Oh, danke für das Stichwort ^^
Ich sehs bei den Ü-Eiern ähnlich wie Du, weil sie die gesamte beknackte Sch***ßunlogik hinter unserem Geschlechterdenken so wunderbar offenbaren.
Man muss nämlich differenzieren zwischen Diskriminierung des Geschlechts und Diskriminierung der den Geschlechtern zugeschriebenen Eigenschaften.
Während ich Alayia weitgehend Recht gebe, bei der Empfindung, dass Frauen immer noch häufig diskriminiert werden (und das häufig unbewusst), ists bei den Eigenschaften besonders perfide.
Stellt euch vor, ihr steht in einem Kindergarten und seht 4 Kinder mit Spielzeug spielen.
Ein Mädchen mit einer Barbie-Puppe.
Ein Junge mit einem Bagger.
Ein Mädchen mit einem Bagger.
Ein Junge mit einer Barbie-Puppe.
Wer ist der Exot?
Eindeutig der Junge, der mit einer Puppe spielt, denn Mädchen, die mit Baggern spielen, gibts fast überall.
Warum empfinden wir das als exotisch?
Zum einen, weil man das halt nicht häufig sieht, ist klar. Aber dann stellt sich die Frage, warum sehen wir das nicht so häufig? Spielen Jungs wirklich so ungern mit Puppen, wie Mädchen lieber mit Baggern spielen? Klingt nicht sonderlich logisch.
Die Antwort liegt wie so oft in der Erziehung. Wir klassifizieren Eigenschaften und Interessen als typisch männlich oder typisch weiblich, je nachdem, was sich in unserer Gesellschaft so herausgebildet hat. Mit der Natur oder dem genetischen Kontext hat das meistens nur verschwindend wenig zu tun.
So werden technische Interessen Männern zugeschrieben, Kommunikation und Soziales Mädchen (soweit nichts neues). Wenn jetzt aber eine Frau männliche Eigenschaften entwickelt, sehen wir das als Aufwertung, also positiv. Sie braucht Spott eigentlich nur zu fürchten, wenn es zu viel, zu extrem würde.
Ein Mann, der weibliche Eigenschaften zur Schau stellt, ist automatisch Zielscheibe für Gespött und Homophobe Kommentare, also werden diese weiblichen Eigenschaften als Abwertend wahrgenommen, wenn sie vom anderen Geschlecht übernommen werden.
Ergo: Das Gender-Korsett aus Eigenschaften ist für Männer wesentlich enger geschnürt als das für Frauen, weil sie mit der Übernahme männlicher Interessen und Eigenschaften als aufgewertet und akzeptierter gelten. Deswegen ist das mit den Ü-Eiern so ein schönes beispiel: Dass das rosa Dingen "für Mädchen" gekennzeichnet ist, zeigt, dass überhaupt nicht im Ansatz mal angenommen wird, dass sich Jungs mit den eher weiblich behafteten Spielzeug auseinandersetzen wollen.
Verwechselt das nicht mit der Diskriminierung des Geschlechts als solches! Das ist eine andere Schiene, die zwar parallel läuft, aber unter anderen Mechanismen funktioniert.
Unsere Gesellschaft ist so derartig veraltet in ihren Vorstellungen und ihrer Moral, dass es mich gar nicht wundert, was heutzutage noch diskutiert werden muss. Wir müssen tatsächlich noch darüber diskutieren, ob Frauen Männerberufe ergreifen können. Wir müssen echt noch darüber diskutieren, ob Elternzeit auch für Väter wirklich sinnvoll ist. Willkommen im Denken von 1800 im Jahre 2014.
Was das mit dem Thread zu tun hat:
Wenn hier von der Diskriminierung von Frauen gesprochen wird, die technische Berufe ergreifen, ist das die geschlechtlich bedingte Diskriminierung. Generell habe ich aber das Gefühl, dass diese Diskriminierung weniger wird, außer bei Betrieben, in der wirklich sehr viele Männer und sehr wenig Frauen arbeiten. (Bei A.T.U. muss die Belästigung und Diskriminierung weiblicher Automechaniker wirklich ganz extrem sein). Wie gesagt - ich empfinde es eher so, dass ein Studium der MINT-Fächer inzwischen bei Frauen durchaus eher mit Respektsbekundungen verbinden wird (auch wenn man das nicht ganz zu unrecht schon wieder als positive Vorurteilsfällung bezeichnen könnte ;) ), im Gegenzug aber Männer, die Kindergärtner werden möchten, erst einmal mit dem Vorwurf der Pädophilie leben müssen. Oder als Friseur, wirst Du automatisch als Schwul abgestempelt, egal, ob Du einfach nur Spaß am Haare stylen hast und ansonsten Hetero-Pornos guckst.Womit wir wieder beim Diskriminieren der geschlechtlich zugeschriebenen Eigenschaften wären ;)