächsten Morgen kam der Lieferwagen. Ich küsse Jake noch ein letztes Mal. Dann geht er in das Auto seiner Familie, das kurzdarauf losfährt. „Auf Wiedersehen, Jake!“, schreie ich hinterher. Ich freue mich schon auf den ersten Brief!
„Hey, Gem?“
„Was?“
Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Meine Augen auf den flammenden Feuerball vor mir gerichtet suche ich nach den richtigen Worten. Gem hört auf zu tippen, sieht aber nicht vom Handydisplay hoch. Ich weiß, dass ich ihre Aufmerksamkeit habe, und auch, dass sie langsam ungeduldig wird.
„Was wäre wenn…“ Ich halte inne, fahre mir mit den Fingern durch die Haare. Diese Bank ist so fürchterlich unbequem. Ich rutsche darauf herum.
„Was wäre wenn ich jetzt aufstehen würde…“
„Ja und?“, antwortet sie gleichgültig. Ihr Handy vibriert, die Glasscheibe leuchtet auf und taucht ihr Gesicht in gespenstisches hellgrün.
„Wenn ich zum Hang gehen würde…“
Sie unterbricht das hektische Drücken von Tasten, starrt das kleine Gerät einfach nur an.
„Wenn ich zum Hang gehen würde und…“ Meine Hände sinken auf meine Beine, den Kopf lege ich in den Nacken. Ich wage es nicht, sie anzusehen, während ich meinen Satz zu Ende führe.
„Springe.“
Gem antwortet nicht. Ihre Ohren zucken, diese merkwürdige Angewohnheit wenn sie nachdenkt. Die dunkelbraunen Augen huschen wieder übers Display, und mit dem rechten Bein wippt sie auf und ab. Eine Strähne rotes Haar fällt ihr über die Schulter ins Gesicht und ich muss dem Drang wiederstehen, sie ihr zurückzustreichen.
„Hm“, ist alles, was sie mir antwortet.
Das ist es also. Hm. Das wäre also ihre Reaktion, wenn ich von der Klippe, dem höchsten Punkt der Stadt ins Meer springen würde. Hm. Mehr nicht.
Ich schlucke den Frust herunter.
Vielleicht hätte ich nie etwas sagen sollen. Vielleicht hätte ich es bei mir behalten sollen. So viele Jahre ist es doch gut gewesen. Einfach nur Freunde sein. In der Schule nebeneinander sitzen, hin und wieder mal beim andere Abschreiben. Lachen, wenn sie einen Witz erzählt, für sie da sein, wenn es ihr schlecht geht. Ihr dann ein Eis kaufen, sie in die Arme schließen und das gehauchte Danke mit einem einfachen „Ist doch klar. Wir sind schließlich Freunde“ quittieren.
Es tut jedes Mal weh, wenn ich sie mit jemand anderem sehe. Wenn sie mir erzählt, wie viel Spaß sie mit dem Typen von nebenan doch hat. Ich zwinge mich zu einem Lächeln, verspreche ihr, dass es diesmal gut geht. Aber es geht nie gut. Immer wieder trennt er sich von ihr, oder auch andersherum. Dann bin ich die Schulter, an die sie sich stützen kann, oder derjenige, der sich mit ihr darüber ärgert, was für ein Idiot er ist. Ich ertrage es, aber jedes Mal wird es schwerer. Wenn sie mich anstrahlt, da bricht mein Herz in tausend Teile.
„Weißt du, Jungs sind Idioten!“, fauchte sie einmal, als sie einen ihrer Freunde beim Fremdgehen erwischt hatte. Ich sah sie stirnrunzelnd an.
„Du nicht!“, korrigierte sie sich dann.
„Na, das will ich auch hoffen“, grummelte ich gespielt beleidigt. Sie reagierte nicht darauf.
„Immer wieder brechen sie einem das Herz. Was soll das denn? Irgendwann geht mir noch die Pflaster zum Zusammenflicken aus!“
Ihr gehen sie nie aus. Ich aber muss immer wieder suchen um noch ein verbliebenes zu finden.
Ich schaue zu ihr herüber. Sie sitzt nach vorne gebeugt, die Arme auf den Knien abgestützt. In ihren Händen liegt das Handy, aber jetzt schaut sie nur noch zur Klippe, keine zehn Meter vor uns. Ob sie es sich vorstellt? Was wäre, wenn ich jetzt aufstehe und springe?
Ihr Handy vibriert, sie reagiert nicht.
Gem wirkt so weit weg. In ihren Augen spiegelt sich der Sonnenuntergang. Es wird schon spät. Eigentlich sollen wir schon längst zu Hause sein. Wir sollten aufstehen, uns verabschieden und dann den Berg hinunterwandern, jeder in seine eigene Richtung.
So wie jeden Tag. Als ob ich diesen Blödsinn nie gesagt hätte.
Aber ich habe es gesagt.
Hätte ich besser nicht.
Zu wissen, dass sie sich nicht darum kümmern würde, wenn ich plötzlich weggehe… Es tut mehr weh, als sie mit den anderen zu sehen. Bin ich ihr denn wirklich so egal? War ich all die Jahre denn wirklich nur ein Abfalleimer für ihre Sorgen?
Hatte Juliet am Ende doch Recht gehabt?
„Gib es doch zu!“, hatte sie mir mit Tränen in den Augen entgegen geschrien. „Es kümmert dich einen Scheißdreck wie es mir dabei geht! Alles was für dich wichtig ist, ist Gem!“
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Vielleicht hatte sie ja Recht.
Nicht vielleicht. Ja, sie hatte Recht.
„Und du Blödmann siehst nicht einmal, wie egal du ihr bist“, hauchte sie mir entgegen und machte sich an dem Ring an ihrem Finger zu schaffen. Den hatte ich ihr gekauft, als wir auf ein Doppeldate mit Gem und ihrem Freund gegangen waren. Weil ich wollte, dass Gem sieht, dass ich jemanden gefunden habe, den ich liebe. Weil ich das dumme Theaterstück vom besten Freund aufrechterhalten wollte.
Juliet trennte sich an diesem Tag von mir. Es war mir egal. Ich kümmerte mich nicht weiter darum. Ging still nach Hause, aß nichts und schloss mich in meinem Zimmer ein.
Seitdem nagte dieser Gedanke an mir. War ich wirklich nur ein Abfalleimer für Gem? War unsere Freundschaft am Ende gar nichts wert? Ich wollte sie so oft fragen, fand aber nie eine Möglichkeit. Ich wusste nicht, wie ich nachharken sollte. Direkt hätte ich mich nie getraut. Also blieb ich Nacht über Nacht wach, stellte mir ihre Reaktionen vor. Manchmal schlief ich dann mit einem Lächeln ein, und dem festen Vorsatz, es endlich zu wagen.
Manchmal presste ich mein Gesicht ins Kissen, biss die Zähne zusammen und wartete, bis der Wecker klingelte.
Und jetzt habe ich endlich Gewissheit. Ich bin ihr nicht wichtig.
Es tut weh. Wie ein Sturm aus Nadeln, der sich in mein Fleisch bohrt. Aber ich weiß, dass das vorüber geht. Weiß, dass ich darüber hinweg kommen werde und muss. Es hat keinen Sinn, etwas hinterher zu weinen, das so nie existierte.
Ich stehe auf, stecke die geballten Fäuste in meine Jackentasche und werfe einen letzten Blick zum Sonnenuntergang. Es schmerzt, aber ich drehe mich um und gehe den ersten Schritt, hoffe, dass etwas passiert. Es passiert nichts.
Zweiter Schritt. Sie reagiert nicht.
Dritter Schritt. Schaut weiter aufs Meer hinaus.
Vierter Schritt. Steckt ihr Handy weg.
Fünfter Schritt. Sechster Schritt. Siebter Schritt.
„Ich würde springen.“
Ich stehe schon an der Straße, als ich Stimme leise an mein Ohr dringt, bleibe stehen, drehe mich zu ihr um. Gem schaut mir nicht in die Augen, mustert das Gras, das von Windböen bewegt wird.
„Ich würde dir hinterherspringen“, widerholt sie, diesmal mit festerer Stimme. Ich schaue unschlüssig von ihren Händen zu ihrem Gesicht, das sie jetzt vorsichtig erhebt. Gem versucht mir in die Augen zu sehen, aber jedes Mal, wenn ich ihren Blick erwidere, gleitet ihrer davon.
„Warum?“, frage ich seltsam dumpf.
Warum würde sie springen? So etwas durfte sie nicht tun! Nie im Leben dürfte sie springen, nur wegen mir! Mein Herz klopft mir bis zum Hals als sie sich umdreht und auf die Klippe zuwandert. Erst bleibe ich stehen, gelähmt von den Gedanken, die mir durch den Kopf schwirren.
Nimmt sie… Nimmt sie das denn nun wirklich ernst? Das… Das kann doch nicht…
Gem bleibt nicht stehen. Sie geht einfach weiter, direkt auf den nur hüfthohen Zaun zu. Steigt mit einem Bein darüber, dann mit dem anderen. Balanciert am kleinen Rand des Abgrunds. Unter ihr tost das Meer.
„Und wenn ich jetzt springen würde?“, fragt sie mit einem Schulterblick. „Wenn ich springen und sterben würde?“
Mein Kopf pocht schmerzhaft. Hat sie denn wirklich vor…
„Gem, hör auf damit!“, krächze ich schon leicht hysterisch. „Komm zurück, das ist nicht lustig!“
„Was würdest du tun, Dave?“ Sie lehnt sich gegen den Zaun, starrte an den Horizont. „Was würdest du tun?“ Ihr Fuß schwebt schon in der Leere.
Ich begreife, dass sie es tatsächlich ernst meint… Da bewegt sich mein Körper schon von alleine.
