Watch me die

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  • Watch me die ~


    Das Ende steht fest, ehe der Anfang geschrieben ist ~
    (by me)


    ~ Vorwort

    Hallo und herzlich Willkommen zu meiner Fanstory „ Watch me die “ , es freut mich, dass Du Dich hierher verirrt hast. Doch bevor Du nun weiterliest, möchte ich Dich gern um etwas bitten, was Dir das Lesen der Geschichte vielleicht etwas versüßt: Lass Dich vorurteilsfrei auf alles ein, was ich Dir als Geschriebenes präsentiere. Manchmal ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint, und im Nachhinein betrachtet ist die eine oder andere Situation lebensechter, als man denken mag.



    ~ Genre

    Drama, Romance, Shonen-Ai, Reise


    ~ Inhalt

    Fehler lassen sich nicht ändern und man muss lernen, mit den Konsequenzen zu leben. Dies ist auch dem neunzehnjährigen Shohei sehr wohl bewusst, denn er hat in seinem Leben bereits vieles falsch gemacht. Routine herrscht nun über sein alltägliches Dasein, aus dem er versucht, zumindest ein kleines Fünkchen Fröhlichkeit auszuschöpfen.
    Seine Ketten der Eintönigkeit brechen, als er eines Abends den zwei Jahre jüngeren Benjamin vor einem erfolgreichen Suizid bewahrt. In seiner Ratlosigkeit bleibt Shohei nichts anderes übrig, als den verunsicherten und labilen Jungen bei sich aufzunehmen. Schon die erste Zeit ihres Zusammenwohnens verläuft nicht ganz ohne größere Probleme. Nach und nach muss Shohei feststellen, dass sein neuer Mitbewohner mit mehr Zweifeln zu kämpfen hat, als er preisgibt, denn Benjamin wohnt eine besondere Macht inne, die ihm mehr abverlangt als auf den ersten Blick ersichtlich. Und als er dann noch auf einen alten Rivalen Shoheis trifft, der dasselbe Schicksal teilt, wird schon bald klar, dass eine gemeinsame Suche nach dem Sinn ihrer Kraft unabdingbar ist.



    ~ Warnung

    Da sich meine Charaktere allesamt in einem Alter befinden, in dem sich die Nachwirkungen der Pubertät äußern, wird es natürlich zu sexuellen Anspielungen sowie angedeuteten Handlungen kommen, auch zwischen gleichgeschlechtlichen Personen. Weiterhin werden Charaktere sterben oder schwer verletzt, wer also detailliertere Beschreibungen von Blut oder Wunden nicht erträgt, sollte lieber nicht weiterlesen. Außerdem werden hin und wieder Kraftausdrücke fallen.



    ~ Widmung

    Nach nicht langem Überlegen habe ich mich letztlich entschieden, diese Story zwei Leuten zu widmen.
    BlackLatias – Dir müsste wohl klar sein, weshalb du hier stehst, es geht gar nicht anders. So viel, wie wir beide schon zusammen erlebt und durchgestanden haben, muss ich dich schlichtweg hier erwähnen. Zudem hast du schon so manchen logischen Bruch beseitigt, den ich fast in die Kapitel eingebaut hätte <3
    McSora – Ja, auch du darfst hier stehen. Wir kennen uns zwar noch nicht so lange, dennoch bist du für mich zu einem guten Freund geworden. Du versuchst stets, deine Freunde aufzumuntern, sollte es ihnen schlecht gehen, und deine spontanen Ideen zu Szenarien sind genial. Ich hoffe, auch du wirst deinen Gefallen an meiner Story finden <3




    ~ Inspiration und Idee

    Die Grundidee zu dieser Geschichte drang so um Weihnachten 2011 durch mein Gehirn ans Tageslicht. Zunächst handelte es sich lediglich um einen spontanen Einfall, ich wollte eine neue Story neben meiner anderen hier beginnen mit komplett anderen Beziehungen und einem völlig anderen Genre, nämlich Shonen-Ai. Nach und nach bildete sich der Rest um den roten Faden herum, die Begebenheiten der von mir erschaffenen beziehungsweise abgewandelten Pokemon-Welt, die Charaktere, ihr Verhältnis zueinander und ihr ungefährer Werdegang. Dabei legte ich vor allen Dingen Wert auf die Schlüssigkeit in sich, sowie die Orientierung an der realen Welt, da sich ebenfalls meine Protagonisten mit Erlebnissen aus dieser auseinander setzen müssen.
    Inspirierend für diese und die Geschichte allgemein waren mehrere Lieder von der Band Egypt Central, ihre Texte passten teilweise einfach zu gut zur Persönlichkeit meiner Handelnden. Des Weiteren lehne ich mich stark an Ereignisse aus meinem eigenen Leben an. Vielerlei ist mir tatsächlich so widerfahren, wie ich es hier niederschreibe, und ich hoffe, es in angemessener Weise ausdrücken zu können.


    ~ Zur Story

    Die Region, die meine Protagonisten in dieser Geschichte bereisen werden, ist Kanto, trotzdem ähnelt die Pokemon-Welt, die ich Euch hier serviere, stark der unseren, doch dazu später mehr. Ich gedenke nicht, das eine Friede-Freude-Eierkuchen-Geschichte werden zu lassen, wie es im Anime leider zu gern dargestellt wird. In meinen Kapiteln werden die Charaktere in keinster Weise geschont. Sie begegnen natürlich alltäglichen Problemen, denen, die jeder Mensch kennt, ebenso denen emotionaler Art und auch psychischer Druck wird eine Rolle spielen.
    Zwar umfasst das Genre, man kann es am Bereich, in dem ich poste, vielleicht schon erkennen, Shipping und Reise und wird wohl ein Hauptbestandteil der Geschichte sein, dennoch möchte ich weitestgehend Vorurteilen und Klischees aus dem Weg gehen. Das heißt, es wird keineswegs so sein, dass sich jemand seinen großen Traum eines Champdaseins erfüllen oder Pokemonmeister werden möchte. Vielmehr konzentriere ich mich auf die Charakrerentwicklungen meiner Akteure, das langsame Voranschreiten ihrer Beziehung zueinander, sowie deren innere Verfassung.
    Zu meinen Kapiteln lässt sich sagen, dass ich mich mit diesem Werk hier das erste Mal an der allgemeinen Perspektive versuche. Allerdings versuche ich nichtsdestotrotz, das für mich Bestmögliche aus dieser Sicht heraus zu holen, wobei ich den Schwerpunkt auf Gefühle und Gedanken lege. So kann es vorkommen, dass der Anteil wörtlicher Reden sich sehr in Grenzen hält oder häufig von Beschreibungen unterbrochen werden.



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    [tab=Die Welt]
    [subtab=Allgemeines]
    Die Welt, in der meine Charaktere sich bewegen, ähnelt in sehr vielen Punkten der, in der wir leben. Es existiert ein funktionierendes Wirtschaftssystem samt fast allen auch hier auffindbaren Transaktionen wie Import oder Export. Die Leute besitzen Konten, handeln an der Börse, zahlen Steuern an die Regierung, arbeiten und müssen sich ebenso mit Preisschwankungen herum schlagen. Was die Medien betrifft, so sind im Grunde alle realen Kategorien vertreten. Jede Stadt verfügt über verschiedene Attraktionen wie Theater, Kino, Museen, Freizeitparks oder Bibliotheken, die unter normal geltenden Bedingungen (Eintritt oder Pfandgebühren) nutzbar sind. Künstler und Autoren sind prinzipiell dieselben wie im wahren Leben, sie verfassten Weltliteratur und malten berühmte Gemälde, präsent sind sie auch weiterhin. Musikgruppen und Filme/Schauspieler entsprechen denen der Wirklichkeit und sind ein genauso präsentes Gesprächsthema von Fernsehen und Radio.
    Zusätzlich sind bei mir Kinder und Jugendliche verpflichtet, die Schule zu besuchen, bestimmte Kurse zu belegen oder sich in Fremdsprachen fortzubilden. Andere öffentliche Institutionen sind selbstverständlich ebenfalls vertreten, dazu gehören Einrichtungen wie Gefängnisse, Feuerwehr, verschiedene Ämter und die Polizei.
    Die Pokemon gehören nunmehr der Minderheit an. Deshalb beschlossen die Arenaleiter Kantos, ihre hoch entwickelte Technologie soweit zu nutzen, die noch verbleibenden Pokemon sozusagen abzusichern.
    Man begann, Bälle speziell zu präparieren, sodass ein Trainer einen bindenden Vertrag mit einer von ihm gefangenen Kreatur eingeht, der von ihm selbst nicht aufgelöst werden kann. Dieser Vertrag fordert dem Fänger kontinuierlich einen Tribut ab, den er an das Pokemon zu zahlen hat, ob er will oder nicht.
    Dabei gibt es allerdings ebenfalls verschiedene Sorten von Bällen. Bei manchen wird ein Tribut eingefordert, bei anderen aufgrund spezieller Nebenbedingungen nicht. Egal, welchen Ball man wählt, man muss ihn bei städtischen Institutionen zunächst beantragen und einige Formulare ausfüllen, die klarstellen, weshalb und wofür man eine solche Maschine benötigt. Wird ein Timer zerstört, so geht die Hälfte der darin gespeicherten Zeit an das Pokemon, die andere Hälfte kommt dem Trainer zugute.
    Zudem ist ein solcher Antrag erst ab Vollendung des 16. Lebensjahres erlaubt, da Jüngere leichter in Gefahr gerieten, ihre Pokemon unangemessen zu behandeln und so unnötig Zeit ihres Lebens zu opfern.


    [subtab=Arenaleiter und Top 4]
    Sie übernehmen bei mir die Funktion von Politikern und Bürgermeistern unterschiedlicher Bereiche, da Arenakämpfe und die zu erhaltenden Orden abgeschafft wurden. Sie sind für den Schutz ihrer Stadt, sowie deren Umkreis zuständig. Geordnet sind die Arenaleiter nach Rängen, das meint nach der Reihenfolge, in der sie normalerweise ihre Orden verteilen würden. Alle achten Arenaleiter der fünf Regionen haben sich folglich um ein Themengebiet zu kümmern, alle siebten, alle sechsten und so weiter. Dabei sind sie ebenfalls nach Wichtigkeit sortiert. Die Leiter der ersten Städte erhalten somit weniger wichtige Aufgaben als die der dritten oder vierten Städte. Dasselbe Prinzip gilt für die Top 4 samt dem jeweiligen Champ der Region.
    Arenaleiter, also die jeweiligen Politiker eines bestimmten Gebietes, sind nicht neu zu wählen. Hierbei handelt es sich um diejenigen, die bereits vorher den Leiter-Posten ausführten (zu Zeiten von Spielen und Anime) oder ihn von einem älteren Familienmitglied erhielten. Sprich Nachfolger werden lediglich akzeptiert, wenn sie vom aktuellen Arenaleiter abstammen. Sollte kein direkter Verwandter dafür in Frage kommen, aus welchen Gründen auch immer, ist es ihnen erlaubt, ausgewählte Kandidaten aufzustellen, unter denen die Bevölkerung anschließend abstimmen darf.
    Aufgrund der gestiegenen Kriminalitätsrate, vor allem in größeren Metropolen, haben alle Arenaleiter -sprich die Regierung der Region als Kollektiv - beschlossen, vermehrte Aufzeichnungen von allen Bürgern der jeweiligen Städte zu sammeln und auszuwerten, nur ohne, dass die Einwohner sonderlich viel davon mitbekommen. Jeder Kauf von jeder Ware wird dokumentiert und gespeichert, Personen, die häufiger zu etwas ungewöhnlichen Ärzten müssen oder in psychologischer Behandlung sind, werden gesondert selbst in ihrer Freizeit beobachtet, um eventuelle, gewaltsame Übergriffe zu vermeiden, oder besser gesagt sie frühzeitig zu erkennen und sie zu verhindern. Man will das bestehende System nicht gefährden, indem man zu Nachsicht neigt. So hat jeder Arenaleiter Zugang zu sämtlichen Akten der Bewohner seiner Stadt, zu Statistiken, Kopien abgeschlossener Verträge, Gesundheits- und Versicherungsdokumenten, sowie jeglicher Art von Kaufbelegen. Auch sind an öffentlichen Orten Kameras angebracht worden, falls jemand sich auffällig oder ungewöhnlich für seinesgleichen verhalten sollte.
    [subtab=Umwelt]
    Der Mensch entwickelt sich stetig weiter und so ist es in Kanto auch nicht anders. Die Technologie schreitet ständig voran, neue Wohn- und Gewerbeflächen für die wachsende Bevölkerung wird benötigt, man rodet ganze Waldflächen oder entzieht Seen das Wasser zur Landerschließung. Weiterhin gelten fast dieselben Ausmaße der Umweltverschmutzung wie in Wirklichkeit, Atomtests werden ausgeführt, Abgase in die Luft gesetzt, giftige Chemikalien in der Natur entsorgt und natürlich testet man neuste Medikamente oder Kosmetika nicht an Menschen. Das alles hat die Anzahl der Pokemon drastisch reduziert, sodass sie sich an abgelegenste Orte oder gar andere Regionen geflüchtet haben. In freier Wildbahn sind sie selten anzutreffen, weshalb man Gesetze erlassen hat, um ihren Fortbestand in minderer Form zu gewährleisten.





    [tab=Charaktere]
    [subtab=Vorinformation]
    Wer hier detaillierte Persönlichkeitsbeschreibungen von Akteuren und Nebenhandelnden erwartet, ist fehl am Platz. Ich werde Euch als Lesern lediglich ein Bild bzw eine Aussehensbeschreibung, sowie die Basisdaten und die Geschichte ihrer Vergangenheit an die Hand geben, da ich der Meinung bin, man sollte Eigenschaften, Stärken und Schwächen erst im Laufe der Kapitel erfahren. Das macht für mich einen großen Teil des Leseerlebnisses aus und so kann sich jeder seine eigene Meinung zu den Figuren bilden.
    [subtab=Shohei Yamamoto]


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    Alter: 19
    Herkunft: Alabastia, wohnt jetzt in Prismania City
    Geburtstag: 7.11, Sternzeichen Skorpion
    Geschichte: Shohei wuchs im Grunde wie ein ganz normaler Junge bei seinen Eltern in Alabastia, Kanto, auf. Mit sechs Jahren kam er in die Grundschule in Vertania City, wo er seinem späteren besten Freund Allen das erste Mal begegnete. Die beiden waren schier unzertrennlich, bis die Zeit ihre Einflüsse ausübte. Shohei wechselte nach der Grundschule an eine weiterführende Schule in Prismania City, sein Schwerpunkt lag vorwiegend auf Mathe, während es Allen nach Hoenn verschlug, um tiefergehende Forschungen in Biologie durchzuführen.
    Nach einiger Zeit, in der Shohei die Prismania Hochschule besuchte, lernte er Simon kennen. Dieser war gerade neu in die Metropole gezogen und besuchte nun in etwa dieselben Kurse wie Shohei. Da sie sich von Anfang an gut verstanden - Simon ähnelte Allen vom Charakter her sehr - freundeten sie sich recht schnell an und teilten nahezu jedes Geheimnis, auch, was Simons spezielle Fähigkeiten betraf, von denen niemand sonst auch nur etwas ahnte. Ihre Freundschaft hielt mehrere Jahre, bis sich beide unabhängig voneinander in Geneviève verliebten. Zunächst blieb es bei bloßer Rivalität, die ihrem Verhältnis nicht allzu sehr schadete, doch Genevièves Entscheidung zugunsten Shoheis verletzte Simons Stolz enorm, und Shohei fixierte sich in seiner Verliebtheit so sehr auf sie, dass er den Kontakt zu Simon vernachlässigte und er irgendwann komplett abbrach.
    Wenig später fielen Shohei auch noch seine Eltern in den Rücken. Sie bezeichneten ihn permanent als Träumer, der sich lieber um seine Karriere kümmern sollte, anstatt Mädchen hinterher zu eifern und seine Zukunft dem Schicksal zu überlassen. Eine Weile lang ließ er sich das gefallen, doch nach etwa einem Jahr zog er von Alabastia nach Prismania City in ein kleines Apartment, um von seinen Eltern frei zu sein. Unglücklicherweise sank dadurch auch seine Selbstdisziplin und die Eigenverantwortung, er brach die Schule ab, war einige Monate lang arbeitslos und lebte in dieser Zeit lediglich von seinen Ersparnissen. So beschloss er irgendwann, sein Talent für Mathe zum Beruf zu machen, und ergatterte mit viel Glück eine Stelle als Nachhilfelehrer, und um sich noch etwas dazu zu verdienen, suchte er sich einen Job als Barkeeper in einem Nachtclub.
    [subtab=Benjamin Sotooka]


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    Alter: 17
    Herkunft: Septerna City, Isshu; wohnt später in Prismania City, Kanto
    Geburtstag: 13.2, Sternzeichen Wassermann
    Geschichte: Benjamins Kindheit war nicht unbedingt von Freude und Fröhlichkeit geprägt. Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er in beinahe ständiger Einsamkeit, und in der Grundschule wurde er häufig von anderen Schülern geärgert und gemieden, weil er sich sehr zurückzog und depressiv wirkte. Seine Noten waren trotz allem akzeptabel, weshalb weder die Lehrer, noch seine Eltern auf die Idee kamen, sein Verhalten zu hinterfragen oder versuchten, etwas daran zu ändern.
    Selbst auf der weiterführenden Schule trat keine Besserung seines Gemütszustandes ein. Er besuchte keinerlei Feten oder Schulfeiern, geschweige denn ging er mit Freunden aus oder lud ein Mädchen, das er mochte, zu einem Date ein. Je älter er wurde, desto mehr lebte er in Zurückgezogenheit und Einsamkeit, nicht einmal seine Eltern kamen mehr großartig an ihn heran. Er entwickelte zunehmend depressive Gedanken, machte seine besonderen Kräfte für all die Probleme seiner Familie und die Sorgen seines Umfeldes verantwortlich, was sich bei ihm in Selbstverletzung äußerte.
    Es gelang ihm eine ganze Weile, seine Narben zu verbergen, doch eines Tages entdeckten seine Eltern durch Zufall das Messer, mit dem er sich immer wieder selbst zu Leibe rückte, und wenig später ebenfalls die Schnitte an seinem Arm. Daraufhin schickten sie ihn in ihrer Not zu zahlreichen Psychologen und Verhaltensforschern, doch Benjamin schwieg vehement, aus Angst, weiteren Leuten zur Last zu fallen oder der Regierung vorgeworfen zu werden.
    Den Höhepunkt fand dieser Leidensweg dann in seiner Flucht aus Isshu. Er wollte sich selbst als Gefahr für die von ihm geliebten Personen eliminieren, reiste nach Kanto und lebte fortan auf der Straße.
    [subtab=Itoe Nakamura]


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    Alter: 18
    Herkunft: Teak City, Johto; wohnt jetzt in Saffronia City, Kanto
    Geburtstag: 17.1, Sternzeichen Steinbock
    Geschichte: Itoe wurde in Teak City geboren und verbrachte einen Großteil ihres Lebens ebenfalls dort. Selbst nach dem tragischen Tod ihrer Eltern, sie selbst war gerade vier Jahre alt, wollte man es ihr nicht anmaßen, sie aus ihrer Heimatstätte zu reißen, weshalb man sie in die Familie des damals achtjährigen Jens, des späteren Arenaleiters, steckte. Er wurde so etwas wie ein großer Bruder und gleichzeitig ein bester Freund für Itoe. Sie verbrachten lediglich ein gemeinsames Jahr in der Grundschule von Teak City, Itoe wurde zu ihrem Missfallen oft von Lehrern und den Eltern anderer Kinder bedauert, aufgrund des so zeitigen Verlustes ihrer Erzieher. Dennoch meisterte sie, auch dank Jens‘ Hilfe, diese schwierige Zeit so gut es ging.
    Später besuchten Jens und Itoe dieselbe weiterführende Schule in Oliviana City, wo sie ihren Schwerpunkt auf Geschichte und Mythen der unterschiedlichen Regionen legte.
    Kurz nach Itoes siebzehntem Geburtstag meldeten sich Verwandte aus Kanto bei ihr. Sie berichteten ihr, dass sie zu ihnen nach Saffronia City ziehen könnte, um sich vollends dem Studium der Geschichte zu widmen, und bei ihnen würden sie garantiert keine Jungs von den Vorbereitungen für ihre Zukunft ablenken. Da es sich dabei um leibliche Verwandte Itoes handelte, musste sie diesem Bitten also schweren Herzens Folge leisten und verließ gänzlich ihre Heimat.
    [subtab=Simon Ishiguro]


    Alter: 18
    Herkunft: Zinnoberinsel , wohnt jetzt in Prismania City
    Geburtstag: 14.4. , Sternzeichen Widder
    Aussehen: Simon kann insgesamt als recht gut aussehender junger Mann bezeichnet werden. Seine tiefblonden Haare sind mittellang geschnitten und liegen locker an seinem Kopf an. Hin und wieder benutzt er Haargel, um sie verstrubbelter erscheinen zu lassen. Seine Augen verfügen über eine intensive, smaragdgrüne Farbe, die für viele Mädchen ein Grund ist, sich in ihn zu verlieben. Das Antlitz des jungen Mannes tendiert eher zum Länglichen und endet mit einem spitz angedeuteten Kinn, seine makellos reine, leicht angebräunte Haut bringt seine zarten Gesichtszüge perfekt zur Geltung. Genau wie seine Augen wirkt ein Lächeln seiner schmalen Lippen verführerisch und lädt dazu ein, ihn näher kennen zu lernen.
    Die Statur des Achtzehnjährigen hält sich in einem normalen bis recht passablen Bereich, bei dem sich gute Ansätze eines Sixpacks an seinem Bauch erkennen lassen. Er trägt ein marineblaues T-Shirt, ein v-förmiger Ausschnitt gibt dabei einen kleinen Einblick auf seine gut gebaute Brust, und dazu passend eine weiße Sommerjacke. Weiterhin gesellen sich zu seinem Outfit eine hier und da angerissene dunkle Jeans, sowie weiße Chucks. Simon ist etwa 1,83m groß und wiegt 72 Kilogramm.
    Geschichte: Kurz nach seiner Geburt auf der Zinnoberinsel erhielt er von dem legendären Pokemon Zapdos eine besondere Kraft, mit der er künftig Elektrizität lenken und erzeugen konnte. Simon setzte sich mit zunehmendem Alter mehr und mehr damit auseinander, auch, um sie im Notfall besser kontrollieren zu können, wobei er sie jedoch nie zu Rachezwecken nutzte oder um anderen Personen bewusst Schaden zuzufügen. In der Grundschule hielt er diese Macht noch geheim, aus Angst, man miede ihn deshalb und er verlöre seine zahlreichen Freunde. Seinen Eltern aber hatte er schon relativ früh von seinen Fähigkeiten berichtet und sie akzeptierten es voll und ganz, wie Simon seinen Lebensstil damit gestaltete.
    Mit seinem Wechsel auf die Hochschule zog er mitsamt seiner Familie nach Prismania City, wo er schließlich auch Shohei kennen lernte und sich mit ihm anfreundete. Die Freundschaft zu Shohei bedeutete ihm sehr viel, doch irgendwann lernte er über seinen besten Freund ebenfalls Geneviève kennen und verliebte sich in sie. Zwischen den beiden entstand eine Rivalität, die ihre Verbindung zueinander auf eine harte Probe stellte. Als Shohei sich für Geneviève entschied, schrieb er Simons Meinung nach dieser Beziehung mehr Wert zu als der Freundschaft zu ihm, was den Stolz des Blonden extrem verletzte. Seitdem verachtet er Shohei zutiefst, und er begann, Mädchen lediglich wie Spielzeug zu betrachten, das man jederzeit austauschen konnte. Zudem stammt er aus reicherem Hause.
    [tab=Nebencharaktere]
    [subtab=Geneviève Dupont]


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    Alter: 18
    Herkunft: Stratos City, Isshu; wohnt jetzt mit ihrer Familie in Fuchsania City
    Geburtstag: 24.7, Sternzeichen Löwe
    Geschichte: Geneviève wurde in Isshu geboren und wuchs die ersten Jahre ihrer Kindheit dort auf, während ihre Mutter in Arties Kunstatelier und ihr Vater als Fremdenführer arbeitete. Ihre Mutter stammt ursprünglich aus Frankreich und lernte Genevièves Vater auf einer Geschäftsreise in Japan kennen, daher auch der französische Name. Ihr Vater erhielt ein besser bezahltes Jobangebot aus Kanto, er sollte in Zukunft als Führer eines Nationalparks arbeiten, der ehemaligen Safari-Zone in Fuchsania City. Er nahm es an und zog wenig später mit seiner Familie, natürlich einschließlich Geneviève, nach Kanto. Ihre Mutter fand nach einigen Monaten eine Stelle in Lavandia, sie kümmert sich um Personen, deren Pokemon oder auch geliebte Menschen vor nicht allzu langer Zeit gestorben sind.
    Die Brünette besuchte dort die örtliche Grundschule, allerdings machte sie sich bei den Mädchen ihres Jahrganges relativ schnell unbeliebt, da sie zu draufgängerisch und zu rebellisch handelte. Zudem verbrachte sie wesentlich mehr Zeit mit Jungs, ging sportlichen Aktivitäten wie Fußball nach und geriet auch schon das ein oder andere Mal in eine Prügelei, wenn jemand sie oder einen ihrer Freunde beleidigte.
    Schließlich wechselte sie an die Oberschule nach Prismania City. Von Beginn an tat sie sich leicht in jeglichen Sprachen, ein Großteil ihrer Kurse bestand aus diesen, dafür umso schwerer in Mathe, sowie den verschiedenen Naturwissenschaften, weshalb sie letztlich Nachhilfestunden nehmen musste. Dort lernte sie Shohei kennen und nach zwei Jahren des Schweigens diesbezüglich gestand sie ihm ihre Gefühle. Seitdem sind weitere zwei Jahre vergangen.
    [subtab=Keido Yuge]


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    Alter: 18
    Herkunft: Azuria City, Kanto
    Geburtstag: 5.5, Sternzeichen Stier
    Geschichte: An sich wuchs Keido in einer ganz normalen Familie auf, bis auf die Tatsache, dass ein Vater sich kaum um ihn kümmerte und lieber seiner Arbeit nachging, als mit seinem einzigen Sohn zu spielen. Von ihm vernachlässigt wurde Keido fast ausschließlich von seiner Mutter erzogen, doch gelang es ihr nie, ein guter väterlicher Ersatz zu sein, weshalb dem kleinen Jungen nichtsdestotrotz einige essenzielle Einflüsse und Erlebnisse verwehrt blieben.
    In Azuria City, seinem Geburtstort, ging er zur Grundschule und schließlich in Marmoria City auf eine Hochschule. Er erzielte meist annehmbare Noten und aufgrund seines guten Aussehens war er beim weiblichen Geschlecht sehr beliebt. Eine Beziehung - ausschließlich mit ausgewählten Mädchen, denn da stellte er hohe Ansprüche – dauerte bei ihm jedoch niemals länger als einen Monat. Doch je älter er wurde, desto mehr änderte sich sein Verhalten zum Schlechteren. Nach der zehnten Klasse und mit Erhalt der mittleren Reife verließ er die Schule, weil er sich zu Größerem berufen fühlte.


    [tab=Zusatzinformationen]
    [subtab=Vorweg]
    Die folgenden Subtabs beinhalten lediglich Informationen, die ich zunächst als relevant für "Watch me die" befunden hatte, im Nachhinein jedoch lediglich eine kleine oder gar keine Rolle spielen. Denjenigen, die sich auch hier durchlesen möchten, um vollends in die von mir kreierte Welt einzutauchen, wünsche ich viel Spaß. Ansonsten kann ich versichern mindert es keineswegs das Leseverständnis, wenn man die nächsten Tabs nicht gelesen hat. Alles Weitere, was wichtig ist, wird in den einzelnen Kapiteln ausreichend erklärt.
    [subtab=Gesetze]
    Generell gelten natürlich dieselben Gesetze wie in der realen Welt auch, beispielsweise die Aufrechterhaltung der Menschenwürde. Dennoch existieren ebenso neuere, speziellere Normen, die die Pokemon und ihr Wohlbefinden betreffen.


    1. Es ist gesetzlich verboten, Pokemon ohne einen bei der Regierung beantragten und registrierten Ball zu halten.
    2. Personen unter 16 Jahren ist es untersagt, einen solchen Ball zu beantragen, geschweige denn ihn zu besitzen. Den Eltern ist es ebenfalls verboten, für ihre Kinder einen solchen in jeglicher Absicht zu besorgen.
    3. Ein normaler Trainer darf lediglich ein Pokemon besitzen, das in einem Timer gefangen wurde. Alle anderen werden ihm bei Nichtbefolgung dieses Gesetzes unverzüglich entzogen.
    4. Es ist untersagt, Pokemon in Massenhaltungen einzusperren, die keinem kommerziellen Nutzen (Vermehrung des Staatsvermögens) dienen. Das impliziert Einrichtungen wie Zoos, Zirkusse und andere in diese Kategorie fallende Institutionen.


    [subtab=Der Tribut]
    Der Tribut, den der Trainer leisten muss, lässt sich nicht in Form von Bargeld oder sonstigen materiellen Gütern begleichen. Der Preis dafür, dass er mit dem Pokemon zusammen sein darf, ist seine eigene Lebenszeit, die im jeweiligen Ball gespeichert wird.
    Je mehr ein Pokemon seinen Trainer mag, desto kleiner fällt der Tribut aus, der Mensch büßt dementsprechend weniger Zeit ein. Genauso verhält es sich jedoch auch umgekehrt. Kann ein gefangenes Wesen seinen Besitzer überhaupt nicht leiden, so wird diesem zunehmend mehr Lebenszeit abgezogen und dem Pokemon gut geschrieben. Solange der Trainer noch lebt, bleibt die bereits abgeleistete Zeit im Ball gespeichert, sie wird erst bei seinem Tod in Form von Erfahrung an seinen Partner übertragen. Das stellt sozusagen die Entschädigung für den mit dem Menschen verbrachten Existenzabschnitt dar.
    [subtab=Die verschiedenen Bälle]





    [/tabmenu]


    ~ Pn Benachrichtigungen


    Naryk
    BlackLatias
    Evil~Nachtara
    Xeltea



    ~ Kapitelübersicht



    Kapitel 1: Undenieable truth
    Kapitel 2: Because his hands know
    Kapitel 3: Isolation Isle
    Kapitel 4: Be my last dance
    Kapitel 5: Doomed innocence
    Kapitel 6: One wish to grant
    Kapitel 7: Cold heat
    Kapitel 8: Arrogant curiosity
    Kapitel 9: Checkmate
    Kapitel 10: This puppet won't obey
    Kapitel 11: Bound to a bastard
    Kapitel 12: Alone after all
    Kapitel 13: Drawn into battle

