Sehr geehrte Cassandra,
der Verband der Schneeflocken hat mich geschickt, um Ihnen die Fehler Ihres Werkes ".: Leise rieselt der Schnee … :." aufzuzeigen. Um eines zunächst einmal klar zu stellen: Niemand von uns fühlt sich einsam, wie Sie es hier beschreiben. Im Gegenteil, wir bilden eine große Gemeinschaft untereinander und fühlen ähnlich wie ihr Menschen dort unten.
Spaß beiseite, ich wollte hier schon lange einen Kommi hinterlassen, kam aber irgendwie einfach noch nicht dazu. Das Werk an sich gefällt mir wirklich gut, weil aus einer recht einfachen Situation sehr interessante Gedankengänge entstehen. Besonders die Passage "konzentriert an nichts zu denken" sticht für mich im ersten Absatz heraus, einfach weil sie die Stimmung des Erzählers so wunderschön wiedergibt. Generell gelingt es dir wirklich gut, im ersten Absatz eine greifbare Atmosphäre zu erzeugen - und das trotz "nur" sechs Sätzen.
Abgeschlossen wir der erste Absatz mit der Frage nach der Einsamkeit des Schnees, eine interessante Frage, über die man zunächst selbst erst einmal nachdenken muss, da sie jetzt ja doch eher ungewöhnlich ist. Jetzt habe ich den restlichen Text ja schon gelesen und bin vielleicht etwas voreingenommen, aber meine ersten Gedanken gingen so in die Richtung "Schnee ist kein Lebewesen, wie sollte er also etwas fühlen?" Und trotzdem war ich sehr gespannt darauf, wie du selbst mit der, von dir gestellten, Frage umgehst.
Die ersten beiden Sätze des zweiten Absatzes stellen eine wirklich sehr allgemeine Beschreibung dessen dar, was der Schnee in uns auslöst, oder eben auch nicht. Hierbei könnten diese Sätze aber auch auf nahezu jeden anderen Gegenstand, jedes Tier, jeden Menschen übertragen werden, wodurch sich durchaus ein lebendigeres Bild des Schnees ergibt.
Es folgt der Abschnitt, die Rolle des Schnees für "uns" angesprochen wird. Nachdem behauptet wird, dass jeder genauso gut mit wie ohne Schnee leben könnte, schreibst du Folgendes: "Schnee ist so unabhängig von uns". Ich finde den Satz noch immer interessant und muss auch noch immer etwas darüber nachdenken. Für mich wäre es nachvollziehbarer gewesen, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass "wir" unabhängig vom Schnee wären und nicht zwangsweise anders herum, zumindest nicht nach den vorangestellten Sätzen. Wie gesagt, zuvor wurde behauptet, dass man auch ohne Schnee leben könnte. Auf dieser Basis würde ich meinen Rückschluss irgendwie logischer sehen. Natürlich verstehe ich auch, wie du zu deinem Satz kommst, denn der Schnee ist eben nicht darauf angewiesen, ob wir ihn uns wünschen, aber das wäre zumindest nicht mein erster Gedanke gewesen. (Mein Gott, es ist so früh, ich kann mich nicht so ausdrücken, wie ich es will .__.)
Abschließend zeigst du dann noch einmal alles, was du aus der Lyrik übernehmen konntest. Generell wirkt der Text für mich eher lyrisch als episch, einfach wegen der Stilmittel und der Art, wie er geschrieben ist. Zunächst folgen die Anaphern "Niemand...", wodurch wirklich gut deutlich wird, dass sie eben nicht wirklich gebraucht werden. Es folgt die Frage, ob dies "Freiheit" sei sowie einige Fragen, die aber keine hundertprozentige Antwort geben.
Deinen Gedankengang finde ich letztendlich noch immer sehr interessant, einfach weil er so wunderschön ungewöhnlich ist. Trotzdem komme ich nicht ganz von dem Gedanken weg, dass es auch irgendwie "nur" Schneeflocken sind - mehr nicht.
Wirklich Kritik hatte ich jetzt ja auch nicht, außer dass ich mich in meinem Dasein als Flocke gekränkt fühle. Der Schreibstil gefällt mir wirklich sehr gut, da sich das Werk insgesamt sehr flüssig lesen lässt (Nicht wie mein Kommi, der wahrscheinlich ähnlich verschlafen wirkt wie ich aussehe). Ich hoffe, dass du hiermit trotzdem etwas anfangen kannst. (:
Flocon