Die Distanz zwischen uns bringe ich schnell hinter mir, und bevor sie sich auch nur einen Zentimeter bewegen kann, greife ich um ihre Hüfte, hebe sie über den Zaun. Presse sie an mich, unterdrücke ein Keuchen. Wir sinken auf den Boden.
„Was würdest du tun?“, widerholt sie.
Ich schweige, überlege. Was würde ich tun? Mich ebenfalls hinunterstürzen, so wie sie es tun würde? Wenn sie es denn ernst meint.
„Ich würde es nie so weit kommen lassen“, antworte ich zitternd. Gem legt die Arme um meinen Hals, ihre Wange gegen meine Schulter, sodass sie mich ansehen kann.
„Juliet hatte also doch Recht“, haucht sie und schließt die Augen.
Ich vergrabe mein Gesicht in ihren Haaren.
„Sie hat es dir gesagt?“
„Ich habe gedacht, sie lügt. Hab gedacht, dass sie nur einen Grund suchen würde.“
Wir schweigen eine Weile.
„Es tut mir Leid.“ Ihre dunkelbraunen Augen öffnen sich wieder. „Ich wusste es nicht.“
„Ich dachte, es würde alles kaputt machen“, entgegne ich.
„Tut es das denn?“
„Das musst du entscheiden.“
Der letzte Strahl Sonnenlicht bricht sich in ihren Augen. Ich sehe, dass sie feucht sind, sehe, wie ihre Lippen zittern.
„Nein“, haucht sie. „Es macht alles wieder ganz.“
Hier bin ich nun. Ich stehe dir gegenüber, sehe dich an, sehe die Tränen auf deinen Wangen und es bricht mir fast das Herz.
Du siehst mich nicht. Du wirst mich nie wieder sehen. Das weißt du, nicht? Weinst du deswegen?
Einem Impuls folgend strecke ich meine Hand aus, um eine Träne von deiner Wange zu streichen, wohl wissend, dass ich dich nicht mehr berühren kann.
Ich habe von Anfang an gewusst, dass es so enden würde. Wir stammen aus verschiedenen Welten, hätten uns nicht einmal treffen dürfen. Es war von Anfang an dumm gewesen an etwas so unmögliches zu glauben.
Das haben wir beide gewusst, oder? Du hast es nie verstanden, da du nicht mehr kennst, als deine kleine friedliche Welt, doch tief in deinem Herzen hast du es gewusst. Hast du mich deswegen immer zurückgewiesen? Warst du klüger als ich ohne es zu wissen?
Ich habe kaum noch Zeit, das weiß ich. Bald werde ich in jene Welt zurückkehren, die mein eigentliches Zuhause sein sollte, auch wenn sie mir nie eine Heimat war. So anders als diese simple, einfache, weite und doch so kleine Welt, in der du geboren wurdest.
Für einen Moment wende ich meinen Blick von dir ab und folge deinem Blick.
Du stehst am Rand der Klippe und schaust auf die weite Ebene hinunter, die im Licht der rötlich untergehenden Sonne zu leuchten scheint.
Meine Zeit mit dir ist beinahe vorbei.
Als ich meinen Blick zum Horizont sehe, an dem sich die Silhouetten der weit entfernten Berge vor der Sonne abzeichnen, lässt deine Stimme mich zusammenzucken.
„Wo bist du?“ Als Flüstern kommen dir diese Worte über die Lippen, ehe sie vom Wind fortgetragen werden. „Wieso bist du verschwunden?“
Weitere Tränen laufen über deine Wangen, auch wenn du noch immer nicht schluchzest.
Ich habe dich noch nie weinen sehen, warst du doch immer stark und beherrscht. Du hast die Seele eines Kriegers, hast immer schon gekämpft. Und nun weinst du? Wegen mir? Kann es denn sein, dass du tatsächlich Gefühle für mich hast?
Du warst schon immer einsam. Und diese Einsamkeit hat dich mit der Zeit kalt gemacht. Doch als ich dich das erste Mal sah, habe ich etwas in deinen Augen gesehen und war fasziniert. Vielleicht habe ich deine Einsamkeit gespürt... Vielleicht war es meine eigene Einsamkeit, da ich in meiner Welt nie jemanden gefunden habe, der diese verstand. Was war es?
Ich wusste von Anfang an, dass es nicht möglich wäre. Ich wusste, dass man mich irgendwann zurückrufen würde und ich keine andere Wahl hätte, als den Ruf zu folgen.
Nun, wo es soweit war, wusste ich, wie dumm es von mir war, bei dir zu bleiben, dich zu lieben. Denn auch, wenn ich in jener Welt immer einsam gewesen war, so war die Einsamkeit doch erträglich gewesen, da ich nichts anderes kannte. Bis ich dich traf, kannte ich jene Liebe nur aus Büchern und großen Geschichten.
Dabei hatte ich jedoch nie geglaubt, dass du ähnlich fühlen würdest.
So würden wir nun beide unter meinem Fehler leiden? Würde dieses Wissen meine Strafe sein? Und doch...
Ich sehe dir in die Augen. Sie sind so anders, als ich sie kenne. Der Ausdruck in ihnen ist weich, verletzt, nicht mehr hart und abweisend. Sie sind wunderschön.
Ich wünsche dir, dass du einen Teil dieser Weichheit behältst, und nicht mehr jeden zurückweist, der sich um dich sorgt. Ich weiß, dass du allein hier draußen, so weit von deinem Dorf, entfernt stehst, damit dich niemand weinen sieht, aber nun, wo ich dich so sehe, komme ich nicht drumherum zu hoffen, dass sich etwas in dir verändert hat.
Dann müsste ich nicht bereuen, dass ich hierher gekommen bin, um mich in dich zu verlieben.
Der Sog, den ich schon die ganze Zeit spüre, wird stärker. Ich muss gehen.
„Noch nicht“, flüstere ich leise und mache einen Schritt auf dich zu, wohl wissend, dass unter meinen Füßen nur Luft ist. Ich beuge mich vor um drücke meine Lippen noch einmal gegen deine, auch wenn weder du, noch ich diese Berührung spüren.
„Ich liebe dich.“
Als ich deine Worte – zeitgleich mit meinen ausgesprochen – höre, merke ich, wie Tränen in meine Augen steigen.
Ich wende mich von dir ab, entferne mich von dir. Ich kehre in meine Welt zurück und werde dich nie wieder sehen.
Nur ein letztes Mal drehe ich mich zu dir um, auch wenn ich dich nur noch durch einen Schleier erkennen kann. „Mach es gut“, hauche ich. „Bleib stark und finde dein Glück.“
Für einen Moment siehst du auf und fast glaube ich, dass du mich erkennst, mich ansiehst, ehe du für immer aus meinem Leben verschwindest.
Ich schließe die Augen. „Ich liebe dich“, flüstere ich in die Dunkelheit. Dann drehe ich mich um, um zu jenen zu gehen, die jetzt auf mich warten, auch wenn sie mich nie vermissten.
Allein im Frühling
Es war Frühling! Alles blühte und die ersten Sonnenstrahlen wärmten die Erde auf. Die Leute waren glücklich und freuten sich über den schönen April. Alle außer dir. Du bist zum Friedhof gegangen und bist vor einem Kreuzchen auf die Knie gefallen und nur die Stille und die Trauer zogen über den Friedhof. Es gab aber Zeiten, wo du einmal richtig glücklich warst und deine erste Liebe etwas Besonderes sein sollte. Du warst so schön wie ein Engel und glücklich wie die Blume im Frühling. Doch leider sollte es nicht so bleiben, der Teufel persönlich spielte damals mit deinen Gefühlen und deiner Liebe. Genau wie heute war damals auch April. Alle Freunde, Verwandte waren zu besuch und es gab jede Menge Wein. Er verabschiedete sich von allen für zwei Jahre, weil er zum Bund musste. Er war sehr zufrieden und konnte eigentlich mit einem Guten Gewissen gehen, doch eines machte ihm sorgen: Er sah sich an und sprach mit betrunkener Stimme: „Solange ich weg bin und nichts außer meinem Gewehr zum Umarmen habe, wird es hier jede Menge Idioten geben, die dich umarmen möchten.“ Er wurde wütend vor Eifersucht und in seinem Rausch griff er zum Messer und zerschnitt dir damit das ganze Gesicht. Danach fing er an zu lachen und sprach ihr ins Gewissen: „Jetzt weiß ich, dass du für immer meine sein wirst. So kann ich gehen, ohne Angst zu haben, dass dich jemand anderer anfassen würde. Ich werde dich ja auch noch danach lieben, egal wie hässlich du jetzt bist.“ Er sprach viel blödes Zeug, ohne zu merken, was er gerade gemacht hatte. Er kam erst wieder zu Besinnung, als er im Krankenhaus an deinem Bett saß und weinte. Da verstand er endlich, was er getan hatte. Es tat ihm leid und er bat dich ständig um Verzeihung. Jetzt war auch die Zeit gekommen. Er musste zum Bund und ließ dich allein mit den ganzen Schmerzen und Schrammen im Gesicht. In jedem Brief, den er schrieb, bat er dich wieder und wieder um Verzeihung. Doch deine Schmerzen in der Seele waren viel schlimmer als auf deinem verunstaltetem Gesicht. Doch deine Liebe war größer als der Schmerz, den er dir zu gefügt hatte. Du hast ihm alles verzeihen können und auf ihn die ganzen Jahre gewartet, du wolltest immer mit ihm zusammen sein doch so sollte es nicht werden und das Schicksal schlug noch einmal kräftig zu. Die zwei Jahre waren vorbei und du konntest es nicht abwarten, bis er wieder zu dir zurückkommt. Doch er kam bei einem schweren Einsatz ums Leben und konnte nicht mehr nach Hause zurückkommen und so zerbrach auch dein Leben und die Liebe. Du wolltest es nicht wahr haben, das er nicht mehr zu dir zurückkommt und bei der Beerdigung warst du wie aus Stein. Es tat weh ihn dort zu sehen, wie er im Grabe lag und nicht mehr an deiner Seite sein konnte. Dein Leben ist jetzt leer ohne ihn und so grau wie ein kalter Novembertag. Dein Herz ist zerbrochen in tausend stücke die nicht mehr zueinanderfinden werden. Aber ohne ihn bist du allein, kannst nicht sagen du bist seine Ehefrau aber auch nicht das Du die Witwe von ihm bist.