  • Kapitel 1: Undeniable truth


    || Cold is the night, I see you go
    Into the night to find your Romeo ||


    ~ Sunrise Avenue - Romeo


    „Es war wirklich ein schöner Tag, Geneviève.“. Shohei lächelte sanft, dabei umspielten einige kleine Grübchen sein normalerweise so ernstes Antlitz, es war, als galten solche besonderen, vor allem seltenen Gesten ausschließlich ihr, seiner wunderschönen Freundin mit dem langen, braunen Haar. Eben dieses schmiegte sich nun elegant an ihren Körper, es verbarg etwa die Hälfte ihrs Rückens, ihre bloßen Schultern, sowie von vorn betrachtet einen Teil ihres schwarzen Tops, ihre wahrlich knappen Jeans, die ihre langen, grazilen Beine der Öffentlichkeit offenbarten, ließ es dabei unberührt. Für Shohei war allein die Farbe ihrer wallenden Locken etwas wahrhaft Außergewöhnliches. Kein normales Braun, nein, vielmehr eine gelungene Mischung aus Kastanie und Schokolade, die, miteinander harmonierend, eine einzigartige Komponente bildeten, eine, über welche nur sie verfügte. Obwohl ihr eine starke Intensität innewohnte, leuchtete sie in manchem Lichtschein besehen förmlich, schimmerte verführerisch, strahlte eine sehr angenehme Wärme aus, in der Shohei am liebsten auf ewig sein Gesicht vergraben hätte, bemerkte er eine derartige Momentaufnahme. Doch einladend fand er an ihr noch andere Abschnitte, nicht bloß die ihre Haare. Beispielsweise ihre saphirblauen Augen, sie variierten von Zeit zu Zeit sogar in Helligkeit und Stärke, sobald gemeinsame Aktivitäten sich nicht mehr lediglich auf gegenseitigen Sichtkontakt oder einfaches Zusammensein beschränkten, dann nahmen sie nämlich eine Art Dunkelheit, gar Matte an, von der er genau wusste, was sie bedeutete, und von der er ebenso wusste, dass sie sich gleichzeitig in seinen Iriden ausbreitete. Der Neunzehnjährige konnte es nicht verhindern, wollte er ehrlich gesagt auch nicht, und so liebte er es, diese vorübergehende Finsternis immer wieder erneut an ihr zu ergründen, sie überhaupt erst herbei zu rufen, und im Folgenden die Erlaubnis zu erhalten, sie vollends auszukosten.
    Geneviève trat näher an ihn heran, sie verschränkte ihre Finger in den seinen und lehnte sich währenddessen an ihn, sodass Shohei den Rest von dem spürte, was er an ihrer physischen Gestalt zu mochte. Sie atmeten in demselben Rhythmus weiter, ruhig, jeder für sich, nichtsdestotrotz einander angepasst, und die Brünette schloss langsam ihre Augen, genoss den Halt, den er ihr spendete, den sie irgendwie als Selbstverständlichkeit erachtete, so lange schon.
    „Er könnte noch schöner werden.“, wisperte sie halb in sein schwarzes Shirt, halb in die Dämmerung hinein. Ihre Stimme besaß einen leicht herausfordernden Klang, unterstützt durch die Lage ihres Kopfes an seiner Brust, diese Position sagte ihr eigentlich in jeder Situation zu; da, wo sie seine Atemzüge verfolgen und sein Herz schlagen hören konnte. Letzteres gehörte Geneviève sowieso, zumindest lebte sie in der Gewissheit, dies entspräche der Wahrheit. Ihr Freund allerdings gehörte in den seltensten Fällen zu den glaubhaften Romantikern, und dass Shohei oft zu Kerzen oder verstreuten Rosenblättern griff, durfte man wirklich nicht behaupten. Klar, für Geneviève machte er da zu festlichen Anlässen, Jubiläen, Feiertage oder Geburtstagen Ausnahmen, aber insgesamt teilte er die Ansicht, dass so etwas für den Augenblick zwar ganz schön sei und sich die Mühe durchaus lohnte, jedoch müsste ja jemand am nächsten Tag den Krempel beseitigen, um die normale, alltägliche Atmosphäre wieder herzustellen. Er selbst hatte darauf keine Lust, andererseits bekäme er höchstwahrscheinlich ein schlechtes Gewissen, ließe er Geneviève alles aufräumen, und so versuchte er, sich zu jedem Festtag eine alternative, sie dennoch genauso zufriedenstellende Lösung auszudenken, bei der er diesen Gewissenskonflikt tunlichst vermied. Bisher hatte das wunderbar geklappt, unglücklicherweise erschwerte sich die Ideenfindung mit der Zeit. Da begann ein eigens zubereitetes Abendessen allmählich, nicht mehr zu reichen, Geld für Schmuck flog ihm leider nicht in regelmäßigen Abständen zu, sondern er musste Monate dafür sparen und seine eigenen materiellen Bedürfnisse solange in den Hintergrund stellen, zudem war er gezwungen, zusätzlich Genevièves Eltern stets aufs Neue zu beeindrucken. Nicht, weil sie es explizit verlangten, nein, das erwartete er selbst von sich. Ihre Erzeuger mochten Shohei, so war es nicht und das war diesem bewusst, nur ahnte er gleichfalls von deren Skepsis bezüglich seiner Tätigkeiten, seines Lebensstiles generell. Ein Schulabbrecher verkörperte nicht den perfekten Freund in spe, zweifellos kamen da Vorurteile auf, doch sein Ziel stellte da, ihnen während seiner Beziehung mit Geneviève das Gegenteil zu beweisen. Nicht, dass er diverse Schulbücher nicht hatte mitgehen lassen, zumindest die, welche ihn interessierende Themen behandelten, hauptsächlich Mathe. Er liebte es, mit Zahlen zu hantieren, mit verschiedenen Variablen, mit ihnen zu spielen und zu jonglieren, als wären sie seine hilflosen Werkzeuge. Bereits früh in der Schule hatte er ein herausragendes Talent im Umgang mit Mathematik entwickelt, es fiel ihm leichter als alles andere, sich in neue Ebenen hinein zu denken, deshalb war es zu seinem jetzigen Beruf geworden, nachdem er der Schulinstitution den Rücken gekehrt hatte. Er fragte sich oft, ob seinen Werdegang im Nachhinein Massen an Fehlern prägten, beantworten allerdings konnte ihm niemand jene Frage, nicht einmal sein eigener Verstand.
    „Tut mir leid, Geneviève, aber ich arbeite morgen und habe noch nichts vorbereitet. Und so blind möchte ich meinen Nachhilfeschülern nicht begegnen, immerhin bin ich für ihre Leistungen verantwortlich.“
    Er roch den rosigen Shampooduft ihrer Haare, tief im Inneren hätte er liebend gern am nächsten Tag sämtliche Pflichten sausen lassen, um sich den heutigen Abend mit ihr zu versüßen, doch sein Pflichtgefühl verbot es ihm eindringlich. Wenn er schon seine eigene Laufbahn nicht auf die Reihe bekam, so wollte er seine Vernunft wenigstens ein wenig besänftigen, indem er andere, jüngere Teenager vor demselben Fehler bewahrte. Genevièves Nähe brachte ihn in bittersüße Versuchung, das musste er sich eingestehen, und je länger sie inmitten des an Stärke verlierenden Lichtes so verharrten, desto schwieriger gestaltete sich der Widerstand. Sie spielte auf Zeit, kannte die angehende Erwachsende ihn doch gut und lange genug. Sie wusste bezüglich seiner Schwächen Bescheid und nutzte diese zur Erfüllung ihrer eigenen Interessen manchmal vollkommen aus. Ein sehnliches, genussvolles Seufzen verließ ihre Kehle.
    „Meine Leistungen benötigen auch ihre Pflege.“
    Allmählich brach die Nacht herein. Verspätete Nachzügler des Flammensternes suchten Schutz hinter dem in ihrem Schein fast schwarzen Häusermeer. Er glich einer völlig anderen Welt, einem Imperator, der tagtäglich seine feurigen Armeen aussandte, um Territorien zu unterwerfen, sie zu erobern, jedoch gegenüber seinem eiskalten Gegner, der Nacht, gezwungen war zu kapitulieren. Man musste die unzähligen Schwadronen zurückrufen, so schnell es ging, damit die Finsternis sie nicht verschlang und zu einem der ihren umfunktionierte, einem Feind der Wärme. Je weiter dunkles Blau vordrang, desto schneller flüchteten orange und gelb, ihre Ausschweifungen, sofern man der Sonne letzten Arme als hochrangige Befehlshaber betrachtete. Sie folgten den Mächtigen, nachdem es ihnen erfolgreich gelungen war, die Vorhut der Dunkelheit zu erhellen, sie zu schwächen. Doch rückte ununterbrochen Verstärkung intensiver Farbe hinterher, sodass den momentan Unterliegenden nichts anderes übrig blieb, als das Schlachtfeld ehrenvoll zu verlassen. Ihren absoluten Herrscher kaschierte der Horizont bereits, normalerweise endlos weit, eben, von Rotvariationen geprägt, allerdings erlaubte die hier recht üppige Zivilisation den beiden Liebenden einen solchen Anblick nicht. Nein, stattdessen ragten vielstöckige Bauten darüber hinweg, in das nimmer endende Gefecht hinein, so als wollten sie sich in dieses als dritte Partei einschleusen. Ob zu Kampf- oder Schlichtungszwecken, jenes Geheimnis verharrte hinter ihren stummen Mäulern, auf dass die Ewigkeit sich dessen annahm. Die Steinmonstren bildeten eine unregelmäßige Fassade vor den Himmelspforten, mal tiefer, mal höher, mal mitsamt rauchspeiender, schmaler Säulen, die die erkaltende Luft verdickten. Einzelne Lichter stachen aus ihren sonst schattigen Antlitzen hervor, signalisierten Zeichen menschlichen Lebens, verliehen den erhabenen Bauwerken abstrakte, undefinierbare Gesichtszüge. In so manchem Glanz regten sich schemenhafte Umrisse, schafften Ordnung innerhalb ihrer vier Wände, fuchtelten wild mit den Händen, ließen sich nieder, taten das, was man so tat, fühlte man sich unbeobachtet. Töricht, so fand Shohei, schließlich sollte man nie der Annahme frönen, absolute Einsamkeit zu genießen, erst recht nicht, wenn man in einer Großstadt ähnlich Prismania City lebte. Isolation bildete man sich bloß ein, sie beschrieb ein Gefühl von Verlorenheit, Trauer oder Unglück, aber ein wahrlicher Eintritt ihrerseits gehörte der Utopie an, zumindest für diejenigen, die sie begehrten. Shohei nicht.
    „Ich weiß, Geneviève. Ich weiß.“ Er wählte für seine Antwort einen bedauernden, gar bemitleidenden Tonfall, als spräche er über etwas Vergangenes, Unveränderbares, dessen Bestehen ihn langsam und schleichend von innen heraus auffraß, seine Klauen in ihm wetzte, die Zähne fletschte. Er fühlte sich in einer Art endlosem, verheerendem Tunnel aus Ereignissen gefangen, und dem zu entrinnen stand ihm alles andere als frei. Egal, was er tat, auf welchem Weg er es versuchte abzuwenden, welche Bemühungen er auch anstellte, in jeder Variante lief es auf dasselbe Ziel hinaus: Er verlor. Er büßte das ein, wofür er damals so viel aufs Spiel gesetzt hatte, jede einzelne Minute wertvoll gleich einem ganzen Leben, achtlos weggeworfen, um niederen Trieben zu folgen. Alles war so verdammt einfach gewesen, kaum Sorgen, keine derartigen Hindernisse, die innerhalb kurzer Zeit jegliches so mühsam Aufgebaute zerstörten. Nein, korrigierte sich der Neunzehnjährige selbst in Gedanken, das erläuterte lediglich die beschönigte, die falsche Wahrheit. In Wirklichkeit hatte es sich wesentlich schlimmer zugetragen, nicht in Form eines heftigen, eskalierten Streits, bei dem man, sollten die eigenen Worte verlieren, zu Fäusten oder Waffen griff und der Kontrahent im mildesten Fall einen kostenlosen Krankenhausbesuch erhielt. Irgendwann erreichte man den Punkt, ab dem es nichts mehr zu sagen gab, rein gar nichts. Kein handfester Zoff, auf dessen Grundlage man sich entschuldigen könnte, keine Rechtfertigung, kein Flehen um Gnade, nicht die geringste Spur einer Auseinandersetzung. Es endete, ohne dass man es zu verhindern vermochte. Zwar forderte man es, man quälte sich durch erzwungene Konversationen, denen keinerlei Sinn innewohnte, sprach über alltägliche Themen, Wetter, Sport, doch hierbei handelte es sich am wenigsten um wahrhafte Kommunikation, als eher um ein verzweifeltes, letztes Anfachen der früher so prächtig lodernden Flamme. Und die Zeit sah vor, dass es fehlschlug.
    Denn schlussendlich hatte man auch nichts Neues bezüglich des Befindens des jeweils anderen erfahren, sondern lediglich an der Oberfläche gekratzt, wenn überhaupt. Jeder beschäftigte sich mit zunehmendem Alter mehr und mehr mit der persönlichen Existenz, den daraus folgenden Problemen, dem eigenen Erfolg und möglichst ausschließlich mit dem, was langwieriges Glück und Zufriedenheit garantierte. Früher oder später trat dies in fast jeder Freundschaft ein, war sie noch so innig und wohlgenährt, dessen war Shohei sich bewusst, aber es hing von den separaten Gliedern des unsichtbaren Bandes ab, in welcher Geschwindigkeit dieser Prozess gedieh. Und er verkörperte definitiv weiterhin den Teil, der der sich anbahnenden Katastrophe Überschallgeschwindigkeit verliehen hatte. Unter solch schwerer Bürde könnte er nie Ruhe finden, jene Gewissheit verfolgte ihn bereits seit langem, weshalb jede vermeintlich traumhafte Nacht zu einem Albtraum mutierte, sollte er es wagen, dem Schlafe zu verfallen. Man gewöhnte sich daran, ebenso der reine Körper, der über kurz oder lang nur noch das Maximum an Erholung aus den unruhigen Stunden schöpfte, ohne künftige Ansprüche zu erheben. Was die seelische Verfassung betraf, so entdeckte Shohei an seiner Persönlichkeit stetig wachsende Apathie. Er erfüllte seine Pflichten und Aufgaben in bestmöglicher Leistungsbereitschaft, natürlich, jedoch brachte er denselben Ehrgeiz bei Geneviève längst nicht mehr auf, sicherlich nicht bei vollem Bewusstsein. Shohei schenkte ihr viel seiner Freizeit, liebend gern sogar, immerhin hatte er viel für sie geopfert und hegte entsprechend große Zuneigung zu ihr, aber früher, da hatte er es komplett anders aufgefasst, weitaus zwangloser, auch von ihrer Seite aus.
    Mittlerweile führten nämlich ebenfalls ihre Treffen entweder zu Zeitvertreib A oder zu Zeitvertreib B. Beim Buchstaben A fanden sie sich letztlich im Bett wieder. Nach wie vor war es zweifelsohne schön, das bestritt Shohei keineswegs, und es jagte ihm einen angenehmen Schauer den Rücken entlang, als seine Gedanken dorthin abdrifteten, nur verspielte allein körperliche Liebe mit der Zeit ihre Besonderheit. Es steckte bloß notgedrungenes Verlangen dahinter, nichts weiter, und das wollte er eigentlich nicht akzeptieren. Wobei A noch die angenehmere Alternative verkörperte. Möglichkeit B definierte dahingegen den Zustand des Schweigens, obwohl man sich in ein und demselben Raum befand. Geneviève und er saßen dann meist in seiner Wohnung herum, an verschiedenen Plätzen, einen beliebigen Gegenstand in den Händen, mit dem jeder spielte, ohne einen Laut zu äußern. Höchstens das regelmäßige Ticken der Uhr erklang in den Ohren. Der heutige Tag repräsentierte eine Ausnahme, Shohei hatte sie sehr genossen.
    Die Brünette zog ihre sanften Hände aus den seinen zurück und entfernte sich einen Schritt von ihrem Freund. In dem Moment übermannte ihn eine schreckliche Niedergeschlagenheit, kalt, schaurig, allerdings bemühte er sich, dies nicht nach außen hin zu zeigen. Er wünschte sich insgeheim, er wäre in der Lage, seine letzten Sätze zu revidieren, jetzt, da er die beängstigenden Konsequenzen seines Verhaltens verstand. Dasselbe, wirklich exakt dasselbe Szenario ein weiteres Mal, er würde es erneut tatenlos durchleben müssen, unfähig, dem vorbeugen oder es aufhalten zu können, so, wie die Dinge schienen. Wieder ergriffen bodenlose Schuldgefühle von Shohei Besitz, er schwebte in einer Blase aus Finsternis, frei von jeglichen Fesseln der Vernunft oder der Milderung, die ihn nicht gänzlich dem Wesentlichen entgleiten ließen. Am liebsten hätte er seine Vergangenheit komplett geändert, um eine völlig neue Gegenwart zu kreieren, eine, in der nicht alles, was er berührte, aus den Fugen geriet; eine Welt, in der er vielleicht nicht die Schule oder den Kontakt zu seinen besten Freunden abgebrochen hatte; eine, in der sein Lebensmut nicht von Vorwürfen und Selbstverachtung erstickt worden war.
    „Ich, ähm… gehe dann mal so langsam nach Hause, bevor es zu dunkel wird…“, nuschelte Geneviève leise, kaum hörbar, als wollte sie zusätzliche Wortwechsel tunlichst vermeiden, und es tat Shohei in der Seele weh, als er bemerkte, dass sich ihre zuvor so strahlend blauen Iriden in Folge dessen trübten. Es lag nicht in seiner Absicht, sie zu kränken oder indirekt zu beschämen, indem er behauptete, er habe aufgrund der morgigen Arbeit keine Zeit, allerdings entsprang es keinesfalls der Unwahrheit. Ihre nunmehr matten Gesichtszüge schauten ihn nicht einmal an, sie blickte auf den teils von Unkraut bewucherten Asphaltboden, für sie stellte er wohl gerade den spannendsten Fixpunkt in ihrer Umgebung dar. Ein schwaches Lächeln zierte ihre Lippen, die Lippen, die Shohei gern so lang geküsst, ihren Geschmack ausgekostet hätte, bis sämtliche Fehler seines Lebens ausradiert wären, endgültig. Und auch so bezweckte er es, das zu tun, um Geneviève zu zeigen, dass ihm ihre Beziehung etwas bedeutete, dass sie ihm viel wert war, doch er brachte es nicht fertig. Ihrem Benehmen in den letzten Wochen nach zu urteilen hälfe es wahrscheinlich sowieso nichts mehr, und so sehr Shohei an ihr hing, so inbrünstig er sie liebte, ihre rebellische Art, ihre hin und wieder ungehobelten Manieren, ihr Streben nach Freiheit, seinen Gefühlen oblag nicht die Macht, den Lauf der Zeit umzulenken.
    „Geneviève, soll ich…“, begann er vorsichtig, hob eine Hand, um zärtlich ihre Wange zu streicheln, aber sie winkte rasch ab, zu rasch, als dass dem kein Belang anhaftete.
    „Nein danke, Shohei. Süß von dir, ehrlich, jedoch finde ich auch allein gut nach Hause. Meine Eltern warten bestimmt schon.“ Shohei biss sich schmerzhaft auf die Zunge, er musste die dort paraten Worte um jeden Preis für sich behalten, um jenen wunderschön gemeinsam verbrachten Tag nicht der Routine darzubieten, er musste sich beherrschen. Ansonsten würde das Verhängnisvolle ähnlich einem Wasserfall aus seinem Mund sprudeln, ihm stünde gegebenenfalls doch Zeit zur Verfügung, wieso sie nicht ihre Eltern anriefe und ihnen sagte, sie nächtigte heute bei ihrem Liebsten und ihr offerierte, sie könnten sich in der heutigen Nacht erfreulichen Experimenten widmen, die sie beide niemals vergessen würden. Gott, er wahrte solch eine Lust darauf in sich, je länger er sich ihren perfekten Körper unter ihm, unter seiner Kontrolle vorstellte, desto weniger Gegenwehr leistete seine Vernunft, und er versuchte, den drei Faktoren, welche ihn noch vor diesem Fehlverhalten schützten, oberste Priorität zuzuweisen.
    Zum einen existierte da ja die Schulpflicht seiner Freundin. Schliefe sie bei ihm, sofern eine ausreichende Dauer davon gar zustande kam, befiel sie am nächsten Tag voraussichtlich eine fortwährende Müdigkeit, die ihrer Konzentration, sowie ihren schulischen Bemühungen erheblich schadete, zumal ihre Erzeuger Shohei die Schuld für die nächtlichen Abenteuer und die demgemäß schlechten Noten ihrer Tochter zusprachen. Dies gedachte er möglichst zu vermeiden, immerhin sollten ihnen ja all seine guten Eigenschaften auffallen, die ihn würdig erklärten, mit ihrer Tochter auszugehen.
    Zweitens musste der junge Mann selbst am folgenden Tag arbeiten und er hatte noch keine Aufgaben für seine Nachhilfeschüler herausgesucht. Sie besuchten ihn teilweise sogar in vormittaglichen Freistunden und zusätzlich nach Schulschluss, ausschlafen untersagte man Shohei somit, und er wollte sehr wohl, dass die Kinder und Jugendlichen etwas bei ihm lernten, das taten, was er hingeschmissen hatte. Zudem bereitete es ihm eine Menge Spaß, er lehrte sozusagen Dinge, für die er sich selbst begeisterte, und er erhielt Geld als Entlohnung. Eine bessere Gelegenheit fände er wohl nicht so schnell wieder.
    Als letzten Grund führte sein nach wie vor stärkerer Verstand Egoismus auf. Eine Aktion fernab jeglichen Funkens Würde wäre es, nutzte er den einen Tag, den er mit Geneviève in Frieden verbracht hatte, schamlos zugunsten seiner Bedürfnisse aus, indem er sie jetzt verführte, wo solche Tätigkeit ebenso gut zu schlechteren Zeiten verlief. Es würde das Vertrauen einreißen, das sie einander gegenüber errichtet und so intensiv gepflegt hatten, es entehrte den heutigen Tag, machte ihn zu einem wie jeder andere.
    Sie hauchte Shohei einen sachten Abschiedskuss auf die linke Wange, ehe sie sich umdrehte von leicht geknickt von dannen zog. Schwungvoll wog sich ihr volles braunes Haar im Takt ihrer Schritte, es begleitete ihre Bewegungen in seiner vollendeten Eleganz, seiner unzweifelhaften Stabilität und gleichzeitigen Elastizität, schimmerte schwach glänzend im Schein der sich erbarmenden Sonne. Passend dazu begleiteten ihre Hände Genevièves Abgehen, parallel zu ihren grazilen, so langen Beinen kämpften sie in regelmäßigen Abständen gegen den örtlichen Luftwiderstand an, in dem sie sich dauerhaft befanden. Shohei liebte es, sein Gesicht in ihren rosig duftenden Strähnen zu vergraben, intensiv daran zu schnuppern, während er auch andere Teile ihres Körpers verwöhnte und so eine seines Erachtens romantische und gleichsam erotische Atmosphäre erzeugte. Wortlos schaute er ihr nach, bis sie hinter der Statur eines der steinernen Geschöpfe verschwunden war, und seufzte tief.
    Schlimm. Sein Verstand, sowie seine Seele, beide Komponenten schafften es nicht, einen geeigneteren Ausdruck für sein momentanes Empfinden inmitten ihrer Weisheit zu erhaschen, das in Worte zu fassen, was sich in seinem Denken just eine erbitterte Schlacht lieferte, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Gewissheit, falsch gehandelt zu haben, größtenteils moralisch nicht vertretbar, das und nichts anderes verursachte im Hals des Teenagers einen unlösbaren Kloß, der erfolgreich verhinderte, dass er seiner Angebeteten hinterherrief. Sie sollte noch eine Sekunde warten, bloß eine einzige, in der er sie fest in seine Arme schließen, sie nah bei sich spüren konnte, man ihm die Gelegenheit gewährte, sie zu küssen, lang, intensiv, um ihr im Anschluss zu verkünden, wie sehr er sie liebte; dass ohne ihre Präsenz sein Dasein zu Trümmern zerbärste, da sie seinem sonst so tristen Alltag Sinn einflößte. Die Endlosschleife aus Routine, in die er sich selbst hinein katapultiert hatte mittels seiner unnützen Entscheidungen, immer und immer wieder. Definitiv wäre weitaus mehr möglich gewesen, diese Selbsterkenntnis schmerzte am meisten. Theoretisch hätte der Neunzehnjährige gewichtigeren Aufwand betreiben können in seiner Beziehung zu Geneviève, der Schönheit in Person, auch, um Erreichbares zu retten. Wiederum fehlte ihm schlichtweg im Endeffekt die Energie. Geneviève trug mindestens ebenso wenig zur Aufrechterhaltung ihrer Liebe bei, und zum Vorteil eines Sachverhaltes zu schuften, dessen andauernde Leere bereits seit längerem besiegelt war. Leere, das Stichwort schlechthin, so entschied der junge Mann. Und eben diese Leere umhüllte seinen zitternden Leib innerhalb seines von Vornherein abgesegneten, oder seiner Meinung nach eher verfluchten, Schicksals.

  • Ok,
    Ich glaube ich hatte sowieso einen Kommi versprochen.
    Also, zum Startpost sag ich später noch was, ich wollte erst mal das Kapi lesen.


    Ich fand es ziemlich gut. Habe zwar einige kleine Fehler entdeckt, aber die sind nun wirklich
    nicht schlimm. Alles in allem finde
    Ich, ist das ein ziemlich gelungenes erstes Kapitel.
    Auch deine Schreibweise mag ich persönlich recht gerne.
    Zum Inhalt sag ich mal nichts, um wirklich zu verstehen worum es geht brauche ich normalerweise mindestens 3 Kapis, Aber
    so viel:
    Du hast das alles ziemlich gut beschrieben, man kann sich toll ich Shohei hineinversetzen.


    Ich schreibe jetzt mal nicht soviel dazu, weil ich eben nich wirklich gut im Kommentieren bin.
    Lass mich einfach beim nächsten Kapi bescheid wissen,
    dann versuch ich was vernünftiges dazu zu sagen.

  • [tabmenu]
    [tab='Huhu']
    Huhu Schattenseele.
    Schon Seite diese Fanfiction online ist, habe ich den unzügelbaren Drang, sie zu kommentieren und damit ich nicht platze, werde ich diesem Drang jetzt einen Grund geben, sich wieder zu verkriechen. Viel interessanter finde ich allerdings, dass du Shonen Ai schreibst, was bedeutet, dass du dich mit Homosexualität befasst. Ich selbst habe mich eine Zeit lang damit auseinander gesetzt, da kommt deine Fanfiction gerade richtig. Ich hoffe ich kann dir mit dem Kommentar helfen und ja, dann mal los.
    [tab='Startpost und Titel']
    Watch me die - Ein recht trauriger Titel, zumindest hat er eine traurige Ausstrahlung, da er zu Deutsch bedeutet »Schau zu wie ich sterbe. Das ist natürlich kein schönes Ereignis, der Tod eines Jeden ist traurig, also ist der Titel ziemlich düster. Ob dieser zur Geschichte passt, kann ich eher weniger beurteilen, wird denn jemand sterben? Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass du das ganze eher metaphorisch meinst und das Sterben nur eine Metapher für etwas anderes ist. Somit ist der Titel schon mal ziemlich interessant und ich bin gespannt, was daraus noch wird, beziehungsweise inwiefern du diesen mit der Story verbindest. Von der Form her, kann ich dir nur raten, alles klein zu schreiben, da es so meiner Meinung nach schöner aussehen würde, allerdings ist das Ansichtssache, daher kannst du das machen wie der auf dem Dach. *lach* Also gut, der Titel ist auf jeden Fall ziemlich interessant, er regt zum Nachdenken an und ist auch sehr spannend.


    Deinen Startpost finde ich auch ziemlich gut, ich finde an ihm gibt es soweit auch nichts Großes auszusetzen, ich finde ihn rund um gelungen, muss ich zugeben. Den Hinweis den du uns im Vorwort lieferst finde ich ziemlich gut, ich hätte ihn wie im ersten Tab schon angedeutet zwar nicht gebraucht, denn als ich das Genre gesehen habe wusste ich, dass ich hier kommentieren muss, aber trotzdem ist es gut, dass du es schreibst, da nicht jeder so gut damit umzugehen weiß, das kann ich nur aus Erfahrung sagen. Man sollte sich keine Vorurteile machen und das ist wichtig. Die Punkte sind alle sehr ausführlich beschrieben und gerade das Tabmenü ist ja ein richtiger Schwall an Informationen, wirklich sehr gut. Dir ist es gut gelungen uns das alles zu erklären und deine Einfälle mit den Pokébällen und den Regeln zum Besitzen von Pokémon finde ich wirklich ziemlich kreativ, daran habe ich soweit auch nichts auszusetzten. Bei der Danksagung und Widmung würde ich vielleicht den Namen in Widmung ändern, denn eine Danksagung ist das nicht wirklich, du schreibst ja selbst, dass du diesen Leuten die Geschichte widmest, das hat zwar in gewisser Maßen auch etwas mit Danken zu tun, ist aber doch etwas anderes, wenn man es genau nimmt. Ansonsten kannst du ja auch eine Danksagung noch einfügen. Was mir nicht ganz so einleuchten will ist der Header, er scheint ein Geheimnis zu bergen, vor allem da ich bisher keinen deutlichen Zusammenhang zur Geschichte erkennen konnte, interessant. Aufgrund dessen kann ich jetzt nicht genau sagen, ob der Header passt oder nicht, aber er hat was mysteriöses, das ist ja auch schon mal ganz gut. Insgesamt kann ich am Startpost kaum etwas meckern, sehr gut gemacht. Fehler habe ich soweit keine gefunden, daher bleibt dieses subtab dieses Mal wohl aus.
    [tab='Chapter One']
    [subtab='Undeniable truth']
    Keinen Prolog? Nya, ein Prolog ist nicht zwingend aber doch recht interessant, da er ja so gesehen auf die Geschichte einleiten soll, was ich ziemlich wichtig finde. Allerdings geht das nicht immer, wenn ein Prolog passt, passt er, wenn nicht, sollte man ihn nicht dazu zwingen, zu passen. Ich hoffe du weißt ungefähr was ich damit meine, ich würde es dir aber nicht übel nehmen, wenn nicht.


    Ich muss sagen, mir hat dieses Kapitel wirklich sehr gefallen. Verzeih mir, aber hier wird nicht viel stehen, da ich so gut wie keine Kritik zu äußern habe, du schreibst einfach nur richtig gut. Deine Wortwahl ist fantastisch, Wortwiederholungen sind so gut wie gar nicht vorhanden, du sorgst immer dafür, dass du mit verschiedenen Adjektiven und Verben Frische in den Text bringst, aber auch Nomen hast du immer gut durch andere Begriffe ersetzt. Mir fällt auf, dass du manchmal ein wenig zu gehoben formulierst, ein paar Mal, wenngleich dies recht selten vorgekommen ist, habe ich ein Wort nachschlagen müssen, weil ich es einfach nicht kannte. Dein Wortschatz ist auf jeden Fall riesig, zumindest sieht es so aus, nur musst du aufpassen, dass du es nicht übertreibst. Ein schönes, alltägliches Wort kann manchmal viel mehr bewirken als ein lateinischer Fachbegriff, den man nicht aussprechen kann, geschweige denn nicht kennt. Deine Sätze hingegen strukturierst du erstaunlich gut, wenn ich bedenke, dass deine Wortwahl oft ziemlich gehoben ist, erwartete ich eher sehr verschlungene und verschachtelte Sätze, damit hast du mich auf jeden Fall überrascht. Die Sätze sind nicht kurz, keines Wegs, aber sie sind nicht zu lang und das ist es, worauf es ankommt. Du übertreibst es nicht mit den Schachteln, nicht noch mal und noch mal, da kann man auch zwei Sätze draus basteln und genau das machst du, das finde ich sehr gut. Von der Kapitellänge her brauche ich nichts sagen, das erste Kapitel ist wirklich schon gut lang, ich denke mehr solltest du auch nicht schreiben, da zu lange Kapitel irgendwann auch abschrecken. Diese Länge geht noch, es ist jetzt nicht übertrieben viel, aber genug. So, genug zu deinem Stil, ich mag ihn wirklich sehr, da du ein Talent hast, beziehungsweise dir die Fähigkeit erarbeitet hast, gehoben und schön zu formulieren. Nur pass mit den Fachbegriffen auf. Jetzt will ich natürlich auch noch was zum Inhalt des Kapitels sagen.


    Das wird jedoch nicht lang werden, denn auch der Inhalt ist nicht gerade der größte, was eigentlich ziemlich banal klingt, bei so einer Kapitellänge könnte man direkt einen ganzen Kampf erwarten, aber du beschreibst unglaublich viel. Hier ging es weniger um die Umgebung, was du hier in Szene gesetzt hast, waren Shoheis Gedanken und Gefühle. Jedoch hast du das fast schon ein Stück weit interaktiv gemacht, in diesem Kapitel wird viel über seine Art von Charakter bekannt und damit ist es fast so eine Art stellvertretende Charakterbeschreibung, was ich wirklich äußerst interessant finde. Wenn man jetzt erzählen müsste, was passiert ist, könnte man sagen, ein kleines Gespräch und das wars. Da könnten andere denken, das überspringe ich, aber hier wird so viel über Shoheis Leben aufgedeckt, das ist wirklich sehr wichtig für die Geschichte, denke ich jetzt Mal. Seine Liebe für Mathematik, sein Job als Nachhilfelehrer, seine Gefühle gegenüber seiner Freundin, da kommen wirklich gute Aspekte hervor und ich muss zugeben, dass mit schon ein bisschen Anspielungen auf Shonen-Ai dargestellt werden. Es scheint so, als würde er seine Gefühle für Geneviève (wie ich den Namen kopieren musste...) langsam verliere und so beginnt es wohl. Du leitest langsam ein, das finde ich sehr gut, gefällt mir wirklich. Zu dem Dialog kann ich nicht viel sagen, Shohei wirkt was etwas Gefühlskalt, wenn ich das mal so sagen darf, aber in seinen Gedanken wurde ja recht ausführlich erklärt, warum. An sich finde ich das Kapitel echt recht rund und selbst wenn es keine deutlichen Cliffhänger hat überlege ich doch, wie ihre Reaktion auf sen Verhalten sein wird, ich hoffe wir erfahren bald mehr darüber.


    Die Beschreibungen sind dir in diesem Kapitel gut gelungen. Von der Umgebung hat man zwar etwas weniger gelesen, vor allem da die Umgebung nicht wechselt, aber die Gedanken und damit auch die Gefühle kamen wirklich in jedem Satz sehr gut rüber, ein großes Lob. Allerdings hat mir Geneviève ein bisschen zu flach gewirkt, selbst wenn das Kapitel aus Shoheis Sicht war, sie hätte man auch ein bisschen beschreiben können. Dadurch bleibt jedoch auch ein bisschen Spannung und Erwartung im Bezug zu ihren Gefühlen bestehen, was natürlich auch wichtig ist. Da bin ich unschlüssig. Ansonsten hat mir das Kapitel echt gut gefallen, von der Rechtschreibung war so weit alles richtig, nur einen Fehler hast du gemacht, siehe im nächsten subtab.
    [subtab='Fehlerchen']
    Ich bin so stolz auf mich. Ich habe einen Fehler gefunden. xD


    Zitat

    Kein handfester Zoff, auf dessen Grundlage m an sich entschuldigen könnte, keine Rechtfertigung, kein Flehen um Gnade, nicht die geringste Spur einer Auseinandersetzung.

    Muss man zusammen schreiben, war aber wohl nur ein Tippfehler.
    [tab='Adieu']
    Ich freue mich schon auf mehr von Watch me die, da mir die Geschichte wirklich äußerst gut gefällt. Erneut will ich mich entschuldigen, dass ich solange gebraucht habe bis endlich kommentiert habe, aber mir hat die Inspiration gefehlt. Ich würde gerne über mein Gästebuch benachrichtigt werden, denn ich habe Gefallen an deinem Stil gefunden und da ich das Genre wirklich mag hast du mich richtig gefesselt. Damit beende ich diesen Kommentar, wir sehen uns beim nächsten Kapitel.
    Liebe Grüße,
    Chess
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab=Vorwort]
    Erstma vielen Dank für eure Kommentare, ihr beiden ^____^ Ehrlich gesagt freut man sich ja schon, dass überhaupt jemand kommentiert, irgendwie scheint das Genre viele Leute abzuschrecken, hab ich so das Gefühl... aber da du, Chess, dir solche Mühe gegeben hast mit deiner Kritik, erhältst du sogar das Privileg eines Extratabs :D
    [tab=Chess]
    Allgemein muss ich dir sehr für deinen ausführlichen Kommentar danken. Es freut mich sehr, dass du nicht bloß gelobt, sondern auch kritisiert hast, denn ansonsten kann ich mich ja nicht verbessern. Und du musst wissen, ich bin beim Schreiben sehr perfektionistisch x3
    Was den Header betrifft, so erkennst du vielleicht, dass die Seiten, die das Buch zeigt, leer sind. Hauptsächlich möchte ich mich damit auf das Zitat meinerseits beziehen, was du darunter vorfindest, doch ich denke, so etwa ab Mitte der Geschichte solltest du auch den Bezug zum Titel an sich verstehen. Ich möchte doch nicht gleich zu Anfang zu viel verraten, es soll ja schon geheimnisvoll bleiben :>
    Einen Prolog... nun, eigentlich hatte ich sogar einen Prolog eingeplant und geschrieben, doch hätte ich in dem Fall einen Zeitsprung machen müssen, den man vielleicht nicht ganz so gut verstanden hätte. Daher habe ich im Nachhinein beschlossen, den ehemaligen Prolog zu einem vollwertigen Kapitel zu machen, das im Gegensatz zu den anderen Chaptern dann leider nicht ganz so lang sein wird. Aber es kommt ja auf den Inhalt an, nicht wahr? ;D
    Mit der Sprache habe ich so meine Problemchen, da hast du schon recht ^^" Aber ich muss sagen, wenn du Sätze von früher von mir liest und Sätze von heute, da bemerkst du einen gigantischen Unterschied. Früher hatte ich in einem Satz mindestens acht Kommata und fünf Fachbegriffe, eine sehr hoch gestochene Sprache und ebenso einen niveauvollen Satzbau, als schriebe ich für eine Fachzeitschrift oder Ähnliches. Man hat mir bereits oft geraten, es doch bei etwas einfacheren Satzkonstruktionen zu belassen und ich versuche dies, so gut es geht. Leider dringt bei mir ab und an mein alter Ego durch und ich verfalle in dieses Komplizierte ^^"
    Und auch muss ich dir bei der Beschreibung Genevièves zustimmen. So im Nachhinein merke ich selbst, wie oberflächlich das Ganze klingt. Das habe ich wohl in meiner Schreibwut nicht bemerkt. Im nächsten Kapitel... ich weiß nicht, da spielt sie eigentlich eher eine geringe Rolle, selbst wenn es sich dabei um Shoheis Gedanken handelt. Und ich versichere dir, du wirst die Handlung des gesamten Kapitels wieder in einem Satz zuammenfassen können x>

    [tab=Nächstes Kapitel]
    Es folgt das zweite Kapitel von "Watch me die" im nächsten Post. Generell kann ich schon ma ankündigen, dass pro Monat ein bis maximal zwei Kapitel erscheinen werden, damit ich nicht allzu sehr unter Zeitdruck gerate. Zwar habe ich schon bis etwa zum 10. Kapitel vorgeschrieben, aber man kann ja nie wissen, wann und wo das nächste Kreatief lauert.
    Wieder einmal handelt es sich im Grunde um keine lange Zeitspanne, die innerhalb des Kapitels vorbei geht, und ich muss selbst zugeben, dass sich mein Schreibstil erneut im Wandel befindet. Sprich der ein oder andere Leser wird bei den späteren Chaptern vielleicht einen Unterschied merken. So, und nun ohne weitere Vorreden zu schwingen, wünsche ich euch viel Spaß mit dem zweiten Kapitel und hoffe, es gefällt ~

    [/tabmenu]

