Wir bitten einfach 11 Freunde und Coca Cola und wie sie alle heißen, dass die Werbesprüche korrekt angepasst werden auf sowas wie "Die Deutschen werden eins, abgesehen von denen, die Fußball nicht mögen oder einer anderen Mannschaft die Daumen drücken oder die auch nur Nationalmannschaftsfußball doof finden." Klingt doch mal nach nem griffigen Werbespruch. Außerdem muss eine Studie durchgeführt werden, wieviele Deutsche der Nationalmannschaft anhängen, damit es dann heißen kann 42,9 Mio oder 17,3 Mio oder 66,6 Mio Deutsche werden ein Team, damit sich ja niemand angesprochen fühlen muss, der nicht auch wirklich EM guckt. Hoffen wir allerdings, dass es nicht gerade 18 Mio sind, damit nicht der nächste rechtsextreme Hintergrund gewittert wird.
Von 11 Freunde war gar nicht die Rede, da war nur die Werbung. Und man könnte ja einfach die Fußballfans ansprechen und nicht das gesamte Land. Fußball ist Fußball ist Fußball und es ist nicht Sache dieses Staates - bzw. sollte es nicht sein, denn in Wahrheit ist es das natürlich.
Es macht einen Unterschied, ob man einen Werbespruch so sperrig formuliert, wie du es tust, oder ob man (wie im Falle Coca-Colas) explizit die Nicht-Fans anspricht und an ihr, na ja, nationales Pflichtgefühl appelliert oder ob man wie Bitburger gleich labert, dass das ganze Land zum Team wird.
Es nervt mich ehrlich gesagt sehr, dass in Zeiten der Fußball-WM und -EM eine Nationalmannschaft zum Seelenklempner einer Nation mit totalen Minerwertigkeitskomplexen wird, sodass sogar vermeintlich linke Blätter wie Zeit und SZ davon schreiben, dass die WM 2014 zeige, dass Deutschland "wieder wer" ist. Als wäre diese hohle Phrase, abgesehen davon, dass es sich um Fußball handelt, irgendein Wert an sich.
Wenn Fußball politisch wird, wird Politik meist sehr, sehr dumm. Und genau deshalb finde ich es problematisch, wenn eine Nation, die wie Deutschland derbe Probleme mit sich selbst hat, die sie gerne auf andere projiziert ("Man darf in Deutschland ja nicht bla bla"), plötzlich die nationale Einheit ausruft, nur weil es endlich etwas gebe, worauf man "stolz" sein könne.
Ich weiß natürlich aus eigener Erfahrung, dass diese Position total unbeliebt ist. Ich bin ja auch kein tumber Fußballhasser, ich mag meinen Heimatverein auch sehr gerne. Aber ich verwehre mich dagegen, dass Fußball zum Staatsprojekt und der Staat zum Einheitsprojekt wird.
Wenn ich mit italienischen Freunden Fußball schaue, trieze ich sie auch, wenn Deutschland gegen Italien gewinnt (was ja kürzlich tatsächlich endlich mal vorkam). Wie gesagt, alles kein Problem. Aber es treten immer noch Männer gegeneinander an und keine Staaten.