ENDE
„Liebe ist, deine Hand zu halten und zu
wissen, dass alles gut wird.“
Wutentbrannt hatte sie seine Hand beiseite geschlagen, ihre üblicherweise ruhige Stimme in höchster Anstrengung, die Gründe im Nachhinein nichtig. Wieso hatte sie mit ihm Schluss gemacht? Ihn endgültig zu verlieren, verkörperte doch in Wahrheit die Hölle auf Erden für sie, warum also? Und nun, ja, nun erteilte der grausame Gott, an den sie nicht glaubte, ihr eine erbarmungslose Morallektion, indem er ihr genau das aufzwang. Ihre eigene Hölle, ihr persönlicher Käfig des Schuldbewusstseins und der Verzweiflung, das Schloss versiegelt, der Schlüssel zerstört.
Kreischende Reifen, ein dumpfer Aufprall auf unnachgiebigem Asphalt, nicht wie ein Mensch hatte es sich angehört, der dort mit entsetzlich exakter Bravur zu Fall gebracht worden war. An mehr erinnerte sich Touko nicht, hatte sie sich erst nach jenen blitzschnell aufeinander folgenden Ereignissen zu ihm umgedreht, doch das störte sie keineswegs. Weitere Details kosteten sie wahrscheinlich den letzten Rest ihrer schwindenden Fassung, und ihre Fantasie erledigte schon alles Übrige.
„Mann, Red, wie kannst du mir das antun?“, keifte sie den fast komplett leblosen Leib vor sich an. Die zuletzt erklingenden Silben schwammen in ihren bitteren Tränen davon. „Du… du…“ Nicht einmal eine geeignete Beleidigung für seine Torheit wollte ihrem aufgewühlten Verstand in den Sinn kommen, so sehr beschäftigte ihn die unausweichliche Erkenntnis, Red zu verlieren. Seine so feingliedrigen schwarzen Strähnen in erdbeerfarbenes Rot getränkt, jeder Atemzug seinerseits geschah unter intensivsten Qualen, bei denen sein blasses Antlitz sich schmerzerfüllt verzerrte.
„Weil ich ein Idiot bin“, krächzte Red mit schwacher Stimme, hustete Blut. Es besprenkelte sein weißes Shirt, auch den kalten, rauen Boden, in dessen Obhut er gebettet war. Red versuchte, spöttisch aufzulachen, doch unterschied sich dies kaum von seinem röchelnden Atmen. „Wie du es sagtest. Zu nichts zu gebrauchen.“
Ein Schleier aus salzigen Tropfen benetzte Toukos Wangen, ihre langen, wallenden braunen Locken verbargen ihre Züge für Unbeteiligte. Wie sehr hatte er es geliebt, damit zu spielen, den lieblichen Duft ihres Shampoos zu schnuppern, so war es ihr immer wieder aufgefallen.
Der Tumult um sie herum gewann nach und nach an Lautstärke. Aufgeregtes Murmeln, rücksichtsloses Fingerzeigen. Leute, die standen, starrten, hämisch flüsterten, aber nicht halfen. Bedauerndes Seufzen, Beileidsbekundungen von jenen, die ihn nicht kannten. Der schuldige Autofahrer, der hektisch mit dem Notruf telefonierte, da die Gefahr, Red weitere Verletzungen zuzufügen, sofern man ihn mit Hilfe eines Pokemons zum Krankenhaus transportierte, zu enorme Ausmaße annahm. In der Ferne die Schreie von Tauboss, Pelipper, Sichlor. In der Nähe hohe steinerne Gemäuer, zahlreiche Glasfenster mit stummen Zeugen. Sogar die strahlende Sonne lachte ihnen allen entgegen. Touko verfluchte, verdammte sie in Gedanken, sie sollte auf der Stelle zerbrechen, anstatt ihre pathetische Fröhlichkeit zu verbreiten, ihre heuchlerische Wärme. Niemand sollte sich gut fühlen, wenn gerade ihr geliebter Red im Sterben lag, niemand durfte sich in Toukos näherem Umfeld freuen, egal über was. Es war nicht fair. Es war schlichtweg nicht fair, und innerlich wappnete sie sich bereits, jeden mit all ihrer Macht anzufahren, der es wagte, ihr sein Mitleid schenken zu wollen.
„Das habe dich doch nicht so… Falls du mich jetzt verlässt, dann…“ Vorsichtig strich sie einige seiner pechschwarzen Strähnen beiseite, um sein Sichtfeld zu klären, sein unendlich weiches Haar, durch das sie ihre Finger mit größtem Vergnügen fahren ließ. Sie meinten alle, Touko verstehen zu können. Gar nichts konnten sie. Sie würden nicht begreifen, dass sie für seinen Unfall die Verantwortung auf sich laden musste, weil sie ihn angeschrien und verleugnet, weil sie ihre Eifersucht nicht unter Kontrolle gebracht hatte, ehe die Worte aus ihr herausgesprudelt waren, welche sie jetzt so dermaßen bereute. Sie trug Schuld an seiner Aufgewühltheit, an seiner Unachtsamkeit, in der er die Straße hatte überqueren wollen. Oder… war es etwa in seiner Absicht gewesen?
„Dann was?“, erwiderte er ächzend. Als ob er die Antwort nicht kannte. „Hasst du mich?“ Allein die Vorstellung, nicht mehr mit ihm reden, ihn zu berühren, umarmen, küssen zu können, ließ sie jegliche Lebensfreude für die Zukunft einbüßen. Es fühlte sich so unsagbar kalt an, eine Leere in ihr, die keine Person auf Erden je wieder zu füllen vermochte. In welchem Verhalten sollte sie seinen Eltern begegnen? Wie Trost vermitteln, wenn man selbst nicht wieder aufstehen wollte?
„Ja, verdammt, dann schon!“ Geblendet von ihrem Tränenschleier, waren Touko die drei Pokebälle, die neben Red auf der Straße lagen, zunächst gar nicht aufgefallen. Sein Pikachu erblickte sie merkwürdigerweise nicht, zum Glück befand es sich nicht am Unfallort. Erneut brandeten die Wogen ihrer Trauer an ihre ohnehin bröckelnde Existenz. „Was ist mit ihnen?“ Touko deutete demonstrativ auf die rot-weißen Kapseln zu ihrer Linken. „Willst du sie auch einfach allein lassen? Red, ich…“ Zu ihrer Überraschung zeichnete sich auf Reds schmalen, zitternden Lippen ein seichtes Lächeln ab. Dabei floss ein dünnes Rinnsal Blut an seinem Mundwinkel herab, seiner Kehle entrang ein leidvolles Stöhnen.
„Sie haben doch dich.“ Ein darauf folgendes Schluchzen erschütterte Toukos Körper, die Sekunden, die sie hier an seiner Seite weilte, ihre finale Gelegenheit, all das verstrich schonungslos, ohne dass sie wusste, was sie ihm sagen sollte. Ihr fehlten die Worte, ausgerechnet jetzt. Ihr Herz gewann zunehmend an Schwere, sodass es ihr den Atem raubte, je länger sie ihm tatenlos beim Sterben zusah. Red hingegen schien sein Schicksal als selbstverständlich zu akzeptieren, oder gaukelte er ihr seine schon trügerische Leichtfertigkeit bloß vor? „Etwas Besseres kann ihnen nicht passieren. Und außerdem, ich… “ Er hustete abermals. „Ach, nein. Das… weißt du.“
„Hast du…“ Ein Schwall der Tränen ließ sie ein zweites Mal ansetzen, sie schluckte hart, um endlich in der Lage zu sein, verständlich zu sprechen. Allerdings verharrte der Kloß in ihrem Hals vehement an seinem Platz, triezte Touko weiterhin mit seiner kontinuierlichen Präsenz. Reds Kopf war eindeutig seiner Freundin zugewandt, Erwartung glomm in seinen rubinroten Seelenspiegeln, so rot wie die Lebensflüssigkeit, die mit steigender Schwäche in ihm zirkulierte. Sie ermatteten bereits. Zwar schaute er sie an, doch Touko empfand es mehr als Starren durch sie hindurch, in die Unendlichkeit, ins Nichts. „Hast du denn gar keine Angst?“ Mit letzter ihm verbleibender Kraft tasteten Reds Finger nach Toukos Hand, als wäre er inzwischen komplett erblindet. Wer wusste das schon? Sagen täte Red es ihr sowieso nicht, obwohl ihre Sorge um ihn nicht größer hätte sein können. Sobald sie seine Geste bemerkte, umschloss Touko mit ihren Händen fest die seine. Sie erschrak unter der eisigen Kühle seiner Haut, sie fühlte sich so kalt an wie die eines Toten. Sofort führte Touko seine Finger zu ihren trockenen Lippen, küsste sie etliche Male, als besäße sie die Fähigkeit, ihm mit ihren Küssen neues Leben einzuhauchen. So oft hatte sie seine Hand gehalten, ebenso oft hatte dies für Touko keinerlei Belang besessen. Jetzt kam es ihr vor wie das Innigste auf Erden.
„Nein“, wisperte er im Moment ihrer Berührung. „Jetzt nicht mehr. “
Die untergehende Sonne.