  • Kapitel 2: Because his hands know



    || Talk to myself again, all alone, on my own

    Walk by the shame again, just to see what people see ||


    ~ One Republic - Sleep



    Sein hölzerner Schreibtisch samt zahlreicher, aufgeschlagener Wälzer begrüßte ihn herzlichst, als Shohei sich seufzend an eben diesen setzte, um der letzten Tätigkeit des heutigen Tages nachzugehen. Großartige Lust dazu verspürte er wahrlich nicht, nein, seine Gliedmaßen sehnten sich schon so sehr nach der Sanftheit von Matratze und Kissen, dass er sich vom Verstand her eine Obermacht verschaffen musste, um dem Drängen seiner Hülle nicht Folge zu leisten. Im Normalfall gehörte er halb zur Sorte der Materialisten, die das Regime ihres Körpers bevorzugten, und halb zur Sorte der Idealisten, die ihrem Geiste die völlige Kontrolle über jegliche Handlungen zuwiesen. Erste Variation offenbarte sich meist in Gegenwart seiner wunderschönen Freundin, die Reaktionen seiner Nerven und Muskeln überwältigten ihn dann meist von allein, sodass der Denkapparat sich eher im Hintergrund seines Bewusstseins einrichten musste und er fast ausschließlich intuitiv und instinktiv vorging. Er beobachtete ihre Gestik, ihre Verhaltensweisen, um sich daraus ungefähr zu erschließen, was sie begehrte, und entsprechend zu versuchen, sie auf die eine oder andere Art und Weise zu berücksichtigen beziehungsweise sie vollends zu erfüllen. Was andere Personen dann von ihm zu halten vermochten, das interessierte ihn wenig. In solchen Augenblicken fokussierte Shohei seine Konzentration auf sich selbst und sie, dem Mädchen, dem er sein Herz geschenkt, es an sie verloren hatte. Hielt sie sich nicht unmittelbar in seiner Nähe auf, regierte sein Geist über seinen Körper, und selbst wenn er an sie dachte, so änderte dies nichts an seiner logischen Deduktion, sei es bei Rätseln, bei der Arbeit oder bei sonstigen Matheaufgaben. Eine bloße Fantasie reichte den Hormonen in seinen Venen nicht, um anzuschlagen, sie benötigten ihre wahrhaftige Gestalt für ihre Ausschüttung. Shohei war darüber mehr als froh, immerhin befand er sich seiner Einschätzung nach in dem Alter, in dem man die ständigen perversen Vorstellungen hinter sich gelassen hatte und meist relativ rational denken konnte, im Gegensatz zu einigen Jahren zuvor. Jede noch so kleine Aussage beinhaltete dann eine gewisse Zweideutigkeit und man kam nicht umhin, seine Überlegungen mit einem indirekt Sex betreffenden Thema zu verknüpfen. Für den Augenblick ganz lustig, nur für Außenstehende mutierte derartiges Verhalten mit der Zeit zu einer nervigen Qual. Nicht unbedingt Scham oder einem Gefühl der Bloßstellung, sondern einfach zu einem ständigen Begleiter, der einem die letzten Nervenzellen der Geduld ruinierte. Machte nicht jeder einmal in seinem Leben diese Erfahrung? In pubertierenden Klassenverbänden ein häufiges Phänomen, sogar ein „Soll ich dich durchlassen“ als Frage formuliert rief hierbei anstößige Gedankengänge hervor und man hörte nicht auf, sich via Stöhnen und abfälligen Blicken zu beklagen. Oder man entschied sich, es mit einem lockeren Lächeln schweigend zu akzeptieren und zu hoffen, dass diese Phase des Lebens schnellstmöglich vorbei raste.
    Es schien, als waren sowohl er selbst, als auch sein Bett zwei gegensätzliche Magnetpole, die es auf jeden Fall galt zu vereinen, kostete es, was es wollte. Stünde er jetzt auf, in der Hinsicht spross völlige Sicherheit in Shoheis müdem Verstand, täten seine Gliedmaßen nicht mehr einen einzigen Schritt für ihn, sofern seine Vorgaben mit irgendeiner Form von Arbeit zusammenhingen. Und das entsprach zweifelsohne der Realität, denn aus schlechteren Erfahrungen wusste Shohei, dass Matheaufgaben nicht spontan während der Nachhilfestunde im Kopf erblühten, und es eine Notwendigkeit verkörperte, entsprechende Vorbereitungen zu treffen. In der ersten Zeit nach Einschwenken in diesen Berufszweig hatte er, von Faulheit beeinflusst, häufig ohne eine Idee vor seinen Schülern gehockt, wie man die nächsten eineinhalb Stunden oder mehr verbringen, sie folglich quasi totprügeln sollte. Damit endete die erste Schicht, man hatte im Grunde bestenfalls einen guten und kompetenten Eindruck erzeugt und erhielt trotz mangelnder Leistungen Geld. Damals hatte das mit Shoheis Muster von einem scheinbar utopischen Dasein übereingestimmt, geprägt unter anderem von Bequemlichkeit, fehlender Disziplin und einer Schmarotzern ähnelnden Attitüde. Solange, bis sein schlechtes Gewissen ihm einen Strich durch seine nahezu perfekte Rechnung zu ziehen gedachte. Dass dergleichen in ihm ein Zuhause fand, etwas, das man Schuld nannte, wäre ihm nicht im Traum eingefallen. Klar, Empfindungen zeichneten jeden Menschen, und er besah seine Wenigkeit nicht als Ausnahme, nichtsdestotrotz waren sie so plötzlich aufgetaucht, ohne eine Chance, sich rechtzeitig zu wappnen. Gerade deshalb hatten sie wohl auch so massive Wirkungen an Shoheis Gemüt verursacht, wie der junge Mann im Nachhinein realisierte. Nie zuvor war er in den Genuss eines ähnlichen Zustandes gekommen, nie zuvor hatte ihn eine dem verwandte Emotion zur Raison gebracht, ihm das vergolten, was er an Fehlern begangen hatte, egal, ob mit Hintergedanken oder im Affekt. Denn solche Erlebnisse vererbten dem in der jeweiligen Situation Angeklagten Narben, die den weiteren Werdegang in die richtigen Bahnen lenkten – meistens. Angeblich lernte man ja aus seinen Fehlern und wuchs an Erfahrungen, sofern man die Konsequenzen seiner Taten billigte, sich deren Falschheit bewusst machte, in einem bestimmten Grade darunter litt. Shohei symbolisierte nicht den besten Beweis, dafür jedoch einen, an dem so man anderer sich ein Beispiel oder sich ihn zum Vorbild nehmen sollte, denn ihm war es immerhin erfolgreich gelungen, sein üblicherweise törichtes Verhalten umzustrukturieren. Vor knapp zwei Jahren noch zu recht wenig nütze, besaß Shohei inzwischen ein so großes und stämmiges Pflichtbewusstsein, in Bezug auf eigene Ansprüche und gesellschaftliche Erwartungen, dass es ihm trotz Anstrengungen und manchmal zehrender Bemühungen Freude und Genugtuung bereitete, die Erfolge seiner jungen Schützlinge zu beobachten. Ihre strahlenden Gesichter, wenn sie ihm eine gute Note präsentierten oder zumindest eine bessere als im Normalfall, ihre Begeisterung, das Wachsen ihres Selbstwertgefühls, all dem wohnte nach Shoheis Überzeugung ein zauberhafter Wert inne, kostbarer als jeder Silbertaler.
    Besonders vor Klausuren besuchten die Kinder und Jugendlichen ihren Lehrer sehr oft, um bereits Gelerntes zu wiederholen, es zu vertiefen oder sich von ihm schlichtweg Mut zusprechen zu lassen, ein Großteil benötigte diesen dringend. Der Druck von Seiten der Lehrer, gepaart mit dem aus dem eigenen Elternhaus veranlasste die Schüler fast zwanghaft dazu, den persönlichen Leistungsmaßstab zu hoch und damit ihre Vernunft schachmatt zu setzen. Sie übten und übten und übten, wenngleich sie längst bewiesen hatten, wie gut sie denn Stoff beherrschten, was wiederum wachsende Unsicherheit erzeugte. Man zweifelte an der tatsächlichen Einfachheit der Rechnungen. Redete sich ein, man mache während der Kompetenzkontrolle ohnehin nichts als Fehler und schenkte dem Faktor Können kaum wahrlichen Glauben. Durch jenen Irrtum des Gehirnes entstanden dementsprechend schlechte Noten, eben weil die retardiert eintretenden Bedenken das eigentlich vorhandene Wissen verschleierten und man schließlich nicht einmal mehr simpelste Rechnungen zu vollführen imstande war. Warum der Kreislauf mangelhafter Zensuren exakt diese Wendung für sich wählte, die Frage spukte Shohei kontinuierlich im Kopf herum, und doch fand er keine Antwort darauf. Prinzipiell, in der Theorie resultierte aus Masse an Übung ein analog gutes Ergebnis, oder nicht?
    Seine Gedanken drehten sich innerhalb seines schmerzenden Hauptes. Je forcierter er versuchte, Ordnung in seinem Gemüt zu schaffen, desto chaotischer geriet alles in- und durcheinander. Nichts fügte sich mehr zu einem logischen Konstrukt, sogar seine innere Stimme, mit der man ja sozusagen unbewusst einen inneren Monolog führte, sobald man sich der Philosophie widmete, versagte inzwischen ihren Dienst. Ein gescheiter, grammatikalisch korrekter Satz näherte sich mehr und mehr der Unmöglichkeit an, es entwickelte sich zu einem Projekt gleich dem Zählen von Grashalmen oder dem Harken von getrocknetem Herbstlaub mit Hilfe einer Kuchengabel. Irrsinnig. Sein Kopf pochte im Rhythmus seines langsam in den Schlafzustand wandernden Pulses, dröhnte, drohte, jeden Augenblick zu explodieren, sollte er sich dem Verlangen des Bettes und des Traumreiches nicht beugen. Sein Kreislauf stellte sich auf die zyklische Regelmäßigkeit des Schlummerns ein, ohne dass er etwas dazu beitrug, es geschweige denn wollte, sämtliche Lebensfunktionen fuhren ihren Dienst auf ein Minimum herunter, darauf bedacht, sich das von ihnen Gewünschte wenn nötig mit Gewalt zu besorgen.
    Mit der linken Hand fuhr Shohei sich durch sein rabenschwarzes Haar, er verlieh seinen strubbeligen Strähnen ungewollt mehr Volumen, man könnte vermuten, er wäre just seinem ersehnten Schlafdomizil entsprungen, in Begleitung einer beinahe erwachsenen Dame, die ihm in der letzten Nacht einiges abverlangt hätte. Er kniff, sich tadelnd, seine aufgrund der Müdigkeit matten Augen zu, sein Rot würde erst am nächsten Tag wieder erleuchten, wenn der Ruhe gefrönt und der Fantasie währenddessen verfallen worden wäre. Aber er hatte unglücklicherweise an seine geliebte Geneviève gedacht, und unverzüglich gesellte sich zu seinen Kopfschmerzen seelische Pein. Die Lider geschlossen rief er sich ihr lächelndes Antlitz ins Gedächtnis, ihre strahlend funkelnden Saphire, die man allgemein als Augen bezeichnete, ihr langes, volles, braunes Haar, mit einem angenehm dezenten Shampooduft versehen, bei dem man sich wahrheitsgetreu in die jeweilige Atmosphäre hinein geworfen fühlte: Ein Feld aus Lavendel, ein Sandstrand samt Meeresbrise, ein Garten voller Früchte – beinahe jeden erdenklichen Ort, an dem man seine Sinne genießen konnte, hatte man mittlerweile in eine Form von Reinigungsutensil verwandelt. Nicht gerade extraordinär, dennoch verfehlte es seine Wirkung keineswegs. Er wollte sich die Täuschung dieses Scheins so lange wie möglich aufrechterhalten, denn noch erlaubte man ihm, sich dem hinzugeben. Noch. Noch war sie mit ihm liiert, noch führten sie eine Art von Beziehung, und das, beschloss Shohei in einer Nanosekunde der Geistesgegenwärtigkeit, ließe er nicht unausgebeutet an sich vorbei streichen.
    Eilig, bevor allzu pessimistische Gedankenteufel ihm das ausredeten, es vermasselten und sein letztes Fünkchen Glückseligkeit im Keim erstickten, kramte er sein Handy aus seinen Unterlagen hervor. Kein teures Modell der beliebtesten Marke, nur ein silbernes Klappteil der Sorte Motorola, dessen Speicherplatz kaum für dreißig Nachrichten ausreichte, von sonderlich vielen Bildern oder Videos ganz zu schweigen. Viele besaßen es, aber Shohei störte diese Tatsache nicht. Hauptsache, man erreichte ihn irgendwie neben seinem Festnetzanschluss. Für einen anständigen Computer samt Internetanschluss verdiente er nicht genug Geld im Monat, musste er ja zu Zeiten der dauerhaft stabilen Wirtschaft sowieso auf so einige Luxusgüter verzichten, und für einen alleinlebenden jungen Mann lohnten sich diverse Extraanschlüsse einfach nicht. Mal davon abgesehen, dass er alle relevanten Informationen aus Nachrichten von Radio oder TV erfuhr und Langeweile stellte ohnegleichen eine Seltenheit dar. Miete, Nahrung, ab und zu Freizeit, Kleidung, Strom, Wasser, Steuern, Versicherungen und noch mehr, insgesamt eine ordentliche Summe, die man vermeiden sollte zu unterschätzen. Ob der übrige Betrag ein menschenwürdiges, angemessenes Existenzfundament ermöglichte, darüber ließen sich stundenlange Debatten ausfechten, und letztlich kam man doch zu keinem Ergebnis. Im Grunde beinhaltete eine solche Existenz ja auch die Teilhabe an sozialen Interaktionen und gesellschaftliche Integration, Besuche in Kino, Theater oder anderen unterhaltsamen Institutionen eingeschlossen, aber wann verspürte Shohei schon die Lust dazu? Ebenso rar wie das Nichtstun in seinen Alltag eingriff. Und schritt man weiten Fußes auf festliche Anlässe zu, beispielsweise Geburtstage oder Jubiläen, so forderte dies häufig zusätzliche Enthaltsamkeit bei so mancher Lebensnotwendigkeit.
    Hier hatte der erste Dämon seine Nische gefunden, wo er eindringen, Shoheis Prinzipien aufwirbeln konnte. Ein feiner Riss im äußeren Gebilde, klein, kaum merklich, trotzdem reichte er als Eingangstor für Unsicherheiten aus. Langsam kroch das Höllenwesen in seine Venen, ließ sich durch seinen gesamten Körper treiben, bis es zum Gehirn gelangte, dem von Anfang an auserkorenen Ziel. Dort angekommen breitete sich der Feuerkrieger in so vielen Synapsen wie möglich aus, streute seine finstere Saat der Schwärze und der Skepsis aus, um im Anschluss nichts weiter tun zu müssen, als zu warten. Zu warten, bis dass die ersten Knospen seiner Samen sprossen und kurze Zeit später in vollendeter Boshaftigkeit erblühten. War sie, Geneviève, es wert, Schäden am eigenen Leib zu erdulden? Zu hungern, um sich ein einigermaßen adrettes Geschenk leisten zu können? Liebte er sie tatsächlich so sehr, obwohl es ihre Bestimmung verkörperte, aneinander zu scheitern? Seine Finger, die hastig eine Sms an sie verfassten, schienen die Antwort zu kennen.



    Morgen nach der Arbeit bei dir?
    Wir holen nach, was wir heute versäumt haben. Versprochen.
    Ich liebe dich.

    Shohei



    Er starrte eine Weile auf das Display seines veralteten Mobiltelefons, dachte darüber nach, ob er die Nachricht so abschicken sollte oder nicht. Machten die fehlenden Smileys es zu unpersönlich? Aber andererseits musste man auf jeden Fall damit aufpassen, ansonsten erweckte es den Anschein, als wären die getippten Zeilen nicht unbedingt ernst gemeint oder klangen erzwungen, und unter allen Umständen eine derartige Konversation beginnen, das lag nicht in seinem Interesse. Verniedlichten Smileys den Inhalt zu sehr? Schlussendlich behielt er den ersten Ansatz bei und drückte auf „Verschicken“. Jetzt war er nicht mehr in der Lage, seine Entscheidung, sie ein weiteres Mal zu treffen, abzuändern. Nicht, dass er es gewollt hätte, das nicht. Was ihm mehr Sorgen bereitete, war die Vorstellung einer Absage ihrerseits, eben aufgrund ihrer inzwischen entstandenen Distanz. Ein anderes mögliches Motiv, und Shohei verfluchte sich in seinem Wirrwarr aus Kopfweh und Müdigkeit für das Erwägen ähnlicher Perspektiven, böte zum Beispiel das Anbandeln mit einem anderen Jungen, jemandem, der in der ein oder anderen Weise über mehr Erfahrung oder talentiertere Fertigkeiten verfügte. Ein Vertreter des männlichen Geschlechtes, welcher die Angelegenheit nicht so sehr schleifen ließ; der die Sache richtig anpackte, ihr die Welt zu Füßen legte, diese vielleicht auch küsste, ihr jeden erdenklichen Wunsch von den Augen ablas und sie ihr ebenso selbstverständlich erfüllen konnte. Dieser jemand war bestimmt in reichem Hause aufgewachsen, hatte nie in finanziellen Nöten gesteckt. Gedankenverloren sank Shoheis brummender Kopf auf seine linke Hand, deren Ellbogen auf ein freies Stückchen seines zugemüllten Schreibtisches, und Selbstmitleid ergriff von ihm Besitz. Was besaß er schon, dass er ihr offerieren konnte, außer seiner innigen Zuneigung? Eine bescheidene Behausung, ein oder zwei Ausgehabende im Monat, sofern sein Budget das gestattete, das ein oder andere Feiertagsgeschenk, und weiter? Nichts. Gar nichts.
    Jedes Blinzeln symbolisierte nunmehr eine Gefahr für den Jungen, denn am liebsten würden seine Lider in dieser angenehmen Position verharren, bei der sie ihrer Aufgabe, ihrer Daseinsberechtigung Respekt zollten und Shoheis Augäpfel in wunderschöne Düsternis oder zumindest in Abgeschiedenheit vom Rest der Welt tünchten. Die helle Schreibtischlampe, sie befand sich zu weit weg von Shohei, um sie auszuknipsen, und vollbrachte prinzipiell gerade ihren täglichen Dauerbetrieb, verhinderte gekonnt gänzliche Finsternis, unterdrückte das Ausschwärmen ihrer wohltuenden Schatten und die Aggressivität, welche mit voranschreitender Uhrzeit in ihm brodelte, hätte ihn fast siegreich dazu verführt, besagte Lichtquelle quer durch den Raum, sprich mitten durch sein angrenzendes Wohnzimmer, an die Wand zu schleudern. Sein Arbeitszimmer war nicht einmal ein wirkliches solches, lediglich ein in die Ecke geschobener Schreibtisch mit dazu gehörigem Stuhl, ohne dass eine Wand oder Ähnliches den Bereich vom wahren Wohnzimmer abtrennte. An der eierschalenfarbenen Wand klebten vielerlei Notizzettel, deren Sinn und Bedeutung dem Nachhilfelehrer im Nachhinein schleierhaft erschienen, er sich jedoch nicht bequemen wollte, sie wegzuwerfen. Unzählige Telefonnummern von Nachhilfeschülern, Adressen, Visitenkarten, alles das, was sich im Laufe einiger Jahre so ansammelte. Einen Großteil der Schreibtischfläche nahmen Lehrbücher ein, eines nach dem anderen hatte er sich zugelegt, beinahe zwingend notwendig für seinen Beruf, sofern man nicht über Internet und einen funktionstüchtigen Drucker verfügte, so wie er. Darum verstreut tummelten sich etliche Papierfragmente, mehr oder weniger ausfüllend beschriftet, glänzte auf einigen von ihnen lediglich Überschrift samt Datum in der oberen rechten Ecke. Und wenn man etwas unter der Schicht des Holzverarbeiteten stöberte, entdeckte man eventuell sogar einen Locher und einen Tacker, das hieß, sofern diese nicht längst in einer der Schubladen des Tisches verschwunden waren und Shohei sich nicht mehr erinnerte, sie je an eine andere Stelle verfrachtet zu haben. Aber Shohei fand, eine kahle Wand verkörperte nicht gerade den Inbegriff der Schönheit, und solange er einigermaßen den eigenen Überblick über den Papierkram behielt, oder eben auch nicht, schimpfte ja niemand. Seine Wohnung, seine Regeln, naja, was das Innere der von ihm gemieteten vier Wände betraf jedenfalls.
    Seine Arbeitsstation improvisiert, und ja, nicht sehr professionell, allerdings erachtete sein Benutzer das als einigermaßen akzeptabel. Selten nur grüßte Besuch persönlich, außer Geneviève, wenn es ihm gefiel, musste man nichts an Gewohntem ändern.
    Grummelnd wandte Shohei sich seinen willkürlich gewählten Mathebüchern zu. Je zügiger er das hier abschlösse, sprach er aufmuntern zu sich selbst, desto eher dürfte er sich dem heiß begehrten Schlafe ergeben. Seine brünette Freundin hatte noch nicht geantwortet, wahrscheinlich träumte sie sich bereits in wildeste Abenteuer, deren genaue Abläufe sich auszumalen der junge Erwachsene tunlichst vermied, und würde seine Nachricht erst morgen bemerken. Er nähme am nächsten Tag auf jeden Fall sein Handy mit, hämmerte er sich schmerzhaft in seinen Kopf, damit er diese Gelegenheit, ihr zu begegnen, ja nicht misste. Und in der Zwischenzeit könnte er seine immer noch unerledigte Arbeit beenden.
    „In Ordnung, morgen sind erst vier Schüler bei mir, mit denen ich eineinhalb Stunden arbeite. Dann habe ich eine halbe Stunde Pause, im Anschluss zwei Schülerinnen und direkt danach drei aus der Oberstufe …“, murmelte er leise vor sich hin, um wenigstens ein kleines Fünkchen Konzentration aufzubauen. Bei jedem separaten Wort erreichte die Schmerzebene seines Hirnes ein neues, höheres Level, was er jedoch getrost zu ignorieren versuchte. Bevor er das hier nicht mit reinem Gewissen abgehakt hatte, fände er heute keine Ruhe, soviel war sicher, und egal, wie viel Aufwand und Leid es ihn noch kostete, Shohei ginge nicht zu Bett, ehe dieser Kleinkram nicht abgeschlossen war. „Drei der vier besuchen dieselbe Klasse. Das heißt, sie können auch dieselben Aufgaben bearbeiten… dann gebe ich denen ein paar Gleichungssysteme, um die verschiedenen Verfahren zu trainieren. Und mein Einzelschüler muss sich mit Brüchen auseinander setzen…“ Wie in Trance notierte der Schwarzhaarige rasch einige Seiten aus Büchern, sowie Aufgaben, die sich mit dem jeweiligen Thema befassten. Für sich selbst rechnen würde er sie, während auch seine Schützlinge sich damit beschäftigen, so viel Zeit nähme das bei seinem ausgeprägten mathematischen Verständnis garantiert nicht in Anspruch. Zudem hätte er nebenbei etwas zu tun, anstatt anderen beim Grübeln und Kopfzerbrechen zuzuschauen.
    Seine beiden weiblichen Lehrlinge behandelten momentan Funktionen und ihre Eigenschaften, deshalb griff sich Shohei ein kariertes Blatt Papier aus der Menge seiner überall verteilten Zettel, in der Hoffnung, es handelte sich dabei um ein unbeschriftetes, und zeichnete mehrere Graphen, deren Funktionsgleichungen und grundlegende Merkmale simpel zu bestimmen sein durften, zumindest seiner Ansicht nach. Eine Weile hielten die beiden sich wohl daran auf. Unterdessen verschaffte ihm das zusätzlichen Spielraum, sich für die Oberstuflinge Geeignetes auszudenken. Die Themen, die letztere Schülergruppe im Unterricht durch nahm, waren zwar recht komplex und manchmal mehr als nur verwirrend, dennoch liebte Shohei es, sich dort hinein zu denken und daran herum zu rätseln. Zahlen bildeten etwas, mit dem er sich sehr gut auskannte, und wenngleich sie ihm so manches Hindernis in den Weg legten, so fand er am Ende stets einen Weg, der zum richtigen Ergebnis führte. Ob dieser den leichtesten repräsentierte oder den mit den wenigsten Umständen und Nebenrechnungen, das vermochte Shohei nicht zu beurteilen. Ihn kümmerte, zumindest bei seinen eigenen gedanklichen Anstellungen, ausschließlich seine Variante, da er sie am besten nachvollziehen konnte und sie ihm am logischsten erschien.
    Erleichtert und gleichzeitig ebenso qualerfüllt stöhnte er auf, inspizierte ein letztes Mal, ehe er sich vom Tag verabschieden sollte, sein Handydisplay, und stellte resigniert fest, dass sie ihm nach wie vor nicht geschrieben hatte. War sie sauer oder gar beleidigt, weil er ihr unten vor der Tür nicht hinterher gerufen hatte? Oder schlief sie wirklich bereits? Er entschied sich, dies vorerst auf sich beruhen zu lassen. Es käme, wie es käme, ohne dass er da allzu großen Einfluss ausüben konnte, das war er gezwungen zu akzeptieren, auch wenn er jenes Gesetz abgrundtief verabscheute.
    Gebückt erhob er sich, um den Schalter seiner schlichten, und trotzdem grellen Lampe zu erreichen. Den Weg zu seinem geliebten Bett fände er notfalls sogar im Schlaf.

  • Also, wie gesagt, ich bin nicht gut im kommentieren.


    [tabmenu][tab=Lob]
    Also, ich finde,
    du hast Shoheis Leben ziemlich gut beschrieben . Man kann sich toll hineinversetzen, in seine Lage.
    Fast als sei man selbst dabei.
    Das solltest du auf jeden Fall beibehalten.


    Auch an deiner Rechtschreibung habe ich nicht wirklich etwas aus zu setzen. Hier und da entdecke ich nach wie vor den einen oder anderen Fehler,
    aber die machen nun für die Qualität der Story nichts aus. [tab=Kritik]


    Ich finde du schweifst manchmal etwas zu sehr ab. Dann denke ich immer,
    wenn du zurück zum Ausgangsthema kommst:
    Ach ja, darum ging es. oder etwas ähnliches. Ich weiß ja nicht, wie andere das sehen,
    aber das würde ich nach Möglickeit ändern. [tab=~]
    Na dann, mehr kann ich dazu gerade nich sagen. Ich freue mich auf das nächste Kapitel und versuche auch da irgendetwas zu zu sagen.
    LG,
    Evo

  • Huhu Schattenseele. ^^
    Bereit für einen Monsterkommentar? Ich hoffe doch ^^"
    Ich hab's von Word zählen lassen. Mach dich gefasst (gerundete) 3.100 Worte zu lesen. ='D


    [tabmenu]
    [tab=Titel]"Watch me die" - "Schau mir zu, wie ich sterbe" ... (mal frei Schnauze übersetzt) das ist wirklich ein Titel vom härteren Kaliber und deswegen hab ich's auch angeklickt. =D Sehr düster, bedeutungsvoll, spannend, melancholisch, bedrückend, traurig, erweckt Interesse und Neugierde, aber auf die prickelnde Art. Die Art, die man spürt, wenn man ein Buch mit gutem Cover in der Buchhandlung in die Hand nimmt, dieses Buch einen guten Titel hat, einen guten Klappentext und man weiß: DAS WILL ICH! <3
    Zum Titel: Man kann ihn auf Benjamin auslegen und so wird der Titel noch schlimmer, in Form von heftiger.
    Oder auf ein "innerliches Sterben", welches aber auch dazu passen könnte.


    [tab=Startpost]
    [subtab=Eindruck]Mein erster Eindruck: Startpost gut gegliedert, der Header, also das aufgeschlagene Buch mit den herumblätternden Seiten, passt sehr gut zu deinem eigenen Zitat, das übrigens sehr schön ist. Passt auch dazu, dass das Buch über der Hälfte aufgeschlagen ist, gegen Ende hin. Außerdem sind die Seiten ja leer. =X
    Allerdings finde ich, dass diese grelle Rot (auch wenn Rot eine Alarmfarbe ist) nicht zu dem Hellgrau passt. Mir würde ein dünkleres Rot besser gefallen.
    So eines etwa.
    Oder eine andere Farbe, die sich mehr zum Header fügt.
    Ist aber nur mein persönlicher Geschmack und hat nichts zu bedeuten. ^^


    [subtab=Startpost Inhalt]
    Vorwort

    Zitat von Autorin =)

    Doch bevor Du nun weiterliest, möchte ich Dich gern um etwas bitten, was Dir das Lesen der Geschichte vielleicht etwas versüßt: Lass Dich vorurteilsfrei auf alles ein, was ich Dir als Geschriebenes präsentiere. Manchmal ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint, und im Nachhinein betrachtet ist die eine oder andere Situation lebensechter, als man denken mag.


    Wow, die Einleitung find ich toll. ^^


    Genres
    Ich freue mich, dass du Shonen-Ai schreibst.
    (Ich hab es extra nicht in den Startpost geschrieben, dass ich Shonen-Ai schreibe/aus dem Startpost rausgenommen, um manche vielleicht noch überraschen zu können *gg* Aber ja, eigentlich auch, damit man vorurteilsfrei an Charaktere herangehen kann und vor allem, damit sich nicht möglicherweise Yaoi-Fangirlies über mich stürzen und sich wundern, dass so schnell keine zwei leckeren Jungs in der Kiste landen. *lach* XD)
    Aber ich finde trotzdem gut, dass du es erwähnst. Das ist die andere Seite, an der an unsichtbarer Stelle danebensteht: "Don't like, don't read." Damit jeder weiß, was ihn erwartet.
    Also ich hab's dir ja bereits gesagt, für mich wird's ein nettes "Leckerli" werden. =X


    Shipping? Meinst du nicht vielleicht eher "Romanze/Romance/Romantik/wie du es nennen willst"? Shipping ist für mich eher, wenn ich bereits serien/film/buch/spielebekannte Charaktere aus dem Fandom direkt entnehme und miteinander verkuppel. Gut, Benjamin, Itoe, Geneviève (ohje, dieser Name, hat die einen Spitznamen? XD) und Keido sehen bekannten Charas gut ähnlich, das kann man nicht leugnen *g*, aber sie sind so individuell, die gehören dir. lol ^^


    Drama - gibt es nicht viel zu sagen, nachdem man die Inhaltsangabe gelesen hat, wird es einem klar warum du dieses Genre ausgewählt hast.


    Bei der Reise bin ich sehr gespannt, wie du das unterbringen willst. ^^
    Ich mag Reisestorys. *_*


    Inhalt
    Ich mag deinen Klappentext so gerne, er macht richtig Lust auf mehr. Beziehungsweise deine Inhaltsangabe. x3 Du versprichst förmlich schon Spannung, nicht nur Spannung. Auch Tiefgründigkeit und Realismus, die sich in vielen Storys leider missen lassen.


    Warnung
    Haha, die Nachwirkungen der Pubertät. *g* Ich glaub nicht, dass es die Nachwirkungen sind. Letztens eine Doku gesehen: Die Pubertät geht in den meisten Fällen bis etwa fünfundzwanzig, oder läuft dort aus. Also haben deine Charaktere noch alle Zeit der Welt, um ihre Nach-Pubertät zu genießen *gg*
    Ach Blut und ... Schimpfworte, wie ... wie toll <3 *ähm, hust* Ich find's eben nur toll, dass du eine erwachsene Story schreibst. ^^


    Und achja, sonstiges: Deine Partnerfanstorys sehen auch sehr gut aus. Sollte ich vielleicht demnächst auch unter Beschlag nehmen. =D


    Zur Story

    Zitat

    Die Region, die meine Protagonisten in dieser Geschichte bereisen werden, ist Kanto, trotzdem ähnelt die Pokemon-Welt, die ich Euch hier serviere, stark der unseren, doch dazu später mehr. Ich gedenke nicht, das eine Friede-Freude-Eierkuchen-Geschichte werden zu lassen, wie es im Anime leider zu gern dargestellt wird. In meinen Kapiteln werden die Charaktere in keinster Weise geschont. Sie begegnen natürlich alltäglichen Problemen, denen, die jeder Mensch kennt, ebenso denen emotionaler Art und auch psychischer Druck wird eine Rolle spielen.


    Ich danke dir. x3


    [subtab=Steckbriefe allgemein]

    Zitat

    Wer hier detaillierte Persönlichkeitsbeschreibungen von Akteuren und Nebenhandelnden erwartet, ist fehl am Platz. Ich werde Euch als Lesern lediglich ein Bild bzw eine Aussehensbeschreibung, sowie die Basisdaten und die Geschichte ihrer Vergangenheit an die Hand geben, da ich der Meinung bin, man sollte Eigenschaften, Stärken und Schwächen erst im Laufe der Kapitel erfahren. Das macht für mich einen großen Teil des Leseerlebnisses aus und so kann sich jeder seine eigene Meinung zu den Figuren bilden.


    I like! x3


    Man erfährt das Wichtigste, obwohl mir das schon ein klein wenig zu viel an Text ist. Du solltest die Hintergrund noch in deiner Story genau unterbringen - aber das machst du sowieso, ich halte dich für sehr professionell. ^^
    Alter, Herkunft, Sternzeichen (nette Zusatzinformation, ich hab mich just for fun - glaub bitte nicht ich glaub an sowas! XD - mit Sternzeichen auseinandergesetzt und wenn du sie auch so ausgewählt hast, versteh ich halbwegs, was du mit dem jeweiligen Sternzeichen sagen wolltest. XD) und eben die Vergangenheit (ansonsten bei manchen Charas noch das Aussehen, klar).
    Die Vergangenheit könntest du vielleicht noch ein wenig kürzer halten, kommt ja sicher sowieso im Kapitel heraus. Nimmt ein wenig an Spannung, nicht viel, aber doch etwas. Eventuell nur die aller-allerwichtigsten Punkte.


    Bei allen fällt mir zuerst sehr positiv deren Alter ins Augenmerk. Zum Glück keine KleinKinder, die auf Reise gehen, blutige Anfänger, die Meister werden und dem bösen Team, entweder in Form von einer mafia(!)ähnlichen oder eine sektenartigen Organisation, im Alleingangin den Allerwertesten treten. Am besten noch mit einem unterentwickelten Starterpokemon. x)
    Auch positiv fällt auf, dass sie alle einen Nachnamen tragen - und nicht jeder Name ist japanisch, das ist abwechslungsreich. ^^ Außerdem klingen sie jeweils zusammen ausgesprochen - oder ausgesprochen gedacht (XD) - sehr gut, also vom Klang an sich auch her.
    Die Bilder sind schön, so sie vorhanden sind, auch weder zu groß, nicht zu klein, nicht unscharf und passen irgendwie alle für sich gut zu dem Charakter, dessen Persönlichkeit, den du vorstellst. ^^ Du hast anscheinend generell einen guten Geschmack und hast die Fanarts gut ausgesucht.
    Aber ehrlich (ich bin so pingelig, ich weiß, vor allem, weil es nicht deine Schuld ist. -_-"), der pinke Hintergrund bei Benjamin stört etwas, vor allem, wenn man dann seine Vergangenheit lesen muss. ^^"
    Ansonsten hat mich sehr interessiert, welche Art von Kräften du meinst. Ich lass mich überraschen und bin wirklich sehr, sehr gespannt. *_*
    Und sonst find ich es toll, wie du einige deiner Charaktere miteinander in ihrer Vergangenheitsgeschichte verknüpfst. ^^


    [subtab=Hauptcharaktere - erste Gedanken]


    Shohei Yamamoto
    Och, der guckt so süß-verträumt. *_*
    Ich mag seinen Namen. Shohei hab ich noch nie gehört/gelesen, obwohl ich denke schon viele japanische Namen zu kennen, ist mir noch nie untergekommen. Klingt aber gut und schaut geschrieben auch gut aus. ^^
    Er ist talentiert in Mathe? ^^ Liest man eher selten, da Mathe (sowie Physik und Chemie) bei vielen negativ behaftet ist (was teilweise auch an diverse Lehrer liegen kann *hust*). Aber schade, er könnte mehr aus sich machen, als "nur" Nachhilfe geben und Barkeeper sein.
    Seine Geschichte ist interessant. Der "Träumer", der sich mit seinem besten Freund auseinanderlebt, Mädchen hinterhereifert und dann umzieht, um frei zu sein, dann aber an Disziplin verliert.
    Weißt du was? Den mag ich schonmal - von dem, was ich bisher erfahren habe. ^^


    PS: 7.11, Sternzeichen ist Skorpion!? Er hat am selben Tag Geburtstag (und damit natürlich dasselbe Sternzeichen) wie ich, juche! XD


    Benjamin Sotooka
    Auf dem Bild schaut er irgendwie auch so traurig. ._."
    Benjamin (auch ein netter Name ^^) ist derjenige, der mir leidtut - und was ich bisher von der Inhaltsangabe weiß, geht er auch ziemlich weit. Was du auch in seinem Steckbrief verdeutlichst. Ich hoffe, dass er nicht so "der typische Emo-boy" wird, aber ich glaube nicht. Ich habe bisher eigentlich ein eher gutes Bild von ihm. Auch wenn du es nicht so direkt ausdrückst, ich denke, er ist eine aufopfernde und eher auf seine Umgebung/Liebsten bedachte und schützende Persönlichkeit. Schließlich glaubt er, dass andere wegen ihm in Gefahr geraten und deswegen zieht er es vor, eher auf der Straße zu leben.


    Itoe Nakamura
    Die sieht süß aus. ^^
    Itoe, so hab ich selbst mal einen Charakter von mir genannt.
    Interessant wie du die Arenaleiter miteinbringst, vor allem hier in dem Fall als einen engen Vertrauten eines Charakters.
    Sie studiert also Mythen interessant und "muss" wegen dieser Verwandten wegziehen?


    PS: Nur das Wort "Blauhaarige", das find ich schon vom KLang her höchst seltsam. ^^"


    Simon Ishiguro
    Oh, also von der Beschreibung her dürft der wirklich recht smexy sein lol. ^^ (Nur vielleicht wie viel Kilo er hat, naja, die Information find ich irgendwie überflüssig, das wird wahrscheinlich nie wieder wichtig werden, oder? ^^")
    Vom Namen her steh ich ihm eher neutral gegenüber, zumindest erzeugt Simon (ausgesprochen deutsch einfach Simon oder Englisch "Seimon?" XD) nichts wirklich bei mir.
    Vom Charakter, ich schätze ihn eher als friedliebend und verantwortungsbewusst ein, wenn er diese Blitze, die er von Zapdos erhält, nicht für persönliche Rachezwecke missbraucht.
    Da er seinen Eltern davon erzählt hat, scheint er ein wenig das Pendant zu Benjamin zu sein? Zumindest sieht man an ihm, wie das Leben anders verlaufen kann, wenn er einen anderen Weg (in diesem Fall des Erzählens) einschlägt.


    [subtab=Nebencharaktere - erste Gedanken]
    Geneviève Dupont
    Ui, die mit dem schwierigen Namen. ^^" Soll ich mich während einem Kommentar zu deinen Kapiteln verschreiben, bitte nicht böse nehmen, okay? XD (Ich mein, ich hab auch Französisch an der Schule, aber mein Lieblingsfach ist es nicht und von dem Namen hab ich noch nie gehört ^^")
    Die sieht auch niedlich aus. =)
    Nur mich verwirrt ... du hast hier Kanto, Johto und co., aber auch Frankreich und Japan? Bitte die Erklärung für die Dummen. ^^"
    Ihre Eltern haben interessante Berufe und auch einen "kleinen" Konflikt könnte es hervorrufen, dass sie in Shohei verliebt ist. So, sie erzählte es ihm - und dann? °_°


    Keido Yuge
    Also das Bild ist auch smexy! XD
    Nur ist er derjenige, der mir vom Namen her am wenigsten gefällt. Keido klingt irgendwie "hart", ich weiß auch nicht warum, aber das soll nicht dein Problem sein, das ist Geschmackssache. ^^
    Er ist also eher das vom Vater vernachlässigte Kind. Gut, ich empfinde das nicht unbedingt so schlimm wie etwa Benjamins oder Itoes Schicksal, aber wenn er darunter gelitten hat oder es nur als störend empfand, gut.
    Und er fühlt sich zu Größeren berufen! ^^


    [subtab=Deine Welt x3]
    So, jetzt zum nächsten, wichtigen Punkt, bevor ich mein Geplapper endlich abbreche und zu den Kapiteln komme, aber das find ich noch wichtig, dass eine Leserin dir als Autorin sagt, was sie von der gesamten Welt hält. Daran sitzt man ja manchmal fast so lange wie an den Charakteren. Manchmal länger. Weil Charaktere zumindest bei mir intuitiv kommen, eine Welt braucht dann doch sowas wie eine Planung, damit sie in sich schlüssig und logisch ist - auch bei mir, ja, aber das hab ich zum Glück nicht alleine zu erledigen, Aki-chan und ich teilen uns eine Welt. Sie ist ja wirklich groß genug für unserer beider Charaktere! XD


    So, jetzt aber schnell weiter im Text. ^^"
    Ich find gut, dass bei dir die Pokemonwelt, würde man sie real werden lassen, nicht in sich zusammenbrechen würde, weil die Menschen keine Bildung haben, alle Welt nur in Pokemon vernarrt ist, es keine Wirtschaft gibt, keine Politik, keine Staatssysteme. Zumindest erscheint es so. Und wenn jemand Mediziner wird, konzentriert er sich wieder nur auf Pokemon. Bei dir nicht und das find ich gut. <3 Das zeugt von Qualität und Ernsthaftigkeit. Nicht nur von und bei der Geschichte, sondern auch (und vor allem) Können und die nötige Ernsthaftigkeit des Autors. =)


    Aber am interessantesten ist wohl bei dir die Sache mit den Pokebällen. Die Idee an sich schon ist so neu und orginell, ich hab sie noch nie gesehen. Du mischt unsere reale Welt mit einer leicht salzigen und bitteren Prise Dystopie, die deiner Geschichte aber nur noch mehr Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit verleiht - da Pokemon einfach wie Fische unserer Welt aus ihren Wäldern, Steppen, Bergen, Meeren "leergefischt" oder besser "leergefangen" werden, also sah man sich dazu gezwungen. Und auch im Zusammenhang mit dem Tribut und den Bällen. I love. Was für ein Glück, dass das BB jetzt Like-Button hat, was? *gg*
    Weißt du was? Soll ich es dir sagen? Wirklich? =X


    Aber weißt du was ich mich frage? Vielleicht hab ich es auch überlesen, nämlich:
    Was passiert mit den Pokemon, die von einem Trainer gefangen wurden, bevor dieses eigene Ballsystem in Kraft trat?
    Wäre interessant zu wissen. ^^ Die Arenaleiter, um ein Beispiel zu nennen, hatten ja mehrere Pokemon (zumindest im Game, aber auch zB. im Pokespe Manga) und hier schreibst du, dass ein Mensch nur ein Pokemon besitzen darf. Oder gelten sie nicht als "normale Trainer", vielleicht als "außerordentliche Trainer"? Und was ist mit irgendeinem Otto-Normal-Bürger, der mehrere Pokemon hatte, bevor das System eingeführt wurde? Durfte er sie behalten? Und wenn nein, wie konnte er auswählen, welches Pokemon er in die Freiheit entlässt und welches er behalten möchte? Ist ja sicherlich nicht leicht.


    Und die Arenaleiter übernehmen den Platz von "Beschützern" der Stadt, das gefällt mir auch. Die Idee hatten Aki und ich ebenfalls, nur dass es bei uns noch Orden gibt und deren Arenen. Trotzdem beschützen sie die Stadt. Bei dir gibt es (schade, schade) keine Arenen mehr, aber sie sind mehr oder minder als Politiker tätig.


    Jetzt aber zu den wirklichen Kapiteln, endlich! Ja, endlich. Vielleicht denkst du dir das schon, während du hier dieses Monster von einem Kommentar hier liest? XD


    [tab=Kapitel 1][subtab=Inhalt - Charaktere - Inhalt - Schreibstil - alles einfach! XD]
    So, das Kapitel beginnt und man merkt: Shohei ist echt verknallt. Schwärmt da von ihren Beinen, ihren Haaren, ihren Augen, etc ... und das einen halben Absatz lang. XD Normalerweise mag ich so lange Beschreibungen nicht, find sie eigentlich kitschig, aber Shohei, den hat's anscheinend getroffen, unter diesen Umständen darf er das. XD


    Zitat von You bzw. Geneviève

    „Er könnte noch schöner werden.“, wisperte sie halb in sein schwarzes Shirt, halb in die Dämmerung hinein.


    Wie darf man denn das verstehen? *grinst*


    So, was soll ich generell zum Inhalt sagen? Ein schönes, erstes Kapitel. Auch den Titel find ich toll.
    Man lernt Shohei kennen. Seine Persönlichkeit, seine Wünsche, Träume, etwas aus der Vergangenheit. Ich mag ihn sehr und bin neugierig, wie er sich so entwickeln wird - und die Beziehung zu seinem Mädchen, alles einfach.
    Und man lernt Geneviève kennen (richtig geschrieben, ja? =D). Ihre Beziehung zueinander fühlt man. Sie wirken lebendig, ihre Beziehung wirkt lebendig. Oder auch nicht, was du ja wolltest. Irgendwas ist weg, auch wenn er auf der anderen Seite sehr verliebt zu sein scheint. Die Handlung geht langsam voran (was am Anfang sowieso besser ist, da man die Charaktere erst kennenlernen möchte, du hast alle Zeit der Welt), aber hetz dich nicht, solang es nicht schleppend vorangeht, sondern wie jetzt, das ist okay). Ich finde es sehr angenehm so.


    Angenehm ist auch dein flüssiger, erwachsener und professioneller Schreibstil. Ich les mir natürlich auch andere Kommentare von anderen Lesern durch, so als Interesse, was andere schreiben. Ich finde nicht, dass du zu hochgestochen schreibst - aber es darf nicht "mehr" von dem werden, was es schon ist. So wie es jetzt ist, passt es mir eigentlich (ist ja auch eine Geschmacksfrage) - bis auf einige, kleine Dinge, die mir eher negativ ins Auge gestochen sind.
    Im nächsten Subtab mehr dazu. XD


    [subtab=Fehler-chans - Ungereimtheiten ... und so]

    Zitat

    „Es war wirklich ein schöner Tag, Geneviève.“.


