Jeder, der sich einmal eine größere Preisverleihung angesehen hat, sei es für Filme, Comics oder Bücher, wird gemerkt haben, dass das ganze mehr eine Farce ist, als etwas anderes.
Generell gibt es natürlich zwei Arten von Preisverleihungen: Public Choice Awards, also Werke, die dem Publikum besonders gefallen haben und die meistens über Internetabstimmungen ermittelt werden, und eben Auszeichnungen, die von einer vermeintlich renomierten Jury vergeben werden.
Dabei ist meist folgendes zu beobachten:
Bei den Public Choice Awards jammern diverse Film-/Buch-/Comic-Kritiker herum, wie furchtbar es doch ist, dass dies oder jenes einen Award bekommt.
Bei den von einer Jury vergebenen Preise, zieht derweil jeder andere die Augenbrauen hoch.
Ersteres Geschah ja auch erst letztes Jahr wieder in Deutschland, als eine deutsche Mangaka den Public Choice Preis bekam, worüber sich vor allem die Frankfurter Allgemeine lautstark empörte. Immerhin war es ja ein böser, böser Manga und keine Graphic Novell (die laut deutschen Kritikern das einzig zulässige Comicformat sein sollten, so mag man manchmal meinen.)
Das bekannteste Beispiel International wird wohl die Oscarverleihung sein. Jeder der diese verfolgt - und sei es nur so halb - wird schon mehrfach über einige Preisverleihungen eine Augenbraue oder zwei hochgezogen haben. Denn es gibt einfach Fälle, wo nichts nachzuvollziehen war.
Klassiker wären wohl 2008, wo Hellboy II in der Make-Up Kategorie gegen Benjamin Button (ein Film, bei dem es offenbar zu viel verlangt war, Make Up Wunden konsistent an derselben Stelle aufzutragen) verlor und eben dieser Benjamin Button, mit seinen zwei Szenen, wo die CGI in Ordnung war, gegen The Dark Knight und Iron Man gewann, oder 2011, als Harry Potter 7-2 gar nichts gewann - nicht mal irgendeinen Ehrenpreis für 8 Filme - und auch die technischen Awards an Hugo gingen, was am Ende des Publikums eher als "Der Preis für den Film, der der Academy am tiefsten in den Popo gekrochen ist" ankam.
Oder auch die Liste der Schauspieler, die allein wegen ihrer Vorkarriere - oder weil sie es sich mal erlaubt haben, öffentlich gegen die Academy zu wettern - prinzipiell nichts gewinnen.
Es gäbe für so vieles Beispiele.
Generell bleibt da die Tatsache: Bester Film geht meistens an irgendeinen Film, von dem der normale Kinogänger wahrscheinlich zuvor nicht einmal etwas gehört hat, und der sich meist mit schweren gesellschaftlichen Themen auseinandersetzt (oder alternativ mit der Geschichte Hollywoods), viel nominierte, etwas mehr massentaugliche Filme bekommen meistens (nicht immer) den Award für die besten Effekte und die Auszeichnung für den besten Animationsfilm geht in der Regel ungeachtet der Konkurrenz und der Qualität der jeweiligen an Pixar oder Disney.
Das sind Dinge, die so wahrscheinlich jedem, der sich einmal damit beschäftigt hat, aufgefallen sein werden.
Und bei einigen Sachen wird sie jeder schon einmal gefragt haben: "Haben die die Filme überhaupt gesehen?"
Und nun, teilweise ist die Antwort wirklich: "Nein, haben sie nicht."
Der Hollywood Reporter hat dahingehend dieses Jahr einige anonyme Interviews gemacht, von denen eins zum Beispiel hier veröffentlicht wurde. Natürlich ist es nicht das erste Mal, dass so etwas passiert, doch finden sich dort einige durchaus erschreckende Aussagen - und dieser Voter war ja noch zahm, da er sich meistens enthalten hat, wenn er nur wenige der Filme kannte.
Manche andere Jurymitglieder gaben jedoch offen zu, in einigen Kategorien abgestimmt zu haben, ohne mehr als nur einen Film gekannt zu haben. Ja, einer sagte sogar, für Frozen bei den Animationsfilmen gestimmt zu haben, ohne auch nur Frozen selbst zu kennen - er ging nachdem, was seine Tochter so meinte, er selbst würde Animationsfilme nicht schauen, weil solche Kinderfilme ja furchtbar langweilig sind.
Und wenn man sich durchliest, was so zum Thema "Bester Film" gesagt wurde, lässt sich nur feststellen, dass die korrekte Bezeichnung für die Auszeichnung wohl eher "One of the better historical or political dramas this year, as we don't like the other genre and did not have time to see all dramas" wäre. Oder auch einfach: "That kinda good movie, out of the few we've actually seen".
Einfach gesagt: Ein Film, der es wagt, nicht pretencious zu sein und sich nicht mit schlimmen Dingen der Welt zu beschäftigen (oder mit der Geschichte Hollywoods) hat ohnehin keine Chancen auf den Oscar.
Und das ist letzten Endes auch in etwa dasselbe Lied, das bei diversen anderen Preisverleihungen durch eine Jury gesungen wird. Egal, ob es nun für Filme, Bücher, Serien oder Comics ist. Dramen und Thriller, die sich mit sehr traurigen, schlimmen und erschreckenden Ereignissen, die meist der Realität entstammen, auseinandersetzen, sind meist die Preisgewinner. Oder dystopische Geschichten, die die heutige Gesellschaft kritisieren.
Natürlich, es gibt ein paar Preise, bei denen es nicht so ist (Publisher's Weekly 10 Best Books fallen einem da ein - aber wonach die gehen hat ohnehin niemand so ganz durchschaut), aber generell ist das eben das Muster.
Und wenn ich selbst wieder bedenke, dass mir so diverse Bücher und Filme mit hohen Auszeichnungen einfallen, die ein furchtbares Pacing und sehr oberflächliche Charakterisierungen boten, aber eben schön historisch dramatisch waren und auf der "Oh, böse Menschheit"-Schiene fuhren, dann beginne ich mich langsam zu fragen, ob es eigentlich überhaupt irgendeine Preisverleihung gibt, bei der sich irgendwer bemüht, Filme, Bücher, Comics oder Serien nach objektiven Standards zu bewerten.
Denn Geschmack - sei es der Geschmack der breiten Masse oder der jener Kritiker der Jury - ist gut und schön, aber...
Und wie kann es sein, dass jemand meint Filme mit einer international angesehenen Auszeichnung auszuzeichnen, die er selbst nicht einmal gesehen hat? (Und auch hier wette ich: Im Rahmen der Bücher und Comics gilt dasselbe...)
Wie seht ihr das?
Kennt ihr Filme, Serien, Bücher oder Comics die eurer Meinung nach einen Preis verdient haben, diesen aber nicht bekamen?
Oder kennt ihr Auszeichnungen oder sogar Nominierungen, die in euren Augen einfach nur unverdient waren?
Haben, unter diesen Gesichtspunkten, diese Verleihungen überhaupt einen Sinn?