Sie blendet meine Augen und lässt mein Gesicht in allen möglichen Farben erstrahlen, eine Mischung aus gelb und orangerot. Ich lege meine Hand neben mich auf das morsche Holz der Bank, auf der ich sitze und in die untergehende Sonne und das Meer starre. Ich hatte erwartet, ich würde jemanden berühren. Ich habe mich daran gewöhnt – daran gewöhnt, jemanden um mich herum zu haben. Doch hier war niemand.
Ich war alleine.
Ich legte alleine meine Hand auf das morsche Holz, auf dem ich saß.
Ich starrte alleine in die untergehende Sonne und das Meer.
Ich erwartete alleine, dass ich jemanden berühren würde.
Denn er war nicht mehr da. Vor einem Monat verschwand er. Spurlos.
Warum?
Er war tot.
Er weg. Für immer. Ich kann mich nicht damit abfinden. Es ist schwer, von jemandem getrennt zu werden, denn man seit über einem Jahr liebt. Er hat mir die Liebe gegeben, die ich brauchte, nachdem meine Eltern bei einem Autounfall ihr Leben lassen mussten. Und nun habe ich wieder niemanden.
Hatte er sie vergessen?
Hatte er die schönen Zeiten vergessen, die wir miteinander hatten?
Hat er vergessen, wie er immer seine Arme um mich gelegt hat? Hatte er kein Kribbeln an dem Körperteil, an dem wir uns berührt hatten?
Sehnsucht. Das ist ein Gefühl im Körper eines Lebewesens, welches stärker ist als jedes andere und jeden Gedanken in dem Gehirn des Wesens verdrängt. Man kann an nichts anderes mehr denken – und vielleicht will man es auch nicht. Denn Sehnsucht hat etwas mit Liebe zu tun.
Sehnsucht. Mal denkt man stärker daran, manchmal schwächer. Manchmal fährt einem der Schock durch alle Knochen, wenn man sich genau daran erinnert und sich vor Augen führt, was nun passiert.
Sehnsucht – ein natürliches Gefühl, für Mensch und Tier, und doch scheint es eine unnachahmbare Kraft zu haben – eine Kraft, die einen in den Tod stürzen kann, wenn man sie nicht überwinden kann.
Ich erhebe mich von der Holzbank, in kleinen Schritten schleiche ich zur Klippe, die Land und Meer voneinander trennt. Viele Meter tief ragt die schroffe Felswand aus dem Wasser heraus.
Er lebt nicht mehr.
Sonst wäre er gefunden worden.
Ich liebe ihn.
Ich muss zu ihm.
Ich werde sterben – doch das ist mir egal.
Ein Schritt nach vorne, dann ist es auch mit mir vorbei.
War es das, was du wolltest?
Du kannst nichts für deinen Tod.
Doch ich komme zu dir – denn ich liebe dich.
Du warst das Wichtigste in meinem Leben.
Nie wieder würde es einen geben, der mich versteht, mit mir redet, einfach seinen Arm um meine Schultern legt, so wie du.
Nein.
So einen gibt es nicht mehr.
Du warst etwas besonderes.
Und ich komme zu dir – ein Schritt nach vorne, und du wirst mich in deinen Armen auffangen und in den Himmel bringen. Oder wohin auch immer. Mir ist es egal. Ich will nur zu dir.
Ein Schritt nach vorne.
Und wir sind zusammen.
Weit weg
Manchmal, wenn ich an dich denke, dann fängt mein Herz an wie wild zu pochen. Manchmal, wenn ich an dich denke, dann bekomme ich dieses flaue, drückende Gefühl im Magen. Manchmal wenn ich an dich denke, dann wünsche ich mir nur noch bei dir zu sein, dich in den Armen zu halten, um dich niemals mehr gehen zu lassen. Manchmal, wenn ich an dich denke, dann füllen sich meine Augen mit Tränen und ich wische sie mir schnell weg, damit keiner sieht, wie sehr ich leide.
Es gibt dutzende Bilder, Sprüche und Weisheiten, die davon berichten, wie schön die Liebe ist, wie sehr sie die Menschen glücklich macht. Es gibt dutzende Bilder, Sprüche und Weisheiten, die davon berichten, wie schrecklich die Liebe ist, wie sehr sie die Menschen traurig macht. Es gibt keine Bilder, Sprüche oder Weisheiten, die davon berichten, wie hoffnungslos meine Liebe ist, wie sehr sie mich quält und in den Wahnsinn treibt.
Schon seit ich zurück denken kann, war ich für andere die starke Schulter. Schon seit ich zurück denken kann, war ich für andere da, hörte ihnen zu, verstand sie, half ihnen. Schon seit ich zurück denken kann, war ich für andere der Fels in der Brandung, der bereits so viel erlebt hatte und Erfahrung gesammelt hatte, dass er auf die Problem anderer eine Lösung fand. Seit ich zurück denken kann, war ich nie der Fels in der Brandung, hatte nichts erlebt, besaß keine Erfahrung… dennoch fand ich Lösungen für die Probleme anderer, indem ich bloß auf mein Herz hörte. Schon seit ich zurück denken kann, war nie jemand für mich da, hörte mir zu, verstand mich oder half mir. Schon seit ich zurück denken kann, war nie jemand für mich die starke Schulter.
Ich bin nie der fordernde Mensch gewesen, hatte meine Wünsche immer deinen untergeordnet. Ich wollte dir gegenüber nie selbstsüchtig wirken, wollte mich nicht in den Mittelpunkt drängen, denn der Mittelpunkt meines Lebens, das warst du, ganz allein. Ich glaube, das war mein Fehler. Ich hörte dir zu, wusste wie sehr du diesen Anderen mochtest, wie wenig er dich beachtete. Du erzähltest mir, wie dumm doch die ganzen Kerle seien, dass ich die große Ausnahme sei. Doch obwohl ich immer diese große Ausnahme war, erzähltest du mir immer nur von diesem Anderen. Dieser Andere, der nie ich war, der ich nicht bin, der ich nie sein werde.
Ich sah zu, wie du mit dem Anderen glücklich wurdest. Ich sah zu, wie der Andere dich unglücklich machte. Wieder weintest du dich an meiner Seite aus, wieder sagte ich nicht, was ich fühlte, wieder hoffte ich, es würde von allein kommen. Ich sah zu, wie du mit einem anderen Anderen glücklich wurdest. Ich sah zu, wie der andere Andere dich unglücklich machte.
In all der Zeit wollte ich nur dich, dachte nur an dich, liebte nur dich. In all der Zeit hoffte ich, dass du eines Tages mit der großen Ausnahme glücklich werden würdest. Doch mit der Zeit verhärtete sich mein Herz. Ich bildete eine Resistenz gegen meinen Kummer aus, schluckte ihn herunter, weinte ihn nicht mehr in mein Kopfkissen. Mein Gesicht wurde dem einer Maske gleich, selten stimmten Ausdruck und Gefühl überein. Nur manchmal, wenn ich an dich denke, dann füllen sich meine Augen mit Tränen und ich wische sie mir schnell weg, damit keiner sieht, wie sehr ich leide.
„Ich muss zugeben, ich war schockiert, als ich erfuhr, mit Euch verheiratet zu werden. Nehmt es mir nicht übel, meine Dame, aber bei unserer letzten Begegnung wart Ihr… anders anzusehen.“
„Das kann ich verstehen. Damals waren wir beide noch Kinder und sahen uns mit anderen Augen. So wie ich Euch als nervenaufreibenden Wildfang betrachtete, habt Ihr in mir sicher ein Mauerblümchen erblickt.“
„Das heute zu einer wahren Rose herangewachsen ist!“
Prinz Sebryl und seine Verlobte Valiraschritten durch den Garten der Liebenden, der, anlässlich des hohen Besuchs, für Gäste niederen Standes gesperrt war. Ihr Weg führte sie unter blühenden Arkaden hindurch, deren florale Juwelen die feurige Abendsonne in ein Farbenspiel aus Licht und Schatten verwandelten. Einige letzte Schmetterlinge schwebten, lebendigen Blütenblättern gleich, durch die süßlich duftende Luft. Der weitläufige Tempelgarten war der Inbegriff eines romantischen Ortes, den die beiden frisch Verliebten nur mit sich selbst teilen konnten.
Oder zumindest fast, denn stets in ihrer Nähe hielt sich eine stille Beobachterin auf. Sie war nie zu weit von ihnen entfernt, um das glockenhelle Lachen Valiras zu überhören, oder die in tiefer Zuneigung gesprochenen Liebesworte des Prinzen. Die Verfolgerin brauchte sich nicht zu verbergen, auch dann nicht, wenn einer der beiden sich zufällig nach ihr umdrehte. Sie konnten sie weder sehen noch hören.
Ilydie schlich ihnen bereits hinterher, seit sie ihren Garten betreten hatten. Als Göttin der Liebe konnte sie die Gefühle spüren, die die beiden füreinander hegten. Obwohl sie einander von ihren Eltern zugesprochen worden waren, hatten sie sich über diese vereinbarte Verbindung hinaus wahrhaft ineinander verliebt. Doch Valira war nicht die Einzige, die ihr Herz an den zweitgeborenen Sohn des Königs verloren hatte.
Sondern auch Ilydie selbst.
Während sie also dem in seinem Glück berauschten Paar folgte, wurde sie fast von der Eifersucht auf die schöne Sterbliche zerrissen. Wie viele Jahre liebte Ilydie Prinz Sebryl schon und hatte insgeheim gehofft, er werde, da er nicht der Kronprinz war, nie verheiratet werden? Sicher, auch in diesem Fall hätte er sich noch in eine andere verlieben können und wäre somit für sie verloren gewesen. Doch eine Heirat machte alles so… endgültig.