    Uh, der Punkt hinter dem Anführungszeichen ist GANZ böse ôo.


    Zitat

    „Er könnte noch schöner werden.“, wisperte sie halb in sein schwarzes Shirt, halb in die Dämmerung hinein.


    Wieder so ein böser Punkt. *scheucht ihn weg!* Du gehörst hier nicht her! =P


    Zitat

    Ihre Erzeuger mochten den Schwarzhaarigen, so war es nicht und das war Shohei bewusst, nur ahnte er gleichfalls von deren Skepsis bezüglich seiner Tätigkeiten, seines Lebensstiles generell.


    Es ist schon klar, dass du ein Synonym finden wolltest, aber Erzeuger find ich nicht so gut. Das klingt seinerseits sehr verhasst. Hasst er sie denn? Erzeuger klingt so kalt und abgebrüht, so abgeklärt, als wäre er fertig mit ihnen und das für immer.
    Das Zweite ist: Den Schwarzhaarigen ... kann man Haarfarben als Synonyme für Menschen nehmen? Die sind mehr als ihre Haarfarben (kann man ja färben! XD). Außerdem passt das Synonym nicht in die Situation und das Wort an sich klingt sehr seltsam. Vielleicht kannst du, der Situation angemessen, so etwas wie "Schwiegersohn in Spé" oder einfach nur "fester Freund" schreiben. Also mich stört es nicht, wenn kleine Wortwiederholungen vorkommen. Ich finde das besser, als Synonyme, die so erzwungen klingen wie die Obrigen, die ich dir aufgezählt habe.
    Auch das Alter, oftmals "der Neunzehnjährige" - sowas solltest du besser viel rarer streuen. =)
    Wenn du ein Synonym wählst, sollte es schon passend sein. ^^
    Verwendest du jedoch Synonyme an (recht) passenden Stellen wie "das braunhaarige Mädchen" (ich würd ja trotzdem eher brünett sagen *g*), dann klingt das einfach von der Sprache her viel besser.


    [tab=Kapitel 2]
    Because his hands know ... !? Wow! *_* Dieser Titel, ich liebe ihn.


    Zitat von One Republic

    || Talk to myself again, all alone, on my own
    Walk by the shame again, just to see what people see ||
    ~ One Republic - Sleep

    Kenn ich! x3


    Zitat von You

    Im Normalfall gehörte er halb zur Sorte der Materialisten, die das Regime ihres Körpers bevorzugten, und halb zur Sorte der Idealisten, die ihrem Geiste die völlige Kontrolle über jegliche Handlungen zuwiesen.


    Das sagt sehr viel aus, ist wunderbar. x3


    Nur weiß ich nicht, was ich zu dem Kapitel viel sagen soll, um ehrlich zu sein. ^^" Eigentlich hat es ja nicht viel Handlung (trotzdem gerne gelesen =D) und es passiert nicht besonders viel, eigentlich fast nichts. Meiner Meinung nach hättest du beide zusammenlegen können, da die Handlung beider Hand in Hand miteinander geht. Die Länge würde mich nicht stören.
    Aber ich find es sehr gut, dass man Shohei noch näher kennenlernt - obwohl nicht alles von ihm in den ersten zwei Kapiteln notwendig ist, du hast sicherlich noch genügend Zeit dafür. In Form von: genügend Kapiteln. ^^ [/tabmenu]
    Bastet <3
    [Blockierte Grafik: http://rechneronline.de/hunde-katzen-jahre/katze.png]

  • [tabmenu]
    [tab='Huhu']
    Guten Morgään. ♥
    Ich schneie heute morgen mal herein, denn als ich aufgewacht bin, bin ich liegengeblieben, habe mir das eBook genommen, und dein Kapitel endlich mal gelesen. Mensch, warum müssen wir ausgerechnet dann umziehen, wenn du postest? Nya, wie auch immer, jetzt finde ich glaube ich sogar genug Zeit um den Kommi heute morgen noch fertig zu bekommen, ansonsten ignoriere einfach, was ich hier gerade quatsche. Aber gut, ich will dich nicht volllabern (mach ich aber...) deshalb höre ich jetzt auf und wünsche "viel Spaß" beim Kommi. :3
    [tab='Kapitel 2']
    Because His Hands Know - Was ein Titel! Wirklich, ich bin fasziniert, der Titel ist einfach wunderschön, sein tieferer Sinn ist einfach nur fantastisch. Wenngleich ich zugeben muss, dass mir der Titel des Kapitels vor dem Lesen eher weniger zugesagt hat. Zwar hatte er da etwas mysteriöses, aber dennoch hat sich mir kaum etwas offenbart und ich konnte weniger drüber nachdenken, weil es weniger Möglichkeiten gibt, diesen Titel zu interpretieren. Auf die Idee, mit der SMS, auf die sich der Titel wohl beziehen zu scheint, wäre ich jedenfalls vorerst nicht gekommen. Aber das ganze verleiht dem Titel im vorab auch etwas geheimnisvolles, was mir wiederum ganz gut gefällt. Nur muss ich sagen, dass man ab einer gewissen Stelle im Kapitel genau weiß, was mit dem Titel gemein ist, und das Gefühl in diesem Moment, als ich die Stelle gelesen habe, ist einfach nur unglaublich. Es ist der letzte Satz vor dem SMS, der genau das sagt, was der Titel hier verbirgt, seine Hände haben die Entscheidung bereits getroffen, denn sie tippen nun diese SMS. Wow, also mir gefällt der Titel wirklich ungemein und ich kann kaum meckern über ihn. Mich freut es, dass er seine Wirkung mitten im Kapitel auf einmal entfaltet, das ist wirklich ein schöner Einfall von dir gewesen, sowas solltest du öfters mal einbauen.


    Mir hat dieses Kapitel sehr gut gefallen. Du hast wieder mal sehr schön beschrieben und besonders Shoheis Gedanken sind unglaublich gut präsentiert worden. Er schweift sehr oft ab, wie ich finde, was gewisser Maßen sogar recht interessant wirkt, allerdings muss ich sagen, dass es mir fast etwas zu viel Gedanken sind. Das ganze Kapitel dreht sich eigentlich um drei Aktionen: Es geht um die Nachhilfe, welche automatisch mit viel Gedanken verbunden war, es geht um die SMS, welche ebenfalls eine große Spanne an Gedanken beilieferte und es geht ein bisschen um Shoheis Leben, welches eigentlich nur aus Gedanken und Theorie bestand. Handlung hatte dieses Kapitel so gut wie gar nicht und das ist, was mir ein bisschen Sorgen macht. Ich habe es schon im letzten Kommentar angesprochen, so weit ich mich erinnern kann, aber wenn die Handlung nicht vorangeht, erscheint die Geschichte irgendwann langweilig und du verlierst Leser. Und glaub mir, ich spreche da aus Erfahrung... Ich denke du solltest etwas mehr Aktionen in deine Kapitel rein bringen, da reicht schon ein einfacherer Spaziergang durch den Wald. Dann bleibt man vielleicht an einem See stehen, betrachtet ihn näher oder trifft einen Bekannten, mit dem man sich kurz unterhält. Selbst wenn das keine großen Handlungsschritte sind, so geben sie dem Leser doch das Gefühl, das etwas passiert, daher hoffe ich inständig dass du im nächsten Kapitel vielleicht die Nachhilfe als Handlung verwendest. Warum denn nicht? Das würde die Geschichte sicher etwas auflockern, denn ich muss zugeben, sie wirkt momentan etwas verklemmt, als wüsstest du nicht ganz, wie du in die Handlung reinkommen möchtest, an die du gedacht hast. Das solltest irgendwie loswerden, denn es macht keinen guten Eindruck. Sei frei beim schreiben und zeig deine Kreativität, dann schaffst du das auch mit der Handlung. Aber ich schweife ab, ich war eigentlich bei Gedanken und ihren Beschreibungen. Abgesehen davon, dass sie mir mittlerweile von der Menge her zu viele sind und einfach alles andere in der Hintergrund stellen, gefallen mir diese Beschreibungen nach wie vor, sehr gut. Du verstehst es, die Gedanken sehr nachvollziehbar an den Mann zu bringen, besonders ausführlich wirst du dabei auch. Die Umgebung hast du in diesem Kapitel auch recht gut beschrieben, auf jeden Fall besser, als im letzten Kapitel, da hat es mir etwas an der Umgebung gefehlt, was hier nicht mehr so ganz der Fall war. Gut beschrieben hast du dabei den Schreibtisch an dem Shohei sitzt und wie der so aussieht, was auf ihm liegt und wie er dazu denkt, aber was mir ein bisschen gefehlt hat, war der Raum an sich, indem sich der Schreibtisch und er selbst befindet. Weißt du was ich meine? Was steht denn noch in dem Raum? Welche Wandfarbe hat er? Welche Form hat er? Wo gibt es Türen? Dann hätte ich mir noch eine Beschreibung seiner Wohnung und dessen Haus allgemein gewünscht, etwa so: Im wie vielten Stock wohnt er? (Oder ist es sein Haus, was ich aufgrund der Armut Andeutungen eher weniger glaube, aber nya...) Gefällt ihm das Haus/die Wohnung? Letzeres ist meiner Meinung nach ein sehr interessanter und wichtiger Punkt! Ist er zufrieden, mit seiner Wohnstätte? Mit der Zufriedenheit bist du bisher etwas zu allgemein geblieben, es ging um sein Leben und seine Verdienste und um das, was er verdient, allerdings hast du seine Behausung bisher noch gar nicht so aufgegriffen, das würde ich dir empfehlen. Jetzt bleibt noch eine Art der Beschreibung offen, nämlich die Gefühlsbeschreibung. Shoheis Emotionen hast du in diesem Kapitel schlechter verpackt als im letzten, was aber kein Wunder ist. Wenn man keine Person hat, zu der man Emotionen zeigen kann, das heißt, wenn man gerade alleine ist, so wie er, dann ist es schwerer die Gefühlswelt zu beschreiben. Daher nehme ich das schlechter wohl eher zurück, ich würde das Wort weniger bevorzugen. Die Gefühlswelt hast du nur nach der SMS ganz gut präsentiert, wo er, deine Wort waren glaube ich in Selbstmitleid, verfällt. Das ist dir ganz gut gelungen, und da hast du auch gezeigt, dass du das drauf hast. Nun aber genug zu den Beschreibungen, etwas zum Kapitel möchte ich auch noch sagen. Mir fällt auf, dass Shohei ein sehr realistischer Mensch zu sein scheint, daher konnte ich die Stelle nicht ganz nachvollziehen, in der du schreibst, dass er in der Gegenwart seiner Freundin nicht mehr denkt. Hätte ich jetzt das erste Kapitel nicht gelesen, würde ich das schon eher nachvollziehen können, da ich dann noch nichts von ihr wüsste, aber so... Er konnte ihr im ersten Kapitel ja widerstehen, daher verstehe ich nicht ganz, was du damit sagen willst. Dass du auf seine Armut eingegangen bist, hat mir auch ganz gut gefallen, und das hast du auch gut damit verbunden, dass er viel für sie tut und daher Hunger leidet, was ich aber etwas übertrieben dargestellt finde. (Oder ist es wirklich so!?) Am besten war aber der Gedanke daran, dass sie fremd geht und die Schlussfolgerung daraus, dass er kaum etwas hat, was sie davon überzeugen könnte, treu zu bleiben. Das hat mir sehr gut gefallen.


    Dein Schreibstil ist auch wieder gut gewesen, wie gesagt, Satzbau und Formulierungen top, nur kann ich mich nur wiederholen, wenn ich sage, dass du es mit Letzterem nicht übertreiben solltest, weil du es so aufs Spiel setzt, nicht verstanden zu werden. Aber ansonsten kann ich kaum meckern, was deinen Schreibstil anbelangt, die Mankos liegen bei dir eher Inhaltlich, wie ich finde. Fehler habe ich dieses Mal gar keine gefunden, das ist ja auch schon mal gut. Ansonsten hat mir das Kapitel ganz gut gefallen, allerdings erwarte ich dann so langsam mal Handlung, denn ich dachte eigentlich, dass du jetzt schon anfängst mit Aktionen. Schade eigentlich. Aber gut, mal sehen was dann noch so kommt.
    [tab='Adieu']
    Ich habe mein Versprechen mehr oder weniger gehalten (und muss das Vorwort nicht bearbeiten, yay) Ich hoffe ich konnte dir mit dem Kommentar eine Freude machen und dass ich dir helfen konnte. So und ich sollte ich mal frühstücken, ich habe einen Bärenhunger. :3 Also, viel Spaß beim Schreiben und wir lesen ja voneinander. :)
    Liebe Grüße,
    Chess
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab=Neues Kapitel]
    Also, fangen wir doch ma mit den Worten zum neuen Kapitel an, auf Kritik, Lob und Weiteres gehe ich ausführlicher in den nächsten Tabs ein. Zunächst sei gesagt, dass ich das dritte Kapitel, was jetzt folgt, an Gedanken und was sonst nicht so zur Handlung beiträgt, bereits extrem gekürzt habe. Mehr als 500 Worte an allen Ecken und Enden, womit wir nun bei knapp 4200 Worten wären. Tatsächlich, Chess, hatte ich es schon so geschrieben, wie du es vorgeschlagen hast. Und zwar habe ich eine Nachhilfestunde als Inhalt genommen ^___^ Da konnte wohl wer Gedanken lesen x3 Allerdings, und das spreche ich vorher als Warnung aus, wird dennoch nicht allzu viel passieren. Liegt daran, dass in meinen Chaptern quasi alles aufeinander aufbaut und ich da nicht plötzlich mehr Tatendrang reinpacken kann. Es wird jedoch das letzte Kapitel sein, das so gedankenlastig ist. Den Rest habe ich schon umgestellt, so wie meinen gesamten Kapitelplan, habe gekürzt, zusammen gesteckt und so weiter, sodass sich das mit den Handlungen nicht allzu sehr in die Länge zieht ~
    Zum dritten Kapitel an sich... "
    Isolation Isle" der Titel, ein kleiner Neologismus meinerseits, wenn ich nicht falsch liege, und ein wenig Spiel mit der englischen Sprache, die ich eigentlich so gut wie gar nicht beherrsche x> Zudem habe ich mir ma die Freiheit genommen, Shoheis Einstellung zu bestimmten Dingen und Begebenheiten etwas detaillierter darzustellen, einfach, um einen besseren Einblick in die Charaktere zu geben.
    Doch nun wünsche ich, für diejenigen, deren Kommentare ich nicht im Folgenden noch beantworte, viel Spaß beim Lesen und ich hoffe zumindest auf eine kleine Steigerung meines Schreibstils ~

    [tab=Chess]
    Fangen wa ma mit deinem - leider zerstörten - Tabmenu, sprich deinem Kommentar, an. Meine Kopfschmerzen erlauben mir hoffentlich, das alles richtig zu verstehen ^^"
    Das Lob für den Titel finde ich berechtigt, auch auf die Gefahr hin, arrogant und hochnäsig zu wirken, allerdings gebe ich mir bei der Wahl der Überschriften immer größte Mühe. Also eigentlich mache ich erst alles andere an Formatierung und so hier fertig, ehe ich mir Gedanken dazu mache, dann aber richtig und das kann dann schon ma ne halbe Stunde oder mehr in Anspruch nehmen x) In der Regel versuche ich, es, wie du so schön lobst, im Kapitel an sich erkenntlich zu machen. Ich weiß genau, welches Gefühl du meinst, und genau darauf versuche ich abzuzielen. Weil ich mich ebenso toll bei sowas fühle ^___^
    Gedanken... ja, I know. Vielleicht kennst du meine andere Story, momentan auf Eis gelegt, da zieht sich eine Handlung von fünf Minuten über ein ganzes Kapitel. Und es hat sich nie jemand beklagt, weshalb ich da noch etwas ungeübt bin und mich erst umgewöhnen muss. Doch die Einsicht hat bereits eingesetzt, ich selbst als Leser lege zwar sehr viel Wert auf gute und ausführliche Beschreibungen, einen niveauvollen Stil und so viele Details wie möglich, aber nur Gedanken und Gefühle wären wohl sogar mir irgendwann zu lahm ^^" Deshalb habe ich nach diesem Kapitel hier auch vieles umgemodelt, hab mehrere Chapter zusammen gelegt, an angemessenen Stellen gekürzt, hier und da editiert... ich hoffe, das passt dann auch alles so zusammen.


    aber was mir ein bisschen gefehlt hat, war der Raum an sich, indem sich der Schreibtisch und er selbst befindet. Weißt du was ich meine? Was steht denn noch in dem Raum? Welche Wandfarbe hat er? Welche Form hat er? Wo gibt es Türen? Dann hätte ich mir noch eine Beschreibung seiner Wohnung und dessen Haus allgemein gewünscht, etwa so: Im wie vielten Stock wohnt er? (Oder ist es sein Haus, was ich aufgrund der Armut Andeutungen eher weniger glaube, aber nya...)

    Du, das ist mir durchaus bewusst, welche Fragen der Leser gern beantwortet hätte :3 Als geübte Kommentatorin spreche ich dergleichen bei vielen Lesern immer wieder an, nur an dieser Stelle ging es wirklich nur um den Schreibtisch als solchen. Der Rest des Zimmers soll noch gar nicht wichtig sein, nur so am Rande vorhanden. Noch. Später wird es nämlich zum zentralen Handlungsort und da beschreibe ich es weitaus exakter. Süß, als ob ich das nicht wüsste x3


    Gefällt ihm das Haus/die Wohnung? Letzeres ist meiner Meinung nach ein sehr interessanter und wichtiger Punkt! Ist er zufrieden, mit seiner Wohnstätte? Mit der Zufriedenheit bist du bisher etwas zu allgemein geblieben, es ging um sein Leben und seine Verdienste und um das, was er verdient, allerdings hast du seine Behausung bisher noch gar nicht so aufgegriffen, das würde ich dir empfehlen.

    Das ist ein guter Punkt! Das habe ich bislang noch gar nicht berücksichtigt und ich finde es hilfreich, dass du das ansprichst ^___^ Das muss ich mir merken und werde es in einem der nächsten Chapter noch unterbringen, weil ich das ebenfalls als wichtig erachte und durchaus nachvollziehbar. Wieso ist mir das nicht eingefallen? ~


    dass er viel für sie tut und daher Hunger leidet, was ich aber etwas übertrieben dargestellt finde. (Oder ist es wirklich so!?)


    Nun, er hat zwei Jobs, um sich überhaupt einigermaßen über Wasser zu halten. Mieten etc sind ja nicht gerade günstig und wenn man da noch ein Geschenk im mehrstelligen Wertbereich kaufen möchte, muss man sich sicherlich einiges absparen. Von daher - für mich - nicht so unlogisch. Dann wird es aber an mir gelegen haben, dass ich das nicht ausreichend nachvollziehbar beschrieben habe, sprich mein Verschulden :>
    Ansonsten bedanke ich mich für deinen Kommentar. Konstruktive Kritik kann ich, wie ich sehe, gut gebrauchen und freue mich als Perfektionistin sehr darüber, wenn man mir sachlich nahe legt, was ich noch verbessern kann. Und natürlich werde ich deinen Rat auch so gut es geht zu befolgen versuchen, sprich die Chapter, die ich alle schon vorgeschrieben habe, in dieser und jener Hinsicht ergänzen :3

    [tab=Bastet]
    So, kommen wir zu deinem sehr ausführlichen Kommentar. Vorweg gesagt hätte ich echt nie mit so viel Lob deinerseits gerechnet O__o Ich dachte, jetz käme nen Schwall an Kritik und Makel, du hast mich echt überrascht <3 Nun, dann ran ans Werk :D


    Aber am interessantesten ist wohl bei dir die Sache mit den Pokebällen. Die Idee an sich schon ist so neu und orginell, ich hab sie noch nie gesehen. Du mischt unsere reale Welt mit einer leicht salzigen und bitteren Prise Dystopie

    Das war genau das, was ich erreichen wollte - Dystopie. Wir haben das Thema in Englisch durchgenommen, als die Story sich noch in der Planungsphase befand, und diese Art von Welt hat mir so gut gefallen, dass ich darüber schreiben wollte <3 Die einzelnen Aspekte der von mir kreierten Dystopie werde ich im Laufe der Kapitel offen legen, wobei es sehr hilfreich wäre, wenn du wieder genauso viele Fragen stellst wie jetzt. So kann ich meine ach so häufigen Logikfehler besser erkennen und vermeiden *3*


    Was passiert mit den Pokemon, die von einem Trainer gefangen wurden, bevor dieses eigene Ballsystem in Kraft trat?
    Wäre interessant zu wissen. ^^ Die Arenaleiter, um ein Beispiel zu nennen, hatten ja mehrere Pokemon (zumindest im Game, aber auch zB. im Pokespe Manga) und hier schreibst du, dass ein Mensch nur ein Pokemon besitzen darf. Oder gelten sie nicht als "normale Trainer", vielleicht als "außerordentliche Trainer"? Und was ist mit irgendeinem Otto-Normal-Bürger, der mehrere Pokemon hatte, bevor das System eingeführt wurde? Durfte er sie behalten? Und wenn nein, wie konnte er auswählen, welches Pokemon er in die Freiheit entlässt und welches er behalten möchte?

    Pokemon, die vor diesem Gesetzesbeschluss gefangen wurden, dürfen so behalten werden, in normalen Bällen. Es wäre zu großer Aufwand gewesen, all diese Pokemon in modifizierte Bälle "umzusiedeln", nur, damit Gleichberechtigung herrscht. Allerdings, und das sprichst du ja schon an, durften auch diese Leute lediglich eines ihrer Pokemon behalten, sollten sie mehrere besessen haben. Ein bestimmtes Auswahlverfahren gab es da nicht wirklich, ihm wurde die Wahl gelassen, welches er nimmt und welche er wieder frei lassen muss. Eine recht schmerzhafte Prozedur für solche, die ihre beispielsweise sechs Pokemon bereits ihr Leben lang um sich hatten, doch gegen Gesetze kann man bekanntlich nichts machen ~
    Arenaleiter gelten in der Tat als besondere Bürger. Immerhin regieren sie ja eine Stadt und ein gewisses Areal um diese Stadt herum. Hab ich im Startpost glaub ich schon erwähnt, sie dürfen mehrere Pokemon besitzen und müssen für kein einziges davon einen Tribut bezahlen. Die Privilegierten halt ;D


    Shohei ist echt verknallt. Schwärmt da von ihren Beinen, ihren Haaren, ihren Augen, etc ... und das einen halben Absatz lang. XD Normalerweise mag ich so lange Beschreibungen nicht, find sie eigentlich kitschig, aber Shohei, den hat's anscheinend getroffen, unter diesen Umständen darf er das. XD

    Triffst den Nagel voll auf den Kopf x3 Er liebt sie wirklich sehr und hat so manches für sie aufgegeben/würde viel für sie aufgeben, auch wenn er bereits merkt, wie ihre Beziehung in die Brüche geht, eine ganze Zeit lang. Huch, jetz hätte ich fast gespoilert :x Muss ich wohl aufpassen, dass ich seine Gefühle da zwar authentisch und stark, aber nicht zu kitschig und übertrieben beschreibe ~



    Zitat von »You bzw. Geneviève«
    „Er könnte noch schöner werden.“, wisperte sie halb in sein schwarzes Shirt, halb in die Dämmerung hinein.


    Wie darf man denn das verstehen? *grinst*

    Ich denke, du verstehst das schon richtig xD


    Angenehm ist auch dein flüssiger, erwachsener und professioneller Schreibstil. Ich les mir natürlich auch andere Kommentare von anderen Lesern durch, so als Interesse, was andere schreiben. Ich finde nicht, dass du zu hochgestochen schreibst - aber es darf nicht "mehr" von dem werden, was es schon ist.


    Dieses Kompliment hat mir am meisten gefallen <3 Hat persönliche Gründe, dass ich das mit dem "erwachsenen Schreibstil" für so... dass ich es so hoch gewichte, dennoch hat es mir sehr gefreut, dass ich mich deiner Ansicht nach gut und verständlich auszudrücken weiß ^^ Wie du vllt von Last saviour kennst, kann ich noch anders, und Gott, haben mich diese Chapter damals Nerven gekostet, doch so, wie ich jetzt schreibe, ist es für mich persönlich auch angenehmer :3


    Es ist schon klar, dass du ein Synonym finden wolltest, aber Erzeuger find ich nicht so gut. Das klingt seinerseits sehr verhasst. Hasst er sie denn? Erzeuger klingt so kalt und abgebrüht, so abgeklärt, als wäre er fertig mit ihnen und das für immer.

    Ist in der Tat so. Er hegt keinen so guten Draht zu seinen Eltern, was ich aber in den nächsten Kapiteln noch genauer erklären werde. Und gegen Ende der Story hin hab ich mir dazu auch etwas Schönes überlegt ~ Doch ja, das war schon so beabsichtigt mit meiner Wortwahl. Hetz doch nicht so, wie du selbst schreibst, ich kann nicht alles in ein Kapitel packen xP


    Zum Titel: Man kann ihn auf Benjamin auslegen und so wird der Titel noch schlimmer, in Form von heftiger.
    Oder auf ein "innerliches Sterben", welches aber auch dazu passen könnte.

    Ich springe ma zum Anfang x3
    Tjaa, welche Möglichkeit davon ist wohl die richtige? Beide sogar? Vielleicht gar keine? Wir werden sehen ~


    Aber ehrlich (ich bin so pingelig, ich weiß, vor allem, weil es nicht deine Schuld ist. -_-"), der pinke Hintergrund bei Benjamin stört etwas, vor allem, wenn man dann seine Vergangenheit lesen muss. ^^"

    Mich auch =___= Nur wenn ich den Hintergrund gefärbt habe, dann war Benji noch von so einer pinken Aura umgeben, die ich dann per Hand entfernen musste... neues Exemplar wird bald hochgeladen ,D
    Und sag ma, warst du nicht diejenige, die das mit Kanto bezweifelt hatte? Also Kanto und dennoch andere Länder wie Frankreich beispielsweise? Ach, kann ich ja für alle erklären x> Kanto existiert auch in der Realität. Ist ein Gebiet in Japan. In meiner Geschichte nimmt es natürlich die Formen des Kanto in der Pokemon Welt an, aber so ist es eine Region, die auch auf der normalen Weltkarte zu finden ist x3
    So, und jetzt bin ich hier auch endlich fertig, nach ner halben Stunde ungefähr ^___^ Ich glaube, ich habe all deine Fragen beantwortet, und wenn nicht, dann frag ruhig weiter nach x)


    [/tabmenu]

  • Kapitel 3: Isolation Isle


    || Do you know what's worth fighting for? When it's not worth dying for?

