@QueFueMejor Ich glaube nicht, dass sich die Union eine Minderheitsregierung antun wird, schon gar nicht mit Merkel. Neuwahlen sind da tatsächlich viel wahrscheinlicher. Die Minderheitsregierung wäre zwar sinnvoller, aber für sowas fehlt schlicht und einfach der politische Wille.
Ich sage euch jetzt mal, welche Szenarien aus meiner Sicht derzeit am wahrscheinlichsten sind.
Die SPD-Mitglieder stimmen für die Große Koalition:
In diesem Szenario wird Merkel erleichtert ihre letzte Regierungsbildung abschließen und einige ihrer internen Kritiker mit Posten versorgen, um nicht gestürzt zu werden. Jens Spahn könnte beispielsweise Generalsekretär oder Kanzleramtsminister werden und wäre damit vorerst ruhig gestellt.
Bei der SPD wird voraussichtlich Nahles Parteichefin und positioniert sich damit schon jetzt für die Kandidatur als Kanzlerkandidatin bei der nächsten Bundestagswahl. Die Groko wird instabil sein und wahrscheinlich schon nach 2 jahren wieder aufgelöst werden, aber immerhin bleibt Merkel damit noch etwas Zeit, ihre(n) Nachfolger(in) aufzubauen.
In der SPD wird es zu keiner tiefgreifenden Debatte mehr kommen, denn eine Regierungspartei beschäftigt sich nicht mit solch einem Firlefanz. Dafür wird sie dann bei der nächsten Wahl unter die 20%-Marke fallen und möglicherweise von der Afd überholt werden.
Die SPD-Mitglieder stimmen gegen die Große Koalition:
Es wird tatsächlich Chaos in Berlin ausbrechen, aber nur bei den Parteispitzen von CDU, CSU und SPD. Merkel wäre nach einer weiteren gescheiterten Regierungsbildung endgültig weg vom Fenster und würde wahrscheinlich mit Jens Spahn ersetzt werden.
Die CSU müsste sich ernsthafte Sorgen wegen der Landtagswahl in Bayern machen, denn ohne Einfluss in der Bundespolitik kann sie sich schwerer profilieren und noch dazu würde sie noch mehr wie eine Verlierer-Truppe dastehen als ohnehin bereits.
Und in der SPD würde wohl die gesamte Führung geschlossen zurücktreten und es wäre eventuell Platz für neue, bürgernähere Anführerinnen wie etwa die Flensburger Bürgermeisterin Simone Lange. Die SPD könnte sich personell und inhaltlich erneuern und sich für eventuelle Neuwahlen rüsten.
Spahn würde die CDU nach rechts rücken, mit der Hoffnung, die Afd so sehr zu schwächen, dass sich schwarz-gelb ausgehen könnte. Die frische SPD-Führung würde die SPD wieder nach links rücken, mit der Hoffnung, Wählerinnen und Wähler zurückzugewinnen, die sich jahrelang von der Politik der Seeheimer-Kreise verarscht fühlten.
Es könnte wieder echte Meinungsvielfalt entstehen, wenn sich die beiden Großparteien wieder klar positionieren und erneuern würden. Das geht nur, wenn die Groko abgelehnt wird.