Die Verliebten traten aus den spiralförmig zu einem Innenhof führenden Arkaden hinaus und auf einen Springbrunnen in dessen Mitte zu. Über der Wasserfläche, auf der Seerosen schwammen, thronte eine Statue Ilydies aus Rosenmarmor. Am Brunnenrand ließen Sebryl und Valira sich nieder, hielten sich bei den Händen und ignorierten die Göttin und die ganze Welt vollständig.
Während Ilydie ihnen mit brennendem Herzen lauschte, tauchte neben ihr eine andere göttliche Präsenz auf. Sogleich erkannte sie ihren Bruder Measor. Er stellte sich neben sie und hüllte sie in eine Wolke sinnlicher Wärme, die ihn als Gott der fleischlichen Lust stets begleitete. „Verdrehst du deine Augen noch immer nach diesem Sterblichen?“, fragte er mit nur Göttern vorbehaltener Stimme, die jetzt sowohl belustigt als auch verärgert klang. „Du bist eine unsterbliche Göttin! Das Universum persönlich hat festgelegt, dass diese Verbindungen unmöglich sind.“
„Ich weiß“, gestand Ilydie ein, auch wenn ihr dabei das Herz zersprang.
„Überhaupt, er ist nur ein niederer Mensch“, meinte Measor verächtlich. „In der Rangordnung der Natur steht er unter dir wie ihm ein gemeines Hausschwein. Noch mehr, während er mit seiner Angetrauten altern und sterben wird, wirst du auch weiterhin deine Jugend behalten, solange es die Liebe gibt.“
„Das ist es nicht.“Ilydie ging auf die Liebenden zu, die sich in den Armen hielten und verträumt in den Sonnenuntergang blickten. Die Göttin stand genau vor ihnen, doch das Abendfeuer drang durch sie wie durch bloße Luft. Wie sehr es sie schmerzte, die Freude in Sebryls Augen leuchten zu sehen! „Die Menschen beten mich an, ich solle ihnen die Liebe derer versichern, in die sie sich verliebt haben“, erklärte sie bitter. „Eine solche Verbindung, die ich selbst geschaffen habe, kann ich auch wieder lösen. Aber diese beiden hier haben ohne meine Hilfe zueinandergefunden. Aus natürlicher Liebe wie der ihren wurde ich geboren – sie ist mächtiger als ich.“ Sie seufzte. „Und überhaupt könnte ich ihm nicht viel mehr bieten, als meine Gefühle hergeben.“ Traurig blickte Ilydie zu ihrem Bruder auf. „Ich bin nur die Göttin der Liebe. Mir fehlt, was Menschenfrauen haben und Menschenmänner begehren. Attraktivität, Sinnlichkeit …“
Measor zog die Augenbrauen hoch und nickte. „So leid es mir tut, liebste Schwester, aber das stimmt. Ich muss es schließlich wissen.“
Prinz Sebryl pflückte eine Teichlilie und flocht sie seiner Verlobten ins Haar. Ilydie zuckte zusammen, denn dieser Kopfschmuck war auch jener, mit dem die Menschen sie darzustellen pflegten. „Ihr seid die schönste Frau dieser Erde“, sagte der Prinz leise, woraufhin Valira sich zu einem Kuss hinriss.
Angewidert verzog Measor das Gesicht und wandte sich ab. „Wie kannst du dir dieses Schnulzentheater nur tagtäglich antun?“, fragte er brüsk. „Wenn du willst, kann ich ein bisschen mit ihrem Eros spielen, um ihre Gefühle füreinander aufzuwirbeln.“
Ilydie war ihrem Bruder für seine eigene Art der Aufmunterung dankbar, doch sie schüttelte den Kopf.„Ich will nur, dass er glücklich ist.“
„Zumindest stehen sie auf gleicher Stufe“, sinnierte Measor und wollte wohl fortfahren, doch seine Schwester unterbrach ihn: „Das ist es!“, rief sie aus und wandte sich ihm zu. „Wenn Sebryl ein Gott werden würde, bliebe ihm nichts anderes übrig, als sich in mich zu verlieben!“ Ihre Augen glänzten bei diesem Gedanken wie der Sonnenuntergang. Sie, Measor und viele andere Götter waren so alt wie die Menschheit selbst, als diese begonnen hatte, sie als solche zu verehren und an sie zu glauben. Doch viele Dinge hatten zuerst keinen Gott gebraucht. Erst später waren einzelne Menschen nach ihrem Tod durch den Glauben der Sterblichen aufgestiegen.
Measor, der ihre Gedanken zu erraten schien, tadelte sie: „Sterbliche werden nur Götter, wenn sie sich zu Lebzeiten durch besondere Leistungen auszeichnen. Chebaste ist Göttin der Schrift, weil sie durch ihre Rebelliondas Lesen und Schreiben Frauen und Bauern zugänglich gemacht hat. Lodeg ist Gott des Reichtums, weil er mit dem seinen weise und gerecht umzugehen wusste. Worin hat sich dieser Sebryl hervorgetan, dass er es verdienen könnte, unsterblich zu sein?“
Er hat einer Göttin das Herz gestohlen, dachte Ilydie, sagte aber: „Es muss noch eine andere Möglichkeit geben! Ich werde Alfenorega aufsuchen, gewiss geben mir ihre Bilder Antwort.“ Die Schicksalsgöttin lebte in einer unendlichen Höhle ohne Ausgang und malte an deren Wände immerwährend die Weltgeschichte.
„Bis du diese findest, mögen Jahrhunderte vergehen“, meinte Measor. „Dein Prinzchen wird nicht so lange leben.“ Soeben stand das verliebte Paar Hand in Hand auf und entfernte sich vom Brunnen. Measor, der etwas gespürt zu haben schien, verabschiedete sich schnell. „Ich werde in meinem Tempel gebraucht.“ Mit diesen Worten verschwand er und ließ seine Schwester allein zurück. Wie eng Liebe und Lust, obwohl sie so unterschiedlich waren, zusammengehörten, wurde dadurch deutlich, dass die Menschen an Ilydie und Measor als Geschwister glaubten.
Ilydie sah sich in ihrem nunmehr verlassenen Garten um, in dem die Schatten der Nacht Einzug hielten. Sie setzte sich an den Brunnenrand und zerging fast vor Liebeskummer, als sie sich vorstellte, Sebryl sei bei ihr und flechte ihr Teichlilien ins Haar. Zugleich freute sie sich für ihn, wie ihr zu Weinen kam, wenn sie sich sein glückliches Lächeln in Erinnerung rief. Warum nur war das Schicksal so grausam mit ihr?
So saß sie da, während um sie herum die Nacht hereinbrach, als sie ein leises Zischen vernahm. Ilydie blickte sich um und entdeckte nicht weit von ihr eine Schlange in einem Rosenstrauch. Wahrscheinlich war das beinlose Reptil auf Beutejagd, denn im Garten der Liebenden lebten viele Singvögel. Doch Schlangen waren auch die Symboltiere Klegos, des Gottes der Niedertracht. Ilydie dachte an das, was man sich über ihn erzählte. Vor Klego hatte Nufeter sein Amt inne gehabt, und vor diesem noch viele weitere. Es hieß, wenn ein Sterblicher es schaffte, den hinterhältigen Gott dazu zu überlisten, könne er seine Sterblichkeit gegen die Göttlichkeit eintauschen. Bei diesem Gedanken sprang Ilydie auf.
Es war so einfach. Nicht Sebryl musste zum Gott, sondern Ilydie zur Sterblichen werden!
An Klegos Beispiel war zu sehen, dass sowohl Göttlichkeit als auch Sterblichkeit Güter waren, die einfach zum Tausch hergegeben werden konnten, wenn beide Seiten damit einverstanden waren. Es brauchte dazu nur ein bisschen Überredungskunst.
Entschlossen, für Sebryl und ein gemeinsames Leben mit ihm alles zu tun, wartete Ilydie beim Tempel ihres Bruders am Fraueneingang. Männer und Frauen betraten das Gebäude durch verschiedene Eingänge, was die Vereinigung betonte, die sie in seinem Innern eingingen. Um das Tor herum blühten farbenfrohe Orchideen, die symbolisch für die weibliche Hingabe standen. Nur als Sterbliche würde IlydieSebryl diesen Aspekt menschlicher Begierde bieten können.
Als sich die Tore öffneten und Valira hinaustrat, materialisierte sich Ilydie und löste sich aus dem Dunkel der Nacht. Zuerst erschrak die Adlige aus Angst vor einem Angreifer, doch als sie die Unsterbliche erkannte, verneigte sie sich. „Göttin Ilydie“, grüßte sie demütig, „was verschafft mir die Ehre einer Begegnung mit Euch?“
Ilydie genoss die unterwürfige Haltung ihrer unfreiwilligen Rivalin.Mit klangvoll nachhallender Stimme, die nun auch für sterbliche Ohren hörbar war, sagte sie: „Hast du schon einmal überlegt, wie es sein könnte, eine Göttin zu sein?“
»Katzen«
Überall und Nirgendwo war ihr Zuhaus‘. Sie waren die Nomaden der Großstadt.
Die Nacht war dunkel, doch ein kleines Feuer brannte gegen die Finsternis. Sie schlief auf ihrer Schlafstatt aus Stroh, die er ihr in diesem verlassenen Tunnel der U-Bahn gebaut hatte. Es war Sommer, aber trotzdem war es kalt. Dort unten war es immer kalt, aber man war größtenteils sicher vor den Kräften der Natur. Sie wurde von einem Rascheln wach. Sie hatte einen leichten Schlaf und das war ihr schon einige Male nützlich gewesen. Der Platz neben ihr war leer. Sie mochte es nicht, wenn er nicht da war. Also wartete sie.
Einige Minuten später kam er wieder.
»Wo warst du?«, fragte sie ihn.
»Pissen«, antwortete er und legte sich wieder schlafen.