    Does it take your breath away and you feel yourself suffocating? ||


    ~ Green Day - 21 Guns




    „Entschuldigt meine Verspätung, Leute.“ Shohei rauschte eilig in das relativ kleine Zimmer, in dem seine ersten Schüler, die ihre morgendliche Freistunde dort verbrachten, bereits seit zwanzig Minuten ohne jegliche Aufsichtsperson saßen, gelangweilt und gleichzeitig zu demotiviert, aus eigenen Stücken heraus mit Aufgaben zu beginnen. Der rechteckige, weiße Tisch, der einen Großteil des Raumvolumens einnahm, diente den vier jungen Leuten samt Shohei als Unterlage für diverse Hefte, Bücher, Stifte und natürlich, ohne ihn funktionierte gar nichts mehr, einen Taschenrechner zur Vereinfachung komplizierter Rechnungen. Und damit blieb auch kaum noch Platz für weitere Dinge, die man theoretisch auf besagtem Mobiliar positionieren könnte, es einem jedoch aufgrund der notwendigen Arbeitsutensilien unmöglich war.
    Die blassgelben Wände, relativ nah beieinander und sie begrenzten das Handlungspotenzial enorm innerhalb ihrer schützenden Obhut, erzeugten eine warme, nicht allzu grelle Atmosphäre, passend zu morgendlichem Denksport. Meist war es ja nämlich so, dass man in der Frühe, vor allem nach einer unruhigen, durchzechten Nacht, sehr schnell der Lichtempfindlichkeit zum Opfer fiel. In Zusammenarbeit mit kontinuierlichen Kopfschmerzen, das kannte Shohei nur zu gut, launischem Verhalten, einer strikten Unlust zu allen Aktivitäten, die Anstrengung erforderten, sowie dem dringlichen Wunsch, ins heimische Bett zurückkehren zu dürfen. Eine Verstärkung jener just aufgezählten Symptome, unter denen ein hoher Prozentsatz der heutigen Schülerschaft litt und ebenso ihre Lernfähigkeit oder generell ihr Wille dazu, vermied der zarte Hauch dieser üblicherweise knalligen Grundfarbe. Er dämpfte das einfallende Tageslicht, reflektierte es in gemäßigter Intensität, obwohl das makellos gläserne Fenster solch einen Aufwand betrieb, möglichst viele Fragmente der noch schwachen Sonne auf die irdischen Wesen zu lenken, die das Zimmer momentan bewohnten. Sogar eine kleine Pflanze fand ihre Daseinsberechtigung auf der Fensterbank hinter Shoheis Sitzplatz, kraftvoll reckte sie ihre grünen Arme und Hände dem weit entfernten Flammenstern entgegen, wollte ihn erreichen, der unabänderbaren Tatsache trotzend, dass sie nicht einmal die Barriere der Scheibe je passieren würde, geschweige denn sie brechen. Dazu fehlte ihr schlichtweg die Stärke, außerdem die Fähigkeit, menschliche Technik zu schlagen, die Kompetenz von Maschinen, Robotern, welche den im Gegensatz zu ihnen winzigen Sprössling mit Leichtigkeit zu zerquetschen vermochten. Künstliches bedeutete Technologie, Technologie bedeutete Fortschritt und Fortschritt bedeutete eine erhebliche Benachteiligung der Natur, was sonst? Schon unzählige Wohngebiete hatte man prinzipiell für im Nachhinein gar nichts gerodet, um neue Gewerbe- oder Wohnflächen zu erschließen, und wenig später hatte man sie wieder verworfen, weil irgendein unvorhersehbares Problem aufgetreten war, nicht mit einkalkuliert und ausschließlich durch weitere Investitionen zu beheben. Ebenen stellten sich als nicht ganz so stabil heraus wie gedacht, wetterliche Begebenheiten wandten sich auf einmal zum Schlechten, die Nachfrage sank, Immobilienpreise sackten in den Keller, zuvor fest eingeplante Käufer sprangen ab, da bessere Standorte in Verfügbarkeit weilten. Und im Endeffekt scherte sich niemand mehr um die Zukunft eines solch klagewürdigen Baumfriedhofs, die Zukunft eines solchen Fleckchens Erde, das trotz Mengen an Geldanlagen niemandem etwas nützte. Was geschah mit den Pokemon? Wo sollten sie jetzt leben, wo ihre Nahrung oder eine Zuflucht vor Feinden, vor Unwettern finden? Längst kein Einzelfall mehr, das wusste Shohei. Wieso hätten sie sonst vor einigen Jahren Gesetze erlassen, die ihren Schutz in geminderter Form gewährleisteten, oder warum begegnete man kaum noch einem Pokemon in freier Wildbahn? Fortlaufende Ausrottung, so betitelte man ein derartiges Phänomen, das beschrieb, wie der Lebensraum dieser wundersamen Wesen langsam aber sicher minimiert wurde. Sie mussten der wachsenden Bevölkerung weichen, ihren Bedürfnissen nach Obdach, nach Einkaufsmöglichkeiten, um den Standard an Mobiliar und Luxusgütern zu garantieren. Keiner kümmerte sich um das Wohlbefinden der Pokemon, der Egoismus der humanitären Rasse herrschte über das gesamte Erdenrund, ohne dass jemand freiwillig in Erwägung zog, gegenseitiger Grausamkeit Einhalt zu gebieten. Sonstige Kreaturen schwanden in ihrer Wichtigkeit, ihrer Berechtigung, den Planeten mit zu bewohnen, während man darauf zusteuerte, sein eigenes Ziel in greifbarer Nähe zu wissen, es berührbar zu machen. Man arbeitet unaufhaltsam darauf hin, keinerlei Rücksichten auf Verluste galt es zu frönen, denn sonst, so besagten es die heimlichen Zwänge der Gesellschaft, hängte man sich nicht vollkommenen Eifers in ein Projekt. Man begehrte es lediglich halbherzig und Halbherzigkeit lieferte fehlerhafte, nicht zufriedenstellende Ergebnisse, die keinesfalls akzeptabel waren. Von klein auf an lernte man, nach Perfektion zu streben, zumindest griff jenes Prinzip in Shoheis Elternhaus, griff in seiner bereits hinter ihm liegenden Kindheit und Unschuld, und eben das war es gewesen, was den inzwischen jungen Erwachsenen zur verfrühten Unabhängigkeit von seinen Erzeugern getrieben hatte: das forcierte Lenken seiner Wenigkeit zu stetig drastischeren Erwartungen, hin zu besseren Noten, zu ruhmreicheren Berufsperspektiven, eingehämmerten Träumen, bei denen es sich nicht um die seinen handelte. Anwalt, Arzt, vielversprechender Politiker, seine Eltern malten sich für ihren unentschlossenen Sohn die tollsten Berufe aus, vor allem die, die am meisten Geld einfuhren und bei denen die größte Wahrscheinlichkeit bestand, möglichst bald Schwiegereltern zu werden, am liebsten zusätzlich noch Großeltern. Ausschließlich ein Weg war dem Schwarzhaarigen eröffnet worden, nämlich der geradewegs vor ihm, der zum materiellen Glück führte, ähnlich einem Ponita, dem sein Reiter Augenklappen verpasste, damit es ja nicht zu alternativen Richtungen tendierte. Es sollte stur dem folgen, was in seinem Sichtfeld auftrat, und sich nicht um eventuelle Entscheidungsnöte sorgen, welche seine Prinzipien in Frage stellten, denen es bisher gehorcht hatte. Das war alles. Ein in Stein gemeißelter Weg, der die einzig geeignete Zukunft bedeutete, geeignet in Sinn und Absicht mächtigerer Instanzen, in dem Fall die Eltern Shoheis.
    Doch er hatte sich gewehrt, zum Erstaunen sämtliche daran Beteiligten. Ja, er hatte ab einem gewissen Zeitpunkt verneint, was man ihm abverlangte, hatte Anweisungen ignoriert, sich aufgebäumt und die Augenklappen herunter gerissen, die ihm eigentlich auf ewig auferlegt worden waren, von den Vertrauenspersonen, die ihm wie Fremde erschienen. Sollten Eltern nicht die Fröhlichkeit und die Glückseligkeit ihrer Kinder unterstützten, sodass diese irgendwann ihre Flügel ausbreiten und als ungebundener Vogel von dannen ziehen konnten, um ihre persönliche Existenz aufzubauen? Eigene Kontakte knüpfen, selbst Perspektiven entdecken und ihm Idealfall ihren Traumberuf finden, einen, den sie für sich auserkoren? Theoretisch, ja, in der Theorie funktionierte jedes Prinzip, praktisch jedoch stellte sich meist ein anderer Verlauf der Dinge ein. Wenngleich unbewusst, so hatte Shohei es trotz aller schändlichen Einflüsse geschafft, sich dieses Mysterium zunutze zu machen. Man durfte nicht länger in der Mutmaßung ruhen, er wäre ungefährlich, fügsam oder willenlos, nein, er hatte seine innigsten Wünsche niemals in Gehorsam ertrinken lassen.
    Im Gegensatz zu den meisten Kindern unter der Fittiche ihrer Erziehungsberechtigten, waren seine kühnsten Träume im Innersten seines Herzens verwahrt geblieben, fernab jeglicher äußerer Bedrohungen, weit entfernt von den Teufeln des Alltags und des Erwachsenendaseins. Obwohl er mittlerweile auf die Zwanzigermarke zuschritt, so hegte er nach wie vor solche Fantasien. Er wusste, dass sie sich dank der zahlreichen Patzer seinerseits wahrscheinlich nicht erfüllen würden, nichtsdestotrotz half ihm das Unmögliche manchmal, sich aus seinen Sorgen zu retten, in denen er zu ertrinken drohte, wenigstens für ein paar Augenblicke. Es besänftigte seine angespannten Nerven, sich in eine heile Welt zu denken, in der ihm zwar hin und wieder ein Fauxpas passierte, der aber nicht so gewaltige Wirkungen auf seine Karriere oder überhaupt die Chancen darauf ausübte. In diesem erdachten Raum existierte er glücklich an Genevièves Seite und ohne seine werten Erzeuger, finanzielle Sorgen gehörten der Vergangenheit an, all seine Fehler hatte er lückenlos ausradiert und er ließ schlichtweg alles Folgende auf sich zukommen. Voreingenommenheiten hegte er keine, ebenso wenig wie Angst vor dem, was ihn am nächsten Tag erwartete. Und sollte es ihm misslingen, nach einem stressigen Arbeitstag in seine makellose Welt einzutauchen, so hatte er ja noch seine geliebte Aurora. Hach, insgeheim bekundete er seinen ‘Freunden‘ stattlichsten Dank, dass sie ihn mit ihr bekannt gemacht hatten, war sie ihm Prinzip die Einzige, die ihn wirklich verstand und ihm freilich kurzzeitige, aber dafür himmlische Schmerzlinderung verschaffte.Shohei beschloss, sie demnächst erneut zu konsultieren, die letzte Vereinigung lag viel zu lange zurück.
    „Kein Problem, Yamamoto-sensei, so hatten wir die Möglichkeit, wach zu werden.“ Einer seiner Schüler, Elisa ihr Name, lächelte Shohei aufmunternd entgegen. Ihre langen, zu zwei Zöpfen gebundenen Haare der Farbe Hellblau, kraftvoll und doch so verletzlich, wanden sich an den zarten Schultern ihren schmalen Körper hinab. Ihre gleichfarbigen Iriden strahlten regelrecht vor Freude und Enthusiasmus, dasselbe galt für ihr leicht gebräuntes Antlitz, sowie die Grübchen, die sich um ihre Mundwinkel herum bildeten. Schmale, blassrote Lippen verbargen ihre Zähne hinter ihrer Fassade, geformt zu einem nach oben geöffnetem Bogen wirkten sie einladend und auf ihre ganz persönliche Art und Weise sinnlich. Wohl etwas, von dem jeder Vertreter des männlichen Geschlechtes gern einmal kosten würde.
    Sie gehörte keineswegs zu den Mädchen der schüchternen Sorte, iwo, eher zu den frechen, sportlichen Optimisten, in sprachlichen und kreativen Fächern ein Ass, doch leider dafür in Naturwissenschaften umso unbegabter. Ihre Schuluniform, oben herum eine weiße Bluse samt roten Ärmelenden und Kragen, die Schule repräsentierend, saß fast ein wenig zu eng. An einigen Stellen straffte es und Elisa täte gut daran, einen der obigen Knöpfe vielleicht zu öffnen, auch würde sie sich dadurch in ihrer Bewegungsfreiheit zusätzliche Möglichkeiten verschaffen, allerdings verkniff Shohei sich weiterführendere Gedanken dazu. Für eine Achtklässlerin, sie konnte noch so reif für ihr Alter sein, interessierte er sich wahrlich nicht. Aber immerhin war es ihrer angehaucht piepsigen Stimme gelungen, ihn von seinen ausschweifenden Vorstellungen weg und zurück auf den festen Boden zu holen. Zurück in den eierschalengelben Raum, dessen Fenster er inzwischen entriegelt hatte, um frische Atemluft herein zu locken, welche die verbrauchte und stickige bekämpfte.
    „Gut, gut, meine Lieben,“ wie bisher stehend holte er das Buch aus seiner schwarzen Umhängetasche, in dem er am Vortag die Aufgaben gefunden hatte und schlug es auf entsprechender Seite auf, „Elisa und ihr beiden bearbeitet die von mir angekreuzten Aufgaben. Ein bisschen Training im Lösen von Gleichungssystemen wird euch nicht schaden.“ Dabei richtete er sein Augenmerk auch auf die zweit Jungs neben Elisa, einer braun- und einer schwarzhaarig, die seinen zum Anfangen auffordernden Blick verschlafen erwiderten. Gleich der Geschwindigkeit einer Zeitlupe drängten sie sich enger an ihre muntere Freundin heran, damit sie das im Buch Markierte erkennen konnten. Diese erfreute sich sichtlich daran, Zeit mit ihren Klassenkameraden zu verbringen, und es minderte die Stimmung des Mädchens nicht, dass Lernen den Hauptbestandteil darstellte.
    Shohei zauberte dies ein müdes Lächeln auf die Lippen, der fehlende Schlaf hielt ihn weiterhin in seinen von Lustlosigkeit geprägten Fängen. Die Kopfschmerzen und das Hämmern seines Schädels hatte eine rasch eingeworfene Schmerztablette niedergestreckt, trotzdem fühlten seine Muskeln sich schwach und kraftlos. Sogar zum Atmen musste er sich zwingen, und wäre das keine Lebensnotwendigkeit, hätte er es tunlichst vermieden, seine Lungen zum Dienst zu zwingen, genauso wie seine Augenlider dazu, sein Sichtfeld nicht beständig zu verkleinern. Zu Schlitzen verengt, so stellte Shohei sich seine Gestalt vor, hängende Schultern, Augenringe und generell in leichenblasser Verfassung. Er seufzte, als er sich ins Gedächtnis rief, dass ihm noch mehrere Stunden Arbeit bevorstanden, und er bloß kleine Pausen in Betracht ziehen dürfte. „Und wie gehabt, bei Fragen einfach losschreien, nicht verzweifeln und bitte nicht in Tränen der Hilflosigkeit ausbrechen.“ Er erntete für seine die Stimmung lockernde Aussage seichte Lacher, eheShohei seinem letzten Schützling seine Aufmerksamkeit schenkte. „Für dich habe ich auch etwas, keine Sorge.“ Neugierig bestaunte der rothaarige Sechstklässler, wobei der Farbton eher zu orange driftete, wie Shohei einen beinahe leeren Zettel aus der Tasche kramte und diesen vor seinem Schüler auf dem brav alles ertragenden Tisch entfaltete. Ein wahrhaft treues Möbelstück, nörgelte niemals herum, hielt sämtliche Lasten aus und scheuerte einem nach Möglichkeit keine, wenn man einen wichtigen Anlass vergessen hatte. Nein, höchstens trat es einem mit seinen Spitzen Absätzen auf den Fuß, wollte man es im Raum verschieben und es gefiel ihm nicht.
    Auf dem Zettel abgebildet waren einige Bruchaufgaben, deren Lösungen man errechnen sollte. Jedoch, und darauf gab der Schwarzhaarige großen Wert, benötigten speziell jüngere Schüler ein Mindestmaß an Kopfarbeit, und so stibitzte er dem Kleinsten der Runde seinen Taschenrechner. „Das bekommst du sicherlich auch so hin, das weiß ich.“ Schelmisch grinste Shohei den irritierten Unterstufler an, keine Widerrede von diesem folgte, er inspizierte konzentriert die Brüche verschiedener Nenner, die er miteinander verrechnen sollte, den Füller bewegte er in seiner linken Hand hektisch hin und her. Shohei wusste um die Schüchternheit und die Scheu des Kleinen Bescheid, und er bemühte sich, für ihn nicht gleich einem bedrohlichen Monster zu wirken, stattdessen fröhlich und leicht verspielt mit ihm zu händeln. Er erinnerte Shohei stark an sich selbst in früheren Jahren, da war er ebenso still und ruhig gewesen. Während andere Kinder lautstark herum tollten, brüllten, in Büsche und auf Bäume krabbelten, hatte er es bevorzugt, in einer abgeschiedenen Ecke ein Buch zu lesen oder für sich allein mit Autos und hin und wieder einem Game Boy zu spielen. Technologie war nie sein Steckenpferd gewesen, weshalb er all jene verachtete, die sich davon abhängig machten, vom Internet, von Handies, iPhones oder Facebook. Er fragte sich oft, wo darin die Menschlichkeit hauste. Ratschläge oder gar Befehle von einer Maschine zu erhalten, denen auch noch Folge zu leisten, wo sollte das enden? Virtual Life gut und schön, solange man dabei nicht vergaß, wer man in Wirklichkeit war, wie man sich in der Realität angemessen verhalten musste, wie es sich anfühlte, mit Freunden zu reden, anstatt ihnen willkürlich Smileys entgegen zu schleudern, die sowieso eine einzige Lüge vorzutäuschen vermochten. Ja, an einer Tastatur könnte man schwören, man empfände innigste Freude, und in Wahrheit starrte dieser jemand den Bildschirm unter Tränen und mit sonst welchen Gedanken im Hinterkopf an. Was ließen sich die Entwickler solcher Softwares in Zukunft einfallen, mit was beglückten sie als nächstes die Welt? Der 19jährige vermied es, daran zu denken. Immerhin half er womöglich den Technikern von morgen, ihren Horizont zu erweitern, brachte sie in ihren Vorhaben weiter und kreierte auf diese Weise einen Menschen mehr, der die Natur zu Grunde richtete. Schrecklich.
    Er wandte sich lieber seiner Anwesenheitsliste zu, es gab ein Häkchen für jeden. Sie waren vollzählig und Shohei sandte ein stummes Danke zu dem allwissenden Gott, an den er nicht glaubte, da er deshalb nicht mehreren Faulenzern hinterher telefonieren musste, um ob ihres Aufenthaltsortes Kenntnisse zu erlangen oder ob der Gründe, warum sie nicht erschienen waren. Gott… wenn man sein Ziel verfolgte, durfte man seine Hoffnungen nicht auf den Segen eines Unsichtbaren setzen, auf eine Fantasiefigur, die sowieso zu nichts in der Lage war. Egal, wie häufig die Menschen beteten, ihren Herrn priesen, auf Messen und in Gottesdiensten, es trat keinerlei Besserung der Situation ein. Aus dem Grund hielt Shohei an der Theorie fest, dass, sollte ein Gott leibhaftig existieren, er sich lediglich über das Unglück auf Erden amüsierte, über die Misere, die Hungersnöte, Verbrechen und Naturkatastrophen. Es symbolisierte Entertainment, Menschen verfolgten ebenfalls liebend gern die Qualen und Probleme anderer, wieso sollte so ein angeblich über allem stehendes Wesen eine Ausnahme verkörpern? Das wohnte sämtlichen Geschöpfen von Natur aus inne, die Begeisterung an Massakern, das Vergnügen an der Pein fremder Personen, und solange es nicht einen selbst betraf, was sollte es? Ändern könnte man es ohnehin nicht. Manche Leute wollten ihm nach wie vor weismachen, es gäbe einen Gott, nur hätte er im Laufe der Zeit einen Teil seiner Macht verloren. So wäre er früher dazu imstande gewesen, unsere Erde zu schaffen, jedoch obläge es inzwischen nicht mehr seinen Fähigkeiten, das Geschehen auf dieser zu kontrollieren oder es zu beeinflussen, geschweige denn zu verbessern.
    Zwanzig Minuten, an sich keine Sache von Welt, doch durch seine Trotteligkeit, so bezeichnete er seine Wenigkeit, hatte er die Hälfte heute Morgen in zügiger Hast erledigen müssen und die andere Hälfte hatte er komplett ausgeblendet, das hieß vergessen. Es war ihm just für einen verbrannten Toast und einen überstürzten Waschgang samt willkürlicher Einparfumierung geblieben. Anziehen von Kleidung, sowie Kämmen eingeschlossen. Seine schwarze Tasche, unabdingbar für seine fast tägliche Arbeit, hatte er schlichtweg in einer flotten Handbewegung mitgehen lassen, nachdem sein Arm in einem Zug alles aktuell auf dem Schreibtisch Befindliche in diese katapultiert hatte, egal, ob am heutigen Tag benötigt oder nicht. Hauptsache, irgendetwas, das sich ungefähr mit Mathe beschäftigte, trug er bei sich, dann stand er wenigstens nicht ganz so unfähig vor seinen Arbeitgebern.
    Shohei hoffte sehnlichst, ihnen war seine Verspätung nicht aufgefallen, hatte er sich im Flur, wo sich die Büros seiner Geldquellen aneinander reihten, bis aufs Äußerste bemüht, leise zu sein, auf Zehenspitzen und dennoch in einem recht rapiden Tempo dort entlang zu schleichen. Glücklicherweise hatte sich die Verwaltung damals aus finanziellen Gründen, andere bestanden meist ja ohnehin nicht bei solchen Beschlüssen, gegen Glastüren und pro eine Art Holz entschieden, das kam Shohei nun zugute. Böte er diesen Abspaltungen der Skrupellosigkeit lediglich eine einzige Schwäche, einen Grund, der einen Rauswurf seiner Person in ihren Augen ansatzweise rechtfertigte, hätte er verloren. Sie zerrissen ihn förmlich in der Luft, ebenso seinen Arbeitsvertrag, kündigten ihm unverzüglich – gewiss fristlos – und hielten ihm die Standpauke schlechthin seines verhältnismäßig kurzen Lebens, die er nie vergäße. Nein, protestierte die ein wenig wachere Seite seines Verstandes, sie brüllten nicht herum. Der Rest verliefe wohl so, aber sie würden ihn nicht mit Hilfe von Worten in den Boden stampfen, dazu reichte auch ein „Ich-habe-es-von-Anfang-an-gewusst“-Blick samt abwertender Mimik. Ein triumphierendes, spöttisches Lächeln, die Arme siegreich vor der Brust verschränkt, lässig an ihren Schreibtisch gelehnt – ja, das Szenario entsprach eher der Realität.
    Und danach? Wovon sollte er leben, seine monatlichen Rechnungen zahlen, Versicherung, Nahrung, wie den Tag, die vielen Stunden, die ihm beiwohnten, totschlagen? Geld vom Staat beantragen, das konnte er nicht, nicht mit seinen neunzehn Jahren, das würde seinen Stolz meucheln, seine Würde hängen, man sähe ihn nicht einmal mehr von der Seite an, und wenn, dann deutete man demonstrativ mit dem Finger auf ihn und murmelte seinem Nebenmann eine frivole Bemerkung zu. Man stempelte ihn als schändlichste Sorte der Jugendlichen ab, den Jungen, der die Schule abgebrochen, sich mit seinen Eltern zerstritten und aufgrund mangelnder Disziplin seinen Job verloren hatte; als den Jungen, der nichts Sinnvolles zustande brachte, sich mit zwielichtigen Gestalten herumtrieb, höchstwahrscheinlich gleichsam seine Freundin betrog in seinem Rausch – ein verzweifelter Fluchtversuch, er mit jeder ohne Schutz schlief und deshalb bereits mehrfacher Vater war.
    Zugegeben, eigentlich kein schlechter Gedanke, zumindest, solange dies nicht verschiedene Mädchen betraf. Schließlich liebte er Kinder, und er liebte Geneviève, jedoch sprach leider zu viel gegen diese Perspektive. Seine geliebte Braunhaarige würde ihn für verrückt erklären, hielte er ihr eine derartige Bitte vor, symbolisierte sie quasi die Karrierefrau in Person. Sie wollte ganz nach oben, an die Spitze, schon jetzt zählte sie zu den Besten ihres Jahrganges, zumal es ihr immer wieder sichtlich eine Freude bereitete, neue Informationen in Form von Wissen gesammelt zu haben, von den Zensuren mal abgesehen. Ihr zauberhaftes Lächeln, berichtete sie Shohei von ihren Erfolgen, von neusten Errungenschaften, gewonnenen Wettbewerben, er könnte sich jedes Mal allein in der Vorstellung davon verlieren. Ihre seiner Ansicht nach sinnlichen Lippen, die sich zu einer einzigartigen Form krümmten und zum Küssen einluden, die sanften Lachfalten, die ihre tief empfundene Fröhlichkeit untermalten. Solche Momente hatten sich tief in Shohei eingebrannt und er ließe nicht zu, dass irgendetwas diese inneren Male überdeckte, sie verzerrte oder gar heilte. Denn es handelte sich hierbei um gewollte Narben ihrer Gegenwart, sie schmerzten nicht einmal, sondern blieben auf ewig als gute Erinnerung in ihm verankert. Und ebenso weilte in ihm die Gewissheit, dass in diesem von ihr geführten Dasein kein Platz für Kinder existierte.
    Zudem, sofern er keine Beschäftigung fand, die Wahrscheinlichkeit kletterte dank fehlender Bildung zunehmend in unermessliche Höhen, könnte sie die Familie die erste Zeit nach Beendigung der Schule schlecht allein ernähren, oder? Heutzutage, gerade bei den ansteigenden Preisen für Lebensmittel und Steuern, ein nicht nebensächliches Problem und ohne Abschluss ein schier unmögliches Unterfangen, zumal man den Faktor Zeit auch nicht ignorieren durfte. Sie waren jung, er neunzehn, Geneviève achtzehn, da hegte man andere Pläne als an Wochenenden Zuhause zu hocken und Babysitter zu spielen, naja, seine Freundin zumindest. Sie liebte es, sich auf Parties oder mit Freunden zu vergnügen, frei, ungebunden, ohne ein Gewicht am Bein, das nach ihr verlangte. Ihrem Sturkopf diesbezüglich vermochte er keineswegs zu trotzen, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, das zog sie gnadenlos durch, und so wäre er derjenige, der sich um die Kleinen kümmern müsste; sie füttern, ihre zerbrechlichen Leibe im Arm haltend, ihre Nähe spürend; der sie trösten müsste, sollten sie aus unerfindlichen Gründen weinen; der sie ins Bett bringen müsste, sie zudecken und ihnen liebevoll eine Gute Nacht Geschichte vorläse, bis bloß noch leise Atemzüge zu hören wären…
    „Yamamoto-sensei?“ Seine blauhaarige Schülerin riss ihn aus seinen verträumten und abwegigen Fantasien. Insgeheim dankte er ihr dafür, wurden seine Vorstellungen gerade so schön, dass er sie tatsächlich erwog. Fatal, so fatal, es könnte ihrer Beziehung ein zu baldiges Ende setzen, was er natürlich um jeden Preis zu verhindern gedachte. Solange er die Chance hatte, ihre Präsenz zu genießen, täte er nichts, das nicht in ihrem Interesse läge.
    „Wo hakt es, Elisa?“, fragte er verständnisvoll. Er machte den Kindern, im Gegensatz zu ihren Eltern, keine Vorwürfe, fragten sie eine Kleinigkeit nach oder besuchten seine Nachhilfekurse. Jeder Mensch verkörperte Individualität, manche konnten ihre Kompetenzen in der Schule erfolgreich äußern, andere weniger, doch Intelligenz besaßen alle, nur auf unterschiedlichen Ebenen. Während die einen sich bevorzugt in Formeln vertieften, mit Variablen spielten und Gleichungen lösten, Shohei gehörte zu jenen Leuten, lebten andere ihr Talent in Sprachen oder Kreativität aus. Und man sollte keine Vorliebe verkennen, das gehörte zu seinen obersten Geboten.
    Er stand auf, schlenderte zu Elisas Platz und beugte sich von hinten über sie, die Arme an den Tischkanten abgestützt, sodass laut seiner Einschätzung sein Atem leicht ihre Haare streifen musste. Ihren beiden Sitznachbarn missfiel das deutlich, wandelten sich ihre verschlafenen Fratzen nun in beleidigte, belästigte Grimassen, doch Shohei störte das herzlich wenig, sah er sein Verhalten nicht als eine Art des Flirtens oder eine Anmache. Er betrachtete Elisas Rechnungen und kontrollierte sie gedanklich auf ihre Korrektheit, ihr Geschriebenes murmelte er dabei leise vor sich hin. „Mhm… soweit alles richtig. Schau, du hast ja die zweite Gleichung nach x aufgelöst. Jetzt musst du das in die dritte Gleichung einsetzen, um y zu errechnen.“
    „Und am Ende y nochmal in die erste einsetzen, um z zu bestimmen, richtig?“ Der junge Erwachsene spürte, wie der Hinterkopf seiner eifrigen Schülerin an seine Brust stieß und er richtete sich wieder auf.
    „Genau.“, entgegnete er daraufhin, erfreut, dass sie so rasche Fortschritte zu machen schien. Innerlich aber fühlte er sich nach wie vor miserabel. Obwohl es ihm heute Morgen kurzzeitig gelungen war, die Sache mit Geneviève zu verdrängen, gelobt war die Hektik, so lastete es nichtsdestotrotz sehr auf seinen Schultern und beinahe automatisch glitt sein Denken dahin zurück. Zwecklos, er schaffte es nicht, es auf später zu verschieben, oder die schrecklichen Szenarien aus seinem Kopf zu verbannen. Teufel nochmal, wieso hatte er nicht an sein Handy gedacht, trotz des überstürzten Aufwachens heute Morgen? Die einzige Sache, an die er sich unbedingt hätte erinnern müssen, zwingend sogar, entschied ja beinahe jeder noch so unbedeutsame Schritt, jede noch so scheinbar unwichtige Entscheidung über sein Fortbestehen an der Seite Genevièves. Wie sollte er nun erfahren, ob sie einem erneuten Rendez-vous einwilligte und ob er sich darauf vorbereiten musste, später mit der Bahn zu ihr zu fahren? Zwar lag seine Wohnung auf dem Weg zur passenden Haltestelle, noch dazu der einzigen in seiner Nähe, doch aus Erfahrung wusste er, dass die öffentlichen Verkehrsmittel zum einen sehr pünktlich fuhren und zum anderen in recht großen Abständen à dreißig Minuten. Und auswendig gelernt hatte Shohei die Abfahrtzeiten bislang nicht, warum auch? Meist war seine geliebte Freundin nach ihrem Schultag zu ihm nach Hause gegangen, da sie ohnehin die Hochschule Prismanias besuchte, folglich jedes Mal erneut hierhin und später wieder zurück pendelte. Dank ihrer Monatskarte um einiges günstiger als für Shohei, der bei jeder Fahrt teuer löhnte.
    Ja, die werten Gewohnheiten, sie zerrten einen irgendwann in Grabesnähe, doch zuvor belustigten sie sich daran, eine zunächst so harmonische Beziehung zu vergiften, sie einschließlich des winzigsten Hoffnungsschimmers zu verseuchen. Und die schlimmste Tatsache, die sich zwischen ihn und seinen braunhaarigen Engel drängte, stellte das fehlende Gegengift dar. Klar, Therapeuten, sowie Fernsehmoderatoren predigten etliche Heilmittel, man sollte wieder etwas gemeinsam unternehmen, sich bezüglich der Probleme und persönlichen Bedürfnisse aussprechen, aber es verlief längst nicht so erfolgreich wie meist geschworen. Sein eigener Fall verkörperte ja wohl das Paradebeispiel schlechthin. Obwohl sich ihre zweisamen Aktivitäten in den letzten Wochen vervielfacht hatten, trat einfach keinerlei Besserung ein. Egal, was er machte, sie steuerten weiterhin unaufhaltsam auf ihre Trennung zu. Es war lediglich noch eine Frage der Zeit, sonst nichts.
    Bei dieser erneuten Erkenntnis der Sachlage erschwerte sich Shoheis Herz immens, es raubte seinen Lungen, ebenfalls unwillig, ohne die Liebe Genevièves ihren üblichen Dienst zu erbringen, den Atem und zunehmend Kraft. Im Prinzip besaß keine Faser seines dem allen ausgelieferten Leibes die Intention, noch irgendein Tun zu verrichten, sollte Geneviève seinem Leben nunmehr entschwunden sein. Und in dem Wissen, ohne sie niemals wieder aufstehen zu können, geschweige denn es zu wollen, befasste er sich mit den Rechnungen seiner Schüler. Bald wäre niemand mehr da, der ihm auf seinem Eiland der Einsamkeit Gesellschaft leistete.

  • Schön, ein neues Kapitel.^^


    Es ist wieder interessant zu lesen was in Shohei vorgeht. Seine Vergangenheit, seine Weltanschauung, seine Sichtweisen, alles, auch seine Zukunft, dass er an Kinder denkt und Genieve eine Karrierfrau ist. Auch der Titel gefällt mir sehr gut, mal was Neues, so ein kleiner Neologismus =X
    Allerdings las es sich dieses Mal auch ein wenig zäh.


    Was mich stört, das sind drei Sachen:
    Die Erste: Am Anfang sagt Shohei: >>„Entschuldigt meine Verspätung, Leute.“<<
    Geschlagene (ich hab Word für mich zählen lassen, also wenn man ihm glauben darf...) 1.291 Worte später antwortet erst ein Schüler: >>„Kein Problem, Yamamoto-sensei, so hatten wir die Möglichkeit, wach zu werden.“<<
    Ich hab den Fehler auch oft begangen (und begehe ihn immer noch XD), dass mir Monologpassagen zu lang geraten und alles aus der Bahn werfen. Wenn du jedoch eine Dialogsituation oder eine Actionszene vor dir hast, dann solltest du diese kürzer halten.
    Ich würd es begrüßen, wenn du zwischen den Textpassagen mehr Abwechslung hineinbringst. Nicht nach dem Motto "jetzt kommt der Gedankenblock... jetzt kommt ein Nachhilfeteil ... jetzt ein Gedankenblock", sondern mehr mischt, um für mehr Lebendigkeit zu sorgen.


    Die Zweite: Eigentlich erklärst du nicht, was er tut. Ich würde von ihm eigentlich erhoffen, dass er mit den Schülern wirklich über Mathematik spricht, also etwas mehr XD, und nicht nur Aufgaben gibt und sie aufmuntert.


    Die Dritte: Ich werd mich nie mit deinen Synonymen anfreunden können ^^" Der Schwarzhaarige und der rotäugige Junge, auch wenn du sein Alter nennst (mal davon abgesehen, dass du seine Aussehensbeschreibungen dezenter einbringen und mittlerweile nicht mehr so oft vorkommen lassen musst, da wir wissen, wie er aussieht), haben diese Synonyme etwas leicht Unangenehmes an "RTL-Charakter" mit den ganzen Möchtern-Reality-Sendungen. *duckt* Wie ich darauf komme? Naja, desto mehr Synonyme vorkommen, desto gezwunger klingt der Text und auch diese oberflächlich beschreibenden Synonyme erinnern mich an einen Zeitungsartikel aus einer nicht so ... illustrierten Zeitung oder an eine Nachrichtenmeldung.Naja, wie gesagt, ich kann mich nicht mit ihnen anfreunden. Das macht keinesfalls deinen gesamten Text auf irgendeine Art und Weise schlecht, aber es zieht trotzdem einen bitteren Nachgeschmack nach.
    Namen und Pronomen beißen nicht! :D

  • [tabmenu]
    [tab=Neues Kapitel]
    Puuuh... Es ist noch nicht ganz ein Monat vorbei, aber es juckt mich ehrlich gesagt schon die ganze Zeit in den Fingerspitzen, hier wieder etwas zu posten und speziell dir, Bastet, zu antworten x3
    Gut, was lässt sich zum vierten Chapter sagen (außer der Tatsache, dass ich mich das schon fast nicht mehr traue x>) . Benjamin wird hier sein Debut erleben, wenngleich auch ein wortloses. Denn wir wollen ihn ja nicht gleich zu Anfang in einem schizophrenen Licht darstellen, oder zumindest möchte ich das nicht allzu gern.
    Auch ansonsten gibt es in diesem Chapter leider nicht sonderlich viele Passagen mit wörtlicher Rede, aber das ist handlungsbedingt. Wenn man allein eine leere Straße entlang geht oder verzweifelt in einer finsteren Gasse hockt, redet man meiner Meinung nach nicht so viel, oder redet ihr da mit euch selbst? :> Ich sag ma so... in späteren Kapiteln sind maximal an die 300 Worte zwischen zwei wörtlichen Reden, aber auch nicht mehr :3
    Und nun wage ich es, euch das vierte Kapitel zu präsentieren. Ich hoffe, allmählich die Kurve zur Handlungsmenge zu bekommen ~




    Warnung: In Kapitel 4 werden durchaus detaillierte Gedanken und Absichten zum Thema Suizid aufgegriffen und erläutert, außerdem wird in Folge dessen eine mögliche Methode dargestellt. Dies soll keineswegs solche Intentionen stärken, geschweige denn bestätigen, sondern vielmehr das bessere Verständnis jener Gefährdeten fördern. Wer sich lieber nicht mit derartigen Gebieten auseinandersetzen möchte, sollte zumindest den zweiten Abschnitt des Gesamtkapitels überspringen ~
    [tab=Bastet]
    Hach, dieses Mal leider nur einen Kommentar von dir. Aber immerhin etwas Konstruktives. Zugegeben, ich selbst empfand die Textpassage da etwas lang, aber fast 1300 Worte, was ja im Grunde so die Hälfte des Kapitels ist, hätte ich nicht erwartet xD Phew, Schande über mich :x Je öfter ich mir meine eigenen Kapitel da durchlese, desto mehr kann ich euch als Leser verstehen, mit was für einer Ermüdung ihr da zu kämpfen habt ~

    Eigentlich erklärst du nicht, was er tut. Ich würde von ihm eigentlich erhoffen, dass er mit den Schülern wirklich über Mathematik spricht, also etwas mehr XD, und nicht nur Aufgaben gibt und sie aufmuntert.


    Nun ja, auf die Idee mit der Nachhilfe bin ich auch nur gekommen, weil ich selbst in Mathe Nachhilfe nehme x3 Und ehrlich gesagt läuft das da bei uns nicht anders ab. Wir gehen nach der Schule da hin, die "Lehrer" fragen, ob wir Hausaufgaben aufhaben, dann sagen wir "ja" oder "nein", oder "Ja, aber dabei brauche ich Hilfe". Wir erklären, welche Aufgaben wir aufhaben und die Angestellten (einer beaufsichtigt übrigens etwa vier bis sechs Schüler) geben uns dann nen Anstoß, damit wir auch selbst auf den Lösungsweg kommen. Sprich das ist nicht wie richtiger Unterricht, sondern man erledigt nur seine Hausaufgaben, kann nachfragen, wenn man etwas nicht versteht oder nicht weiter kommt, die erklären das und geben einem, wenn man keine Hausaufgaben mehr hat, weitere Übungsaufgaben. Dafür sitzt man da dann eineinhalb Stunden, ansonsten schweigt man sich größenteils an :> Tut mir leid, wenn das nicht deinen Vorstellungen entspricht, aber so läuft das nunma ab x3



    Ich werd mich nie mit deinen Synonymen anfreunden können ^^" Der Schwarzhaarige und der rotäugige Junge, auch wenn du sein Alter nennst (mal davon abgesehen, dass du seine Aussehensbeschreibungen dezenter einbringen und mittlerweile nicht mehr so oft vorkommen lassen musst, da wir wissen, wie er aussieht), haben diese Synonyme etwas leicht Unangenehmes an "RTL-Charakter" mit den ganzen Möchtern-Reality-Sendungen.


    Ich habs mir aus Neugier ma angetan, weil mich das echt gewurmt hat, und musste feststellen, dass du recht hast O___o Normalerweise glaube ich etwas solange nicht, bis ich es selbst erlebe, aber... woah, das ist ja wirklich unterste Schublade x____X Ich habe mich von diesen Synonymen ma distanziert und habe meine Beziehung zu den Personalpronomina und Eigennamen gefestigt. Ich glaube, nen paar Ma hab ich "Vermieter", "Jüngere/Ältere" und sowas drin, aber das belasse ich auch so, weil ich mich ganz ohne Synonyme nicht arrangieren kann :x
    In den ersten beiden Kapiteln habe ich sie bereits entfernt, beim dritten werde ich mich sofort nach Posten des nächsten daran machen ;D Meiner Auffassung nach habe ich zwei deiner drei "Makel" somit größenteils ausgebessert, oder? :3





    [/tabmenu]

    "僕の命令は絶対."
    "My orders are absolute."

    赤司・征十郎 ~

    2 Mal editiert, zuletzt von Namine ()

  • Kapitel 4: Be my last dance



    || It turns the hours into days, behind the sunset my life fades to gray

    Alone again with the razor blade ||


    ~ Egypt Central - Enemy inside me




    Mit zwei Extraschichten und so viel Papierkram hatte Shohei nicht gerechnet.
    Er genoss den Hauch der milden Abendluft, der ihm entgegen wehte; in dem sich seine verstrubbelten Haare wogen; der sanft sein Gesicht streichelte. Es überraschte ihn, dass er beim Verlassen seiner Schaffensstätte keinen Sauerstoffschock erlitten hatte, so gewaltig unterschied sich die Atmosphäre außerhalb jeglicher Gebäude von der stickigen, warmen, verbrauchten in ihnen, bei der man fast nicht umhin kam, in eine monotone, demotivierte Trance zu fallen. Man verspürte nicht den geringsten Elan, irgendetwas zu leisten, geschweige denn nur daran zu denken, saß gelangweilt an seinem Platz und zählte die Minuten, die es noch dauerte, bis man den Weg Richtung Heim einschlagen dürfte. Und da man ja keiner Tätigkeit frönte, außer einen genervt aggressiven Eindruck zu machen und auf baldige Erlösung zu hoffen, dehnte sich die ganze Angelegenheit natürlich unsagbar in die Länge. Nicht ausschließlich für Shoheis Schüler, sondern ebenso für ihn selbst. Immerhin musste er, und niemand anderes, den zukünftigen Lernerfolg seiner Schützlinge gewährleisten, egal, ob diese es wollten, sich mit ihm zusammen anstrengten oder nicht. Er wollte ihnen liebend gern unter die Arme greifen, also sollten die von ihm Betreuten sich gefälligst helfen lassen, sofern notwendig mit Gewalt. Bisher sprachen die Ergebnisse seiner Methoden für sich, niemand klagte oder nörgelte wahrlich kontinuierlich. Spätestens wenn die ersten besseren Noten eintrudelten, bedanken sich die Schüler bei ihrem Nachhilfelehrer für seine Strenge, auch in härteren Zeiten. Erst im Nachhinein entdeckten sie den Sinn dahinter.
    Die hohen Steinbauten jagten dem jungen Erwachsenen, im Gegensatz zu seinen Anfängen in Prismania, längst keine Angst mehr ein. Zwar ragten sie majestätisch und imposant gen dunkler werdendem Firmament, aber eine solche Bedrohung, wie er ihnen damals zugewiesen hatte, stellten sie in Wahrheit ja gar nicht dar, trotz ihrer riesigen Schatten, trotz ihren stets geöffneten Mäulern, trotz ihrer unendlichen Anzahl an observierenden Augen, teils erhellt, teils so finster wie sie selbst. Stein an Stein, Tür an Tür, so lebte ein Großteil der Menschen hier, ohne die Möglichkeit, ihre Lieblingsmusik sonderlich laut aufzudrehen oder sich in ihrer Individualität frei zu entfalten. Denn man musste seine etlichen Nebenbewohner berücksichtigen, in Planungen mit einbeziehen, um nicht in Missgunst zu geraten. Dass sich wirklich jeder der größeren Gemeinschaft daran hielt, war hier nicht voraus gesetzt.
    Shohei selbst wusste das aus persönlichen Erfahrungen, war er mit seinem kleinen Apartment im sechsten Stock Teil eines derartigen Wohnkomplexes, mitten drin im Trubel. Mit der Zeit lernte man, sich seinen Begebenheiten anzupassen, die vor dem Fernseher versammelte Mannschaft nebenan , laute Jubelschreie bei jedem Tor verkündend, zu ignorieren, ins Schloss geknallte Türen zu überhören oder Betrunkenen, die die falsche Wohnung als die ihre erachteten, nicht nachzugeben und sie zur Vernunft bringen zu wollen. Sogar Shohei, der nun schon seit mehreren Jahren jeden Tag dieselbe Tür auf- oder abschloss, demselben Weg zur Haupteingangstür, natürlich durchs hellhörige Treppenhaus führend, folgte, fände in angeheitertem Zustand kaum zurück zu seinem Domizil. Die Türfabrikanten und die für die dortigen Wände zuständigen Malermeister hatten gute Arbeit geleistet, der Eintönigkeit ihre perfekte Note zu schenken. Schlichte, weiße Holztüren, farblos lackiert, dutzende davon aneinander gereiht, versehen mit inzwischen vergilbten, verblichenen Nummern, ein hässliches, mattes Blau dazu an der Tapete. Zufrieden war Shohei damit nicht unbedingt, natürlich könnte man es mittels einiger einfacher Mittel schaffen, den Korridor etwas freundlicher zu gestalten, aber immerhin verfügte er überhaupt über einen Wohnsitz. Und er hatte gelernt, das Simple, das Langweilige zu akzeptieren.
    Die bereite Hauptstraße Prismanias - sie erstreckte sich gähnend unmittelbar vor Shohei - lud den jungen Mann ein, auf ihrer einsamen Zunge bis zu seinem Zuhause, einem ihrer mengenhaften Reißzähne, zu wandern. Rechts und links von ihm kitzelten hohe Monstren den hellblauen Himmel, er verabschiedete just seine orangelichen und gelblichen Komponenten, entledigte sich ihrer endlich, bot sich den Schattenfarben an, nachdem er so lange sein azurneres Antlitz gewahrt hatte, so schrecklich fröhlich und unschuldig. Stück für Stück schwanden die Abspaltungen des prinzipiell so intensiven Rotes, wie ebenfalls Shoheis Augen es beinhalteten, räumten dem bläulichen Widersacher zögerlich das Feld, auf dass er erneut seine obskure Ära einleitete.
    Man erzählte sich, oder zumindest war Shohei in früherer Kindheit davon berichtet worden, das Firmament hätte mit der Zeit begonnen, den Tag zu hassen. Denn obwohl er sich in seiner leuchtendsten und prächtigsten Form präsentierte, schenkte ihm keines der irdischen Kreaturen sonderliche Beachtung, jeder widmete sich ausschließlich persönlichen Bestimmungen, anstatt die Erdendecke für ihre Schönheit zu bewundern. Aber sobald die Nacht hereinbrach, bildete sich Potenzial, es der stupiden Menschheit heim zu zahlen. Das benachteiligte Himmelszelt langte nach Rache, indem es den flammenden Stern zur Kapitulation zwang, der Luft lechzend ihre Wärme stahl, und im Zuge dessen zahllose Arbeiten fernab künstlicher Beleuchtung verhinderte. Zwar hatte man im Laufe der Jahre Techniken entwickelt, mit denen man außen befindliche Anlagen in gleißendes Licht tauchen konnte, jedoch zu Lasten des städtischen Budgets. Strom kostete, und Glühbirnen, welche die Standards für derartige Leistungen erfüllten, verbrauchten mehr als ein paar läppische Watt. Weitaus mehr.
    Obwohl die nächtliche Finsternis ihr dichtes Kleid erst anfing auszubreiten, brannte in diversen Fenstern der Blocks, die Shohei passierte, ein hellerlichter Schein. Was für eine Verschwendung, schoss es ihm augenblicklich durch den Kopf, als er die Massen an gelblichen Quadraten und Rechtecken musterte, en masse umzingelten sie eine erschöpfte Gestalt. Hier und da bemerkte er komplett glimmende Glasreihen oder Spalten. Er befand es als eine Unverschämtheit den restlichen hier weilenden Pokemon gegenüber, pumpten unzählige Kraftwerke bloß zusätzlichen Dreck in ihren schon sehr begrenzten Lebensraum, um den benötigten Strom zu produzieren. Wieder einmal ein Paradebeispiel des allseits praktizierten Egoismus‘ der menschlichen Rasse. Da machte es ja nichts, Wesen zu vergiften, die nicht imstande waren, sich zu wehren, die mussten sich halt der mächtigeren Spezies unterordnen.
    Shohei seufzte. In weiter Ferne sein Apartment, fast den Horizont angreifend, ein noch größerer Abstand zwischen ihm und der Zughaltestelle. Ihm bliebe nichts anderes übrig, als zunächst seine Wohnung aufzusuchen und sein Handy zu überprüfen. Und vielleicht sollte er, wenn er sich bereits Genevièves empörte, gar furiose Reaktion ausmalte, eine einigermaßen glaubhafte Erklärung für sein Nichtantworten auf ihre Nachricht dazu erfinden.