Am nächsten Morgen bemerkte sie, dass jemand am Sack mit dem Essen gewesen war. Es war nicht viel drin, ein bisschen Brot, zwei alte Salatköpfe und die Reste eines Stückes Käse, das sie hatte mitgehen lassen. Aber der Sack stand nicht so wie am vorherigen Abend. Sie guckte nicht hinein. Als sie ihm davon erzählte, sagte er nur: »Katzen.«
»Ja«, antwortete sie und schwieg für kurze Zeit. »Diese furchtbaren Katzen.«
Die Sonne stieg auf und die beiden zogen los, die Sonne stand im Zenit und sie genossen das Leben, die Sonne stieg herab und sie kehrten heim. Er brach das Brot in zwei Hälften und gab jedem dazu noch drei Salatblätter und ein Stück Käse.
Das Feuer flackerte und Sie wurde wieder wach und wieder war der Platz neben ihr leer. Nach einigen Minuten kam er zurück.
»Wo warst du?«, fragte sie ihn.
»Pissen«, antwortete er, küsste sie und legte sich wieder schlafen.
Am nächsten Morgen bemerkte sie wieder, dass jemand am Sack gewesen war.
»Wir sollten etwas gegen diese Katzen tun«, sagte er.
»Ja, diese furchtbaren Katzen«, antwortete sie. »Kümmerst du dich darum?«
»‘türlich«, versicherte er.
Die Kirchenglocke schlug neunmal und sie zogen los, es schlug zwölfmal und sie saßen vor dem Neptunbrunnen, es schlug achtzehnmal und sie wuschen sich im Brunnen und kehrten heim. Er brach das Brot in zwei Hälften und gab jedem dazu noch drei Salatblätter und die Reste des Käses.
»Tut mir Leid«, sagte er. »Ich habe nichts gegen die Katzen gefunden.«
Sie nickte. »Schon OK.«
Das Feuer war bereits ausgegangen und Sie wurde wach. Der Platz neben ihr war leer.
»Du brauchst nicht immer wach zu werden, wenn ich pissen gehe«, sagte er, als er zurückkam. Sie nickte und legte sich wieder schlafen.
Am nächsten Morgen waren die Katzen wieder dagewesen.
»Wir hängen ihn an ein Seil«, schlug sie vor.
»In Ordnung«, antwortete er. »Ich klau heut‘ eines.«
»Aber pass auf dich, dass sie dich nicht erwischen.«
»Im Gefängnis ist es immer warm. Und man ist immer satt.«
Sie blickte ihn vorwurfsvoll an.
»Entschuldigung…«, murmelte er und gab ihr eine Banane, die er am vorherigen Tag aus dem Müll gefischt hatte. Sie schmeckte fruchtig.
Die Angestellten strömten in ihre Büros und die beiden zogen los, der Strom ergoss sich zu den Imbissbuden und sie hofften auf Reste, der Strom bewegte sich heimwärts und sie taten es ihm gleich. Er brach das Brot in zwei Teile und reichte ihr eines davon.
»Ach schon gut«, sagte sie und brach ihren Anteil entzwei. »Ich brauche nicht so viel. Nimm du das, du musst stark werden.«
Er schüttelte den Kopf. »Iss. Iss du es, mir reicht das.«
Sie aß ihr Stück Brot. Er hatte ein Seil gestohlen, mit dem sie den Sack an der Decke festbanden.
»Katzensicher«, befand er.
»Katzensicher«, stimmte sie zu.
Und wie viele Abende zuvor legte sie sich hungrig schlafen.
Eine braune Haarsträhne blitzte hinter einer grossgewachsenen Frau auf. Das war sie, es gab keine Zweifel. Ich bewegte mich ein paar Schritte nach links, um besser sehen zu können, was sie tat. Nun bemerkte auch sie mich, in ihren Augen konnte man sehen, dass sie sich freute. Sie drängte sich an der Frau, der ihr den Weg versperrte, vorbei und rannte auf mich zu. Ich kam ihr entgegen, voller Freude, sie nach den zwei Monaten, die sie im Ausland verbracht hatte, endlich wieder in meine Arme nehmen zu können.
Sie warf mich fast um, als sie sich in meine Kräftigen Arme warf, doch ich fand mein Gleichgewicht schnell wieder und drehte mich mit ihr im Kreis, bis mir schwindelig wurde. Langsam kam ich zum Stehen und hielt mich an ihr fest, zum Glück waren am Flughafen nicht mehr so viele Leute, so hatten wir mehr Platz für uns.
Wir lagen uns noch lange in den Armen, ungeachtet der wenigen, die uns anschauten, vielleicht neidisch, vielleicht verwirrt, vielleicht hatten einige auch den Drang, uns auszulachen, weil wir uns wie kleine Kinder benahmen, aber das machte mir nichts aus, so lange sie bei mir war.
Dann sah ich, dass ihr Tränen in den Augen standen, ich nahm an, es waren Freudentränen, etwas anderes konnte ich mir gar nicht vorstellen. Oder machte sie sich Sorgen wegen etwas?
„Was hast du denn?“, fragte ich sie leise.
„Nichts…“, antwortete sie flüsternd. Hatte sie nicht die Kraft etwas zu sagen, oder wollte sie einfach nicht, dass uns jeder zuhörte? „Ich … ich lie-“, ich hielt ihr den Finger vor den Mund.
„Sch..“, machte ich. „Ich dich auch“, sagte ich und nahm ihr Gesicht in meine Hände.
Auch ihre Hände fanden den Weg in mein Haar und ohne Vorwarnung trafen unsere Münder aufeinander. Ich schloss meine Augen, überliess den Rest meinem Instinkt, und ich denke, sie tat dasselbe wie ich, zumindest kam es mir so vor.
Ich weiss nicht mehr, wie lange wir so da standen, in der grossen Wartehalle des Flughafens, an dem sie heute angekommen war, während um uns herum der Flughafenbetrieb seinen Lauf nahm – Autos fuhren draussen vorbei, während über den Köpfen der Passanten die Flugzeuge brausten, Personen betraten und verliessen die Wartehalle, manche mit mehr, manche mit weniger Gepäck.
Irgendwann, nach Sekunden, Minuten, oder vielleicht auch Stunden, wobei letzteres vielleicht weniger der Fall war, trennten sich unsere Gesichter wieder voneinander, wir nahmen uns bei den Händen und verliessen das grosse Gebäude.
In der Zwischenzeit musste es begonnen haben zu regnen, denn bald waren wir durchnässt, während wir an der Bushaltestelle auf den nächsten Bus warteten, bewaffnet mit ihrem Gepäck.
Als der Bus schliesslich sein Ziel, die Bushaltestelle, an der wir standen, erreicht hatte, waren wir beide froh, wieder im trockenen zu sein und schmiegten uns aneinander, denn eine längere Fahrt wartete auf uns beide. Irgendwann fand ihr Kopf den Weg auf meine Schulter und ihr Atem wurde regelmässig und tief. Ich fuhr ihr mit meiner Hand durchs Haar, während sie einen friedlichen Schlaf genoss.
Es war 18 Uhr. Fassungslos sah ich die kleinen Zahlen, unten rechts auf meinem Netbook an. Und ich fing an zu weinen.
Warum ich das tat? Weil ich genau wusste, dass ich einen geliebten Menschen verloren hatte. Zwar nicht an diesem Tag, doch um diese Uhrzeit vor ein paar Jahren, genau an diesem Datum. Doch erst jetzt war ich im Stande es zu realisieren...
Zum ersten Mal begegnete er mir im Schlaf.
Damals war ich noch jung, gerade einmal acht Jahre. Als ich auf den Wolken meines Traumes weilte, sah ich ihn. Pechschwarzes Haar, welches ihm wild um den Kopf fiel und teilweise bedeckten auch ein paar Strähnen sein Gesicht. Seine Augen färbte ein Eisblau, welches dennoch nicht an Wärme verlor wenn er lachte. Ein schmales Gesicht und eher schmale Lippen rundeten das Gesamtbild ab, auch wenn seine Haut blass wirkte.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich sein Bild im Kopf, welches ich nicht mehr zu vergessen wagte. Und ebenfalls hatte ich einen Namen im Kopf. Jade. Noch nie zuvor hatte ich so einen Namen gehört, er war mir gänzlich unbekannt, doch wusste ich sofort das dieser Junge so heißen musste. Es war, als ob er sich mir im Traum vorgestellt hatte und ich brannte darauf mehr über ihn zu erfahren.
Dieser Wunsch erfüllte sich erst Jahre später, als ich ihn schon wieder fast vergessen hatte.
Ich lag in meinem Bett und konnte nicht einschlafen, zwar wusste ich nicht warum, aber dennoch hielt mich etwas davon ab. Einige Minuten später erschien vor meinem Auge ein Bild, es überlagerte sich mit der Umgebung die ich wahrnahm. Jedoch war es, als ob ein Teil von mir woanders wäre.
Ich sah Zerstörung. Eingestürzte Häuser, hier und da brannten sie auch. Weinende Kinder und schreiende Menschen hörte ich von irgendwoher. Doch eine Stimme drang besonders in mein Gedächtnis. Diese gehörte einem Mädchen zwischen den Trümmern. Man sah sie nicht, um sie herum war alles dunkel. Sie war eingesperrt. Dennoch sah ich sie ganz klar. Schwarze lange Haare, dunkelbraune Augen und sehr zierlich gebaut. Auf ungefähr 17 oder 18 schätzte ich sie. Sie vermittelte einen sehr schwachen Eindruck, dennoch schien sie an etwas bestimmtes zu denken. Leise liefen ihr die Tränen über die Wangen während sie, ihre wohl letzten Worte, sprach.
'Wenigstens hat es dich nicht auch erwischt...'
Kurz danach war ich wieder in meinem Zimmer. Oder besser gesagt, ich war mir bewusst dort zu sein. Meine Atmung ging schwer und ich fragte mich was das war, doch schnell drehte ich mich um und schlief ein. Abends hatte ich noch nie wirklich Lust zu grübeln.