    ***


    Er war allein. Zum Glück, dachte er insgeheim, denn so ließen sich weitere, unnötige Opfer vermeiden. Endlich hatte er sein Ideal gefunden, sein ganz persönliches Idyll, in das sich zu den anbrechenden Abendstunden niemand mehr wagen, das niemand noch betreten würde, außer um irgendwann seine wesenden Überreste zu beseitigen, aus Rücksicht auf die vor Gestank Tränen vergießenden Fenster in luftigeren Höhen. Irgendwann. Früher oder später, das tat nun nichts zur Sache.
    Er wünschte sich kein Dasein nach dem Tode. Das wäre das Schlimmste, was er dabei je in Betracht gezogen hatte, und dennoch schreckte es ihn keineswegs ab, lockte ihn nicht weg von der in weiß gehüllten Dame. Seinem Todesengel, der ihm einen letzten Tanz vor der Ewigkeit, der andauernden Stille, gewährte. Sie erstrahlte in einem vollkommenen Glanz, so rein, unschuldig, so perfekt wie allein der Aufschlag ihrer eisblauen Augen, verziert mit unzähligen, feinen, intensiv schwarzen Wimpern; wie das liebevolle, gnädige Lächeln, das ihre blassroten Lippen ihm schenken würden, bevor Schwerelosigkeit und anschließender Schlaf sich seiner bemächtigten. Dieses Geschöpf, goldene Strähnen, die Haut weich, gleich Seide, besaß keine heiligen Schwingen, doch schwebte es graziös aus geheimnisvollen Gefilden auf ihn zu, reichte ihm die zärtliche Hand in vollster Hoffnung auf sein Vertrauen, und geleitete Benjamin zu ihrer unsichtbaren Tanzfläche, auf der sie ihm im Folgenden die letzte Ehre erwies.
    Er erschrak kurz, als ihm schmerzlich bewusst wurde, dass er keinen einzigen Tanzschritt beherrschte. Sein Puls beschleunigte sich das wohl letzte Mal auf Erden, ebenso seine Atmung, Entsetzen stieg in seiner Kehle auf, im Nachhinein jedoch… sie würde ihn führen, Zug um Zug, Drehung für Drehung, und er müsste sich nicht einmal für seine törichte, gar närrische Unwissenheit schämen. Nicht in ihrer Präsenz. Denn egal, auf welche Art und Weise er ihr gegenüber trat, sie würde es akzeptieren, ihn akzeptieren, lachend, froh, seine letzte Begleiterin sein zu dürfen.
    Seine vor Trübsal ächzenden Augen schlossen sich im halbwertigen Schutze seiner schokoladenbraunen Strähnen, die einen recht großen Teil seiner blassen Maske verbargen. All die Jahre war es ihm mehr oder weniger erfolgreich gelungen, diese eisern zu wahren, als hätte man sie ihm mit Fesseln angekettet. Aber ab einem gewissen Maß an Schmerz gestaltete sich das zu einem schier unmöglichen Unterfangen. Schreiende Seelenspiegel, welche niemand zu hören vermochte; verfließende Mimik, die niemand verstand; beißende Haut, welche sich während des Heilungsprozesses kräuselte, im Gegensatz zum Rest funkelnde Helligkeit beinhaltete. Das Resultat ein Junge, dessen Seele in Eis glomm.
    Pure Verzweiflung spiegelte sich in seinen matten Iriden, jeglichen Glanz hatten sie bereits eingebüßt, und er empfand es als Unmöglichkeit, diesen in Zukunft wieder zu erlangen. In ihnen herrschte keinerlei Leben mehr, sie entzogen sich jedem noch so kleinen Fünkchen inneren Lichtes, das versuchte, dort Klarheit zu schaffen, wo zerborstene Hoffnungen und Träume Wurzeln geschlagen hatten. Handelte sich es nicht bei allem lediglich um eine Einbildung? Rückblickend auf seine bisherige Existenz hegte Benjamin durchaus berechtigte Zweifel, denn das, was vor allem in letzter Zeit vorgefallen war und schließlich die Oberhand gewonnen hatte, zeugte kaum von Wirklichkeit, erst recht nicht von einer heilen Welt.
    Die eisige Mauer hinter und der harte Boden unter ihm gewährten seinem bebenden Leib Halt, während die eintretende Finsternis seine entkleideten Arme streichelte, entlang seiner Haut glitt, ihre Klauen die verwischten Konturen seines Gesichtes umfassten. Eigentlich erwartete er ein Schaudern, sollte sie ihn berühren und letztlich in ihn eindringen, doch je länger er in ihrem schützenden Mantel ausharrte, desto willkommener hieß er die Dunkelheit, fing sogar an, sich nach ihr zu sehnen, sie zu begehren. Sie versprach dem Verängstigten eine baldige Besserung seines Schicksals, von dem er annahm, dass es ohnehin ebenso bald endete, und verleitete ihn schon seit Jahren zu Taten, die man ihm als alleinige Milderung seiner Qual präsentierte. Zudem war alles, was er ansonsten an vermeintlicher Hilfe erhalten hatte, ausnahmslos fehlgeschlagen. Es geschah, sobald starke Gefühlsausbrüche seine Launen beeinflussten, ohne dass er es wollte, und genau wie alle in seinem Umfeld ihn aus Angst vor Schlimmerem mieden, so sehr verabscheute er sich. Jede einzelne Zelle seines Körpers trug den feurigen Fluch in sich, wie er den Unterschied zwischen sich und anderen bezeichnete. Am liebsten würde Benjamin sich unverzüglich von jeglicher Spur dieser Gefahr entledigen, seine Existenz auslöschen, doch so oft er es auch versuchte, das Resultat änderte sich niemals. Er weilte weiterhin auf Erden, unfähig, zu leben, und gleichermaßen nicht imstande, den letzten Schritt zu tun.
    Schwach glitzerte die bereits rötlich gefärbte Spiegelscherbe in seiner rechten Hand. Allein ihr Umklammern hatte ihm so einige Schnitte an Handfläche und Fingern bereitet, nun, das störte ihn herzlich wenig im Vergleich dazu, was er in vergangenen Zeiten gelernt hatte zu erdulden. Es schmerzte nicht einmal im Entferntesten, solchen Nebensächlichkeiten schenkte er ohnehin kaum Beachtung. Schärfe, das besaß dieses Stück eines Spiegels auf jeden Fall, eine Eigenschaft, die Benjamin als sehr wünschenswert erachtete, und so wunderbar. Es flößte ihm beinahe göttliche Freude ein, dass ihm scheinbar einmal in seinem bisherigen Leben vergönnt war, das Gegenteil von Pech zu erfahren; das letzte Mal überhaupt, dass die Welt seine Präsenz wahrnehmen musste. Die von ihm eigens auserkorene Scherbe war wesentlich besser als all die schäbigen Scheren und Taschenmesser, zu denen er normalerweise den Kontakt ersucht hatte.
    Das Tageslicht schwand mehr und mehr, und mittlerweile zierte ein zufriedenes Lächeln die schmalen, blassen Lippen des Jungen. Hunger, Durst, Schmerz… er bedankte sich innerlich, wenigstens ihre Bekanntschaft gemacht haben zu dürfen, wenn nicht die von Wonne oder Glück. So zeichnete ihn doch nicht eine solche Apathie, eine solche Leere aus, wie es ihm stets vorgekommen war. Schön zu wissen. Aber seinem bloßen linken Arm, die Hand zur Faust geballt, war diese billige Ausrede zuwider.
    Er biss die Zähne zusammen, als die Klinge seinen Arm kreuzte.



    ***


    Eine Gasse noch. Dann Treppen. Anschließend einige Türen. Sachen abstellen und eventuell sofort weiter zu Geneviève, sollte sie ihn überhaupt je wieder sehen wollen. Wüsste er exakt, was ihn bei seiner Liebsten erwartete, natürlich wäre es schlimm, jedoch nicht weitaus so gravierend wie seine jetzige Situation, in der er in völliger Unkenntnis weilte. Man verfügte über keine Möglichkeit, sich auf das Kommende vorzubereiten, geschweige denn sich zu wappnen. Nein, er sprang kopfüber ins eiskalte Wasser des Verderbens, samt Vorahnung, nichtsdestotrotz ohne wirklich standhafte Verteidigung.
    Mit jedem Schritt wuchs die Angst vor der Ankunft in seinem Heim in ihm heran. Der Hauptteil seiner braunen Stoffjacke, die er über seine Schulter geworfen bei sich trug, schlug dabei wiederholt gegen den Rücken seines schwarzen T-Shirts. Sie schien ihn zur Bewegung animieren zu wollen, wissend, dass er seinem Schicksal unmöglich entfliehen konnte. Er sollte es nicht erst sonderlich lange hinaus zögern, sondern sich seiner Strafe lieber direkt und umweglos stellen, um es möglichst kurz und schmerzlos hinter sich zu bringen. Kurz, daran zweifelte Shohei schon jetzt. Wenn er mit Geneviève etwas besprach, beließ sie es nie bei ‘kurz‘. Sie schwang stets schier unendliche Reden, in denen sie den exakten Tatbestand ausführlich umschrieb, filterte erneut die Tatsachen des Konfliktes heraus, die jeweiligen Argumente für und gegen ihre eigene Position und ehe sie ihrem Freund die Redeerlaubnis gestattete, machte sie ein weiteres Mal klar ihren Standpunkt deutlich.
    Schmerzlos, das würde es garantiert nicht, wo er jetzt bereits so sehr in ihrer Beziehung litt. Nicht dank ihr, Geneviève, nein, keineswegs. Eher aus dem Grunde, weil sie sich inzwischen beinahe nichts mehr zu sagen hatten und er es nicht verhindern konnte, dass sie früher oder später auseinander brachen. Er liebte sie so sehr, trotzdem lag es nicht in seiner Hand, die unausweichliche Zukunft zu ändern. Und dazu gesellte sich heute ein zusätzlicher Fehltritt seinerseits, als gösse man Benzin in loderndes Feuer.
    Sein Magen verkrampfte sich mehr und mehr, sodass sogar sein Zwerchfell schmerzte, und ein dicker Kloß bildete sich in seiner Kehle. Zwecklos der Versuch, ihn durch ständiges Schlucken zu lösen, es hatte am vorigen Abend nicht geklappt und es würde auch nun nicht funktionieren. Wie sollte er das bitte entschuldigen? Was sollte er tun, um die Brünette diesmal zu besänftigen? Passender formuliert, welche Optionen boten sich ihm, das gerade zu biegen, sofern sich diese Möglichkeit in Reichweite befand?
    Resigniert inspizierten seine Augen, ermattet vor Müdigkeit, den grauen Asphalt, auf dem er in sein unvermeidbares Verhängnis schritt. Was, wenn er erst gar nicht bei ihr auftauchte? Verbesserte das seine Chancen? Wohl eher nicht, schloss er nach einigen wenigen Gedanken daran. Dann hegte seine Geliebte besonderen Zorn auf ihn und wahrscheinlich wäre gerade das seine finale Gelegenheit gewesen, das rostige Eisen wieder erstrahlen zu lassen.
    In seinen Vorstellungen versunken hätte er beinahe nicht einmal den plötzlichen Wärmewall registriert, in den er soeben eingedrungen war, unbewusst, ohne die leiseste Ahnung, was er bedeutete.
    „Was…“, murmelte er verwundert und runzelte die Stirn. Abrupt unterband er eine jegliche Regung seiner Beine, spähte verunsichert umher, auf der Suche nach dem vermeintlichen Urheber dieses Hitzeschubs, allerdings hielt sich niemand in seinem Umfeld auf. Links die Hauptstraße, vor und hinter ihm dasselbe Bild einer leeren Betonranke nebst steinernen Blüten, zahlreiche Tautropfen des Lichtes daran klammernd, schwindende Helligkeit, und rechts eine düstere, von zwei Hochhäusern kreierte Gasse. Laut Ausschlussprinzip die alleinige richtige Lösung in Sichtweite, vor allem in Sichtweite des Logischen.
    Shohei ließ die ansteigende Temperatur eine Weile auf sich wirken, er dachte angestrengt über das Mysterium der Sachlage nach, und kurz ausnahmsweise nicht an seine Geneviève. Die Wärme betäubte sein Denken ein wenig, verlangsamte es und trotz seiner normalerweise so schnellen Auffassungsgabe benötigte er eine ganze Weile, bis er zu einem annähernd sinnvollen Schluss gelangte.
    Er musste nachschauen. Es verstieße fundamental gegen seine Grundsätze, erkundete er diesen Seitenpfad nicht und folgte seinen eigenen Absichten, den Charakterzügen, die er zutiefst an einem Menschen missbilligte, ebenfalls an sich selbst. Egozentrik. Sein Wille geschähe, spottete der Atheist, beträte er nun jene Gasse. Er schöbe Geneviève ohne zu zögern beiseite, aber da seine Noch-Freundin ihm sowieso den Kopf abrisse… Und erneut gab er sich einem der schlimmsten Fehlern seiner Rasse hin, seiner Neugier auf der einen Seite, sowie seinen primitiven, irrealen Vorstellungen, er könnte die Brünette in seine Arme schließen, ihre Stimme das vielleicht letzte Mal hören. Ihre liebliche Stimme, wie sie sanft und gleichsam verführerisch seinen Namen säuselte, fühlen, wie ihre Finger mit seinen schwarzen Strähnen spielten, sich mit ihnen umwickelten…
    „Ich glaube es nicht, dass ich das wirklich tue…“, seufzte Shohei für sich allein und tadelte sich kopfschüttelnd, verfluchte seinen inneren Schweinehund.
    In der gegenwärtigen Gewissheit, spätestens jetzt nichts mehr retten zu können, schlich er vorsichtig in die seichte Finsternis hinein, tauchte in ihren hitzigen Nebel, schwamm in der Strömung, mit der sie Shohei samt ihres Atems zu sich sog, natürlich unter anderem getrieben von den Wogen seines Wissensdurstes. Für den jungen Erwachsenen schien es, als flehte die Düsternis ihn um seinen Beistand an oder zumindest um sein Einschreiten in eine bestimmte, ihm noch unbekannte Begebenheit, die so nicht stattfinden sollte. Seine Hände tasteten sich trotz des im Grunde zur Genüge vorhandenen Dämmerungsscheines bedacht an den im Gegensatz zur Luft wesentlich kühleren Wänden entlang, und gerade, als sich seine erweiterten Pupillen an das spärliche Licht, oder eher gesagt dessen Hauch, gewöhnt hatten, erblickte er ihn.
    An der Mauer lehnte ein braunhaariger Teenager, sein Kopf hing schlaff etwas oberhalb seiner Schulter gegen den Stein der Mauer gestützt. Keine Gliedmaße an seinem eingesackten Leib erfreute ihre Umwelt mit einem Lebenszeichen, seine Augen geschlossen und um ihn herum breitete sich langsam eine dunkel gefärbte Flüssigkeit aus, in der etwas Spitzes aus einigen Blickwinkeln heraus betrachtet aufblitzte. Shohei schloss auf eine Scherbe, Glas oder von einem Spiegel abgebrochen, vielleicht Porzellan, auf jeden Fall mit sehr einschneidender Schärfe versehen.
    Vor Schreck gelähmt zögerte er kurz, ehe er auf den bewusstlosen Jungen zustürzte und sich neben ihn kniete, ungeachtet der Tatsache, dass er sich so seine Kleidung ruinierte.
    „Nein, nein, nein… bitte, sei am Leben…“ Rasch tastete Shohei den Hals des Verletzten ab, anschließend den Oberkörper, um die offene Stelle zu finden, aus der sich so viel warme Flüssigkeit verabschiedete – bis er zu seinem linken Arm gelangte und innerlich erstarrte. Je weiter Shoheis Finger dort entlang wanderten, desto riesiger und länger konnte er die Wunde einschätzen, die dort klaffte und keineswegs gedachte, das lebensnotwendige Elixier weiterhin in sich zu beherbergen. Der Riss beanspruchte mehr als die Hälfte des gesamten Unterarmes des Jungen, so stellte er entsetzt fest, Shohei wagte kaum, sich in der Nähe des Verwundeten zu bewegen. Lau rann es zwischen seinen Fingern hindurch, all das Blut, welches unaufhörlich die Venen des ihm Fremden verließ, fraß sich in seine Stoffhose und dessen winzigste Fasern.
    Er brauchte nicht lange, um sich sorgfältig und dennoch rapide die nächsten Schritte, die er zu befolgen hatte, zurecht zu legen. Irgendwie musste er den Blutverlust aufhalten, vorerst behelfsmäßig einen improvisierten Druckverband am betroffenen Arm anbringen, einen Schock seines ‘Patienten‘ möglichst vermeiden. Noch einmal verwünschte er seine Vergesslichkeit, denn trüge er sein Handy bei sich, wäre es ein Leichtes, einen Krankenwagen zu rufen. Zum Krankenhaus zu laufen, und zwar zu Fuß, stellte sich ihm gleich einer unüberwindbaren Schwierigkeit in den Weg, immerhin befand sich dieses glatt am anderen Ende der Stadt. Und die Straßen gähnten geradezu vor Menschenleere, wobei er auch nicht vermutete, dass einer der noch draußen Wandelnden ihn auf etwaige Weise unterstützte. Also balancierte die Zukunft dieses Teenagers allein auf dem Reck von Shoheis Fassung.
    Nachdem der erste Schock überwunden und seine aufgerissenen Augen auf ihre übliche Größe geschrumpft waren, handelte er. Nicht instinktiv oder weil er sich in irgendeiner Weise dazu verpflichtet sah, nein, vielmehr spürte er die Einzigartigkeit, die starke und doch so empfindsame Aura, in die der Fremde sich hüllte, und die ihm erschreckenderweise so merkwürdig bekannt vorkam.



    ***


    „Wieso… bin ich…?“, murmelte Benjamin erschöpft in seine eigene Welt hinein, unfähig, seine Sinneswahrnehmungen in irgendeine Art von Ordnung zu verfrachten.
    „Willst du nicht erst einmal wissen, wo du bist?“ Eine angehaucht dunkle, noch gedämpfte Stimme ließ den Benjamin ruckartig zusammenzucken und augenblicklich befand er sich nicht länger in der finsteren Trance seiner Sorgen, wechselte allmählich in die Realität. Der gesamte Aufwachprozess hatte eine erhebliche Zeitspanne eingenommen, in der es ihm lediglich eingeschränkt gelungen war, sein Umfeld zu verstehen. Alles hatte bloß am Rande auf ihn und sein Bewusstsein eingewirkt, als hinderte eine Art von Schleier die äußeren Einflüsse daran, sich vollends seiner zu bemächtigen, ihre scharfen Klauen in seinem schwachen, wehrlosen Leib zu versenken und ihn rücksichtslos mit der gesamten Wahrheit zu konfrontieren. Es hatte gedauert, bis sein Verstand in der Lage gewesen war, den letzten entscheidenden Schritt in die kalte Wirklichkeit zu vollführen, heraus aus der nebeligen Schwärze, welche sein Denkvermögen ausbremste, zurück in das Leben, das er so unsagbar verwünschte. „Normalerweise erkundigt man sich zunächst nach seinem Aufenthaltsort oder zumindest den Umständen und Geschehnissen.“ Benjamin entging keineswegs der verwunderte, dennoch an ihn gerichtete gleichgültige Ton innerhalb dieser Worte seines vermutlich älteren Gegenübers.
    „Ehrlich gesagt… ist es mir einerlei“, stöhnte er nach wie vor schlaftrunken, während er sich behutsam aufsetzte, seine rechte Hand einmal durch seine zerzausten Haare fuhr und er endlich seine Augen öffnete. Erst handelte es sich bei seiner Umgebung nur um verschwommene Silhouetten, und sogar in sitzender Position befielen ihn Gleichgewichtsstörungen. Jedoch verflüchtigte sich dies nach einer Weile. „Wo ist… mein Todesengel….“
    „Den findest du jedenfalls garantiert nicht dort hinten in meiner Lektüre.“ Benjamin blinzelte einige Male, ehe er registrierte, dass er längere Zeit schlichtweg geradeaus gestarrt hatte, auf das Bücherregal, das sich komplett an der Wand entlang zog und so einen relativ großen Teil der weißen Tapete verbarg. Verschieden farbige Buchrücken reihten sich kreuz und quer in dem Holzgestell aneinander, scheinbar wohnte ihnen keinerlei bestimmte Anordnung bei.
    Das, was Benjamin momentan in sich beherbergte, waren ausschließlich Enttäuschung, Wut, Ahnungslosigkeit, Furcht, Bedauern und Verwirrtheit – eine der verheerendsten Kombinationen von Gefühlen überhaupt, geriet man darin meist in einen Zustand der Unberechenbarkeit. Er wollte nicht außer Kontrolle geraten, nicht jetzt, nicht hier in solch einem geringflächigen Raum. Schon wenig später breitete sich eine alles andere beiseite schiebende Nervosität in ihm aus, verschlang seine sonst so ausgeprägte Rationalität und zwang ihn, das Zimmer auf potenzielle Gefahren zu untersuchen.
    Rasch huschten seine braunen Iriden nach links, sahen eine helle Holztür neben dem zuvor inspizierten Regal, sowie die Ansätze eine unordentlich gehaltenen Schreibtisches, voll mit Büchern und Papierfetzen, teils beschriftet und zerknüllt. Da von dieser Seite des Zimmers nun keine Bedrohung ausging, wanderte seine Aufmerksamkeit unverzüglich in die entgegengesetzte Richtung. Instinktiv kniff er seine Augen weiter zusammen, aufgrund der Helligkeit des einfallenden Tageslichts. Blauer Himmel präsentierte sich prachtvoll hinter den gläsernen Scheiben, krönte die flachen Dächer der hohen, im Vergleich dazu dunkleren Steinbauten Prismanias mit seiner strahlend hellen Farbe. Doch noch davor lockte der Durchgang zu einem kleinen Balkon außerhalb des Apartments, zwei weiße, verstellbare Stühle und ein Klapptisch verweilten dort und genossen die Sonnenwärme.
    Seine Aufregung verringerte und sein Puls verlangsamte sich, als er sicher sein konnte, keinen Gegner abwehren zu müssen, vernahm er hinter sich ja nicht einmal die Spur einer irdischen Anwesenheit.
    „Warum hast du mich nicht sterben lassen?“, fragte Benjamin fast vorwurfsvoll und blickte seinen ungewollten Retter erstmals direkt an. Einige seiner schwarzen Strähnen ragten in sein müdes, fahles Antlitz, von schierer Ausdruckslosigkeit gezeichnet, schattierte Augenringe verzierten seine mattroten Seelenspiegel. An seinem schwarzen Shirt entdeckte er mehrere verklebte Stellen, bräunlich schimmernd, ebenso an seiner Jeans, und Benjamin ahnte, wie das zustande gekommen war.
    Sein Gehör horchte ausschließlich auf das unaufhörliche Ticken einer Uhr. Nichtsdestotrotz kribbelte es weiterhin in seinen Fingerkuppen. Eine Auslöschung seiner Existenz war ihm misslungen, folglich benötigte er laut seinem Schuldverständnis eine Strafe. Allerdings gehörte dies momentan zu den Unmöglichkeiten, hielt sich unglücklicherweise eine weitere Person in seiner Nähe auf. „Du hättest dir nicht die Mühe machen müssen, Kraft und Zeit an mich zu verschwenden.“
    „Shohei“, entgegnete Benjamins Gegenüber stumpf, erhob sich anschließend vom Sofa, auf dem auch der Verletzte sitzend verweilte, und schritt zur nicht weit entfernten Balkontür, um sie einen Spalt zu öffnen. Sanft kitzelte die frische Brise Benjamin im Gesicht, betörte seine Nase mit dem Duft einer kürzlich erwachten Stadt. Leicht mit Abgas versetzt, hauptsächlich beinhaltete sie aber eine angenehme Kühle, den Geruch ergrünter Blätter, Blüten, welche dem Smog trotzten. Er wünschte, er wäre nicht imstande, davon zu kosten. „Mein Name ist Shohei Yamamoto. Ohnmächtig und halb verblutet hast du neben meinem Wohnblock gehockt und…“ Er zögerte, versuchte, die richtigen Worte zu finden. Benjamin beobachtete, wie Shohei sich ratlos am Hinterkopf kratzte. „Wir sollten besser in ein Krankenhaus fahren, der Verband an deinem Arm ist vielmehr notdürftig und muss –“
    „Nein!“, protestierte Benjamin sofort, schnürte den Älteren mitten im Satz ab. „Ich darf unter keinen Umständen in ein Krankenhaus. Bitte! Das…“
    Schlimme Erinnerungen an frühere Besuche in derartigen Institutionen erwachten in seinen ohnehin konfusen Gedanken und verursachten zusätzliches Leid in ihm, addiert zu all dem Zorn auf sich selbst, den er hegte, und dem dringenden Verlangen, sich an seinem linken Arm abzureagieren. Den jedoch umschmiegte ein weißer Verband, von dem Benjamin bislang gar nicht Notiz genommen hatte, wie er jetzt realisierte. Beständig hämmerte sein nunmehr regelmäßiger Puls gegen den Widerstand, wollte das beseitigen, das seinen Herzschlag von seiner vollen Funktionstüchtigkeit abhielt, gewissermaßen unterdrückte. Auf diese Weise versiegelt könnte er höchstens seinen rechten Arm erwägen, nur zweifelte er, ob seine linke Hand nach den jüngsten Vorfällen bereits wieder makellos gehorchte. Ihm schwante es, bald ergötzte sich sein schlechtes Gewissen an seiner labilen Psyche, anstatt an seinem Körper.
    „Und warum nicht, falls die Frage gestattet ist?“, hakte Shohei argwöhnisch nach. „Da wird man dich wesentlich geübter versorgen als ich es hier –“
    „Nein.“ Benjamin beharrte konsequent auf seiner Antwort, ohne Shoheis durchaus logischen Vorschlag positiv zu würdigen. Seine braunen Iriden fokussierten die Unendlichkeit des weißen Stoffsofas, auf dem er in gekrümmter Haltung hockte. Stück für Stück glitt er in die Abwesenheit seiner Vergangenheit und seine Lippen begannen zu zittern. Unter seinem Verband spürte er in seiner Armbeuge die dünnen Einstiche, wie sie sich schleichend in seine Haut bohrten, durch die Wand seiner Vene, und sie mit klarer Flüssigkeit füllten. Sie verdickte sich, seine Ader, und das Paniktier in seinem Kopf sträubte sich lauthals brüllend gegen die fremde, verbotene Substanz in seinem Blut. Zahllose gerötete Punkte schmückten die Innenseite seines Unterarms, Überbleibsel gescheiterter Hilfeleistungen, seine Falschheit zu korrigieren. Zumindest hatte man ihm und seinen Eltern das eingetrichtert.
    Nacheinander schlängelten sich knopfähnliche Kugeln seine Kehle hinab, leere Versprechungen, ihn zu heilen, von dem Druck zu befreien, den er sich eigens aufbürdete. Meistens weiß, manchmal allerdings auch gelb oder rot, und hätte er sie nicht vollständig geschluckt, wäre er womöglich qualvoll erstickt. Seine Seele begrüßte den Tod, sein Körper gebrauchte im Gegensatz dazu leider stets seine Mechanismen, diesen zu vermeiden. Verantwortung dafür trug seine Macht. Die Ärzte fänden es heraus und dann… erneut dieselbe Prozedur… Handgelenke und Knöchel sicherte man mittels strammer Fesseln… spitze Nadeln und künstliches Neonlicht riefen seinen Namen… eisige Finger, die ihn abtasteten… „Ich… fürchte mich vor Ärzten.“ Benjamin war froh, ihn nicht einmal direkt angelogen zu haben. Ja, er fürchtete Mediziner mehr als alles andere, doch nicht grundlos. Es sogleich einem wildfremden Jungen zu verraten, warum er nicht in ein Hospital eingeliefert werden durfte, das verbat er sich allerdings. „Außerdem würde ich… sie würden mich…“
    Er verschwand nicht, der Kloß in seinem Hals, egal, wie oft er schluckte. Das beige Stoffmuster der Couch brannte sich allmählich seinen Sehnerven ein, so lange starrte er schon darauf. Er kauerte seinen Oberkörper zusammen, zog seine Beine fest an sich, umschlang sie mit seinen Armen, wobei sein linker dabei etwas schmerzte, und vergrub seinen Kopf im Schutz seiner Gliedmaßen. Braunes Haar verhüllte die Bereiche seitens seines Blickfeldes.
    „Also schließe ich daraus, dass du hier bleiben willst?“ Shohei setzte sich wieder zu Benjamin, mit einem Arm stützte er sich an der schräg angelegten Seitenlehne ab und betrachtete seinen plötzlichen Gast eingehend, bis dieser den Augenkontakt endlich erwiderte. Für Benjamin fühlte es sich an, als besäße er vor Shohei nicht eine einzige Abwehrvorrichtung in seinen Seelenspiegeln. Jeder, der wollte, erlaubte sich Einsicht in sein zerbrochenes Inneres, auf die Scherben seines Seins, und er vermochte nicht, es zu verhindern. „Du hast deinen Willen zu leben verloren, und ausschließlich dein Körper strotzt deinem Wunsch des Dahinscheidens, klammert sich verzweifelt an jeden rettenden Ast, jeden Zweig, der Welt, die du hasst, erhalten zu bleiben…“
    „Der Geist regiert den Körper“, warf Shoheis Gegenüber ein, doch er fuhr unbeirrt fort.
    „Und wenn dein Geist nun gern den Grund dafür erführe, dass dein Körper sich vehement dem Tode verweigert? Wärst du bereit, das als Antrieb zu nutzen?“
    Benjamin schwieg.

  • Ich muss dir ein Geständnis abliefern, nämlich ... nämlich ... das war spannend!
    Actionreicher, mehr Handlung, viel mehr Handlung, aber dennoch mit vielen Gedanken und Gefühlen gesät.


    Aber fangen wir mit dem Anfang an - womit auch sonst? XD
    Die Atmosphäre, die du beschreibst, kenn ich nur allzu gut und genau so, genau so! °_°


    Aber nun zu Benjamin: Schon vom ersten Satz an ist es so traurig. =/ Er war allein, das wirkt immer, um bedrückende Elemente auf den Leser wirken zu lassen. Und "er war allein" ist dafür schon eine gute Einleitung. Und auch der zweite Satz, es ist, als ob man mit jedem Satz in eine "tiefere" Spirale der Hoffnungslosigkeit hinabgezogen wird und fühlt richtig seine ... Depression. Viel mehr ist dazu nicht zu sagen. Deine Beschreibungen sind düster und gleichzeitig auf ihre Weise schön. Ich gratuliere dafür!


    Auch bei Shohei geht es nicht heiterer werden. Er hat schon Recht, wenn er und Geneviève sich nichts zu sagen haben, bricht die Beziehung auseinander, egal, wie sehr er sie liebt. Niemand will irgendwann als altes Ehepaar am Tisch sitzen, geräuschvoll im Tee rühren und dabei die Zeiger der Uhr hören, weil es so still im Raum ist und man auf irgendeine peinliche Art versuchen muss ein Gespräch zu beginnen, das gleich darauf wieder endet. Wenn es für Shohei unausweichlich ist, ist es unausweichlich, so geht es jedenfalls nicht weiter.
    Und als er Benjamin findet. Wow, das ist wirklich mitreißend. Wirklich. Ich hab den Absatz sogar zweimal gelesen.


    Aus Benjamins Sicht, man könnte fast meinen, er ist auf Shohei wütend, weil er ihn gerettet hat. Aus seiner Perspektive und Sicht der Dinge kann man ihm das gar nicht verübeln. Wenn jemand sterben wollte, muss ihn der "Retter" eher als "Verzögerer seines Willens" vorkommen. Wenn ich dem entnehme, dann war er in der Psychiatrie?
    Der Dialog ist sehr... naja, vom Sinn und Inhalt her gefällt er mir außerordentlich gut, auch von der Interaktion deiner beiden Charaktere miteinander und die Gefühle, die bei Benjamin aufkommen.
    Aber da muss ich dich zum ersten Mal in dem Kapitel kritisieren: Mir ist klar, dass Shohei und Benjamin keine "Ghettojugendlichen" sind und dass Shohei sehr gebildet, bzw. intelligent in seinem Fachgebiet ist. Allerdings reden sie wie aus dem vorigen Jahrhundert. Dafür sind sie 1. in der falschen Zeit und 2. viel zu jung. ;)
    Das Ganze ist mir etwas zu hochgestochen.


    Zusammenfassung =D
    Bisher ist das Vierte mein Lieblingskapitel. <3 Schon der Titel gibt viel her.
    Das Kapitel ist gefühlvoll, dynamisch, spannend, düster, mit einem Funken Hoffnung gewürzt.

  • Erde an Monster – Sklave hier :*
    Ich habe ja gesagt als nächstes bist du dran, auch wenn es dann vielleicht etwas länger als gedacht/gewollt gedauert hat. Na ja, sind ja auch zwei fette Kapitel gewesen, aber gut ~ Dann wollen wir doch gleich mal loslegen, sonst langweile ich dich noch :ugly: By the way: Ich wusste zunächst gar nicht was ich schreiben sollte, aber dann kam es heute Morgen einfach… Have fun, oder so. ♥


    Kapitel 3 «
    Ich will ganz ehrlich sein, ich verstehe den Titel nicht. Ich weiß nicht, welche Sprache das ist – ich würde mal auf Latein tippen – und kann es auch nicht übersetzten. Das ist meiner Meinung nach nicht so gut. Es gibt Leute die bewerten das als geheimnisvoll; ich hingegen empfinde es eher als störend, da es einfach unpassend ist. Ich frage mich was der Titel bedeutet und im Endeffekt ist er auch nur so lange interessant, wie man keine Ahnung hat. Allerdings kann ich mir unter den Wörte4n Isolation Isle nicht allzu viel vorstellen. Zumindest kenne ich den Begriff Isolation, aber ob das damit gemeint ist, weiß ich nicht, da ich den zweiten Teil des Titels nicht verstehe. (Vielleicht ist es ja auch Deutsch und ich bin dumm o/) Den Untertitel finde ich richtig schön, 21Guns ist ein unglaublich schönes, emotionales Lied und gefällt mir ungemein. Die Zeilen sind daher meiner Meinung nach sehr gut gewählt, super.
    Das Kapitel beginnt mit einer wörtlichen Rede? Nein, sicherlich nicht, was der Anfang einer wörtlichen Rede darstellt ist nur ein Vorspiel auf eine unglaublich lange Beschreibung verschiedener Dinge. Ich kann mich Bastet nur anschließen; es wirkt irgendwie nicht so schön, wenn zwischen „Frage und Antwort“ mehr als tausend Wörter Beschreibungen sind, das ist einfach zu viel. Ich weiß, dass du dazu neigst, viel zu schreiben, aber dann würde ich dir empfehlen etwas sinnvoller zu strukturieren. Beispielsweise könntest du erstmal den Raum beschreiben und Shohei dann etwas sagen lassen, das wären wahrscheinlich schon wieder dreihundert Wörter weniger. So arbeitest du dich eben vor, bis der Abstand auch brauchbar ist und einen nicht gleich umbringt. Was und wie du beschrieben hast, fand ich natürlich wie immer sehr schön, von der unverständlichen Länge mal ganz zu schweigen. An sich ist dir der Abschnitt wirklich gut gelungen, aber du schweifst deutlich ab. Zunächst ist es eine Umgebungsbeschreibung mit ein paar Gedanken und gegen Ende könnte man es fast eine Lebensphilosophie nennen, das ist einfach zu viel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du das anders hinbekommen hättest, da wette ich drauf. So ist es natürlich interessant, das in etwa die Hälfte des Kapitels aus reinen Beschreibungen, ohne jegliche Handlung besteht. Ich bin erfreut dass sich in Kapitel vier mehr tut, denn so langsam ist es dann etwas zu viel, es wird einfach irgendwann… ich will nicht sagen langweilig, aber es wirkt ein bisschen flach, weil du vielleicht auch beginnst dich irgendwo zu wiederholen; was bei so einer gewaltigen Menge von Gedanken natürlich ganz normal ist. Nur möchte ich dich damit drauf hinweisen, dass du bei dem ganzen die Handlung nicht vergessen solltest, sie ist nämlich wahrscheinlich der wichtigste Teil einer Geschichte, das weißt du ja sicherlich. Ohne Handlung hat man eigentlich nichts, daher… Na ja, nimm dir diese Worte einfach zu Herzen, ich weiß ja, dass du es kannst, du hast es gezeigt. Zeig einfach mehr davon, es ist ja gut so. So, spulen wir dann mal tausendzweihundert Wörter weiter, ein Schüler antwortet Shohei. Ich muss sagen, ich bin recht neu in deren „japanischen Szene“, das heißt solche Höflichkeitsregeln und so habe ich noch nicht eins A drauf, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es unhöflich ist, einfach etwas zu sagen, ob das nun Unterricht ist, oder noch nicht. Aber das nur am Rande bemerkt, da ich es wie gesagt nicht weiß. Das Suffix –sensei steht für Anwalt/Lehrer/Arzt und bedeutet wortwörtlich früher geboren, daher ist es ja die richtig gewählte Anrede. Aber gut, du beschreibst ja auch bei ihrer Beschreibung, dass sie eher zu den frechen Schülern gehört, na ja, damit lässt sich leben. Sie hast du übrigens sehr gut rübergebracht, ich konnte mir diese Elisa gut vorstellen, scheint eigentlich ein recht hübsches Mädchen zu sein. (13 und Single? :>) Aber Shoheis Gedanken dazu, das geht ja mal gar nicht. Ich dachte er wird homosexuell und nicht pädophil. Spaß bei Seite, aber den Gedanken, jeder männlicher Vertreter, darunter also auch seine Wenigkeit, würde gerne von diesen Lippen kosten ist doch ein Wenig zu viel, meinst du nicht? Aber selbst wenn, dann solltest du wenigstens schreiben, dass er diesen Gedanken schnell wieder verwirft, oder so etwas. Andererseits wirkt dieser Abschnitt nicht sehr aktiv, als wäre er nicht aus Shoheis Sicht erzählt; dann wäre das natürlich verständlich, allerdings müsstest du diesen „Erzählstil“ dann etwas deutlicher ausarbeiten, sonst passiert sowas. Was mir gefallen hat, dass du trotz deines sehr gehobenen Schreibstils auch immer mal einen „Witz parat hast“, beziehungsweise einfach mal irgendwas dazu steckst. Das iwo zum Beispiel fand ich recht passend, obwohl es eigentlich gar nicht so zu deiner Ausdrucksweise zu passen scheint. Es hat an der Stelle einfach wunderbar gewirkt; allerdings muss ich auch dazu sagen, dass solche Formulierungen von einem Erzählerstil abwenden, das wirkt wieder mehr aus Shoheis Sicht geschrieben. Insgesamt ist der ganze Abschnitt in der Beziehung etwas seltsam. Na ja, dass er dann wenigstens die Gedanken zum Aufknöpfen verwirft bereinigt das eben zwar nicht, aber ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Als Erwachsener, besonders als Lehrer, sollte man daran nicht mal denken. (Solltest du ja selbst wissen, du bist ja schon groß :*) Dann verteilt Shohei ja Aufgaben, zunächst an die zwei Jungs und Elisa, ich will ehrlich sein, wenn ich einer der Jungs wäre hätte ich mich da wohl drüber gefreut. o/ Was ich damit sagen will, du hättest neben dem schlaftrunkenen Verhalten vielleicht auch noch etwas mehr beschreiben können, ob sich die Jungs vielleicht dafür schämen oder was sie so denken, in diesem Moment. Wäre sicherlich ganz interessant/amüsant. Dass er den Elan seiner Schülerin gut findet, habe ich mir fast schon gedacht, wenngleich er ja wie gesagt etwas anderem gewidmet ist, trotzdem. Ich frage mich im Moment, wie er zu Elisa steht, ich wüsste wirklich gerne mehr darüber. Mag er sie, ist sie ihm sympathisch? Ist sie eine gute Schülerin? All diese Informationen würden mich interessieren, mal sehen ob es davon noch was gibt, oder ob wir uns nun aus dem bereits Genannten unsere Meinung bilden müssen. Weiter verteilt er die Aufgaben und so auch seinem letzten „Schützling“ – einem Sechstklässler; so, so. Ich muss sagen, manchmal – so auch an dieser Stelle, weshalb ich es hier einfach mal bemerke – weichst du mir ein bisschen zu viel vom Wesentlichen ab. Klar ist es schön wenn man ausführlich beschreibt; aber man kann es auch übertreiben. Um es mal klarer zu formulieren; es interessiert mich gestochen wenig, was der Tisch aushält und was nicht… Das soll nicht böse gemeint sein, oh Gott keines Fall, ich will dir nur klarmachen, dass manche deiner Informationen dann doch nicht so wichtig sind. Wenn du diese Stellen auslässt und dafür andere Dinge beschreibst, oder etwas mehr Handlung reinbringst, dann haben alle mehr davon. (: Dann gibt es natürlich auch wieder Gedankengänge die unglaublich interessant sind und den Charakter Shohei fordern, zum Beispiel, dass er sich mit dem Jungen vergleicht und wie er ein bisschen über seine Kindheit erzählt. Ich muss sagen, ich spiegle mich auch ein bisschen in den beiden wieder, das was dort steht trifft größtenteils auch auf mich zu, aber egal. Ich muss an dieser Stelle auch mal anmerken, dass Shohei wirklich ein sehr interessant gestickter Charakter ist und die ihm natürlich auch sehr viele, verschiedene Züge aufgibst; so viel zu guter Charakterentwicklung. Ein großes Lob. Ich hab Shohei, ich kann mich gut mit ihm decken, bis auf dass er Mathe mag, bei mir ist es genau das Gegenteil. Interessant finde ich auch seine Verachtung von Technik, welche aber ja auch schon angesprochen wurde, als es um sein altes Handy ging. Wie gesagt, wenn du zu viel beschreibst wiederholst du dich irgendwann und hier zeigen sich schon Anfänge, sei also auf der Hut! :3
    Weiter geht es auch nach dem Anwesenheitscheck mit den Gedanken, dieses Mal geht es um „Gott“. Shohei ist der Ansicht es gibt keinen, ich muss sagen, er ist wirklich sehr speziell. Er scheint mir ein bisschen altmodisch zu sein, da er nicht so auf Technik steht – was ich aber auch vollkommen verstehen kann x: – aber trotzdem glaubt er auch nicht an Gott, was ja eher untypisch für solche Leute ist. Aber natürlich, es gibt alles auf dieser Welt und so auch dieses Phänomen, also nichts Weltbewegendes. Ein Gott der sich über uns lustig macht? Nun ich muss sagen, die Idee ist interessant aber erscheint mir doch ein bisschen kindisch. Ich meine, wenn es einen Gott gäbe – ich bezweifle es nicht, aber wirklich dran glauben tu ich jetzt auch nicht – dann wird dieser schon richtig handeln. Er bestraft Menschen wenn sie etwas falsch machen, er tut es nur um uns zu helfen? Könnte man das so sagen? Na ja, wie auch immer, auf jeden Fall ein sehr interessanter Gedankengang auch hier; das ist was ich auch so liebe. Immer diese Abweichungen, solange sie passend erscheinen sind sie ja auch vollkommen in Ordnung und gefallen mir dann umso besser. Seinen Morgenablauf fand ich auch ganz witzig beschreiben, großes Lob an der Stelle, diese Szene zu beschreiben ist dir wirklich rundum sehr gut gelungen. Auch was danach kommt, die Beschreibung des In-Der-Luft-Zerreißens fand ich ziemlich gut gelungen, allein schon die Wortwahl in Verbindung mit dem, was dahinter steckt; einfach nur grandios, ebenso wie die Geschichte mit dem Geld von Staat. Ich muss sagen, hier kommt ein unglaublich bewundernswerter Charakterzug ans Licht, nämlich sein großer Stolz. Das ist natürlich auch wichtig und zeichnet ihn auch sehr positiv aus, der Junge gefällt mir immer und immer mehr. Gut, dass seine Freundin ihn jedoch vom Kinderwunsch abhält, mit neunzehn ist das definitiv zu früh, wenn er eh nicht genug Geld hat. Manchmal verwirrt er mich, da er sonst immer so „schlau“ wirkt, aber gut, er sieht es ja am Ende selbst ein; wobei er mir dann schon wieder Leid tut, denn so wie es formuliert wurde klingt es wirklich sehr traurig. Zuletzt wird er dann doch nochmal von Elisa unterbrochen, aber das erscheint mir mehr wie Smalltalk. Sie hat ihn nur angesprochen damit er aus seinen Gedanken rauskommt, was? Na ja, nicht sie, sondern du hast sie ihn nur deswegen ansprechen lassen. Ich muss sagen, es ist zwar gut gesetzt aber fällt ein bisschen auf; sowas ist jedoch generell schwierig zu vertuschen. Nun gut, kommen wir mal zum Ende, hab ja langsam auch genug zu einem Kapitel geschrieben, lol. Den Schluss dieses Kapitels finde ich ziemlich traurig; nur kommt das leider nicht rüber… Ich muss sagen, hier hast du mich etwas enttäuscht, denn Shoheis Trauer über diese Situation wird nur beiläufig und sehr oberflächlich angekratzt, was für so eine Beziehung, an der er merkliches Interesse hat, einfach zu wenig ist. Er liebt sie doch, von ganzem Herzen, oder? Dann solltest du uns das auch zeigen, lass ihn vielleicht mal weinen, oder ein Anzeichen auf eine Depression, lol. Ich meine, klar kann ein Lehrer im Klassensaal nicht einfach anfangen zu weinen, aber du kannst es ihn ja unterdrücken lassen und dabei noch ein paar negative Gedanken mit einbringen, dass er damit nicht nur sich, sondern auch noch seine Schüler unglücklich machen würde, das wäre zum Beispiel ein Anzeichen auf eine Depression. Ich möchte dir nicht sagen, wie du zu schreiben hast, weil ich ja weiß, dass du schon weit voraus geplant/geschrieben hast; aber es ist ein Vorschlag. Ich weiß nicht, ob er zu deiner Idee passt, aber du kannst ja mal überlegen. Also; insgesamt ein wirklich gut gelungenes Kapitel; man kann an einigen Stellen noch feilen aber im Endeffekt ist es dir doch wirklich sehr gut gelungen. Hiermit beende ich das hier mal und gehe gleich zum neuen Kapitel. Ach übrigens, im Spoiler habe ich dir die Fehler rausgesucht. Well done, meine Liebe. :)



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    Kapitel 4 «
    Weiter geht’s mit dem aktuellen Kapitel. Der Titel ist wenigstens englisch, so kann ich ihn also verstehen… Der Titel ist wirklich schön, meiner Meinung nach besser als der vom letzten Kapitel, einfach schon weil man ihn direkt verstehen kann, wenn man die nötigen Englischkenntnisse besitzt; für mich reicht da 6. Klässler Niveau, aber ich rede auch mehr englisch als andere, weil einfach episch. <3 Na ja, wie auch immer; das Zitat kenne ich jetzt persönlich nicht, aber es ist doch ganz schön und scheint auch gut zum Kapitel zu passen. c: Also, sehr schöne Wahl, bei beidem.
    Den ersten Abschnitt finde ich schon mal verdammt gelungen, eine wunderschöne Beschreibung der Umgebung und so, wirklich verdammt gut. Auch was Shoheis so über seinen Unterricht denkt und wie er überlegt, was seine Schüler über seinen Unterricht denken, wirklich ein guter Einfall. Auch hier wirkt er wieder sehr „belesen“, da er sich am Ende doch eingesteht, dass die Nachhilfe nötig ist, genau wie es seine Schüler letztendlich tun. Interessant wäre vielleicht noch gewesen, wenn du eingebracht hättest, wie er als Kind darüber gedacht hat. Ging er auch in die Nachhilfe? Und wenn ja, wie fand er es? Kann er bestätigen, dass er damals auch so gedacht hat. Als nächstes kommt dann auch endlich mal etwas von Pokémon vor, ich muss gestehen, bis hier war es keine wirkliche Pokémon Fanfiction. Du erwähnst eine Stadt aus Johto, Prismania City, okay. Das ist ja schon mal was. Seinen Gedankengang zu den Hochhäusern finde ich auch recht interessant, vor allem da er mit dem Geschriebenen total recht hat. Man kann nicht einfach mal seine Lieblingslieder laut aufdrehen. Es sei denn man ist „asozial“ und provoziert es rausgeworfen zu werden; bedauerlicher Weise geht Letzteres heutzutage ja auch recht schnell. Auf jeden Fall wirklich sehr interessant, hat mir gut gefallen, wie du das eingebracht hast. Na ja, es erklärt sich ja auch von selbst, warum er da so eine richtige Meinung von hat, er selbst wohnt auch in einem dieser Hochhäuser, nicht ungewöhnlich für Leute in seinem Alter, aber leider auch sehr traurig. Es geht natürlich den kompletten ersten Part (also bis zu den Sternchen) weiter mit den Gedanken, die dir allesamt gut gelungen sind. Es geht um die Straße, um Strom, sein Nutzen und seine Kosten und um menschlichen Egoismus. Letzteres ist wahrscheinlich das komplexeste Thema, dieser drei Kategorien und hat mir auch recht gut zugesagt, wobei ich nun aber anmerken muss, dass du auch hier noch hättest etwas tiefer greifen können. Wenn du so eine Thematik schon ankratzt, dann mach es richtig, dafür haut dich keiner. Deine Kapitel sind auf keinen Fall zu lang, darüber brauchst du dir keine Sorgen machen. Den Leuten, denen deine Fanfiction gefällt, denen ist die Länge total egal, denn die lesen einfach; so wie ich und wahrscheinlich auch Bastet.
    Hu… Huch? Auf einmal sind wir gaanz wo anders, wie sich nach ein paar Zeilen heraus stellt bei einem gewissen Benjamin, der uns bisher noch nicht vorgestellt wurde; wenngleich ich schon eine Vorahnung bezüglich seiner Rolle in der Geschichte habe. Na ja, auf jeden Fall scheint auch er viel zu denken und dabei Trübsal zu blasen, genau so Shohei. Ich muss gestehen, zu Anfang dachte ich auch, dass es um Shohei geht, lol. Vielleicht ist es ein bisschen undeutlich geschrieben, wer weiß. Auf jeden Fall war das insgesamt ein guter Teil des Kapitels, schöne Metaphern und tolle Formulierungen, dazu noch ein (teilweise) erschreckend tiefgründiger Inhalt, der mir wirklich gut zugesagt hat. Ich weiß nicht woran es lag, aber mir kam der „Part“ insgesamt trotzdem etwas seltsam vor, vielleicht liegt es eben an diesem Inhalt. Bisher weiß ich nicht viel über diesen Benjamin, nur dass er offenbar mit seinem Leben ist, dazu die Informationen von eben. Na ja, vielleicht ist es schwer solch‘ und Trauer und Kummer zu verstehen, wenn man dessen Ursprung nicht richtig kennt. Ich weiß nicht, inwiefern das so gewollt war, aber vielleicht hättest du das ein bisschen mehr offenlegen können. Aber gut, weiter geht es wieder bei Shohei.
    Den ersten Abschnitt dieses Teils finde ich ja mal ziemlich genial. Diese kurzen Sätze, die haben was richtig interessantes, ein tolles, angewendetes Stilmittel, sehr gut. Jetzt wird es aber interessant. Benjamin ist wohl derjenige der dort liegt, wie man im nächsten Abschnitt schnell herauslesen kann, also treffen sich die Beiden jetzt schon. Interessant was passiert ist. Benjamin scheint es noch etwas schlimmer erwischt zu haben als Shohei, oder er ist einfach nur schwächer, da er sozusagen schon in einer Depression drin ist, wow. Mir gefällt der Abschnitt sehr gut, ich bin nur gespannt was Shohei machen wird, wenn ich ihn so lese, daher wirklich gut geschrieben, ich kann nicht meckern.
    Ebenso wie der obere Abschnitt ist auch der letzte unglaublich spannend, wirklich sehr toll. <3 Benjamin scheint wirklich fertig mit der Welt zu sein, außerdem hat er noch Angst vor Ärzten. Natürlich wäre es interessant zu erfahren warum, aber das wird sicherlich noch geklärt. Na jedenfalls wird es gegen Ende wirklich sehr tiefgründig, seeehr tiefgründig. Gefällt mir aber. Insgesamt alles ein sehr schöner Abschnitt an dem ich auch nichts auszusetzten habe. Tut mir Leid; aber an der Stelle muss ich mich mal entschuldigen, dass hier so wenig steht, im Vergleich zum 3. Kapitel. Das liegt einfach daran, dass ich es noch viel besser finde und nicht meckern kann, weil es nichts zu meckern gibt. Der Perspektivwechsel ist dir sehr gut gelungen und auch die aufkommende Handlung tut deiner Geschichte sehr gut, mach weiter so. Fehler habe ich in diesem Kapitel keine gefunden, tut mir Leid, wenn doch welche da waren, aber mir ist nichts aufgefallen. Wirklich, geniales Kapitel ♥



    Sorry nochmal, dass es gegen Ende so kurz wurde. :(
    Na ja, wir schreiben uns. Bis dann, hab dich lieb :*

    Liebe Grüße.

  • [tabmenu]
    [tab=Nächstes Kapitel]
    So, und nach knapp einem Monat folgt das nächste Kapitel :3 Was gibt es diesma dazu zu sagen... vielleicht lässt das Zitat ja eventuell schon Schlüsse darauf zu, was einen erwartet, nämlich keineswegs eine freundliche, fröhliche Atmosphäre. Kaum ist Benjamin in Shoheis Leben getreten, häufen sich auch schon die Ereignisse und ob da ein gutes Ende absehbar ist... fraglich ~
    Vor allem möchte ich an der Stelle meiner treuen Betaleserin danken, die mir hoffentlich auch in Zukunft hilfreich zur Seite steht und sich meine Kapitel vorher etwas genauer ansieht, zumindest, was den Inhalt betrifft. Vielen lieben Dank, Bastet <3
    Auch wird Benjamins Persönlichkeit hier wieder etwas beleuchtet und wahrlich hat es der Junge nicht leicht. Er ist in der Tat ein sehr zwiespältiger Charakter, dessen Handlungen meist auf intuitiven Gedanken beruhen und auf seinen, wie manche schon erraten haben, tiefreichenden Depressionen, und Shoheis Verhalten ihm gegenüber macht es nicht gerade einfacher.
    Aber nun genug der Vorrede, viel Spaß mit dem nächsten Kapitel ~
    [tab=Bastet]
    So, fangen wir ma mit deinem Kommentar an. Schlichtweg, weil deiner der kürzere ist und außerdem der erste x3


    Die Atmosphäre, die du beschreibst, kenn ich nur allzu gut und genau so, genau so! °_°

    Whoa, dein Stimmungsumschwung hat mich schon echt überrascht. Ich dachte, jetzt folgt wieder so diese Kritik, die ich auch wirklich gut gebrauchen kann und die mir auch hilft, von daher war ich richtig baff, als ich das gelesen hab x3 Ich danke dir dafür und ja, ich muss sagen, bei dem Kapitel hab ich mir allein aufgrund Benjamins auftreten viel Mühe gegeben. Da sollte nämlich nicht allzu viel falsch laufen :>


    Auch bei Shohei geht es nicht heiterer werden. Er hat schon Recht, wenn er und Geneviève sich nichts zu sagen haben, bricht die Beziehung auseinander, egal, wie sehr er sie liebt.

    Genau das sollte es auch sein. Bei einer Mädchenfreundschaft, sag ich ma, ist es ja genau dasselbe, bis auf den Aspekt mit der Liebe. Ich habe sowas schon erlebt, daher denke ich zu wissen, wie sich sowas anfühlt. Man versucht noch zu kämpfen, aber auf der anderen Seite hat man keine Kraft mehr, weil man innerlich sowieso weiß, es ist vorbei.


    Und als er Benjamin findet. Wow, das ist wirklich mitreißend. Wirklich. Ich hab den Absatz sogar zweimal gelesen.

    Ehrlich gesagt hab ich das alles schon so oft gelesen, bald kann ichs auswendig xD Schmeichelhaft, danke sehr :3 Bei so einer Länge einen ganzen Absatz gleich doppelt zu lesen, dir muss die Story bzw das Kapitel wirklich gefallen *3* Das erste Aufeinandertreffen der beiden sollte ganz klar ein besonderer Moment werden, es ist schließlich so der erste Schritt in ihr Verhältnis zueinander, was ja in der Tat ein recht problematisches ist (du weißt es ja schon x> )



    Aus Benjamins Sicht, man könnte fast meinen, er ist auf Shohei wütend, weil er ihn gerettet hat. Aus seiner Perspektive und Sicht der Dinge kann man ihm das gar nicht verübeln. Wenn jemand sterben wollte, muss ihn der "Retter" eher als "Verzögerer seines Willens" vorkommen. Wenn ich dem entnehme, dann war er in der Psychiatrie?

    Jein, zum letzten Satz. Wird nachher noch genauer erläutert, es muss ja etwas Gesprächsstoff geben, aber ich kann dir schon sagen, er war bei diversen Ärzten dieser Art, jedoch nicht in einer Psychiatrie. Seine Eltern bzw Benjamins Beziehung zu ihnen spielt da auch noch eine gewisse Rolle :3


    Das Ganze ist mir etwas zu hochgestochen.

    Haha , das dicke Ende musste ja kommen xD Nein,ich kann dich schon nachvollziehen, ich denke, ich würde nie so reden O__o Und da die ja mehr oder weniger in meinem Alter sind, Benji zumindest, glaube ich, meine Redensweise wäre doch angebracht in den Dialogen x) Werd ich in Zukunft auf jeden Fall drauf achten, ich hab da noch so nen paar Stellen, wo ich das ändern müsste ^^"


    Ansonsten bedanke ich mich sehr für deinen Kommentar, deine Kritik hilft mir auf jeden Fall weiter und ist auch nicht so grundlos dahin geschmettert :*
    [tab=Chess]


    Ich will ganz ehrlich sein, ich verstehe den Titel nicht.

    Sry, falls deine Englischkenntnisse noch nich auf dem Niveau sind, es entspricht allerdings keineswegs dem Lateinischen, sondern ist ein Neologismus (Wortneuschöpfung, wirst du nachher in Deutsch noch häufig identifizieren müssen :x ). Allerdings vermute ich, dass du das deutsche Pendant "Isolation" doch kennst, oder? Und isle als Insel... nun ja, jeder hat ein anderes Aktivvokabular ~




    Nur möchte ich dich damit drauf hinweisen, dass du bei dem ganzen die Handlung nicht vergessen solltest, sie ist nämlich wahrscheinlich der wichtigste Teil einer Geschichte, das weißt du ja sicherlich.

    Ja, das weiß ich natürlich, nur bin ich bei anderen FF's und inzwischen sogar schon bei Büchern ein sehr großer Fan von Beschreibungen, sei es Umgebung, Gedanken, egal was, wenn ich als Leser in der Luft hänge, kann ich damit gar nichts anfangen. Es hat nichts damit zu tun, dass ich zu faul für eigene Vorstellungen bin, aber die Perfektionistin möchte sich nichts Falsches vorstellen, so albern es klingt xD Was hab ich bei "Langoliers" von Stephen King nachher gegrübelt, als ich in meinem zarten Alter von 12 Jahren erfahren habe, dass Boston eine Stadt ist und keine Insel xD Okay, off Topic weg. Ja, ich neige zu Lebensphilosophischem, liegt wohl an meinem Perfektionismus, alles zu berücksichtigen. Aber du bzw ihr habt Recht, die Handlung sollte nich drunter leiden :>


    Aber Shoheis Gedanken dazu, das geht ja mal gar nicht. Ich dachte er wird homosexuell und nicht pädophil. Spaß bei Seite, aber den Gedanken, jeder männlicher Vertreter, darunter also auch seine Wenigkeit, würde gerne von diesen Lippen kosten ist doch ein Wenig zu viel, meinst du nicht?

    Erstma gefragt: Was lässt dich darauf schließen, dass Shohei in ein solches Pairing mit einbezogen wird? Ohne was vorweg zu nehmen, das würde ich einfach gern wissen :3 Habe ich seine Wenigkeit denn explizit genannt? Okay, er ist männlich, doch ehrlich gesagt hab ich da in dem Augenblick so gar nicht dran gedacht xD Das war eigentlich eher auf die beiden Jungs bezogen, die da an ihrer Seite sitzen :> In meinen Augen, versteh mich nich falsch, es ist halt meine Sicht, ist es lediglich eine Beschreibung für ihre Schönheit. Und mit den männlichen Vertretern meinte ich eher die Jungs ihres Alters x)


    Was mir gefallen hat, dass du trotz deines sehr gehobenen Schreibstils auch immer mal einen „Witz parat hast“, beziehungsweise einfach mal irgendwas dazu steckst. Das iwo zum Beispiel fand ich recht passend, obwohl es eigentlich gar nicht so zu deiner Ausdrucksweise zu passen scheint. Es hat an der Stelle einfach wunderbar gewirkt; allerdings muss ich auch dazu sagen, dass solche Formulierungen von einem Erzählerstil abwenden, das wirkt wieder mehr aus Shoheis Sicht geschrieben. Insgesamt ist der ganze Abschnitt in der Beziehung etwas seltsam. Na ja, dass er dann wenigstens die Gedanken zum Aufknöpfen verwirft bereinigt das eben zwar nicht, aber ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Als Erwachsener, besonders als Lehrer, sollte man daran nicht mal denken.

    Danke sehr für das Lob ^___^ Ja, sowas prägt einen, wenn man im Spanischunterricht mit solchen "Ratschlägen" der Lehrer konfrontiert wird, doch bitte nicht gleich bei der Aufgabe in tiefste Depressionen zu verfallen xD Und du liegst sogar richtig, eigentlich war diese Äußerung total unbefangen und spontan, dennoch würde ich sowas normalerweise in meiner, wie Bastet schon meinte, etwas hoch gestochenen Ausdrucksweise nie verwenden. Sowas fällt einem selbst im ersten Moment nie auf x)
    Seltsam auf einma? Klar darf er als Lehrer nicht an sowas denken, und ich habe ja auch geschrieben, dass er nicht an ihr interessiert ist.


    allerdings verkniff Shohei sich weiterführendere Gedanken dazu. Für eine Achtklässlerin, sie konnte noch so reif für ihr Alter sein, interessierte er sich wahrlich nicht

    Damit sollte auch dein voriger Gedankengang, es sei etwas zu viel, bereinigt sein, oder? ;D Hallo, Shohei is doch nich pädophil, unterstell sowas nich einem von mir erstellten Charakter xP


    Ich frage mich im Moment, wie er zu Elisa steht, ich wüsste wirklich gerne mehr darüber. Mag er sie, ist sie ihm sympathisch? Ist sie eine gute Schülerin? All diese Informationen würden mich interessieren, mal sehen ob es davon noch was gibt, oder ob wir uns nun aus dem bereits Genannten unsere Meinung bilden müssen.

    Darüber wirst du dir selbst ein Urteil fällen müssen, wobei ich glaube, dass ich das in dem 1200 Worte Absatz oder auch i-wo anders im Kapitel, ich bin mir nich sicher xD , untergebracht habe, zumindest allgemein formuliert, was er davon hält. Oder ich habe es rausgeschnitten... naja, vielleicht sollte ich aus den Andeutungen manchma doch konkrete Sachlage machen ~



    Ich muss an dieser Stelle auch mal anmerken, dass Shohei wirklich ein sehr interessant gestickter Charakter ist und die ihm natürlich auch sehr viele, verschiedene Züge aufgibst; so viel zu guter Charakterentwicklung. Ein großes Lob. Ich hab Shohei, ich kann mich gut mit ihm decken, bis auf dass er Mathe mag, bei mir ist es genau das Gegenteil. Interessant finde ich auch seine Verachtung von Technik, welche aber ja auch schon angesprochen wurde, als es um sein altes Handy ging.

    Uh, ein wildes Lob erscheint! *Sarcasm* Ehrlich gesagt hatte ich zu Anfang meiner Story ein komplett anderes Bild von ihm bzw völlig andere Eigenschaften für ihn vorgesehen. Zwar sollte er nachdenklich sein, aber noch wesentlich extremer, kaum ein Wort sagen, kaum Emotionen zeigen sogar Geneviève gegenüber - im Grunde genauso wie der Red vom Silberberg in den Spielen, you know? Der wirklich außer Punkten fast gar nichts von sich gibt xD Wie es jetzt ist, so passiert es einfach. So einen leichten roten Faden habe ich in der Hinsicht, was die Charaktere angeht, jedoch nur im Groben, wenige Schlagworte wie "Nachdenklich", "verachtet Technik und Industrie", "suizidgefährdet", um es ma auf Benji zu bringen... der Rest entwickelt sich spontan. Ich bin selbst erstaunt, dass das bisher so gut geklappt hat x> Nichtsdestotrotz vielen vielen Dank für das Lob, Sklave :*


    Ich muss sagen, hier kommt ein unglaublich bewundernswerter Charakterzug ans Licht, nämlich sein großer Stolz. Das ist natürlich auch wichtig und zeichnet ihn auch sehr positiv aus, der Junge gefällt mir immer und immer mehr. Gut, dass seine Freundin ihn jedoch vom Kinderwunsch abhält, mit neunzehn ist das definitiv zu früh, wenn er eh nicht genug Geld hat. Manchmal verwirrt er mich, da er sonst immer so „schlau“ wirkt, aber gut, er sieht es ja am Ende selbst ein;

    Oh ja, Stolz, sein großes Manko x3 Wird in späteren Kapiteln noch zum Tragen kommen, sein ewiger Stolz, der ihn so manche dumme Tat vollführen lässt und ihn in diese und jene Schwierigkeit bringt, nicht nur psychisch, sondern auch im Bezug auf seine Mitmenschen. Zu dem anderen Punkt muss ich sagen, ja, eigentlich ist er wirklich intelligent und wägt Tatsachen gegeneinander ab, aber da hat Geneviève auch wieder Teilschuld an seinem Benehmen. Er ist immer noch sehr verliebt in sie und ich weiß nich, ob du damit bereits Bekanntschaft gemacht hast, allerdings verleitet einen die blinde Liebe zu mancher Torheit ;D


    Er liebt sie doch, von ganzem Herzen, oder? Dann solltest du uns das auch zeigen, lass ihn vielleicht mal weinen, oder ein Anzeichen auf eine Depression, lol. Ich meine, klar kann ein Lehrer im Klassensaal nicht einfach anfangen zu weinen, aber du kannst es ihn ja unterdrücken lassen und dabei noch ein paar negative Gedanken mit einbringen, dass er damit nicht nur sich, sondern auch noch seine Schüler unglücklich machen würde, das wäre zum Beispiel ein Anzeichen auf eine Depression.

    Wie bereits gesagt, ja, tut er, und im Nachhinein muss ich da echt so "Kopf meets Tischplatte" denken. Das Ende... ja, ich habe schon Besseres zustande gebracht, sehe ich also genauso. Bislang war es jedoch so, dass ich selbst (und ich nehme zumindest bei den Charakteren an Erfahrungen und Erlebnissen einiges von meiner eigenen Vergangenheit) noch nie so starke Liebe empfunden habe und mich da nich auf Klischees stürzen wollte - denn gerade das will ich hier vermeiden. Wusste ich an der Stelle nicht richtig nachzuvollziehen, wie man sich da fühlt, von daher... naja, muss ich wohl noch lernen, mich in ungewohnte Situationen hinein zu versetzen. Zudem hatte ich vorher stets Benji für meinen depressiven Part gebucht, weshalb ich mich bei Shohei wohl ebenfalls etwas zurückgehalten habe. Denn es sollen ja nicht alle gleich wirken :3
    Puh, nachdem ich den langen Teil hinter mich gebracht habe, folgt nun der Re-Kommi zu Chapter 4 *
    keuch*



    Na ja, wie auch immer; das Zitat kenne ich jetzt persönlich nicht, aber es ist doch ganz schön und scheint auch gut zum Kapitel zu passen. c:

    Hach, das hat der liebe Benji zu verantworten, dieses Zitat, bei dem ich gleich ein fehlendes -s entdeckt habe xD Schande über mich :x Ja, vielleicht weißt du es noch aus dem Startpost, viele Songs von Egypt Central haben mich inspiriert bzw treffen einfach auf Benjis Persönlichkeit zu, weshalb ich ihre Songtexte gern als Zitate verwende :>



    Interessant wäre vielleicht noch gewesen, wenn du eingebracht hättest, wie er als Kind darüber gedacht hat. Ging er auch in die Nachhilfe? Und wenn ja, wie fand er es? Kann er bestätigen, dass er damals auch so gedacht hat.

    Wow, gute Idee *3* Ehrlich, mir ist die ja, wie du gelesen hast, nicht eingefallen... Auf der anderen Seite bestünde da natürlich speziell bei mir wieder die Gefahr, ins Endlose abzudriften und dann nich mehr zum roten Faden zurück zu finden. Von daher lass ich das ma so stehen, wobei ich schon ne Idee habe, wo ich das noch unterbringen könnte :3



    Es geht um die Straße, um Strom, sein Nutzen und seine Kosten und um menschlichen Egoismus. Letzteres ist wahrscheinlich das komplexeste Thema, dieser drei Kategorien und hat mir auch recht gut zugesagt, wobei ich nun aber anmerken muss, dass du auch hier noch hättest etwas tiefer greifen können.

    Natürlich, da, wo ich gekürzt habe, hätte mehr stehen können xD Ich glaub, ich hab knapp 300 Worte, einen kompletten Abschnitt, dazu rausgestrichen, weil ich dachte, wäre dann wieder zu viel Gedanken -___- Ich denke, da muss ich das richtige Maß erst noch finden, was das angeht... ich finde diese Tatsache irgendwie lustig, dass genau da meine Beschreibungen richtig gewesen wären x)


    Ich weiß nicht woran es lag, aber mir kam der „Part“ insgesamt trotzdem etwas seltsam vor, vielleicht liegt es eben an diesem Inhalt. Bisher weiß ich nicht viel über diesen Benjamin, nur dass er offenbar mit seinem Leben ist, dazu die Informationen von eben. Na ja, vielleicht ist es schwer solch‘ und Trauer und Kummer zu verstehen, wenn man dessen Ursprung nicht richtig kennt. Ich weiß nicht, inwiefern das so gewollt war, aber vielleicht hättest du das ein bisschen mehr offenlegen können.

    Es war in der Tat gewollt, mein Lieber :3 Vor allem bei Benji lege ich sehr großen Wert auf Gefühle und Eindrücke, auf seine Gedanken, sein Innenleben, weil er der komplizierteste aller Charaktere in dieser Geschichte ist. Dagegen ist Shohei ja so durchsichtig wie Glas x3 Später wirst du bestimmt noch verstehen, wieso Benji so schwierig ist :> Jedenfalls, also eigentlich sollte der Teil ja Prolog werden, aber mit so nem Zeitsprung wär das noch merkwürdiger geworden... ach ja, den Ursprung lernt man nach und nach kennen, Stück für Stück. Nen Flashback an der Stelle war vorgesehen, habe ich jedoch aufgrund des eben Genannten wieder verworfen, man erführe sonst wohl zu viel von ihm, und das schon ganz zu Anfang ~


    Den ersten Abschnitt dieses Teils finde ich ja mal ziemlich genial. Diese kurzen Sätze, die haben was richtig interessantes, ein tolles, angewendetes Stilmittel, sehr gut.

    Elliptische Sätze erzeugen Spannung, sowas lernst du später noch in Deutsch ;D Ja, dieses Stilmittel habe ich sogar bewusst gesetzt (sonst ertappe ich mich erst immer im Nachhinein dabei, wie ich meine Texte auf Stilmittel untersuche xD) und scheinbar die gewünschte Wirkung erzielt :*


    Benjamin scheint es noch etwas schlimmer erwischt zu haben als Shohei, oder er ist einfach nur schwächer, da er sozusagen schon in einer Depression drin ist, wow.

    Schwächer nicht unbedingt... vielleicht auch ein größeres Päckchen auf seinem Weg zu tragen, wer weiß? Wenn man eigentlich sein ganzes bisheriges Leben in dem Gedanken lebt, eine Missgeburt zu sein, ich denke, das schlaucht ^^" Aber gerade dort liegt auch seine eigentliche Stärke. Das muss man schließlich erstma schaffen, siebzehn Jahre mit solchen Hintergedanken weiter zu machen, weiter zu leiden ~




    Benjamin scheint wirklich fertig mit der Welt zu sein, außerdem hat er noch Angst vor Ärzten. Natürlich wäre es interessant zu erfahren warum, aber das wird sicherlich noch geklärt.

    Teils wurde es ja schon geklärt, falls du dir den letzten Sternchen Abschnitt nochma durchliest ;3 Es hat noch andere Gründe, ja, aber da sind schon die stärksten Andeutungen drin imo. Ich soll ja nicht zu viel in ein Kapitel packen x3 Und auf der anderen Seite möchte ich nicht gleich alles blank auf den Tisch legen, dann wäre die Spannung weg :P
    So, und jetzt bin ich endlich fertig x3 Ne ganze Stunde hat es mich gekostet, wow, Rekord bislang x) Naja, jedenfalls herzlichsten Dank für deinen ausführlichen Kommentar, Sklave, du :*

  • Kapitel 5 : Doomed innocence



    || Must be the angels on a rampage

    They’re taking matters into their own hands ||


    ~ Sunrise Avenue - Angels on a rampage




    „Willst du dich über mich lustig machen?“ Eine erzürnte weibliche Stimme, begleitet von einem seichten französischen Akzent, schallte vom Nebenraum bis ins Wohnzimmer, so laut und sich gleichzeitig so überschlagend vor Rage, dass die Nachbarn ihren Fernseher gar nicht erst einschalten mussten, um die Probleme fremder Menschen gehaltvoll – oder eben nicht – zu kommentieren. Für Benjamin gehörte die Stimme zu einem wunderschönen Mädchen, vielleicht etwas störrisch und frivol, nichtsdestotrotz eine Augenweide für das männliche Geschlecht, und eben diese warf ihrem Dialogpartner momentan etliche, auf Französisch formulierte Beleidigungen an den Kopf. Benjamin ordnete die geheimnisvolle Unbekannte als Shoheis Freundin ein, und beglückwünschte ihn innerlich zu seinem Glück, gar beneidete er ihn. „Und du erwartest, dass ich dir das abkaufe, mon Cher?“
    Benjamin selbst war es nicht im Traum eingefallen, je ein Mädchen, das er mochte, anzusprechen. Seiner Ansicht nach fühlte es sich ja sogar schon verboten an, sie aus der Ferne zu betrachtet, ihre Gestik zu beobachten, ihr Verhalten im Beisein ihrer Freundinnen, sich ihr Lachen ins Gedächtnis zu rufen. Er brächte diese engelsgleichen Geschöpfe mit seiner Labilität in Lebensgefahr und diesen Sachverhalt wäre es keineswegs in der Lage zu verantworten. Eigentlich dürfte er nicht einmal hier in Shoheis Wohnung sein. Ein eiskalter Schauer kroch seinen Rücken hinab, als er sich widerwillig ausmalte, wie seine erbarmungslosen Flammen denjenigen einschlossen, der sich um ihn gekümmert und seinen von allem erschöpften Leib von Luzifers Pforte weggezerrt hatte.
    Allmählich fing er an, der Verdammnis wahren Glauben zu schenken, es symbolisierte einen ewig währenden Fluch, auf dem blauen Erdenrund zu wandeln, ob er nun wollte oder nicht. Man gestattete ihm nicht die geringste Schmerzlinderung; niemand tat dies, niemand hatte dies je getan, niemand würde es je tun. Diese Erkenntnis stülpte sich immer wieder lückenlos über seine Hoffnung, nach jedem Scheitern seiner jämmerlichen Wenigkeit. Eröffnete sich ihm überhaupt eine Alternative zu seinem scheinbar unvermeidbaren Schicksal? Benjamin dachte kurz nach, einen Sprung von einem Hochhaus könnte er beispielsweise durchaus in Betracht ziehen. Zwar würde es bis zum Aufprall und hoffentlichem Tod diverse Sekunden dauern, welche sich wohl ohne Grenzen in die Länge zögen, aber die prozentuale Wahrscheinlichkeit, einen solchen Sturz zu überleben, betrug quasi null. Und selbst wenn das der Fall sein sollte, verbrächte er sein restliches Dasein voraussichtlich schwer behindert, würde seine Umwelt kaum registrieren, am wenigsten begreifen und, das Beste daran, dementsprechend keinen Schmerz fühlen. Seine letzten Momente, in denen angeblich das gesamte Leben Revue passierte… er hatte so lange darauf gewartet, da machten ihm die paar zusätzlichen Sekunden nichts aus.
    „Es ist die Wahrheit, Geneviève!“, beteuerte Shohei, pure Verzweiflung begleitete sein Flehen. “Du musst mir das mit der Extraschicht glauben, bitte. Und mein Handy hatte ich Zuhause vergessen, weil –“
    „Spar dir das Gefasel. Eher würde ich vermuten, dass du mich betrügst. Shohei, ich weiß, wie schlecht du lügst, ich kenne dich doch!“ Kurz darauf knallte eine Tür schmerzhaft laut ins Schloss, energische Schritte steuerten aufs Wohnzimmer zu, den Raum, in dem Benjamin sich nach wie vor aufhielt. Er versuchte vergeblich, sich mental auf das Folgende vorzubereiten, allerdings gelang ihm das kaum. „Ich verlange, dass du sie mir -“ Da stand sie nun vor Benjamin und starrte diesen völlig entgeistert an, als wäre er ein Geist, ein Außerirdischer und das achte Weltwunder zugleich. Ihr hübsches Antlitz fand sich in gänzlicher Verwirrtheit wieder, gepaart mit Entsetzen und Fassungslosigkeit. Zur selben Zeit begannen ihre langen, grazilen Beine, auffällig zu zittern und drohten, unter ihrem grauen Minirock einzuknicken. Im Schutze ihrer weißen Bluse – Ärmelenden sowie der Kragen bläulich eingefärbt – hob und senkte sich ihre wohlgeformte Oberweite in unregelmäßigen Abständen, sie rang sichtlich mit ihrer Beherrschung, und dennoch verlor ihre Gestalt nicht im Geringsten an Liebreiz oder Schönheit, erst recht nicht ihr reines, makelloses Gesicht. Trotz der äußeren Umstände bewunderte Benjamin Shohei für seinen ausgezeichneten Geschmack, seine Freundin war noch bezaubernder, als er je vermutet hätte. „Das? Das ist deine Entschuldigung? Sag mal, willst du mich eigentlich… du elender Bastard!“ In dem Augenblick durchbohrten ihre saphirblauen Seelenspiegel Shohei mit ihrer Eiseskälte, zerfleischten, zerfetzten ihn, rissen seinen Leib in Stücke. „Was macht ihn so wichtig, dass… du mich versetzt hast?“
    Benjamin bemerkte den Schmerz, in dem sie sprach, und sofort hagelten Tonnen an Vorwürfen auf ihn herab. Eine weitere Schuld, die er sich aufbürden durfte.
    „Entschuldigung, aber das… kann ich dir einfach nicht verraten, tut mir leid“, entgegnete der Angesprochene kleinlaut, unfähig, ihr sein Alibi zu nennen. Beschämt schaute er zu Boden, wagte es nicht, auch nur einen flüchtigen Blick in Genevièves Richtung zu riskieren. Warum erzählte er ihr nicht, dass er jemandem vor dem Tode bewahrt hatte? Doch Geneviève verstand es ohne Worte.
    „In Ordnung, c’est ça…“, flüsterte sie, ein trauriges Lächeln zierte ihre schmalen Lippen. „Ich schätze, das war’s dann. Leb wohl, Shohei.“ Geradezu schleichend trugen ihre anmutigen Beine sie an Shohei vorbei zur Haustür, leicht erkannte man, wie er vor ihr zurückwich. Man hörte sie das Portal nach draußen öffnen, doch zögerte sie, ehe sie das Apartment endgültig verließ. „Und Shohei… in den vergangenen zwei Jahren hast du mich kein einziges Mal ‘Schatz‘ genannt.“ Dann suchte die Holztür ein letztes Mal heftigeren Kontakt zu ihrem allseits verfügbaren Wächter, dem Rahmen.
    Das im Anschluss eintretende Schweigen sog Benjamin die Luft aus den Lungen, presste sie mit aller Kraft aus ihm heraus und lähmte gleichsam sein Zwerchfell, auf dass es ja nicht wagte, dagegen anzukämpfen, Widerrede zu erheben. Der zukünftige Erwachsene fühlte sich so unwohl wie noch nie in seinem Leben, jedoch beschrieb dies ausnahmsweise nicht Mitleid mit seiner eigenen Verfassung, sondern der eines Individuums, dem er viel verdankte, obwohl er es lediglich seit einigen Stunden in seiner Umgebung wusste. Langsam keimten die Zweifel an der Richtigkeit seiner Existenz ein weiteres Mal. Womit verdiente er es denn, weiterhin auf Erden zu weilen? Eine kurze Dauer in seiner Gegenwart und jedermanns Glück verflüchtigte sich automatisch, schwand, als wäre er ein vor sich hin vegetierender Pechmagnet.
    Warum hatte er den Sommer auserkoren? Im Winter, da hätte er sich gemütlich in einem abgelegenen Wald verstecken können, im heftigsten Schneesturm, und sich dort die Pulsadern aufschlitzen… oder in einer mit Wasser gefüllten Badewanne, an einem vollen Arbeitstag seiner Eltern… oder er wäre, ebenfalls im Winter, in einen reißenden Fluss gesprungen. Entweder hätte sein Herz aufgrund des Kälteschocks sofort mit seinem Dienste aufgehört, oder nach einer gewissen Zeitspanne seine Muskeln mit ihrem Wehren gegen die Strömung und er wäre langsam ertrunken.
    In seiner Not, einen geeigneten Fixpunkt für seine huschenden Augen zu finden, inspizierte er den Verband an seinem linken Unterarm. Zweifellos sauber angebracht, keine Frage, nicht zu stramm und nicht zu locker, sein Blut zirkulierte auf seinem normalen Wege, nicht ein Tropfen davon drang nach draußen. Benjamin fragte sich, wieso Shohei so reagiert und somit seine Freundin geopfert hatte, das machte keinen Sinn. Die Beziehung zu riskieren, andauernde Zuneigung, Liebe, Zärtlichkeit, Leidenschaft, für einen Jungen von der Straße, dem das Leben einerlei war… worin verbarg sich Shoheis Motiv?
    „Shohei, ich… es tut mir –“, begann er stotternd, unschlüssig, welche Worte er in einer solchen Situation verwenden sollte, um nicht exakt den falschen Punkt zu erwischen. Der Angesprochene würgte ihn mit einer raschen Handbewegung ab.
    „Dich trifft keine Schuld“, und er sagte es in so einer ehrlichen Apathie, dass es Benjamin einen Eiszapfen in seine Seele rammte. „Früher oder später musste es passieren.“ Doch der Blick, den Shohei Benjamin dabei schenkte, loderte in Verachtung und Abscheu.