Doch wusste ich am nächsten Morgen, dieses Mädchen war gestorben. Und ich wusste ihren Namen:Yue.
Nur zwei Tage später passierte es wieder. Ich saß dieses mal auf meinem Bett und schrieb an einer Geschichte weiter.
Dann überlagerte sich wieder mein Bild und ich sah ihn. Jade.
Er stand auf einem Hochhaus, schien bitterlich von etwas betrübt zu sein. Im Hintergrund hörte ich Glockenschläge, wie von unserer Kirche, wenn es um 18 Uhr anfing zu läuten. Plötzlich sprang er, es schien als würde ich mit ihm fallen. Und ich fing an zu weinen, denn ich verstand nicht warum er das tat. Zwar wusste ich nicht warum, aber er bedeutete mir so unendlich viel. Er schien mich zu bemerken und lächelte mich an, während mir die Tränen wie Sturzbäche über die Wangen flossen.
'Wenigstens darf ich dich noch einmal sehen und ich verspreche dir, du wirst es später verstehen. Ich weiß ganz genau, dass du dort nun besser aufgehoben bist', sagte er und dann war ich wieder in meinem Zimmer.
Geschockt saß ich vor meinem Netbook. Blitzschnell sah ich auf die Zeiger meiner Uhr, es war schon nach 18 Uhr. Doch es war nicht hier gewesen, dass wusste ich. Bei Google suchte ich nach dem Haus auf dem ich ihn gesehen hatte. Zu meinem Erschrecken fand ich es auch, zusammen mit der Zeitverschiebung. Und in 20 Minuten wäre es soweit.
Verglichen mit dem Rest, verging diese Zeit erschreckend schnell.
Es war 18 Uhr und während ich auf die Zahlen rechts unten auf meinem Netbook starrte, umfing mich eine tiefe Trauer. Wieder flossen mir die Tränen die Wangen hinunter. Nie hatte ich ihn getroffen oder mit ihm gesprochen, dennoch sagte etwas in mir, es war schrecklich ihn zu verlieren.
Später erst, wusste ich genau was es gewesen war. Zwar klang es unglaublich, doch ich glaubte fest daran, dass es genauso war.
Yue war ich. Oder besser gesagt, das Leben vor mir. Ich erinnerte mich an mehrere Sachen, die ich gar nicht wissen konnte und demnach schloss ich darauf. Sie hatte den gefunden, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Dieser jemand war Jade. Das Schicksal schien es jedoch anders zu planen. Das Mädchen starb mit 16 Jahren bei einem Erdbeben in Japan. Jade war derweil auf einem Austausch in Norwegen und erfuhr erst nach ein paar Tagen von der Naturkatastrophe. Als er sich erkundigte, erreichte ihn die Nachricht von Yues Tod. Sie war der einzige Mensch gewesen den er noch hatte und der für ihn die ganze Welt bedeutete. Wie konnte man sie ihm nehmen?
Ihre letzten Worte, die ihm golten, hatte niemand gehört, weswegen niemand sie ihm sagen konnte.
Nur ein paar Tage darauf begang er Selbstmord. Nicht aus Depressionen oder Trauer, sondern aus Liebe. Er zählte darauf, dass er ihr so folgen konnte. Entweder sie seien im Tod vereint, oder er würde ihr, in ihr nächstes Leben folgen. Dies war im reinsten Sinne, die Liebe über den Tod hinaus. Diese konnte man nicht einfach festhalten, wenn sie selbst die Angst vor dem Ende nahm.
Seitdem mir dies klar geworden ist, warte ich darauf, dass er mir begegnet. Ich würde sicherlich merken wenn er mir gegenüber stand und darauf vertraue ich bis heute...
M o m e n t e d a n a c h
Ich atme ein. Luft strömt in meine Lungenflügel, warme Luft, die soeben noch im Raum verweilte und erst jetzt einen Sinn bekommt. Oder auch nicht, denn im nächsten Moment verlässt sie meinen Körper wieder, noch wärmer als zuvor umschmeichelt sie nun deine Nase, die nur wenige Zentimeter vor meinen Augen in meinem Sichtfeld verschwimmt. Du stupst sie an, ganz sacht, und lächelst.
„Eskimokuss“, sagst du und hebst deine Hand, um mein Näschen zu zwicken. Doch ich bin schneller und stibitze mir die deine, wie einem kleinen Kind, zeige ich dir deine „Nase“, wie sie aus meiner Faust hervorlugt.
„Das ist nicht fair!“, beanstandest du meinen kleinen Scherz, und kitzelst meinen Bauch. Mein Lächeln weitet sich zu einem Kichern aus. Ich drehe mich auf den Rücken um deinen Attacken zu entkommen, doch es ist zwecklos. Anstatt meine Folter zu beenden, setzt du dich auf um erst richtig loszulegen. Allein von dem Gedanken bekomme ich einen Lachanfall, krümme mich unter deinen liebevollen und doch fiesen Berührungen. Du lachst und drückst mich fest, verschonst mich noch einmal und hievst mich mit einer schwungvollen Rolle auf deinen Bauch.
Dort hältst du mich fest, lässt mich nicht los – aber ich will auch nicht weg. Ich bette meinen Kopf auf deiner Brust, seufze im Moment des Glücks und streichle deinen Arm, der entlang deines Körpers ruhig daliegt. Auf meiner Kopfhaut spüre ich leicht nun deinen Atem, wie er sich den Weg durch meine Haare bahnt, um sich dann im Zimmer mit der vorhandenen Luft zu vermengen. Deine Brust ist besser als jeder Polster, auf dem ich bisher geschlafen habe, hebend und senkend wiegt mich ihre Bewegung in den wohlverdienten Schlaf.
„Du“, hauche ich, „du, weißt du eh?“
„Hm…?“, fragst du, kaum vernehmbar, doch ich liege ja mit meinem Ohr nahe deinem Kopf.
„Na, ich liebe dich.“
Ich merke, wie sich dein Mund zu einem weiteren Lächeln formt, während du deinen müden Arm auf meinen Rücken legst, um mich zu streicheln. Vorsichtig gleiten deine Finger durch meine zerzausten Haarsträhnen.
„Ich dich auch, meine Himbeere“, antwortest du und drückst mich ein wenig nach oben, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben.
Ich kuschle mich an dich und fast augenblicklich fallen mir die Augen zu, dein Schnarchen höre ich schon nicht mehr.
Nur dein Herz, wie es schlägt, im Einklang mit meinem. Für uns, und das muss ich nicht einmal träumen.
Draussen schneite in Strömen, als ob bald ein langer, kalter Winter für mich einbrechen würde. Ich entfernte mich blinzelt vom Wohnzimmer-Fenster und starrte von meinem kleinen Bett aus verdutzt rüber ins Esszimmer, wo ich meine Mutter dabei entdeckte, wie sie zwei Stücke Brot in der Hand hielt und sie mit einer dickflüssigen, roten Masse bestrich. Nur mit Mühe stand ich aus dem Fenster auf, da ich mir am Vortag einen Muskelkater in Sport zugezogen hatte.
"Oh, Alex, du bist ja schon wach. Es ist doch erst 5 Uhr morgens.", flüsterte meine Mutter um meine Schwester, die noch tief und fest schlief, nicht aufzuwecken.
"Ich habe ziemlich gut geschlafen, danke der Nachfrage, Mama.", sagte ich grinsend wie ein Honigkuchenpferd. Bei dem Gedanken warum ich so gut geschlafen habe, musste ich noch weiter grinsen, als vorher schon. Ich schleppte mich in's Badezimmer, wo ich meine zersausten Haare begutachten durfte. Sie sahen mal wieder so aus, asl hätte ein Wilder Schimpanse in meinen Haaren rumgetobt um an eine Banane zu kommen. Ich schnappte mir meinen karamell-farbigen Kamm und kämmte meine Haare so lange, bis sie einigermassen annehmbar aussahen. Danach folgte das übliche Badezimmer-Szenario, das morgens bei jedem Jugendlichen abläuft. Ich wusch mir mein Gesicht, putzte mir hastig meine Zähne und ging in mein Zimmer, wo mich auch schon die schwierigste Aufgabe des ganzen Morgens erwartete; die Auswahl der Kleidung, die ich am jeweiligen Tag anziehen möchte. Ich stellte mich vor meinen riesigen, aus Holz bestehenden Schrank und öffne die imposanten Türen, die vorne mit zwei Spegieln bedeckt werden. Vor mir stand eine gewaltige Sammlung an Hosen, T-Shirts und alles was das Herz begehrt. Ohne lange nachzudenken schnappte ich mir eine dunkelblaue, enge Jeans und einen hellblauen, dicken Kapuzenpulli. Mittlerweile dürfte sicher schon eine halbe Stunde vergangen sein, weswegen ich mich wieder ins Esszimmer begab um mir die zwei dicken Scheiben Brot mit Marmelade und Butter zu schnappen und mich vor den Fernseher zu setzen. Wie aus dem Nichts ertönte ein SMS-Geräusch, bei dem ich mir zuerst nicht sicher war, ob es wirklich mein Handy war oder nicht.
"Es ist dein Handy, Alex.", murmelte meine Mutter ohne mir einen einzigen Blick zuzuwerefen. Widerwillig stellte ich meinen weissen Porzelanteller auf den aus Glas bestehenden Wohnzimmertisch und schnappte mir mein Smartphone, was auf dem grossen Esszimmer-Tisch stand. Als ich den Absender-Namen sah, machte mein Herz einen Freudensprung. Es war Alina, das Mädchen, mit der ich seit einem Jahr zusammen war. Man konnte mein Glück gar nicht beschreiben. Sie war eine kluge, freundliche und liebevolle Person, mit der ich jede beliebige Sache reden konnte. Mögen es familiäre Probleme oder schulische Probleme sein, einfach alles. Ich öffnete die Nachricht und las:
"Hey, mein Schatz. Kommst du mich gleich abholen? Dann können wir zusammen zu der Bushaltestelle laufen. :)"
Mittlerweile war es schon 6:15 Uhr, weswegen ich mir die Fernbedienung nahm, den Fernseher abschaltete und wieder in Richtung Esstisch lief.
"Wo ist meine Jacke?", fragte ich meine Mutter mit einem etwas zu frechen Ton. Ohne mir eine Antwort zu geben, zeigte sie mit einer elleganten Fingerbewegung auf die Heizung, die sich hinter ihr befand. Ich lief an ihr vorbei, nahm mir meine erst neu gekaufte Jacke und stolperte in Richtung Haustür. Schnell wie der Blitz zog ich mir noch meine Schuhe an und verschwand mit einem kurzen "Tschüss." aus der Wohnung. Alina wohnte nur einige Meter von unserem Wohnblock entfernt. Ich sah sie aus der Entferung an ihrem Schlafzimmer-Fenster stehen wo sie mir eine simple Winkbewegung zusendete. Mit einem sanften Kuss auf die Stirn begrüsste sie mich an ihrer Tür, die mit Einritzungen im Holz beschmückt war.
"Wollen wir los?", fragte ich sie mit einem grossen Grinsens im Gesicht.
"Sicher, ich hole nur eben meine Tasche, warte einen Moment."
Nachdem sie auch endlich bereit war packte ich sie an der Hand unnd zerrte sie die steile Treppe runter, die ihr Haus von der Auffahrt trennte. Sie nahm es wohl als Spass auf und rannte mit einem Lächeln im Gesicht mitten über die Strasse, ohne darauf zu achten ob ein Auto auf sie zukommt oder nicht. Plötzlich blieb sie mitten auf der Strasse stehen, obwohl ein ein roter Van auf sie zugefahren kam. Ohne gross nachzudenken warf ich meine Tasche von meinem Rücken und sprintete auf die Strasse um sie aus dieser misslichen Lage zu retten.
"Pass auf!", schrie ich bevor ich sie zur Seite schubste und mich selbst in eine missliche Lage brachte.
"Alex!", rief Alina in Tränen ausbrechend. Das waren die letzen Worte die ich noch gehört habe, bevor mich der Schmerz und die anschliessende Bewustlosigkeit überwältigte.
Langsam öffnete ich meine Augen und sah zuerst alles um mich herum noch verschwommen. Als mein Augenbild klarer wurde, erkannte ich, dass ich nicht in meiner gewohnten Umgebung war; ich lag in einem Krankenhausbett. Neben mehr stand Alina mit Tränen in den Augen.
"Wieso weinst du?", flüsterte ich, da der Schmerz, den ich in meinem ganzen Körper verspürte, mir keine keine grössere Lautstärke ermöglichte. Schluchzend sah sie zu mir:
"Du hast mir das Leben gerettet, ist dir das bewusst, Schatz?"
"Nein, ich erinnere mich an gar nichts. Erzähl mir doch bitte, was passiert ist."
Ihre Tränen aus den Augen wischend erzählte sie mir die ganze Geschichte, die sich ereignet hatte. Als sie beim Ende ankam war ich geschockt. Ich hätte jetzt tatsächlich tot sein können, hätte mir ein Wunder nicht geholfen.
"Komm her.", meinte ich zu Alina und streckte ihr meine Arme entgegen."
"Ich liebe dich.", flüsterte sie mir ins Ohr und gab mir einen sanften Kuss auf dein Mund.
"Ich liebe dich auch, Alina.", sagte ich mit sehr leiser Stimme und schenkte meiner Geliebten ein Lächeln.
Kurz danach öffnete sich die die Tür und eine in völlig weiss bekleidete Krankenschwester kam ins Zimmer:
"Er braucht jetzt etwas Ruhe. Ich würde dich bitten, morgen wieder zu kommen."
Alina entfernte sich von mir und hielt noch kurz meine Hand bevor sie sich auf den Weg zur Tür machte.
"Ich werde dich immer lieben, vergiss das nicht."
Mit diesen Worten und einem Lächeln verabschiedete sie sich und schloss die Tür.
BB-Lovestory
„Was ist denn los Miranda?“ Jason sah mich ganz verblüfft an als ich halb nackt auf dem Baum sass und wartete bis meine Kleider trockneten. „Ach lass mich Jason!“, schrie ich zu ihm hinunter und lehnte mich zum Stamm zurück. „Hm… ok ich lass dich mal aber zum Abend kommst du schon zum Strand oder?“ „Lass mich jetzt einfach in Ruhe!“ Langsam schlenderte er zurück zum Strand. Über mir waren nur ein grosses Blätterdach und einige Affen die mich komisch beobachteten. Schnell sah ich wieder zu meiner Kleidung die auf einem Ast neben mir lag und trockneten. Na toll. Es sah nicht so aus als ob sie so schnell trocknen würden. Langsam sah ich wieder zum Strand wo Jason stand und wie ein Professor die Bäume inspizierte. Ich sammelte meine halb nasse Kleidung vom Ast zusammen und zog sie wieder an. Lieber nass statt fast keine Kleidung! Langsam kletterte ich den Baum der so aussah wie eine Palme wieder hinunter. Ich rannte zum Strand und merkte wie meine Füsse im Sand einsanken. „Jason warte doch kurz!“ Er drehte sich um und hielt zwei Kokosnüsse in die Höhe. „Schau mal was ich gefunden hab!“, meinte er und schlenderte zu mir. „Wenn du mir hilfst einen Stein zu finden gibt’s heute Kokosnusswasser und Kokosnussfleisch. Wenigstens etwas.“, sagte er mit einem breiten Lächeln im Gesicht und drückte mir eine Liane in die Hand. „Am besten baust du uns eine Unterkunft und dann sehen wir mal wie wir von dieser Insel wegkommen.“ Ich nickte hastig und lief schon weg als er mir noch etwas nachrief: „Ach ja iss nichts was du nicht kennst!“, ich nickte und lief weg von ihm.
Etwas später liess ich mich in den Sand fallen. Die Sonne brannte mir im Nacken und einen Schlafplatz brachte ich immer noch nicht in stande. Jason erschien mit lautem geraschel aus dem Urwald und warf die zwei Kokosnüsse in meine Richtung. „Hier findet man nichts Miranda.“ Ich nickte als hätte ich es schon gewusst und sah ihn an. „Ich finde auch nichts Jason.“ Ohne zu achten wohin er fallen würde liess er sich neben mir in den Sand fallen. Ich rutschte ein bisschen weg und sah ihn verwirrt an. „Miranda was ist denn das du mich nicht magst?“ Mein Hals wurde immer trockner und ich sah ihn an als wäre er ein Alien. „All die Jahre hast du mich gemobbt, beleidigt und fertig gemacht. Und jetzt genau jetzt wenn wir beide an einem Strand stranden an dem wir eigentlich gar nichts verloren haben tust du so als ob wir Verbündete wären die sich schon seit der Geburt kennen und zusammen ein Team sind. Ich verstehe das nicht. Du warst immer der beliebte, der begehrte und ich… ich war euer Opfer. Ihr wisst ja gar nicht was ihr angestellt habt!“ ich hielt ihm meinen Unterarm ins Gesicht. „ Siehst du diese Narben? Das ist weil ich mich wegen euch geritzt hab! Ihr seid das allerletzte!“ Schnell schlug ich mir die Hand vor den Mund und sank weinend in den Sand. Jason sprang auf und sah mich an. Ich wusste nicht was kommen würde aber das hat alles verändert. Er kniete sich hin nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Noch verwirrter stiess ich ihn weg und sah ihn blöd an. „Tu das noch einmal und wir werden sehen wer hier das sagen hat.“ Ich stand auf und stampfte zurück in den Dschungel. Da kletterte ich auf den gleichen Baum wie vorhin und verbrachte die Nacht darauf.
Am nächsten Tag wurde ich schon mit einem Kuss auf meinen Lippen geweckt. „Guten Morgen Prinzesschen. Gut geschlafen?“ Ich schlug meine Augen auf und sah Jason ins Gesicht. „Wie bist du hier hinauf gekommen?“ „Nach 10 versuchen war ich oben… ich konnte es einfach nicht erwarten dich zu sehen.“ Mein Herz machte einen Hüpfer aber stattdessen ihn zu küssen schubste ich ihn leicht und er fiel fast vom Ast. „Hey! Was soll das?“ „Lass das am Strand besprechen.“, meinte ich und kletterte zum Boden zurück. Ich schlenderte zum Strand. Jason sprang einfach vom Ast und trottete mit hinter her. Er sah mich intensiv an und meinte trocken: „Was ist jetzt?“ „Ja wieso küsst du mich andauernd?“, fragend sah ich ihn an. Er nahm meine Hände, zog mich zu ihm und flüsterte: „Weil ich dich Liebe… seit dem ersten Tag an der du in der Schule die Klasse betratst. Du siehst einfach umwerfend aus… und dein Charakter erst, ich war ganz aus dem Häuschen. Deswegen habe ich dich fertig gemacht. Um dich zu vergessen. Aber genau darum wurde es immer schlimmer… ich liebe dich.“ Er küsste mich sanft und legte seine Hände auf meine Hüfte. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und genoss jede einzelne Minute die ich ihn küsste. Als er sich nach einiger Zeit wieder löste flüsterte ich ihm: "Ich liebe dich auch." Lautes Gerratter trennte uns und wir sahen beide zum Himmel. Jason zog sein T-Shirt aus und begann damit zu wedeln. Ich schmiegte mich an Jason und wartete bis der Helikopter landete.