    ***


    “Shohei, du kommst doch gerade erst von der Arbeit, wo willst du schon wieder hin? Hast du nicht irgendwann auch -“, setzte Benjamin irritiert an, doch die kurz angebundene Antwort seines provisorischen Vermieters ließ nicht lange auf sich warten. Den Kopf aus der Küche in den düsteren Flur gestreckt beobachtete er, wie Shohei sich hastig und ohne aufzuschauen in seine rote Strickjacke warf. Die schwarzen Strähnen fielen in sein ermüdetes Antlitz, sie verbargen Teile seiner vor Stress ermatteten Haut, einschließlich warfen sie einen Schatten auf seine dunkelroten Iriden. In letzter Zeit schlief er nicht besonders gut, was wohl auch damit in Verbindung stand, dass er ständig versuchte, seine nunmehr Ex-Freundin wieder für sich zu gewinnen. So oft rief er sie an, besuchte sie bei ihr zu Hause, wobei Benjamin wohl zu Recht die Tatsache eines tatsächlich stattfindenden Gespräches innerhalb ihrer Wohnung anzweifelte, schrieb ihr schier endlose Briefe - und erhielt keinerlei Reaktion darauf. Seinem Verhalten nach zu urteilen wagte sie es nicht, ihm die Türe zu öffnen oder überhaupt den Hörer des Telefons abzunehmen, sofern er sie per Schnur um Vergebung zu bitten gedachte, und ebenso wenig verfasste sie ihm eine Antwort-Sms. Für sie war die Sache aus und vorbei und es kümmerte sie herzlich wenig, wie sehr ihren ehemaligen Freund dies verletzte, denn sie lebte nun ihr eigenes Leben und wenn sie sich schon so bewusst gegen seine Versöhnungen sträubte, dann bedeutete er ihr nicht mehr allzu viel.
    Den klirrenden Schlüsselbund hielt Shohei zwischen den Zähnen fest, um sich richtig ankleiden zu können. Er würdigte nichts in seinem Umfeld bloß eines einzigen Blickes, zumindest der Einschätzung des just Geretteten nach, ähnlich einer Art Trance fokussierten sich die Augen Shoheis auf einen vermeintlichen Punkt vor ihm, der in Wirklichkeit gar nicht existierte. Er schaute ins Unendliche, ins Nichts hinein, während sein Kopf auf Hochtouren arbeitete und die Gedanken in seinem Gehirn umher scheuchte, einen Ausweg aus seinem Dilemma suchten oder wenigstens eine Ablenkung davon.
    „Bin weg. Warte nicht auf mich“, entgegnete Shohei in vollkommener Gleichgültigkeit, sobald seine Lippen wieder über ihre übliche Freiheit verfügten, kehrte seinem neuen Mitbewohner ohne ein weiteres Wort achtlos den Rücken und wenig später schlug die weiße Holztür knallend in ihren Rahmen.
    „-mal Hunger“, seufzte Benjamin seinen begonnenen Satz zu Ende, wenngleich keiner außer ihm den Schlussteil noch mitbekam. Nachdenklich lehnte er gegen die türlose Pforte zwischen Küche und Flur, starrte in die mindere Belichtung von Letzterem hinein. Direkt gegenüber von ihm, zwischen den Eingängen zu Shoheis Zimmer und dem Bad, befand sich eine etwa mittelhohe Dunkelholzkommode, auf ihr ein kleines Deckchen, sowie einige positioniert. Auf dem kleinen Schränkchen zeichneten sich um einiges hellere Maserungen ab. Sie verliefen genauso kreuz und quer wie die Gedanken Benjamins und er verglich sich automatisch mit ihnen. Ineinander verwoben, miteinander verbunden, verschieden breit, unterschiedlich lang… zu viele Umwege hatte er genommen, um seinem lächerlichen Dasein ein Ende zu setzten und dennoch hatte er es bislang nicht geschafft. Noch immer irrte er durch das verwinkeltste Labyrinth, in das man ihn je hätte katapultieren können, auf der verzweifelten Suche nach einem Ausweg. Oder besser gesagt dem seiner Meinung nach einzigen Pfad, nämlich den des Todes, der Richtung, in der er ohne irgendeine Rettung, ohne irgendeinen Heiligen, der ihn schützte, sein Ziel erreichte, seinen Traum.
    Rechts vom Bad folgten ungefähr eineinhalb Meter Parkettboden, dann eine kleine Senkung des Fußbodens mit grünem Teppich als Vorbau, ehe man sich auch schon direkt vor der weißen Eingangstür befand. Vor einiger Zeit hatte Shohei sich anscheinend die Mühe gemacht, der Raufasertapete einen zart orangen Farbton zu verleihen, wodurch der ansonsten relativ lichtarme Flur ein wenig freundlicher wirkte. Dennoch war die Glanzphase der Wand wohl bereits abgelaufen, die Tönung verblasste allmählich und der normale Hausstaub fraß sich in die im Grunde so strahlende und helle Farbe hinein, sodass eine senfgelbe Komponente sie nun hier und da überschattete. Eine gründliche Reinigung, wenn nicht sogar ein Neuanstrich wäre sicherlich Balsam für die Tapeten gewesen.
    Links von ihm und ebenso links von Shoheis Gemach führte der Flur bis ins Wohnzimmer, dorthin, wo er sich bereits seit einigen Nächten auf dem Sofa dem mehr oder weniger erholsamen Schlaf widmete. Es kreisten viel zu viele Überlegungen in seinem dafür wesentlich zu kleinem Haupt umher, als dass er je wirklich tief, geschweige denn die gesamte Nacht an einem Stück schlafen könnte, die Selbstvorwürfe nahmen einen zu enormen Teil seines Denkens ein. Seit er bei Shohei wohnte, verursachte er ihm ausschließlich Schwierigkeiten und Schmerz, nichts außer Problemen und Pein, die es Benjamin nicht gelang, mittels des Erledigens häuslicher Angelegenheiten zu entschädigen. Nein, das Unheil war weitaus gravierender als seine vollführten Leistungen und man reparierte keine Beziehung der Welt, indem man abwusch, oder Staub saugte, oder die Schmutzwäsche in entsprechende Maschine verfrachtete, oder einfach so Ordnung schuf.
    Theoretisch sollte Benjamin persönlich mit Geneviève reden, ihr die Lage erklären und dass Shohei wegen ihm nicht bei ihr erschienen war, sie bitten, ihrem Ex-Freund zu verzeihen, doch er scheute davor zurück, aus Angst, noch mehr zu zerstören. Eigentlich verkörperte es in seinem Ermessen eine Pflicht, dieses Aufklärungsgespräch mit ihr zu führen, allerdings drängte sich ihm mehr und mehr die Gewissheit auf, Shohei würde ihn dabei ertappen und das Szenario falsch interpretieren, nämlich als einen Annäherungsversuch an seine noch immer Geliebte. Doch da bekanntlich der Ton die Musik machte und man den logischen Verstand während solcher Konfrontationen stets ausblendete, litte nicht bloß der letzte Funken der Beziehung zwischen Shohei und Geneviève darunter, sondern ebenfalls die Freundschaft von ihm zu Benjamin. Sofern da je eine bestanden hatte, fügte der im Apartment alleinig Verbliebene gedanklich hinzu. Höchstens Ansätze dessen, und zwar bevor Geneviève hier wutentbrannt aufgekreuzt war.Wäre das nicht passiert, hätte Shohei das Rendez-vous mit ihr nicht verschwitzt und fast die ganze Nacht an Benjamins Seite geweilt, um zu gewährleisten, dass er keinerlei Dummheit mehr beging, dann…
    „ … würde er noch in einer heilen Welt leben … “, flüsterte er seine bittere Erkenntnis in die erbarmungslose Stille hinein. Nur das regelmäßige Ticken der Silberuhr im Wohnzimmer, antwortete ihm, erfüllte die Wohnung mit einem Geräusch, einem Laut, der sich in stetigen Abständen abspielte und auf dessen Erklingen man unter Garantie zählen könnte, anders als beispielsweise die Tonwiedergabe eines TV-Gerätes oder eines Radios.
    Der Rest der Einrichtung verharrte in stummem Schweigen, lauschte dem leisen Atem Benjamins, dem Pochen seines Herzens, das zu seinem Leidwesen nach wie vor schlug. Etwaige sonstige Klänge fehlten. Das, was Shohei beinahe in den Wahnsinn trieb? Das Missen von Genevièves Stimme in seinem so ruhigen Umfeld, die Gespräche, ihr Lachen? Benjamin hätte nie zu träumen gewagt, wie schlimm Alleinsein sich in Wirklichkeit anfühlte, hatte er völlige Isolation bisher nur ersehnt, um keinen zu gefährden, unnötig in Gefahr zu bringen. Keine Frage, Dialoge mit jemandem zu führen, der nicht ihn selbst verkörperte, war ganz angenehm und tat dem eigenen Gemüt etwas Gutes, aber wenn kontinuierlich die Angst, diesen Jemand unbeabsichtigt zu verletzen, bei der gemeinsam verbrachten Zeit mitschwang, gestaltete es sich wesentlich schwieriger, sich frei und ungezwungen über ein alltägliches Thema zu unterhalten. Vor allem, sofern man jener Person so viel verdankte, trotz des Faktes, dass man nicht darum gebeten hatte.
    Er hasste es. Er hasste den Rhythmus seines Blutes, das fortwährend in ihm zirkulierte; er hasste die Hartnäckigkeit des Schicksals, welches ihn gnadenlos an seine irdische Existenz fesselte, dem es scheinbar Vergnügen bereitete, ihn weiterhin zu quälen; er hasste sich selbst für seine Unfähigkeit, einen Schlussstrich zu ziehen und allen seinen Mut zu beweisen, dem Tode gewollt und würdevoll entgegen zu treten. Sein Engel wartete schließlich nicht ewig. Jedoch… sollte er jetzt ins Jenseits entschwinden, falls dergleichen zu seinen Ungunsten erschaffen wurde, wer passte danach auf Shohei auf?
    Er hegte eine immense Todessehnsucht in sich, enorme Lebensmüdigkeit, dennoch entfachte es in ihm ein Fegefeuer der Schuldgefühle, ließe er seinen vorübergehenden Vermieter zurück, ganz allein in seiner zerborstenen Scherbenwelt, immerhin trug er doch für Shoheis Unglück die volle Verantwortung. Jeden, zu dem er Kontakt aufbaute, stürzte Benjamin laut seines persönlichen Ermessens in größtes Unheil, allerdings verstieß es gleichzeitig gegen seinen Instinkt, dem Pflichtbewusstsein, feige der Möglichkeit einer Wiedergutmachung zu entgleiten, ohne es wenigstens versucht zu haben. Bei anderen Leuten hätte er sich in der Hinsicht vielleicht überwunden, kannte er sie bereits seit längerem, aber Shohei gewährte ihm Obdach und Nahrung, obwohl vorher keinerlei Aufeinandertreffen stattgefunden hatte. Mitleid oder Zivilcourage?
    Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem, schlussfolgerte Benjamin intuitiv, stieß sich vom Türrahmen ab und setzte sich langsam in Bewegung, das Bad ansteuernd. Über kreuz angewinkelt ergriffen seine Hände den unteren Saum des schwarzen T-Shirts. Shohei hatte es ihm geliehen, da seine eigene Kleidung noch in der Waschmaschine mit den flächendeckenden Blutrückständen kämpfte.
    Unwillkürlich schoss dem Teenager die Frage in den Kopf, wieso er bei einer so gefährlichen Wunde
    nicht schneller gestorben war, und es gelang ihm nicht, eine Antwort darauf zu finden. Floss zu viel der roten Flüssigkeit durch seine Adern, sodass es länger dauerte, bis er ausreichend davon verlor, um die finale Schwelle beschreiten zu dürfen? Hatte er etwas falsch gemacht? Wahrscheinlich hätte er sich die linke samt der rechten Ader aufschlitzen müssen, in dem Fall wäre es rapider von statten gegangen.
    Gekonnt entledigte er sich des Oberteils, seine Finger berührten die Stelle seiner recht gut gebauten Brust, an der sein Herz gegen den Widerstand seiner Rippen hämmerte. Sacht strich er darüber, entlang seiner glatten Haut, die Ansätze der Muskeln dort hinab bis zum flachen Bauch. Ein Mädchen würde sich keinesfalls über seinen Körperbau beschweren, ließ sich dort kein einziges Gramm Fett erkennen, geschweige denn irgendwelche seltsamen Male oder Flecken, und die Bestückung mit Muskeln zog ebenso wenige offene Wünsche nach sich. Dabei trainierte er nicht einmal sonderlich oft oder achtete explizit auf seine Ernährung, er aß und trank, wie es jeder normale Mensch täte, ohne Gewissenskonflikte. Sein Herz, es stach, wieder einmal, aus ihm unerfindlichen Gründen. Fast als fräßen sich Hunderte kleiner Nadeln in sein Organ hinein, langsam, gemächlich, darauf aus, einen möglichst fiesen Schmerz dabei zu erzeugen, zu erglühen, sobald die Spitze sich im Inneren befand.
    Benjamin wusste nicht, was dies bedeutete, suchte es ihn bereits seit Jahren ohne erdenkliche Vorwarnungen heim. Er wusste nur, dass es zu besonders depressiven Phasen seinerseits geschah, in denen er sich am liebsten sofort vom Dach des nächstbesten Hochhauses verabschieden würde.
    Das Shirt lockerte sich aus seinem Griff und sank elegant auf den glatten Parkettboden, ohne ein sonderlich lautes Geräusch zu verursachen. Es rauschte lediglich kurz, als es die vorhandene Luft beiseiteschob und schließlich den Boden begrüßte. Unverzüglich formte Benjamin eine kleine, geradezu süße Flamme in seiner Handfläche und betrachtete sie eine Weile. Zitternd wand sie sich im Gewahrsam seiner Finger, schlug hin und wieder mit einer strohigen Ranke nach rechts, mal nach links aus und verbreitete einen angenehm warmen Schein im ansonsten vollkommen lichtleeren Flur von Shoheis Wohnung. Selbst das Orange der in die Jahre gekommenen Wand fand dadurch eine Spur an Glanz, dankbar reflektierte es die Hitzefünkchen des minimalen Feuerchens, welches seltsamerweise Benjamins Haut nicht verbrannte, wenn er sie beschwor, sie kontrollierte und manchmal sogar einsetzte. Zu welchen Zwecken, das vermochte ausschließlich Benjamin zu sagen.
    Ähnlich einem zerbrechlichen Wesen pulsierte sein ständiger Gefährte, in ihm weilte Leben, weilte Macht, wunderschön und so unberechenbar. In seinem Inneren hegte er geheimnisvolle Intensität, ebenso verdichtete sich dort das Leuchten der orange-gelblichen Komponenten zu einem inbrünstigen Rotton, der dem von Shoheis Iriden auf gewisse Art und Weise glich, zumindest schoss dem Urheber der hier keineswegs chemischen Reaktion in seiner Hand dies augenblicklich durch seinen Verstand. In äußeren Bereichen hingegen erzeugte die Flamme ihren eigenen, ganz persönlichen Sonnenuntergang, sie versuchte vehement, dessen Pracht und dessen Atmosphäre bestmöglich nachzuahmen, versuchte, an den flammenden Stern heran zu reichen, indem sie gelb mit orange mischte, und orange mit gelb, und die stürmischen Wogen der heißen Strömungen flackerten, als würde ein stetes Windesheulen sie zur Flucht bewegen wollen.
    „Wenigstens ist auf meinen Fluch stets Verlass…“, wisperte er spöttisch, und ein zufriedenes Lächeln zierte seine schmalen Lippen, als er die Badezimmertür behutsam hinter sich schloss. Da der Verband, der sein Vermieter ihm angelegt hatte, gekonnt die übliche Bestrafung seinerseits verhinderte, musste er zu anderen Mitteln greifen. Mitteln, die er zwar erwogen, jedoch nie wirklich nachhaltig angewandt hatte, jedenfalls nicht in letzter Zeit, dazu waren zu viele Schärfe besitzende Gegenstände in seinem Umfeld gewesen, an denen er sich hatte abreagieren können. Allerdings, so erzählte man sich, machte Not erfinderisch, und das erste Mal in seinem Leben erkannte Benjamin den eigentlichen Sinn dahinter. Er hatte sich nämlich gerade eine angemessene, so befand er es, Alternative zu seinem normalerweise vorhandenen Ventil gesucht. Und der im Grunde jederzeit verfügbare Wasserhahn neben ihm würde nicht gestatten, dass er Shoheis Apartment dabei versehentlich in Brand steckte.




    ***


    Kühle Finsternis hauchte Shohei leise ihren Atem entgegen, als er endlich von seinem abenteuerlichen Ausflug wiederkam und sich ihr innerhalb seiner heimischen Mauern darbot. Lockend umgarnte sie sein ermüdetes Antlitz, wollte ihn dazu verführen, sich ihr, sowie dem Mitbringsel in seiner rechten Jackentasche hinzugeben, um den nachwirkenden Strapazen des langen Tages zu entfliehen. Sanft glitt sie an Shoheis Körper entlang, vorsichtig schloss er die Haustür hinter seinem Rücken, entledigte sich ohne Benutzung der Hände seiner Schuhe, fuhr mit den Fingern durch sein vom Wind zerzaustes, pechschwarzes Haar.
    Und plötzlich dämmerte es ihm wieder. Den halben Abend lang hatte er versucht, die Konsequenzen, welche durch Benjamin verursacht worden waren, zu beseitigen – völlig vergebens, wobei er den Auslöser seiner Not als Nebensächlichkeit abgestempelt hatte. Eine normale Reaktion, oder nicht? Den Quell des Problems abschieben und versuchen, die bestmögliche alternative Lösung zu finden, die den Schaden bis zu einem niedrigen Level reduzierte. Tat er das wirklich? Den Kern der Schwierigkeit anstandslos ignorieren?
    Vorsichtig schritt Shohei in seinen Socken auf dem rutschigen Parkett voran, tastete sich langsam vorwärts, um nicht gegen die Holzkommode zu stoßen, die ihn nach der Badezimmertür erwartete. Nein, stellte er künstlich überrascht fest, er ignorierte ihn nicht. Eher öffnete er besagter Person Tür und Tor zu seiner eigenen Wohnung, lud ihn ein, auf unbestimmte Zeit mit ihm zusammen unter ein und demselben Dach zu leben, teilte sein Essen, sein Bad, ja, quasi seine komplette Existenz mit dem Jungen, der sie ohne große Mühe innerhalb einiger Sekunden zerstört hatte. Ruinen, nichts als Trümmer barg nun das, was sich einst ‘Erfüllung‘ nannte. Peitschender Regen der Verzweiflung furchte Risse in das vermeintlich stabile Fundament seiner Liebe zu Geneviève, denn wenn nicht einmal mehr seine brünette Göttin sich einen Deut um ihn scherte, dann schufteten seine Organe für niemanden mehr. Seine engsten Freunde hatte er bereits vor langem verlassen – oder sie ihn, fragte Shohei sich im Nachhinein, Geschwister besaß er nicht, und seine Eltern… nach all den Zankereien, all den seinerseits geäußerten Worten verbot sein Stolz es ihm, zu seinen Erzeugern zu kriechen und sie um Aufmerksamkeit anzubetteln.
    Seine Gesichtsmuskeln verzerrten sich ein wenig beim Gedanken an das Paar, das sich als seine Eltern bezeichnete, seine Augen nahmen eine eiskalte Ausdruckslosigkeit an und seine Finger ballten sich schmerzhaft fest zu Fäusten. Diese Fehde würde keinesfalls von seiner Seite aus enden, dazu prägten zu viele Naben seine ohnehin einsame Seele. Er, ein Naivling, ein für die Zukunft ungeeigneter Träumer, der sein kindliches Wesen begraben und erwachsen werden, sich auf seine schulische Laufbahn konzentrieren sollte. Er schnaubte spöttisch. Zu seinem Wohl hatten sie agiert? Zu seinem Besten? Lächerlich. Schlichtweg lächerlich. Hatten sie ihm je eine Wahl gelassen, nur ein einziges Mal? Ihm freie Entscheidungen gegönnt? Er verkörperte doch bloß ein… ein Mittel zum Zweck, ein Statussymbol, mit dem sie das langweilige Image der Arbeiterklasse, das an ihnen haftete, ausradieren wollten, allein deshalb hatten sie ihn zu ständigem Lernen gezwungen. Das alles wofür?
    „Gar nichts“, presste Shohei zornig zwischen den Zähnen hervor, seine rechte Faust hämmerte er in seiner erneut aufbrodelnden Rage mit beachtlicher Kraft gegen die Wand, an der er sich mit seinem ebenso rechten Unterarm abstützte. Heute kümmerte es ihn nicht, ob die Nachbarn oder Benjamin dank des stumpfen Knalls aufwachten, heute nicht. Es gab wichtigere Angelegenheiten als ununterbrochenen Schlaf. Mit dieser wutgeschwängerten Geste entgegnete er nicht ausschließlich den Schmerz seiner Vergangenheit, wie er zunächst vermutet hatte, es steckte noch mehr dahinter.
    Bedacht schlich er an der schemenhaften Silhouette der Kommode im Flur vorbei. Sämtliche Türen harrten geschlossen in ihren Angeln, lediglich ein schmaler Lichtschweif drang unter dem Schlitz der Wohnzimmerpforte in den Korridor. Schwach strahlte der gelbliche Schein den kleinen, dunklen Holzschrank an, außerdem das Parkett direkt vor, sowie die Türen zu den sonstigen Räumen neben Shohei. Hatte dieses ungehorsame Balg etwa trotz seiner kurzen, dennoch klaren Erklärung auf ihn gewartet?
    Ruckartig stieß Shohei die Wohnzimmertür auf, gefeit, Benjamin eine wohl sortierte Predigt bezüglich der Aussagen und deren Zurkenntnisnahme von Autoritätspersonen zu halten. Warum bildete Benjamin sich ein, er verfügte über das Recht, sich seinem gnädigen Vermieter zu widersetzen? Gestaltete sich so sein Dank dafür, dass er die eigene Existenzgrundlage zugunsten eines wildfremden Jungen weggeworfen hatte, trotz der Möglichkeit, Geneviève die Wahrheit für sein Fehlen zu offenbaren? Theoretisch hätte er ihr ja die ganze Geschichte erzählen können, dass er Benjamin ein Schutzengel gewesen war, aber… es handelte sich laut Shoheis Meinung doch um ein Ereignis, das sie rein gar nichts anging. Benjamin hätte ihr wahrscheinlich ebenso wenig die Gründe für sein Verhalten verraten, immerhin gehörten sie zu höchst privaten Gedanken, und sollten keineswegs leichtfertig heraus posaunt werden.
    „Benjamin, habe ich dir nicht gesagt, du… Benjamin?“ Leicht verstimmt hastete Shohei zu Benjamin, als jener ihm nicht antwortete. Vorbei am links von der Tür stehenden Bücherregal schritt er zur Mitte des Wohnzimmers, den dunklen Fokus des TV-Gerätes ignorierend, dorthin, wo er sein beiges Sofa in nicht weitem Abstand zum Balkonfenster platziert hatte. Auch von draußen schienen einige Nachtlichter in sein Apartment, hervorgerufen von Neonlampen oder breitflächigen Werbetafeln. Ungestüm rüttelte er an der Schulter des Jüngeren, dessen Gesicht versteckte die Fütterung der Rückenlehne, bis er Shohei nach Mengen an vergeblich gestellten Fragen gemächlich sein Antlitz zuwandte und dieser daraufhin in seinem Bestreben unvermittelt innehielt.
    Benjamin schlief tief und fest. In regelmäßigen Zügen hob und senkte sich sein Brustkorb unter dem schwarzen T-Shirt, das er von seinem vorübergehenden Vermieter erhalten hatte, seine Mimik wirkte entspannt, friedlich, unschuldig. Sacht bewegten sich Benjamins Lippen im Traume, sein Mund war einen Spalt weit geöffnet. Adjektive, die Shohei eigentlich nie zur Beschreibung seines Mitbewohners eingefallen wären, breiteten sich nun in seinem Denken aus, und egal, wie sehr sich sein Verstand dagegen sträubte, welch mulmiges Gefühl des Unbehagens das in ihm erzeugte, es gelang ihm nicht, es zu unterbinden. Es geschah beinahe automatisch. Benjamin machte solch einen schwachen Eindruck, hilfesuchend, verletzlich, sensibel, vom Schicksal gestraft… nichts Böses wollend, selig… Shohei vermochte es nicht mehr, lückenlosen Groll gegen ihn zu hegen, obwohl er es gerade jetzt vehement versuchte. All seine Anschuldigungen dem Schlafenden gegenüber, der Verlust seiner geliebten Geneviève, den Benjamin zu verantworten hatte, sein eigenes, abweisendes Verhalten… dennoch war Benjamin tatsächlich wach geblieben, um auf ihn, der ihm so unfreundlich begegnet war, zu warten, vielleicht vor Einbruch der Nacht noch einmal mit ihm zu reden, ihm angenehme Träume zu wünschen. Womit verdiente er das bitte schön? Womit verdiente er eine solch… bedingungslose Anhänglichkeit? Derartige Freundlichkeit, gar Loyalität?
    Vorsichtig griff sich Shohei die Fleecedecke, welche auf der Sofalehne lagerte, und hüllte Benjamin für die restliche Nacht in den wärmespendenden Stoff, damit er sich keine Erkältung einfing. Shohei hatte ihm noch nicht verziehen, er wusste, das geschähe nicht einfach von heute auf morgen. Aber vielleicht fände sich ja auch eine andere Lösung, eine Alternative, die beiden nicht allzu viele Schwierigkeiten bereitete. Und als er das feuchte Spültuch aus den Händen Benjamins entfernte, schwor er sich, seinen Mitbewohner als Entschädigung wenigstens ein einziges Mal zu einem ehrlichen Lächeln zu verleiten.

  • Woha, Genevieve ist schon eine Zicke. ^^" Vielleicht merkte sie genauso wie Shohei, dass es bald zu Ende ist und wollte für sich selbst einen Grund suchen? Eigentlich war sie mir ganz sympathisch gewesen, daher interpretiere ich für mich mal ihr Verhalten demnach. Denn eigentlich sollte man seinem Partner nach all den Jahren zumindest die Gelegenheit lassen, sich zu erklären.


    Ich find Benjamins Gedanken süß, dass er sich nie ein Mädchen anzusprechen traute. Der Arme =O
    Ansonsten finde ich ihn generell sehr gut dargestellt. Man merkt, dass er depressiv ist. Nicht einfach nur selbstmitleidig (obwohl er das auch ist und schon fast eine Spur zu viel), sondern nun ja... mehr oder weniger krank.
    Da hast du dir eine Herausforderung gestellt. Er ist ein sehr kaputter Charakter, das muss man einfach so einmal dazugesagt haben, und du beschreibst ihn gut. Allerdings stell ich mir am schwersten seine Charakterentwicklung vor. Aber du kriegst das schon hin. ^^


    Weiter im Text. ^^
    Die Begrüßungsszene klingt jetzt nicht... nicht so nach einem alten Ehepaar. Sehr gut umformuliert. ;)
    Er tut sehr viel für Shohei, wohl aus schlechtem Gewissen heraus, und man merkt das auch. Dass er es ihm einfach Recht machen will. Er hat ja noch immer Selbstmordphantasien, allerdings setzt er diese nicht um, wohl aus Dank Shohei gegenüber und weil er ihm nicht noch mehr zur "Last" fallen möchte. Verständlich.
    Der letzte Teil mit ihm ist an sich schon "heftig", klingt aber sehr realistisch beschrieben. Gleichzeitig düster, aber die Realität ist nunmal oft so.


    Auch Shoheis Sicht gefällt mir sehr gut und auch von seiner Sicht aus die Beziehung zum Mitbewohner wird gut beschrieben. Shohei ist, egal wie wütend er auf Benjamin ist oder wie sehr er ihm auch die Schuld gibt, ein guter Mensch. Sonst hätte er Benjamin nicht gerettet, sondern einfach liegengelassen, gegenfalls allerhöchstens die Rettung gerufen.


    Dein Tempo ist sehr angenehm und die Interaktion gestaltet sich nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam und die Entwicklung der Beziehung zueiander. Du formulierst Gedanken noch immer sehr ausführlich, es ist aber nicht mehr zu viel. Sondern kompakter, aber damit nicht minder intensiv. Sie gewinnen eigentlich sogar an Intensität, da man als Leser (zumindest ergeht es mir so) mit der Konzentration voll und ganz beim Text bleibt, da er nicht mehr zu ausschweifend ist. Ich denke, ein Grund dafür ist, dass die Gedanken jetzt besser in die Situation "passen", daher schweifst du nich immer in Gefilde ab, die mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun haben.


    Deine Beta. =*

  • [tabmenu]
    [tab=Neues Kapitel]
    So, und wieder einma ein neues Kapitel :> Ja, die Handlung kommt so langsam in Schwung, Benji und Shohei wohnen immerhin bereits eine ganze Weile zusammen und dass es bei Benjis Depressionen nicht problemlos abläuft, dürfte ja eigentlich von vorn herein klar sein. Dazu kommt noch die Trennung Shoheis von Geneviève, die einerseits Erstgenanntem erheblich zu schaffen macht, da er Geneviève nach wie vor liebt. Und Benji glaubt nach wie vor, der Schuldige am Bruch zwischen den beiden gewesen zu sein. Allerdings soll es diesma um Shohei gehen und seine Art und Weise, den Strapazen des Alltags wenigstens kurzfristig zu entfliehen, aus Benjis Sicht erzählt. Unglücklich verläuft es jedoch, wenn man sich zu viel des Guten bedient ~




    Warnung: In diesem Kapitel wird übermäßiger Drogenkonsum bzw -missbrauch behandelt, sowie des Weiteren dessen Auswirkungen. Wem das als zu derbe oder zu maßlos erscheint, der möge Kapitel 6 bitte überspringen ~
    [tab=Meine herzallerliebste Beta ~]
    Hey, Beta :* Nochma größten Dank dafür, dass du meine ganzen Kapitel vorher durchliest, das gibt mir wesentlich mehr Sicherheit, bevor ich es dann endgültig hier poste :> Und du schreibst trotzdem noch einen Kommentar <3


    Woha, Genevieve ist schon eine Zicke. ^^" Vielleicht merkte sie genauso wie Shohei, dass es bald zu Ende ist und wollte für sich selbst einen Grund suchen? Eigentlich war sie mir ganz sympathisch gewesen, daher interpretiere ich für mich mal ihr Verhalten demnach. Denn eigentlich sollte man seinem Partner nach all den Jahren zumindest die Gelegenheit lassen, sich zu erklären.

    Ja, sie ist sehr rigoros, bestimmend und sogar ein wenig verwöhnt, ihre Eltern sind ja nicht gerade arm x3 Und wenn dann jemand nich nach ihrer Pfeife tanzt, kann sie schnell eine Furie werden ^^" Außerdem ist sie sehr stolz, mindestens so sehr wie Shohei. Dass sie vielleicht einen Fehler gemacht haben oder überreagieren könnte, weil etwas nicht nach Plan gelaufen ist, würde sie sich nur in sehr extremen Fällen wirklich eingestehen :3



    Ich find Benjamins Gedanken süß, dass er sich nie ein Mädchen anzusprechen traute. Der Arme =O
    Ansonsten finde ich ihn generell sehr gut dargestellt. Man merkt, dass er depressiv ist. Nicht einfach nur selbstmitleidig (obwohl er das auch ist und schon fast eine Spur zu viel), sondern nun ja... mehr oder weniger krank.
    Da hast du dir eine Herausforderung gestellt. Er ist ein sehr kaputter Charakter, das muss man einfach so einmal dazugesagt haben, und du beschreibst ihn gut. Allerdings stell ich mir am schwersten seine Charakterentwicklung vor. Aber du kriegst das schon hin. ^^

    Hach, seine Charakterentwicklung, da habe ich auch schon mit Eifer und gleichzeitigem Schrecken dran gedacht :x Du hast vollkommen recht, er ist in der Tat ein kaputter Charakter, hat eigentlich kaum Selbstvertrauen und neigt sehr zu Extremen, was später auch noch deutlicher wird. Wenn es keine einigermaßen gute Lösung gibt, wählt er meist die wesentlich schlimmere, schlechte Variante - entweder man spürt etwas ganz oder gar nicht. Mittelmaße sind ihm eigentlich ein Fremdwort, auch wenn er hin und wieder einige Ausnahmen erfährt, eher unbewusst, aber immerhin :3
    Nun ja, er hatte große Angst, sie im Extremfall zu verletzen, deshalb hat er sich allgemein lieber von Menschen ferngehalten. Klar, dass sich seine Depressionen da mehr und mehr angestaut haben, er hatte ja niemanden zum Reden =/



    Weiter im Text. ^^
    Die Begrüßungsszene klingt jetzt nicht... nicht so nach einem alten Ehepaar. Sehr gut umformuliert.
    Er tut sehr viel für Shohei, wohl aus schlechtem Gewissen heraus, und man merkt das auch. Dass er es ihm einfach Recht machen will. Er hat ja noch immer Selbstmordphantasien, allerdings setzt er diese nicht um, wohl aus Dank Shohei gegenüber und weil er ihm nicht noch mehr zur "Last" fallen möchte. Verständlich.
    Der letzte Teil mit ihm ist an sich schon "heftig", klingt aber sehr realistisch beschrieben. Gleichzeitig düster, aber die Realität ist nunmal oft so.

    Naja, so nen bisschen den Satz umgestellt, hattest du ja so in etwa vorgeschlagen, und das war es dann auch ^___^ Ein schlechtes Gewissen hat er auf jeden Fall, immerhin denkt er immer noch, dass er Shoheis Beziehung zerstört habe, er es deshalb gar nicht wert sei, geliebt zu werden, immerhin verursacht er ja allein durch seine Existenz ausschließlich Probleme. Eine harte Denkweise, aber wie du es sagst, die Realität nimmt kein Blatt vor den Mund :x



    Auch Shoheis Sicht gefällt mir sehr gut und auch von seiner Sicht aus die Beziehung zum Mitbewohner wird gut beschrieben. Shohei ist, egal wie wütend er auf Benjamin ist oder wie sehr er ihm auch die Schuld gibt, ein guter Mensch. Sonst hätte er Benjamin nicht gerettet, sondern einfach liegengelassen, gegenfalls allerhöchstens die Rettung gerufen.

    Er kann Benjamin wirklich kaum böse sein, nicht nachdem er gesehen hat, wie weit dieser für ihn zu gehen bereit ist. Trotzdem auf Shohei zu warten, obwohl Benji so ein abweisendes Verhalten von ihm erdulden musste, bei sowas kann man imo nicht eiskalt bleiben :3 Und hey, an dem Abend hatte er wirklich nichts mehr zu verlieren, und einen Menschen sterben zu lassen, um einen vergeblichen, letzten Versuch zu starten, eine sowieso zerbrochene Beziehung zu retten... ~


    Dein Tempo ist sehr angenehm und die Interaktion gestaltet sich nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam und die Entwicklung der Beziehung zueiander. Du formulierst Gedanken noch immer sehr ausführlich, es ist aber nicht mehr zu viel. Sondern kompakter, aber damit nicht minder intensiv. Sie gewinnen eigentlich sogar an Intensität, da man als Leser (zumindest ergeht es mir so) mit der Konzentration voll und ganz beim Text bleibt, da er nicht mehr zu ausschweifend ist. Ich denke, ein Grund dafür ist, dass die Gedanken jetzt besser in die Situation "passen", daher schweifst du nich immer in Gefilde ab, die mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun haben.

    Das kommt aber unter anderem, weil du mir sagst, was ich streichen kann x) Ja, ich versuche, mich mehr an die Szenen zu binden und ich merke selbst den Unterschied zu den ersten Kapiteln, bei denen ich mir echt an den Kopf schlagen könnte :< So viel, wie ich da erst geschrieben habe, würde nicht ma mir selbst durch den Kopf gehen in dem Augenblick, doch mein Perfektionismus funkt mir immer wieder dazwischen ^^"


    Insgesamt danke schön für deine Lesearbeit und natürlich für deinen wunderschönen Kommentar <3




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    "僕の命令は絶対."
    "My orders are absolute."

    赤司・征十郎 ~

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